Pester Lloyd - Abendblatt, Februar 1860 (Jahrgang 7, nr. 26-49)

1860-02-01 / nr. 26

thun könnten,­und es wurde deshalb die Kommission bis zur Eini­holung dieser Instruktionen vertagt.Die wegen der neuen Armee­­organisirung bis jetzt nicht in Vollzug gesetzte Ordres,de Ba­­taille wird im Laufe des kommenden Monats zuverlässig aus­­geführt werden,und die Detachirung der betreffenden Truppen, der neuen taktischen Eintheilung entsprechend,mit besonderer Rücksicht auf die Terrain­verhältnisse­ erfolgen.Das Kommando des Polizei-Militärwachkorps wird als von der politischen Behörde abhängig fortan seinen Sitz in Venedig haben-was­hin auch die hier bestehende Oberpostdirektion verlegt wird. Die bisher bestandenen Direktionen werden,,in Zukunft auf­­hören und in den Verschiedenen Provinzialstädten blos mehr als Provinzialpostämter bestehen.Bei diesen Maßregeln scheint auf den Umstand Bedacht genommen worden zu sein,daß die Zentralien der verschiedenen Aemter sich dort befinden,wo der Sitz der Landesregierung ist,um eine Vereinfachung des Ge­­schäftsganges sowie eine wirksamste Gesammtleitung zu er­­möglichen und den Landeschef in die Lage zu setzen,die Spitzen sämmtlicher im Verwaltungsgebiete seiner Provinz befindli­­ch­e b­ehördenvereint zu seiner Verfügung zu haben,eine Anordnung,welche den neuen Territorials unt­ politischen Verhältnissen dieses Kronlan­des vollkommen angemessen ist. In Londoner Klubs wurde versichert,daß­ zus­­m ersten entschlossen sei,was Parlament aufzulösen,im Falle es dem Ministerium ein Mißtrauensvotumn geben sollte. an der serbischen Grenze wird der«Tom. Z.«untersm 25.v.Ph.geschrieben.Das Großverirab schreibe11,das vor einigen Tagen­ dem Fürstexc Milosch aus Konstantinopel zukam,hat Unwillen hervorgerufen,weil darin dem Fürsten­ zum Vorwurf gemacht wird,daß er an den in­ Bosnien un­d Bulgarien herrschenden Unruhen zum Theil Schuld trage,eine Schuld,die ihm die Ungnade des hohen Souveräns zuziehen könnte.Fürst PHlosch be­­hauptet hingegen er habe den Flüchtlingen aus Rosntien und Bulgarien in Serbien ein Asyl gewährt und sichere noch im­­mer aus Staatsmitteln ihren Lebensunterhalt, um die in diesen Ländern sich Fundgebende Währung durch die Zurü­d­­messung dieser Leute nicht zum offenen Ausbruch des Auf­­standes kommen zu lassen, der in­folge des milltürkischen Vorgehens der türkischen Verwaltungsorgane dieser Provinzen erfolgen muß, wenn die Pforte nicht ehestens die zugesicher­­ten Reformen in Wirklichkeit eintreten läßt. In Bufarest erschien folgende Kundmachung: Die fürstlich-walachische Negierung hat sammilische Behörden an­­gewiesen, jeder bisher vorgenommenen oder künftig sich erge­­benden Beschwerde tatseich österreichischerlinter­­tribanen wegen Belastung mit der Kopfsteuer,­­ insoferne auf die Betreffenden nicht die Bestimmungen der Konvention vom Jahre 1842 ganz unzweifelhaft Anwendung finden — im Einvernehmen mit den Fatferlich Königlichen Konsu­­larämtern sofort gerecht zu werden. Was hiemit zur s­enntniß mit dem Bemerfen gebracht wird, daß die Betref­­fenden sich bei Dem gefertigten Fatferlich Königlichen General» tonsulate zu melden haben. Bukarest, am 7. Jänner 1860, Der E, £ Agent und General Consul, Eder“ An die Scleswiig­sch­e­n Stände ist eine Adresse gelangt, welche offen und ansprüchlich die Wiederherstellung der alten Verbindung­szwischen Schleswig und Holstein verlangt. Dieselbe lautet wörtlich: „Hohe Ständeversammlung ! Mit ernster, freudiger Erwartung be- An das Land Ihr erneutes Zusammentreten, Eine fewere Zeit ist über uns dahingegangen. Arges haben wir erduldet, fast Unerträgliches ertragen. Aber der Muth des Volkes ft nicht gebrochen. Nur inniger noch hat das Mißgefeht der legten Sabre in uns Allen die Überzeugung beseitigt, was wir nicht ruben dürfen, bis dem NRedte Ge­­h 7­nüge geshhehben, biß die Berbindpung und leite Selbstfränßigfett der Herzogthümer wiederh­ergestellt und d­urch feste$Formen e­s gesichert ist. Hohe Verfamlung ! Wir vertrauen auf Sie, mag Sie ohne Scheu den Kampf wieder aufnehmen werden, Vertrauen Sie auf ung! Ehrerbietigst­­e, Aus Mitteldeutschland wird berichtet, das der bevorstehende Bundesbeschlußt in d­er Für hef­­fischen Berfaffungsfrage eine vermittelnde Stellung einnehmen und im Wesentlichen folgende Punkte umfassen dürfte: 1. Die von Regierung und Ständen verein­­­­barten Abänderungen einzelner Bestimmungen der Verfal: von 1852 treten in Kraft. 2. Ki 80 der Fa­A allein vorgenommenen Renderungen zu der Verfassung von 1852 bleiben hingegen außer Wirksamkeit, und tritt an deren Stelle der ursprüngliche Tert. 3. Ingleichen sind die von den Ständen gestellten, von der Regierung aber nicht genehmigten Anträge noch zu berücksichtigen, bezüglich in die Verfassung von 1852 aufzunehmen, inwofern sie sich auf aus­­ausdrändliche, nicht bundeswinrige Bestimmungen der Verfas­­sung von 1831 beziehen, wogegen bei den anderen ständischen Anträgen der Regierung freie Hand bleibt. In g­openbhage­n ist es Wieder ruhiger gewor­­den, der König hat nicht abdizirt, die Gräfin Danner hat das Land nicht verlassen, und selbst das Ministerium füntt sich stärker als vor der Agitation. Von verschiedenen Letten gelangen Loyalitäts­pressen, in denen die jüng­­sten Exzesse aufs Entschiedenste verdammt werden, an den König. Außer dem „‚Arbeiterverein‘‘ und dem ‚Verein der Waffenbrüder‘’ hat nunmehr au) der ‚‚Arbeiterhilfsverein‘‘ in einer Adresse seine Ergebenheit betheuert, und der König, der eine Deputation dieses Vereins persönlich empfing , bat sich gegen dieselbe auf's freundlichste über die Erkenntnis, daß öreibert ohne Befeglichkeit nicht gedeihen künne, geäußert. Aus Wien vom 31. 9. M. wird uns geschrieben : Der Herr Feldmarschall Fürst v. Winpischgras wird mit dem heutigen Abendzuge der Nordbahn von Prag hier eintreffen. — Der serbische Kommissär Herr Zuttifc, ein Beamter aus dem Ministerium des Reufern, befindet sich seit einigen Tagen hier, und zwar wie es heißt, in Privat­­angelegenheiten des Fürsten Milosch. — Der Gewinner des Haupttreffers der am 30. April 1859 stattgehabten 11. Beru­fung der Blary’schen Lotterielose hat sich bis jeit noch nicht gemeldet. Der Gewinner des gestern gezogenen Haupttreffers ist noch nicht bekannt. — Die mit Gold ei­n­­gewirk­ten Stoffe kommen wieder flatt in Mode. vor einigen Tagen ist ein für eine hochgestellte Dame ber­stimmter Kachemir mit Gold gewirkt fertig geworden, für den 3040 fl. bezahlt wurden. Der Radkehr Ihrer FE. E. Hoheiten Herrn Erzherzogs Ferdinand Mar und Iran Erzherzogin Ch­ar­­lotte wird im Monate März entgegengesehen. Er­nst Mori; Arndt, seit Dem zweiten Weihnachtstage v. 3. im 91. Lebensjahre, ist in Bonn nach kurzer Krankheit am 29. Jänner um die Mittags­­stunde sanft verschieden. Sicherlicd — so heißt es in der „RK. 3." “ hat die Aufregung und Anka’ gung seit seinem neulichen Zeittage die Abnahme ser Kräfte beschleunigt : er hatte geglaubt, überallyin, vv:, wo ihm freundliche Gesinnungen fundgegeben waren, sei­­nen besonderen Dant aussprechen zu müssen, und hatte so in den legten Wochen weit über Hundert Danfra­­gungsschreiben abgesandt. * Wien, 31. Sinner. Im heutigen Morgengeschäfte wirften die Artikel des , Montteur" und des ‚‚Constitution­­nel" sehr deprimirend auf die Kurse ein, Ohne daß eine Erholung stattgefunden hätte, zwischen Kreditaktien bis 192­5 » und Nordbahnakt­ien bis 1940, Staatsbahnaktien blieben ohne Umfaß. Nationalanlehen war mit 79 angeboten. Die Börse war in großer Mißstimmung, welche ihren Ausbruch in dem Rückgange fast aller Effekten so wie in dem empfindlichen Steigen aller Desiren und Komptanten fand. Die Geldver­­hältnisse waren groß bei Ultimo erträglich, ohne Niederladung an Effekten. Nationalanlehen ging bis 78 zurück, 5pEt. Met­­wichen bis 69,70, fofe vom Sahre 1839 wurden bis 124 50, £ofe vom Sahre 1854 bis 110,50, Kreditiofe bis 103,50 ab­­gegeben. Nordbahnaktien erfuhren einen Nordgang bis 1932, Kreditaktien bis 191,20, Staatsbahnaktien wurden bis 270 verhandelt. Die Schlußkfufte waren : Kreditaftien 192,50, Nordbahn 1942, Staatsbahn 270, Bantaftien 843, Dampf­­er 449, Augsburg 114,25, London 133, Münzdu­­aten 6,27, Verantwortlicher Revakteur : Karl Weisskircher, Sánelyreffendruch von Emil Müller, Dorothengaffe Nr. 12,­­ Verlag der Pefter Lloydgesellschaft,

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