Pester Lloyd - Abendblatt, Juli 1861 (Jahrgang 8, nr. 149-174)

1861-07-24 / nr. 168

KIT 24 an : Nr. 188. Ver. 1861. 7­bendblatt des (Die einzelne Nummer Eostet­­ 3 Er. 6, 43.) 5 Die Repräsentanz, den Stadt Pest ber gab si. heute ‚Vormittag um: 11. Uhr. in corpore zu Sr. Erz dem Baron Bay.’ Der DObernotär Királyi begrüfte den verehrten Staatsmann im Namen der Stadt mit einer jurgen, warmen Ansprache, in welcher ihn der Dant der­ Stadt für sein, ‚leider nicht vom Erfolg gefröntes Wirken und‘ Streben für die Rechte Ungarns, sowie auch für seine wiederholte wirk­­same­­­ntervention in städtischen Angelegenheiten ausgebracht wurde. Der Unterschied des beiderseitigen Standpunktes seit dem 20. Oktober habe „es, der Stadt zu ihrem lebhaften Bedauern un­­möglich, gemacht, ihn in ‚seiner amtlichen Stellung, derartig zu unterfragen, wie sie es einer so­ geachteten und verehrten Per­­sönlichkeit' gegenüber, die im Kampf für die Rechte ihrer Kirche und­ des Landes manchen schmerzlichen­ Leiden, ausgefegt war, zu thun,gewünsct hätte. . Die Repräsentanz begrüße ihn nun, nachdem er­ die hohe Stellung verlassen, auf der es ihm un­­­ möglich war, die Anerkennung der Rechte des Landes zu er­­kämpfen, in der Hauptstadt des Landes mit der Hoffnung, daß er ich nun am Kampfe um die Erreichung­ jenes hohen Zieles in der Mitte des Reichstages betheiligen werde. Nach dreimaligem lauten Essen der Repräsentanten dankte Baron Bay f­ür die, herzliche" Begrüßung. Er Eehre mit angegriffener Gesundheit, — denn sie sei durch Die Ereig­­nisse der legten­­ Zeit wirklich verschüttert worden, — dorthin zurüd, son: :wor er dur einen Befehl gerufen worden war, um an die Sorge der Regierung Ungarns zu treten. Er wünsche es aufrichtig, t es möge sich eine Gelegenheit ergeben, daß er­ interpetiert und­ dadurch in den Stand­ gefegt würde, über seine Thätigkeit als Kanzler, dem Lande Rechenschaft zu geben. Diese in Herzlichem Tone gesproc­henen Worte wurden von den Anwesenden mit lauten Elsens beantwortet, worauf sich die Repräsentanten entfernten und zurück ins Stadthaus begaben, P, Wien, 23. Juli, is­st mir zu interessant, Shnen über die heutige Sig­ung Des Reichsrathes zu berichten. Schon­­ gestern hatte alle Welt die Duvlltation des Königlichen Restriptes im Reichsrathe erwartet. Es war auch beschlossen, daß Graf Borgac das Restript im Reichsrathe verlesen solle. Es sind das durchaus nicht Leere Gerüchte. Die „En­tgeneigten‘‘, d. h. ‘Personen, " welche das Glück haben, dem neuen Tugendbunde der Untonisten anzugehören, mußten das Alles aus dem Munde des Herrn 9. Schmerling. Graf Borgac drang jedoch Darauf. Alles, zu vermeiden, was die Ungarn verlegen­­ konnte, und, so unterließ man es, das Reskript gleichzeitig In Wien und­ Delft zu verlegen, begnü­gte man sich, endlich die D Verlesung durch Herrn 9. Schmerling sollziehen zu lassen. Ich bin man bei der heutigen Siegung angekommen. Herr Dr. Hein war wieder fostbar. Er t­at zunächst, als wüßte er nicht im Geringsten, was, Herr 9. Schmerling, vor­­habe. Er trug die Laufenden Geschäfte, wie Urlaubsbewilli­­gungen u. s. w. vor, lud die­­ Aussihüffe­­ zu Sieungen ein und mit der größten. Harmiofifelt von der Welt, gleichsam als geschähe das, Immer so, fegte er — gleich beim Beginne ! — den nächsten Tag ver Lisung und die Tagesordnung fest. Mit versellten Lilienweißen Unschuld sagte dann­ der Herr Präsident : ‚Wir übergehen nun zur Tagesordnung ; die Debatte über das Lehensgeseb wird fortgefegt”. Der Herr Präsident wird durch Herrn v. Schmerlin unterbrochen, der das Wort verlangt und Herr Dr. Hein bewilligt ihm dasselbe mit gewohnter K­uld. Herr v. Schmerling beginnt beiläufig : . Auf Be­­fehl Sr. Majestät habe ich die Ehre dem hohen Hause das Königl. Restript mitzutheilen, mit welchem Se. Majestät die Adresse des ungarischen Reichstages zu beantworten geruhten. Das Sc­hriftstück lautet in getreuer Niederregung wie folgt :’ Bei den ersten Worten erhebt sich das ganze Haus, um stehend die Worte des Monarchen zu vernehmen. Die Degutiiten von der Rechten mie, von der Linien drängen sich in die vorderen Bänke, Kuranda und Bistra stehen im Vor­­dergrund Links; rechts im V Vordergrunde stehen Rieger und Smolfa, Arm in Arm. Bei den Worten „‚getreuer Ueber­­fegung‘ entsteht einige Bewegung in der Journalistenloge. Jeder Journalist weiß nämlich, Daß Das Original deutsch und die ...,getreue, Mederlesung‘ der ungarische Text ist; Man glaubte also einen Augenblic lang, daß Herr v. Schmerling ungarisch lesen wolle. Der nächste Augenblic brachte indessen schon die solle Beruhigung , Herr v. Schmerling las deutsch. Bei einzelnen Stellen des Reskriptes, wo von der Nothwen­­digkeit, den Verhältnissen Ungarns zum Gesammtret­d­e eine andere Basis zu geben, von der für alle Zeit beschlossenen Aufrechthaltung des Mitoberdiploms und der Federgewebe, von der Unerläßlichkeit einer Revision der Geseche von 1848, von der Entsendung ungartiger Abgeordneter in den Reichsrath Längstens, bis August, von der Geneigtheit bei Gelegenheit der Krönung Gnadenaffe üben zu wollen, die Rede ist, konnte man auf der linken Seite , Bravo" rufen hören, das jedoch seiner Temperatur nach in seinem BVBerhältnisse zu der Glüh­­leite fand , welche im Hause herrscht. Als das Netfript zu Ende gelesen war, "konnte man netto drei Stimmen: — aber ganz genau drei Stimmen — Bravo rufen hören und all diese nur aus dem Zentrum, wo die Herren sißen, melde zeit­­weilig die bureaufratische Laufbahn mit der eines Deputirten vertauschten. Man erwartete nun eine erläuternde Rede des Herrn v. Schmerling. Als sich daher Herr v. Schmerling sofort nach Beendigung der Vorlesung des Schriftfuüdes nieverfegte, geriethb die Linke in Konfusion und man erinnerte sich erst spät, dem Ratser ein dreimaliges „„Hoch‘“ darzubringen. Wahr­­scheinlich in Folge eben dieser Konfusion fiel das Hoc­ker- Ein großer Theil des Zentrums und die ganze Nechte enthielten sich jeder Kundgebung. Nun erhob sich der Graf Darlitig, einer der er ge­­hältnismäßig hwac aus, i­­­­ezt

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