Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1859 (Jahrgang 6, nr. 100-123)

1859-05-06 / nr. 103

Freitag, 6. Mai, Jr. 108. eft, 1859. Abendblatt a Pester Lloyd. Telegraph. Depefche 5. „Peter Lloyd“. Wien, 6. Mai. Die „WIndependance” meldet, England habe gegen den Duchmarsch der französischen Truppen auf dem neutralen savoyischen Gebiete protestirt, worauf von Frankreich entgegnet worden, Daß es diese Einsprache nicht berücksichtigen könne, dagegen aber vor­­läufig auf jede Aktion im adriatischen Meere verzichten wolle. Die Bank von England hat den Essempte auf 41% pCt. erhöht. Ein aus Mitgliedern der Kreditinstitute gebildetes Komite Hat fi Fonstituirt, um eine außergerichtliche Liz­quidation des V­ermögensstandes von Yrnflein und Esfeles zu Stande zu bringen. Die Attiva und Pafiva betragen gleichmäßig 15 Millionen. Die Natio­­nalbank hat ihre Forderungen mit 5 Millionen pränotirt. Baron Hübner is gestern in Brüssel ein­getroffen. = Aus Wien geht uns folgendes Zirkular der Firma Arnsteinu Esfeles vom 4. b. zu: In Folge der durch Die gegenwärtigen Zeitverhältnisse uns getroffenen außerordentlichen Berluste wurden wir in die traurige Nothiwendigfett verlegt, unsere Zahlungen zu suspen­­diren. Mit tiefem Schmerze müssen wir aus einem Geschäfts­­und Wirkungskreis scheiden, in welchem wir uns fett so langer Zeit in ehrenvoller Weise bewegt haben. Wir Hoffen indes den Forderungen unserer Herren Gläubiger gerecht zu werden, wenn uns die nüthige Zeit zur Abmwidlung gegönnt wird. Wir werden uns zu Diesem Ende erlauben, in wenig Tagen eine Zusammentretung unserer Herren Gläubiger zu veranlas­­sen, um denselben die Einlegung einer außergerichtlichen Administration vorzuschlagen. Einstweilen haben mir uns bereits an die priv. öfterr. Nationalbanf, die E f. priv. Krei­ditanstalt für Handel und Gewerbe, die erste österr. Spar- Taffa , die niederösterr. Esfemptegesellschaft mit der Bitte ge­­wendet, daß von Seite dieser Anstalten die Administration sogleich vom 5. Mai an prosiforisch in so lange geführt wer­­den wolle, bis diesfalls ein Beschluß von Seite unserer Herren­gläubiger zu Stande gebracht sein wird. Mit Hochgachtung Arnstein , Eifeles, Molitifge Nundschau, 6. Mai. Die Art, auf welche die „Wien. 3." ven Poübergang meldet, zeigt deutlich, bag es dem Feldzeugmeister auf Die Herz­stellung einer dauernden Verbindung z­wischen den beiden Slußufern ankam; das offizielle Blatt vom 5. b. sagt nämlich : Den heute vom Kriegsschauplase anherge­­langten Nachrichten aus dem Hauptquartiere Ko­mello zu­folge wurde am Morgen des 4. die Allarmirung der ganzen HPolinie fortgefegt. Während mit gutem Erfolge bei Can­­dia und Frafftinetto demonstrirt ward , fand bei Epornale der Brüdenschlag über den Po im Zeitraume von zwei Stunden mit musterhafter Ordnung und Schnellig­­keit statt , worauf die ersten Kolonnen auf das rechte Blut­ufer debouchirten. Der Marsch nach Cornale wurde unge­­hindert fortgefegt und daselbst ein Brüdentopf ange­legt. Die Truppen, welche bei den nächst Candia und Fraf­­finetto vorgenommenen Demonstrationen in’s Gefecht kamen, kämpften mit Ausdauer und Tapferkeit. Ihr Berkuft wird auf 20 Verwundete geschäht. Wir wiederholen, das Hauptquartier Lomello liegt ziemlich in der Mitte der Sehne, die zu dem stark suß­­wärts gekrümmten Bogen gehört, welchen der Po von San Nazzar­o bis­ zum Einflusse der Sefia bildet. Etwas unterhalb der Sefiamündung liegt Candia in der Nähe des linken Poufers; etwas oberhalb der Seflamündung liegt Fraffinetto hart am rechten Poufer. Nach einem Tu­­riner offiziellen Bulletin hat die Recognoszirung bei Sraffinetto den Piemontesen 20 Z Todte und Verwundete gefottet. Dasselbe Bulletin vom 4. Abends meldet­­ , Ge­stern nahm der Feind in der Richtung von Balenza eine Resognogzirung vor. Von Cambio räht er gegen Sale am rechten Poufer vor, während er auf dem linken Po­­ufer bis Teino vorgedrungen ist.“ Ziehen wir hiezu endlich noch folgendes Telegramm des „Moniteur“ vom 4. Nachmittags : „Seit gestern fällt Der Regen in Strö­­men. Der Feind überfreitet den Po bei Cambin, ohne auf Widerstand zu floßen­ — so erfieht man, daß die österreichischen Truppen am 3. und 4. den Po an mehreren Punkten der oben beschriebenen Curve, in welcher der Fluß sich häufig in mehrfache Arme zer­­t­eilt und Inseln bildet, überschritten haben. Die Sranco-Sarden auf dem linken Poufer in dem Festungs­­dreiec von Alessandria, Casale und Tortona sind Durch diese Demonstrationen in so ernster Weise allarmirt m wor­­den, daß alle in Zurin verfügbaren Truppen nach Ales­­sandria trangferirt werden, während­ gleichzeitig von Genua her französische Truppenabtheilungen von Baraguay d’Hil­­liers’ Korps über Novi nach Tortona herbeieilen, um diesen zunächst bedrohten Punkt zu haben. Auch auf der linken Seite des Po hat General Niel aus Turin schweres Geschüh in die Verschanzungen am rechten Ufer der Dora Balten bringen lassen und über diesen Fluß hinaus nach der Sefia zu ein Kavallerie- und Schüßen­­korps gegen Bercelli Hin vorgeschoben, um das Vorladen der Oesterreicher zu beobachten. Zur Orientirung auf Spezialfarten bewer­­ken wir noc: in dem oben beschriebenen, nach Norden hohlen Pobogen ist Cornale auf dem weiten Poufer gerade gegenüber von San Nazario, Cambio weiter ober­­halb auf dem linken Poufer zu suhen, da wo der Za­­naro in den Po fällt und die Krü­mmung des Po ihre süßlichste Spiße erreicht hat. Cambio gerade gegenüber, aber ein paar Meilen ab vom Po Liegt Sale. Zeino kön­­nen wir auf unseren Karten nicht finden , vielleicht ist es ein Druckfehler für Trino, das am linken Poufer ober­­halb der Gerlamündung, ja sogar nor ein gut Stüd oberhalb Casale liegt und mit Vercelli nordwärts Durch eine gute Straße verbunden is. Auch im Modener­­fischen is es zu Blutvergießen gekommen ; denn die „Rien. 3." meldet Dorther : Die in Fodisnocino befindlichen Vorposten der bei Fivezzano (am Fluße der Apenninen) konzentrirten modenefi­­ten Truppen sind von den Banden Garibaldi’s, die sich der Bezirke von Maffa, Carrara und Montignoro bemächtigt haben, zu wiederholten Malen angegriffen worden. Die An­­greifer wurden jedoch immer wieder zurückgeworfen und haben in­­ einem Zusammenstoß­ am 30. April mehrere Verwundete gehabt und zwei Todte zurückgelassen, während die herzogli­­chen Truppen, die ihre Position beibehalten, gar seinen Ber­­­ust erlitten. In allen übrigen Theilen des Herzogth­ums ist die Ruhe vollkommen erhalten geblieben. Zu einer größeren Schlacht dürfte es vor dem 10. Raum kommen, da Louis Napoleon erst um diese Zeit auf dem Kampfplas eintreffen sol.­­— Weiteren Be­­richten aus Italien entlehnen wir; Ueber das erste Erscheinen der Tranzofen in Turin berichtet der Korrespondent des , Nord": Die ersten Franzofen sind am 29. April 8 Uhr Morgens in Turin eingerüdt, dann folgten jede halbe Stunde frische Anstimm­ Inge, die natürlich nicht ohne großen Enthusiasmus empfangen wurden , mehr als 30.000 Herronen bildeten Spalter in der Theresienstraße. Die Benster waren von bei faslflatschenden Damen befegt. Die Säger von Bincennes, die zuerst ein Star­ Tohirten, wurden mit Blumen beworfen, und man beeilte sich, den­­ Befreiern in spe alle nur denkbaren Ouationen darzubrin­­gen. Der Pfarrer von Galuzzia, der sich der nationalen Sache mißliebig äußerte, wurde verhaftet. Am 30. war bereits die gesammte Division des Generals Bouat in Turin e­ingereicht, und wurde daselbst die Ankunft der Division Bourbais­ für den nächsten Tag erwartet. Die wir neulich erwähnten, haben die Franzosen, welche vom Lager zu Eulozy nach Turin marschirten, den nach Modane am Fuße des Mont Cenis führenden, südöstlich Hin­­laufenden Schienen­w­eg benüst. Diese Eisenbahn, welche die Rhone ü­berbrückend das östliche fer des Bourgetsees pas­­fit, überfert auch das in die Schweiz­er Neutrali­­tät einbegriffene fanoytische Gebiet. Wie uns nun „Le Nord“ belehrt, wäre man in Wien darüber gereizt gewesen , daß die Schweiz nicht das neutrale Schienengebiet mit Truppen beseßte, wie es ihr durch die Verträge gestattet If. Das rus­­sische Blatt findet jedoch die Nichtbewegung ganz in der Ord­­nung, indem 1. das erwähnte Gebiet sich der Ansicht des Ber­nevald8 Dufour und anderer militärischer Notabilitäten zufolge außerhalb jenes Vertheidigungsrayons befinde, welches die Verträge vorgesehen haben, und weil 2. die Schweiz nach den Bestimmungen des Wiener Kongresses von ihrem Befagungs­­rechte nur dann Gebrauch machen dürfe, wenn es die Verthei­­digung ihres eigenen Gebietes erherrschen sollte. Ein Telegramm aus Florenz vom 30­9. M. lautet: Alle Mini­ster haben ihre Entlassung erhalten, der Gouverrneur von Elba, der Militärkommandant von Li­­vornol m wurden entfernt. Oberst Stefanelli wurde zum Kom­­mandanten des Observationskorps an der Grenze ernannt. fucca, Stena und Areyz30 haben sich der provisorischen Regierung angeschlossen. Die Ankunft des sardinischen Kom­­missard mit Truppen sol bevorstehen. An Dementi’s gegenüber der franz­öz­­isch-ruffiigen Allianz fehlt es auch heute nicht. D’I­r­acLi erklärte in seiner Wähleransprache, daß er Die Nachricht von einem Abschluß geheimer Ver­­träge zwischen Rußland, Frankreich und Dänemark für eine gemeine Züge hatte; in Berlin gab Baron B­u­d­­berg die offizielle Erklärung, daß sein Vertrag irgend einer Art zwischen Rußland und Frankreich bestehe, das offizielle „Dregdr. Journ.“ bemerkt jedoch allen Demen­­ti’8 entgegen : „Wenn auch sein eigentliches Offensiv­­und Defensivbindung zwischen Rußland und Frankreich abgeschlosfen wäre, so dürfte vo ein Arrangement zu dem Zwecke getroffen sein, um Oesterreich nicht siegreich werden zu lassen.” Auch der „Adyvertiser" in London meint: 4 Wir sind ‚überzeugt, Daß die italienische Frage in den Berechnungen der zwei reitenden Mächte nicht­ die Hauptrolle spielt. Sie haben Italien nur als die bequemste Stelle zum Eintreiben des Keils gewählt. Ist die Sprengung einmal dort begonnen und glücklich und geschicht ausgeführt, so werden die sweitern territorialen Aenderungen bald­ hinterdrein Kommen. Es wäre in der That eine Albernheit zu­ glauben, daß eine Macht ersten Ranges mie Oesterreich , einer­ so ansehnlichen $

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