Pester Lloyd - Abendblatt, September 1862 (Jahrgang 9, nr. 200-224)

1862-09-01 / nr. 200

N Pe­r Montag dem vereinigten Minister­ und gehehmen Rathevou­­siye.Die abwesenden Minister wurden eingeladen,zurück­­zukehren,um dieser Beratbung beizuwohnen.—Das Lager von Chalons wird heute aufgehoben,die Truppen kehren in ihre betreffenden Garnisonen zurück. .Wie man versicherst,hat Herr Thouvenel in einer Note an die Turiner Regierung,worin er nähere Erläuterungen über die letzte»Moniteur«-Note gibt,erklärt,daß die französische Regierung sozusagen gezwungen gewesen wäre,zu konstatiren,daß sie vor den Drohungen Garibaldi’s nicht zurückweichen werde. Herr Thouvenel bemerkt ferner,daß die Veröffentlichung des,,Moniteur«-Artikels in nichts die Lage Italiens, wie sie vor dem Züge Garibaldi’s war,ändern könne; dies römische Frage würde daher auf dem nämlichen Standpunkte bleiben,wie vorher,man brauche nicht zu befürchten,daß die gegenwärtigen Ereignisse deren Lösung verzögere,ja,diese werde,,vielleicht««beschleunigt werden, wenn die italienische Regierung auf unumstößliche Weise darthue,daß sie stark genug sei,um die vorgerückte Partei in Ohnmacht zu halten.——Der,,Neuen Preußi­­sche Zeitung««schreibt man aus Paris:,,Der franzö­­sische Gesandte in Rom,Lavalette,verträgt sich noch viel schlechter mit dem Oberbefehlshaber der Okku­pationstruppen Montebello,als er sich mit Goyon ver­­tragen hatte.Die Herzogin v.Montebello schreibt täg­­lich an die Kaiserin und jeder Brief ist eine Anklage­ ge­­gen den Botschafter.Die­ Kaiserin schickt diese Briefe Anthhalogis .Ueber die Stimmung in Warschau,besonders mit Rü­cksicht auf die letzten Attentate und ihre­ Bestra­­fung,sind­­ sich in nachstehender Korrespondenz der »Bresl.8.«interessante Bemerkungen: an der polnischen Grenze,29.Augst. Als sich« die Attentate in Warschau wiederholten,haben wirmE der­ ganzen Aufrichtigkeit eines gewissenhaften Berichterstatters die einzelnen Organe der polnischen Presse,welche die Ansichten der polnischen Emigation repräsentierren,einer genauen Durchsicht unterwor­­fen und wir haben darin nur eine Stimme, die Stimme der nachbrüchlichsten Mißbiligung jener unwahnsinnigen Unterneh­­mungen gefunden. — Leider müssen wir uns heute noch aus Gründen der Diskretion enthalten, den uns in Bezug auf manches Vorgefallene zugehenden Andeutungen über das wahrscheinliche Treiben der Agents provocateurs, die sich der Reaktion, zumal in ihrer Blüthezeit, massenweise zur Beifügung zu stellen pflegen, längere Betrachtungen zu wid­­men. Wir beschränken uns heute auf die Berichtigung einer Korrespondenz des Wiener­­ Botschafters" , worin es heißt, daß der Erzbischof Feltinszi als nächstes Opfer der At­­tentate ausersehen se. Damit hat es folgende Bewandtung: Einige Tage nach dem lebten Attentate auf Wielopolstt er­­fahlenen in Warschau Plakate in derselben Form, wie man sie selt Jahr und Tag in Warschau zu lesen gewohnt tít und wie sie als geizige VBerhaltungsanordnungen heimlich erlassen werden. Jene Plakate bezeichneten wirklich den Erzbiiof als einen dem Tode ge­weihten Verräther, was doch vor den früheren Attentaten nie der Fall gewesen. Am folgenden T­age haben nun andere, aus der wirklichen gebeinten Orkin hersorgegangene Bekanntmachungen jenes Machwerk für ein elendes Babrifatson SREEREI­TE und jeden Polen, der sich etwa von dieser Bande zu jenem wahnsinnigen Schritte verleiten ließe, für einen fluchtwürdi­­gen Verräther erklärt, In Betreff des uns vorliegenden Protofolles in der Untersuchung gegen die beiden legten Attentäter. Können Sie aus den auffallenden, knabenhaften Widersprüchen, die man darin von Anfang bis zu Ende findet, schließen, welches Gewicht einem solchen Aktenstüc beizulegen is. So heißt es in diesem „amtlichen Berichte” : Der Angeklagte Bronca sei auf den Wagentritt gesprungen, mit der einen Hand sich hol . in den Wagen gehalten und mit der anderen den Dolcj ges züdt. Einige Zeilen weiter Yesen wir dagegen . Der Kutscher hätte auf den Attentäter, der „mit beiden Händen“ (ipsissima verba, oburacz) den Dolch schwang, mit der Peitsche gehauen und den Mord verhindert.­­ In Bezug­ auf die Übernehmung des jungen Wielopolstt sagt das Protokoll, der junge Graf hätte von seinem Wagen her den Lärm ge­hört und den Mörder mit gezüchtem Dolce auf den Mark­­grafen losftürzen sehen. Am Schluß desselben Abschnittes lesen wir zu unserem Erstaunen : „Der Graf Joseph hat den Borfoll nicht mit eigenen Augen gesehen, sein Kammerdiener hat ihm dies aber erzählt.” Wir wollen Sie mit weiteren Zitaten nicht ermüden. — Aus der öffentlichen Verhandlung gegen Ryonca erwähnen wir der rührenden Szene des Ab­­schiedes des Angeklagten, eines schönen blonden, neunzehnjäh­­rigen Sünglings, von seiner alten Mutter. Er küßte ihre Hände mit den herzlichsten Thränen ; das Wort „mateczko !" (Müt­­terchen!) Hang oft und rührend durch die schluchzenden Töne. Den ergreifendsten Eindrud machte aber der Schmerz der armen Frau. Sie fiel nach dem Abschiede auf die Knie und rief mit herzzerreißender Stimme : „Ach! tüchtet mein Kind nit! D, mein Gott! laß unsere Kinder nicht tödten! Die Prütter gebären Ihre Kinder und man tödtet sie!” Die Arme hat den Schmerz nicht überlebt, am heutigen Tage ward sie zu Drache getragen. — Zur Charakteristik­ der Regierung wird es wohl nicht uninteressant sein, zu erfahren, daß der andere Berurtheilte Ludwig NY vom Wagen herunter und auf das Todesgerüst herauf auf den Händen getragen werden mußte, da er bereits im Kerfer todestranf da lag. Seit langer Zeit ist au die Aufregung in Wartchau nicht so groß gewesen, wie an dem Tage der Iegten Hinrichtungen. Selbst russische Soldaten und Offiziere fließen laute Ber­­mwünschungen aus. Wie aus Warschau berichtet wird, it am 24. b. Mt. aufs Neue ein Mordversuch gegen den Grafen Wi­e Vopolsti, und zwar vermittel­t eines anonymen, vergifteten Briefes, unternommen worden. Der Brief war sehr fein geschrieben, so daß der kurzsich­­tige Graf ihn mit vor die Augen halten und mit vol­­len Zügen die giftigen Dünste einathmen mußte. Sehr bald stellten si Liebelkeit und Erbrechen ein, und als auch bei anderen Personen nach Besichtigung des Briefes dieselben Symptome sich zeigten, ermittelte man die Ur­­sace der beunruhigenden Erscheinungen. Zelegr. Depefche des „Vester Lloyd.“ Turin, 31. August. Der Prozeß gegen Garibaldi und Mitfäuldige soll sogleich sattfinden, doch ist es noch unbekannt , vor welchem Tribunal, Oberst Pallavicino wurde zum General befördert, 1924 gemacht. Der Schranken war gegen geilern wenig ver­­ändert, Devisen und Baluten wurden 14—Y, Perzent billiger abgegeben. Die Depesche, das Baribaldi gefangen wurde, traf ganz zum Schluß der Börse ein, als das Ge­­schäft nur noch auf die Spekulationspapiere beschränkt war, Kreditaktien hoben sich auf 207, wichen auf 205,80 und flossen 206,70, London, welches mit 130,30 bezahlt worden war, blieb 129,75 Waare. Die Schlußnotizungen der Schran­­fenpapiere, so wie der Devisen und Baluten in den verfrie­­­­denen Kursberichten bekaßen in Folge des allgemeinen Aus­­* Wien, 30. Augustl. Die Börse verkehrte in ruhiger Stimmung, Trog des Ultimo , in­folge dessen Geld knapp war, wurden fast alle Effekten höher bezahlt, und namentlich in Kreditaktien waren die Umsälle ziemlich bedeutend. Kre­­ditartien hielten sich im Bürgerhhäft zwischen­ 203.30 und 202,80 , eröffneten Mittags 203, wichen auf 202.80, und flossen im Börsenfanle 204,70— 204,80. Bei der Erklärung notirten Kredit 202,90. In Nordbahnaktien wurde 1925 und­­ zahlt, für 1860er Lose war 39.80 und 90 Geld. Die Rente von um 1 Uhr wurde mit 68,85 verlesen,, mit der Bemer­­kung: „Sartibaldi gefangen und verwun­det.” Um halb 7 Uhr notirte man : Nordbahnatzten 1936— 1938, Krebitaftien 207,30— 207,50, 186 der Lose 89,89— 89.99, , Getreidegeschäft, An der heutigen Frucht­­börse wurden bei einem Umfage von 39,00­ Meten bes­­onders geringe Qualitäten flärfer offerirt und mit 10 fl, billiger erlassen, während Prima-Q­ualitäten sich so ziemlich im Preise erhielten, Weizen banat, neuer 85, 88, 87, egpfb. 4 fl. 60 fl. , A fl. Or, 4 fl. 85 Er, 5 fl. Toro Raab, Marofer 86/87pfb. 5 fl., 87/8gpfo. 5 fl. 10 Er, Iocco Wiefelburg. Wiefelburger neuer SA/85pfD. 4 fl. 60 Fr., Sö/80HFD. 4 fl. 70 Er., 86/874fo. 4 fl. 80 fr. Yoco MWiefels­burg. Theiß neuer 84/85pfb. 4 fl. 40 fr., 85/86Yfb. 4 fl. 55 Er., 86/87pfb., 4 fl. 70 Fr., 87/88pfo., 4 fl. 80 fr., 88/89pfb. 4 fl. 90 tr. ab Yeft. Bacser prompt, neuer 83/85 4 fl. 45 fr. 84/85pfo. 4 fl. 55 Er. Ioco Raab, Ung, prompt Neuer 83/85pfb. 4 fl. 40 fr., 84/895pfb. 4 fl. 50 fr., 85/86pfb. ER. 70 fr. Ioco Preßburg. Weißenburger neuer 83/85pfb. 4 ff. 40 fr., 83/85pfb. 4 fl. 50 fr., 85/86pfb. 4 fl. 60 fr., 86, 87pfo. 4 fl. 50 fr.­­oco Alba, Debenburger neuer S3/84pfo. 4 fl. 70 Er, 85/869fb. 4 fl. SO fr., 86/87pfb. A fl. 90 Fr. Ioco Dedenburg, Kantzfaer neuer 84/85pfb. 4 fl. 80 fr., 85/86gfb. 4 fl. 90 fr. ab Kantzfa. Korn­ung, abermals bifiger, 77/78pfb. 3 fl. 20 Er, 78/80pfd. 3 fl. 30 ab Bel, 3 fl. 30 fr., 3 fl. 40 fr. ab Raab, Siov. 77/794fb. 3 fl. 70 fr,, 78/89pfb. 3 fl. 80 fr, ab Preßburg, sIpfd. 4 fl. 10 fr. ab Wien, Gerste 110w., bei stillem Geschäfte unverändert, 70pfb. 2 fl. 85 fr., 6lpfb. 2 fl. 95 Er, Toco Presburg, Oesterreich. 70pfd. 2 fl. 80 Fr, Ioco Wien, Safer, etwas biffiger, ab­er 46, 47, 48ypfb. 1 fl. 72 Er,, 1 fl. 74 fr, 1 fl. 78 fr. Ioco Belt, 1 fl. 76 Er, 1 fl. 78 Er, 1 fl. 80 Er. Ioco Raab, neuer 45, A6yfd. 1 fl. 65 Er, 1 fl. 68 Fr. ab Pet, 1 fl. 68 Er, 1 fl. 70 fr. ab Raab, Mats, ohne Borrath, sveäpfd. 3 fl. 90 fr. A fl. ab Belt und Raab. Rep s­­famen. Während unsere Zabrisanten sich vom Einkauf voll­­ständig ferne halten, und vorerst einer Preisrebuftion entge­­gen­gehen, sind Eigner nicht gewillt, wesentliche Konzessionen zuzugestehen, was eine jede größere Ausdehnung dieses Ge­­schäftszweiges verunmöglicht, Kokk­eps, bedingt ab Pet 8 fl. 25 fl. — 8 fl. 37, fr., ab Neubäust, Preßburg 8 fl. 371­, tr., 8 fl. 50 Er, ab Wien 8­ fl. 75 Er., walachhscher bleibt á 374 fl. Pest, 81% fl. Raab zu notizen. Rübo­­raff. Bei geringfügigem Ablag ist für prompte Wanne 36 fl. und auf Lieferung pro Selbst 3542 fl. zu erreichen. Spi­­ritus. Das Geschäft hierin steht volltändig. Prompte B­aare 58 fr., Schluß 60 fr, Oktober — Dezember El, November — Februar 60 Fr, offeriert, London, 29. Augus, Getreidemarkt Engli­­fjer Welzen war nur zu einer Preiserniedrigung von 2 Gb, verkäuflich , fremder bei beschränztem Umfag flau, Frühjahrs­­getreide behauptet. «· Der neueste wöchentliche Bankstatus(ppm27.August) ergibt einen Baarvorrath von 17.678,698Lstr.(ZUUaka 4094L.)Die Notenzirkulation beträgt 21.255,825L.(Ab­­nahme 81­,845L.) Liverpooler Baumwollmarkt vom 29.Aug. Verkauftx12,000 Ballen»zu theilweise feine klxkdhöher ken Preisen.Notizungen für Middling:New­ Orleans 261f­­d,upla11d26d Umsatz der Woche 91,320B. Verantwortlicher Redakteuerars Weißkirchers Te ; , : ER qukqprxskydxutyppsytcWall-k-Dprotpengasesm 14.Pest,1862.—­Verlag der pestrerpbgesellschafts IE

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