Pester Lloyd - Abendblatt, November 1858 (Jahrgang 5, nr. 251-274)

1858-11-18 / nr. 264

Pell, 1858.­ bendblatt des Deiter Xloyd. " Das „Oiornale di Roma" meldet die am 10. 9. in Rom erfolgte Ankunft Sr. Eminenz des Ka­r­­d­inal Erzbischofs symn Oran, Politische Rundschau, ziemlich arm : In Preußen behalten die Wahlen allenthalben ihren „verfassungstreuen” Charakter bei; selbst in Königsberg haben Dr. Jacoby und Nachrichten möglich 18. November. An der­st die Heutige Post seine politischen Freunde in mehreren öffentlichen­­­ersammlungen dringend an Mäßigung und Beson­­nenheit gemahnt, und diejenigen als Phantasten bezeichnet, für Preußen eine andere Negierungsform als die das konstitutio­­nelle Königthum für in Berliner Blättern lautet : „Wer wird Abgeordneter­ hielten. “ Ein „Eingesandt” Sollte man es gegenwärtig nicht allen Abgeordneten zur Her­­zens- und Ehrensache machen, aus allen Kräften auf den hoch­­herzigen Erlaß einer allgemeinen Amnestie hinzumirten? ! — Fürst Lobenzollern-Stigmaringen ft zum in­terimistischen Chef der Admiralität ernannt worden. Von den Wahlen in der Provinz Posen wird­ in einem Berliner Blatte folgendes traurige Bild entworfen : — „So wären denn die Urwahlen vorüber. Es war das ein­trägliches Schauspiel hier in meiner Umgebung, Weberall eine­ dunfle Hand, welche das Spiel­ birngirte . Überall blinde Unterwerfung unter Autoritäten 3 nirgends freie Selbst­­bestimmung. Kein Pole hat einen Deutschen, kein Deutscher einen Polen gewählt. Als Regisseure Haben der Landrath, drü­­ben das geheime Siomits polnischen Adels und H polnischer Geist­ Hipkeit.. "In unserem Kreise sind fastı nur Geistlige und Blutsbefige zuW­­­ahlmännern ge­wählt, Und nun steht­ noch die Wahl des Deputirten bevor. Ein Gegenstand des Bangens für den deutschen Kandidaten (natürlich den Kreislandrath) ,weil eine Rechnung mit infommensurablen Größen. Ein Schlachtfeld für die pol­­nische Aristokratie. Sie wollen hier wenigstens auf ihrem alten Boden die Deutschen besiegen, Sie wollen zeigen, daß es noch Polen gibt. Sie wollen einen polnischen Landtag innerhalb des allgemeinen z ein Fonftitutztes Polen im Kleinen, eine alte Munde wieder aufreißen, einen alten Weheruf wieder über die Lande erschallen Waffen­ ragen, die ihre Nationalität nicht berühren, sind für sie nicht vorhanden. Und doch künnte das anders sein, wenn die Polen ein­geben wollten, daß auf Diesem, von zwei Nationalitäten der­wohnten Boden bei politischen und Freiheitsfragen das allein Rätsliche — Kompromisse sind, bag die Polen am ale Verwenigsten auf Herrschaft der Majoritäten und Synorirung der Minoritäten ausgehen sollten, da ihre ganze frühere Ge­schichte von der maßlosesten in dem „Nie pozwolum“ des Ein­­zelnen fo schneidend zugefoigten Achtung, vor der individuellen Freiheit durchzogen ist — wenn sie erwägen wollten, daß ihr Steg nac­h Berlin führt, bag dort die Sorge und Schärfe ihres Prinzips gegen sie gerichtet werden Tan, wo im günstigsten Kalle dreißig Deputirte polnischer Zunge, welche die Provinz Posen zu wählen hat, 322 Deputirten deutscher Natio­­nionalität gegenüberstehen. Ja, wenn ... tote soll jest solches Material zum Bau eines freien Preußens verwendet werden ?" Der Hamburger Senat hat, wie die "S. B.­ 5." mittheilt, dem Kapitän E. A. Renaud von dem fran­­zösischen Schiffe „Maurice” und dem Kapitän E. A.B­un­nemann von dem norwegischen Schiffe „Catarina" für die edelmüthige Rettung von 67 und 22 Passagieren von dem durch Brand zerstörten hamburgischen Schiffe „Austria” die hamburgische Ehrendenfmünge in Gold, sowie den Steuerleuten dieselbe Ehrendenfmünge in Silber verliehen und außerdem den sämmtlichen Betheiligten ansehnliche Geltgesdiente gemacht. — Das Schiefal der „Austria” hat die Engländer verank­raft, auf den Dampffeilern Hähne anzubringen, und mit diesen bindung zu fegen, Bricht irgendiop Feuer aus,­­0 Wird der Hahn aufgedreht, der Dampf ftrömt in die Röhren und bewäl­­tigt das Feuer. Aus Paris wird der „D.A. 3." geschrieben : Unter den hiesigen Blättern hat si­en­er Mortara-Angele­genheit „La Sreffe” durch ihren Hauptredakteur G­u­er­roult am entfohlenensten gegen die­­ Forderungen der katholis­­chen Kirche ausgesprochen. Nachdem Herr Oueroult die Un­­möglichkeit einer Vereinbarung­swischen der katholisigen Kirche und den Grundfäsen, nach melden die moderne Gesellschaft einzig organisirt sein kann, auseinandergefegt, hat er kürzlich in einem Artikel , der großes Aufsehen gemacht, dargethen, melde Gefahr für die bonapartifuifiße N Regierung aus den­­ Bestrebungen des Klerus not­wendig ermach­­hen müsse, da diese mit allen Zugeständnissen , welche ihnen Napoleon II. gemacht hat, sich nicht zufrieden geben können und der Klerus erst recht zu fordern anfängt, wo die bonapar­­tistische Regierung gewähren zu dürfen, gewähren zu künnen aufhört. „Wir begreifen vollkommen“, heißt es in dem angeführten Artikel, „daß die Negierung auf einer Seite den Nebenlieferungen der Vergangenheit und auf der andern den Hoffnungen der Zukunft weicht. Nur möge sie­ gewarnt sein, daß wenn sie im Mediermaß des Bertrauens die Grundlage von 1789 angreifen lást , wenn sie nicht Durch schlagende Kundgebungen die Anschläge entmuthigt, die man offen au­ den Tag zu legen wagt und die im Grunde gegen sie gerichtet sind, so verriethe sie sich selbst, sie gäbe ihren wahrhaften Stilspunkt auf, ohne es hindern zu können, daß sich Leute gegen sie wendeten, welche nicht mehr von Ihr zu erwar­­ten hatten. Wenn, was unmöglich scheint, der „Univers“ ge­­wandt genug wäre, bei der herriefenden Macht durchzufegen, daß sie den unterirdischen Wiederaufbau des alten Regime duldete, mwissen wir nicht alle, mie dann der König von Frankreich biete?” Diese Auslassung in einem DBlatte, das als Organ des Prinzen Napoleon bekannt tt, mußte unter den Vertretern der katholischen Kirche eine gewisse Aufregung hervorbringen. Sie fühlten sich entlarvt, oder wie sie sagten, verleumdet, und es wird versichert, daß sehr bets­tere Klagen von sehr einflußreichen Würdenträgern der Kirche gegen den Artikel der „Presse” an den­­ Kaiser gelangten, daß es aber diesen nicht gelungen is, auch nur eine offiziöse Ber­­mannung durchzufegen. In London hat ein römisch-katholisches Bischofsmeeting stattgefunden. Dasselbe wurde im Palast des Kardinals Wiseman abgehalten und nach dem­­»Weefly Register“ ft das Ereignis von „großer Wichtigkeit“ und „weittragenden Folgen.” Die Erzbischöfe und Bischöfe Großbritanniens betrugen nicht weniger als 21. Auch diesmal, schreibt man der „Deutsch. Allg. 3." , wurde der übliche Toast auf die protestantische Königin weggelassen und nur jene auf den heiligen Vater und seinen Stellvertreter auf großbritanni­­schem Boden, den Kardinal Wisemann, ausgebracht. Weiter wird aus London geschrieben : Ueber das a­t­­lantische Kabel vernimmt man aus Balentt­a Fol­­gendes : Das Bureau, in welchem die Instrumente zur Depe­­schenbeförderung aufgestellt sind, ist geschlossen, und die Elektri­­ker sind entlassen, nachdem man ihnen bis zu Ende dieses Mo­­nats ihre Gehalte ausgezahlt hat. Bon Newfoundland font­men fortwährend schwace Signale, aus denen sich aber nicht ein­­mal so viel erkennen läßt, ob sie proben durch Instrumente ebenmä­­ßig oder durch zufällige Strömungen erzeugt worden sind. Trog­­dem glaubt Henley, der mit weiteren Beobachtungen betraut worden ist, annehmen zu dürfen, daß die Beschaffenheit des Ka­­bels sich in der Yegten Zeit nicht eben verschlimmert habe. Er stellt fest seinen eigenen (Schreib-) Apparat und will einen ähnlichen Behufs Tombintrter Berfudhe nach Newfoundland fch­­­den. Noch ist zu erwähnen, daß etwa 5 endltische Meilen Kar­bel, vom Lande aus gerechnet, durch das die Ende verfegt wor­­den sind, und daß sich gegen Aller Erwarten die Thatfadhe her­­ausgestellt hat, daß das aufgenommene dünne Kabel in seiner Rettungsfähigkeit nicht beeinträchtigt ist. Gerade auf dieser Strebe Stände, die nach allen Theilen des Schiffes führen, in Berr­y hatte man geglaubt, das Kabel bis auf den Kupferkratt durch­ Donnerstag , 18. Novemb. Nr. 26, deutenden politischen

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