Pester Lloyd - Abendblatt, November 1860 (Jahrgang 7, nr. 253-277)
1860-11-08 / nr. 258
I "am Donnerstag, 8. November. Nr. 258. sászaz ász ász (Die einzelne Kammer Eostet 3 Er. ö. MI.) Pest, 1860. . Abendblatt as Pester Lloyd, = dus ien vom 7. 0. wird ung geschrieben : Se, Maj. der Kaiser ist heute Morgens 3 Uhr von SH in Schönbrunn angenommen. Um 10 Uhr Morgens ist Se, Mazestät in Wien eingetroffen und hat die Herren Minister und andere Autoritäten empfangen. — Die Abreise Ihrer Majestät der Kaiserin nach Madeira wird, wenn nicht noch eine spätere Abänderung erfolgt, am Samstag den 17. b. stattfinden. Für die Einschiffung triffende gewählt. Ihre Maj. die Kaiserin wird von zwei Hofdamen, dem Privatsekretär Herrn Regierungsrath Beyer, zwei Nerzten, einer Kammerfrau, zwei Kammerdienern und vier Salaten begleitet sein. Auf die Dauer der Anwesenheit der Monazin in Madeira wird ein regelmäßiger telegraphiger Verkehr mit Wien eingerichtet. || Vergangene Rede hat, wie ‚‚Hirn” berichtet, in dem Schlosse des Grafen Stephan Károlyi eine Privatbesprechung mehrerer Herren des Pesterkomitates Hatt gefunden, an welcher an Paul Nyáry Theil genommen. Es wurde daselbst als patriotische Pflicht erachtet, ohne Rücksicht auf Parteifrelung die Komitatsämter anzunehmen. Paul Nyáry hat im Laufe des gestrigen Tages eine länger als 3 Stunden dauernde Besprgung mit dem Heren Tavernicus Georg v. Majláth gepflogen. — ‚Der Präsident Des hiesigen Oberlandesgerichtes Herr Johann 9. Umlauff hat, wie wir im , Napló" Yefen, am 5. d. M. das Präsidium an Den Herrn Vizepräsidenten Zosepg v. EH5tvH5 übergeben. An diesem Tage, an welem Die ungarische Sprache als Geschäftesprache ihren Einzug hielt, hat Herr v. Umlauff unsere Hauptstadt verlassen. Die in Kronsadt Transilvania” berichtet : Sonntag, am 28. Ost, versammelte sich der romänische Handelsstand in seinem Kasino in einer Anzahl, wie es seit 12 Jahren nicht mehr vorgenommen ist, im Verein mit mehreren Honoratioren und besprach die allerhöchten Entfehltegungen vom 20., worauf das Folgende einstimmig beschlossen wurde: — 1. Eine allerunterthänigste Adresse an Ge. T. f. apostolische Majestät zu richten, indem die romanische Nation durch die vollständige Gleichstellung auch als reif und mündig anerkannt wird, und dem Grosfürstenthume Giebenbürgen das Recht der Autonomie sanktionirt und es nicht zu Ungarn einverleibt wird, — 2. Die Danfadresse soll dur Se Erzellenz den Herrn E . Nethsrath Bischof Sreider in 9. Schau befördert werden, — 3. Wurde erkannt, daß es eine gebieterische Notwendigfett sei, fir die Nomänen , welche nach der früheren Verfassung in seiner politischen Stellung repräsentirt waren, die Erlaubnig zu erwirken, eine Präliminarkonferenz abhalten zu dürfen, um eine Danfadresse im Namen der gesammten romantischen Nation in Siebenbürgen festzustellen, ihre Meinung in kürzester Zett über die Grundlage eines Bahlgefeges für ganz Siebenbürgen abzugeben. Die die "Kronst. Big." erfährt, Hat der dortige Bergbau- und Hüttenaktienverein die Borfonzession zum Bau der Eisenbahnlinie Arad- Karlsburg-Kronstadt allerhößfgen Orts erhalten.erfeinende , Gazetta de R.Wien,7.Novembr.Die Russellsche Note läss«durch den vollen Einklang,in welchem sie mit dem kürzslich erschienenen,,Constitutionnel«-Artikel sieht,mit Recht schließen,daß in neuester Zeit zwischen Frankreich und England eine Vereinbarung bezüglich der italienischen Frage stattgefunden.Abgesehen nun davon,daß dadurch Saturn umcgefordert werden muß,auf dem betretenen Weg fortzugehen, so eröffnen sich noch sehr unerfreuliche Aussichten für den Fall, daß die venetianische Frage in den Vordergrund tritt. Politische Rundschau,8.Novemb.Die Russell’sche Note konnte selbstverständlich nicht anders als in Turin die höchste Befriedigung bereiten.Das Cavour’sche Organ hat denn auch gestern bereits das Wort ergriffen : Ein Reitartikel der „Opintone‘ — meldet ein Turiner Telegramm vom 7, d,, — sagt : Die Note Lord Ruffel’s ermuthigt die Regierung Viktor Emanuel’s, welche von Abberufungen und Protesten der anderen Mächte geplagt tt sie bekämpft die Noten Preußens und Rußlands und muß nothwendig die Ideen Schlesnig’s und Gottschakoff’s ändern. England hat si erhoben über die elenden Nachsichten (considerazioni), auf welche sich die Diplomatie des Kontinents fragte, um die italienische Bewegung zu hemmen. England hat ein glänzendes Beispiel einer freien Regierung gegeben, welches um so schneller Nachahmung finden dürfte, je schneller Italten starf und geordnet aus den gegenwärtigen Verhältnissen hervorgehen wird, Ueber Die Begegnung Garibaldi’s mit Ritter Emanuel wird den , Deb." geschrieben : Am 26. Morgens stieß Garibaldi auf die Spiken der piemontesischen Kolonnen. Er flog den Galopp ein. Die Kolonne präsentirte vor Garibaldi das Gewehr; Cialdini eilte ihm entgegen und sie stürzten sich einander in die Arme. Nach wenigen Worten sieg Garibaldi wieder zu Herde und ritt dem König entgegen. Diltor Emanuel erschien bald an der Sorge seiner Division. Als er der Rothheimchen anfichtig wurde, hielt er seine Lorgnette vor das Auge und als er Gartibaldi erfannte, gab er seinem Pferde die Sporen, was auch Garibaldi bat. Auf 10 Scritte Distanz voneinander angefommen, riefen die Offiziere des Königs und Garibaldi’s : „„Es gebe Viktor Emanuel!” Garibaldi ritt einige Schritte vor, nahm seinen Hut ab und fügte mit bewegter Stimme hinzu : , Der König von Italien 1" Ritter Emanuel grüßte, indem er die Sand an sein Käppt legte ; dann strebte er sie Garibaldi entgegen und antwortete mit nicht minder bewegter Stimme : Dank! Und so blieben Garibaldi und Ritter Emanuel eine Minute lang. Sie drücken sich säweigend die Hand. In Triest hat das Territorialjägerbataillon den&@id verzweigert, der Korrespondent des „Wand.” berichtet Darüber unterm 5. b.: Heute Früh wurde das hiesige Territorial-Sägerbataillon in den Hof der großen Kaserne befohlen, um in Folge eines neuen Dienstreglements den Eid zu leisten. Um 9 Uhr waren alle 1200 Mann in genannter Kaserne versammelt, wo in Gegenwart des hiesigen Brigadekommandanten 9. Reuchlin die Zeremonie vor sich gehen sollte. Nachdem aber die Eidesformel vorgelesen worden war, erhob sich ein dumpfes Murren in den Reihen, die Milizen weigerten sich, den Eid zu leiten, indem sie vorgaben , das sie an den althistorischen Usancen festhalten wollen. Da bei fernerem Drängen ein Kramwall besorgt wurde, und zwar um so mehr, als die Mannschaft Die Haubajonnete aufgepflanzt hatte, befahl der Brigadier, daß man die Fahne in’s Magistratsgebäude zurücktrage und die Milizen nach Hause sie, was auch in Gegenwart einer großen Bolfsmenge unter lautem Jubel gechah. Die Kompagnie, welche die Fahne in’s Magistrats getan. »bande begleitete, verlangte auf dem Hauptplase angelangt, das Spielen der Rabenaikende von den Yan Kapelle. Einige Offiziere (man nennt sechs) hatten bereits früher ihre Dimission gegeben. Man tadelt allgemein diesen Vorfall, welcher bei mehr Taft zu dieser Insubordination nicht geführt haben würde . Übrigens mußte man überdies auch besügfigtigen, daß unsere Territorialleute meistens Familienväter, Crumbbesiger und ziemlich intelligent sind und daß, bevor man das Ganze in Szene feste, einige Belehrungen erforderlig waren, um das Mißtrauen zu verscheuchen. Wie man mir sagt, hatten übrigens die Landbewohner unserer Umgebung Yegthin mit einem, von vielen unterschriebenen Gesuhe um Reduktion des Meindazes beim Magistrate angefucht und überdies gegen Ginfai i Sroteftirt, Einführung einer Kuhstener energisch Prozes Richter. Die gestern abgebrochene Verhandlung vom 6. b. fegen wir in Folgendem fort : P: Nun kommen wir zu einem neuen Abschnitte der Anklage; b. t. Die große von Ihnen selbst Übernommene Lieferung von 46 Millionen Ellen Hemden-Calicot, wobei die Anklage Anlaß findet, ihnen das Verbrechen des Betruges zur Last zu legen, und zwar in doppelter Beziehung, gegen das Aerar dur Verminderung des Stoffes, und gegen die Subkontrahenten, begangen durch die unter falscher Vorspiegelung bewirkte Reduktion. Die Stoffverminderung legt darin, daß wirklich ein weniger breiter Stoff geliefert wurde, als bedungen war, und daß eine geringere Anzahl Fäden eingestelt worden. Endlich wird Anstand genommen gegen die Renderung des Garnes Nr. 16 in Nr. 18. Wie hat sich diese Lieferung gestaltet ? — R.: Der Armeestand war ein enormer, der Borrath an Hemden, der eine Milion Stüd betragen hatte, verbraucht, und die Leinwandlieferungen waren zu fewach, trug aller Mühe den Abgang zu erregen ; darauf errlärte ich mich bereit, inzwischen Proben von Baummwostoff anfertigen zu lassen, und zwar in der Beschaffenheit, wie ich solcje in Frankrei und England gefunden habe. Die boreiigen waren frei von jeder Appretur. Das Beisprechen, eine Probe anfertigen zu lasfen, wurde mit Vergnügen entgegengenommen, und icheiterte, daß nicht ich in der Anwendung der Baummwollstoffe die Iinitiative ergriffen habe, sondern viel mehr erfahrt wurde, mit Anfertigung der Proben zu eilen. Nach längerer Zeit trafen die Proben ein, Ich legte sodann meine Offerte vor, offerirte 34 Millionen Ellen Lieferbar innerhalb jede Monaten. Es war dies am 4. Juni; am 8. Juni wurde ich Bereits verständigt, daß mein Offert angenommen, und daß mir, ohne bag ich darauf einen Einfluß genommen, die Lieferung von 4 Millionen Ellen aufgetragen war. Ich hatte späterhin Veranlassung genommen, mit Bar, Eynatten, und namentlich mit dem Gestionschef Noe, über die Stage zu sprechen, ob es nicht zriedmäßig wäre, den Calicot ohne Bleiche herzurichten, weil ich der Meinung war, daß das Wegfallen der zur Bleiche nöthigen ägenden Säuren die Stoffe an Haltbarkeit nur gewinnen können. Ich habe daher den Auftrag gegeben, biese Stoffe bies zu fohjen, zu malen und zu mangen. Pfingstsonntag brachte mir Krumbholz die Proben. Nachdem ich aus denselben ersehen, daß der Schwund nahezu 3 Zoll betrage, stellte ich das Anfuhren, die Breite von 31 auf 30 Zoll zu reduziren, was mir an vom Armerodekommando bewilligt wurde. Es wurde jedoch später nur 1 Million Ellen etwas schmäler angefertigt, während die anderen 3 Millionen Ellen 301%—31 Zoll breit geliefert wurden. — —P. : Sie stellen nicht in Abrede, das eine geringere Breite gemacht wurde, und zwar entgegen dem Wortlaut des Kontrastes? — R. : Ich habe dadurch, das ig eine Million Ellen etwas schmäler anfertigen ließ, nicht gegen den Kontrakt verfloßen, Sin der Erledigung vom 26. unt ward mir gestattet, Die Waare nach vorgelegtem Muster in qualitativer Beziehung und Breite auf 30 Zoll zu bringen, — P.: Was verliefen Sie unter qualitativer Beschaffenheit? — R.: Beim Baummwolenfoff it es nicht die Zahl der Fäden, welche in Betreff der Qualität den Werth gibt, sondern die Gleichmäßigkeit und das gute Material. Es ist mir bekannt , bad Proben von Stamek-Mayer,, die auf Yı Duavratzoll 42—43 Fäden hatten, zurückgewiesen wurden. Auf die Frage des Dorfigenden, ob im Kontrakt genau angeführt gewesen,, daß die Waare nicht appretirt zu sein