Pester Lloyd - Abendblatt, Juli 1858 (Jahrgang 5, nr. 147-173)
1858-07-15 / nr. 159
endblattdchcftcrLloyd. onnerflag,15. Jufi. Nr. 159. Peft, 1858. Politische Rundschau, 15. Juli. Ist die hohe Antwort eine versühnliche, ist die Zusammenkunft n Cherbourg eine Bürgschaft der unweftmächtlichen Allianz dD des Friedens? Der Telegraph nüht sich ab ung zu ichten, Daß das offiziöse „Pays" jene, die „Morast" und , Herald" diese in rosigem Lichte betrachten ; “ nun die Dänische Antwort betrifft, so muß sie je bereits in Frankfurt sein, es ist also das Rathfte, authentische Mitteilungen über ihren Inhalt, Die tauschbleiben sünnen, abzuwarten — welches Gewicht Deutung der „Morn. Post.” und des „Herald“ belegen, ist fan daraus ersichtlich, Daß „Times gerade urg underkennbar und ausschließlich bedroht sei, — d gleichzeitig schreibt man aus Paris : der Kaiser und bieiferin werden Die , Bretagne und Die Königin ihre Yacht verlassen, um sich gegenseitig Besuche abzustatten. Besuch wird nur kurz und die Annäherung in gelben Grenzen gehalten sein, man möchte in England floß nehmen, wenn die Königin einen zu unmittelten Antheil an einer Weihe nehmen mollte. Deren deutung für kommende Zeiten jedenfalls wurchaus unrechenbar ist. Ueber das Blutbad, das an den Schriften zu [heddah an der Hüfte des rothen Meeres angestiftet prden, legen uns in den Triester Blättern heute folgnde Mittheilungen vor : „Set Brüder berafen ein Schiff, das die englische Flagge 95 Einer derselben fand es jedoch passend, lettere durch die Kirche zu erregen. Der Andere protestirte beim englischen nful, der sich, von 15 Marinesoldaten des „CHyelops” Ber ttet, an Bord des gedachten Schiffes begab und Dort, die if die Flagge aufbiffen (tek. Nach andern Mittheilungen ein Ostindier, früher englischer und fest türkischer Untern, seinen Neffen, die unter englischem Schuge fliehen, hasht auf eine unlängst aus Ostindien angekonmene Waarenung streitig gemacht, und da der englische Konsul zu Gunn der Neffen eneraisch Partei ergriff, zu mittelmannischem anatismus die Zuflucht genommen haben. Mit dem Kapitän in der Mannschaft des betreffenden Schiffes, die er auf seine Otte gebracht, und einem Wolfshaufen, habe er si zum engsten Konsul begeben und dort das Blutbad begonnen. Dritte richte sagen, einer der Häuptlinge der Insurrektion von Delhi auf seiner Nette nach Mekka nach Djeheddah genommen und wie die Bevölkerung gegen die Engländer aufgewiegelt. Ends b heißt es, die Flucht einer Sklavin, die im englischen Ron lat Schuß gefunden, habe den DVBorwand zu den Gräueln geboten, denn daß es nur ein Borwand war, wird allgemein gegeben. Der Streich war schon seit langer Zeit vorbereitet; einheimischen Kaufleute blieben mit immer größerer Mifuft auf die Konkurrenz der Europäer und namentlich erregte ihren Unpillen, daß die europäischen Schiffe Pilger trans ıtirten. Auch die Befiber der Barren waren über die neue edfhidte-Dampferlinie erbittert, und man legt sogar dem Mizeichef von Djeheddah, Abdallah Moetafeb, der, wie die allen einheimischen Kaufleute des Wlages, die Christen fett aumer Zeit bedrohte, die Anstiftung des Blutbades zur Lasteng ausführten, seien blos Werkzeuge gewesen. Die Mord: nde sol fidg übrigens auf mehr als 5000 Mann belaufenden, der der Katmaram blos 60—100 Soldaten entgegenrufen „ai, die er aber, wie es scheint, nicht zur Abwehr wendete. Die dem auch sei, der englische Konsul, Herr Page, wurde das erste Opfer. Nachdem er mehrere Wunden erhalten, warf man ihn aus einem Fenster des 2. Stockwerkes und hielt ihn am Fuße der Flaggenstange, die man umstürzte, in Stüde. Zwei Dolmetscher und ein ostindischer Bedienter wurden ebenfalls getödtet. Hierauf fiel man über das französische Konsulat her, wo zuerst die aus vier Sanitscharen (darunter 2 Algerier) bestehende Wache, die sie tapfer wehrte, umgebracht wurde. Der französische Konsul, Herr Eveillard,wurde auf der Stiege getötet , seine Frau erhielt die tödliche Wunde erst, nachdem sie einen der Angreifer getödtet und einen andern verwundet hatte (nach Andern wurde sie beim Anblickk ihres ermordeten Mannes vor Schreden vom Schlage getroffen). Ihre Tochter fand, ebenfalls verwundet, Zuflucht in einem benachbarten Harem. Der Bizefonsul, Herr Emerat, warf sich auf einen der Mörder, entris ihm seinen Dolch und stieß ihn nieder. Dann wehrte er sich noch mit aller Kraft, bis er mit Wunden bedeckt niederfanf Später wurde er auf das englische Schiff „Cyclops“ gebracht, mit dem er, ebenso wie die Tochter die französischen Konsuls und die übrigen Geretteten in Suez ankam. Im Handlungshause Sava, das sowit heimischen 60—80,000 Thlr. zu fordern hatte, und unter englichem Schuste stand, wurden die Chefs, drei Brüder, der Kafsier , der Buchhalter, ein Magazinier und zwei Sklavinen angebracht : ein Feines Mädchen , die Tochter eines der Brüder, verkaufte man um 5 Thaler. Die Kaffe wurde zertrümmert, und die Wechsel verbrannte man auf dem Bau die des ältesten der Brüder, worauf man ihn in Stade hiebt. Auch die Archive des englischen und französischen Konsulates wurden verbrannt und die Meucheln zertrümmert. Gegen 20 Griechen und Levantiner retteten sich nur dadurch, daß sie vor dem Kadt feh waren, fe feten gläubige Mittelmänner. In Mekka (dessen DF ebenfals der Anstiftung des Blutbades beschuldigt wird) wurde am zweiten Tage darauf ein großes kirchliches Fest (Muled oder Zedeum) zur Danfragung gefeiert, zu dem man auch den Gouverneur einlud. Auch der Pafhanon Dsheddahd befand sich daselbst während der blutigen Ereignisse; nach seiner Rückkehr und als durch die Entfernung alter Christen die äußere Ruhe here gestellt worden war, erhielt der Capitän des „Eyclops“ den Anfang einer Genugthuung, indem die Flagge aufgehißt und faltirt wurde. Auch sollen mehrere Verhaftungen vorgenommen worden sein. Die Berichte fügen bei, daß, wenn die englische und französische Negierung nicht unmittelbar die energischeften Mafregeln ergreifen, die Sicherheit der Europäer in der Levante ernstlicher Gefahr ausgefegt sei. In Suez selbst zeigte sich schon merkliche Währung gegen die Europäer, namentlich unter den Seeleuten, und bereits wurden Truppenverstärfungen dahin abgeschickt.“ Briefe aus Alexandrien melden, das diese Erzeffe mit der Aufregung in Verbindung fliehen, welche die neuesten französisch-russischen Einmischungen, und namentlich Die in deren Folge erlittene Niederlage in Montenegro, in der ganzen mittelmännischen Bevölkerung des osmanischen Reiches hervergerufen haben. Auch in Egypten macht sich unter den Muhamedanern Der untern Klaffen ein Umschwung der Gesinnung geltend und die Seindschaft gegen die Christen wächt. Die Muhameraner haben sich die Idee in den Kopf gerebt, daß Europa die Türken nach Asien zurückwerfen wolle. — Die Anleihe von 2 Milionen Pfr. St., über welche seit einiger Zeit mit europäischen Bankhäusern Unterhandlungen gepflogen wurden, kommt nicht zu Stande, und es wird wahrscheinlich ein anderes Mittel gewählt werden, um Die Schuld von 7 Millionen Thalern zu tilgen, welche die Lieferanten des Vizekönigs von demselben ztt fordern haben,