Pester Lloyd - Abendblatt, November 1860 (Jahrgang 7, nr. 253-277)
1860-11-21 / nr. 269
Mittwoch,21.Novemb. Nr.269, Pest,1860. (Die einzelne Nummer kostet skr.ö.W.) Rheinblatt dss R.Wien,20.November.In Betreff der in letzterer Zeit über die italienische Frage stattgehabten Betshandlungen vernimmt man nachträglich,daß österreichischer Seit unter Anderen angeführt wurde,daß Fkantcesch umso weniger einen Grund bat,gegen die österreichische Herrschaft in Venetien aufzutreten,als esjaselini erst vor Kurzem die Westgebiete Italiens sich angeeignet und diese Aneignung durch Sicherheitsgrünce motivirt habe.Dieselben Gründe seien es,welche Oesterich nöthigen-die Ostgrenzantaltens zu behaupten.—Die Beziehungen Rußlands zu Oestern reich habetz sich fett der Warsschauer Konferenz nicht vers ändern Fürst Goktschakoff,dessen Einfluß mächtiger denn je ist,denkt an eine Modifizerung der bis jetzt von ihm befolgten Polis nicht im Geringstem es fehlt demnach auch jeder Anhaltspunkt su einer Annäherung an Gesiekteich,dazu kommt noch,daß diejenigen sehe Rechtsatten,welche nuf die Abberufung des Grafen Stakelberg von Tutln keinen besonderen Wettblegteky denn es ist gewiß,saß man in Petersburg keineswegs abgeneigt ist,bier systematischen Beziehungen seit dem Tuttnerhose wieder anzuknüpfen.Man wartet um an eine günstige Gelegenheit.Diese wird sich jedoch bald finden lassen.In diplomatischen Kreisen nimmt man an,daß Sardinien,wenn es einmal als europäische Großmacht anerkannt ist,die russischen Bestrebungen im Oriente unterstoßen und gleich Frankreich für die stevision des Traktates vvms abkelsts sich aussprechen werde,ja,es selten sogar in dieser Beziehung,sei es nm direkt oder durch Bemittuung an Ketchs,Verhandlungen zwischen Rußland und Sardinien stattgefunden haben. Der Generaldirektor der österreichischen Staatsbahngesellschaft,Herr Manuel,hat den ihm angetragenen Posten eines ersten Direktors der großen russischen Eisenbahngesellschaft nicht angenommen.Ungewiß ist es jedoch,ob er noch fernerbin an der Spitze der österrichischen Staatbahngesellschaft verbleiben wird. N.Aus Arad,vom 20.d.wird uns geschrriebene Die konstitutionelle Musik-in welcher Dissonanzen ,der Gemüthek und der Töne die Hauptrolle spielen, wurde in den letztenstagen auch beim zweimal in die Szene gesegt.Den 18.an der Geislerstunde und bei dem schlimmsten Novemberwetter versammelten sich viele Männer der besseren Stände vor der Wohnung des wegen einer Disziplinaruntersuchung( mehrmonatlich abmweinden Komitatsgerictspräsidenten , Heren Simeon Popovics , um das erste Konzert aufzuführen. Wolizer und Gendarmen umstanden die Szene in respektvoller Entfernung und Ruhe. Nicht soge fern, wo eine Wiederholung des Schauspiels verfucht wurde. Die Gendarmen , die fon früher in mehreren Patrouillen zu Dieren die Straßen durchzogen, erschienen sofort und zerfreuten mit gefälltem Bajonnete die Menge, welcher das anstoßende Kaffeehaus zu Statten kam. Dennoch wurde ein junger Mann gefangen und auf’s Stadthaus geführt, von wo ein eilends bestellter Wagen ihn in die Festung abführen sollte, den er vielleicht lange für seine mustialischen Gruben hätte büßen müssen. Zum Glück für ihn erfolgten der Herr Bürgermeister, umgeben von einer ihm Elfen zurufenden Derputation, wo rechtzeitig auf dem Stadthause, dem Territorium seiner Gewalt und verfügte die sofortige Steigebung. So theile Ihnen die Spatiadiden ohne jeden weiteren darauf bezüglichen Kommentar mit, der allgemeinen Bemerzung kann ich mich aber nicht enthalten, das in diesen Vorgängen nicht die reifeste Demonstration gegen die Romanen Überhaupt enthalten ist, deren Majorität vielmehr hier geachtet und brüderlich mit uns vereint geht und webt. “ Zu der am 26. November beginnenden Banal- Konferenz wurden folgende Herren eingeladen : Kardinal Haulitz, Patriarch Rajacic (im Falle dessen Gesundheit seiner Reife hinderlich wäre, Bischof Kragujevics Bischof Stroßmayer;s Bischof Smickdas ; Weihbischof Dr. Spiez; Domherr Slinjevic ; Pfarrer und Abt Pogledics Pfarrer und Erzpriester Dr. Hainovics Pfarrer und gr. n. u. Erzpriester Dem. Loncarevic; 304. Graf Erdödyz; Thedri Graf Kulmer; Steph. Graf Drasfonies; Met. Graf Pelacesic; Sul. Graf Janfovics Gustav Baron Prandaız Karl v. Selacies Ambros v. Braniczany; Koloman v. Bederovics Eduard v. 3bencais Polikarp v. Haravics Ladisl, v. Delimante; Sonag v. Mihailovic; Friede, v. Kralievicz Svetosar Kufevics; Die Handelsleute : Naum Mallin, Ernadaf, Mic. Muffulin und Frz. Melíncsevic ; Paul Ritt. 9. Scarpa ; Advolat Fauflin v. Suppe ; Handelskammerpräsident Sof. Csordafics Handelsmann Tajcsevics Advolat Philipp Taler; Handelsmann Steph. Reskonne ; Gemeindesekretär Stephan Katkicz Handelsmann Lovric ; die Gemeindevorstände Greg, Haldinjak und Polte; Grundbesiter 304. v. Rogulics; Handelsmann Andr, Sekulic ; die Advokaten Franz Mohl und Mar Bricaz Seeinspektor Ritt, », Smaic ; Landesarchivar Span ». Kukuljevic ; Vorstand des Nationalmuseums Ludw, 9. Burotinovic ; Akademiedirektor Music ; Literat Mirko Bogovic ; die Hofräther Baron Dregovic, v. Buzan und v. Ru- Bibo ; Banaltafelvizepräsident v. Zidariez; Komitatsvorstand 9. Bunjevac ; Oberfinanzrath v. Stanifanlevice ; Oberstaatsanwalt Mazuranic ; Landesgerichtsrath Erpulic, Politische N Rundfchaun, 21. November. Die „Nationalites" vom 17. 9. erklären, seine der Nordmächte habe gegen den Uinzug Ritter Emanuel’ in die Stadt Neapel protestirt. Eine Marseiller Depesche, die wir schon in unserem Morgenblatte erwähnten, lautet ausführlicher ; Briefe aus Gaeta vom 13. zeigen an, daß die Piemontesen Tags zuvor einen von der Stadt nicht weit abgelegenen Fleden besroffen haben. Die Soldaten, heißt es weiter, beweiset noch denselben Muth und dieselbe Entschlossenheit, aber im Generalstabe kommen immer zahlreichere Beispiele des Abfalls vor. Die Generale Salzano, Colonna, Barbalonga und Palizzi haben ihre Demission eingereicht : der König hat den General Bartolini entfernt und fortgesagt (decline et chassé). Der Oberst Pianesi hat den Piemontesen ein Lagerbataillon überliefert. Das Uebelwoden der Führer paralysirt den Widerstand. Am 9. b. wurden in Neapel die Deputationen der 18 größten sizilianischen Städte vom König empfangen. Der Marchese Torrearia aus Palermo führte für Alle das Wort und versicherte den König der wahmen Hingebung des sizilianischen Volkes für ihn und Das einige Italien, für das es Gut und Blut einzusehen bereit sei. Zugleich bat er ihn Die Insel sobald als mögli mit seiner Gegenwart zu beglüden. Ritter Emanuel hat am 12. folgenden Tagsbefehl erlassen: Die in Süditalien von Garthardt befehligte Steliwilligenarmee hat sich um das Vaterland und um mich verdient gemacht. Während ich mit meiner Regierung mich bemühe, sie definitiv nach ven Gefegen und Reglements des Staates zu ordnen, bestimme ich : 1, daß in Betreff der Grabde der Offiziere eine aus Generalen und Oberoffizieren der beiden Armeen zusammengefegte Kommission mit geeignete Borfálage auf die bezüglichen Dokumente mache 2, bab für die Offiziere , Unteroffiziere, S Korporale und Soldaten, welche wegen im Kriege erhaltener Wunden dienstunfähig geworden sind, das in den alten Staaten bestehende Pensonsgereg Geltung Haben folg 3, den Unteroffizieren, Korporalen und Soldaten, welche in den Schoß ihrer Familien zurüczufehren wünscten, wird der Abschied gegeben; es sollen ihnen die Mittel zum Transport zur See oder auf der Eisenbahn gegeben werden, und überdies erhalten sie als Statifikation zu den Reisekosten einen vierteljährigen Sold. Der Abschied entbindet nicht Diejenigen, welche gegenüber dem Staate und der Armee laut den beslehenden Gelegen Verpflichtungen haben; 4 die Freiwilligen, welche unter den Waffen bleiben wollen, müssen auf zwei Jahre vom heutigen Datum in den Dienst treten. Sie werden gleich den anderen Heereskorps organisirt; 5. den Offizieren, welche ihre Entlastung einreichen, ist zu den Reisekosten eine sechsmonatliche Gage als Gratifikation gewährt ; 6. den Offizieren und Gemeinen der mobilisisten Nationalgarden, welche an der füniscchen Armee teilnehmen, wird ebenfalls eine fehhemonatliche Gage als Gratifikation bewilligt. Neapel, 12. November 1860, Bilter Emanuel. Dieser Tagesbefehl ist vom folgenden des Generals Sirtori begleitet : Soldaten ! Ihr möget nach Hause zurückehren oder unter den Waffen bleiben, so hoffe ich, dag ihr flets und überall eueser selbst und euerer Thaten würdig sein werdet, würdig der Armee, welche, indem sie Italien und der Freiheit zehn Millionen Italiener zuführte, die Dankbarkeit , der gegenwärtigen und der zukünftigen Generationen verdiente. Soldaten ! Um des Prestige, das die junge Armee umgibt, und des Ruhmes , der sie erwartet, würdig zu sein,st es nöthig, mit der Tugend die Tapferkeit zu vereinen, und end in allen Dingen als strenge Beobachter der Pflichten des Soldaten und des Bürgers zu erwrrten. Junge Soldaten ! Das Baterland wird mit euch vollkommen zufrieden sein, wenn ihr die Disziplin und die festen militärischen Tugenden der alten Armee nachatmet. Der Kommandanten Chef des südlichen Heeres : ®. Strtori. General Sirtorii hat ferner folgenden Tagesbefehl erlassen : Offiziere und Soldaten des südlichen Heeres! Es ist nun das dritte Mal, daß General Garibaldi mich mit dem Kommando des Heeres betraut, und zum dritten Male hoffeng, es in kurzer Zeit dem großen Manne zurückzugeben, den wir wie einen Bater, als einen Vater des Baterlandes lieben, Baterta, 9. November 1860. Der Kommandant des südlichen Heeres : Strtom, Prozes Nidter. Die Verhandlung vom 20. 9. nahm um Halt 10 Uhr Vormittag ihren Anfang, ver BVorfisende begann dazmit folgende Mittheilung zu maßen : Bezüglich dher gestern von Seite der Staatsanwaltschaft und der Vertheidigung gestellten Anträge, die Vernehmung des Zeugen Brentano betreffend, wurde die Vorkehrung getroffen, daß derselbe heute von der Nothwendigkeit seines persönlichen Erscheinens verständigt wurde, und bag, insofern derselbe nicht den Tag seiner Torladung, nämlich Montag, zuhalten könnte, er einen bestimmten Tag angeben möge, an welchem seine Bernehmung vorzunehmen sein wird.Betreffs der Vorladung des Zeugen Mayer hat der Gerichtshof dem Befajlun gefaßt, daß von dieser Bernehmung Umgang genommen werde, da die persönliche Vorladung Mayer’s nicht notwendig erscheint, nachdem sowohl die Staatsanwaltscaft, als auch die Vertbeidigung im Wesentlichen seine persönliche Anwesenheit nicht wünschen, sie überhaupt nicht besonders erheb(ich) erscheint, und auch sein diesmäliger Brief nicht in Bertrat gezogen wurde. Der Prüf, beginnt das Berhör des Angeklagten Richter, indem er an denselben mehrere Pragen richtet, welche sich auf den Beiisstand des Angeklagten beziehen, und bereits bei der früheren Vernehmung erörtert wurden.Die Tragen werden von dem Präsidenten in fo Yettem Tone gefellt, bag Taum die nahefigenden Ste-