Pester Lloyd - Abendblatt, August 1866 (Jahrgang 13, nr. 175-199)
1866-08-08 / nr. 181
Abendblatt des PE i Mittwoch, 8. August. Ar. 181. (Die einzelne Nummer Eoftet 2 Er. 6, Mb.) ENID. von Telege. Deperchen des , Pester Lloyd.“ Maris, 8. August. (R B.) Kaiser Napoleon ist von Bidy nach St. Cloud zurückgekehrt ; die „Patrie” glaubt, daß dies zusammenhänge mit einem Zwischenfall in den italienischen Angelegenheiten. Der Bapst hat eine außerordentliche Kardinalversammlung abgehalten. Als Berathungsergebuis wird eine Enchelife an die Mächte erwartet. Aus Florenz wir offiziell gemeldet: Am Sonntage wurden in Folge eines Sturmes im adriatischen Meere einige Schiffe der Flotte beschädigt. „Affondatore“ ist im Hafen verlunden, da wurde die Bemannung gerettet. Die Wiederflottmachung wird thätigst betrieben. Berlin, 3. August. (R.-B.) General Manteuffel wird nach Petersburg in besonderer Mission abgesendet. sz „Bilag” und seine Zwillingsschmelzer die „Debatte“ scheinen merkwürdiger Weise bezüglich der Einberufung des ungarischen Reichstags nicht „eines Herzens und eines Sinns“ zu sein. Im erstgenannten Blatte finden wir nämlich folgende Note : Die „Debatte hat es in ihrer Sonntagsnummer in Aussicht gestellte3 würden nicht acht Tage vergehen, und der ungarische Neichätag werde einberufen werden. Nach authentischen Mittheilungen , die wir erhielten , bat diese Behauptung seinen Grund, und wie jeder ernste, die Verhältnisse in Berücksichtigung ziehende WVolizifer von selbst einsehen wird , kann sie auch seinen Grund haben. Darüber hingegen, daß der Reichstag, sobald es die politischen Verhältnisse von höherer Wichtigkeit gestatten, einberufen werden wird , darüber kann , wie wir nun neulich wiederholten, nicht der geringste Zweifel obmwalten. Den in russischen Journalen erhobenen Ansprüchen auf Galizien wird heute im „Naple” Folgendes entgegengehalten : Deshalb will Rußland Galizien zum Schauplage nationaler Wühlereien machen, weshalb bedient er sichort des Namens der royalen Ruthenen wo einer anderen Nation der Anspruch auf Regeneration — falls es eine solche gibt — gerühren würde. — Hatte der Hof von Petersburg eine Hinwendung gegen den soeben beendigten Krieg — wie er sie auch haben konnte — dann, hätte er offen, wie es einer Großmacht würdig it, auftreten können. Galizien deshalb zu offusiren, um ad) etwas zu gewinnen, wenn ein Anderer viel gewonnen, tmäre nir allein ein unzarter Vorgang, sondern für dasselbe auch gefährlich, nachdem ein solches Experiment sowohl die polniche als orientalische Frage heraufbeschwören, und es sich dann herausstellen würde, dab ein namhafter Theil der Slaven Feinde Naßlands sind, und nach Selbstständigkeit strebend, sich um seine eigene Are drehen will. „Hienef”, wie gewöhnlich gegen den Parlamentarismus polemisirend, hält es für unmöglich , daß die Macht in Defterrei mit einem Gyrteme tranfigiren werde, welches auf sie eben so auflösend einwirken würde, „wie Scheidemajter auf Gold”. Wir haben gegen diesen metallurgischen Vergleich nur so viel einzuwenden, waß Das Gold vom Scheidewasser nicht aufgelöst wird. “ Se. Griellenz der Herr Hofkanzler Georg v. Majläthit am G. b. M. aus Ungarn, wo er sich zum Besuche seiner Familie befand, wieder in Wien eingetroffen. — | — AS eine ihrer nügsten Aufgaben scheint es die Regierung zu betrachten , die Leiden der vom Kriege heimgesuchten Länder nag Möglichkeit zu lindern. Die Wiener „Abendpost“ veröffentlicht hierauf bezüglich folgenden Artikel : Wie wir vernehme11,hat die k.Regierung den außergewöhnlichen Verhältnissen,welche in Folge der Okkupation eines Theiles«der Monarchie durch preußische Truppenx eingetreten sind ihre ernste Aufmerksamkeit zugewandt.Ein Erlaß des Herrn Staatsministers an den Herrn Statthalter in Niederösterreich vom 3.9 l.bezeichnete Z als eine der ersten und wichtigsten Aufgaben der Staatsverwaltung,sofort nach dem Abmarsche der preußischen Truppen den durch die militärischen Operationen, Besatzungen und feindlichen Requisitionen verursachten Scharen in möglichst genauer und verläßlicher Weise festzustellen.Der Vorgang müsse hiebei ein thunlichst praktischer,allen bureaukratischen Apparat vermeidender seineu Zu diesem Zwecke hat der Herr Staatsminister die Errichtung von Landeskommissionen angeordnet,welche unter dem Vorsitze des Landeschefs und unter Beiziehung eines Finanzbeamten aus einer Anzahl von Delegirten des Landesausschussen und sonstigen vertrauenswürdigen und fachverständigen Beronen zu bilden sein "werden. Beonderes Gewicht aber wird auf die zweckmäßige Zusammenlegung der Bezirkskommissionen gelegt, welche einerseits richtige Grundlagen für die Beurtheilung der Natur und der Größe des Schadens aufstellen, andererseits auch die Art ihres Vorgehens und auch die Zuziehung von eeigneten Persönlichkeiten den Gemeinden und Einzelnen das Vertrauen einflößen sollen, daß die nöthige Hilfe mit möglichster u iaung und mit Aufbietung aller Kräfte geleitet werden wird. Die Erhebungen werden gemeindeweise die Größe der Kontributionen und Nequisitionen und den Umstand zu ermitteln haben, ob diese von den feindlichen oder den eigenen Truppen eingetrieben worden sind. Gleichzeitig werden die Maßregeln vorzuschlagen sein, welche zur Sicherung des Lebensunterhaltes und Wirthschaftsbetriebes der einzelnen Beschädigten,die aus eigenen Mitteln sich aufzuhelfen außer Stande sind, also zur Bekämpfung des Nothstandes unbedingt erforderlich sind. Durchgreifende Erfolge dieser Maßregeln werden allerdings nur dann zu erwarten sein, wenn die Bewohner der dur die Kriegsereignisse nicht unmittelbar berührten Theile, de3 an des auch ihrerseits Alles aufbieten, um ihren bedrängten Mitbürgern werktätige Hilfe und Unterstützung zu gewähren. Von Seite der Staatsverwaltung sind übrigens "Anstalten" getroffen worden, nach Beendigung des Krieges die bei der Armee entbehrlich gewordenen Pferde und das etwa noch vorhandene Rind,vieh jenen Theilen der Monarchie zur geeigneten Verwendung zuzuführen, in welchen sich desfalls in Folge der Kriegsereignisse ein empfindlicher Mangel herausstellt. Die kaiserliche Regierung darf sich der Hoffnung hingeben, ‚daß ihre Bemühungen zur Abwehr des Nothstandes und zur Einderung des Unglückes, das einzelne Länder des Neices ihmer getroffen, die loyalste Unterstüsung von Seite der Bevölkerung finden werden. Nur doch das Zusammenwirken aller in a es möglich sein, ausreichende und energische Hilfe zu schaffen. « « « In Niederösterreich ist es schon gegenwärtig möglich,mit der Durchführung der von Sr.Exzellenz angeordneten Maßre- "««