Pester Lloyd - Abendblatt, Juni 1860 (Jahrgang 7, nr. 126-148)

1860-06-11 / nr. 133

n Montag, 11. Juni. Nr. 188. eft, 1860. (Die einzelne Nummer Eoftet 3 Er, 5. WB.) Abendblatt as Pester Lloyd, " Die „Wiener Ztg." veröffentlicht den Anfang des offiziellen Berichtes der Reichsrathsfibung vom 8 d., — wir lassen denselben im Morgenblatte folgen. Y Wien, 10. Mai, Für Ungarn sind die an der gestrigen Börse verbreiteten Nachrichten Über die Ernte­­aussichten un­dSrankrete insoferne von Bedeutung, als schon jehr gegründete Aussicht auf bedeutende Ausfuhr ungarischen Getreides vorhanden ist, und wird nun aus guter Duelle versichert, daß die Ausweise der Donaudampfschiff­­fahrtsgesellschaft demnächst schon die Einwirkungen der Ge­­treideanläufe für auswärtige Rechnung verspüren werden. Daß auf die Bahnen an diesen Frachten partizipiren wer­­den, liegt in der Natur der Verhältnisse und dürfte stärkere Getreidetransporte ein sehr geringes Mequivalent­ für den Abgang der Militärtransporte sein. Politische­s Mm­ordan, 11. Juni. Der König von Neapel hat schließlich in Die Kapitulation gebilligt; er mußte fs bei seiner Berufung an die fünf Großmächte überzeugen, Daß Die gegenwärtig europäische Situation nicht geeignet ist, ihn in seinem Widerstande zu unterstoßen : England, — wird dem Reuter’schen Bureau in London gemeldet, — Dies jüngst den Antrag zurück, und all die übrigen Mächte lehnten darauf die Intervention ab. Lord Sohn Ruffell hat versprochen, Piemont empfehlen zu wollen, daß dasselbe Unruhen auf dem italienischen Festlande nicht aufchüren möge, und die übrigen Mächte werden diese Mairegel nachahmen. Napoleon hat geantwortet, eine Vermittlung sei nur unter zwei unabhängigen Mächten mög­­lich, durch einen Vermittlungsversuch werde man also Die Re­­solution anerkannt haben. Die Mailänder „Verfegeranza” versichert, Die nen­­politanife Regierung habe die Kapitulation mit den von Saribaldi aufgestelten Bedingungen angenommen. Die Truppen werden Die ganze Insel mit Ausnahme von Mesfina räumen, Ein Turiner Telegramm von­ 9. d., das wir bereits vielen Exemplaren unseres gestrigen Morgenblattes mitgetheilt, Tautet : General Letizia ist nach Palermo zurückgekehrt und hat die Kapitulation mit Garibaldi unterzeichnet. Die Nea­­politaner werben sich mit Waffen und Gepäck einriffen und bis zur Abfahrt auf dem Monte S­elegrino fampiren. Das Fort Castelamare wird 618 zur vollständigen Räumung dem englischen Admiral übergeben.­­ Wahrscheinlich erfolgte Die Unterzeichnung Der Ka­pitulation am 6., denn schon am 7. Juli, nach der gestri­­gen „Patrie” die Räumung Palermo’s durch die Fin. Truppen begonnen haben. Nach­­ demselben Blatte haben die Engländer gleichfalls von Castellamare defeht. — Da übrigens am 7. 2. der Waffenstillstand es­termin zu Ende war, so trafen beide Parteien die geeigneten Vorbereitungen : Die neapolitanife Regierung hatte 12 Segelschiffe gemiethet, welche wahrscheinlich von Dampfern nach Palermo verprquirt erden und die Truppen dort abholen sollten. ‚ Nachrichten aus Meffina vom 4 b. M. zufolge wurde allen Bejagungen Der Insel der Befehl ere­rheb­t, sich in Meffina zu konzentriren,­ wo ein ver­­schanztes Lager angelegt worden ist. Zwischen Calabrien und­ Stiytl­en betrsät eine strenge Stofade, um jede Ver­­bindung­ zu verhindern. Dagegen fordert eine gedrudte Pr­­o­­klamation die Calabresen zum Aufstande auf. Weberhaupt entwickelt Garibaldi eine große Thűttyfett. Das neue amtliche Blatt in Palermo hat bereits die Eingebung einer P­rovisorischen Negierung und mehrere Erlässe Saribaldi’s über das Heerwesen und die Zivilver­­waltung publizist, Cris­pi ist Staatssekretär. Birtio soll Bomben nach Art der Orfinischen verfertigen. Garibaldi,­­ berichtet ein Züriner Telegramm, — befahl eine Aushebung in Maffe, errichtete Kriege-, Verpflegs- und Vertheidigungs- Komitee, vertheilte unter seine Soldaten Gemeindegüter und verspra­chen Desertensen der in neapolitanischen Diensten befindlichen Fremdenkorps 40 Ducati Prämie, Ueber Sardinien, Frankreich um England in ihrem Verhalten gegenüber der sizili­­schen Insurrestion, liegen folgende kurze Angaben vor : In der Nacht des 2. I Lafartina von Genua nach Cagliari abgegangen, um sich von dort aus nach Giji­ Iien zu begeben. — In Paris versichert man, die zweite Division der Touloner Flotte si nach Sizi­­lien abgegangen. In Neapel hofft man, von Frankreich noch Beistand zu erhalten, zum wenigsten sind die Fürsten Sfbitella, Adjutant des Königs von Neapel, und, Ottofano, mit einer Mission betraut, nach Paris ge­sandt worden. — In der englischen Oberbaust­­ft­ung vom 8 sagte Brougham, England betrachte das Bombardement von Palermo mit Entgegen. Gran­ville ermwiderte, er sei zur Abgabe einer offiziellen Ersiä­­rung nicht vorbereitet. « " Wer noch an den Details über den Kampf in Palermo und die Zustände au­s der Insel überhaupt Interesse nimmt,für den lassen wir die wichtigeren hier folgen: Der Korrespondent der,,Timeo«in Neapel macht mehrere Mittheilungen aus den englis­chesx Konsul lar berichten aus Palermo vom 28.Mai.In dem einen heißt es: ‚Ich hatte vor wenigen Tagen eine Unterredung mit dem General-Gouverneur Lanza. Er äußerte sich über die Ausländischen mit grober Verachtung, er habe Truppen genug zur Verfügung, um jedweden Aufstand zu unterdrücken und die Führer gefangen zu nehmen.” CHiernach ist zweifelhaft, ob Lanza schon vor dem 27. der Regierung den Abzug nach Messina als das beste Auskunftsmittel Dargestelt.­ — In einem zweiten Konsularbericht Heißt eg: „Am Sonntag (27.) um 4 Uhr Morgens begann der Angriff auf die Stadt von allen Seiten. Dann eröffneten die Neapoli­­taner von Castellamare ein höffliches Feuer und bis 11 Uhr Vormittag fielen 2 Bomben in jeder Minute auf die Stadt. Dann wurde das Bombard­ement fáwácher. Bis 6 Uhr Abend wurde nur alle 2 oder 3 Minuten, und von da ab bi­s alle 5 Minuten eine Bombe geworfen. Daneben bombardirten aber auch die Kriegsschiffe vom Hafen aus. Das Bombardement hielt bis um 4 Uhr Morgens mit länge­­ren Z­wischenräumen an, worauf die Gefängnisse von den Truppen im Stich gelassen wurden. Nun erlangten 6000 Cr­fangene die Freiheit, darunter 1600 bis 1800 politische und 1200 ©aleerensfraven ; die Wehrngen hatten wegen seiner Pol­izeivergehen In Haft geressen. Am 28., um 10 Uhr Vormit­­tag eröffnete das Fort von Neuem ein furchtbares Feuer gegen die Stadt, Garibaldi war am Abend zusvor mit bedeutenden Verstärkungen in die Stadt eingerüht. Es war beim fent­lichen P­alaste, und bei St. Giacomo, der ehemaligen Schwei­­zer Kaserne, die ganze Nacht hindurch gefohrten worde. Des- nn

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