Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1861 (Jahrgang 8, nr. 1-25)

1861-01-15 / nr. 12

Die Finanzverwaltung hatte in diesem Jahre mehr als sonst über die Vertheilung der­ Divi­­dende gewacht und den Umstand in Betracht gezogen-daß man auch dem Noten besitzenden Publikum sein Recht wahren müsse.Die Bankdirektion hatte,nachdem bereits im ersten halben Jahre eine Dividende von 28 fl.vertheilt worden war, im zweiten Semester eine Dividende von 30 fl. beantragt. Das Finanzministerium seinerseits hatte jedoch geglaubt, nur zu einer Dividende von 28 fl. seine Zustimmung geben zu dürfen. Grund hiefür war, wie der I. f. Kommissär auseinanderfegte, daß die Bank im Refige von circa 80 Millionen Grundentla­­stungen, Industrie-, Bonde- und anderer Werthpapiere sei. Die Bilanz der Bank wurde nach dem Schottenwerthe dieser Effekten gemacht, in Realität sind sie weniger werth, es wäre demnach, um das Kapital der Bank und auch die Fundirung der Noten zu sichern, eine größere Summe in den Reservefond zu legen. Dagegen nun sträubten sich die Ausschußmitglieder und auf Antrag des Herrn Dr. 5. Neumann wurde beschlos­­sen, die Dividende des zweiten Semesters mit 32 fl. zu be­­messen. E 8 legt nun an der Staatsregierung, welche statuta­­if) dazu ermächtigt ist, ob sie diesem Beschlusse ihre Geneh­­migung ertheilen will. Dr. 3. Neumann begründete seine Ansicht damit, daß seit 1822 seine derart niedrige Dividende vertheilt worden. Imn schlechten Jahren sest man auf 7 fl. in guter Baluta gekommen, jest würde man im Ganzen 62 fl. in einer ent­wertheten DValuta vertheilen, das sei für die Ak­­tionäre, Die in Klingen der Münze einzahlten, keine hohe Divi­­dende. Man dürfe nicht meinen, daß jeder Aktionär so Leicht sich über 2 fl. hinausfegen könne, Cs seien viele Witwen und DWatfen im Befige der Arzten, deren Väter und Versorger in diesem Papiere eine sichere Anlage glaubten. Dem Noten be­­figenden Publikum ‚werde durch­­ Verringerung der Dividende sein Dienst geleistet, denn es entfielen etwa Yı, Er. auf den ©ulden, eben so wenig werde Dadurch die Konsolidirung ge­fördert. Die Staatsverwaltung könne die Genehmigung nur dann versagen, wenn sie ausreichende Gründe habe, sonst wäre dies ein Akt der Willkür. Der­­ 1. Kommissar Baron Brentano mwahrt der Regierung das Recht der Genehmigung. Das fei seine Willkür, sondern statutenmäßiges Recht. Dr. Neumann sucht das Mißverständnis aufzuklären. Er ermahnt nochmals sich von seiner Bedrohung abhalten zu hasfen. Es sei nicht an Der Belt, daß ein Organ aus welcher Nachsicht immer seiner Selbst-­händigkeit entsage. Baron Brentano erklärt, das, was heute nicht an der Zeit sei, sei niemals an der Zeit gewesen; weder hier, noch anderswo solle der selbstständige Kreis einer Körper­­schaft mißachtet werden. Er sei im Gegentretle da, um sie zu sehüsen, wenn sie bedroht sein sollte. Bon Willkür und Bedrohung könne nicht Die Rede sein, und wenn es bisher Nuance gewesen, daß die Direktion die Dividende bestimmte und die Finanzverwaltung sie billigte, gebe er gerne davon ab und gönne dem Ausschuß das Recht der Initiative, aber der Staat habe jenes der Genehmigung. Herr Dr. Eb­enegg: Die Statuten gönnten der Negierung nur das Recht der Mitwirkung, nicht der autono­­men Bestimmung, das siehe dem Ausschhsse zu; die Staats­­verwaltung habe nur das Recht, zu sehen, daß statutenmäßig gebart werde. Baron Brentano: Die Finanzverwaltung hat das Reit der Zusimmu Dr. Eiheneg ng. $ : Die Zustimmung kann nur sor ent­­halten werden, wenn statutenunwidrig gebart werde. Herr & Epstein bemerkt, daß der Ausweis einen höhbern Gewinn als sonft nachweife, wie es komme, daß die Dividende geringer als sonft sein sole. Baron Brentano feßt auseinander, wie durch das Zurückgehen der Effektensurfe Das Vermögen der Bank verringert worden sei. Das Finanz­­ministerium konnte deshalb eine höhere Dividende mit Rücksicht auf ein größeres, auf Das Noten bezegende Publikum nicht verantworten. Herr Trebisch meint, unter din Effekten der Bank seien nur 21 Millionen Gulden Grundentlastungen, die andern seien vom Ballen der Kurse nicht affizirt. Dr. 5. Neumann meint, Grundentlastungsobligationen geben nur dann Verlust, wenn man sie realisiren muß, nicht aber, wenn man sie so lange liegen lassen kann , bis sie gezogen werden. Herr Epsteiin meint, die Effekten der Bank seien nicht ge­­kauft, sondern abgetreten worden, daher sei es Pflicht, sie so lange liegen zu lassen, bis sie ohne Verlust verkauft werden Schnellpfeifendrud son Emil Müller, Dorotheagaffe können, Dr. Eb­enegg findet es seltsam, daß die Staats­­verwaltung, welche der Bank Die Effekten aufgedrängt habe, sie fest den niedrigen Kurs büßen lassen wolle. Baron Brenta11o,der Besitz der Essetzen der Bank beruhe auf einem frü­heren Vertrag,sei demnach eine Thatsache.Das Finanzministerium beraube die Aktionäre nicht, sondern halte das Geld zurück zur Konsolidirung ihres ei­­gene Institutes. Grafspergen hält es für klug,eine kleinere Divi­­­dende zu vertheilen,weil der Ausweis zeigt,daß der Basis der Bank abgenommen; aber man möge das, was in den Reservefond gelegt, nicht in Werthen anlegen, die schwanzen und verringert werden können, Dr. Joseph Neumann in der Ansicht, daß bei der Abhängigkeit des Institutes Leper­­mann nehmen müsse, was er kann, weil er Gefahr kaufe, daß es da zu Grunde gehe. Er gweist dabei auf die septe Opera­tion hin. Mit allen gegen jede Stimmen wird sein Antrag angenommen.­ Hierauf verlieh Dr. Wandrard­ ein längeres Er­­pose , aus Dem hervorgehen sol, daß die während des Teßten Krieges gemachten V­orfehiiffe nicht gehörig gedecht seien. Von dem englischen Ansehen bestanden eigentlich nur 172 Millionen Gulden, die andern seien vertragsmäßig einzuzahlen dem Hause Bothschild erlassen worden; man künne nicht bei den Heinen Leuten mit der Laterne herumgehen, die Schuldscheine verlau­­fen. Die Bank dürfe nur Borschürje auf 90 Tage und zu 4 p&t. Interessen machen. Schon im vorigen Jahre habe man Zahlung versprochen, aber nicht geleistet. Er beantragt daher, die Zahlung der 20 Mill. Gulden in Silber bei der Staatsverwaltung zu ur­stren und vom 15. Januar angefangen , dafür die Zinsen zu beanspruchen. Dieser Antrag gibt zu vielem Hin- und Durcheinander jeden Anlaß, bis derselbe mit Mafjorität angenommen wird. Eben­so wird ein Antrag, die Zahlung der Notenvorschüffe auf bag­lette Anlehen zu urgiren, angenommen, hingegen ein Antrag, diese, wofern der Staat nicht zahlt, börsenmäßig nach dem 1. November d. 5. zu verfaufen, abgelehnt, eben­so wie ein Antrag, die Transak­­tion des Staates mit der Bank bezüglich der Uebernahme der Effekten des Tilgungsfondes formell zu genehmigen, befeitigt. Der Antragsteller wollte damit dem Ausschuß ein solches Recht vindiziren. Der Bankgouverneur widerfest sich einem solchen Antrage als regelwidrig, er wird eben­so wie ein anderer befestigt, dahin gehend, daß jeder Direktor 50 Aktien befigen und während seiner Gestion nicht veräußern sol. Es sol dies dem Komite zugewiesen werde­n , welches Die Revision der Statuten vornehmen sol, 4 Herr Baron Brentano versichert, Daß die Direktion ihr Aeußerstes gethban, und der Finanzverwaltung gegenüber bis an die Äußerst­en Grenzen der Schicklichkeit gegangen sei És werden sodann acht Mitglieder des Revisionssomites ge­­wählt und die Lisung, da die Zeit schon weit vorgerückt war, auf morgen Abends 7 Uhr vertagt. (Eingesendet.) Nur wenige Stunden, und dann auch nur so lange der geringe Vorrath hält, sind Salm- & Waldsteinhofe mit 52.500 fl, Haupttreffer, auf Ratenzahlungen wie gegen Angabe zu bekom­­men bei &. Herzberg, Ede der Brüd- u. Wienergasse. * Wien, 14. Jänner, Die heutige Barbörse eröffnete : Kreditattien 155.50 , Nordbahn 2063 , und frhloß Kredit 154, Nordbahn 2095... Die Börse War ruhig und nicht, ohne Seftigkeit. Nordbahn mit 2058 eröffnend , erreichten 2098 ; in Kreditaftien wurde 153.90 und 155.50 gemacht. Staatsfonds wurden etwas billiger abgegeben ; im Medrigen war der Schranken fett. Devisen und Baluten zeigten kaum eine Ren­­derung. Rondon und Napoleonsd’or wurden um eine Kleinig­­fett billiger abgegeben, London 149.50, Napoleonsd’or 12,06 ; dagegen stefften sich Dufaten steifer. Mimsdufaten 7.12. Bant­­aftten wurden mit 747 gegeben. Auf den telegraphisch gemel­­deten Artikel der , Opintone"" trat eine etwas festere Stim­­mung ein. Schlußfurfe : Krepitaftien 155.40, Nordbahn 2083, Staatsbahn 282.50, National 74.30, Augsburg 128, London 149.50, Silber 149.70. Verantwortlicher Redakteur : Karl Weisskircher. Mr, 12. Meft, 1860, — Berlag der Pefter Loydgefellfhaft,

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