Pester Lloyd - Abendblatt, Oktober 1860 (Jahrgang 7, nr. 226-252)

1860-10-02 / nr. 226

Dienftag, 2. Oftober. Nr. 228. Peft, 1860. (Die einzelne Nummer Eostet 5 Br. 6, AB.) |­bendblatt des # In Betreff der am haltenden feierligen Sibungen der Alc demie wurde in der geisrigen Sibung betäloffen, daß am­ 12. Ott. die übliche allgemeine Sibung abgehalten werde, in welcher, nach der Eröffnungsrede des Präsidiums und dem Jahresbeiräte des Herrn Sekretärs, zwei DBor­­träge und ziert Gewäh­nißreden gehalten werden sollen ; und zwar wird Herr Gustav Wenczel die Anwesenheit der Ungarn in Rom im Jahre 1350, Herr I0f. Szabó die geologische Entwickklung des ungarischen Tieflandes be­­sprechen; in den Gedächtnißreden wird das Andenken des Baron Nikolaus Wesselenyi und des Grafen Soseph Ke­­mény gefeiert werden. — Die gemeinschaftliche Sihung vom 13. Ort, wird der Erinnerung an den Grafen Gr­ez­phban Széchenyii gemidmet sein; Baron Soseph Edtvds wird die Gedächtnisrede, Arany Sános ein Gedicht über den großen­­ Verstorbenen vortragen. || Dem „PR.“ Tchreibt man aus Témegvár, das außßer den schon bekannt gewordenen Interni­­rungen auch die der Herren Joseph Banovitcs und Ernst Ho­lty stattgefunden. In Baja wurden, wie „Hirndt" berichtet, anträglich verhaftet und nach Sorephstadt in Böhmen abgeführt ; Sigmund Rapp, Ingenieur, Peter Gaal, Bund I, Gazelas, der Kaufmann Paul Fabian und der Privatier Markus Mandtt. Aus Zombor heirätet man, daß der dort auf Besuch anwefende Viktor Boränyi aus Pest eben­­falls­ verhaftet wurde. — Den Berichten aus Temesvár entnehmen wir no, dag, da Redakteur und Herausgeber des dortigen ungarischen Wochenblattes „Delejtü" (Friedrich Det und Wilhelm Hazay) nach Josephstadt internirt worden, die nachte Nummer des Blattes Taum zur ber ftimmten Zeit erscheinen wird, Daß aber für das pünktliche Erscheinen der späteren Blätter gesorgt ist. Politische Rundfchau, 2. Oktober. In Ne­az­pel und Palermo werden, der „Opinione" zur folge, die, An­ezionisten verfolgt und aufetirt. Das ge­­nannte Blatt zieht neuerdings gegen Garibaldi zu Felde, wie er in Rittor Emanuel’s Namen unter dessen Fahne fole Greuelthaten an den treusten Unterthanen Sar­­diniens verliben könne. Derlei empörende Absurditäten fanten in den Provinzen Der Aemilia und in Toskana nit vor. Das einzige englische Blatt, wel­ches für Garibaldi gegen Cavour Partei nimmt, ist der "Advertiser" : Der Graf Cavour stiebte von Anfang an kaum nach etwas Anderem als einer Vergrößerung Piemonts im Norden, während er den Nest der Halbinsel dem Ermeffen Louis Na­­poleon’s preisgeben wollte. Ds Programm von Plom­­bieres, welches der farbinische Premier annahm, lautete : „Annerion der Lombardei und Venetiens an Pemont — Toskana für den Sohn Jerome Napoleon’ — der Kirchen­­staat verbleibt unter französischer Schremhereihaft — Neapel für Murat." Es fehlt nicht an positiven und negativen Ber weifen für die Authentizität dieses Programmes. Man erinn nere sich, wie Plon-Plon während des francofarbischen Krie­­ges in Toskana ans Land gefegt warb und si dort eine 12. und 13. Oktober abzu­­! Partei zu gewinnen fuhrte, mag Toskana, nachdem es für Plon-Plon sich schönstens bedankt, und trogbem, Daß die Be­völkerung für die Annerton geflimmt, von der französischen Regierung nicht als Bestandtheil Sardiniens anerkannt wore den Art 5; daß Cavour sein Möglichstes that, um Garibaldi’s Fahrt nach Sizilien zu verhindern; bag er, nach Garibaldi’s Landung, La Farina hinsandte, um eine Empörung gegen den Diktator zu beweisstelligen, und das au einer Zeit als ein großer Theil­ der Insel noch zu erobern war ,, daß endlich Cavour sich mit fieberhafter Aufregung abmühte, um Gari­­baldi’s Expedition nach dem Testlande zu verhindern, und, als der Diktator endlich doc in Neapel eingezogen war, sardi­­nische Truppen in den Kirchenstaat ruden es, um die päpst­­iche und französische Besatbung Rom’s zu fügen. Wir schweigen von andern höflichen Symptomen, die Garb­aldi’s Ansicht rechtfertigen, daß eine sofortige Annex­on Siziliens oder Neapels an Piemont gefährlich sein würde, so lange Graf Cavour am Ruder if. Erwähnenswerth ist jedoch, daß Chev­valier Nigra, der farbintische Gerente in Paris, der in einem zur Beruhigung des Nationalvereins von Coburg entworfenen Schreiben allen Gerüchten von einer weitern Gebietsabtretung an Branfrei h­mnwidersprach, gleich­­zeitig das Geständniß fallen ließ, daß er selt dem Krimm­­triege an allen Unterhandlungen über die italienische Trage Theil nahm, und beflimmt versichern Tönne, dad in all jenen Unterhandlungen von Feiner andern Abtretung, als der Sapoyen’s und Nizza’s die Rede war, Also wurde fett dem K­rimmfirtege Über die Abtretung von Savoyen und Nizza unterhandelt, Und mie feierlich wurde dieser Ab­­tretungsplan noch kurz vor seiner Ausführung von Cavour und Louis Napoleon geleugnet,. Und Chevalier Nigra hat die Stirn jeden Zweifel an der Glaubwürdigkeit von Cavour­s und Louis Napoleons Betheuerungen als Verleumdung zu behandeln ! Nein, wenn das von Garibaldi begonnene Werk glücklich vollführt werden sol, muß der diplomatische und po­­litische Genius Italiens dem Ritter Italiens helfend zur Seite stehen, nicht ihm in den Weg treten, wie Cavour­that, der seinen höheren Ehrgeiz zu fennen scheint als in Gunst und Gnaden bei Sr. Majestät Napoleon III. zu flehen. Die Tregatte Nadebty­ und die Korkette „Dandolo“ sind von Syrien nach den üb­erreichs­­ten Häfen zurückgekührt. An fünffigen Nahertáten sind ein­­gelaufen : « Ueber die Huldigungsfeier des Fürsten Michael am 30.September wir­d aus Belgrad be­­richtet:Nach dem feierlichen Gottesdienste nahm Fürst Mi­­chael die Huldigung des Volkes,der Beamten und der übri­­gen Körperschaften entgegen­ empfing den Gouverneur der Pforte und die Repräsentanten der garantirenden Mächte Serbiens.Abends war die Stadt beleuchtet,der Fürst durcht­ritt die Straßen unter lebhaftem Zurufe der begleitenden Menge.—Um den verstorbenen Fürsten Milosch,meldet das Telegramm weiter,wird durch 40 Tage getrauert. Fürst Michael Obrenowitsch hat bei Be­­­steigung deo serbischen Fürstenthwnee folgende Proklamas t­­on erlassen:»Meinem lieben Volke LGs hat der allers höchste anziehung gefallen,heute Frühnachsuhr unseren erlauchten Herrn,Fürsten Milosch Obrenowitsch I.,Meinen geliebten Vater,«zu sich zu berufen.Nach dem Willen Got­­tes und dse unsche des serbischen Bolles habe ich sogleich die fürstliche Regierung in Gemäßheit der kaiserlichen Hau­­­sb­eriffe und des Gesetzes hinsichtlich der Thronfolge als erb­­licher Fürst Serbiens unter dem Namen Michqu ObeenowitschnI.übernommen,welche sich mit dieser Proklamation All und Jedem zu wissen gebe.In der Ab­­sicht Otene Pflichten gewissenhaft zu erfüllen,welche unser Va­­terland gegenüber demsuseram­ens vieblinden,werde ich mich

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