Pester Lloyd - Abendblatt, April 1863 (Jahrgang 10, nr. 74-98)

1863-04-09 / nr. 80

Prinzm auf Pistolen gefordert.D­ie Sache ver­heilt sich in der That fast so.Der Konsil-Napolkonsu­l ist wirk­­lich gefordert worden,und zwar von dem Grafen Si­gtsmund Wielopolski,dem Sohne de­z vom Prinzen Napoleon so schwer­ angegriffenen Zivilgriuvek­turs des Königreichs Polen­.Graf Sigismuund sch­rieb dem Prinzen einen Briefs und ließ desn­ Geso­rderten wis­­sen,daß,falls derselbe sich bis zu­m 2.April nicht stel­­len sollte,der Brief veröffentlicht werden würde.Prinz Napoleon hat sich nicht gestellt und der Graf vollzieht nun seine Drohung.Der Brik fliegt uns in mehreren preußischen und Wiener Blättern vor und lautet : Sr, kaiserl. Hoheit Monseigneur Prinz Napoleon in Darts, Palais Royal, Monseigneur ! Sin der Rede, welche Sie am 17. b. im Senate von Frankreich gehalten, haben Sie, si über meinen Bater in beschimpfender Welle ausgesprochen, Ich komme als Sohn, von Em, Taiferl, Hoheit für viese unwür­­dige Beleidigung die Genugthuung zu fordern, die ein Mann son: Ehre niemals verweigert, Bleichwohl habe ich, Mon­­seigneur, nach Ihren so benannten Antezedentien Feine große Aussicht, Sie meine Forderung annehmen zu sehen. Es ist ein Murd, der nicht Über bíz Goffe geht, und wenn fold­ ein m Mensch als unversämter Sansculotte eine Beschimpfung los­­gelassen hat, flüchtet er sich feige in die Unverloblichkeit einer bevorzugten Stellung , sobel­ man ihn wegen seines Ge­­sdwäßrs zur Rede stellt, Em­ fatiert. Hoheit wird sich viel­ Zeit hinter Diefeniaen verreden wollen, welche mit Ahnen im Palais Royal und mit den Häuptern der Menchelmörder in den Räuberhöhlen von Wartehau übereinflimmen. Wenn in meinem Baterlande die gute Sache, welche durch unfern König Alexander II. eingeleitet worden, und in welcher mein Bater fest zwei Fahren seine Kräfte weicht, nicht Dazu kommt, über die Schwierigkeiten den Sieg davon zu tragen, welche ihr durch verberbte oder unverstänbige Leute bereitet werden, so wird man das hauptsächlich den sich selbst so nennenden „Freunden” unserer Sache, wie Ihnen, Monseigneur, und Ihren revolutionären Geseten, zuschreiben müssen. Ich werde bis zum kommenden 2. April Ihre Antwort, sowie die Be­­zeicnung IHres Sıfundanten erwarten. Wenn Sie mir die geforderte Genugthuung nit gewähren, müssen Sie es Iei­­den, Monteigneur , daß ig diesen Brief der Ö­iffentlichkeit übergebe, Empfangen Sie, Monseigneur, die V­ersicherung aller der Gefühle, welche meinerseits Em, kalferl Hoheit gebüßren, Barshau, Schloß Brühl, 24. März 1863, (Biz) Stetsmund Graf Wielopolstt, Nach dem „Eins" hat Prinz Napoleon auf diesen Brief sehr scharf geantwortst und alle Ansprüche, die er im Senat gebraucht, aufrecht gehalten. — Der , Dz. 9." verurtheilt das Schreiben Wirlopolsti’s auf das ent­­schiedenste und herbste : Sigismund M­ielopolsti, ehemals rufe Dffister und gegenwärtig Stadtpräsident von Warfiheu, hat sich, schreibt das streng polnische Blatt, Durch seinen Brief an den Prinzen Napoleon nur blamirt, Wirtopolszt whi für die Öffentliche Züchtigung , Die ihm, als dem entarteten und ab­­trünnigen Sohne Polens zu Theil wurde, Genugthuung ver­­langen, ihen Aristofratie nachzuahmen, welche sich den Negenten gleichteilte. Stolz zu sein hat aber nur die Kraft und die Tugend das Net. Wer wie Wielopolsti von fen­ Nation beurtheilt wird, ter Fan sich nicht durch eine fivlze Heraus­­forderung wieder rehabilititen, Prinz Napoleon brauche nur an dite" Tage bis 8. April 186" und 15. Jänner 1863 , an die Meßeler in Warschbau und an die erste Nacht der Ichten Rekrutirung zu erinnern; ferner an die Brandslätten, an deren Stellen früher Städte und Dörfer gestanden, an das Er meint wehrsreinlich den Stolz der alten­ polnt« noch rauchende Blut der Gemordeten und an die Thränen ber. Dermaiften 5 ex möge Herrn Wirlopoisft an dag Mitheil erinnern, welches über ihn und dessen Vater die eigene Nation gefällt und weis so begründet­­, daß er durch Erin Duell und Fein BPodjen auf den markgräflichen Stolz verwisct werden kann. Die Wiener „Morgen“." bemerkt aus diesem Anlas : „Bern die Ruffen, wenn die Wielopsiszt’s, Bortscha­­foff’s und Berg’s, wenn die Staatsmänner anderer Reiche, deren Berfnjren von den parlamentarissen T­ribunen herab verdammt wird, ihre Söhne und Bettern abfinden würden, um diejenigen Nebner tobt zu fchießen, die mit dem reiten Morie Die Politik und das Vorgehen dieser Staatsmänner gekennzeichnet, und wenn diese Mebner diese unberechtigten und brutalen Herausforderungen annehmen müßten, um einem fairen Gefühle der Ehre Genüge zu thun, dann würde es sehr bald ein gefährlices Unternehmen werden, die volle Wahrheit von der Nebnerbühne zu verkünden, und es gäbe eine Bucstrub­e weniger für egelsu­fige, ge­waltthätige und tyeannische Dim­ister, Diplomaten und Staatsmänner, denen man im eigenen Lande nicht fanen kann, was man von ihnen hält. Dem alten Markgrafen Wielopolsti mögen die Worte des Prinzen Napoleon sehr wehe gethan haben, und Graf Sigismund hat seine Haplice Liebe genugsam dofumentirt, indem er den Prinzen forderte, aber der Prinz bat diesmal, wie uns scheint, den Geboten der Ehre in nichts­ vergeben, wenn er das Kartel unbeantwortet rief." Wie es in Paris heißt, wird der Prinz in den ersten Tagen dieser Woche eine Neffe nach Egypten an­­treten. Er werde etwa einen Monat ausbleiben, und die berühmten Schlachtfelder Mlerandria, Kairo, die Hy­­ramiiden 9c., sowie die Arbeiten des Suezianales besich­­tigen. Eine Anzahl von Gelehrten und Künstlern wird den Prinzen begleiten. Die Tu­iner „Stampa“ meldet in einer Korre­­pondenz aus Rom . In einer Art von Krieg­s­rath mehrerer bouchonischer Er Offiziere, welchem der Oraf von Trapani präsi­irte, wurde die militärische Organisirung der Brigantenbanden be­­schlossen, welche in vier Korps getheilt werden. Es wurde beschlossen, im Laufe Dieses Monats alle bereits im Ge­­heimen in­­ den neapolitanischen Provinzen angewordenen und im Namen Franz II. besoldeten Individuen zu den Waffen zu rufen. (Eingest.s­ndet»)Wegen plötzlich eingetretener Krankheit dkg Hermesl Kampf,VolkgI«äng-rx«aus Wien, kann für heute die Gesangs-Spirer im Gasthause zur „blauen Sage“, Königegaffe, nicht abgehalten werden. * Fenn, 8. April. An der heutigen Vorbörse wurden Krebitartien mit 206,80, 207,50, 1860er Lofe mit 97,80 bis 93 umgefeßt. Die Börse war durch die Nadpungten aus Nuß­­land, niedrigere Wransfurter Notizungen und das Ausbleiben eines Spekulanten in Srebitektien verfimmt, wonen nament­­lich 1860er Rofe bet­offen wurden, Welche einer NRüdgang bis auf 97.50 erfuhren, Kreditaftien muiden um 1 fl, per etűd, Fonds aller Gattungen erheblich matter, Devisen 1, bis 1­, pt, böber, SÁlvffurie : Kreditaftien 206.69, Nord­­bahn 1825, Banfaltien 8:0, 1860-r ganze Rofe 97.55, Fünf­­tel 98.20, Kreditlose 133, London 110.20, Silber 109.75. An der Abendhörfe handelte man Anfangs Kreditaktien mit 206 30 bis 50, auf bessere Rente erhalten "sich selbe, und fhloffn 207.10—20, Nordbahn 1828—1829, 1860er £ofe 97,40—50, David, 8. April, Schlußfurfe : 3pCt, Rente 20 Ent. höher 69.95, Credit Mobilier 28 Fred. höher 1440, Stan­d­­bahn 5­0, Lombard 612, Konfols 925% gemeldet, Verantwortlicher Redakteur : Karl M­eislicher. | ; | | ! ; | ! Schwerpfeifendruch von Emil Müller, Dorotheagaffe Mr. 14, Pe, 1863, — Berlag bei Pefter Lloydgesellsgaft, «

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