Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1858 (Jahrgang 5, nr. 99-122)
1858-05-05 / nr. 102
“ ". u». Pest, 1858. ‚Mittwoch , 5. Mai. Nr. 102. Be f) Politische Rundschau, 5. Mai. Die Reise des Baron Seebad nach Turin ist wohl von Ledermann mit der politischen Situation in Verbindung gebracht worden; dem „Independente” wird nun aus Darvis deutlich geschrieben, der deutsche Diplomat, habe den Auftrag, das herzliche Freundschaftsbündnig des mächtigsten nordischen Hofes und Brantreihg mit Piemont immer fester zu knüpfen. (21) Aus Italien selbst sind uns heute folgende Nachrichten zugekommen : Der Turiner»Patriotat vo»ms3.d.hält die Auflösung der,ge«g«e«nwä«rtigt»ein Deputitienkammer für möglich·.Midas-Ministeriums sei der jetzigen Zusammensetzung versellen auf eine stabile Majorität nicht zählen könne und bemüssigt sei,in«wichtigen Fragen entweder bei ,ser Rechten oder Linken Unterstützung«zu stchen und Vorsichten zu beobachten,welche die der Regierungsnöthige freie Bewegung schmälern.Demselben Blatte zufolge soll diechierung an dem Punkte stehen,die diplomatischen Beziehungen mit Nea’pe«l abzubrechen.Der«Pensiere«:in Oneglia hat zu «erscheinen aufgehört.»Progreß«von«.Chambery wurde wegen Beleidigung der Staatsreligion zu lätägiger Gefängnißstmfe und 150 Lire Geldbuße verurtheilt.«Die Nationalgarde Even Alessandrizqdsts mit Dekret vom 24.April auf"gelöst worden.»Der,,Cattolico«f gibt"nähere Aufschlüsse über den Erzpriesterson S.Marg«herita di Ra"pallo,"der im Gefängnissesitzt JveUek angeblicch das otomus proimpekator okkancescoJosok0«statt für den König gebetet.«an den Meßbüchern ,wird nämlich seit alten Zeiten des kömischen uifers gedacht ,"und"um neue Siege desselben über die Bahrhgsxeingebeteh das Gebet für den König warbat-Ebergeklebt«mi ds’v's.erlorengegangen. In Modena verordnet ein herzogkliches Dekret,daß Eltern,Vo münvetu.dgl»diermbeyckobchädchen in ausländischen Erziehungsanstalten unterbringen wollen, deshalb ein Gesuch an den Minister des Innern zu richten haben, der die herzogliche Bewilligung einholen muß. Kinder, die heimlicher Weise in’s Ausland geschickt werden,werden fortan an seiner Universität oder Schule des Herzogthums zugelassen, dürfen ihren Beruf dort nicht ausüben und erhalten keine Anstellung. Mederbies werden die zuwiderhandelnden Eltern u. f. w. mit Geldstrafe u. f. w. gebüßt. In Florenz wurde das Militärstrafgefegbnc durch großherzogliches Defret auch, auf Das: Personale der Kriegsmarine ausgedehnt: Aus Neapel wird der „Staffetta” geschrieben,, einer der in Salerno verhafteten, welcher dem Generalprostratorn habe Geständnisser machen wollen , sei von seinen Kameraden, in der Nacht, mit mehr als 50 Dolchstichen umgebracht worden. Bor ‚seinem Tode habe er ausgesagt, bas Nicotera mit dem revolutionären Komits in Neapel in Verbindung fand, von demselben Geld und Waffen empfangen habe und Anwesenden äußerte, daß er glaube, daß Herr Sules HFavre "sich durch seine Antecedentien und die Prätentionen seiner Parker im gefengebenden Körper genirt fühlen werde. Der ehrenwerthe Advokat ermonderte : „Ich leiftete einen Loyalen Eid; was meine ka övet martet betrifft, so fenne ich beren nur Eine : ,Grantreid", wenn ich. In. das. Palais Bourbon befliehen‘ beabsichtigte: — Man suchte nach, ‚fand aber nichts. „Derselbe Korrespondent berichtet über die Behandlung der Gefangenen in Salerno, und behauptet, daß sie halbnacht auf der Erde schlafen, abscheuliche Kost erhalten, von Schmug und Un‚geziefer starren und im Sieber verschmachten. Pariser Korrespondenzen vom’. b. melden : Heute Abend gibt General Espinaffe ein großes Ballfest, zu dem die ganze, offizielle Welt, das diplomatiische Korps und auch eine Anzahl Journalisten, Künstler und Schriftsteller Einladungen erhalten haben. — Herr Sules Favre befand sich vor einigen Tagen in einem Salon. Einer berufen werde, so werde ich es versuchen, dort den Unteressen des Landes zu dienen, und nicht den teibenschaften. und dem Ehrgeiz der Epterten.” — Louis Steyenne, Stadfabrikant in Paris, wurde am 30. April wegen Beleidigung der Mitglieder der kaiserlichen Familie zu A Monaten Gefängnis und 100 &r. Geldbuße verurtheilt. — Die Nachricht, daß Herr v. Girardin den „Nord“ angekauft habe und Neffger zu dessen Hauptredakteur ernannt worden sei, entbehrt der Begründung. Girardin hat der Politis rebetrort gesagt. Er beschäftigt sich fest fast ausschließlich mit einem Theater, das er in seinem Hotel eingerichtet hat. Er hat eine ganze Truppe, und der ehemalige Redakteur figurier Dabet als Souffleur und Reiffeur ! 1 Hroudichon?s Werk, schreibt man der „Wien, 3.", ist nicht Blos mit Beschlag belegt, es ist sogar schon rettungs 108 ‚gerichtet, Denn .dieser zottige Barbar, wie ihm fest Die schöne Hälfte des Menschengeschlechts hier nennt, hatte sich nicht begnäigt über die Blaustrümpfe, über Mad. Stael und Mad. Neder de Sauffure, Über George Sand und Daniel Stern ein umbarmherziges „Verdammungsurtheil zu sprechen ; er zerreißt die Frau überhaupt. Die Angegriffenen hoffen, der Staatsanwalt werde diese unerhört gräßlichen Verleumdungen und Lästerungen zu einem ganz speziellen Anklagepunkte zuzufolgen nicht versäumen, inofern er nicht Gefahr kaufen wolle, für einen verrappten Mittelmann und Proudhontaner gehalten zu werden. Aus London wird die Ankunft Cayard’s aus Indien gemeldet; er ist feinverbrannt, mit langem Bart, nicht wieder zu erkennen. Er hält die Mittheilungen von den Berstümmlungen durch die Sipahis in den bei Weiten meisten Fällen für Erfindungen. Die sonstigen Nachrichten refumiren wir in Nütze: Die Bezwidkelung Stantreids mit dr Shmetz ist jegendständig ,geschlichtet 5. der. Bundesrath hat in der Hauptsache nachgegeben, und die beiden Bizefonsulate werden zugelassen. Dasjenige in Lahaur de Fonds wird sofort in Wirksamkeit treten; "für den Posten in Basel wird aber eine andere Persönlichkeit als Herr Kraeger, gegen den der Bundesrath Einwendungen machte, designirt werden. Der vom Bundesrather wegen seiner früheren Dienste als Polizeiagent Berchmähte hat zur Entschädigung ein weit Inflativeres Konsulat in England erhalten. Die aus der ägyptischen Hauptstadt gemeldeten Unruhen scheinen in Folge der durch Frankreich daselbst anempfohlenen, neuem Paßordnung veranlaßts; nach derselben "muß: jeder in Alexandrien ankommende Fremde, einen Ya haben und seinen Aufenthalt sich ein Lösen ; ebenso in Kairo. " Ledernauswärtige Konsul an Mierandrien und Kairo muß eine genaue Liste aller Ausländer seiner Nation an, die Behörden einrchhteten. Als anfällig werden diejenigen Ausländer angesehen, welche Immobilien besigen, oder ein erlaubtes Gewerbe treiben , oder nun ‚Staatsdienste‘ sind... Die Reisenden, welche Oberegypten besuchen wollen‘, müssen bei ihrem Konsulate einen Paß ins Innere verlangen, der von der Polizei iisirt wird ; dasselbe gilt von allen denjenigen, welche Egylpten auf einem, andern Wege als über Alexandrien betreten. Wirthyhäuser, Hotels, Restaurationen, Schennen können in Zukunft von Ausländern, nur mit besonderer Erlaubniß des, betreffenden Konsulats, gehalten werden. In Petersburg ist am 3.Jh.ein ausführliches Programm der Arbeiten , „welche dem zur Regelung „der Bauernverhältnisse zusammengesetzen Adelsfomus obliegen " werden , verschienen. Diese Arbeiten sollen in drei Perioden vorgenommen werden , deren erste die Feststellung der Prinzipien, die zweite die Durchführung für jedes Gut , die dritte, die Abfassung eines Gesammtrober für die Landesbendlferung umfassen wird. Die Dauer der statistischen und fostenauischen Vorbereitungsarbeiten der ersten Periode wurde auf sechs Monate festgefeßt,,. nach deren Verlauf die Bauern alle Rachte sim "oz