Pester Lloyd - Abendblatt, April 1857 (Jahrgang 4, nr. 74-98)

1857-04-08 / nr. 80

LaDaniella von George Sarrol. (Fortsetzung.) Wir beobachteten unser e­m­­er ein paar Minuten lang. Wir sahen die Offi­­ciere muthig den Terrazone auf-und abschreiten und sich abmischen,ihre Leute zur Rü­ckkehr dorthin zubewegen,bis sie sich endlich mit der Capitulation herbeiließen, daß dieser offene Raum ganz ebenso gut bewacht sein würde,wenn man an jedem der beiden Endpunkte eine Schildwache aufstellte.»Die Burschen haben Angst,begann ich zu Tattaglia.Das leiseste Geräusch,das siel­ ein bisschen wie eine unterirdische Explosion anhörte,wü­rde sie in die Flucht jagen,wenn es uns gelänge, einen der­artigen Lärm in den unten gelegenen Sälen des Schlosses hervorzubringen, denn so viel steht fest, sie träumen von Minen, Einsturz . . ." — „Ich, fiel mir Tartaglia ein, aus seinem Nachdenken erwachend, ich träume von etwas Vernünftigerem, Mof­­fion. Hören Sie mich an, und, wenn ich ein Narr bit, glauben Sie mir nie mehr, . " — , tasi deine Spee sehen 17 — „Wir sind nicht allein hier verstect , z­wei­­feln sie daran gegenwärtig 77 — „So wenig wie Du, weiter “" — „Weiter, Moffion ? Die Leute, die unter dem Terrazone eine so gute Küche führen, ohne sich wegen der Stärbarkeit ihres Rauches zu geni­en, und uns ohne Geriffenschiffe den Türtlichen Duft­ ihrer Schlemmerei so grausam in die Nase steigen lassen . . " — „Stil da! horch ! unterbrach ich ihn. Glaubst Du fest, daß ich träumte, als ich den Klang eines Flügels vernahm 2” — „Sa, Moffton, ich höre! Ich bin nicht taub! Ein gutes Piano! schöne Mufti ! Halt! 78 ist die Arie der Norma! Ach! hätt’ ich meine Harfe hier, Moffton, so sollten Sie ein hübsches Duo zu hören bekommen !“ Ein paar Augenblicke fanden wir stille und Taufechten sehtweigend dem phanta­­stischen Piano, das weder so gut war, noch so gut gespielt wurde, wie Tartaglia behauptete, das uns aber, top unserer Beflommenheit, mit toller Luftigfett erfüllte, wie sie Einen, inmitten der mißlichsten Situationen, In Träumen­ ergreift. Nicht weniger erstaunt waren wir zu sehen, wie die Carabiniers bei dieser neuen Bizarrette gleichgiftig blie­­ben. Offenbar hörten sie nichts davon. Gleich Schallröhren trugen die hohlen Säulen des Terrazon: diese mystischen Töne zu uns, die si dann sofort in den oberen Kuft­­regionen verloren und wir unsere Wächter, die etwa hundert Schritte tiefer postirt waren als wir, unfaßbar wurden, „Xtto, fing’ Tartaglia wieder an, sie wohnen da drunten, die Anderen! Sie haben gute Zimmer, gute Kost, schöne Tafelmufii und Feine Ahnung davon, Daß die Carabinieri über ihren Köpfen lagern !” — „Das triffen mir nicht , aber mir wissen, daß die Carabinieri so eben’noch Feine Ahnung davon hatten, daß zu ihren Füßen Gefangene sind.” — „Freilich! da sie bei dem Rauche folgt eine famose Angst­erpacte! Aber, wie gesagt, Moffton, wir haben da Unglücks gewoffen , auf welchem Wege sind sie hingelangt ? — „Auf einem äußeren Eingange, der da ist und den die Carabiniers nicht fennen." — „Und die Polizei eben so wenig, auf mein Wort !“ — „And Daniella und Olivia nichts sie hätten mir’s sonst mitgetheilt.” — „Und sie wissen eben so wenig, daß es hier noch aufer uns andere Flüchtlinge gibt, da sie uns davon ben­achrichtigt haben würden "7 — , Nun?" — ,Nun?... aber wenn es ín diesem Teufelsschleffe unterhalb der Böschung der Terrasse einen Ausgang gäbe. . . so wären diese Gefangenen bereits abgereist, oder im Begriffe abzuziehen. Sie würden daran denfen, sich aus dem Staube zu machen, und nicht beim Mahle die Norma Bel­­tons studiren.‘’ „Das sag’ ich mir auch , zumal da ich denfe, ihre Gefangenschaft In jenen Höh­­len, muß noch viel friedlicher als die unsere sein.” — „Das ist’s, was mich quält, meinte Tartaglia topffhu­tternd. Sie haben Thüren öffnen und fließen hören. Es gibt eine bequemere Communication zwischen ihnen und uns, als Ihre verteuf­ste­­n­ Teile , die uns begraben wird, wenn ich­ fortfahren sie zu durchtößern. Wir haben sehrecht gesucht, Mortou I" — „Sangen wir von vorne an!" — „Das dacht’ ich eben,” — ‚Nehmen wir Hade und Hate auf alle Fälle mit und zünde die Laterne an!" — „Aber, zum Henker, Moffton, erst speisen Sie zu Mittag!” — „Nein, wir speifen hernad ! Man muß der Eingebung folgen, so Tange sie frisch if. Ich weiß nicht mis­­halb? aber ich bin überzeugt, es wird uns jegt gelingen, nun wo mwir die Gemeißheit von der Anwesenheit ver Anderen haben, wie Du sie nennst.” — „Lassen Sie mich einen tüchtigen Borrath von Neidhölzchen mitnehmen, Moffiou! So Tange ich Flar sehe, bin ich Tetolich muthig.” — „Sehen wir durch, mein Atelier ! dort habe ich Alles mas wir brauchen !” Ich nahm den Schlüssel der ehemaligen päpstlichen Capelle, die Ich mir erlaube, sehlechte, mein Atelier zu nennen, und wir trafen dort unsere Vorbereitungen. Als ich auf der Staffelei meine fast fertige Studie erblickte, mit der ich, nebenbei bemerkt, nicht eben unzufrieden bin, ging mir’s durch den Kopf, irgend ein neues Begegnis könne mich an ihrer Vollendung hindern, so wie auch an derjenigen des Albums, in dem ich, meine Abenteuer für Sie aufzeichne. Ein Instinkt Kindischer Anhänglichkeit an diese beiden Gegenstände,­ die meine Freuden mit mir geworfen und mich bei meinen Leiden zerstreut hatten, überfiel mich und ich Fletterte eine Leiter hinan, mittelst deren ich ein Loch in der Mauer erreichen kann, das eine Art zufällig dieser Tage von mir entdeckten Berstedes bildet. Dort legte ich meine Feine Leinwand und mein Manu­skript nieder, wobei ich mir sagte, im Falle einer z­wangsnweiten Abreise würde ich sie vielleicht einmal dort wieder finden. „Was machen Sie da, Mofftou? fragte mir Zarzaglia unruhig. Haben Sie irgend eine Ahnung ? Sie stimmen mich traurig, mich, der ich von unserer heutigen Abend-Expedition eine so gute Meinung hegte !” Ich stand noch auf der Letter, doch vergaß ich das Herabsteigen und dachte auch nicht daran, ihm eine Antwort zu geben. Wir sahen uns Beide gegenseitig mit dem Ausdruck­ des Zivel­­fele und des Erstaunens an , es fehlen und, man habe so eben leicht an die Thüre im Hintergrunde der Kapelle geflopft. . Tartaglia zog, ohne ein Wort zu sagen, seine Schuhe aus und ging sein Ohr an jene Thüre Iegen, man Hopfte zum zweiten Male bescheiden daran. Ich winkte ihn aufzumachen, Die Neugier trug bei mir den Steg über das Mittrauen davon. Bei ihm fand der entgegengefegte Impuls statt , denn er wirste mir heftig , mich still zu verhalten und, zu feinen Fügen blidend, nahm er einen Brief auf, den man unter der Thüre durchgeschoben hatte. Sch riß diese Botschaft an mich und entsiegelte sie hastig. Sie enthielt in französischer Sprache folgendes : „Der Prinz von Mondra­­gone erfuh­r Sie, ihm die Ehre zu er­weifen, bei ihm zu speisen und den Abend zuzu­­bringen, W­an wird mustetren”“ Auf der Adresse stand : „An Herrn Sean Balrey, Maler in seinem Atelier zu Mondragone. Das parfi­­mirte Rosa-Seiden-Papier war ausgezackt, mit Blumenguirlanden bemalt und in der Ede mit einem vergoldeten und illuminirten Wappenschilde verziert. Staunend be­trachtete ich das seltsame Billet, während Z­artaglia sich die Gesten hielt, um nicht ganz laut loszulachen ; so spaßig erschien ihm der Handel, so angenehm die Aussicht auf ein Mittagmahl, doch als ich dem Ueberbringer dieser Höflichen Einladung öffnen geben wollte, verfiel Zartaglia in seine Furcht zurü­ck und trat mir in den Weg. „Nein, nein! sprach er ganz Weife, das ist vielleicht eine Saile; gehen Sie nicht bin, Mofftou! Das schmekt nach dem Souper d des steinernen Daftes!“ Man klopfte zum dritten Male, das hieß eine Antwort verlangen. Ich stieß Tartaglia zurüc, wobei ich ihm ganz laut sein Mißtrauen vorwarf, und ich öffnete einem sehr gut gefleideten Groom mit intelligentem Gesichte: nur trug sein eleganter Anzug etwas Staub an sich und war hier und da mit Fäden von Spinnenwegen gestreift, ein unvermeidlicher Zierrath für Jedermann, der sich in den Sälen unseres Herrenhauses bewegt. „Wer ist das, der Prinz von Mondragone ?" fragte ich ihn ohne Umschweife, hinter ihn Bildend, um mich zu überzeugen, daß er allein fe: „Mein G­erz 1% erwi­­derte der Knabe, auf italienisch, ohne zu zögern, wobei er unter der reipertabfen Miene eines gut erzogenen Lalaten einen luftigen oder spöttischen Ton beibehielt. „Schöne Antwort! rief Tartaglia, Da sind wir so Flug wie zuvor! Ich, der ich den ganzen Adel Italiens fenne, ich sehmöre Ihnen, Mofftou, daß Ich niemals von einem Prinzen von Mondragone habe reden hören!" — „Wil Monfleur dem Prinzen eine Antwort einbeilen ?" fragte der Genmm ohne aus der Fassung zu kommen. Ich glaubte dieselbe Kaltblütigkeit zur Schau tragen und diese Phantasmagorie als etwas­­ ganz Natürliches aufnehmen zu müssen. „Sagen Sie Ihrem Herrn, ich würde sehr gern kommen, wenn ich einen Anzug hätte, allein...“ — „Ob­ das thut nichts, mein Herr ! Es sind lauter Männer ; überdies weiß man, das Sie auf der Neife sind.” — , Das nennt er auf Reifen fein! fiel Tartaglia in täglichem Zone ein, Aber bin ich eben­­falls eingeladen, Ich? Den Henker auch, wenn ich allein Bliebel! .. — „Ich Inve Eudh ein, Ih! entgegnete der Groom, In der Domestikenstube ist gleichfalls. Diner und Spiree,‘’ — „Aber, . ., hob Zartaglia wieder an, meine Antwort nachäffend ; ich bin nur nicht in tivrée ! — ‚Macht nichts! Ihr setd gleichfalls auf der Reife !‘‘ — , Sa fo! freilich! auf der Neffe ! ich dachte nicht gleich daran!” — ‚,‚Und wann findet diese Epirce statt 2 fragte ich, — „‚Sogleich, Monsieur! man erwartet nur Ste no, — , Ab! man wartete auf mich? Sehr gut! Und ma, bitte, wohnt der Prinz?‘ — „Unter dem Terrazone, mein Herr." — , Das weiß ich wohl, aber wie gelangt man von hier­ aus dorthin?’ — , wenn­­ie die Güte haben wollen, mir zu folgen , . „* ersciperte der Kleine, wobei er eine Feine Blendlaterne aufnahm, die er an der Schwelle der Kapelle eingestellt hatte. „Ach, Moffton! rief Tarr­­aglia, dessen Heiterkeit zurü­ckgekührt war, hätt’ ich wenigstens Zeit gehabt, Ihren NIE auszuhürten und Ihre Haare ein bisschen zu brennen! Aber wer sonnte auf so etwas al re­n "KER " folgten dem Groom, der uns geraden Weges nach dem Pf­ührte die Heine Treppe hinabstieg, in einen der von mir einen er en­kes Trümmerhaufen fortschritt, wobei er uns höflich leuchtete „und uns bei jedem Hinder­­nisse warnte, da er sie alle auswendig zu sennen sehten. Endlich schlüpfte er in einen Gang, und blieb vor einer kleinen, in der Mauer ausgehöhlten Nische stehen, wo ich bei meinen Nachforschungen während der vorhergehenden Tage Halt gemacht. Darauf legte er den Singer auf irgend­einen Nageltopf, der ein Glöck­en in Bewegung fegte und stellte sich aufrecht in die Nische, wo er unterwürfig seinen Hut abnah­m mit den Worten : „entschuldigen Sie, daß ich so rangebe, um Sie anzumelden“, sich Tang Jam um sich selber herumdrehte und verschwand. Es war eine Drehlavde gleich den­jenigen, die in den gesperrten Klöstern zum Einlasfe von Paceten dienen und die ges wiß oft zur Begünstigung geheimer Mittheilungen, bei denen der Buchstabe des Regle­­ments nicht verlegt werden­ sollte, gebraucht worden sind. Diese hier ist aus starrem Holze, aber mit einem Beben von Malerei bedeckt, der Die Folge hatte, daß ig sie nicht von der alten, sie umgebenden Steife unterschied. Bei dem hohlen Geräusch, das die Drehlade machte. Indem sie sich um Ihren Eisenzapfen drehte, erfannte ich jenen Lärm wieder, der mich in Unruhe verfegt hatte. Die Lade folgt einem von hinten her gegebenen Impulse : dort halten massive Niegel sie fest und wie eine wirkliche Thüre gefehloffen. Diese, ihrer großen Einfachheit wegen sinnreiche Maschinerie ist bei­­nahe unmöglich zu entbehen. Sobald, sie, uns ihre convere Seite zufehrend, den Groom entführt hatte, drehte sie sich zurücc, bis wir mieder ihre concave Seite vor uns hatten, in der ich kaum Play genommen, als ich mich auch sihon einem Manne in weißer Weste und Schürze gegenüber befand, der mich mit einem­ Randfuffe begrüßte und sich breilte den Halbzylinder zu drehen, in dem Zartaglia seinerseits erfehlen, in die Hände schlagend und Bewunderungsrufe ausstoßend. Er war in der berühmten Riesenfische von Mondragone, in der Küche seiner Träume, in der Befana! Ich will Ionen das Lofal, das, zumal­ mit Rückficht auf die Umstände, "unter denen es sich meinen Augen darbot, in der Dilt vielleicht einzig dasteht, beschreiben, und so ausmalen, als hätte ich mir gleich bei dem ersten Anblicke von feinen Details Mechenschaft ablegen künnen, die ich nach und nach zu prüfen Mufe b hatte. Es ft ein gewölbter Saal, den zwei Reihen massiver vierediger Pfeiler in drei Räumlichkeiten theilen. Das Ganze nimmt­­ sich wie eine unterirdische Küche aus und ist eben so groß. Eine der Seiten, die man Schiffe nennen künnte, hat sich gesenft, At aber dem An­­scheine nach, mit recht festen Stügen versehen: es­st das diejenige, Die an das Pianto stößt und wahrscheinlic auch an den, von mir und Tartaglia entdedten Einsturz in der Galerie ; denn das Wasser, auf Das wir getroffen waren, dringt in dies Schif ein und bildet dort, in gleicher Ebene mit dem Steinboden, ein seltönes Nefervoir. Dies­er­­bendige Wasser fliegt hindurch, murmelt unter den Nannenbruchftäden und verschwindet mit einem geheimnißvollen Geräusch in einem­ finstern Schlunde. In dem anderen Seitenschiffe landen in diesem Augenblicke zwei von den vier monumentalen Kaminen, deren Nauch wir über die Heine Casinoterrasse hatten fortziehen sehen, in voller Shä­­tigkeit. Der erquidliche Geruch, an dem Zarzaglia wid­­ergögt, fand seinen begreifli­­chen Grund in sehr umfangreichen Vorbereitungen. Außer dem Küchenjungen, der mich empfangen hatte, bewegte sich ein großer Koch mit schwarzem Barte, majestätisch wie der König der Unterwelt in Person, langsam um die Defen, und Übermachte ein Dugend SaneBIeN, Pr Ai ae De­nen kein ich einerlei sichtbare üren, Keinerlei Senfter verrathen die Eristenz di ta menten Lofales, das Durch die ungeheuren Herde hinlänglich pl­an wird. Alle ehemaligen Ausgänge sind mit massiven Stücen vermauert, die ebenso die sind, als die früheren Einschnitte tief waren. Nur in dem Mittelpunkte des großen Mittelschiffes führt eine breite Stiege zu einem Säulengang herab, der sich in eine Arcade mit abschiffiger Wölbung verläuft. Dieser Perzstyl war mit Stroh bestreut und vier gute SRoffe waren dort angebunden, wie in einem Stalle. Doch das merkwürdigste Detail dieses Logis war das für den Hauptbewohner aufbewahrte und folgendermaßen eingerichtete Ende selbigen Mittelschiffes.­n einer, etwas mehr als der Rest des Baumerfes über den Boden erhabenen Halbrotunde teh ein großes Marmorbaffin, das unwahrscheinlich mit der äußeren Fon­­taine am Fuße der Terrassenböschungen correspondirte, in unregelmäßigen Zwischen­­räumen einen reinen Wasserstrahl springen, der ganz neuerdings mittels­ eines Schilf­­rohres in Ordnung gebracht war. Etwa zwanzig Blumentöpfe umgaben diese Fontaine. Es waren ziemlich gewöhnliche Kalthausblumen und ein paar Feine Orangenbäune, hier ganz wie in Paris das Zeichen eines bürgerlichen Lurus. Allein der dürftige Wohlgeruch dieser Pflanzen ward durch den Duft in Wein gekochter Fische und zer­­riffenen Bettes neutralisirt, der die Nase Tartaglia’s so angenehm gefigelt und die Atmosphäre, in die man uns eingeführt, volständig gesüttigt hatte. Uebrigens gewährte die Halbrotunde, in der man so eben im Begriffe war die Mahlzeit anzurichten , den Anblick eines Comforts , der auf geistreiche Weise der traurigen Zerfallenheit des Gebäudes abgerungen war. Die naffalten Winde waren, etwa zehn Fuß hoch, mit alten Tapeten bedreht. Der Steinboden war wieder mit Mat­­ten und, unter dem­ Tische, mit langhaarigen Ziegenfellen belegt. Ein groß­e Sopha, dessen Altersschwäche durch mehrere, darüber ausgebreitete Mäntel verborgen war, nebst ster Lehnfesfeln, auf die man weiße Tischtuchbeeten wie Schabraden gelegt ; ein ziemlich bäßliches Planino, das, um es gegen die Feuchtigkeit zu fihüsen, auf eine aus rohen Brettern gezimmerten Estrade gestellt war; ein gewaltiger, in Cluth stehender Bra­­fero, der das arme Instrument von der Einen Seite her briet, während ihm auf der anderen die Nachbarschaft der Fontaine Zähneklappern verursachte — Umstände, die mir recht wohl erklärten, warum es mir so verstimmt erschienen war; ein prächtiger Schreibtisch à la Pompadour, dessen eingelegte Schlagarbeit aus Natenholz zur Hälfte abgefallen, und dessen Kupferaufzug Grünspan angeregt hatte; ein sehr zierliches Nette­­toiletten-Neceffaire, das auf einem Zwische von rohem Holze aufgerollt und mit einem­ großen Cache­nez von Cademire wie mit einem Teppich zugebeet war; eine, mit einer gesteppten Decke aus geblümtem SKattun verzierte und von einem alten Windschirme umstellte Eisenbettstelle; eine Guitarre, die nur noch drei Saiten hatte; der inmitten des Halbfreifes aufgestellte und ganz mit altem, fischartigem, zusammengeslaubten Steingute befegte Tildy, der jedoch­ darunter auch einige sehr kostbare, fast unbezahlbare Gefüge trug ; endlich ein kleiner Liebesgott aus weißem Marmor in einem winzigen, in einem Kastın gezogenen und Taubenförmig zugeschnittenen Myrthenbuche, ein Lurus­­gegenstand, der Anspruch darauf machte für einen Tafelaufrat zu gelten: das waren das Ameublement und die Dekoration dieser, in einer Mitheilung des durchlaufenden Saal­s improvisirten, volltändig eingerichteten Wohnung. (Fortlegung folgt.) Verantwortlicher Redakteur: Karl Weißkircher. Er Schnellpfeifenbind von Emil Müller, Dorotheagaffe Nr. 12. — Verlag der Petter Lloyd gesellsäaft,

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