Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1860 (Jahrgang 7, nr. 2-24)

1860-01-03 / nr. 2

— . / «·" Schnellpfeifendrud von Emil Mü­ller, Dorsthengafse Nr. 12, — Verlag der Pester Lloydgesellschaft,­ ­·tionalgarde brachte ihm eine Serenade,wofür er mit einer Ansprache an das in der Straße versammelte Volk dankte. Am 28.Morgens r­eiste er nach Turin ab­­­er einige­n Tagen fand in Mailand ein zuletztes Duell zwischen einem­ piemontesischen Offizier,dem Grafen Collagnini Gakofani, Ordonnanzoffizier der königlichen Prinzen,und­ einem fran­­z­ösischen Offizier statt,wobei dieser letztere das Leben verlor. Ueber die Ursache dieses traurigen Vorfalls hat man keine besonderen Details;das Duell scheint,wie das in einer früheren Korrespondenz erwähnte,einzig durch gegenseitiges "u­ngeziem"endes Benehmen veranlaßt worden zu sein. (Der Präfekt von Florenz hat das Journal ,,Momo««für fünfzehn Tage suspendirt,weil es die Natio­­nalgarde von Arezzo lächerlich machte(!). In der Romagna nim­mt die protestanti­­sche Propaganda sehr überhandeardinal Viale Prela sah sich deshalb veranlaßt,am Tage der unbefleck­­ten Empfängniß von seinem Metropolitansitze zu Bologna einen Hirtenbrief zu erlassen,in welchem der Kirchen­­fürst die Stimme erhebt,um,­wie der Hirtenbrief sagt,— ,,-euch vor den vielfachen,ebenso verderblichen als verwerfln­­chen Mitteln zu warnen,die angewendet werden,un­an euch den Glauben zu zerstören,euch von der Einheit mit der Kirche loszureißen und die u­nvorsichtigen und Unkundigen in den unheilvollen Abgrund der Ketzerei"hinabzuziehen.Weiter heißt es in demselbenx » ,,Zu diesemeecke werden auch öffentlich gottlose Schriften zu niedrigem Preise angeboten und verkauft,in denen die heilige katholische Kirche zur Zielscheibe des Hasses und des Spottes gemacht ihr Ansehen mit Füßen getreten, ihre Lehre geschmäht wirdz es wird darin ein Grundsatz ver­­herrlicht,der nothwendig die Quelle aller Häresie,aller,oft­­mals(wie die Thatsachen in andern Ländern zeigert)der ver­­werflichsten und schändlichsten Verirrung ist.Wenn ihr,sagt man euch,in den Besitzdc Wahrheit kon­m­en wollt,so leset die heilige Schrift,alles übrige ist FalschheitI und Jrrthumz Falschheit und Jrrthum nennen sie lästernd die katholische «Kirche,Falschheit und Jrrthum deren Lehre,deren­ Sakras­mente,besonders dasjenige,du­rch welches uns die Vergebung unserer Sünden zu Theil wird,Falschheit und Jkrthum die euch so theuere Verehrung der erhabenen Mutter Gottes, Wir sprechen son Dingen, die in Bolgona Allen befannt, für Viele Gegenstand des sch­wersten Igerriffes und für so viele andere die höchste Gefahr sind." Nach französischen Blättern hatte die englische Regierung, aus Anlaß der Expedition gegen Ma­­roffo, das japanische Kabinett mit einer alten “Halbvergessenen Schuldpferderung in die Enge zu treiben gesucht. Eine ausführlichere Berichtigung , die er in der „Times“ findet, enthält Folgendes : Während der Bürgerkriege in Spanien, als der lber­tale Theil der Nation gegen die Parteigänger des Absolu­­tismus für das konstitutionelle Recht in Waffen stand, ge­­währte England den Anhängern der Königin Isabella seinen Beistand auf verschiedene Weise. Insbesondere versahen wir sie mit den zur Führung des Kampfes unumgänglichen Ge­genständen, Kriegsmunition, Waffen und Borräthen aller Art.­­ Natürlich waren diese Borráthe Eigenthu­m der Nation, und die britische Regierung hatte über ihre Verwendung NRec­hen­­shaft abzulegen. Das Parlament hatte weder durch ein Bo­­tunt noch durc eine Beschlußfassung die Erlaubnis gegeben, jene­ Artikel Spanien zum Geschenk zu machen, noch künnen wir annehmen, daß die Spanier den englischen Beistand un­­ter solchen Bedingungen gewünscht haben würden. Als es dabei zur Verrechnung kan, stellte sich heraus, daß Spanien "der englischen Regierung die Summe von 440.000 Pf. St. Ansicht der englischen Regierung stege, zu große Belästigung des Staatsfrages Equi­ für empfangene Gegenständer jenem Betrage schuldig war. Dies begab sich im Jahre 1834,und gleich im nächsten Jahre theilte der Herzog v.Wellingtodt,als ordnungsfris­bendci Geschäftsmann,der spanischen Regierung den Stand der Rechnung mit. Zugleich bemerkte er, Daß es nicht in der zu einer Zeit, wo die Nachmwehen des Kampfes noch fühlbar waren, auf Zahlung zu bringen ; er schlug vielmehr vor, gierung Schuld ohne den Zeitpunkt, daß bestimmten die spanische Ne möchte, wo die birt werden Fünftes Auf diese Ihifigen Vorschläge antisor­­tete M. Martinez de la Rosa, indem er­ die erbindlichkeiten­­ Spaniens bereitwilligst anerkannte, ohne jedoch der Auffor­­derung des Herzogs,in bestimmter Weise nachzukommen ; aber Graf Toren ging in seiner Korrespondenz mit Mr. Bil­­liers m wenigstens so weit, daß­ er sagte :­Ihre katholische Ma­­jestät werde zur Äquidirung fchreiten, sobald die Umstände es gestatten würden. Mit­ diesen Zusicherungen begnügte sich die Britische Regierung, und sie ließ die Sache auf He Ru Kene­st im Jahre 1840, wo Mr. Afton, unter Gesandter in Madrid, wieder einmal die Werfung erhielt, anzufragen. Und­­ da hierauf nichts erfolgte, wurde er im folgenden Jahr beauf­­tragt, wieder einen Schritt zu thun und Die Hoffnung aus­­zusprechen, daß die franziehen Minister im Stande sein wür­­den, eine Abschlagszahlung von 100,100 Pf. St. im Lauf des Jahres zu beschaffen. Auch auf dieses Ersuchen aber er­ folgte eine nichtssagende Antwort, das heißt, ein einfaches Versprec­hen, an die Mittel zur Beschaffung der Summe den­­ken zu­ wollen. Unter diesen Umständen ließ man die For­­derung­ stehen. Es wäre wieder politisch, noch Englands Morde angemessen ge­wesen, Jahr für Sahr einen verarmten Staatsfrag zu mahnen, und daran Tiefen mir ung genügen, bis die spanischen Finanzen sich sehr merklich gehoben hatten. Als jedoch diese glückliche Veränderung bekannt und Gegen­­stand allgemeiner Berühmung und Begriffäünschung wurde, t­aten wir abermals einen Schritt in dieser Sache, und im November 1858 wurde Mr. Buchanan von Lord Malmes­­bury angewiefen, unsere Ansprüche abermals vorzubringen. Wieder erkannte Spanien mit Dant und Hurtigkeit seine Verbindlichkeiten an, und ging sogleich auf eine Bespre­­chung der Arrangements zur Liquidirung der Rechnung ein. Diese Darlegung des Sachverhalts, die man als authentisch ansehen kann, zeigt gar genug, daß die klein­­liche Bosheit, von der man so geläufig geschmwast hat, Eng­­land durchaus nicht­ zur Last fällt. Die Gerechtigkeit unse­­rer Forderung ist von den Spaniern selbst anerkannt. Wir haben sie damit nie in sehlierigen Zeiten gedrängt , und obgleich­ sie nach langer Zwischenzeit von dem­ vorigen Staatssekretär des Auswärtigen abermals vorgebracht wurde, so lag der Anlaß dazu in den verbesserten finanziellen Umständen Spaniens, und die­ Mairegel wurde ergriffen, bevor irgend jemand noch an die Expedition gegen Ma­­‚soffo dachte. “Wien, 2. Sinner. Der beruhigende Inhalt der französtischen Neujahrsrede ließ die Börse heute noch unbe­­rührt, da der Eindruch derselben an der Pariser Börse­ nicht bekannt war. Im Borgerchäft waren Die Anfangskurse : Kredit 207,20 bis 207,80, Nordbahn 1964—1968, National­­anlehen 79,80. An der Mittagsharte war die Tendenz bei großer Geschäftsh­ilfe eine rückgängige; Kreditaktien variirten zwischen 207,60 und 2­6, Nordbahn zwischen 1968 und 1952, auf Staatsbahnärzten gingen bis 272.20 zurück. Im Fonds und Schranfenpapieren war es sehr fill, Nationalanlehen wurde mit 79,79,39 bezahlt, 5pCt, Metalliques waren mit 72.1050, 5pEt, Metalliqgues in öft. W. mit 68 und 41/pGt, Metalliques mit 64.50 im Berfepv. Kreditlose wurden bis 106 getauft. Grundentlastungsobligationen waren etwas bil­­liger angeboten, ungarische mit 74 und galizische mit 73.50, Banfaktien 900-904. Ausnahmsweise waren junge Bahnen etwas mehr begehrt und Westbahnaktien mit 178—178,25, Pardubikerakttien mit 137,75—138,50 bezahlt. Die Kursän­­derungen in den anderen Effekten waren höchst unbedeutend, Benetianisches Ansehen wurde mit 80—80.50 verhandelt. Nationalanlehenkoupons bezahlte man mit 2342 pCt. Agiv. Devisen und Komptanten haben um eine Kleinigkeit ange­­zogen. Der heute stattfindenden Ziehungen wegen wurden­ 1854er Lose und Komo-Rentenscheine nicht notirt. Schluß matt. Man notirte : Kreditaktien 205.70, Nordbahn 1954, Staats­bahn 272.30 , 5pCt, Metalliques 71.90, National 78.80 , ungarische Grundentlastungen 73, Augsburg 116.75, London 124.50, Berantwortlicher Redakteur : Karl Weisskircher. selbst

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