Pester Lloyd, April 1858 (Jahrgang 5, nr. 74-98)

1858-04-08 / nr. 79

Ter Depeschedes,",Prstek«Lond«.f London,7.ApriI.-,Times««bekämpftdas ProjektdesSuezkanales-alseine franzó­­fifbe Intrigue gegen England? Uebergewicht Egypten. Dieselbe hofft, Lord Malmesbury werde jedwede europäische Einmischung in­frage ablehnen, die in Perim­­ Dänemark und der Bundestag. Heft, 7. April. Es gehört selbst für einen eifrigen Zeitungsleser jene „Luft und Liebe zum Ding”, die nach dem Sprichworte „Müh und Arbeit gering macht”, dazu, um fi­­dur vas enplofe labyrinth des Depeschenmechfeld in der deutschspäni­­schen Frage gedulvig durchzukämpfen. Wir haben es daher vorgezogen, die einzelnen Nuaneirungen, welche dieser Streit während der­legten­ Zeit durchgemacht hat, bisher auf sich beruhen zu lassen. Um so mehr, wird es índessen zur Pflicht in dem Augenblice, wo die Sache abermals dem Bunt Destage zu einer, für das Soldtal der Herzogthümer jedenfalls inhaltsschweren Entscheidung vorliegt , in ges­drängten Zügen ein Bild der Situation zu entwerfen. IA es ist das um so nothwendiger, als die jüngste Antwort des Kopenhagner Kabinetes auf die festen Beschlüsse des Bun­­destages in einem so nachgiebigen, von w­em der früheren dänischen Noten so abweichenden Tone abgefaßt ist , daß der Unerfahrene sich nur zu leicht durch den Äußeren Schein über den Kern der dänischen Vorsschläge täuschen lassen kann. Die Bundesversammlung hatte zunächt die Separat­­verfassung, welche Dänemark 1854 dem Herzogthum Holstein ohne Zuziehung der Provinzialstände oft reub­t, für ungiftig erklärt. Die Kopenhagener Regierung erkennt nun die Com­­petenz des Bundestages in dieser Beziehung unummwunden an; sie räumt auch ein, das durch jene Constitution viele Segenstände, welche früher zum Geschäftstreife der holstei­­nischen Stände gehört, vonselben entzogen und all „gemeins­chaftliche Angelegenheiten" dem gesammtstaatlichen Reichs­­rathe, in dem die Dänen eine überwältigende Majorität bes­oigen, überwiesen worden sind. Demgemäß gesteht sie zu, daß die Stände des Herzogthumes nachträglich über das ganze Grundgefes von 1854 — auch über dessen erste seh8 Paragraphen, welche eben die „besonderen” , Angele­­genheiten des Herzogthumsd von den „gesammtstaatlichen” abgrenzen — ein consultatives Votum abgeben sollen, das indessen seine bindende Kraft haben darf. Der Bundestag hatte zweitend auch dem Grundgefege von 1855 für den Gesammtstaat die Güftigkeit­­ für die Herzogthü­mer abgesprochen, weil es die von Jaeiteren vertragsmäßig ge­­bührende Selbstständigkeit verlege. In Kopenhagen ist man bereit, darüber in Frankfurt durch dänische, mit Bundeskom­­miliarten in Verhandlung zu treten, sobald die Stände in Stehoe mit der Berathung über die holsteinische Provinzials­verfassung fertig sein werden. Die Bundesversammlung hatte­­ dritteng verlangt, daß Dänemark sich aller weiteren Schritte auf der Basis der oben als verfassungsunwidrig bes­zeichneten Gefäße bis zum­ Auftrage der Differenz enthalte. Die Antwort verspricht­ im allgemeinen mög­lichste Bes rndschtigung der Verhältnisse — ne­besondere in Betreff derjenigen Punkte, die nach dem als­ten holsteinischen Grundgefege unter ‚Die Competenz der Stände fielen , so sollen die Berathungen des Reichgrab­es über den neuen Bolltarif suspendirt, und son den­ Holstei­­nern einstweilen keine neuen Steuerbeträge für die Bed­­ürfnisse der Gesammtheit erhoben werden s. obfchon §. 3 der holsteinischen Berfaffung von allen Xarten,­ welche der Reichsrath für die Gesammtmonarchie bewilligt, 23 pCt. den­­ Holsteinern aufbürdet, deren Btände dann nur noch über die Erbeichungsart piefen Geb­en in nem Ber­­zogthume zu beschließen haben. Faffen wir viele Propositionen zusammen und nehmen wir an, daß e den Dänen Ernst damit ist, eine wirkliche Ausgleichung zu suchen, so laufen sie auf das Programm der Eiperdänen hinaud. Iít mit den Verhandlungen in Sgehoe und Frankfurt mehr als eine bloße Spiegelfech­­terei beabsichtigt , so müssen sie zur Ausscheißung Ho­l­­fein’ und Lauenburg­s aus dem Gesammtstaate, eben deshalb aber auch zur vollständigen Preisgebung Schleswig’s, zur schroffen Trennung verselben von den besten rein deutschen Herzogthü­mern, kurz zu seiner In­core­porirung in das Land Dänemark führen. Die Frage, ist nun, ob Ehre und Menschlichkeit dem Bundestage Die Eingehung eines­ Compromisses gestatten, der das hartber­drängte Schleswig erbarmungslos der Danisirungssucht über­­liefern würde — eben jenes Schleswig, zu dessen Nic­k­­elnverleihung die­ dänische Krone sich in den Verträgen von 1851 und­ 1852 von deutschen Mächten gegenüber feierlich verpflichten mußte ? ‚Wir glauben nicht, daß die Antwort in Frankfurt beg­jahend ausfallen wird. Ja, wir fürchten das um so m weni­­ger, als neben den Geboten der Moral auch die Politif ge­­gen eine Annahme de Kopenhagener Dannergesdientes zu sprechen scheint. Der Bundestag würde davdurch Schles­­wig opfern, das ist gewiß. Ob­ er aber Holstein und Lauen­­burg eine wesentliche Berbefferung ihrer Lage verschaffen würde, ist mehr als zweifelhaft. Dies wäre mit Bes­timmthett nur dann vorherzusagen, wenn deren Aus­­scheidung aus dem Gesammtstante auf eine bloße Herr Jona I­­nton mit der­ dänischen Krone hinausliefe , wenn sie eine durchaus getrennte Verfassung und Verwal­­tung erhielten. Daran aber"wennt man am Sunde offenbar nicht im entferntesten. Nicht nur, daß so wichtige Gegen­­­stände, wie Armee, Flotte, Finanzen augenscheinlic­h gemein­­schaftliche Angelegenheiten“ bleiben sollen, auch in allen übrigen Punkten sind­ die dänischen Verheigungen so vager Natur, daß die Minister ‚Srieprich’3 VII. ff. im Grunde nirgends die Hände gebunden haben — nicht einmal über die so wichtige Frage der­ Domänen, welche die, vom Bun­­destage ebenfalls beanstaldete Verordnung vom 23. Juni 1856 unter den gesammtstaatlichen Geschäftsfreis subsumirte, ist in der dänischen Note irgend ein positives Versprechen ertheilt, oder auch nur ein einziges Wort verloren worden. Was Dänemark für Holstein und Lauenburg thun will , kann sich erst zeigen, wenn seine Regierung mit den Ständen in Ipehoe und dann mit den Bundeskommissarien in Verhandlungen tritt. Gelingt­ dort aber­ eine freunds­chaftliche Einigung nicht, stellt er sich — und man wird zugeben müssen, daß das nicht im Bereiche der Uns­möglichkeit legt — stellt eg sich dabei heraus, bag Däne­­mark die Sache nur abermals auf die lange Bank schieben wollte , so ist Deutschland. Durch die Neceptirung der jet in Frankfurt eingelaufenen Kopenhagener Borschäge in eine arge Schlinge gerathen. Die Integrität der p­änischen Monarchie­ ist im Londoner Protokolle durch die Großmächte verbürgt worden , deshalb haben Oesterreich, Preußen und der Bund diese Basis mit aller Strenge festgehalten.­ Durch das Eingehen auf die Aus­scheidung Holstein’s würden sie si von ihr lossagen , und bietet darauf Dänemark nicht die Hand, den ganzen Streit sofort durch ein freundliches Abkommen zu erftiden ; bleibt die Trage noch länger eine schwebende, so hat sie auch offenbar ihren, mit so vieler Sorgfalt gewahrten rein, deutschen Ch­arakter verloren. Sie ist ab­dann zur europäischen geworden, der ausschließlichen Entscheidung des Bundestages entrüdt und derjenigen der Pentarchie verfallen ! Böllige Preisgebung Schleswig’ , Bertrauer der alten Noth für Holstein, Lähmung der Bundesautorität durch fremde Intervention : das wären die wahrscheinlichen, wenn nicht sicheren Folgen , welche die Annahme der iäni­schen Anerbietungen nach sich ziehen müßte. Nuben würde Niemand davon haben, als etwa . . . die Pariser Confe­­renzen, die sich durch einen Mißgriff Deutschland’s mit einem neuen Unterhandlungsstoffe bereichert sähen! Politische Nundschau. * Der französische Dampfer „Borse“ hat Befehl er­­halten, sich vom 9. April an zur Disposition PeTlif­­fier?’s bereit zu halten, der an seinem Bord nach Eng­­land überlegen wird ; so wie aber die Abreife des neuen Gesandten herannaht, fühlt man in den Tuilerien das Be­­dürfniß. Die Pertmfrage nicht aufs Meußerste zu trei­­ben, und hat deshalb den Pariser Blättern die Weisung st geben lassen, sich fernerer Eröirterungen dieser Angelegenheit zu enthalten. Damit sol allerdings nicht gesagt sein, daß die französische Diplomatie son. ihrem Gegentage bereits zu­­rücgekommen ; vielmehr Iiegen ung Nachrichten vor, die das So bemüht int das offizite „Pays“ darzuthun, daß ‚Die Perimfrage wie alle bisherigen wichtigen Fragen in gemeinsamem Zusammenwirfen aller Mächte gelöst werden müsse, — und wenn die nach England abgew­­andte Protestnote auch nur von Frankreich allein ausgegan­­gen, so weiß das „Journ­ des Debats” und gleichwohl von einer­ ernsten Unterredung zu berichten, die zwischen dem Grafen Walewszi und Herrn v. Riffeleff über die Perim­­angelegenheit stattgefunden, ja, in den Salons einer sehr hochgestelten Dame zu Paris wollte man sogar wissen, daß man nicht übel uil hätte, einen Vertrag mit Rußland ab­­zuschließen, und daß der­ Herzog von Montebello sofort, bei seiner Ankunft in Petersburg die Unterhandlungen, die nicht ohne Aussicht auf Erfolg wären, weiter zu führen sich bes eilen m werde. Wer indeß die Zähigkeit der englischen Politik fennt, darf wohl vorhersagen, daß sie, wie in so manchen­ anderen Fragen, trog der mannigfachen Alianz beműkittáen Frankreiche, auch in der Perime oder Suezfrage den Sieg davon tragen werde, und zwar um IN mehr, als mir guten Grund zur Annahme haben, dag aum »oesterreich nicht we­­gen der Suezfrage gegen England Front machen werde. Mederhaupt dlrfte Opsterreich sich um so weniger den Neigungen Frankreichs anschließen, als die Dorfint Affaire so manche Ahnungen wieder gemecht hat, denen man sonst, was die Tuilerien-Politik betrifft, keinen Raum gegeben hätte. So seien wir, aus Anlaß der durch die , Gas­­piemontere” veröffentlichten Zeilen Orfint’8, in einer Pariser Korrespondenz der „Oftd. Post“ : „Der Brief, dem auch das Testament beigegeben ist, macht hier ungemeines Aufsehen und in diplomatischen Kreisen find eg zwei Fragen, die man aufwirft. Zuerst: Wie fann Herr 9. Cavour, wie dann der König von Sardinien, der durch die Genueser Berfehmerung doch die Erfahrung gemacht hat, daß die Resolution auch vor Dem konstitutionellen Throne ni­ Halt zu machen beabsichtigt, unter Königlich sardinischer Tirma einen solchen Zündstoff unter Die Menge werfen, der gegen alle Nachbarregierungen gerichtet ist, nicht blos gegen Oesterreich, sondern an gegen den Papst, gegen Toskana, Neapel u. |. w.? Zweitens: Wie kann das piemontesische Kabinet eg wagen, einen an den Kaiser­ der Franzosen gerichteten Privatbrief, der nur dur eine Treulosigkeit von dem Tische des französischen Mor­narchen vers­ciínden und in die Oeffentlichkeit gefehlendert wer­­den konnte, an die Spike des amtlichen Blattes zu stellen und noch dazu mit dem ansprüchlichen Bemerken, er rühre aus der sichersten Duelle her, wodurch es sich das Ansehen gibt, als sei ihm der Brief aus dem Kabinett des Kaisers zur freien Berz­fügung mitgetheilt worden ? In der That hat die Kühnheit des Herrn von Cavour in dieser Angelegenheit Viele zu dem Glauben angeregt,"das Orsini’sche Schreiben sei wirklich dem hiesigen sardinischen Ge­­sandten mit der Erlaubniß,jamit deq unfche zur Veröffent­­lichung übergeben worden.Gegen diese Annahme wird Jeder­­mann sich sträuben,der den Charakter des Kaisers Napoleon kennt-Der Brief ist ganz gewiß ohne sein persönliches Wissen ,kopirt worden.Aber von wem s Und wie wagt man in Tu­­rin einen solchen Schatten von beabsichtigter Aufwieglung der Geißel auf die französische Regierung zu werfen.Man darf wohannehmen,daß­ das hiesige Kabinet in dieser Sache Auf­ Härungen von Herrn v. Cavour verlangen und jedenfalls die Chte der französischen Regierung sicherstellen wird,damit diese nicht kompromittirt werde in dem Intriguenspiel,welches das piemontesische Gouvernement gegen die Ruhe jener Nachbarre­­gierungen anwendet,zu denen Frankreich in der freundschaft­­lichsten Beziehung steht und un­ter denen sich sogar ein Staat befindet,in dessen Mitte ein französisches Okkupationskorps steht,um eben alle gefährliche Störung der Ordnuung fern zu halten. Die französischen Truppen in Rom und der Orsinische Brief in der "Cazzetta Piemontese" sind zwei fo schneidende Gegenfälle, daß, die eine Erscheinung den 3wed der andern Ligen strafen muß und nur Feinde Stanfreichs auf den Bez danken kommen können, die Macht, welche die päpstliche Haupt­­stadt militärisch befeht­halt, habe mit ihrem Willen dazu bei­­getragen, aus der sardinischen Hauptstadt politische Aufregung zu­ verbreiten. "Die nächste Zeit wird Hoffentlich Diese Ber­leumdung auf das Vollständigste entkräftigen.” Bis auf den heutigen Tag ist das französische Kabinet die offizielle Rechtfertigung wegen des im „Moniteur” ver­­öffentlichten er­st­en Orfintschen Briefes schuldig geblieben , wird es sie mit der hier ge­wünschten­ Erklärung hinsichtlich des zweiten Briefes mehr beeilen? — Mit Recht schließt Ei Render der „Prefse”, wer dieses Thema bespricht, mit den Orten : . »N­icht ohne Grauen nehmen wir die Verheerungen wahr,­­welche das Attentat Vom 14.Jänner angerichtet hat.In Sranfreid brütete Diefe fehaudersolle That, eine Reihe, von Verfügungen aus, welche die über den Zustand der französi­­schen­ Gesellschaft­ bis dahin verbreiteten Ansichten­­ ganzli mor­bifiziren mußten. Nach außen hin mußte Sranfreidh in verz­wandten Sinne seinen Druck ausüben. Eine Kette von Er­­eignissen wurde in Bewegung gereht, wodurch in England ein Ministerium­­ gestürzt und die britische Negierung getrieben wurde, zu­ außerordentlichen V­ollmachten zu greifen und zur Vertheidig­­ng eines benachbarten Herrscherse Waffen zu gebrau­­chen, welche­ sie zum Schube ihrer eigenen Gesebe und Insti­­tutionen seit mehr als 40 Jahren entbehren konnte. Die Beziehungen z­wischen den bisherigen Bundesgenossen wurden durch diese Vorgänge verbittert, und wenn die Freundschaft zwischen Paris und London auch noch aufrecht steht, so kann doch nicht geleugnet werden, daß die Allianz selbst aus allen diesen Kolisionen keine neuen Kräfte geschöpft hat. Den Nach­barstaaten gegenüber­ hat Stanfresh an Sympathien­ kaum ge­­wonnen. In der Schweiz, in Belgien, in Deutschland läßt man sich die zwingende Reaktion­ der in­folge des Attentats in Kraft­ getretenen Politik nur ungern gefallen. Nun sehe man die Pflichte, welche die pathetische Ausstattung des Or­­sini-Progesses in Piemont zu tragen beginnt; und man wird fon fest darüber im Slaren sein, daß die Art, wie dieses unglüdlige Ereigniß ausgebeutet wurde, verwerflich, und die Politik, zu der es den Anstoß gab, zweideutig und­ gefährlich is. Es gab noch ertrag anderes zu thun nach der That vom 14. Jänner, als Die ganze Welt für das Verbrechen eines Einzelnen verantwortlich zu manen, und durchaus im Wider­­spruch damit eine Agitation in Piemont hervorzurufen, melde, hier die Geister loslaffend, die sie anderwärts zu bannen sucht, dieses Land nothwendigerweise an den Rand eines Abgrundes führen muß." Welchen Dank man aber in Piemont für diese scheinbaren Sympathien Stankreich ® empfindet,­­wögen fol­­gende Stellen aus dem wiederholt erwähnten Berichte B­ar­letto’s belegen:­­ „Brankreich , heigt­ es in demselben , muß den RVunfch hegen, in und Freunde und nicht Basallen zu Haben. Nur unter dieser Bedingung kann es in uns einen aufrichtigen und starren­­­erbündeten besigen. Jeder Aft von seiner Seite, der die Grenzen der Freundschaft überschritte, würde ein tiefes und lebhaftes Bedauern in den Gefühlen unseres Bosfes hervor­­rufen... Die der Kommission dur den Grafen Cavour gemach­­ten Mittheilungen überzeugten uns, daß, wenn das Ministe­­rium auch auf die Berbalnote des Grafen Walewert nicht in einer Weise geantwortet hat, die es hätte geschehen sollen, so war dennoch — Mir sagen eg mit patriotischem Stolze. — die angewandte Sprache der Würde des Fürsten und der Na­­tion angemessen. Aber warum entsprechen die Thaten so wenig dieser Gyradhe? Wir sind leider gendt­igt zu erklären, daß die Gründe,­ welche der Minister geltend machte, um die Vorzüge des Gefebentwurfes zur bemweifen, und in­ dem Gewan­­fen befestigten, daß Dag Ministerium dieses Gefeb eingebracht habe, um sich den Wünschen des französischen Kabinetts ge­­fügig zu zeigen." Unter solchen Verhältnissen finden wir es natürlich, daß die kaiserliche Regierung seinen Anlas versäumt ,­ die Sympathien Frankreichs der herrschenden Dynastie zu bes wahren. Nachdem der Termin für Anmeldungen zur Erlan­­gung der Medaille von St. Helena mit dem 51. März zu Ende gegangen, bringt der „Moniteur“ vom 3. b. einen Osterfestartikel,, welcher der Entwicklung des Helenafultus gewidmet it und so lautet: „Eine Rollefeier, melde werth ist, Daß sie Die allge­­meine Aufmerksamkeit auf sich zieht, veranlaßte jüngst abermals die Kundgebung jener lebhaften , tiefen Sympathien, die dem Kaiser Häufig bezeigt werden und melde die Regierung sorg­­fältig aufzeichnet , weil sie eben­so sehr unseren jebigen Insti­­tutionen als der kaiserlichen Familie gelten. Wir sprechen von der Vertheilung der Medaillen von St. Helena an die alten Ueberreste unserer großen Armeen, welche jüngst auf allen Punkten Frankreich stattfand. Nichts fehlte, was Dieser patrio­­tischen Zeremonie einen gleich männlichen wie rührenden Cha­­rakter verleihen konnte, und es bedarf Feiner Ausschmüdung, wo die ruhmvollten Erinnerungen­­ unserer Gefärschte erwect werden. Der Schauplatz wird magestätisch, und wäre er im ärmsten Dorfe, wenn ein Soldat von Aufterlig oder Wagram die Stufen ersteigt, und die ©ebanten erwachen von selbst, wenn, wie Dies der Fall war, der vor Sebastopol deform­te Sohn die neue Medaille auf die Brust des Vaters befestigt, welcher den russischen Feldzug überlebte. Liegt überdies nicht eine hohe Lehre in dem vom Kaiser Napoleon III. ausgeführ­­ten Testen Willen des Kaisers Napoleon I.? Diejenigen, welche diesen Vertheilungen in Ihrer imposanten Einfachheit beiwohn­­ten, begriffen sicherlich Die volle Tragweite Dieser Lehren, welche um so beredter sind, als sice aus der einfachen Annäherung von Namen und Thaten entspringen. Sie begriffen, daß es sich bei diesem Sette, welchem sie als Mitwirkende oder als Zu­­schauer beimohnten, nicht allein darum handelte, eine militärische Vergangenheit in Erinnerung zu bringen, auf welche Frankreich allerdings stolz sein kann, sondern auch eine nationale und dy­­n­astische Tradition wieder anzuknüpfen, eine durchaus Liberale Tradi­­tion, wenn man Diesem Worte einen wahreren Sinn beilegt, als es manchmal gefichieht. Sie erinnerten sich mit Recht an Marengo und Jena, aber sie vergaßen eben­so wenig den Zivil-Coder und diese Gesammtheit von Institutionen, in welchen der wahre Geist Frankreichs weht, in welchen " alle legitimen Erwartungen, alle lebensfähigen Prinzipien von 1789 erhalten sind, die un­­seren Gesethen wie unseren Sitten für immer errungen bleiben. Dieses erklärt, eben sowohl wie das Andenken an die Schlach­­ten. Die tiefe Rührung der Anwesenden und biefe Ausbrüche der Begeisterung, in welchen sich der Name des Testators, der sei­­nen Ruhmes-Gefährten seinen rechten Gedanken vermachte, mit dem­ des Testaments-Bollstrebers vermischte, der die erschü­tterte gesellschaftliche Ordnung befestigte, ohne etwas von jenen Ber dingnissen zu opfern, ohne welche die französische Gesellschaft nicht bestehen konnte.“ Wie es heißt, sol die Zahl der in Frankreich und ja ke vertheilten Deforationen sie auf 200,000 bez­aufert. Gegentheil melden. 8 ELENA NYET KEZKESZE EEE EEE NEE SEEN EEE EKETEARET Sn nen _ Roger als „Prophet“ im Nationaltheater. —9. Der­ berühmteste französische Sänger der Tegten Der zennien hat, nachdem er,schon vor einigen Jahren, im Nor­­den Deutschlands, namentlich in Berlin und Hamburg, sowie in Frankfurt Lorberen und Gold geerntet, nun an den Weg nach dem Süden gefunden, um in Wien und­ Pest gleiche Erfolge zu erringen. Bür das hiesige Publikum trat Roger zum ersten Male gestern in der Rolle des Propheten. Betrachten wir zunächst einen Augenblif den Sänger Ro­­ger. Wir haben allerdings eine Nuine vor uns, aber eine solche, welche in ihren gegenwärtigen Umrissen so von der ganzen Pracht des Palastes erzählt. Seine Stimme ist heute wweder besonders umfangreich,, noch besonders Flangnoll; die Höhe kommt oft nur fehmner heraus, und wird deshalb von dem Künstler natürlich nur vorsichtig angewendet; nur in den vollen ‘“Ensemblefäden wagt er mitunter ein A, weil­ hier Chor und Dorchester dem Sänger eine festere Basis geben, auf welcher er eine fühnere Bewegung fi­x gestatten darf. In den Solostellen wendet er dagegen häufig das Falset an, und die den Fran­­zosen eigenthümliche voix mixte, eine Art Kehltöne, ein Mittelding zwischen Faltet und Kopfstimme.­­ Roger’s­­ Brustre­­gister wird auch jebr noch einige sehr Schöne Töne aufweisen können, wenn die momentane Disposition, Die es der am gestei­­gen Abende nicht Die günstigste war, eine volle Entfaltung zuläßt. "Die Tiefe ist der schwächste Theil seines Materiales, sie­ tingt farblos und gebrochen und erstrect sich höchstens bis zum Es. Bei dunklen Vokalen klingt die Stimme natürlich­ am zortheilhaftesten, während die offenen Portale und Mischlaute einzelnen Brusttönen fein angenehmes Kolorit verleihen, mit­ unter sogar ein Detoniren veranlassen, t welches bei einem Sän­­­ger, dessen infallible Intonation sprichwörtlich geworden ist, doppelt unangenehm berührt. Die Mittel unseres Gastes sind also keineswegs mehr glänzend zu nennen, allein meld’ schöne Wirkungen weiß er damit zu erzielen — Wirkungen, die auch der stimmbegab­­teste Naturalist niemals hervorrufen “kann, . Unübertrefflich ist fast immer der Anfag, gleich groß die Fähigkeit zu moduliren, d. h. dem Zone eine verschiedene, der Situation angemessene Färbung zu geben; unübertrefflic ist ferner die Verwendung des Athems. Roger weiß damit in einer Weise zu behalten, die uns die physischen Anstrengungen gänzlich verhüllt; nur da, wo er durch ftummes Spiel den Sturm der inneren Ge­­fühle auszubrüchen hat, wie z. B. in der Domszene des 4. Aktes, da fliegt auch seine Brust; unübertrefflich endlich ist: Roger’s Aussprache, Die Worte weben gleichseam von der Zungenfoige herab; Seine Silbe geht verloren, jeder Wofal wird seine E­igenthümlichkeit nach behandelt. Das Heine Pröbehen ungarischer Sprachkunst, das er in dem Pastorale des 2. Ates ablegte, bot zur großen Ueberraschung und Freude des Publik­ums einen neuen Beleg für die Biegsamkeit seiner Sprachorgane. Welch’ wunderbaren Ausdruck weiß er mitunter in ein­­zelne Worte zu legen! Das „maudit” in der Erzählung des Traumes Hringt in jeder Wiederholung anders, immer­­ schnei­­dender und grausiger, das „va Ven“, womit er, die Mutter vor dem Todesstreiche schühend, Die Geliebte opfert. Das „ma pauvre mere, adieu!”, womit er die Hütte verläßt, drüht die Verzweiflung seines Inneren, aber, auch den Durst nach entfeßlicher Rache aus. Welche­­ Zerm­irshhung muß das Mutterohr aus dem „suis­se ton fils“" in der Domszene her­­aushören! - Der falsche Prophet kann nur dur eine Ver­­leugnung des heiligsten Naturgesetes vom Tode gerettet: wer­ den, — er weiß es sh­r wohl, eben so für ist es ihm, Daß er seiner Ruchlosigkeit halber selbst den Muttersegen Herrherzt hat, aber er fleht und das Mutterherz muß seinem Angstrufe entsprechen. Wie verschieden im Kolorit ist das Pastorale des 2. Altes gehalten, wie heil, und freudig singen die Worte, „pour Bertha, mon seul bonheur" während in dem Bacjar­nale des 5. Aktes die Aussprache der Worte „tout cede & l’empire de ce­­nec­ar brulant” fon das Herannahen der grausigen Katastrophe verfündet, — so wildsehnermüthig klin­­gen sie. Daß diese kurz angedeuteten Momente untrügliche Ber­weife seines eingehendsten Studiums sind, versteht sich von selbst, und darum können wir Noger den schroffsten Gegenfaß des Naturalismus nennen. Alles an ihm ist Kunst, Alles wohlüber­­dacht. Aber auf der anderen Seite zeigt auch er die dem meisten französischen Sängern und Darstellern eigenthümliche Neigung in das Extrem zu verfallen. Gleich im Beginne des zweiten Aktes z. B. sehen wir den Wirthssohn ruhig und theilnahmlos seine Gäste bedienen ; sein Neuferes lagt nicht einen so gewaltigen Balkan in seinem Inneren vermuthen, wie er in der Erzäh­­lung des Traumes­­ hervorbricht. Dieser war allerdings durch die darin verkündete Glorie und den zermannenden Schidfale­­fluch sein gewaltiger Moment in seinem einförmigen Leben, aber ein fonvulsivisch­es Zittern, wie Roger bei der Er­­zählung an den Tag legte, braucht er nicht hervorzurufen ; seine Bewegungen waren zu erorbitant. Die zitternde Bewegung der Hände und Arme in der genannten Szene, diese vereint mit dem Winden und Stümmen des Körpers auf der Erde , welches wir im zweiten Akte dem Grafen Oberthal ge­genüber und im fünften im Duo mit der Mutter wahrnehmen, ist zwar im höchsten Grade ergreifend, aber es kommt beinahe zu. Träftig­ und vor allen Dingen — zu häufig vor. Vollendet sein­­ Spiel in der­ Dom­­isene nennen. Bei den Worten: „suis-je ton fils“" wächst der Körper gleichsam vor der Mu­tter, die hocherhobenen Arme haffen ihn fast riesenhaft erscheinen; als wolle der Sohn durch übernatürliche Gewalt die Mutter auf die nie zwingen ; und ‚und großartig aber ,müssen mir es oft auch übernatürlich, daß er nur durch den Eid, nur durch die Haltung, die Mutter von dem Mbgriumde verständigen­ann, aus dem Ihre Verleugnung den noch immer geliebten Sohn zu reißen allein im Stande ist. Einen ähnlichen Moment Hol Dramatischer Kraft und Schönheit zeigt uns Roger noch im dritten Akte, wo seine persönliche Majestät allein die fon aufgewiegelten Maffen bezähmen kann; bas á genoux! wel­­che er den Meuterern zufipleudert, ist unwiderstehlich. Roger ferner ist ftot3 mitten in der Situation. Untere Künstler, besonders italienische, auch viele deutsche in romischer Nachahmungssucht, zeigen bei ihrem Spiele den nacten widerlichen Egoismus , wo sie nicht den Angelpunkt der Handlung abgeben, da lasfen sie nach dem Kunstausbruce die Sache fallen und treten nur mit voller Kraft und Auf­­merksamkeit hervor , wenn sein Anderer der Umgebung ihnen den Applaus wegschnappen kann. Roger aber unterstüßt durch sein Spiel und hebt dadurch die Umgebung ungemein. Beweis z. B. das große Duett im fünften Akte, wo das Solo der Lidel "Mon fils — je men ai plus!" durch­ sein stummes Spiel zu besonders ergreifendem Anspruche gelangte. Roger’s Hauptfeld iflipas rein Dramatische; hiezu paßt seine gegenwärtige Stimme auch vorzugs­weise, aber das Streben nach erhöhtem, dramatischen Ausdruce verleitet ihn bis­­weilen , das sangliche Element ganz in den Hintergrund zu stellen, mehr parlando zu wirken; es ist dies freilich mitunter Durchaus passend, sogar noth­wendig, aber er wendet es auch da an, wo unserer Ansicht nach der reine Besang gerechtfer­­tigter wäre. Daß die lyrisc­hen Stellen bei Dem Mangel eine jugendlichen Stimme auch auf unser Publikum weniger Eindruck machen, versteht sich von selbst. Dur Noger’s Auftreten Haben wir Die Mederzeigung gewonnen, daß Meyerbeer­ sowohl, als Scribe im vollsten Medte waren, als sie 1849 die Aufführung des „Propheten“ von der Mitwirkung Noger’s abhängig machten. Daß das Pu­­blikum den gefeierten Sänger mit großem Beifalle empfing, und eben so nach jedem Akte mehrfach hervorrief, wollen wir noch Hinzufügen, aber auch nicht versch­weigen. Daß es sich vie­­len großen Momenten des Künstlers gegenüber zu passiv, aber vielleicht richtiger gesagt zu tu­hig benahm. War es das Neue, Ungewohnte in der Erscheinung,, vier das Ueber­­wältigende seiner Leistung ? Von den Mitwirkenden verdient Frau Ellinger be­­sonders eine lobende Erwähnung; sie zählt die „Sides" zu ihren hervorragenden Rollen : am gestrigen Abend war sie vor­zugs­weise glücklich disponirt, so daß sie die schwierigste aller Mezzosopranpartien mit ungeschwächter Kraft‘ bis zum Schluffe durchführen konnte; durch den stellenweise ausgezeichneten Ver­­trag ließ sie ihre seltöne, künstlerische Begabung hervorleuchen. Zugleich aber methigt ihre Leistung uns das Bedauern ab, daß sie nicht häufiger beschäftigt wird, sie verdient unbestritten eine größere Beachtung. Die Oper ging unter Kapellmeister Doppler’s Leitung forrett und gut von Glatten. Das Haus war aus­ VEereauch . Eine seltsame Frau it dieser Tage in Nürnberg begraben, die reichste Frau der Stadt, die Witwe des Salinendirek­­tors Thon. Ihre Hinterlassenschaft wird weit über eine Million Gulden gefragt. Die sonft gebildete Frau war von einem Franshaf­­ten­­ Setze besessen, der sich in den sonderbarsten Handlungen fundgab. So errichtete sie einmal eine Feine Zigarrenfabrik in der sie selbst Hand anlegte. Ein andermal fertigte sie eine kleine Spitelpuppe an, tote sie in Nürnberg zu Tausenden fabrizirt werden, und suchte sie bei verschiedenen Kaufleuten zu verkaufen. Sie hinterläßt einen etwas geistesbeschränkten Sohn , „dessen besonderes Vergnügen darin besteht, den Todtengräbern bei ihrem traurigen Geschäfte zu helfen. “ Bon Micherlet ist, als 12. Theil seiner Histoire de France, in Paris so­eben erschienen : Richelieu et la Fronde. Der vorherge­­hende Theil handelt von Heinrich IV. und Nigelieu.­­ Vor etlichen Tagen las Berlioz einer gewählten Gesell­­schaft, zu der Graf und Gräfin Morny, St. Marc Girardin, Syl­­vestre de Sacy u. s. m. geladen waren, einen Text vor, den er in Mufik fegen will. Das fünfartige Musikungettüm, um das es sich handelt, umfaßt den ganzen Inhalt der 12 Bücher von Virgil’s Menetde, Berlings gute Freunde in der Presse behaupten, das Stück werde sehr anziehend werden. * In England wird der grüne Donnerstag „Maundy Thursday“ genannt, von maund, einem alten Wort für Korb, Sa­­rob II, — so schreibt man aus London — war der lepte König von England, der mit seiner Gemahlin die Fußwaschung verrichtete, den schönen humanen Gebrauch der katholischen Kirche, der hier die Kir­­chenverbesserung überlebt. Wilhelm III, der phantasielste holländische Rechensrecht, gab dem Erzbischof von York Profura, den Ast zu ver­­richten. So wurde er noch unter Georg II. gehalten. „Donnerstag, den 15. April 1721, als am grünen Donnerstage, wurden im Banlett­­hause in Whitehall an 48 arme Männer und 48 arme Frauen ver­­theilt gekochtes Windfleisch und Hammelschulter und kleine, Schalen mit Ale, was Dinner genannt wird, darauf große hölzerne Teller mit Shen und Broden, nämlich, und zwar roh, ein großer alter Lang­­fisch und ein großer gedörrter Kabb­au, 12 gesalzene Häringe und 12 frische Häringe und vier Laibe. Sieder erhielt einen Teller mit diesen Borräthen. Worauf ferner unter sie vertheilt wurden Schuhe, Strümpfe, Leinwand, Tuch und Lederbeutel mit Einpenny-, Zweipenny-, Drei­­penny- und Vierpennyftüden in Silber und Schillingen, etwa 48. an Werth für jeden. Seine Gnaden der Lorderzbischof von York, oberster Almosenpfleger, verrichtete die Zeremonie der Fußmachung an einer Zahl von Armen in der königlichen Kapelle von Whitehal. So er­­­zählt Gentleman’s „Magazine.” Um die Gaben darin nach Hause zu tragen, erhielten die Beschenkten einen eigenthümlichen Korb , maund, Ich weiß nicht, wann der Erzbischof sie von dem Geschäfte losgemacht, aber daß er das bei erster Gelegenheit thun würde, tít Mar. Seine Gnaden, Peer des Reiches, einem common fellow, einem gewöhnlichen Kerl, die Füße waschen, Seine Gnaden mit 48,000 2, Jahreseinkom­­men einem pauper — das tst absurd, preposterous, ist unenglish. Ge­­genwärtig sind auch die „Naturalien“ mit Gelbe­n abgelöst.” It­ola Montez, melche si fest in Paris befindet, um ihre Tochter zur Tänzerin ausbilden zu lassen, ist von einem­ dortigen Café hantant für den Sommer für 24.000 Fr. engagirt worden.­­­­

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