Pester Lloyd, April 1860 (Jahrgang 7, nr. 78-100)

1860-04-08 / nr. 83

Der Rubifon Beft, 7. April. Der Rubifon! Wer rennt das kleine und doch so hochberühmte Stüßchen nicht, das dur f einen Ausflug in das adriatische Meer ven Hafen von Nimint bildet? War es doch zu den Zeiten der römischen Republik die Grenz­­scheide, welche das eigentliche Italien von der nächsten Pro­­vinz, dem diesfeitd des Po gelegenen Gallien trennte. Wer immer sie mit den Waffen in der Hand überschritt, Der hatte durch diesen bloßen Ast vom Volke ver­mufr­ten von Krieg auf Tod und Leben erklärt. Selbst ein, nach siegreich bestandenem Kriege aus dem Norden heimkehrender Feldherr mußte jenseits des Baches abwarten, ob der Senat ihm Die Ehre eines Triumpheinzuges in die ewige Stadt bewilligen werde. Erst wenn Dies geschehen, durfte er an der Gaide seiner Legionen wieder aufbrechen, drang er mit seiner Ar­­mee­leiter vor, ohne durch einen Beschluß der versammelten Räter dazu berechtigt zu sein, so war er von demselben Augenblicke an ein „Feind 968 Vaterlandes" und hatte als Hochserräther noch weniger wie ein fremder Eroberer auf Schonung oder Nachsicht zu rechnen. Selbst Cäsar machte mit den siegreichen Gehorten, die er aus dem über­­wundenen Gallien zurückführte, am Nubifon Halt; und lange überlegte er, ob er nicht Doch noch im der zwölften Stunde dem Defrete des Senates, seine Truppen zu entlassen , Folge leisten solle. Seitdem, der sie nur einmal durchflogen , wird Plutary’s Schilderung der heftigen Gemüthsbewegung unvergeßlich bleiben, die den römischen Imperator dort bez­fiel, bis er endlich, die Schiffe hinter si) verbrennend und als wolle er die innere Stimme betäuben, den Kolonnen Marsh­orpie ertheilte und, allen feinen Tapferen voran, Der Erste in das Gewässer sprengte mit den berühmten Worten : „Der Mürfel ist geworfen !" Solches geschah fünf Cezennien vor Christi Geburt, und mehr denn neunzehn Jahrhunderte sind seltd­em verstri­­chen. Da will eine seltsame Laune des Geschides, daß eben jenem SFlüßchen aufs neue eine hochwichtige Rolle in der Geschichte der Menschheit zufällt. Der Nubiton, dessen Be­­deutung längst zu einer bloßen historischen­­ Reminiscenz zus­­ammengeschrumpft war, ist durc das Annerionsfetum vom 12. März wiederum in einen Grenzbach verwandelt worden, der das subalpinische Königreich von dem Gebiete trennt, das sich noch im Resite des Papstes befindet. Im Norden 963 Baches hat die piemontesischmittelitalienische Streitmacht ihre Dorposten bis gegen Nimini hin geschoben , im Süden schlägt die Armee des heiligen Baters ihr Hauptquartier zu Ancona auf und überwacht durch ausgesandte Streifcorps aufs sorgsamste jede Bewegung des Feindes am jenseitigen Ufer. Der Friede Europa’s­ccheint nochmals davon abzuz­hängen, daß beide Parteien den Lauf des kleinen Wassers respeftiren , denn alle Welt fühlt, daß eine Invasion der Romagna wurde die päpstlichen, ein Einbruch der sardinischen Truppen in Umbrien und die Marfen das Signal zu einem abermaligen Ausbruc­he von Weinpfeligkeiten sein würde, bei denen i wenigstens Oesterreich und Frankreich schwerlich ruhige Zuschauer abgeben konnten. Freilich feßen das Wiener Kabinet und, äußerlich min­­destens, auch dasjenige der Tuilerien alle Hebel an, um einst­weilen jede bewaffnete Collision zwischen den unmittelbar betheiligten Parteien zu verhindern. Napoleon — so mel­­den gut unterrichtete Correspondenten — hat das Wort feter Emanuel’ und Pius’ IX., daß sie Beide von einem Angriffe abstehen wollen. Der Larvenfünig wird dem mäch­­tigen Verbündeten das gegebene Versprechen sicherlich halten, so lange dieser ihn nicht etwa unter der Hand davon entbindet. Ob der Papst verpflichtet ist, besonderes Gewicht auf. eine ihm, wenn er sie überhaupt geleistet hat, offenbar abgeprun­­gene Zusage zu Iegen, mag billig zweifelhaft erscheinen. Allein hier wirft die Einsprache Oesterreichs gegen das Eins rnden neapolitanischer Truppen in den Kirchenstaat ent­­scheidend. So lange König Franz I., dem M­athe der kai­­serlichen Regierung gemäß, seine Armee in Den Abruzzen concentiert hält und nicht dem heiligen Bater zu Hilfe eilt, wird Cardinal Antonelli sich, wenngleich vielleicht wider sei­­nen Willen, auf die Defensive beschränken müssen.. Im so mehr, als die Zerfahrenheit, die heute in Rom herrscht, derjenigen kaum nachsteht, die dort im Jahre 49 vor uns­­erer Zeitrechnung obwaltete. Wie damals, auf die Schrei­bensfunde, daß Cäsar über den Nubifon gegangen, alle namhaften Gegner des Imperators über Hals und Kopf nach Brundusium flüchteten, um von diesem Óafenplabe aus Griechenland zu gewinnen, wo sie sie dann erst zum bewaff­­neten Wi­derstande um das Lager von Dyrrhachium und auf den Ebenen von Pharsalus organisirten : so ist es heute ein offenfundiges Geheimniß, daß der päpstliche Stuhl sich auf die Bevölkerung der Hauptstadt, Umbriens und der Marien­raum, auf seine Soldaten nur theilweise verlassen kann. General Goyen — mag er nun gehen oder bleiben ; und wir glauben fest an die leitere Alternative, so lange er Rom nicht wirklich geräumt: hat — Goyen wird, so viel if flar, stets nur al Wächter über die persönliche Sicherheit und die Bewegungen des heiligen Baterd fungiren. Alle Mittel zu einer selbstständigen Netton beruhen daher für den Lesteren einzig und allein auf der fihmanfenden Hoffnung, es werde Lamoriciere gelingen, den Soldaten Pivo Nono’s einen neuen kriegerischen Geist einzuflößen. Doc das Ge­rücht will wissen, auch der afrikanische Heerführer fange be­­reits an, eine Umgestaltung der päpstlichen Armee, so Vag piefelde für sich allein zum Schuse des Kirchenstaates asz­reiche, als fast unmöglich zu betrachten, wenn Neapel jede Mitwirkung verweigere. Aber hat ver Batiian denn nicht seine geistlichen Waffen, welche die Curie des römischen Senates nicht fannte ? und sollten sie vom heiligen Bater nicht reichlich erz­iehen, was ihm an weltlicher Macht abgeht? follte ver Bannstrahl nicht ein festerer Schild sein, als wenn dem Kardinalskollegium alle Legionen des Pompejus zur Abwehr des Feindes zu Gebote ständen, der am Nubifon lauert ? Auch Darauf ist nicht zu rechnen. Den Fürsten, dem die große Ercommunication und das Anathem mit al ihren Folgen nicht Die Herausgabe der Nomagna abzubringen ver­­mögen, werden sie von weiteren Schritten ebenfalls fehmwei­­ch abhalten, sobald erst einmal son ver Seine her das Signal dazu ertönt. Der Papst selber hat ja," allem An­­shheine nach, mit dem Bam­breye mehr eine Pflicht erfüllen wollen, als daß­ er sich über wessen praktischen Erfolg get­täuscht hätte. Sagt er nicht, daß seit Jahren „die sardi­­nische Regierung nicht nur Unsere Ermahnungen und Kla­­gen so wie die kirchlichen Strafen verachtet , sondern auch, in ihrer Schlechtigkeit verharrend , eine Frevelthat gewagt hat, in der mehrere Verbrechen und Satrilegien der schwei­­sten Art beisammen gefunden werden und Die gehörig zu brandmarfen Uns die Worte mangeln?” Uns werden Die Befürchtungen, die sich in diesem Sache so unverkennbar aussprechen, nicht bestätigt durch Die Thronvere­­itter Ema­­nuel’8? dur die Haltung der „Opinione“, welche Graf Cavour geradezu sagen läßt, sein Staat Europa’3 werde sich um der Ercommunication willen weniger beunruhigen, als Italien? ! Die Entscheidung über die zukünftige Wendung der Dinge steht demnach nicht bei dem heiligen Vater, mag man nun feine zeitliche oder feine kirchliche Macht ins Auge raf­­fen. Sie liegt auch nicht in den Händen Lamoriciere’s, so wenig wie in denen Neapel’s oder Piemont’s ; son­­dern ist ausschließlich in Wien und Paris zu suchen. Der Rubison wird von seiner Seite her paffirt werden, bis es nicht mit der Einwilligung Oesterreich’s oder Frankreich’s geschieht.­ Dann aber wird der Kampf sich über sämm­t­­liche Länder der apenninischen Halbinsel erstrecen , und seine der beiden Monarchien, die dort seit ven Tagen Karl’s V. und Franz I. um die Suprematie ringen, wird ihm fern bleiben dürfen. Die Entwicklung der Gesühide Stalten’s hat mitten auf einer schiefen Ebne Halt gemacht. Ob diese Ruhepause lange dauern wird, mag man nach folgendem Ci­­tate aus der Correspondenz des ersten Napoleon ermessen: „Ich habe — schrieb er am 19. Feber 1797 nach Abschlag des Vertrages von Tolentino dem Directorium — ich habe Pius VI. den Frieden bewilligt, weil der König von Ne az p3e I entschlossen fehten, bei den Unterhandlungen zu inter­­veniren; und weil ich glaube, daß Nom Bologna’s, Ferrarag und der fiomagna,n. bch. der aller­­besten Theile des Kirchenstaates (tout ce qu'il y a de meilleur dans l’Etat ecclsiastique) beraubt, nid­ mehr einstiren kann — die alte Maschine wird ganz von selbst aus den Fugen gehen ; cette vieille machine se de­­traquera toute seule.“ Der Neffe hat — seit er sich dem Kirchenstaate gegen=­über in einer so frappant ähnlichen Lage befindet — Diesen Brief des Oheims*­ gewiß fludirt, Da erscheint denn Die Besorgung,, daß F Kirchenstrafen ihn so wenig wie Viktor Emanuel von der einmal betretenen abschüffigen Bahn zurüc­­kbredfen ; daß vielleicht Beide den Frieden nur zur Ansamm­­lung der für einen frischen Angriff erforderlichen Kräfte bez­eußen , daß die Ufer des Nubifon nach Verlauf von neun zehn Säeulen am Ende nochmals von einem wettersehlittern­­den: „jacta alea esto!" miederhalten werden — wohl kaum so ganz unberechtigt ! “ Sonstantimopel, 29. März Als die türkische Regierung behufs der Erhebung einer außerordentlichen Realitätensteuer in der Hauptstadt, unter Angabe des Zweckes, das stark entwert­ete Staatspapiergeld aus dem Umlaufe zu ziehen, auch die auswärtigen Gesandtschaf­­ten anging, ihre Unterthanen und Schüsslinge zur Zahlung anzumeisen , trat ver­ruffische Gesandte mit ener­­gisscher Opposition entgegen. Auf der Pforte er­wiederte er dem Minister des Aeugern, Zuad Pasha : „Wie Sie Ihre Un­­terthanen besteuern mögen, geht mich nichts an, wenn Sie auf den Grundtesis rufsischer Unterthanen in der Türfei eine übrigens allgemeine Steuer legen wollen, sind Sie im *­ Bd. II. p. 342 der auf Befehl Napoleon’s­ III. herausgegebenen Kollektion. Rechte und ich werde auch nicht Das Geringste dagegen sagen oder thun. Aber rufsische Unterthanen, die sich nur zeitweilig hier aufhalten und von türklschen Interthanen Wohnungen, Magazine 36, gemiethet haben, künnen ohne Infraftion der bestehenden Beiträge, in Feiner Weise zur Bahlung irgend einer Steuer, — den Waarenzoll ausge­­nommen, — verhalten werden, und ich protestire gegen vie­­les Ansinnen.” Fuad Pasda, nach langen und erfolglosen Wiederreden, wandte sich zur Bitte, die Finanznoth des Nei­­d­es und den Schaden, der demselben erwachse, wenn die Gesandten den Fremden verböten, sich an der Zahlung der­ser außerordentlichen Steuer freiwillig zu betheiligen und nach eigenem Willen und aus gutem Herzen die Türfei zu unterfrügen. Der Gesandte er­wiederte, wie es nicht in seinem Sinne läge, seine Nationalen an freiwilligen Beiträgen zu einem wohlthätigen Zweckk zu hindern, ja daß er sie sogar zu sol­­chen Beiträgen auffordern wolle,­­ und nachdem er Tange in verschienenen Taschen gesucht, brachte er eine alte 20 Pia­­fternote zum Borschein und übergab sie an guano Pascha als das einzige türkische Papiergeld, das er besiße und als sei­­nen freiwilligen Beitrag zum w­ohlthätigen Zwecke. Fuad Pasha war natürlich perpler und sandte die Gabe durch seinen Unterstaatssekretär Kabuli Effendi unverzüglich an den Großsezier, Nufchdi Pasha, der selbe unter Anspruch seines Danfes für Gabe und freundliches Versprechen anz­r­­nehmen befahl. — Diese beispiellose Demüthigung ist übri­­gend durch die heillose Wirthschaft in dem Finanzwesen ver­würtet verdient. Seit nahe 4 Monaten sind die Garnisong­­truppen der Hauptstadt, seit einem Monate sogar die Palast­offiziere unbezahlt. Der Brodlieferant der Garnison hat seit 6 Monaten seinen Heller Geld erhalten! Höchst charakteristisch ,­ der vom türkischen Ge­­sammtministerium an den Sultan erstattete und von demselben genehmigte Bericht, werfen Inhalt dem Sinne nach folgender : Seit der alte und unveränderte Feind der türkischen Negierung, Milosch, wiener an die Regierung der Provinz Serbien genommen­, ruht er nicht, allerfette Intriguen anzuknüpfen. Abgesehen von seinem Streben, Serbien von seiner organischen Verbindung mit der Partei logzureifen und als selbstständiges Neid­ zu fon­stituiren, sendet er, wie man die ununiversprechlichen Beweise hat, Emissäre in die von Serben und verwandten Bolfór­stämmen bewohnten Provinzen des türkischen Reiches, um daselbst eine Insurrention gegen die gefechliche Regierung einzuleiten, welche vom serbischen Fürstenthume unterstütz werden und zu dessen Erweiterung führen sol. Es seien nun von türkischer Seite Truppenansammlungen in Bos­nien, Albanien, Zürfisch-Serbien (Niffa und Pristina) und Bulgarien erforderlich, und da man zu diesem Behufe er traprdinäre Auslagen zu machen habe , so bedürfe der Kriegsminister einen Zuschussrecht von 1212 Mill. Miaz fter 96. — welcher genehmigt wurde. Außer 80,000 Mann Linientruppen, Die großen Theils schon aufgestellt sind, hat man in Bosnien u. s. w. 30,000 Mann irreguläre Truppen gez­worben. Woher man selbe bezahlen werde, weiß noch Nie­­mand. Der Armeekommandant von Numesien,, Marschall Iemael Pafıka , ein tapferer aber ganz un­wissenschaftlicher Mann, scheint vor der Hand zum Oberkommando gegen Ser­­bien bestimmt , und hat sein Hauptquartier von Monastir nach Pristina übertragen. Die Truppen sind vereinzelt auf einer Strecke von hundert deutschen Meilen , von Ziwornis über Serajewo , Nowibasar , Pristina , Niffa, Sophia nach Wippin positzt, und Ismael Vajda hat bereits um Anlage einer Telegraphenlinie durch diese Orte gebeten. Sicherem Bernehmen nach dürfte die Unterwerfung Scha­­myls und Mohamed Emir’s seine wesentlichen Resultate nach sich ziehen. Unflugheit’ver ruffischen Unterbe­­fehlshaber hat in Daghestan so wie in Zirrafften lebhafte Mißstimmung veranlagt, und im nächsten Jahre dürfte es wieder zu Thätlichkeiten kommen. Bartatinsil’s Lorber dürfte jene werfen. Man fann ein tapferer Soldat, ein guter General und selbst ein geschiefter Diplomat sein, ohne orga­­nisatorisches Talent zu befiken, und auf Lebtered und das Vertrauen des Wolfes kommt es an, um das glorreice Er­­rungene auch zu bewahren. Sortschritte des Lebels Einhalt gebieten werden. De­k tet wurden die heiligsten Rechte aller Nat­a pres ergänzte den Raub und einen Theil des Gebietes der heili­­gen Stuhlese. Nur ein in Bologna am 1.­9. M. erlasse­­nes Dek­et waren die Belfer der Aemilia genöthiget, ihr Bor­tum zu Gunsten Piemonts abzugeben. Alle Hilfsmittel, alle Gewaltsamkeiten und tausend Schliche wurden angewendet, da­­mit das Botum dem erwähnten Zmede entspreche. Durch die Annahme vom 18. März hat der König Viktor Emanuel den Schmerz des heiligen Vaters auf den Gipfelpunkt gebracht, der die Kirche ihres zeitlichen Gebietes beraubt sah dur einen katholischen Zürften, den Erben des Thrones durch ihren hei­­ligen Wandel erlaubter Monarchen. . Der heilige Bater hat frast der ihm obliegenden Pflicht über das Recht und die zeitliche Souveränetät zu wachen, dem unterzeichneten Staats­­sekretär den Befehl ertheilt, gegen die Beziehung unbestreitbarer Rechte des Heiligen Stuhles, welche S. 9. in ihrer Integrität zu erhalten bemüht ist zu protessiren, und Alles, was in die­­sen Provinzen geschehen is und noch geschehen wird, als nich­­tig, usurpatorisch und ungesehlich zu erklären. Die Bewegung der Katholiken, die sich seit den ersten Angriffen gegen Die zeitliche Herrschaft der Kirche Tundgegeben hat, geben dem heiligen Vater die Ueberzeugung, daß dieselbe die Souveräne verhindern wird, biesen Art Tiren schänderischer und trügeri­­scher Usurpation anzuerkennen. — Indem der Staatssekretär Em. Herrlichkeit ersuhht, diesen Protest zur Kenntnig Ihrer Re­­gierung zu bringen, glaubt er Hinzufügen zu follen, mag der heilige Vater der Hoffnung is, Ihre Regierung werde nicht ermangeln mitzuwirken. Damit eines Tages dieser Raub ein Ende nehme, gegen welchen sich das Völkerrecht laut A auflehnt. Derselbe Korrespondent berichtet als bemerkenswerth, dag, obschon vas Erfommunikationshbrene [chon am 29. veröffentlicht worden war, das offizielle „Giorn. di Roma" gleichwohl aug am 31. 9. M. feiner mit seiner Silbe Erwähnung that. — Hier sei zugleich bemerkt, daß, indem das DBreye seinen der Erfommunizirtn namhaft macht, der Kirchenbann einen Theil seiner Wirkung verliert. Hat nämlich das Breye die Erfommunizirten nicht ansprüch­­lich genannt, so kann jeder katholische Christ mit ihnen um­­gehen, ohne in die Strafe des Kirchenbannes zu verfallen. Ein von Grandguillot unterzeichneter Artikel des Pariser "K­onstitut­ionnel" sagt, die Exk­ommunikation habe in der Regel den sofortigen Abbruch der diplomatischen Bez­­iehungen zwischen dem Kirchenoberhaupte und dem erkom­­munizirten Zünften zur Folge. Nichts Äh­nliches habe in Bezug auf das Kabinet­ter Tuilerien stattgefunden. Die Note des „Moniteur“ habe nicht den Zweck gehabt, den Wirrungen der Erkommunikation vorzubeugen; sie erinnere einfach an die Grundlage der bürgerlichen Unabhängigkeit, um die wahren Lehren der frangisischen Kirche­n wiederher­­zustellen. Weiteren Berichten aus Rom vom 31. 9. M. ent­­nehmen wir : General tamorícier e­if­felt prei Tat­gen in Ancona. Er hat bis fett noch nicht das Kommando der päpstlichen Truppen übernommen. Gestern Tief­fer Ge­­neral durch eine telegraphische Depesche vom Kriegsminister die Erlaubniß erbitten, die Leitung Ancona im Detail bez­­iötigen zu dürfen. Es scheint, daß der General die Zunf­­tionen, um deren Annahme er gebeten wurde, nur unter der Bedingung übernehmen werde, daß man ihn mit den wet­testen Vollmachten befleite. — In der Universität zeigt sich besonders unter den Professoren und Studenten der medizí­­nischen Fakultät neues Mißvergnügen über die genommenen Mairegeln einer polizeilichen Beaufsichtigung­ des Univer­­sitätsgebäudes. Professor Magiorani, eine medizinische Ce­­lebrität, bat durch nichts gehalten werden künnen, er daufte förmlich ab. Sein Nachfolger, Barelli, fand in den ersten Tagen einen Hörsaal ohne Zuhörer und hat deren auch fest nur wenige, in Rom erhalten wir heute wichtige Mittheilungen, von Vorrang unter denselben verdient die unterm 29. ©. M. von Kardis­­nal Antonelli an das diplomatische Korps gerichtete Protesinnote gegen die Annerton der Romagna, von der ein römischer Korrespondent Dem „Journ. beg Debats“ folgende Analyse entwirft : Die Umtriebe der revolutionären Partei, welche während des rechten Krieges Führer auftraten, haben die Fronte ge­­tragen, welche seit längerer Zeit von der Rebellion in den Zentralstaaten der Halbinsel und der Romagna erstrebt­­ wur­­den : die Vergrößerung Piemonts mit dem Naube legitimer Sürften.. Inmitten dieser schmerzlichen Ereignisse verringerte ich in dem Geiste des Heiligen Vaters das Vertrauen nicht, daß höhere Aussichten für die Religion und die Gerechtigkeit dem Die Abtretung Savoyens wird in Turin nur schwer verschmerzt werden; „die Stelle der Thronrede, — Schreibt man aus der piemontesischen Hauptstadt, — die sich auf die Abtretung von Sasoyen und Nizza bezieht, führte zu einer ergreifenden Szene; der König konnte vor Bewegung die Worte kaum ü­ber die Lippen brin­­gen, und mehrere Deputirte brachen in Iautes Schluchzen aus; viele schwammen in Thränen.” Wie es weiter heißt, werden Natazzi und seine Partei die Abtretung Savoyens im Parlamente sehr heftig bekämpfen. Schon erklärt sein Organ, es hoffe, Cavour werde dem Parlamente die Ber­­eife vorlegen, daß er Alles gethan habe, um „tiefe und selige Nothwendigkeit fern zu halten.” — Auch die „Times“ läßt in ihrem Verger nicht nach; diesmal ist es die septe T­housenel’sche Depesche, die ihr den Anlaß dazu bietet. Das Cityblatt sagt : M. Thouvenel athmet auf und antwortet mit sehwacher Stimme, daß die Erwiederung­ des britischen Kabinets auf seine Depefche sein Protest sei. Es wird ihm Darauf viel leichter und er hofft, daß die Cage hiemit zu Ende sei. Im­ technis­­chen Sinn des Wortes mag sie sein Protest sein, was man | ! REEL UNTER! ou I#3%718 Ne, “DZ —— ug pa» ae ! ae ro ® s­­ efter Briefe­ ­— Die Rose und d­üfte — Di­tti — rd­ons A Stille, so nennt man die Woche, die wir hinter uns haben, und ein Grab in ihr Symbol. Freilich hat man unter Stille etwas ganz Anderes zu verstehen, seitdem das jüngste Kaiserreich in der Taufe den Namen „Briede" empfangen und seitdem der Korrespondent eines weitverbreiteten Wiener Four­nals das bekannte „faj a szive“" mit „leide mein Herz" überfegt hat. Ein so freier Heberjeger sollte eigentlich gar nicht geduldet werden. Nennen wir sie also eine bemegte Mode, wo anstatt Des lieblichen Grußes der Rufe, die das Oberhaupt der Kirche zum Ofterangebinde für einen der christ­lichen Fürsten zu weihen pflegt, der Bannfluh von den Ufern der Tiber widerhallt , das Anathem auf Das Haupt zweier Monarchen geschleudert wird, von welchen der­ Eine das Kreuz im Wappen führt und der Andere sich den Ältesten Sohn der Kirche nennt. Die Natur allein hat Wort gehalten. Ein milder Grün­lingsödem geht durch das Land, und es liegt so etwas Wür­­ziges in der Luft, daß eine Nase, die noch nicht Durch den Uebergenuß des Schnupftabafs blafirt it, undwillkürlich zum Niesen gereizt wird. Auch die Bäume stechen bereits die Früh­­lingsfahne aus, und wem es darum zu thun ist, in der fum­­merligen Sarbenpracht der Flora zu sehmergen, der jene den Weg nicht nach der Billa Bartl, wo ihn ein Chor der herz­­haften Kalt- und Warmhauspflanzen begrüßt. Die Trachten haben sich nicht minder der milderen Jahreszeit angepaßt, und die immer allgemeiner werdende ungarische Kleidung hatte eine neue Metamorphose zu bestehen. Die blauen Spenser, mit slbernen Knöpfen reich belebt, kommen bei der Jugend in Schwung, und anstatt der fehtweren pelzverbräumten Buda wird ein leichteres Oberfleisch um die Schultern geworfen. Die Journale beleuchten die neue Mode mit ihren gelehrten Dig­­fussionen, und „Hölgyfutar“ hat sogar eine Abhandlung über die ungarische Tracht vom Standpunkte ihrer sanitätlichen Wir­­rung gebracht, während das „Szinházt­lap" für die unver­­fälschte Reinheit und Originalität der magyarischen Kleidunge­­nweise wacht. Der Musteranzug eines Mädchens besteht unse­­rem Gemährsmanne zufolge aus einer Porta 2" Finger breit aus schwarzem Sammet mit venetianischen Muscheln und feineren Perlen befebt, rndwarte durch ein handbreites Dreifar­­biges Band zusammengebunden. Die Várta muß gleichmäßig breit sein, und wenn sie ursprünglich magyarisch sein soll, muß sie ihrer Breite nah auf dem Kopfe legen , und darf nicht nah aufwärts flehen, weil sie sonst ihre Originalität verliert und eine „mosfomwitische Barta“ wird. Das Haar wird rüc­­wärts durch einen schmuden Kamm zusammengehalten , das Brustmieder if aus einem dunklen glanzlosen Leitengetwebe und nach vorne mit fünf silbernen Knöpfen beleht. Die kurzen weitgebauschten Hempärmel sind aus feinem Battist oder Moll, und werden auf dem Oberarme mit einem Bande ummunden. Ueber den Rad, der mit dem Schnürleibchen von einer Farbe sein kann, fällt eine Schürze herab. In ihrem größten Glanze haben sich übrigens die ungari­­schen Toiletten bei den beiden Wohlthätigkeitsvorstellngen im Nationaltheater entfaltet, und Zuschauer schienen mit den Darstel­­lern zu wetteifern. Diese Akademien bilden noch immer das Tagesgespräch, und 28 wurde sogar hie und Da von einer drit­­ten Wiederholung gesprochen, doch ist eine solche Voraussehung nur ein frommer Wunsch geblieben, denn bereits ist die Heldin dieser Dilettantenkonzerte, die Iran Gräfin Nátv, nach Wien abgereif. Im Weg haben auch Die zwei Vorstellungen reichlich­ ihren 3wed erfüllt, und nebst den Nothleidenden Kroatiens hat auch das Nationaltheater einen ersprießlichen Naben aus ihnen gezogen, denn mehrere der Dilettanten, die in den Tar­bleaus mitwirften, haben wie der Graf Zichy Manó ihre reichen Kostüme der Theatergarderobe geschentt. Die Theater, meide wie gewöhnlich während der Chor­­woche gefeiert, beginnen mit dem DOftermontage wieder ihr neues Wirken. Neu im weitesten Sinne kann man die Thätig­­keit de­s Theaters auf der Promenade nennen. Eine neue Di­­rektion, neue Mitglieder und ein neues Stück. Mit dem jüng­­st­en Produkte der Bir-Pfeiffer’schen Muse „ein Kind Des Glücks“ tritt Herr Alsdorf seine Karriere als Direktor an, Fräulein Kronau, die im nächsten Monate schon ihr Engage­­ment an das Hofburgtheater ruft, wird vorläufig die Titelrolle spielen, im Mai aber werden zwar die, für welche die Rolle eigentlich geschrieben ward, erden wir Fräulein Onfmann, das leibhaftige „Lind des Clűdes“ vor uns sehen. Die Gof­­mann, die ein Gastspiel mit der neuen Direktion abgeschlafen, läßt mit dem angekündigten novellistischen Berfude noch immer auf ich warten, und siehe da, eine ihrer beachten umwerthaften Rivalinen, Fräulein Delia, hat diese Pause trefflich zu be­­wußen verstanden, sie ist zwar der Goßmann mit seinem lite­­rarischen Versuche zuvorgekommen, sie hat mehr als Dies gethan, sie ist zur Heldin einer Novelle geworden, eine Novelle, Die in dem Berliner „Theaterdiener‘ unter dem Titel ‚Regine‘, ein Künslerbild von Karl Schröter, erscheint. Drum, wer eine Fee hat, Der möge sich mit der Verwirklichung beeilen in die­­ser Zeit des Dampfes, die sich mit ihrem Utilitätstriebe nach jedem brachliegenden Winkel drängt. Die von ihrer prächtigen Vegetation berühmte Marga­­retheninsel, ein dankbares Feld für nahe Luftausflüge , ist in der letten Zeit auch so ziemlich brach gelegen. Diesem Uebel­­stande soll nun schon in der gegenwärtigen Saison Abhilfe ge­­schehen. Die schöne Insel, eine Beü­bung des Erzherzoge Stephan, suchte sich bis jebt auch dadur, in einer wahrhaftigen Siclk­theit zu erhalten, indem die Pfeise der Ue­­berfuhr auf eine kaum glaubliche Höhe Hinaufgeschraubt­­ wur­­den, die wenigen RRuderschläge, welche den Spaziergänger vom­ Ufer der Donau auf den Inselpark braten, mußten mit 35 Neufreuzer bezahlt werden, jebr ist Dieser Preis für die Hin­­und Nachfahrt auf 10 Neufreuzer herabgefegt worden. Außer­­dem wird eine Sch­weizerei errichtet. Die zunächst Den Bwet hat den Spaziergängern Erfriegungen zu bieten, und in z­wei­­ter Linie die Molfentur, die in dem benachbarten Kaiser­­ba­de eingeführt wird, mit Kuh- und Schafmolfe zu versor­­gen. Das Kaiserbad aber verstärkt durch diese neue Einrich­­tung das ohnedies bedeutende Kontingent seiner vielgerühmten Seilkräfte. Schließlich erwähnen wir noch der eigenthümlichen Art, in der wir heute an den unglücklichen Dampfer „Hungarian“ erinnert wurden, der bekanntlich vor 5 oder 6 Wochen auf der Fahrt von Europa wac Amerika mit Passagieren und Mannschaft zu Grunde ging. Von den Personen, die sich an Bord dieses Schiffes befanden, war leider kein Einziger ge­­rettet worden, nur 45 Postpakets wurden durch ein anderes Fahrzeug aufgefischt und nach Halifax und von dort über Bo­­fon nach Newgorf gebracht. Unter den also geretteten Pakets befindet sich zufälligerweise ein aus Pe­st datirter Brief, ein Schreiben, welches hier am 1. Febrt von der Firma Franz Kölber aufgegeben, und an den seit zwei Jahren in New­ York etablirten und dort in sehr gräflichen Geschäftsverhält­­nissen lebenden Bruder Johann Kölber adressirt worden war. Dieser Brief hatte nun die Fahrt am Bord des „Hungarian“ mitgemacht und war mit den anderen Effekten des gescheiterten Fahrzeuges in die Tiefe gefunden, dort lag er nun im Fühlen Meeresgrund unter Leichen und zu Grunde gegangenen Hab­­seligkeiten, bis ihn Das rettende Schiff, das leider zu spät für die Lebenden kam, aus der Tiefe zog. Herr Kölber aus Newport aber hat den Brief, welcher die deutlichen Spuren Der Herz bängungvollen Fahrt an sich trägt, an seine hiesigen Verwand­­ten gesendet, die ung das corpus delieti zur gefälligen An­­fight übermittelten. Der von Salzwasser getränfte Papierfegen kann nichts von Dem namenlosen Weh erzählen, dessen Zeuge er gewesen, und so ist er einer der wenigen Ueberbleibsel jener furchtbaren S Katastrophe, Die sich in der seäten Februarwoche auf der Hnen Wasserwüste des Ozeans vollzog. *Em­­perpetuum mobile. Ein aus Galizien ge­­bürtiger angeblicher Zivilingenieur war nach Wien gekommen, um auf eine ihm erfundene sich selbst bewegende Maschine ein Privile­­gium zu nehmen. Natürlich mußte die Maschine zuerst im Großen ausgeführt werden, dazu bedürfte er mehrerer Gehilfen, und um auch deren Versch­wiegenheit zu sichern , leß­ er sich von ihnen Kau­­tionen letzten. Am 23. 9. M. hat er plöglich st selbst mobil ge­­macht, die Gehalte an seine Gehilfen und das Geld für Arbeiten, welche ihm verschiedene hiesige Geschäftsleute geliefert hatten, were saß er zu bezahlen, dafür nahm er aber die 600 Gulden Kautions­­gelder mit. Ob er das Modell seines perpetuum mobile hier ges laffen oder nicht, ist noch nicht bekannt. " Louts Blanc wird im Laufe des kommenden Monats in London eine Reihe von Vorlesungen in englischer Sprache halten, Vorwurf derselben ; Die Pariser Salons — geheimnißvolle Persön­­lichkeiten u. fs m. gegen das Ende des 16. Jahrhunderts. Louis Blanc schreibt das Englische fortrefflich. Als Renner hat er si bisher noch nicht in dieser Sprache öffentlich versucht. * In Weimar hat am 1. b. von den zwei vor dem Kreis­­gerichte aufgestellten Schu­owachen die eine dur Entladung des Gewehres die andere derart verwundet, Daß der Tod sofort erfolgte. Die „Weimarer Ztg." weiß nicht, ob dem Webterlebenden dabei eine Schuld zur Last fällt. Er selbst gibt an, das er beim Auf- und Abe geben gefallen sei und Dabei mit dem Sahne seines über der Schulter ziemlich horizontal ruhenden Ge­wehres an die Hauswand gefroren habe, worauf der Schuß ansgegangen sei. Die Kugel ist dem Ge­troffenen durch den Kopf gegangen. * Am 31. März, Abends zwischen 8 und 9 Uhr, traten zwei Herren In das Lofal des Sumeliers 3, im Palais-Royal zu Paris, um Lorgnetten zu laufen. Während sie mit der Auswahl belästigt waren, kamen zwei Damen mit ungeheueren Krinolinen in Beglei­­tung zweier Herren herein, um sich eine im Schaufenster ausgelegte Uhr genauer zu besehen. Während dieser Besichtigung stahl eine der Damen aus einem Glasbehälter ein Kästchen mit Brillantringen im Gesammtwerthe von 250.000 Fres., was aber Herr 3. nicht eher bemerkte, als bis, nachdem die Damen mit ihren­­ Begleitern, ohne einen Kauf gemacht zu haben, sich entfernt, die beiden ein einge­­tretenen Herren die gewünschten Lorgnetten gefunden und si em­­pfohlen hatten. Offenbar waren alle sechs Personen im Einverständ­­nis miteinander gemwesen. * Dresden war am rechten Montag der Schauplan eines furchtbaren Verbrechens. Im Laufe des genannten Tages ertrankten pieslich die fünf Kinder des Kanzlisten Lehmann in der Königlichen Staatsschulden-Buchhalterei. Der Berdacht, daß dieselben vergiftet worden seien, bestätigte sich und der Vater, welcher Witwer ist, wurde gefänglich eingezogen. Zwei der Kinder (Mädchen von 2 bis 4 Jahren) sind noch an demselben Tage gestorben, während die drei andern (Knaben von 6, 8 und 10 Jahren) sich auf dem Weg der Befreiung befinden. Bei der Verhaftung Lehmann’s fand­ man in dessen Taschen ein geladenes Pistol und ein scharfes Messer,­au machte er auf der Elbebrücke den Berfud­in’s Wasser­ zu springen. Ba­n­d Ha­beninsel Das Katfer­gangenen Hungarian") | 1

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