Pester Lloyd, November 1864 (Jahrgang 11, nr. 250-274)

1864-11-01 / nr. 250

Rußland andelen. Pest,31.Oktober. Was­ geschieht nun mit Polen?Diese Frage tritt mit Zentnerschwere an Rußland heran,und Europa,obwohl zuerst Vom dänischen Kriege,dann von der neuen Phase der italieni­­schen An­gelegenheiten Vollauf okkupirt,hat doch noch genug Inter­­esse für die traurigen Verhältnisse in Polen bewahrt,um mit leb­­hafter Aufmerksamkeit jeden­ Schritt zu verfolgen,mit wel­­chem Rußland zur Lösung jener Frage sich anschickt.Es ist hiebei selbstverständlich von jenen Einzelakten der Machthaber in Warschau und Wilna abzusehen,in Betreff welcher es un­­gewiß,ob sie blos als düsterer Nachhall der eben verlorchenen Revolution oder als Vorläufer eines fertigen Systemes gelten dürfen.Nach den sichern Symptomen dieser Letzteren forscht mit ernster Theilnahme die zivilisirte Welt,ob Züchtigung oder Versöhnung,oh­rlustige K­lärung aller nationalen Ansprüche oder mögliche­ Befriedigung derselben,ob Nussifizirung oder Zugeständniß berechtigter Selbstständigkeit und Eigenthümlichkeit die Prinzipien des Regierungsplimes bilden werden,welchen Czar Alexander den Polen gegenüber zu verfolgen gedenkt.Noch fehlen genügende Anhaltspunkte,um mit einiger Zuversicht auf die demnächst einzuschlagende Richtung schließen zu können. Nur die Geschichte der Vergangenheit,­die Persönlichkeit des Monarchen und—was wider Erwarten auch unter dem Au­­totraten einen Faktor bildet.Stimmung und Verhältnisse in Rußland selber,dürften für einige Bemerkungen An­­knüpfung bieten. Wie Kaiser Nikolaus nach der Revolution vom Jahre 1830 in Polen verfahren,lebt in den Geschichtsbüchern und im Andenken vieler Leser.Mit dem Einzuge Paskiewitsch’Es-­ Warschau war die Bestimmung der Wiener Kongreßakte,,,daß Polen eine Repräsentation und nationale Institutionen besitzen solle«,gestrichen.Das gewiß ungefährliche»organische Sta­­tut«,welches Nikolaus selber Polen oktroyirt hatte,war,wie ein Bericht des Ministers vom Jahre 1861 selbst gesteht,nie zur Ausführung gekommen,und­ Polen,ohne Rücksichtnahme auf nationale Sprache,Sitte und Religion,von der russischen Bureaukratie dreißig Jahre hindurch als russisches Gouverne­­ment behandelt worden.Zur Gewalt hatte Nikolaus gar noch den Hohn­ gefügt,denn nur Hohn oder Uebermuth des Siegers war es,welcher sich in jener berü­hmten Warschauer Rede an die Stadtdeputation im Jahre 1885 emtsprach,die von den Bewunderern des Czars seiner Zeit als Muster der»Aufrich­­tigkeit««gepriesen worden.Der milde,humane Alexander II. hatte anfänglich das System seines Vaters ganz adoptirt.»Die von meinem Vater ins Leben gerufene Ordnung der Dinge soll aufrechterhalten werden,darum keine Träume,meine Herren; das Glück Polens ist von dessen gänzlicher Fusion mit Rußland bedingt;was mein Vater gethan,war wohlgethan,es soll dabeibleiben;meine Regierung wird die Fortsetzung der seini­­gen sein««;das waren die Worte Alexanders in Warschau, bald nachdem er den Thron bestiegen.«Gleichwohl mußte Alexander später zur Einsicht kommen,daß doch nicht Alles wohlgethan gewesen,war Nikolaus gethan.Die Schäden, welche der Krimmkrieg an den Tag gelegt,hatten gezeigt, daß das Bild Vom»Koloß mit thönernen Füßen«mit Recht auf Rußland angewendet worden.Wie er im eigentlichen Rußland Reformen in Angriff k­ahm,mit welchen er die Gebrechlichkeit des von seinem Vater übernommenen Systemes und die Allgewalt des Zeigeistes anerkannte, so sah er sie­an­ bezüglich Polens bemüffigt, ein V­erwaltungsprogramm anzukündigen, durch welches die nationalen Wünsche des unglüc­­kichen Landes aus Acht und Bann erlöst werden sollten. Der Zeitpunkt nach dem Krimmkriege wurde hiefür von dem eigenen Minister des Craven für geeignet gehalten. Dexfelbe empfahl versöhnliche Maßregeln gegen Polen, „welches ohne Berücsichti­­gung des Statutes vom Jahre 1831 der ausschließlichen Wal­­tung von Beamten, ohne mindeste Einflußnahme ver Bewüsfe­­rung, amheimgegeben gewesen", hielt aber die Wirkung dieser Meaßregeln davon bedingt, „daß sie wenlich vollzogen werden, dann werde das Total gesinnte Land das in es gefekte Ver­­trauen zu wärdigen wissen.” &8 erfolgte der Ufas vom 26. März 1861, welcher einen polnischen Staatsrath, ohne das Recht der Imitiative, mit vom Kaiser ernennten M­itgliedern errichtete, da nur Kreis- und Stadtmunizipien, die aus Wahl her­­vorzugehen, in Aussicht stellte 2. 21. Nach dem Expose, wel­­ches die revolutionäre Nationalregierung anfangs dieses Jahres in französischen Blättern veröffentlichte, blieben die Konzessionen dieses Blares weit Hinter dem, zwar nicht zur Ausführung ge­­langten Statut des Kaisers Nikolaus zurück und konnten darum als Auferstes Zugeständniß nicht befriedigen. Wir dürfen uns darob nicht wundern, wenn wir erwägen, daß Verjährung des Druckes und der Gewalt, das Bewustsein nichts mehr verlie­­ren zu körmen, durchaus nicht versöhnlicher und genügsamer macht, und daß der Konstitutionalismus, von welchen die Ge­­währungen Meranders seine Spur, eine der polnischen Nation durch mehrhundertjährige Geschichte eingepflanzte Sdee geblieben ist, ein Umstand, welchem sogar die Wiener Kongresaste­rech­­nung trug. Genug, das nie errechtete, aber durch Alexander’s eigene Ankündigung einer beabsichtigten Reform, so wie durch­­ anderweitige europäische Vorgänge nur wieder Lebhafter ge­wor­­dene Nationalitätsstreben der Polen sah si­ arg getäuscht, es folgten Demonstrationen, Belagerungszustand und die unglüc­­kelige Soldatenpfesse im Dezember 1862 war das Signal zur blutigen Tragödie. Su­gar Alexander’s Intention soll es, wie rufstische Organe behaupten, gelegen sein, noch Mehreres und Reiseres für Polen zu thun, und­ weilen materielle und nationale Ent­­wickelung durch weitere Maßregeln zu fürdern. Wir glauben es, ja wir dürfen, nach der Persönlichkeit­­ des_.russischen M­on­­ach­en zu urtheilen, sogar vorausfegen, daß jene Intentionen duch die Revolution nicht völlig in dem Hintergrund getreten seien. Die beiden bisher erlassenen kessen Sitte, die Ufafe über die Eigenthumsverhältnisse der Vanetti und über Errich­­tung von Elementarschulen, sind zum wenigsten dieser Annah­­e nicht entgegen. Mit dem Ersteren mag es wohl zunächst auf Niederhaltung des unzufriedenen Adels abgesehen sein, aber ver Werth eines Kulturfortschrittes läßt sich der Mairegel seines­­falls absprechen, und wenn sie die Wolfsklasse, der sie zu Gute kommt, zu Freunden der Regierung macht, so wird Europa eine derartige Proselytenmacherei nicht an Verbrechen anrech­­nen. Das Reskript über Unterrichtswesen betont die Pflege der nationalen polnischen Sprache nebst Berücksichtigung der sonstigen Nationalitäten und Konfessionen. Da handelt es sich freilich, wie bei Allem umb überall und vorzüglich in Nußland, um die Art der Ausführung, von welcher allein es abhängt, ob nicht die segenwollste Maßregel in ihr Gegentheil verwan­­delt werden sol. Wir glauben also an die versöhnliche Stim­­mung des rufsischen Kaisers, und möchten in diesem Glauben nicht etwa dadurch beirrt werden, daß er sich die Berührung der polnischen Frage in Nizza verbeten haben sol. Die Ab­­lehnuung einer Diskussion darüber mit Napoleon Tann aus dem Verlangen hervorgehen, alle beabsichtigten Mlakregeln eben als Ausflug der eigenen Stimmung und nicht als Folge irgend­einer äußeren Einwirkung erscheinen zu lassen. Es fragt i­ nur, ob der Ezar dieser eigenen Stimmung unbeschränkte Folge geben oder von der Nachsicht auf die Stimmung feiner Art­­und Neuraffen sich­keiten waffen wird. Hier in dem großen Mostowiterreich befinden sich nämlich die Dinge in einer gar gewaltigen Führung, deren Resultat noch nicht abzusehen ist. Westeuropäische Anschauungen von ausgedehntester Tragweite stoßen da­mit altruffischem Fanatismus hart aufeinander, und dieser Konflikt gibt dem Grafen manch schweres Problem zu lösen. In Einem begegnen sich die sonst feindlichen Elemente, im Haß gegen ein autonomes Polen. Muramwieffs Walten ist das Speakder „Moss. 3.", welche offen „die Phase der Versöhnung als die gefährlichste in der polnischen Frage erklärt” und die Vernichtung Polens ungescheut fordert. Den Altrufsen namentlich ist der Unterrichtsufas, die Verheifiung einer polnischen Uni­­versität, kurz jede Konzession an die polnische Nationalität ein Attentat auf das heilige Rußland. Es müsse erst eine neue Generation erstehen, ehe etwas geschehen konne ; bieses Ver­dammu­ngsurtheil, mit welchen Berfigup in Frankreich jede frei­­heitliche Entwielung für unmöglich erklären will, hat fs auch das polenfeindliche Ruffenthum dem unglück­eten Polen gegen­­über angeeignet. Diese Ansicht wird getheilt von der Jugend der Moskauer Universität so gut wie von den namhaftesten Organen der Petersburger Breffe, und hat bekanntlich seit lange schon auch im Nam­e des Saifers ihre eifrigen Vertreter. Neuesten Nachrichten zufolge, soll diese Richtung nunmehr über die der polnischen Autonomie gemeintere, Konstantinische Partei das Uebergewicht erlangt, und wäre demnac die Be­­fürchtung nur allzu begründet, daß Czar Alexander bereit sei, Polen dem russischen Drängen zu opfern. Und doch bleibt es gewiß: Wollte der Gar gerecht und versöhnlich in Polen wirken und des Danfes dafür nicht verlustig gehen , so fand er seinen günstigeren Augenblick als fest, unmittelbar nach­ Besiegung der Revolution. Nationen sind nie so geneigt, jede geringe, aber im ehrlichen Geiste bar­­gereichte Gabe mit Dank entgegenzunehmen, als nach solch überstandener Skatastropie. Abgespannt nach der heftigen Er­­schütterung, müde des unvermeidlichen Drucks, den Die Nevo­­lution geübt, wünscht der größere Theil der Bevölkerung , das läßt sie vorauslesen, vom Herzen die Ruhe, und erfreut sich ihrer doppelt, wenn sie nicht gleichbedeutend mit Erstarrung ist, er will auch Loyal sein, und möchte es um so lieber, wenn er nur nicht Damit Abstammung und Vergangenheit verleugnen muß. Das Shitem Nikolaus könnte wohl wieder für 2—3 Sa­hrzehnte herhalten, aber es ist Naturgejes, daß die straffe Spannung body endlich wieder nachlassen muß ; auch äußere Ereignisse, wie der Krimmufrieg, welche Yoderuing der Teifel gebieten, sind nicht zufällige Erscheinungen, sondern Kegel, un fehren immer wieder. der Die Gabe genügt dann nicht mehr und die Absicht wird verrannt. — Jetzt ist der Car in Po­­len starr genug, um auch gerecht zu sein. Wacht des Papstes aufrecht zu erhalten verspricht. Bekanntlich hätte Spanien nach einer älteren Meinung erklärt, gegenüber der Konvention für jetzt neutral bleiben zu wollen. Ueber den eigentlichen Sinn der spanischen Antwort müssen uns wohl aus­­führlichere Nachrichten aufklären. Der römische­­ Korrespondent der „Kreuzzeitung” erzählt unterm 22. d. M., der französische Botschafter Herr v. Sar­­tiges habe dem Karbinal-Staatssekretär die­­ Versicherung er­­theilt, daß die Konvention anscheinend gegen Nom, in Wirk­lichkeit aber gegen Venetien gerichtet sei. Ein bekanntes Thema zwar nicht Drouin de Lhuys’, aber der „Kreuz. “ Die „Drance" Hatte als Hauptsächlichen Beweis für ihre Behaup­­tungen über die Konvention den Umstand hervorgehoben, daß die beiden „M­oniteure" Bis jet noch gar nicht die Note des Herrn Ritters Nigra gebracht hätten. Nun bringt aber heute der Abend- „Moniteur“ zwar nicht die Note des hiesigen italienischen Gesandten, aber doch den Artikel der Turiner „Italie", worin des Herrn Nigra in der schmeichelhaftesten Weise gedacht wird. „Die Konvention", so sagt die „Italie" und mit ihr der Abend­­„Meoniteur”, „ist weder dummel gehalten noch zweibeunig. Sie darf ımd farm nicht mehr und nicht weniger bedeuten, als was sie sagt, nach dem Anspruche des ehrenwerthen Heren Nigra. Je ernstlicher die Diskussion sein wird, verto gerechter muß sie der in diesem wichtigen Augenblicke von dem italienischen Ka­­binett verfolgten Politik werben, die einfach die Fortlegung des Wertes des Grafen Cavour ist." Dies scheint ziemlich deutlich zu sein. Die französische Regierung will für die protek­­tirte Arbeiterunterftügungswaffe einen Siebit von 450 Mill. verlangen. Nach dem eben geschlossenen Friedensvertrage zahlt Däne­­mar­k%, Millionen Nigsvaler Vergütung für aufge­­brachte Schiffe. Auf außerordentlichen Wege erhalten wir die folgenden Nachrichten vom amerik­anischen Kriegsschauplatz : Newport, 21. Oktober. Die Nachrichten aus dem Shen­­nanboah:Thale sind von außerordentlicher Wichtigkeit. General S­he­­ridan, der sich im Folge einer Drbre von General Grant nach Straßburg, 80 englische Meilen nördlich von dem Punkte entfernt, bis zu welchem er Garly verfolgte, zurückgezogen hatte, wurde auf sei­­nem Rackzuge von General Longstreet, welcher Carly erregt und 20.000 Mann neue Hilfstruppen von Richmond der Early’schen Armee zugeführt hatte, beständig beunruhigt, namentlich von der Konföderir­­tenkavallerie unter General Rofjer. Bei Woodsood angekommen, gab Sheridan seinem Kavalleriegeneral Torbert den Befehl, Rofjer anzu­­greifen. Die Konföderirtenkavallerie wurde geschlagen, verlor 11 Ka­­nonen, 300 Gefangene und viele Tobte und Verwundete. Sheridan löste nun am 17. d. M. seine rückgängige Bewegung bis Straßburg fort, wo er Longstreet mit seiner Armee von 35,000 bis 40,000 Mann erwartete, griff ihn bei seinem ersten Gricheinen am 18. an, schlug ihn in die lucht, erbeutete seine sämmtliche, aus 9 oder 10 Batterien bestehende Stillerie, machte fünf- bis zehntausend Gefangene, eroberte 14 Fahnen, eine ungeheure Mafse Kleingewehre und anderes Kriegs­­material. Sheridan verfolgte so immer den fliehenden Feind und man nun leicht bis Conchburn vorbringen, falls Grant dies für nöthig hält. Dan vermuthet, daß Sherivan gegen die nördliche Seite Rich­monds vorbringen wird, es Angriffe auf Grant’s Armee, namentlich auf der Ostseite Richmond, würden entfehie ven Kara SD­gen. General Birney hält noch seine wichtige Stellung, 6 englische Meilen von Rich­­mond. Alle Versuche Lee’s, die Stellung wiederzugewinnen, blieben frastlos. Beim rechten Angriff verlor Lee 1100 Mann, die Bundes­­truppen­ 400. Die gemeldete Einnahme von Atlanta durch Hood war eine Ente, womit man auf die Staatswahlen, die New Yorker und europäi­­schen Börsen zu wirken suchte. Hood hat sich auf die Kommunikations­­linie des Generals Sherman geworfen. Sherman berichtet, daß es hin­­gern Provision in Atlanta habe, und von Hood’s Manöver nichts erücihhte. „Brice zieht si in nord­westlicher Richtung aus Milfoch zurück, und ist bereits in Lerington, 350 englische Meilen von St. Louis, am Missouriflusse gelegen, angenommen. General Rosenkranz hat Anstalten­­ getroffen, ihm den Nachzug abzuschneiden. Die Gesammtlage der Unions­­armee ist so günstig wie nur möglich, und die 300.000 Mann neuer Truppen werden so schnell, als sie organisirt sind, auf den Kriegsschau­­plas befördert. Das Goldagio ist im starken Richgange begriffen, Baum­­wolle ebenfalls weichend, ungarische Landtag zuerst einberufen wie, so ist damit die Jung der Hauptfrage im Angriff genommen. Wird dieselbe erreicht, dann ist ebenso das M­ateriale gewonnen, um mit Er­­folg vor den Agramer Landtag inte vor den Gesam­treichs­­rath zu treten. Denn das wird man in Agram wohl nicht für möglich halten, sich gegen das mit Ungarn geeinigte eich zu stellen! Die Agramer Opposition hat der Regierung wie­­derholt erklärt , das Verhältniß des Reiches zu Ungarn müsse geregelt sein, bevor Kroatien sein Verhältniß zum Reiche ordnen könne. It eine Vereinbarung mit Ungarn erzielt, aber Doch die Grundlage derselben, dann ist ja auch die Prömisse gegeben, welche die vreieinige Opposition selbst gestellt hat. Kommt aber seine Vereinbarung mit dem ungarischen Landtage zu Staube — was wir nicht wünschen umb erwarten wollen ; aber man faßt hier auch diesen möglichen Fall ins Auge — dann wird man dem Agramer Landtage jagen können, daß der V­ersuch gemacht worden, derselbe aber fruchtlos geblieben sei ; der kroati­­ssche Landtag möge daher seine Beziehungen zum Neid­e selbst­ ständig ordnen. © Wien, 28. Oktober. Nachdem es gelungen ist, die Bereinigung der Gesellschaften zu Stande zu bringen, welche den Bau des fort-Zichh) Fiume-Effegg- Semliner Bahi­netes unternehmen wollen, wird in den nächsten Tagen ein Staatsingenieur von hier abgehen, um sowohl die von der nun vereinigten englisch-ungarischen Gesellschaft (Braffey-Bruce-Tres )vorgelegten Projekte an Ort und Stelle zu prüfen, als au auf der von der Konfurrirenden belgischen Gesellschaft vorgeschlagenen Linie Trachtungen vorzunehmen. Für die festere Gesellshaft haben sich Indeß die Chancen sehr verringert , seit­­dem die Vereinigung der die Awecmäßigkeit Vorrang welche englisch-ungarischen Protestanten zu Stande gekommen, sowohl was die Billigkeit des An­­botes bezüglich der Zinsengarantie, gewinnen wird. Zudem sind noch Das Uebereinkommen mit Herrn Pidering den Umfang und entschieden den wichtige Verhand­­lungen nothwendig, ehe die definitive Komession wird ertheilt werden können, da bekanntlich die Sinobahngesellschaft statuten­­mäßig ein Vorrecht auf die Baukonzession für die meisten hier in Betracht kommenden Linien hat. Von besonderer Wichtigkeit wird die Realisi­ung der verbündeten Bauunternehmung , welche das Finme-Effegg-Sem­­­iner­ie ausführen sol, schon deshalb­ sein, weil, wie in ver­ mitgetheilt wird, das Ministerium die Absicht hat, die Konzession hiezu an die Bedingung zu knüpfen, daß die Gesellschaft auch den Bau des Szumaner Hafens übernehme , damit gleichzeitig ein großer Exporthafen für ungarischen und froatischen Verkehr geschaffen werde. An Angelegenheit Bahnk­onzession vor Arad-Hermannstäpfer ist noch seine Entscheidung getroffen. unterliegt nunmehr der allerhöchsten Entscheidung, welche insofern wichtig sein wird, als in diesem U Webereinkommen zum ersten Male das Prinzip der Zinsengarantie Kar formulixt ist und nach dem Grundfake, daß die Ziffer des garantixten Anlagekapitals in seiner Weise nachträgliche Steuererhebungen oder andere fiska­­lische Operationen alterirt werden dürfe, festgestellt ist. Maßlicher Weise später durch des Bahnweses als was anbelangt, fü­r den Zur Zagedgeschichte, Heft, 21. Oktober. Nach einer telegraphischen Depesche soll das Madrider Kabinet seine Geneigtheit erklärt haben, die Septemberw­­ondention anzunehmen, wenn Frankreich die weltliche RETRIEVER ... —--.-.-«-·-«-.s---------­­em, sem an manner non age sam u nemn u­ BEE ANETTE RTL VETERAN RIÄCTE TEN Zur Verfassungsfrage. X Wien, 30. Oktober. Sie haben einer Mittheilung Raum gegeben, nach welcher es die Absicht der Regierungstreffe wäre, den froatischen Landtag gleichzeitig mit dem ungarischen tagen zu lassen, damit wer exfrere zu dem letteren Deputirte entsende , mit welchen die gemeinsamen Angelegenhei­­ten beider Lünder zu berathen wären. Ach glaube bei meiner früheren Deck­ung beharren zu müssen, es walte die Absicht vor, den ungarischen vor den Frontischen Landtage einzuberu­­­fen. Dean hat es vor drei Jahren unternommen, die ungari­­se Stage von der Peripherie nach dem Zentrum zu zu lösen und hat die Reichsrathsbefleidung von dem siebenbilvgischen Landtage auch erwirkt. Aber man verfemnt auch nicht, daß die Fortlegung von der Peripherie aus ihre Schwierigkeit biete und daß wenn die ungerische Frage gelöst sei, auch die Frontische miteinbegriffen ihre Kösung erhalten habe, daß aber umgekehrt, wenn man in Agramı selbst die Bek­eidung des Reichsrathes ‚ durch­fege, die Kösung der ungarischen Frage seinen Schritt nor­­wärts gethan habe, ja mit Nachsicht auf die Integritätsfrage eine neue Schwierigkeit heraufbesch­woren wäre. Generalversammlung der ersten ungarischen Gewerbebauk, C. Best, 31. Oktober. Die heute Vormittags stattge­­habte Generalversammlung der ersten ungarischen Gewerbebank, über die wir bereits im Abendblatte kurz berichteten, wurde duch den bisherigen Interimistischen Präses, Here Leopold Ro­t­­tenbiller, mit einer Ansprache eröffnet, deren wesentli­ vens erzeugen konnte. Nach diesen unverglichlichen Szenen­­ wur­­den die Darsteller flürmisch gerufen — und man müßte auch an jeden menschlichen Gefühl verzweifeln, wenn solche Musli, in nur halbwegs gelungener Aufführung, spurlos vorü­bergehen konnte. — Mit den eben angedeuteten Szenen hört eigentlich das Hauptin­­Wem­­bei ! in Beethoven’s Videlio. C. Das Nationaltheater Hat fi zu einer Fünft­ Yerischen That aufgerafft. Beethoven’3 "Videlio", das einzige Ver­­mählung des großen Meisters in dem Kunstgebiete der Oper, wurde nach mehr als 15jähriger Ruhe, (seit dem Abgange der Sängerin Schodel) , am Samstag zum ersten Deale zur Wieder­­aufführung gebracht. Es ist ein Alt der Pietät, wen jedes Kunst­­institut ersteren Nanges dem unstechlichen Komponisten schuldet, diese Oper seinem Repertoie einzuverleiben und, wenn nicht öfter, body wenigsieng jährlich ein — zwei Mal zur Darstellung zu brin­­gen. Allerdings haben Glanz und blendende Aeußerlichkeiten der modernen großen Oper das durch Einfachheit und innere Wahr­­heit ausgezeichnete Wort Beethoven’s in den Hintergrund ge­­drängt — aber noch gibt es unter der Klasse von Dekorationen­­und Sinnengenuß liebenden Zuhörern auch tugendhafte Cato’s, denen die Wahrheit und Klassizität des Ausbruches über alles theatralischen Flitterwerk geht. Wohl mag auch der etwas zu küstere Stoff der Oper, wo es sich um einen Staatsgefangenen handelt, den der Gouverneur einer spanischen Festung im unter­­irdischen Kerker elend verderben will, mit den Lichtfreundlicheren Anschauungen der Gegenwart weniger übereinstimmen , und auf zartere Nerven etwas zu erregen einwirfen — aber dies ist sein Hinderniß , die in der Musk­ Beethovens enthaltenen Perlen aufzusuchen, und an deren echter, unvergleichlicher Schönheit und Größe das Herz zu erfreuen. Es ist eben charakteristisch für Beethoven, daß er sich gerade einen solchen Stoff, wo es sich um die Befreiung eines Opfers seiner Wahrheitsliche, um die Frei­heit von Staatsgefangenen handelt, zur musikalischen Illustration wählte ; seine Mufii ilusteilte hier die Befreiung des Geistes aus den ihn umschliegenden Schranfen , wie auch seine übrigen größeren Werke ein fteier Kampf, ein fleies Ningen, ein Empor­­fteigen zum Sbeale versinnlichen. Seine Mufii ist das Leben. In dem Gujet bed „Bidelio" oder der „Eleonore" erbliche Beet­­hoven nicht bloß die leidende und unterbrückte Menschheit, son­dern auch den Sieg des trenen, stehenden Weibes über alle Hin­­dernisse — denn in den Schwachen offenbart sie ja die Stärke Gottes. Die Hindernisse des­ Lebens, die meniglichen Leiden und Prüfungen werben durc, bieten Senpboten des Himmels, durch ein treues Weib, wie durd dem rettenden Genius der Freiheit, bekämpft und besiegt, und aus dem Gefängnisse Florestan’s fteigt eine bessere Zeit hervor. Dies ungefähr mochte die Intention Beethoven’s sein, als er seinen erscütternden, über alle Beschrei­­bung großartigen 2. At zu „Sidelio" Tomponirte. Im ersten Arte sehen wir Beethoven (mit Ausnahme der großen Arie „Fi­­delio’8“, und des wunderbaren Chores „der Gefangenen"), noch an der Schwelle des Alltagöschens stehen, wobei ihn die­briger­ sowie auch die Gemüthlichkeit Rocco’saqungenblicke festbannten. Diese Kleinigkeiten von Liebes-und Eifersuchtsfzexten,der Geldlust Rocco’s in der Arie»Hat man nicht auch Gold daneben«waren noch nicht würdig von einem Beethoven­komponirt zu werden, sein Sinn strebte nach tieferen,gewaltigeren Emotionen,und mit der Arie Fidelio’s»Abscheulicher,wo eilst Dahin!«treten die­­selben ein,um in der Grabszene und dehunktett des zweiten Aktes den erschütterndsten Ausdruck zu finden;der Beginn der Oper ist demzufolge mehr mozartisch gehalten,in jenem mozar­­tischen Geschmack,welcher bei der sinnlichen Liebe und kleineren Nebendetails so gerne verweilt. Wir begegnen im Anfang der Oper jener reizenden Einfach­­heit des Styls,un­d jenem harmlosen,heiteren Ton,wie ihn nur das Genie,das im nächsten Augenblicke schon in die schaurigen Tiefen des Kerkers steigt,und­ nach anderennealen ringt,zu Tage fördern kann.In demselben Theile der Oper findet sich auch das fol­u«ne,kanonartige erste Quartett,wo jede Stimme das ganze Thema durchführt,und im Andarte,ohne die übliche Schlußcabaletta endet.Hierauf folgt Nocco’s einfaches Lied vom Golde und erst im folgenden Terzettist reichere und lebendigere Entwicklung,gleichsam als ein Borbote,als ein Wetterleuchten der nahenden Leidenschaft.Der düstere Marsch der Gefängnißwäch­­ter,sowie die rachedursten­de Arie Pizarro­s sind mit furchtba­­rer Wahrheit geschildert.Herr Simon,welcher den Pizarro im Ganzen elegant repräsentirte,hat hier einen schweren Kampf gegen das entfesselte Orchester,und dürfte es überhaupt nur­ we­­nig Sänger geben,welche dieser erschütternden Stärke des Aus­­druckes in allen Chorden der Stimmen gleichmäßig zu folgen ver­­mögen. So gingen hier die tieferen Töne beinahe ganz verloren. Die große Arie „Binelio’8", ohne Zweifel das große Vorbild zu Agathen’3 Arie im „Sreifling",, ist ein durch dramatischen Schwung und poetische Inspiration hervorragendes Tonftück. Die obligate Begleitung dreier Hörner und eines Fagotts is­t hier von der originellsten Wirkung. Fräulein Carina (Fidelio) sang diese meisterhafte Arie im Geiste des Komponisten : mit Leichen­­haft und begeisterndem Anspruch. Ihre kraftvolle Stimme und ihr­ dramatisches Talent eignen si­chezu vorzüglich. Das Reci­­tativ- und das Allegro-Finale waren die Glanzpuntte ihres Vor­­trage, im Ganzabile waren noch einige zartere Empfindungsabstu­­fungen hinzuzufügen. Die Künstlerin wurde nach der Arie zwei­­bis dreimal stürmisch gerufen. In dem folgenden „Chor der Gefangenen“, als einer der großartigsten Nummern der Oper, wird das Heraufsteigen der Gefangenen aus den dumpfen Kerkern dur strahlenförmige Har­­monien im Orchester angekündigt , — das allmälige Anschwellen immer zaghaft mit dem halblauten Chorus der Gingstimmen ver­ dieser anfangs gepreßten Instrumentalstimmen , welche fi noch einen, um ich zu einem momentanen Anspruch des Freiheitsge­­fühls emporzuwinden — ist eine bei wundervollsten Inspiratio­­nen bed­ienten — und verlangt in der Ausführung eine über­­aus große Präzision und die feinste Nuancirung. Unser tüchtiger Chor, so lobenswerth er auch — das Ungewohnte und Schwie­­rige dieser Aufgabe in Anbetracht gezogen — das Technische der Ausführung in seinen Hauptumriffen wiedergeb hat gleichwohl ich die Teinheiten eines zarteren, weihevolleren Vortrags noch nicht eigen gemacht ; es müssen Chor und Orcester gleichsam zu einem Ganzen verschmelzen, und darf 3. DB. der eine Theil nicht vorlaut sein, wenn der andere noch sein Piano oder Crescendo ausführt. So läßt sie die Steigerung am Beginne viel einheit­­licher und präziser ausführen, und sollte die weichere, elegische Stim­­mung, selbst inmitten der Freude der Gefangenen, nie­­ außer Acht gelassen werden. Die Wiederholungen der Oper werden in dieser Hinsicht ohne Zweifel Manches abschleifen. Gelungen war das Schluß-Ensemble mit Quintett und Chor, dessen dramatische Färbung und geheimnißvoller Charakter ziemlich, getreu zur Aus­­führung kam. Die große Arie Florestans am Beginn des zweiten Aktes, welcher eine büstere Orchestereinleitung in F-moll vorausgeht, ist so großartig und ergreifend, daß sie kaum ihres Gleichen in der Opernliteratur finden dürfte. Der herzzerreißende Schmerz, der in dem Necitativ und Aoagio seinen Anspruch findet, steigert sie in dem folgenden Crescendo zu einer grenzenlosen Begeiste­­rung, und erfordert von dem Sänger eine beinahe übermensch­­liche Anstrengung. Herr Pauli unterzog fi dieser Aufgabe nach dem besten Ausmaß seiner Kräfte und mit der Gewissen­­haftigkeit eines Künstlers, obwohl nicht zu verremnen war, baß­tee des damit geernteten Beifalles, diese Aufgabe dennoch seine pontische Kraft überflügelte. In dem folgenden behauerlichen Drahouett wurde die Taste Gesü­hllosigkeit Nocco’s, und als Ge­­genjaß die leidenschaftlichen Ausrufe Leonorens von den betreffen­­den Darstellern, dem Ham Köpeghi und Fräulein Ca­­­ring, treffend zum Ausbruch gebracht. In dem folgenden Ter­­zett, wo die rührenden Empfindungen wechseln, hörte die Dunkel­­heit der Szenerie; — bei dem Eintritt Nocco’8 mit der Laterne könnte Gelegenheit genommen werden, den Korfer etwas zu er­­hellen, damit die Vorgänge besser zu unterscheiden seien. Als der Stanzpunkt der Aufführung ist unter der Mitwirkung des Herrn Simon (Pizerro) das Omartett zu bezeichnen. Die gewaltige Aufregung der handelnden Personen begleitet von den flürmenden Wogen des Orchesters Tulminirt fi zu einer Kraft des drama­­tischen Anspruches — wie solches von sei­em Komponisten noch erreicht wurde. Fräulein Carina spielt die Szene von dem Momente des bekannt n Aufschreies „ZLödt’ exit sein Weib" Bis zum rettenden Trompetensign­al mit entsprechender Energie, und größtentheils erschütternder Wahrheit. Der Freudentaumel bes­texeffe der Oper auf, und kann nichts Größeres mehr nachfolger. Die vorgenommene Kürzung im Finale ist daher vom Stand­­punkte des dramatischen Fortranges aus nicht zu bedauern. Das Finale selbst bildet in seinem Kern einen majestätischen Hymnus an die Freude. — Die Nebenpartie bei Yaquino ist eigentlich eine Tenorrolle, und­­ wurde hier von dem Bariton Heren O­­rmay repräsentirt, was zu Auslassungen und einiger etwas gezwungener Tonbildung in einzelnen hervortretenden Tönen des Finales Anlaß bot, obgleich sich der betreffende Sänger alle Mühe gab. Die anmuthige Repräsentation wurde der Marcel­­line durch, Fräulein Rabatinsfn zu Theil. Die Prosa der Oper bedarf noch einiger Nachhilfe. Nährt der Träger in der Hauptrolle, Fräulein welche auch durt ihr Spiel hervorragte, sei mod­ allen Ehren der Carina, des unter der Leitung des Herrn Franz Erkel stehenden Orchesters, als eines der Hauptfaktoren dieser Oper, in Das­­ lebendige Kolorit dieser allen ästhetischen und dramatischen Anfor­­­­derungen entsprechenden Instrumentation, gedacht, naturwahre Aus­­druck , der oft aus dem Orchester mächtig seine Stimme erhebt, Orchester, große C-dur- Ouverture“ (Beethoven schrieb bekanntlich vier Ouverturen zu „Fipelio") zur Aufführung gebracht , und wurde der prachtvolle Schlußfab auf slürmisches Verlangen wiederholt.. Das Orester hat duch feurige Crefation dieser großartigsten aller Beethoven’schen Ouverturen sein Bestes geboten . Das Trompetensolo auf der Bühne — welches in so poetischer Weise die nahende Netzung verfündet, war dem Zuhörerraume etwas zu nahe gerüct, — vemselben angeweihen noch weiter figität in erfreulicher Weise dargethan, aus dem Hintergrund die Wirkung ohne Zweifel gewinnen. Aus der Schlußreforation wäre die geschmahlose Statue durch eine ent­­sprechendere zu erlesen. Im Ganzen wurde auf das auszuführende Werk eine lobenswerthe Sorgfalt verwendet, hat auch das Publitum dur­ die günstige Aufnahme, l | ! : ift eine der [den wäre schmwierigsten Zeifchen dem nur ; ertönend dürfte und ersten glorreichsten Aufgaben zweiten Arte und eine reinere Stimmung im für jedes wurde so s hwierig bie zu win­­der Holzharmonie, und welche sie Ließ, feinen fortgeschrittenen Sian fir Klaf­­um an

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