Pester Lloyd - Abendblatt, April 1860 (Jahrgang 7, nr. 77-100)

1860-04-02 / nr. 77

(Die einzelne Nummer fostet 3 fr. 5. MB.) Beft, 1860. . Abendblatt des Pester Lloy Monta­g,­2.April. Nr. 77. A PT im I Se. fünigl. Hoheit der Herr Herzog von Brabant sind gestern Morgens hier angelangt und haben nach eintägigem Aufenthalt heute bei Tagesan­­bruch Ihre Neffe nach dem Orient mit dem der Donau­­dampfschifffahrtsgesellschaft gehörenden Dampfer „Gisela”, welcher zu einer Separatfahrt bis Galath gemiethet wurde, fortgesetz.­­ Das Tetichenbegängnis des ehemaligen siebenbürgischen Hofkanzlers, Baron Softfa, fand am Sonn­­abend Nachmittags um 2 Uhr in Wien in der Hof- und Pfarrkirche zu St. Michael statt. Die obersten Zivil- und Militärbe­­hörden, mehrere Minister und Geheimräthe, viele Generale, ein Theil des diplomatischen Korps, der­­ Vermaltungsrath der Theisbahn und sehr viele Ungarn in ihrer nationalen Tracht hatten sich, — wie Wiener Blätter berichten, — in der glänzend erleuchteten Kirche versammelt, vor welcher eine große Menge Rolfs­ich eingefunden hatte. Auf dem Sarge, welcher mit einem kostbaren, reich mit Goldfu­derei versehe­­nen Babrtudie überdedt war, lag die prachtovale Magnaten­­uniform des Kanzlers. Der Leichnam des Verblichenen wurde von dem Bischof Herrn Lonowvttg, unter Assistenz der gesammten Pfarrgeistlichkeit, eingesegnet und von der Kirche zur Uedertragung in die Familiengruft nach Mikes in Sie­­benbürgen abgeführt. Politische Lundschau, 2. April. Die pä­pst­­liche Er­ommunikation scheint in der That, wie wir es vermuthet, auch gegen Toumis Napo­­leo­n gerichtet; der gestrige „Mo­niteur“ sieht sich nämlich, wie ein Telegramm uns berichtet, zur Bemer­­kung veranlaßt : Die Regierung glaube unter den gegenwärtigen Um­­fänden daran erinnern zu müssen, das nach den Bestim­mun­­gen des Konkordats Feine Bulle, fein Breve noch sonst ein Reskript des römischen Hofes ohne Ermächtigung der Regierung veröffentlicht oder gedruct werden dürfe. War die Er­ommunikation au­f schon­ früher be­schlossen, so dürften die Ereignisse vom 19. zu Rom dog wesentlich Die Veröffentlichung der­­selben beschleunigt haben. So entnimmt die „N. Pr. 3." einem Privatschreiben aus Rom : „Der Putsch war Das Werk einer wirklichen Beschwörung, die er auf eine Emeute, auf einen allgemeinen Aufstand abgesehen hatte. es war bereits eine provisorische Negierung ernannt. Die papft­he Regierung hat die schriftlichen Beweise in den Händen." — Dem „Journal des Debats” schreibt man vom­ 24. ?.: „Seit dem 19. März finden allnählich Verhaf­­tungen statt. Geben Morgen erfährt man , daß 15 oder 20 Personen in der Nacht aus ihren Häusern genommen und ins Gefängniß abgeführt worden sind. Von Zeit zu Zeit entläßt man Einen , ohne irgend melde Erklärungen über den Grund seiner Verhaftung. — Was die Ereignisse vom Gt. Josephstage betrifft, so glauben wir, nach sechs Tagen gemwissenhafter Erfundigungen bestimmt versichern zu künnen, das ungefähr 200 Personen verwundet worden. Vei dem An­­griff der Gendarmen wurde seine Aufforderung zum Aus­­einandergeben erlassen. Auf dem Colonnaplage fingen die Gendarmen auf der entgegengefegten Seite an, als sich das Gepfeife hatte hören lassen. Der Hauptmann hatte den Be­­fehl ertheilt : Säubert den Play, womit er blos sagen wollte: Treibt die Lärmenden fort! Die schlimmsten Ver­­­­wundungen fielen aber auf dem Corso und dem Rollsplake, eine Biertelstunde von der Stelle vor, wo der Lärm eigent­­lich stattgefunden­; hier wurden viele Personen­ verwundet, welche der Regierung durchaus ergeben sind und vom Lande heimkührten, da sie an der Manifestation auf dem Korfo nicht hatten t­eilnehmen wollen.” General GoHyon hat aus Anlas dieser Ereig­­nisse am 20. v. M. folgenden Tagesbefehl erlassen: „Befragenswerthe Thatsachen haben gestern Abend auf dem Korso stattgefunden , allein sie sind seither nur zu beer­greiflich. Pfeifen heißt in der That so viel wie ohrfeigen, heißt die Beleidigung, die man nicht aus der Nähe beibrin­­gen kann, von fernher fehlendem­. Heißt eine Rache heraus­­fordern, welche der mit vollem Rechte gefühlte Unwille nicht immer mit der geziemenden Ruhe auszuführen gestattet. Das ist der einzige Grund der ohne 3metfel bedauernswerthen Ereignisse, welche dem Anrühen der schwer infultirten päpst­­lichen Gendarmen gefolgt sind. Aber dies Anrücken hat auf Befehl eines französischen Offiziers sattgefunden,, der nicht dulden konnte, daß heute, die eine militärische Uniform tra­­gen, eine solche Beleidigung hinnahmen , ohne sie verächtlich zu machen und sich selber herabzufegen. Der Befehl is d e­­her ganz am richtigen Orte ertheilt worden : unglück­icher Weise ist seine Ausführung nicht das gewesen, was sie ge­­wesen wäre, wenn sie in der Hand von Männern­­ gelegen hätte, welche willen, daß eine ernste und ruhige, daher wohl­­überlegte und gerechtfertigte Repression unendlich besser ist, weil dieselbe jene Aufregung vermeidet, die durch blinden Muth provocirt wird — das aber war der ganze Fehler. Seien wir selber ruhig und gemäßigt in unseren Urtheilen, besonders in Allem, wodurch die Aktion einer nothunwendigen Truppe geschwächt werden kann. Rufen wir ung also in’s Gedächnis zurück, daß, nach den Befehlen unseres Kaisers, unsere Pflicht darin besteht, unter allen B Verhältnissen dem Gefege die Oberhand, den Behörden Achtung zu sichern und daß wir zu dem Behufe den päpstlichen Truppen als Randvalt dienen. Wenn wir sie behindern, Indem wir ihre Aktion lähmen, sch mähhen wir die Gewalt, die wir erheben und schüsen sollen, oder wir verfegen uns in die Nothwen­­digkeit, selber ihre Verpflichtungen zu erfüllen. Es gibt keinen anderen Ausweg, und da die zweite Rolle unseren Dienst beträchtlich vermehren würde, so wollen wir uns [eber auf die erste beschränken, die unsere Pflicht im strittesten Sinne des Wortes ist. Niemand wird daran zweifeln, daß der Ge­­neral tief betrübt ist über die Unfälle, welche Offiziere oder Soldaten unter seinen Befehlen getroffen haben , doch weiß er den Adel ihres Charakters zu wohl zu fehagen, um nit mit D­ertrauen auf ihre Mäßigung zu­­ rechnen. Gewiß werden sie anerkennen, daß seine böse Absicht gegen sie vorge­waltet hat, sondern nur eine unermehliche Ungefechte­­lichkeit solcher Beute, welche sie aus der erlittenen­ Beleidi­­gung entsprungene Wuth blind gemacht hatte. Der General empfiehlt ihnen somit, das Gedränge zu vermeiden und sich nach den Kasernen oder auf die zur Erhaltung der Ordnung ausgestellten Truppen zurückzuziehen. Er wird die Klagen der Verwundeten entgegennehmen und wenn man ihm die Mittel dazu an die Hand gibt, die Schuldigen, die man ihm bezeichnen wird, verfolgen.” Nachdem Neapel denn doch zögert, seine Truppen über die Grenze zu senden, heißt es von Newem, daß die französische Om­nison Rom sobald nicht verlassen werde. Der P­ariser Korrespondent der "Morn. Pot" schreibt : Bestätigt sich die Madrider Nachricht vom Abflug der Friedenspräliminarten zwingen Spanien und Maroffo, dann wird das Gros der spanischen Armee sehr bald wieder in Europa sein. Königin Isabella möchte sehr gerne dem Mapíte zu Hilfe kommen, und es sollte mich nit wun-

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