Pester Lloyd - Abendblatt, März 1862 (Jahrgang 9, nr. 50-74)

1862-03-01 / nr. 50

(Die einzelne Nummer Zoftet 3 Er. ő. AB.) Samsog, 1. März. Jh­. 50. Dell, 1862. Abendblatt A Sz. Paris, 26. Beber, Die Opposition des S­e­­nates wird sich zu neuen Kämpfen flärten auf einem großen Diner, welges Prinz­ Napoleon veranstaltet. In den noblen Sreifen des Fraubourg St. Germain betrfft BIBTEOSHENE IF Aufregung ; man bereitet eine Demonstra­­ton vor. K.K. Wien, 28, Feber, Mio wir hören, soll die Adresse Sr, Majestät des Kaisers nach Venedig auf den 6. März angeregt sein. Heute besuchte Sr, Majestät das Eta­­blissement der F. tf, priv. Staatseisenbahngesellshaft und be­­sichtigte dort vorzugsweise die im Bahnhofe für die Industrie­­ausfellung zu London bestimmten Erzeugnisse der gesellschaft­­lichen Bergwerke Oravicza und Refdicza , der Waldungen und auswärtigen Werksstätten, damit jene der hiesigen Ma­­scgtienfabrik. — Eine De­gntation des Gemeinderathes über sach­gestern den Präsidenten des Herren und A­be­geordnetenhauses die Diplome als Ehrenbürger der Reichshaupt- und Neftrenzstadt Wien. Die St Shusgmächte Griechenland­, Rußland, Großbritannien und Frankreich, sind bereits in sehr enge Verhandlungen miteinander getreten, um sich über die­­jenigen Maßregeln zu einigen, welche bei einer etwaigen­­ metteren Ausbreitung des Aufstandes von Nauplia zu Pazi­­fie­ung des Landes und zum Schuge der Dynastie zur er­greifen sein würden. — Der Sekretär des Fürsten von Mon­­tenegr­o hat mindestens den zur Schau getragenen 3wed seiner Reise nach Wien erreicht. Die Regierung läßt bereits die Boranschläge für die Herstellung einer telegraphisshen Ver­­bindung nach Cettinfe machen, und stellen sich deren offen als unbedeutend heraus.­­ Das Oberat der fährlichen Stebe­ner Kommission wurde sowohl vom Brooser Stuhl, als auch von der Stadt Broos abgelehnt. Der „Kol. Közlöny" berichtet darüber, daß die Brooser städtische Repräsentang am 20. 9. M. über das Operat beratben sollte. Die Majorität der Repräsentanten forderte aber eine Berta ‚gung, weil der Gegenstand zu wichtig sei, als bag barliber aus dem Stegreif ein Urtheil abgegeben werden könnte 5 dem­­nach wurde den jede Deputirten der Stadt aufgetragen, bei der auf den folgenden Tag festgelegten Stuhlversammlung über diesen Gegenstand nicht mitzunimmen. Am 21. wurde die Stuhlversammlung vom Königsrichter eröffnet, und da erklärten die 26 Deputirten der zum Broofer Stuhl gehöri­­gen 13 Ortschaften einstimmig, daß die in dem Operat der Stebener Kommission enthaltenen Fragen und Vorschläge nicht vor die fährliche Nationsuniversität, sondern vor den Land­­tag gehören. — An demselben Tag versammelte sich auf de Stadtrepräsentang wieder, und von den 26 anmetenden Repräsentanten sprachen sich 17 gegen das Operat und für die Kompetenz des Landtages aus.­­ Der Dampfer „„Semling’ hat, uns so eben zu­­gehenden Nachrichten zufolge , Mohács glücklich erreicht, die Donau is also vollkommen tis frei, somit fahrbar. In­folge dessen werden Heute noch hie, Remorqueurfahrten nach Littel-Semlin durch die Ab­­sendung dreier Convoi zu je 12 Schleppen beginnen. Politische Rundfehan, 1. März. Der Pari­­ser Korrespondent der , Deutsch. Mr. Big.’ will Nä­­heres über den Eindius erfahren haben, den jene flür­­mische Senatspedantte, die Worte des Prinzen und die seiner Gegner, auf den Kaiser gemacht haben; er schreibt DD. 24, Feber: Ludwig Napoleon , sagte mir eine Person, der jg­manche Auffeprüfe über die Verhältnise am Hofe verbaufe, ist dur­chie lebten Debatten im Senat über die Tendengen der Grafen, Marquis und Herzöge, die er zu boden­erben emporgehoben, mehr aufgeklärt worden, als durch die bereb­­testen Auseinandersegungen des Prinzen Napoleon, des Gra­­fen Persigny, des Herrn Petri dc. in den Unterredungen mit ihm; er sieht, auf welchen Weg ihn die Larocheincquelein und D’Agueffeau drängen wollen, und an welches Ziel dieser Weg führt. Er hat Ad tadelnd über die Opposition im Senat ausgesprochen , die nicht M weniger als die Aufhebung aller Freiheit und eine Politik der Restauration verlangt, und er hat dem Prinzen, seinem Retter, seinen Danf in den wärm­­sten Ausbrüchen für den Eifer und die Energie ausgesprochen, mit welchen er die eigentliche Bedeutung des Bonapartismus dargestellt und gegen jede Fälschung in Schus genommen hat. Die Vertreter einer Frommen Politi­ am Hofe sind bestürzt über die unvorhergesehene Wendung der Dinge , sie fürgten eine thatfällige Wirkung der Reaktionsreden im Senat. Eine volle Stunde dauerte eine Unterredung ohne Zeugen, welche gestern zwischen dem Kaiser und dem Prinzen stattge­­funden,, und wenn den Gerüchten Glauben ‚beizumeffen , die am Hofe umlaufen, drang der Prinz auf eine schleunige Lö­­sung der römischen Frage zu Gunsten der Italienischen Einheit, auf eine liberale Valitif im Inner­en. Durch melde die Regierung die Liberalen Elemente im Lande an sich ziehen würde, und auf den gänzlichen Brad mit den „Parteiführern ohne Partei” (wie die übergegangenen Ligiti­­misten genannt werden), deren persönaler Einfluß nicht so viel habe, als der Klang ihres Namens der Sache der Re­­gierung schade: „Haben Sie nicht an ihrer Sprache die Herr­­en erkannt“, hatte der Prinz ausgerufen, „meldhe unsern Onkel verlassen und verrathen haben, als sich das Glüc von ihm gewendet ?” Gestern wurden alte Minister in die Tuilerien berufen und der Kaiser fol sich zu seinen M­äthen für Auflösung des gefeßgebenden Körpers ausgesprochen haben, be­sonders wenn derselbe die Dotation des Grafen 9. Paltkao verweigern würde, uuch hätte er bei dieser Gelegenheit Worte fallen lassen, welche auf die Absicht deuteten, frem­djere Elem­ente in den Senat zu bringen. Man hätte indes Unrecht, allzu großes Gewicht auf diese Thatsachen, vorausgefest, daß sie Thatsachen sind, zu legen, da ein Augendlich der Aufregung, wie ihn die Debatten im Senat herbeigeführt haben, mancherlei Gedanken, manc­heb­ei Pläte erzeugt, die mit dem Eintritt der Besonnen­­heit wieder aufgegeben, nur selten vergessen werden. Ben Auflösung des geiesgebenden Körpers für den Fall, dab er sich der Dotation Montauban’s mwidergeben würde, sprißt man in amtlichen Kreisen mit einer wahren Seftigkeit der Meberzeugung ; duch fehlt es nicht an Leuten, welche den­­ken, dass diese Drohung von der Regierung verbreitet wird, um die Mitglieder des gefeßgebenden Körpers auf nachgiebi­­gere Gedanken zu bringen. Denn der von dem „Montteur“ veröffentlichte Brief des Kaisers an den Grafen v. Paltfan hat nicht die gemünschste und gehoffte Wirkung hervorgebracht. Von den acht Gliedern, aus welchen die Kommission zusammenge­­fest ist, welche sich über die betreffende Regierungsvorlage auszusprechen hat, verhalsen, wie man versichert , fünf, also die Mehrheit, bei ihrem­­ Widerstande. Einem Telegramm vom 27. zufolge hat die „Opia­­nion Nationale" die efle Verwarnung m |

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