Pester Lloyd - Abendblatt, April 1857 (Jahrgang 4, nr. 74-98)
1857-04-01 / nr. 74
1 »«,.. Diltr. EM. gre 11 een 5} NWWMUII Reese: ; « Barmhe- N3»"g:«- Abendb ati des Ve fer § 010. ee | eríten Gtod. Er rer einzelne Peft, 1857. | | Miltwoch, I. April. sz Meft, 30. März. Borgestern Hat in Wien die Schlafverhandlung bezüglich der Ablösung des Privilegiums der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft stattgefunden und wurde der Vertrag Hierüber im 8. T. Finanzministerium unterzeichnet. — Wie uns aus sehr glaubmürdiger Duelle versichert wird, haben die Regierungsporlagen keine Veränderung erfahren, sondern sind, so wie sie gemacht wurden, auch angenommen worden. Nach derselben Direlle bestanden Die Regierungspropositionen wesentlich in folgendem : Bezüglich der mit Schluß des Jahres 1880 eintretenden allfälligen Auszahlung wird der Gesellschaft erstrens die Proposition gemacht, während der Dauer der Garantieperiode die Meberschafte von einem achtprig. Reinerträgnisse zur Deckung eines zweiten Reservefondes zu verwenden. Aus diesem zweiten Reservefonde müßte auch Die Superdividende von 3 vot. 'geleistet werden, und wenn er erschöpft ft haben Die Zufhilfe des Staates einzutreten, welche bei einer später eintretenden Erstartung des Nefervefondes wieder gedeckt werden müssen. — Zweitens wird der Gesellschaft ein Minimum der Superdisidende von 2 pCt. garantirt. Dagegen wird sie der Verpflichtung entholten, einen Reservefond mit 20 pCt. der Superdisidende zur Ergänzung der Spätigen Aktienzinsen zu bilden, so wie mit Ende des Jahres 1880 jede Verbindlichkeit zur Rüczahlung empfangener Beträge unbedingt aufhören würde. 15. Dee Donaudampfschifffahrtsgesellfahft beginnt die Personenfahrten von Wien nach Pest Montag am 6. April. Von Dienstag 7 angefangen geht täglich ein Stahtschiff von Wien nach Pest (nur an den Montagen nicht), und Die Waren werden mit einem Tage Xieferzeit zum Transport übernommen. Politische Nundichan, 1. April. Die österreichisch fardinifge Streitfrage fleht auch Heute im Vordergrunde unserer Nachrichten. Nachdem die „Defterr, Sorresp.", wie es aus unserer Depesche im Morgenblatte ersichtlich, die Zurückerufung des sardinischen Gesandten von Wien nach Turin, und das Einverständnis des Turiner Kabinets mit dem Grundlage, „Daß der Abbruch der Diplomatischen Verbindungen dem Verfeht österreichischer Unterthanen mit Sardinien und den Rechsverhältnissen derselben in Feiner M Weise zum Nachtheile gereichen solle” gemeldet, — fährt sie fort; In der erwähnten amtlichen Mittheilung ist auf die österreichischen Beichmerden gegen Sardinien nicht eingegangen. Die f. ft. Regierung wird, unter den gegebenen Umständen, die Ergebnisse weiterer Wahrnehmungen erwarten, aus denen si herausstellen muß, ob Die ft. sardinische Regierung sich fortan eines bessern nachbarlichen Verhältnisses befleißigen, oder ob sie zu den bestechenden Beschwerden noch neue Heranlasfen wird. Gleichzeitig gehen uns folgende Details über den diplomatischen Abbruch zu. Man schreibt uns nämlich unter dem gestrigen Datum aus Wien: Die t. fardinische Gesandtschaft hat heute früh ihre Firmatafel abnehmen lassen. Die Gesandtschaftskanzleien sind von dem Haufe Nr. 967 in der Kärthnerstraße gleichfalls Hexte zur französischen Botschaft in der Walnerstraße Nr. 273 übergesiedelt, wo die laufenden Kanzleigeschäfte von nun an, besorgt werden. Der f. sardinische Lefchaftsträger , Marquis Bantone di Cena, hat die diplomatischen Verbindungen abgebrochen, seinen Aufenthalt in Wien aber verlängert, und wird als Privatmann noch mehrere Tage, vielleicht bis Ostern, in Wien verweilen. Die sonstigen Nova beschränken ss auf folgendes : Nach den gestrigen „Debats“ ist die Schwierigkeit in Betreff der Verzichtleistung auf die Souveränetät des Fürstenthums Neuenburg behoben ; es handle sich aber noch um einen Erlast von 2 Millionen Stancs für die Neventen der Domänen seit 1848." — In der Berliner Abgeordnetenfisung vom 30. März erklärte der Ministerpräsident 9. Manteuffel, daß er versichern künne, Preußen werde in der Herzogthümerfrage, in welcher die Negierung die ernsteste Aufmerksamkeit widme, einig mit ganz Deutschland und entschieden vorgehen. England scheint wenig geneigt, trog der friedlichen Absichten des Kaisers von China, den gegenwärtigen Kampf resultatlos verlaufen zu lassen. Der „Advertiser”, der so ferne nicht steht von Palmerston’s Inspirationen, laßt si schreiben : „Was wir braucen, ist eine Position im oder nahe am chinesischen Reich, wo wir frei und ungestört unserem Handelsberuf obliegen können. Wir haben einen Punkt der Art in Canton, aber es fehlt ihm eine Haupteigenschaft — die Unabhängigkeit. Wir müssen irgend einen Punkt haben, der eine Beherrschung des Handels von Oftasten begünstigt. Es wäre nicht sehwer ihn zu erlangen. Es gibt im gelben Meere Inseln, von wo aus wir alle europäischen Konkurrenten durch niedrigere Preise verdrängen und selbst den Neffen und Amerikanern die Spike bieten künften. Bor einzigen Jahren wurde die Insel Alceste als Waarenplag für unsern Handel mit China vorgeschlagen. Sie liegt etwa 100 Lienes vom gelben Strom und dem Yangtse-Hangs, nur ein paar Tagretter per Segelschiff von den entferntesten Häfen des Meerbusens von Petche-It, und an der gewöhnlichen Seestraße der chinesischen Kauffahrteidseehanfen. Sie ist nicht nur für den Handel mit China, sondern auch mit Yapan günstig gelegen und eignet sich zum Stationsmart zwischen den Philippinen und den nördlichen Theilen China’s. Sie liegt auch dicht an der Halbinsel von Corea. Nebst diesen Worteilen der geographischen Lage ist, wie sich von selbst versteht, der Umstand, Daß es eine Sinfel ist, von hoher Bedeutung, Es gibt dort noch andere Inseln, die eben so nüglich sein würden, und die Abtretung einer davon könnten wir son chinesischen Negierung billiger Werte als Unterpfand ihrer künftigen Loyalität ordern.” Eine der rechten Staatsaktionen Danilos v. Montenegro war bekanntlich die Einziehung der geistlichen Güter. Diese Maßregel hat man bei dem Klerus der Czernagora Unzufriedenheit hervorgerufen, und es bildet sich dort eine Partei, die sich mit ihren Beschwerden nach St. Petersburg sichtet ; eben Daselbst befindet sich im Augenblicke der Archimandrit 9. Ostrog. Der Präsident des Senates in Montenegro, Georg Petrosih, Oheim des Fürsten Danilo, sah sich deshalb genöthiget, Montenegro zu verlassen. Ueber die Regierung Micky’s, der in Abwesenheit Danilos anstatt dessen fungirt, schreibt man der „Oefferr. 3." 2 „Mirko führt in der Gzernagora ein wahres Schwedenregiment. Danilo und Mirko verfolgen die altmontenegrinische Partei, welche von einem weltlichen Fürstenstuhle nichts mwisfen und nur einen Vladifa als ihr Oberhaupt anerkennen will, mit Beer und Schwert. Alle Personen, gegen welche ein Verdacht vorliegt, werden versfolgt. Die selferrechtswidrige Verhaftung des Luka Radonie ist eben nur eine Folge dieser Schredensherrschaft. Bis zur Stunde wurde derselbe den österreichlichen Gerichten nicht ausgeliefert. Auch heißt es, daß der nag Wien abgegangene Sekretär des Fürsten Danilo, Medafovie, auf dessen eigenes Verlangen zur Haft gebracht werden sol Infolge all dieser Zustände flüchten sich auch die angesehensten Häuptlinge der Gegenpartei auf fremdes Gebiet, um vielleicht in Kurzem mit den Waffen in der Bauft wiederzukehren.” Der „Moniteur"Artikel gegen den Bischof Moulins wird von einem Theile der französischen Presse scharf beurtheilt. So läßt fi Veuillot im „Univers" vernehmen : „Er wissen nicht, ob es erlaubt ist, die Artikel des „Moniteur“ zu besprechen und auf seine Angaben zu antworten. Dennoch kannen mir uns nicht enthalten, hervorzuheben, von welcher Wichtigkeit Diese Kundgebung gegen einen Bischof ist, die ihn wegen Dinge beschuldigt, die noch von seiner Autorität, nicht einmal von der weltlichen, als strafbar erklärt worden sind. Der „‚Montteur’ greift der Entfgeißung des Staatsrathbes in einer sehr seltsamen Weise vor. Das ist aber nicht Alles. Der Bischof ist vor der ganzen Welt bezeichnet als Semand, der die Interessen der Religion und die Interessen der öffentlichen Ordnung gefährdet Br. Wenn der Bischof die öffentliche Ordnung gefährdet, so ist er den gewöhnlichen Gerichten Rechenschaft schuldig, hat er die Religion in Gefahr gebracht, so muß er vor das Tribunal der Kirche vermieten und von ihr gerichtet werden. Man thut von alle Dem nichts und man gibt ihn ohne Verbeiiigung der öffentlichen Meinung Preis, und zwar auf die grausamste und eine ganz ungebräuchliche Weise. Man hat gegen ihn petitionirt? Wenn die Ausübung des Petitionsrechts seinen Beschränkungen unterworfen wäre, so würde es wenige Departements geben, wo man sich nicht gegen jeden Inhaber der Autorität eine große Anzahl von Unterschriften verschaffen könnte. Kein Amt ist gegen Denunciationen dieser Art gesichert. Man erlaube nur noch zu bemerten, daß die ganze Wahrheit so lange nicht gekannt sein kann, als der Bischof nicht gesprochen hat Bis fest aber hat der Bischof, die Würde seiner Stellung wahrend, welche die eines zur Strenge gezwungenen Baters ist, den Feindselig- Tetten, deren Gegenstand er von Seiten mehrerer Mitglieder seines Klerus is, nur das Stiffsehweigen entgegengestellt.“ Auch Die „Union“ hebt hervor, daß es sich hier nicht um einen Konflikt zwischen dem Bischof und der Regierung, sondern zwischen der Kirche und dem Stuante handele, und die „Assemblée nationale" begleitet den gestrigen „Moniteur“-Artikel mit diesen Worten: „Wir sind überzeugt, daß die edle und erhabene Seele des Bischofs von Moulin allen Prüfungen gewachsen sein wird, wenn Die Umstände es erheirschen sollten." Was die Dichteteson Moulins inbesondere betrifft, so meldet der „Messager de l’Allier”, welcher das Organ der Gegner des Bischofs ist, daß „a lintention“ des Abbe Gounet — eines der suspendirten Priester — in einer Kirche von Moulins eine Messe gelesen wurde. „Die traurigen Vorgänge, bemerkt hiezu der Korrespondent der „Neuen Preuß. Burg.", Haben also Schon die fast beispiellose Folge gehabt, daß in der eigenen Diözese ein Gottesdienst zu Ehren eines suspendirten Priester gefeiert wird, Sch bin überzeugt davon, Daß Die Regierung derartige Demonstrationen mißbilligt. Wie es heißt, hat der Papst ihr Ansinnen, den Bischof von Moulins zur Demission aufzufordern, abgelehnt,” In Aus Wien 31. wird geschrieben: Für Ihre Majestät die Kaiserin werden reiche ungarische Kleider angefertigt, welche Allerhöchst Dieselbe zur Zeit der Anwesenheit in Ungarn tragen wird. Auch die Hier befindlichen ungarischen Damen beschäftigen in diesem Augenblicke zahlreiche Hände mit der Anfertigung von ungarischen Nationalffeidern. Hrn, AA. Börser- und Handelsnachrichten. * Wien, 31. März. Orientb. 661. London, 50. März, Paris, 30. für Kreditaktien Ungeachtet bedeutender Berliner Verlaufsormes die gestrige Abendbörse in günstiger Tendenz, und hoben sich Kreditaktien bis 2684, Nordbahn auf 2287/4, und auch konnte, nur entschieden günstig beurtheilen. So erreichten 272, während Nordbahn nur langsam auf zur gestrigen Notiz behaupteten, sich Wechsel stark begehrt, aber doch etwas nachgebend, von Metallen Go Y,Y, pCt. höher. Schlußfurfe: Kreditaftien 2719/,, Nordbahn 224, Staatsb. 246, Theisbahn 103%, 905 öfterr. Staatsbahn 781. Berlin, 30. März. 5pCt. freiwillige Anleihe 991/, 5. öfter. Met. 80; 1854er £ ofe offerivt; für und mesentlich 1075 161 ; Kreditaftien 136 ; Sheifbahn 102; Berlin, 30, 82%,; fungen fester; disponible Waare Iofo und fehwimm, 84—Sdpfd. zu den niedrigeren Pfeiser 409/, Thl., 86—87pfp. AL Ihr, pr. 2050 Pfd., schwinmende Ladungen zum Frühjahrspreise bezahlt. Gekündigt 50 Mipt. RNübst, flau und wesentlich gewichen, und März behauptet. Spiritus: zulegt wieder besser bezahlt, nachdem 130,000 rt. gekündigt, ruhiger aber und niedrigerer Pariser billiger, fließt unter lebhaften vüsichtigung des Ultimo, gelb gefragt, für erstere fehler, meldet YOpfd. 3 Uhr. Notizungen 229 gingen National=Anleihe TH. bezahlt, verkehrte der Charakter der heutigen Börse 78 pCt. Konf. 937/9. besonders anfangs Umfügen lügt sich, Kreditaktien und Staatsbahn Roggen, und Heinen Gtaatsbahn mehrfach eröffnet sich Schwarzin Beeinen meitern Aufschwung nicht verhindern wieder März. 3pEt. Rente 70,50, 47///pEt. 92,20; öfter, März. Getreidemartt: Weizen: öfter. felt fehliefend. Nat. mie Toto animirt und steigern, bis 2. a ZA