Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1860 (Jahrgang 7, nr. 101-125)

1860-05-01 / nr. 101

Dienstag, 1. 1.Mai Bet, 1860. (Die gAhEEBE Srummer tojfi Fre. 5..) Zelegraph. Depefdje 0. „Peiter Blonde, Wien, 1. Mai. Die „Wiener Zeitung” mel­­det: Se. Majestät der Kaiser haben mit Allerhődz ftem Handschreiben vom 29. April zu lebensläng­­lichen außerordentlichen KReidsre­then ernannt: Kardinal Erzbischof Raufber, Surf Mo Schwarzenberg, General der Kavallerie Fürst Franz Tiechtenstein, Stirít Bin­sen; Yuerspyerg, Graf Tran Hartig, Ge­­­ neral der Kavallerie Graf Iran Haller, Graf Georg Apponyi, ML. Graf Auguft Degen feld, ME Sofeph Freiherr u Sokesenits. Terner werden 28 zeitliche außerordent­­liche Reichsräthe ernannt. Darunter fn Ungarn Graf Johann Barlóczy, v. Eötvócs, Baron Mikolaus Bay, Georg Majláth, Paul Som­fi und der Bürgermeister von Großmwarbein T­o­­perezet. Wien, 1. Mai. Se, Majestät der Raiser haben, wie die „Wien, Zig." meldet, in Vollziehung des $. 4 Des Septemberpatentes angeordn­et , Das Die Ab­­theilung des Kultusministeriums, welche aus evange­lischen Glaubensgenossen zu beftehen hat, unverzüglich in Wirksamkeit trete. Dieselbe hat vorläufig aus drei Räthen zu beflehen : Ministerialrath Zimmermann, Samuel Báthory, helveti­­scher Pfarrer zu Naay-sirds, mit Ministerialratherang und Titel, und Schulray Mitulasg mit Sektions­­rathsrang und Titel, 3 Wir haben bereits im Morgenblatte der An­­sprache Erwähnung gethan, Die der Präses der Aka­­demie, Graf Emil Defferffy, gestern nach Been­­digung des Requiems für Széchenyi an den Fürsten Primas gehalten. , Einem ausführlicheren Berichte des­sen Dank und die Huldigung darzu­­bringen. Der erste Präfee der Akademie, Graf Emil Defferffy, Drühte die Gefühle der Akademie, — mir sün­­nen fagen des Baterlandes, — in folgenden Worten aus: Ep. Eminenz Ser Kardinal, F­ürsorr mas unsere standes! „An der Seite des Direktionsrathes und im Namen Der gesammten Mitglieder unserer Akademie fomme ich, um , pettt staple"" entnehmen wir nun nachträglich Folgendes: „Am Schluffe Der Trauermeffe begab sich die Akademie in­ corpore, ihre Präsidenten an der Spike, in das Pfarrgebäude,, um dem Oberhirten des Landes, der den großen Charakter der Trauermeffe durch seine Anresen­­Em, Eminenz die Schuld unseres Danfes abzutragen. Auf die bedauerliche Kunde, daß die Gesundheit Ew, Eminenz angegriffen ist, waren wir fon gefaßt, der Hoffnung zu­ ent­­sagen , daß das Oberhaupt der katholischen Kirche Ungarns einem großen Ungarn jene legte Ehre erweisen werde, mit welcher die Kirche den Tod Ihrer Söhne zu ehren pflegt. Unsere Hoffnung durfte jedoch nicht unerfüllt bleiben. Die Tatbolische Kirche ruht auf dreifacher , starrer Grundlage der Einheit, auf der Einheit des­ Glaubens, der Hoff­­nung und der Liebe. Diese großen und ewigen Srinzi­­ptien wurden von den­­ ungarischen Hirten Dieser Kirche fon längst auf die Verhältnisse der Kirche zum Bar­terlande übertragen , und sie­ sind deshalb Eins mit dem Baterlande in dem starren Glauben zur Gerechtigkeit unserer Sache, Eins in der Liebe zum Baterlande, Eins In ihrer Hoffnung auf des­­ Vaterlandes Zukunft, Em. Eminenz hat uns deshalb nicht überrascht — wir, sind nur um eine Erfahrung: reicher geworden — wir haben uns neuerdings überzeugt, Daß sich die ungarischen Oberhirten der katholischen Kirche unter allen Umständen mit dem Gemeingefühle zu verschmelzen wissen, daß sie mit dem Vaterlande zu glauben, zu lieben, zu hoffen und zu fühlen wissen, — und daß sie auch, wenn es sein muß, mit ihm weinen können, Zu den steten Ursachen unserer Üebe und Ehrfurcht für Ew, Eminenz haben Sie­ damit eine neue gefügt, Sie haben damit die­ Ber­gweggründe vermehrt, Frast welcher das Vaterland im Verein mit uns den heißen Wunsch nährt, Daß der allmächtige Gott Ep. Eminenz auf allen Wegen mit seinem Segen begleite, und daß er Ihnen zu unser Aller Freude ein langes glüd­­‚erfülltes Leben verleihe.‘‘ Ein langandauerndes, aus dem Herzen der Anwe­­senden kommendes „Elfen folgte dieser Ansprache, und aló fi Die lauten Beifallsrufe. gelegt, sprach Der Oberhich­tlingarns mit gerührter Stimme etwa folgendes: „Ganz richtig, hat es der geehrte Redner ausgespro­­chen, daß mein Erscheinen Niemanden Überraschen konnte, denn nicht nur als ein Mitglied der Akademie, sondern auch als der unnwürdige Oberhirt der ungarisschen Tatho­­rtischen Kirche, hielt ich eg für meine Pligt, die Texte Ehre dem großen Todten zu erweisen, und mein Gebet mit dem Ihrigen zu vereinen. Der geehrte Redner­­ hat Recht, wie er sagt, daß wir Eins sind im Glauben, Eins in der Lehe und Eins in der Hoffnung. Ich weiß es, daß das Vaterland — und mit Recht — viel von mir erwartet. Aber wenn ig auch nicht, so siel thun Tann, als ich zu thun wünschte, so seien Ste do von der Anfristigkeit meines Willens überzeugt. Und die mich bei dieser Gelegenheit ihrer Liebe versichern, mögen mir auch fürder ihre Liebe bewahren.‘ Während dieser Neue, sagt das „P. N.“, melde wir nur im gedrängtesten Auszuge mittheilen, erglängten T­hränen in Bieler Augen, und, jeder ließ von Herzen den würdigen Oberhirten der ungarischen Nation holz leben. Se, Eminenz begrüßten die Anwesenden mit Leutseligkeit, und beglüdten die Grafen Bela und Ödön S­ehenyi mit Ihrem väterlichen Auffe. — Hier­­auf­ begaben sich mehrere aus der Rollemenge zu Gr. Eminenz, und der Nedner der improsisirten Deputation sprach zum P­rimas folgende Worte­ : „In tiefster kindlicher Huldigung erscheinen wir vor anserem gnädigsten Oberhirten, um, obgleich im Bewußtsein unseres­­ schwachen Wortes, unserer ehrfurchterfüllten Begeiste­­rung für Em, Eminenz Anspruch zu geben, die Sie Ihr Ger­bet mit dem unserigen vereinigt haben, und damit nicht nur gemeinsam mit uns Ihre wahre Verehrung für das Andenken des großen Stephan Szechenyi dargethan, sondern auch uns mit der begeisternden Meberzeugung erfüllt Haben, Daß unsere patriotischen Gefühle an in dem väterlichen Herzen unseres Oberhirten einen Widerhall finden. Empfangen deshalb Em­ Eminenz in Gnaden unsere ergebenste Huldigung mit der Ber­eicherung, daß wir in gleicher Weise die unerfehritterlichen Getreuen des Glaubens, und Die treuen Söhne der Nation sind, und­ es zu fein niemals aufhören werden! Mit dieser Gefühlen bitten wir um den gnädigen väterlichen Segen Em. Emineng — mit der aufrichtigen Bitte, daß unser gnädigster Oberhirt zum Wohle des Baterlandes noch lange sehe !“ Hierauf erwiderte der Surft-Primas:, „So freue mich dieser begeisterten Gefühle der Sur­gend und wünsche, daß Sie In der That flets Die Grundlage der Religion und­ der Nationalität mit­einander vereinen; denn auf diese Weise wird. Die­ser­­igion und die Nation niemals gefährdet.“ Die Stadt behielt "den gestrigen Tag über ihre feierliche Stimmung bei; das Nationaltheater feierte gleich­­falls, und gegen 8 Uhr Abends wogte Die Bollsmenge nach dem Hotel zur „Königin von England", um den Erben des Gefeierten, Die noch mit dem Nachtzuge Pest verließen, den Scheidegruß zuzusenden. — Der Fürst­ Brimas hatte bereits im Laufe des Nachmittags die Rücreise nach Oran­ angetreten. &h.j. Die Sihung der ungarischen Aka­demie vom 30. April wurde vom Herrn Präfiventen,­ Graf Emil Deffemffy mit dem, dem allgemeinen Wunsche zusst­ommenden Antrage eröffnet, daß Die lau­­fenden Gegenstände auf einen andern Tag verlegt­­­ wer­­den möchten. . Dann berichtete der Herr Präfivent über Die in Binkendorf zur Trauerfeierlichkeit erschienene Deputation und­ über die DBefchlüsse des DBerwaltungs­­rathes, welcher alle Anträge der Afapemte in Bezug auf ihren verstorbenen Stifter­ genehmigte. Hierauf las der Herr­ GSekretär das DBeileinschreiben bor, welches die Akademie der Familie des Dahingeschiedenen über­­reichen wird. Herr Csengeri lag das von Karl Szaf eingesendete Gedicht vor, , Graf Széchenyi István emle­­kezete”, welches sogleich auf­ Kosten der Akademie veröf­­fentlicht werden sol. Schließlich stellte Herr Kiss den An­­trag , das über das stattgefundene Requiem und über die Zelebrirung, wesselben durch Se­­rminenz Kardinal Fürst­ Primas von Ungarn im Protokolle der Aka­­demie ein Bericht aufgenommen werde. — Die aufge­­­hobene Sittung der Akademie wird am 2. Mai sattfinden. Politische Rundschau, 1. Mai. Zu den näch­­ten Zügen dürfte eine Brocüre von Eduard About viel heit erhöht hatte,

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