Pester Lloyd, Dezember 1860 (Jahrgang 7, nr. 278-299)

1860-12-02 / nr. 278

Die Graner Konferenz­­ ­spest,1.Dezember.Es ist ein erhebendes Schau­­spiel zwkssens eugen wir sind,—die Einstimmigkeit,mit der ein ganzes Land seinen legitimen Rechtsboden sich zu­­tückenbertand,unbekümmert um die mehrjährigeuutcck­­brechung, ‚sein politisches Leben genau dort wieder anknüpft, wo er vor 12 Jahren sein unfreiwilliges Ende nahm. Es prägt sie hierin in prägnanter Weise der entschiedene Sinn des Ungarn für Necht und Gefek aus; es vünft ihm ganz natürlich, Die Zeit als eine, politisch „tonte” zu betrachten, während deren er Des Rechtes und Gefekes sich beraubt sah, in welchem er das theuerste Erbe seiner Ahnen, den Stolz seiner vaterländischen Geschichte erblicht. Immer mehr Lichten sich deshalb die Reihen verjenigen, wie noch vor Kurzem dieses allgemeine Nechtegefühl, nicht theilten und nahezu gewiß­ft es , daß­ die entschiedene Neußerung des Judex Curiae zu­ Gunsten der 1848er Gefege auch die schliche ternsten Schweifler zur unbedingten Anerkennung dieser Land­­tagsartikel zwingen wird, Daß die Instrustion an die Obergespane der herrsschenden Oesinnung seinen Abbruch zu thun vermag, konnten wir bereits vorgestern her richten ; heute liegt und nun das Rundschreiben veg Grafen Stephan Kärolpt vor, das hiefür den sprechendsten Beleg bietet. Dasselbe lautet : „Obergespang-Zirkulare” an die Ortschaft , . . in den ge­­frölich vereinigten Komitaten Pest, Pills und Solt . Durch Seiner Majestät Königliche Verordnung vom 26. November zur Leitung der gefeglich vereinigten Komitate Her, Pills und Solt berufen, betrach­­tete ich es als meine erste Aufgabe, auf Grundlage einer abgehal­­tenen kleineren Konferenz eine Generalversammlung anzuordnen, In­folge heffen fege ich als Termin der erwähnten Generalversamm­­lung den 10. des Fünfzigen Monats fest, und mache Fund, daß, nahe dem die erste Hufgabe dieser Versammlung darin bestehen wird , die fett 1848 durch Tod oder andere Srü­nde verringerte, den geieglichen Titel der Gesammtheit des Komitates führende Komitatskommission in ihren fehlenden Mitgliedern zu ergänzen, und da dies nur unter Mitwirkung der Vertreter sämmtlicher Gemeinden des Komitates geschehen kann, — so möge die oben genannte Gemeinde in Gegenwart der Werfen, welche an einem früher zu bestimmenden Tage bei ihr erscheinen und dieses Zirkulare übergeben wird, ihre Vertreter für die Generalver­­sammlung des Komitates wählen, und dieselben mit einer authentifi­­zirten Kopie des Wahlprotokolles versehen, am oben angefegten Tage zu der um 10 Uhr im Saale des Komitatshauses zu eröffnenden Generalversammlung als gesetlicte Theilnehmer entsenden. Gleich­­zeitig wird der genannten Gemeinde in Erinnerung gerufen, das durch die seit dem 20. Oektober getliebenen Anordnungen in Bezug auf die allgemeine Ordnung und Sicerheit das frühere System ge­­ändert worden, die an die Stelle desselben tretenden Komitatsver­­fügungen aber nur auf Grund des Beschlusses der Generalversamm­­lung gestehen können; ich stelle daher nit nur die heilige Sache der Aufrechthaltung der Ordnung und Sicherheit dem patriotischen Schule jeder Gemeinde dieses Komitates, folgerichtig auch der angeredeten Gemeinde anheim,­­ sondern erkläre an, dag dies in den Kreis ihrer mit einer Verantwortlichkeit verbundenen Pflich­­ten gehöre, Be, 29. Nov. 1860, Graf Stephan Károlyi, Admi­­sirator der Obergespanschaft der geieglich vereinigten Komitate Pest, Pills und Solt. Der Gegenfall z­wischen der Bildung der Komitats­­kommission, wie sie hier eingeleitet wird, und der von der „Instruktion“ anempfohlenen legt auf der Hand; er wird aber kaum eines der Munizipien im Lande daran hindern, schon bei der Konstituirung derselben das Selbstbestimmungs­­recht zu­ wahren. Aber auch die ungarische Hofkanzlei kann gegen dieses Verfahren Nichts einwenden. Ihre Träger sind mit dem Wesen des ungarischen Munizipalsystems zu sehr vertraut und müssen sich sehr wohl noch erinnern, daß es zu ihren wichtigsten Privilegien gehörte, mißliebige Neffripte der Regierung unausgeführt zu lassen und ihnen anstatt der entsprechenden Vollziehung,, eine­r Repräsentation folgen zu lassen. Es soll uns daher nicht wundern, wenn auch dies­­mal die Munizipien beim pasfisen Widerstann nicht stehen bleiben, sondern ihm in mehr oder weniger warmen N Reprä­­sentationen Anspruch geben. Die nächten Wochen verspre­­chen demnach jedenfalls politisch sehr, belebt zu werden . Im Interesse des Landes wünschten wir nur, das vie Komi­­tatskommissionen möglichst bald zusammentreten, damit ihre Stimmen von Beschlüssen der Graner Konferenz die Weihe eines Nationalvotums geben. Erwägen wir, daß der verstärfte Reicherath und sein Majoritätsvotum, wie e ja das Diplom vom 20. Oktober ansprüclich erklärt, den kaiserlichen Beschlag veranlagt haben, und den historischen Nechtebopen,, oder richtiger Die Brüche zu verselben wieder betreten zu lassen,, dann wird die Hoffnung nicht als­zu gewagt erscheinen , daß ed einem der in Gran Borum, getragen von der großen Mehrzahl A versammelten Konferenzmitglieder, gelingen dürfte, uns die Brüche hinüber, dem historischen Rechtsbonen selbst zuzufüh­­ren. . Der­ parlamentarische Stan der. Hofkanzlei gestattet seinen Zweifel, daß sie einer Majorität der Repräsentanten des Landes ihre Meinung zu opfern willen wird, wenn sie auch eine abweichende sein sollte. Die Zeit drängt, die Konferenz wird gut daran thun, ihre Aufgabe nicht allzu strift zu fassen. — Das ganze Tann bit auf sie, und vermag sie einen Theil defsen und zu erringen, was vom Landtage­ beschieden ist, so wird, ben­en­det sie versichert, das ganze Land ihr nur dankbar sein. SKonftitutionelle Negungen. x Der Herr Hofkanzler hat noch vor seiner Abreise einige Loyalitäten, die sich zur Aufnahme der Landptagsmitglieder empfehlen, besichtigt ; wie wir hören, wird der große Museumssaal jedenfalls der Magnatentafel dienen , über die Unterhausloyali­­tät .­ Dagegen no Nichts entschieden. — Auch unsere sädtische Organisation wird in den nächsten Tagen schon aus ihrem nur zu lange­­ don anhaltenden Provisorium­­ heraustreten und sich dem neuen politischen Leben anpassen. Baron Béla B­en­s­­heim, Obergespan von Bérés, Hat folgendes Rundstreiben erlassen : Birkular_des Obergespang des VBereser Komitats : Em. Hoh­­mwohlgeboren ! Se, Maiestät hat mich zum Obergespan des Bekeser Komitats ernannt. Ich habe dieses Amt auch unter biefen fwie­­rigen Verhältnissen ohne Rückhalt im Gefühle meiner patriotischen Pflicht angenommen. Mein Losungewort is­t dort anzufan­­gen,wounf erfonstitutionelles Sreben aufge­hört hat; daran knüpfend muß vor Allem das große Werk der Konfituirung der Komitatskommission und des Beamtenkärpers ber­gonnen werden. Die Lösung der großartigen Aufgabe ist nur durch gemeinsames Wirken, gepaart mit patriotisshem und uneigennügigem Gefühle, zu erreichen. Sch finde es daher für nothwendig vor dem Beginne dieser wichtigen Arbeit, am 29. November 10 Uhr Borm, eine Barkonferenz in Gyula im Saale des Komitatshauses abzuhals­ten, wozu ich Em, Hodjn, diemit herzlich einlade, und ich erfuhre Sie, daß Sie die Freundlichkeit haben zur Begründung des wichti­­gen Werkes durch Ihre patriotische Mitwirkung hilfreiche Hand zu bie­­ten, Gyula , 22. November 1860, Sn Hpatriotischer Berettmwillig­­kest Ihr ergebenster Baron Béla Wenkheim , Obergespan des Bele­­ser Komitates. An die Stuhlweißgenburger Slattrepräsen­­tanz hat Baron Bay, in Folge ihrer Acresse, folgendes A­nt­­wortschreiben gerichtet : M­addem die Konstitution unseres geliebten Vaterlandes, die mit den Widerwärtigkeiten eines Jahrtausends glücti gekämpft hat, nach einigen Jahren traurigen Angedenkens wieder in ihre alten Rechte eingefegt wird und mit der Reaktivirung unserer alten gefesligen­­ Institutionen meine geringe Person betraut wurde. konnte beim Anbeginn dieses schweren Amtes nichts aneifernder auf mich wirken, als das vom 10. November datirte werthuose Begrü­­ßungsschreiben der edlen Repräsentanten bieser edlen Stab­, In­­dem ich das Glück habe, in meinem neuen Amte einer derartig un­­erfätterlichen Vaterlandsliebe und dabei einem freundlichen Ver­trauen und einer Bereitwilligkeit zum Mitwirken zu begegnen, sie sie sich in dem Begrüßungsschreiben des sehr geehrten Rath­es und Gemeindeausschusses dieser edlen Stadt Fund geben , muß die freund­­liche Hoffnung In meinem Herzen wach werden, dag, wie unverkenn­­bar auch die Schwierigkeiten sind, mein, die Sicherstellung der kon­­stitutionellen heiligen Beäte unseres geliebten Vaterlandes anfh­e­­bendes unermüdliches Wirken, in Gemeinschaft mit dem thätigen Zusammenwirken meiner Mitbürger, sie besiegen, und so das ausge­­stedte Ziel erreichen wird. Mein einziger Wunsch ist, daß das Vertrauen, welches biete ed­e Stadt für meine Person kundgegeben und für welches ich hiemit meinen aufrichtigsten patriotischen Dant ausbrüche, durch meine ganze amtliche M Wirksfamkeit gerechtfer­­tigt werde. Der Eid, den die Obergespane zu leisten ha­ben, lautet wie folgt: SHN. N. fewere beim lebendigen Gotte (bei der gebene­­beteten Jungfrau und bei allen Heiligen) und lege meinem erblichen Landesfürsten, meinem allergnädigsten Herrn , dem durchlauchh­aften mäßtigen und unbesiegbaren österreichischen Kater Franz Joseph IL, dem apostolischen König Ungarns und Böhmens, Dalmatiens, Kroa­­tiens und Slawoniens, den Schwur ab: Sr. fr. apostolischen Ma­­kestät immer treu, gehorsam und unterthänig zu sein, im­mer zu traten, den Ruhm, die Würde und den Numen Sr. Majestät und der Erben und Nachkommen Sr, Majestät aufrecht zu erhalten und zu vermehren , Ihren Schaden nach Kräften hintanzuhalten, den Feinden Sr, Majestät entgegenzutreten,, mit seinen Freunden in Freunchaft zu leben,, und da mich Sr, Majestät, mein allergnädig­­ster Herr, aus besonderer Gnade mit dem Obergespansamte (als Stellvertreter) des II. Komitat­s zu befleiden geruht hat, allen Klassen und Ständen dieses Komitates ihre Freiheiten und Rechte, femweit es mir möglich ist, zu bewahren ; in jeder mir unterbreiteten zu meinem­­ Amte gehörigen Prozesangelegenheit, ohne Rüdsigt auf die Nerfen, d. h. ohne Rücksicht auf Reicht­um oder Armuth, Bit­­ten, Gaben, Berldsichtigungen, Furcht, Hand, Liebe und Schmeielet er Acht Yaffend, nach Meberzeugung und Kräften ein gerechtes und wahres MUrtheil zu bringen und auszuführen. Er helfe mir Gott (die gebenedeirte Jungfrau und alle Heiligen). Zur Situation # Die vorgestrige "Opintone" meldet aus Gaeta vom 25. 9. M.: „Zahlreiche Familien flüchten sich auf die Insel Ihia. Die Angriffe der Piemontesen sind sehr häu­­fig, das Bombardement sehr energisch." Aus Mesfina schreibt man den "Nationalites" : „In der Citadelle erwartet man von einem Augenblicke zum andern die Nachricht von der Abreise König Franz II. von Gaeta, und dieser Nach­­­richt würde unmittelbar die Kapitulation folgen. 8 ist­­ pieses fchon, wie man versichert, eine zum Boraus z­wischen dem kommandirenden General und dem Repräsentanten 968 Königs­piltor Emanuel zu Messina verabredete Sache:" Die Briefe aus Nom erzählen, traf dort bald nach Mitte November aus Ga­eta ein langer Zug­radwagen in drei Abtheilungen ein, welche 500 kleinere und größere Emballagen mit Effekten der königlichen Familie überbrach­­ten. Dabei waren selbst die Hanßnäglein und anderes Zim­­mer-Spielzeug der jüngeren Prinzen und Prinzessinnen nicht vergessen. Gleich darauf begab sich General Goyon nach Terracina, um sich mit Cialvini über die Steherstel­­lung weiterer Speditionen von dorther zu benehmen, haupts­­ächlich aber, um die dem heiligen DBater als bevorstehend angezeigte Herüberkunft eines Theiles der königlichen Fa­­milie gegen alle militärischen G­entualitäten zu wahren, da die Blofave der Setzung von der LZanpfeife täglich stren­­ger wird. Nach solchen Einleitungen kam die Königin­- Mutter nebst ihren drei jüngsten Kindern am 20. in Rom an. Der heilige Bater ließ ihr seine eigene Wohnung im­­ apostolischen Palast auf Monte Cavallo anweisen. Die auf römisches Gebiet gegangenen bourbonischen Sol­daten bleiben bis auf Weiteres In den Orten, wo sie internirt­ wurden, Ihr Unterhalt is ihnen von Brankreich und dem Papste zugesichert worden. Das Kriegsmaterial und ihre Waffen bleiben vor der Hand in französischen Händen. Der Turiner Ministerrath hat nun über Die Frage wegen der inneren Organisa­tion­ des Lan­de­­s entschieden und dabei auf die historische Entwiclung, auf den Charakter und die Bedürfnisse Italiens die mög­­lichste Nachsicht genommen. Dem Entwurfe des Ministerums zufolge wird das Land in 10 „Regionen“ eingetheilt werden: Piemont, Ligurien, Sardinien, die Lombardei, Parma, Modena, die Romagna, Toskana, Neapel mit Sizilien. Jeder , Negron" wird ein Gouverneur mit ausgedehnten Bollmachten und einem Regionalrath zur Seite vorgesetz werden. Die Zentralgewalt wird sich so wenig, als es nur thunlich,, in die besondern Angelegenheiten der N­entonen einmischen, welche ihre alten Gerechtsame und Einrichtungen, so weit sich diese mit der Gefammtverfassung des Landes vertragen, beibehalten. Die „Regionen“ werden in Provinzen abgetheilt, wie sie sehon jegt bestehen, und an deren B Verhältnissen nur wenig zu än­dern sein wird. Wie bisher, werden sie durch einen Gene­­ralintendanten verwaltet werden. Der Intendant wird einen Provinzialrath zur Seite haben. Die Provinzen werden in Bezirke, und die Bezirke in Gemeinden zerfallen. Aus Turin wird ferner den „Debato“ berichtet, dag die liberalen Maßregeln des Kaisers der Franzosen in Italien mit außerordentlicher Ge=­nugthuung aufgenommen worden, weil die italienische Be­­wegung, die im Namen der konstitutionellen Freiheit unter­­nommen ward, dadurch ein neues Unterpfand erhalte. Aus Brüsfel vom 28. wird geschrieben : Die Aeuierungen des Herrn Rogier zu Gunften der it­a­­lienischen Sietheitstämpfer haben in heutiger Sigung, Dank dem Dazwischentreten des Herrn Dumortier , einen bestimmteren Ausbruch erhalten, „Der Herr Minister des Innern‘, bemerkte septeres Mitglied, , hat gestern Worte der Theilnahme für gewisse Völker gehabt, welche dem Sache der Tyrannei sich zu ent­­stehen frieden. Auch ich bin von Ähnlichen Gefühlen befreit , hätte jedoch gewünscht, den ehrenwerthen Minister gleichzeitig gegen Tag dem Belferrechte und den Heinen Nationalitäten zugefügte Unrecht Einspruch erheben au feben." „Haben Sie 1830 vergessen ?" fragte Herr Rogier dazwischen, „Im Jahre 1830", lautete die Antwort, „hat Belgien glorreich und ohne das Zuthun fremder Bayonnette (2) seine "Revolution vollbracht ; nirgends hat bei uns das Kriegs­­echt versündigt werden müssen.” „Wir haben eine Trembenlegion gehabt,“ unterbrach der Minister. ‚‚Erst in späterer Zeit, Es is durchaus Feine Analogie vorhanden zwischen der bergischen Erhebung von 1830 und der fehreienden Verlegung des Völlerrechtes, per mir in diesen Tagen zuschauen.‘’ (D­ielflimmige und Murren.) solle Vorgänge verdammen, und wenn Ich des Entgegnung gefunden !’’ (Affertige Zeichen es für den Bestand dazu muß die Bildung freier Staaten wünschen, [egen früher oder später nen ‚Niemals hätte ein Minister des Königs dann umgebenen Belgiens Feine Garantien mehr,‘ einer unwesentlichen Entgegnung foenfall gefähloffen. Ihmad­­des Un­willens,­­volution mit den gegenwärtigen Vorgängen vergleichen sollen, des Fleinen, Die Ereignisse in China. Lachen meine Stimme ers hebe, so geschieht das nur, damit man nicht sagen dürfe, die Worte des Ministers Innern haben im belgischen Parlamente Feine „Ich bege die tiefste Achtung‘‘, sagte Herr Rogier in seiner Erwiederung, „nur den Völkern und Nationalitäten, welche um ihre Unabhängigkeit sám­pfen. Dieses Schauspiel haben wir gegenwärtig vor Augen, und wenn man das Völkerrecht anrufen will gegen Nationen, welche um sol­ Sen Preis sich erheben, so muß man auf die Revolution von 1830 verbam­­­men, der Belgien seine Befreiung, ungeachtet der Verträge, zu danken hat. Ein jeder, dem die parlamentarische Regierung am Herzen liegt, id) diesem BWunf die hier feierlichen Ausdruck gebe, glaube Ich mich ala eben so guten Patrioten und eben so konservativ zu zeigen, wie der verehre de Vorredner. (Lauter Beifall,) „Die splecht in Regierungen er und verbie­­Dumortier, die belgtigte Mer Wir hatten uns über einen König zu beilagen, den mir als einen Tyran­­nen betrachteten ; freilich haben wir ihn davongejagt, aber wir selbst, ganz allein und ohne die Beihilfe auswärtiger Waffen. Wenn man das Recht der Völker und der Verträge ungestraft mit Fühen treten darf, von mächtigen Nade (Murren.) Nach Aus Berlin meldet die gestrige „Preuß. Zeitung“: Alt Polizeiin­eftor Stieber zur Dispo­­Das offizielle Blatt in London bringt mehrere Depes­chen aus China. Die wichtigsten davon sind vom Obere­­ommandanten Sir Hope Grant an’s Kriegsministerium, in denen er die neuesten Vorgänge fehlh­ert . Die erste Depefhe­it aus dem Hauptquartier Chang-tsta= wan vom 20. September datirt. Der General verlieh Zientsin am 9. mit 700 Mann Infanterie, 600 Mann Kavallerie und 2 Artilleriebatterien, 3000 Mann französische Truppen waren einen Tragemarsch Hinter ihm, und zwei Tage später fechte sich Sir John Michel mit einem Regiment. Kavallerie, einer Spfünd, Batterie und der 2. Infanteriebrigade in Bewegung Mr. Parkes war nach Tangijow vorgeritten, um Alles für Lord El sins Empfang vorzubereiten. Man wollte jeden feindlichen Zusammenstoß vermeiden, doch Tam­eg andere. Die Deprtse berichtet : „Am Lagerplabe angenommen, hätten sie diesen durch eine starfe chinesische Truppe befeht gefunden, und Batterien wurden daselbst in aller Eile aufgeworfen und armirt, um die für uns bestimmte Lagerstele von der Flanke beschießen zu können. Mr. Parkes, der darüber vom kommandirenden Offi­­zier seine befriedigende Auskunft erhalten konnte, sei mit einem Dragoner nach Tangdjow zurückgeritten, um vom obersten S Kommissarius Aufschlüsfe zu verlangen. Obrist Walker und Mr. Thomson erwarten seine Rückkunft auf dem Lagerplace, fand er selbst (Loch) sei hiehergeritten, um von dem Vorge­­fallenen zu verständigen. Erst recht erfuhr ih, bag Mr. de Norman, Legationsattache, und der „Times“ -Berichterstatter, Mr. Dowley, mit Herrn Parkes nach Tangdjow gegangen, und daselbst mit Lieutenant Anderson zurückgeschliefen waren. Mr. Loch erbot sich, mit Weisungen umzulehren, und der Vizeassi­­stent soin Quartiermeisterftab, Kapitän Brabazon, ihn zu ber­gleiten. — Sie titten demgemäß mit einer Waffenstillstands­­flagge gen Zangdjow, um Mr. Parkes­ und von Anderen mei­­nen Befehl zu hinterbringen, daß sie unverzüglich ins Haupt­­quartier zurückkommen mögen. Mittlerweile rücte die chinesische Kavallerie in großen Massen auf beiden Stanfen vor, während ihre Infanterie auf unsere rechte Stanfe anmarsch­te, die in geschüsstem, sorgfältig verschanztem Terrain stand. Ich suchte ein Engagement zu vermeiden, um unsere unter ihnen befindlichen Offiziere nicht zu gefährten. Deshalb wedte ih­ meine beiden Flanken mit Kavallerie und ließ die Bagage rasch in ein südwärts gelege­­nes Dorf schaffen, wo sie von einer kleinen Truppenabtheilung­­ Weit vertheidigt werden konnte. Diese Operation nahm bei­nahe 2 Stunden in Anspruch, während welcher Zeit die feind­­liche Kavallerie uns fast gänzlich eingetäroffen hatte. Längere Leute hätten von Tangdjow längst zurück sein Tannen, und ich fing fon an ihretmegen besorgt zu sein, als plöslich in der feindlichen Linie Bewegung entstand. Die Kanoniere und Infanteristen in ihrem Zentrum so fen, während Obrist Walker­ ­­ ­ nicht, so gibt Unterbrechung : „‚Nic­ laut genug kann man vergleichen mag man sie Wie wir hören, fitlen, gestellt, beflage !” und indem unter der Wucht ihrer Fehler (Braso!) Leopold des Ministers Hr. mwurde biefer 3mt­­ RETLUEN Prozeß Richter. Aus der Verhandlung vom 29. November haben wir nach der Aussage des Zeugen Heren Eduard Wiener zu erwäh­­nen, die zu Gunsten des Angeklagten lautete, und wir gehen nur zur Aussage des Herrn Ministerialrathes Brentano über: Steipere u. Brentano, ET, Ministerialrath im Finanz­­ministerium, um seine Generalien befragt, gibt an, daß er 57 Jahre alt und in Frankfurt a. M. geboren sei, und fügt dann hinzu: Ich erlaube mir zu erklären, dad ich als Zeuge durch Se. Erzellenz den Leiter des Finanzministeriums von Dem Amtsgeheimniß entbunden bin. So bin daher im Stande, Auskunft zu geben nicht nur Über Ales, was die Anklagepunkte betrifft, sondern auch in Allem, was mir in Bezug auf den verstorbenen Finanzminister, Breiderrn 9. Brud, benannt iR, dessen Name in der Anklagesgrift in einer für Alle, die difsen Andenken verehren, bögift bedauerlichen Weise genannt wird, —­er Sind Herr Ministerialsatyp im Stande, über die Konti, welche von Seite der Kreditanstalt an das Aerar ausgestellt worden sind, nähere Aufklärung zu geben? — 3.: I kann in dieser Erztei bung zur bestätigen, was meine Aussage enthält, sowie auch mein später erfolgtes­ Schreiben. Als Ich zuerst berufen wurde, war mir nicht bekannt, über­ welche Punkte mein B Zeugniß gewünscht werden wird. Ich bin­­ erst später darauf aufmerksam gemacht worden, daß der mit dem Einkauf der­eiwillige betraut gewesene Agent am 6. Sul­ Wien verlassen, so daß­ es mir sehr glaubwürdig erscheinen mag, daß sämmtliche Beschlüsfe, melde auf diese Operation Bezug hatten, vor seiner Abreise stattgefunden haben müssen. Ich feldst bin bei dieser Operation eben so­ wenig wie bei irgend einer anderen, von welcher in der Anklageschr ist die Rede ist, persönlich zu Rathe ge­­zogen worden, noch habe ich dabei zur Zeit der Ausführung, dieser Operation in irgend­welcher Weise intervenirt. CS war später in der von mir angekündigten Zeit, als dieser Orgensland zur Sprache kam. Sch konnte ihn nicht anders betrachten , als in dem Lichte, dad der Finanzminister Freiherr v. Bruch vom Armeeobekfommando in dieser Beziehung sowie in vielen anderen Beziehungen, um seinen Rath gebeten wurde und er es für Hug und vorsichtig gefunden hat, für die vorläufige Deckung des voraussichtlich bald möglichen Geld­­bedarfes im Ausland zu sorgen. Sf dies geschehen, so kann ich nur wiederholen,, daß ich das Ganze als sehr unwahrscheinlich betrachte. Da Baron Bruch seine Entschlüffe an­faßte, und Die That rafcj auf die Entschlüffe folgen ließ, hätte es also gar seinen Sinn ge­habt, solche Beflüffe zu faffen, ohne sie auszuführen. Wenn man sie nicht Hätte sogleich siltern wollen, so hätte der ganze Entfäluß dar Feine Tragweite gehabt. Ich betrachte es also aus diesem Grunde für sehr glaubhaft, daß die Zusage Dieter Bolt ‚London‘ nicht spä­­ter als am 7. Suli slattgefunden. Ich habe während der ganzen Zeit, wo Baron Brud Sínanzminister war, niemals irgend einen Grund gehabt, in eines seiner Worte Zweifel zu seßen, ich habe niemals einen Grund gehabt, anzunehmen, dag er seine hohe Stel­­lung zu einem persönlichen Bartheil auszubeuten fähig sei, noch we­niger aber, das er seine hohe Stellung zum Nachtheile des Staates mitbrauchen könne. Ich habe daher iheils aus dieser Ueberzeugung, tbe­ls aus fachlichen Gründen, nit den geringsten Zweifel gehegt, daß sich die Sache so verhält, wie sie dargestelt wurde; daß Baron Brudh mir die genaue Summe und den genauen Tag nicht angeben konnte, nimmt so febe mit seinem großartigen Vor haben zusammen, so sehr mit seinem Vorgehen in Treu und Glauben mit einer Anstalt, melde theilweise dafür geschaffen worden is, um dem G Stante ihren Beistand , ihre Unterfragung zu leisten, in Fällen, wo bie dem Stante dienlich sein würde, daß, wie gesagt, auch meine Meberzeugung dahin geht, daß ein solcher Abschluß mit einem Posten Wechsel zur Zahlung der Swhldje zu jener Zeit stattgefunden habe. Pr. + Sind in Beziehung auf das Datum über die näheren Umstände seine weiteren Nachforschungen geschehen ? — Zeuge IH kann mich in dieser Beziehung nur auf meine frühere Aussage und auf mein Schreiben berufen. Eine Untersuung der Papiere und Bücher der Kreditanstalt würde in diesem Falle eben­­so wenig im Berufe des Finanzministeriums gelegen sein, als irgend­welcher Grund Dafür gegenüber der Kreditanstalt bestande. — Als der Präsident dem Zeugen die beiden Honti vorlegt und eine Auf­ Härung darüber verlangt, warum die Eintragung des Kaufes vom 7. Juli am 14. Juli stattfand ? erklärt Zeuge wiederholt, daß vier gewonnen gewesen wäre, wenn die Busung am selben Tage erfolgt wäre, daß es die strenge Ordnung erfordert hätte, bad an diesem Tage oder am nächsten, nicht dem Finanzminiserium, denn der Sze­nanzminister intervenirte nur als Rathgeber sondern dem Armee- Oberkommando die Mittheilung wäre gemacht worden, was jedoch durchaus nicht­ verhindert, das die Mederlassung am 7. stattgefunden haben mag, obgleich sie erst am 14. verbucht is. (Der Präsident zeigt dem Zeugen ein zweites Konto für das Finanzministerium, welches ü­ber das verfaufte Nationalanlehen handelt.) Zeuge: SA bin diesem Geschäft ganz fremd geblieben, ich weiß nur, das Baron Brud diese Thatsac­he ebenfalls anerkannt hat. Baron Brud hoffte, daß der Gegenstand durch spätere Bluttuationen sich von selbst aus­gleichen werde. Als jedoch der Eintritt von Ereignissen Gründe entstanden, welche es nicht wünschensnwerty machten, weit­te Chan­­cen mit den Effekten , weile die Kreditanstalt für Medinung des Aerars oder des Finanzministeriums zu halten Auftrag hatte, abzu­­warten, so ermächtigte mat Baron Brud, mit der Kreditanstalt in Unterhandlung wegen Austragung zu treten. Das war wahrm­einl­ich im März dieses Jabres, und zwar solte diese Austragung bei Gelegenheit, der Aufnahme des rechten Ansehens erfolgen. Baron Brud, der bei jeder Gelegenheit die Staatsinteressen nach Kräften zu fördern trachtete, wollte an von der Betheiligung der Kredit­­anstalt beim neuen Ansehen abhängig machen, [ob er diese Ausglei­­chung kann glei vornehmen, oder ob er sie noch auf einen weiteren Zeitpunkt hinausfällebin werde. Er wollte mit einem Worte­bier durch­ die Aussicht auf Die Ausgreifung dieser Most die Kreditan­­stalt darin führen, daß sie sich mit noch ansehnlicheren Summen beim Ansehen beiheilige, als sie ohnehin zu thun geneigt war. Die Kreditanstalt betheiligte sich auch nur nur mit einer sehr bedeuten­­den Summe, sondern regte ohne irgend­eine Vergütung , sowohl hier als in ihren Silialen Ansehensbogen auf, und bewirkte außer ihrer eigenen Betheiligung mit 7­ Millionen eine Subskription von 2 Millionen ohne Provision. In Anbetracht dessen war Bar, Bruch geneigt, diesen Gegenstand damals zu begleiten. Sein befragens­­weiches Ende verhinderte ihn , die Ausgleichung zu beendigen. So­­bald Se. Erzellenz der gegenwärtige Leiter des Finanzministeriums Shenntni von allen Umständen hatte, die sich Darauf beziehen, ere­stattete er einen allerunterthänigsten D­ortrag an Se, Majestät den Kaiser, und die Sade wurde in Folge Tatferlicter Entschliefung geordnet. Pr. : War Baron Brudh mit dem ganzen Stande der Dinge einverstanden, hat er Alles für richtig erkannt , haben sich keine Bedenken erhoben ? — Zeuge : Es ergab sich kein Bedenken ; er hat nur sein Bedauern darüber ausgesprochen, dag solche Forde­­rungen gegen das Finanzministerium vorkommen. Die ganze Operation war offenbar im Unteresse des Staates in höchst­kritischen Momenten entworfen ,in solchen Momenten, wo nicht nur ein Österreichischer Fi­­nanzminister, sondern jeder Fa hwanzminister eines großen Staates nicht allein dazu­ berechtigt, sondern sogar angewiesen war, sich durch eine solche Operation eine Stüge zu verschaffen. Er war dies näm­­lich in dem für den Sinangminister Jo Außer erschütternden Mor­mente, wo er sich auf dem Punkte sah, sein mehrjähriges Streben durch einen volltändigen Erfolg gekrönt zu sehen, und in dieser Be­­zieh­ung muß ich mir erlauben, eine Berichtigung der Aussage des Herrn Richter zu machen, nämlich in Betreff des Anlegens, mit dessen Beiziehung ich betraut war. Der Zweck desselben war die Herstel­­lung der Baluta. Es war v­orauszusehen, das der Silberabfluß von in den ersten Monaten des Jahres beträchtlich sein künnte, und die Absicht des Baron Brud war, ein Anlehen in London aufzu­­nehmen, um dessen Erlös in Silber dann als Reserve zur größeren Sicherheit der Bank verwenden zu können. Ehe jede meine Abe­reise erfolgte, trat das Neufahrereigniß ein. Man beurtheilte Dies nicht soglei$ als Krieg herbeiführend, sondern Baron Brud­feldst fand unter dem Einbruch, das d­ieser noch abgewendet werden könne. Die Umstände machten es doppelt not­wendig, eine Reserve zu fiddern, man mußte den höchsten Werth darauf legen, das die Börse möglicst gefü­gt werde, und es ist deshalb sehr erklärli), und ich finde es sogar vollkommen gerectfertigt, bad er eine Operation wie dese vornehmen es, und ich finde es gleichfalls volkommen gerecht­­fertigt, daß er biese Operation dur die Kreditanstalt machen Wie, melde theilwweise dazu geschaffen wurde, um in solchen Momenten dem Staate, beziehungsweise dem Finanzministerium, als V­ermitt­­lerin zu dienen. Serner weiß ich nicht, ob Baron Brud die Chancen dieser Operation ganz auf sich bezogen hat, oder vieleicht die Kre­­ditanfalt, Beziehungs­weise ihr Vertreter, gesagt habe, es werde sich die Begleichung der möglichen Differenz später finden. Baron Bruch hatte in allen Dingen den Zwe vor Augen und Übersprang zu­­weilen die Torm oder die strenge Negel, welche eine Operation nur verzögert. Es it vollkommen begreiflich, obgleich ich darüber aus eigener Anschauung nichts weiß, bag, als dann später die Kosten­­rechnung dieser Operation dem Freiherren v. Bruch vorgelegt wurde, er sich bedauerlich über die Höhe dieser Rechnung geäußert hat, und dem Vertreter ber­­uf, den Staat zu­r Kreditanstalt haben mag : „Das gebt nit, der Staat kann das nicht alles tragen ; die Kreditanstalt hat so viele Begünstigungen vom Staate gewoffen, der Differenz tragen.’ unterfügen. Dies mag gesagt es if daher ihr Be­­einen Theil die Veranlassung dazu ge­wesen sein, daß eine Üenderung der Ziffer des verkauften Nationalansehens zu Gunsten des Staates und zum Nachbeile der Kreditanstalt statt­­gefunden hat, Dr. Welder Meinu­­g find­ete über den Charakter des­­ Angeklagten Richter, und was Fünnen Sie überhaupt von ihm ange­­t­reben? — 3.: Ich habe Herrn Richter zuerst kennen gelernt, als er zur Verwaltung der Kreditanstalt zu deren Hauptbireftor vorgefaln­­­­gen wurde. Ich habe früher seinen Namen ausführte sich als Mit­­glied der Prager Handelskammer nennen und aug im Finanzministe­­rium eine sehr günsige Meinung über ihn aussprechen gehört. Als Herr Richter diesen Posten mit einem sehr hohen Gehalte übernahm, fand idn ihn in einigen Stüden mehr, in anderen aber weniger für diese Stelle geeignet. Der Vertrauenspunkt war erledigt durch die Art, wie Herr Richter vorgeschlagen wurde, und den Ruf, den er Sehabt. Es gab Hader, die ihm bis dahin ganz fremd­ gewesen , während der Dauer seiner Funktionen fand ich, bat Herr Richter sich bald diejenigen Kenntnisse erworben, welche ihm ursprüngli, nach meiner Auffassung, abgegangen waren. Ich habe mit Herrn Richter sehr viel im öffentlichen Interesse zu verhandeln gehabt, und habe ihn immer als einen tüchtigen Geschäftsmann‘, als einen guten Pa­­trioten gefunden. Ich habe aus dem Umstande, das Herr Richter darauf antrug, seinen Gehalt auf ungefähr die Hälfte des bedunge­­nen zu reduziren, hag Richter darauf angetragen, die Tantieme von 10 HPerzent, welche zu Gunsten der Beamten, an deren Spitne er ge­­ftonden, und zu Gunsten des Verwaltungsrathes statutenmäßig bes fmmt war, ebenfalls um die Hälfte herabzufegen, eine bestimmte Meinung von seiner Uneigennügigkeit gewonnen, und ba­ld­ seine Veranlassung hatte, an seiner Redlichkeit zu zweifeln, und ihn immer bereit fand, das Tinteresse des Staates zu fördern, und zahtlos den Aufgaben nachzubereiten, die in dieser Beziehung an ihn gestellt worden, und welche zumeilen sehr fwierig waren, so habe ich na­­mentlich nie an der Reinheit seines Charakters zu ameifeln Ursache gehabt. (Bei diesen Worten weint Herr Richter heftig.) Dasjenige, was mich von seiner Tüchtigkeit besonders überzeugte, war die höch­t söwierige Operation, welche in Folge der europäischen Krisis vom Jahre 1857 nothwendig war, um die jungen Schöpfungen des Hi­­lanzm­inisters Bruch am Leben zu erhalten. Im Jahre 1856 ent­­sanden mehrere derjenigen Schöpfungen, welche dem Namen des dreiheren 9. Brudh immer ein ehrenvolles Andenken in der Geschicte Defterreis sichern werden. Es ist aber zu viel geschehen­; es sind einige Unternehmungen geschaffen worden, deren Em­tienz sehr in Trage zu stellen war, wohl nicht durch die Fehler des Herrn Finanz­­ministers, sondern weil in dieser Beziehung manches oft rogirt wurde, was er selbst sHon als zu viel fand. Als es sich nun um die Einzahlung der Aktien und um die Ausführung dieser Unternehmungen handelte, entsand eine der fürchterlichsten Serifen,, melde es jemals gegeben. €$ kam nun darauf an, diese jungen Scöpfungen dur­ Rebuztzung des zu viel Beschaffenen und dur Auffindung jener Mittel, die weiter wo nöthig waren, am Leben zu erhalten. Dies ft ge­­schen dur Kombinationen, welche gewiß die erfindungsreichsten waren, bleed jegrgeben, und der Ausbruch derselben war das von der Kreditanstalt getroffene Lotterieanlehen. Es war feine Heine Aufgabe, die versihiedenen Unternehmungen, welche durch diese Operation gerett­t wurden, in’3 Einvernehmen zu fegen, und die Sache so zu ordnen, bab die Strebitanfall für sie auftreten konnte, ohne sich selbst zu ge­­fährden. Herr Richter hat sich bei dieser schwierigen und mühsamen Operation so bewährt, daß Dadurch mein Vertrauen in seine Todse­tigkeit erhöht wurde. Als nun die unglückliche Wendung im Jahre 1859 eintrat, war ich zwar den ersten Theil des Jahres nicht are wesend , allein ich hörte do), bag betäroffen worden war, die Lie­­­ferung für die Armee der Kreditanstalt zu übergeben, eine Opera­­tion, die ebenfalls sehr große Schwierigkeiten darbieten mußte, in einem Momente, wo es sich darum handelte, solche Maffen auf ein­­mal aufzugreifen, in einem Momente, wo das Vertrauen so erschüt­­tert war, daß das Silber von 101 auf 145 flieg, was auf den natürligen Werth einer jeden Wanne und eines jeden Brobustes einen großen Einfluß äußern mußte, besonders wenn es sich Darum handelte, folche Maffen von Getreide in der vorgeschriebenen Beit aufzutreiben. Als ich im Auslande erfuhr, daß die Kreditanstalt mit dieser Operation betraut worden sei, war ich der Ansicht, daß ein heilsamerer Entschluß wohl nicht hätte gefaßt werden künnen, denn die Kreditanstalt hat nicht allein durch ihre starren Kapitalien Geldmittel vorräthig, sondern an durch ihre Filialen an Plägen, wo Getreide sich konzentrirte, die Gelegenheit, das Beste zu thun, was ich unter solchen Verhältnissen thun Meß. Es ist eine aller­­höcste Entfehltefung gewesen, daß das Geschäft nicht auf gewohn­­tem Wege, sondern auf vertraulichen betrieben werden soll; daher muß es auch von diesem Standpunkte aus beurtheilt werden. Ich habe später die Berechnung und die Beanständigung, melde seitens des Armeeoberkommandos stattgefunden, gesehen, und nach allem, was vorgelegt wurde, bleibe ich der Ansicht, dag die Kreditanstalt in doppelter Beziehung dem Staate genügt, in Beziehung auf die Finanzen, und in Bezug auf Die Zentilierung,, welche sicher wer nu­­­t höhere Preise für ihren Brod- und Körnerbedarf hätte zahlen müssen, wenn einzelne feinere Spekulanten biese Maffen von 4 Millionen Megen hätten Lesern sollen. Die Kreditanstalt hat sich also in diesen Beziehungen wesentliche V­erdienste um den Staat erworben. So finde die ungerechtfertigte Beanstandung von 300.000 fl. in Bezug auf ein Geschäft von 15 Millionen in Getreide als unge­­mein mäßig. Ich finde aber diese Beanständung, wie sie sich redu­­sirt hat, nachdem die gemisste Kommission sie auf 100,00 fl, here abgebracht hat, noch immer sehr Hein, denn auf 15 Millionen ber trägt diese Beanständung nicht einmal 1 Perzent, bei Getreide, wel­­ches noch dazu hauptsächlich aus Ungarn zu liefern war, wo noch nit mit der Sorgfalt umgegangen wird, wie es nöthig is, wenn das Getreite ganz rein sein sol. Nachdem der Herr Ministerialrate noch einige Aufklärungen über das Zmillichgeschäft gegeben fragt der Staatsanwalt + Sch­ritte, soweit es möglich ist, die Worte anzugeben, die Baron Brud damals gesprochen hat, wie er seine Einflußnahme auf den Einlauf der Devisen für das Armee-Oberkommando dem Herrn Ministerial­­rath mitgetheilt hat. 3. : Der Sinn war ungefähr so : Die Sache it in der Wesenheit richtig, wir müssen sie austragen, Gt. : Bei­züglich der Uebernahme der Nationalanlehen und der ungarischen Grundentlastungsobligationen musste ich die Aufklärung haben, ob nicht die Uedernahme an einem Kurse eines Fünfzigen Zagrs mit der Kreditantalt vereinbart worden is. 3. : Man hat getrachtet, einen möglicht höheren Kurs anzurechnen als bin Tageskurs, um dem Ber­uf des Staates zu vermindern. Gt. : Herr Ministerialrath haben eine schriftliche Eingabe gemacht, welche au) vorgel­fen wor­­den if, Sch erfudje, wenn wirflich foftifche Unrichtigkeiten in der Anklage vorkommen, die einzelnen Punkte anzugeben. 2. : Ein punkt, der ms persönlich berührt, und den ih­­n in meinem Schreiben erwähnt habe, ist folgender : In der Anklage Heißt es: „Die Prüfung dieser Rechnung besteht, nach den eibligen Aus­sagen des f. E. Miniserialrathes Breideren 9. Brentano , Referen­­ten in dieser Angelegenheit, in Solgendem : Baron Bruch habe ihm, der von der Sache seine Kenntniß hatte, die Aufklärung gegeben, er habe, als bezüglich der Baluta zum Zwillichneigart­­en Rath erbeten wurde, sich dafür ausgesprochen,­ daß für einen Shell des vorausfiätlichen Kaufpreises Wechsel auf das Ausland im voraus angeschafft werden solen. Nachdem au noch der Kurs jenes Ta­­ges, an welchem die Brlastung der B­eájnung in der Kreditanstalt stattfand, angesehen und richtig befunden wurde, wurde an die Forderung für begründet gehalten. Ich habe das nicht im Ein­ Hange mit meiner Aeußerung gehalten, t aber habe ich es im Schrei­­ben erwähnt, Gt. : Ich erfuhe, anzugeben, welche weitere Prü­­­fung dann stattgefunden hat; ic erkläre vor allem, daß es mir ferngerwesen ft, damit anzudeuten, es hätte noch eine Prüfung statt­­finden soßen. 3. : Sobald die löbliche Staatsanwaltschaft erklärt, hag es ihr ferngelegen, hiemit andeuten zu wollen, daß eine weitere Resision hätte stattfinden sollen, so erübrigt mir bierlicher nichts zu sagen. Da ich eine sehr hohe Meinung nicht blos von der Ehren­­haftigkeit, sondern aug von der rechtlichen Empfindlichkeit eines Staatsbeamten habe, so war mir die Aufklärung, welche die sölc­­h­e Staatsanwaltsäaft zu geben für gut fand, erforderlich, um in dieser Beziehung mich gänzlich zu beruhigen. Hierauf folgt ein juris­sscher Wortstreit zwisfen Staats­­anwaltfaft und Vertheidigung, derselbe wird durch die Ent­­s Heidung des Ger­ätshofes dahin beendigt, daß das Konto des Finanzministeriums in die Schlußverhandlung einzubeziehen sei. Sie müssen deshalb

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