Pester Lloyd, November 1866 (Jahrgang 13, nr. 268-292)

1866-11-01 / nr. 268

Das Pranumerationsbarenn, Wir erfuhen unisere geehrten Herren oft: Pränumeranten, deren Pränumeration mit Ende Det­ober abläuft, jm Abonnement je zeitiger erneuern zu wollen, (udem font, wenn die Pränumerationen spät einlaufen , leidt ohne unser Berfhulden Unregelmäűfigkeiten in der Expedition eintreten können. Die Träm­merationspreise sind, mit Postversendung: Schömonatlich 11 A., dreimonatlich 5 fl. 50 Er, fünfmonatlich 7 fl. 50 fl., zweimonatlich & fl, monatlich 2 fl mit separater Versendung des Abendblattes per Monat 30 Er. mehr. Freiherr v. Ben ft. Pest, 31. Oktober. Ein neuer Minister und ein neues Programm in Oester­­reich gehören zwar nicht zu den seltensten Erfepelmungen ; den mod Wird für einige Zeit die Ernennung b:8 Sreiheren b. Benst dem Gesprächsstoff der politischen Welt weiche Nahrung geben. Man ist gespannt, wie dieser Staatsmann, der in sei­­ner frühen Stellung sich einen ausgezeichneten Ruf erworben, sich im der Rufung der ihm auferlegten fehmierigen Aufgaben zurechtfinden werde. Man ist der Ansicht, daß seine Berufung nur in der Vorauslegung erfolgt sei, daß seine Leistungen das Dachsehnittsmaß Überragen werden und man hat daher Gele­­genheit, Vermuthungen über die Heilmethode anzustellen , die der aus Deutschland stammende Arzt an dem Franken Körper Oesterreichs verruen wird. NE ein Fortsehritt ist es jeden­­falls anzusehen, daß der neue Minister des Auswärtigen ü­ber­­haupt ein Programm aufstellt. In den Augen der alten Schule ist diese Befreundung mit der Deffentlichkeit ein fcjwver zu büßender Fehler. Wenn Graf Nechberg wegen einer in sein Refsort fallenden Frage interpelirt wurde, so antwortete er gewöhnlich in delphischen Orakelsprüchen, eher konnte Kraus beuten , was ihm gerade inl­njchenswwerth war. Das Hervor­­treten mit einem , der allgemeinen Behauptung zufolge, auch auf die Inneren Fragen sich erstreckenden Programm ist ein Beweis dafür, das der Thätigkeit des Herrn v. Beust ein ziemlich weiter Spielraum gegönnt werden sol. Es wird ihm gestattet sein, auch auf die Ordnung der inneren Angelegen­­heiten Einfluß zu nehmen, um jene Harmonie z­wischen äußerer und innerer Bolitif herzustellen, die im jedem wohlgeleiteten Staate eine Notwendigkeit ist. Es ist nun Niemandem ver­­wehrt, in den eingetretenen Ministerwechsel den Anbruch­ einer neuen Xera für Oesterreich zu sehen und sich an optimistischen Phantasien nach Wohlgefallen zu berauschen. Wir selbst sind weniger fanguinisch und zumal zu den Programmen haben wir wenig Vertrauen. „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vor­­fügen gepflastert" ; es scheint , als ob das Sprichwort ganz besondere in Hinblick auf österreichische Minister erfunden worden wäre. Wer erinnert sich nicht des fü­r die Länder jen selt der Leitha vielversprechenden Nundschreibens des Herr v. Schmerling, und doch sind der Baat dieses Staatsmannes auch in freiheitlicher Richtung nur taube Früchte entwaschen, &o­­ehte sich eine ganze Reihe von Beispielen anführen. In der neueren Geschichte der Monarchie hat das tief gefundene Vertrauen der Völker sich mehrfach in kräftigstem Aufschwung erhoben , aber stets wurden die gerechtesten und, wie es fehlen, wohlbegründeten Erwartungen getäuscht. Herr 4. Beust darf also von seinem Programme nicht erwarten, daß er sofort eine gläubige, enthusiastische Aufnahme finden werde. Es wird dies nicht der Fall sein , selbst wenn es, über Allgemeinheiten Hinausgehend, mit einiger Bestimmtheit die einzelnen Fragen besprechen, selbst wenn es, gegen alle und jede Wahrscheinlich­­keit, den Born der Hoffnungen durch unzweideutige Zusagen aufs Neue erschließen sollte. Wir wissen , daß Meinisterpro­­gramme dehnbar sind wie Gummieleftilum und daß die Re­­gierungen es noch nicht gelernt haben, den Völkern mit Ver­­trauen und Offenheit entgegenzukommen. Wenn wir dennoch annehmen, hak Herr von Beust möglicher­weise einen günstigen Einfluß auf die künftigen Verhältnisse der Monarchie ausüben wird, so glauben wir einen Anhaltspunkt dafür in etwas ganz Anderen­ als in dem Pros­gramme zu finden, womit der neue Minister uns beschenten wird. Im der Leitung der österreichischen Monarchie, nament­­li­chrer auswärtigen Beziehungen, hat BIS jekt fast aus­fühlteglich jene vorurtheilslose Anschauung gefehlt , die, ohne überlebte Traditionen zu beachten, nur die wirklichen Interessen der Monarchie im Auge hat, und welche die moralischen Fak­toren in der Politik nach Gebühr zu schägen, in die Grundfüße der neuen Zeit sich zu fügen weiß. Wenn nun Herr von Beust nicht aufhören wird, ein praktischer Bosttifer zu sein, wenn er als verständiger Mann die Lage der Monarchie beurtheilt , so kann es ihm nicht schwer sein, den richtigen Weg zu treffen. Denn das , was ein österreichischer Staatsmann zu thun hat, freut sich ihm als ein einfaches Gebot der Nothwendigkeit dar, als das Resultat einer vollständig erschöpften Diskussion. Kein tiefverborgenes Geheimniß braucht erst erschlossen zu werden, und wäre Auge und Stan der österreichischen Staatsmänner nicht dur­ mannigfaches V­orurtheil getrübt gewesen, sie würden den Stein der Weisen ohne allzu große Mühe gefunden haben. Wäre der gesunde Menschenverstand allein befragt worden, dann hätten jene Theorien nicht Blut greifen können, die nur­­ Ver­­wirrung, Weißstimmung und Erbitterung erzeugt und die Mefon­struktion der­ Monarchie verhindert haben. Wenn Herr von Beust den­ Eingebungen eines nüchternen und Maren Bei­standes folgt, so wird er einsehen , daß die Verhältnisse sich nicht den Nam­en der Staatemänner anpasfen , sondern daß hie ‘been der Regierung sich den Verhältnissen anfügen müssen. Ein Eid auf die jüngsten Erfahrungen muß ihm zunächst sagen, daß die Monarchie, ohne Ungarn zufrieden gestellt zu haben. Seine glückiche Zukunft erwarten Tann. Ohne tiefe­r wird er auch einsehen, Ungern nicht ein Berschleppen und Bertrösten , sondern nur­ .doch­ volles Ver­­trauen und auch Erfüllung seiner mit dem Wortbestand der Monarchie vollkommen vereinbaren Forderungen befriedigt Wer­den fan, und daß, im Hinblic auf die Gefahren, melde die Monarchie anlagern , diese rettende That nicht von Monat zu Monat hinausgeschoben werden darf. Herr an­erkannt v. Bent muß mit seinem beharfleh­cenden Be­stande Monarchie nicht verbessert werden kann. des Staatslebens umfassende Nachifalfur Tann nach den Prinzipien Der Nur eine alte Treife ; eg muß regiert, nicht aber blos um damit „Tonfernative" Xwede Eben auf dem Gebiete, auf welchem Here v. Beust seine Meisterschaft bethä­­tigen soll, auf dem Gebiete der auswärtigen Politik, Haben mit­­telalterliche Traditionen, legitimistische Wäre das nicht der Fall gewesen, den­ Richtung zu bringen zu verlieden. Rücksichten gegenü­ber den Kleinen Dynastien, übergroße Angst vor dem Gespenste der Revolution die reaktionären Bestrebungen zu erhalten gewußt, welch sich um moralische Eroberungen bemüht, nicht zum Symbol der Reaktion machen lassen ; die A Intentionen Beust’s seineswegs im Klaren, und werben, auch Defter­­jo märe es dem Bunde mit den Westmächten unerschütterlich eine weitere Folgerung zu versuchen, denn erstlich tren gebfies en mußte im vergeblichen Anstrengungen erschöpfen, um das Prinzip sich sich der Legitimität zu retten. Wenn nun Beust wirklich der Staats­­mann wäre, der in die österreichische Politik eine praktische ab, ohne ift man über zweitene wir, mit besten wären, buch Zur Verfassungsfrage. Allen Anscheine nach wird die nächste Woche ung das Einberufungsrestript für den Reichstag brin­­gen und Liebermann ist gespannt zu erfahren, welchen Forte sofritt eg befunden werde. Wir müßten sehr irren, wen die eben fest vollzogene Entlassung des Grafen Mor. Echter­­day nicht zugleich dahin deuten sollte, daß das dermalige Resfript von jenem bbo. 3. März , welches von einem ungari­­schen verantwortlichen M­inisterium Bekanntlich nichts wußte, wesentlich abweichen werde. Das parlamentarische Regierungs­­system wird voraussichtlich mit günstigerem Wege betrachtet werden ; was aber den Umfang der gemeinsamen Angelegenhei­­ten betrifft, so scheint Grund zur Besorgniß vorhanden, daß großentheile immer noch die Anfegauungen des Oktoberdiploms für maßgebend erachtet werden, wie fi ja bie , Presse" nach dor wenigen Tagen aus Prag telegraphiven Tisch : „Auswärti­­ges, Heer und Finanzen Teilen Reichsangelegenheiten bleiben", eine Trias, die, in für allgemeinem Sinne, von dem Clabo­­rate der Fünfzehner-Kommission sich in dem Grade unterschei­­det, wie Selbstständigkeit von Abhängigkeit. Sehr richtig be­­merkt hierauf bezüglich der hiesige Korrespondent des „Wand.” : Mir willen nicht, ob die „Presse” gut unterrichtet ist, wenn ja, dann können wir im Voraus behaupten, daß, wenn die zur Regie­­rung berufenen Männer so lange auf dem late ausharren wollen, bis auf dieser Basis ein Ausgleich zu Stande kommt , sie vielleicht bis in alle Ewigkeit oder doch ab solange ihren Plan behaupten werden, bis nicht die gegenwärtige Negierung auf dem Landtage die Majorität für sich haben wird. So lange aber die Majorität des Land­­tages auf der Basis der Übressen von 1861 stehen bleibt, insolange wird auch das Einverständniß auf bdieser Negierungsbasis nicht zu Stande kommen künnen. Es dürfte dies auch der Regierung nicht un­­bekannt sein, denn: sie kann es h­eiffen, bab Ungarn nicht zugeben wird, bak baz RNedtber Rek­giem und Steuerbe­willigung auf den gemeinsamen Reichsrath Übertragen werde. meinsamen Führung des Heeres nicht, aber es kann jenen Nedten nicht ne weldhe die mesentlichsten Beringungen seiner Autonomie ilden. Die Ernennung des Herrn v. Beust hätte der „N. Br. Pr." Hoffnung auf ein Besserwerben eingeflößt, wenn sie begleitet geiwesen wäre — vom Nachtritt Belceredi’s; das­­ Verbleiben dieses Staatsmannes im Kabinet trübt ihr jene frohe Aussicht. Mir erwarteten — sagt das genannte Blatt — von der Er­­nennung des Herren v. Beust, eben weil mir dieselbe mit der Entlas­­sung des Staatsministers identifizirren, eine Klärung der Situation *) An dieser Stelle wollen wir auch einen Irrthum uns­­er­& heutigen Abendhblattes Korrigiven. Bei der Wiedergabe des " taple": Artikels über „die Lage der Desk-Partei“ erwähnten wir, mag die telegraphische Meldung des „Wand.“, als wäre Gran, Deát bei Berfaffer desselben, unbegründet sei. — Der „Wanderer“ war ung selbst zufällig nicht zugenommen und nur aus dem Berichte eines Ankern erfuhren wir von dem an­­geblichen Telegramme ; dasselbe lautet aber, wie wir nachträg­­lich exsehen, wörtlich : , Pest, 29. Oktober. Um alle Zweifel zu heben, approbirt eine dem Baron Kemény zugenommene Kund­­gebung Deáfs den Artikel des „P. Napló" vom 23. Oktober, « — mit anderen Worten : Deaf äußerte sich vollkommen einver­­standen mit der Erklärung Kemeny’s, das die Partei sich va­n Tirol restaurirt hat, zu hoch, um Kernleichen zu argmöhnen | so läuft das famose Beust’sche Programm dringende Gefahr, wenn seine Ausführung dem Ministerium Belcredi anvertraut wird, in­ derselben Weile ein todter Buchstabe zu bleiben, wie das dem Schmerling’schen pafsirt ist. Auch Schmerling verhieß dem Reichgrab­e im Mai 1861 die sofortige Verlegung eines Gefeges über Mischehen ; was ist daraus geworben ? und doch mar Schmerling sein eigener Staatsminister , hatte auch wenigstens halbwegs reinen Bifdl mit der Clique der historisch-politischen Individualitäten gemacht, während das angebliche Beust’sche Programm von Männern wie Belerebi und Goluhomwati evekutirt werden sol. — Unter allen Umständen also woird der Kampf zwischen dem Staatsminister und Herrn v. Beust erst ausgefochten werden müssen,, ehe an ein gründliches Revirement in Oesterreich zu deuten ist. Bis dahin müssen wir ung­e hon notbaehrungen damit begnügen, daß Graf Belcredi baz Terrain wenigstens nicht mehr allein beherrscht und daß die Unterebentien des neun Staats­ fanzlers un­d mindestens ebenso viel Anhaltspunkte zu Hoffnungen wie unseren Gegnern bieten. Der Londoner Korrespondent vesselben. Blattes theilt den Anhalt des Schreibens mit , in welchem der Kabinetschef des Kaisers Maximilian, Herr Klein, die über die P­olitik seines Souveraing sehr freimüthig ausspricht. Eine Stelle dieses Briefes berührt österreichische Verhältnisse und zeigt — nach der Aussage des Wiener Blattes —, wie ihn am Hofe von Mexiko die Möglichkeit, daß dem Kaiser Maximilian in seiner alten Heimath noch eine bedeutende und thatenreiche Rolle vor­­behalten sein sönnte, in Betracht gezogen wird. Es ist dies vor allem Anderen eine hinreichende, getin­fett­haft und konsequent durchgeführte Desinfektion aller Abfälle und Exkremente in den Meth­aben , Leibstühlen, Gent­gruben, den Wohnungen, der Märche Je. Die legten Tage haben bewiesen, daß Amfestionsheerde im einzelnen Häusern noch immer vorhanden sind, und bivften figg biefelben bei dem grö­­ßeren Zusammenströmen von Menschen wohl auch aus infizir­­ten Gegenden noch vermehren und neue Opfer fordern, im Falle die nöthigen Vorsichtsmaßregeln nicht zu gehöriger Zeit getrof­­fen werden. Die Desinfektion muß v­o­r dem Ausbrechen der Cholera in den einzelnen Häusern begonnen und sofort bis zum voll­ommenen Erxlöfßen der Epidemie fortgefegt werden, nur Kant gewährt sie den Schuß, welchen wir von ihr zu erwar­­ten berechtigt sind. Dies hätte jeder Hauseigenthü­mer in sel­­nem Hause, jeder Einwohner in jenem Quartier durchzuführen, die Behörde aber besonders darüber zu wachen, waß in allen Gafthöfen, Eink­ehrwirthehäusern und Standplägen, wo Fremde ihre Wohnungen zu nehmen und ss aufzuhalten pflegen , dieser Mairegel genau entsprochen werde. Nicht minder zweckmäßig, dürfte sich seitens der Be­hörde die sanitäts­ polizeiliche Untersuchung und Uieberwac­hung bezüglich dr Zah­l von Miethleuten in denjenigen Häusern und Loyalitäten erweiter, zu welchen besonders während des Marktes ärmere Geschäfts- und Landleute Obdach zu suchen pflegen. Die Mederfüllung dieser, ohnedies gewöhnlich nicht eben gefunden und reinen Oertlichkeiten könnte um so leichter Veranlassung zu Erkrankungen geben, als auch auf Desinfek­­tion hier am wenigsten zu rechnen ist. Eine polizeiliche Ueberwachung der Schantläden, Wein­­und Bierhäuser, und ein frühzeitiges Schließen bexselben, sind durch den gegenwärtigen Gesundheitszustand nicht minder ges rechtfertigte und nüth­igte Maßregeln. Daß aller Schmuß und Unirath, welchen ein Markt in seinem Gefolge hat, aus den Gassen, Plägen und allen Loyali­­täten überhaupt allsogleich zu entfernen ist, glauben wir kaum in Erinnerung bringen zu müssen. Eine Verkoppelung der bisz­her angewendeten Arbeitskraft ist wohl in dieser Beziehung ein unumgängiges Erforderniß. Die öffentliche Wohlfahrt laßt sich nur durch ein Har­­monisches Zusammenwirfen aller Faktoren erreichen ; es wäre demnach zu wünschen , daß, indem dem einen Faktor, dem Ge­deihen der materiellen Interessen, und zwar mit Recht, gebü­h­­rend Rechnung getragen wurde, auch bei der öffentlichen Ge­sundheit ebenfalls nach seinem vollen Werthe berüc­sich­­tigt werde. machen, ist seinen, Intentionen, zu bringen, haben, bak eines mit: Scheinreformen ins Lage aufrichtigen eine Liberalisirende Richtung vermöchte.. es fraglich, inwieweit so hätte . . es Beust selbst wenn sie helfen Liberalismus gewählt . wir doch so hätte es Aber Oesterreich hatte Anderes zu thun ; vergönnt bie brechen fein Studien zu D. Re. a OBTV men © nu durch Borfchtsmaßregeln für die bevorstehende Marktperiode, Dr. —v. West, 31. Oktober. Der königliche Statthal­­tereirath hat das Gesuch der Stadt Pest, den Leopoldismarkt zur gewohnten Zeit abhalten zu dürfen, bewilligend erledigt. Andem die Behörde diese Erlaubniß erteilte, glaubte sie ohne Zweifel, im Synteresse des öffentlichen Wohles der Stadt und des Landes zu handeln. Und so ist es auch. Bei den gebrach­­ten Verhältnissen, in welchen wir uns derzeit auch in materiel­­ler Beziehung befinden, bei dem Mangel an Geld und den mannigfachen Stodungen im Ver­eht würde ein Hinausschie­­ben des Marktes, mit dem unsere, finanziellen Spntereffen eng verknüpft sind, vielfache Störungen und Nachtheile zur Folge gehabt haben, Störungen, welche zu überwinden gegenwärtig wohl schwerer fallen würde, als zu­­ einer anderen, materiell mehr günstigen Zeitperiode. Ueberbies wäre bei dem Stande der Epidemie, wie derselbe im Lande gegenwärtig beschaffen ist und wie er sich zunnächst wahrseinlich gestalten wird, auch in Beziehung auf die Sanitätsverhältnisse von dem Hinausschrei­ben des Marktes auf einige Wochen kaum etwas Exfleclic­es zu erwarten gewesen. Wir können demnach, wie gesagt, vom Standpunkte der öffentlichen Wohlfahrt, besonders aber von dem der materiellen Interessen, die getroffene Arafregel nur gutheißen. Aber indem wir dies thun, glauben wir auch wieder vom­ Standpunkte der öffentlichen Gesundheit und des persönlichen Schutes unserer Meitbürger darauf aufmerksam machen zu müssen, daß die Stadtbehörde alle jene sanitätspolizeilichen M­aßregeln, welche sie in neuerter Zeit behufs Verhinderung der epidemischen Ausbreitung der Cholera getroffen, während des Marktes nicht nur aufrechterhalten, sondern biefelben imo möglich noch ausdehne und mit verdoppelten Kräften auszufüh­­ren und zur überwachen nicht verabräume. Worin diese Maßregeln bestehen, dürfte wohl nach den Verhandlungen, welche hierüber sowohl bei dem Königlichen Statthaltereirath als auch beim Stadtmagistrate gepflogen und in der Presse besprochen worden sind, nicht nur der betreffen­­den Behörde, sondern auch dem Publikum im Allgemeinen be­­kannt sein, und eine Wiederholung detselben demnach über» flüssig erscheinen. Nichtswerteweniger glauben wir auch an die­­ser Stelle die Aufmerksamkeit der Betreffenden, sowohl der Behörde als auch der Einwohner unserer Stadt, besonders auf einige jener Maßregeln richten zu müssen, von denen nach dem­­tetigen Standpunkte der Wissenschaft das Meiste zur Hintan­­haltung des Webers zu erwarten ist. TESTET TE­NA SANKT ET REN . .,«,«».,«....» Or n­­aid Zur Tagesgeschichte. Weit, 31. Oktober. Die Reaktion in Spanien bildet eine stehende Rubrik in den öffentlichen Organen. Die Königin Is­a­­bella — schreibt ein Korrespondent der „A. A. 3." — hatte sich Tange gegen das Ministerium Narvaez gemehrt. Sie fühlte instinftmäßig das Gefährliche des Experiments, aber der Heritale Einfluß, dessen Werkzeug der König ist. Hat sich der Königin in einer Weile bemächtigt, das diese nicht mehr zu widerstehen vermochte. Die Ereignisse, die sich vor einem Jahr zugetragen haben, wurden gehörig ausgebeutet, und die Vorstel­­lungen der Schwester B Patrocinto wurden zu jener Zeit durch ein eigenhändiges Schreiben des Papstes bekräftigt. So hat si benn Ihre katholische Menjestät willenlos in die Hände von Ramon Narvasz, Herzog von Valencia, begeben, und dieser wieder handelt durchaus nach dem Gebot der Ferifalen Rama­­villa. Man läßt es auf ein Experiment ankommen, und es ist der Königin weisgemacht worden : die Reaktion ohne Phrase ‚sei das einzige Mittel, ihren Thron und die päpstliche Macht ‘zu retten. Spanien habe den gottvollen Beruf, mit frommem­­ Beispiel voranzugehen, und wenn die anderen Regierungen er­­­ tannt haben werden, was Spanien durch seine Energie erreicht ‘hat, dann werden sie sich heeilen zu thum, wie die Königin auf ‚den Rath der frommen Männer gethan, denen sie ihr Ver­­­trauen scheint. So wird denn jenseits der Phrenien ein­­ Kampf beginnen, dessen Ziel ist, allmälig Alles zu B­efeitigen, Personen und Dinge, die nur einigermaßen einen modernen Stempel tragen. Ludwig XIV. und Karl X., sie alle wären gerettet worden. Hätten sie sich zur männlichen Thatkraft der katholischen Stabel Nr. 2 emporzuraffen vermocht, nun hätten sie es gewagt, der Revolution, diese mag noch so versteh­t sich äußern, entgegenzutreten. Das sind die Grundfüße, welche die Königin jeden Tag zu Hören bekommt, und selbst das Unglüc des P­apstes, welches der frommen Dame noch näher ans Herz geht, als ihre eigenen Verlegenheiten, wird von den geistlichen Rüthen als eine Buße für die sträfliche Schwäche dargestellt, deren der Papst sich bei seinem Negierungsantritt sich behuldig gemacht habe. Gegen Frankreich wird im Geheimen gehebt, weil man dessen Regierung vorwirft, er unterfrüge die Anhän­­ger der iberischen Union. Selbst Oesterreich findet nicht mehr Gnade in den Augen des Mabriver Hofes, denn man rechnet es ihm als Schuld an, dak es sich vom protestantischen Preu­­ßen hat Besiegen lassen, und meuestens, daß es Frankreichs Miller Seelen A. D. Diese Lebensfeier müßte nut gerade am 2. No­­vember begangen werden ; eg konnte dies auch am irgend einem oder vielen anderen Tagen des Jahres geschehen. Das Leben ist eine so fortlaufende Kette von Untergehen und Entfichen, von Werben und Schwinden, und es gibt so viele Tage, an welchen Blüthen gem­ischt, Leben ausgelöiht werden, das jedes einzelne von den 365 Cliebern der Kalenderf tte ganz gut einen , Tag aller Seelen“ abgeben konnte. Allein derselbe Geist, welcher die Natur so zu buch­geistigen wußte, bag er die erhabensten, fest­­lichsten Erinnerungen der Menschheit mit, den Treudentagen der Natur in wechselseitigen Rapport zu bringen verstand, wie die Ber Burt des Heren mit der Annäherung der Sonne, die Auferstehung des Herrn mit dem Wiedererwachen der Natur, — derselbe Geist hat auch die schmerzlichen Erinnerungen des Menschen mit einem düstern Wegment der Natur sympathisch verbunden. Der Mensch und die Natur, sie sind ein treues, einander innig ergebenes Paar, von dem­ eines des anderen Leid und Luft zart­­sinnig mitempfindet , und wie sie sich das Jahr Hindurch in ihren Freuden begegneten, so begegnen sie sich, wenn es grauer Herbst geworben, in ihren Schmerzen. Die entschlummerte Na­­tur träumt von den Blüthen,, die ihr dahin gewelft, von den Blättern, welche der Sturm ihr entriffen, von den Früchten, die wurmzernagt, und von demjenigen, die reif von ihr abge­­fallen, — und wo die Natur nur träumt, da ben ist der Mensch seiner entschwundenen Blüthen , feiner verlorenen Früchte. Und wenn auch, diese, einem bestimmten Tage vorbe­­haltene Gedächtnißfeier der Todten für Manche fast nur mehr eine inhaltlose Form, ein der Immerlichkeit entbehrender Brauch, ein gewohnheitsgemäßes Arbringen von Grabfränzen und La­­ternen ist, eine Staatsvisite, welche die Lebenden den Fodten machen, so künnen body Zeiten kommen , wo das Bewußtsein von der vollen Bedeutung der Form mit allen Scauern der­­selben zurückehrt. — CS hat der Krieg mit einer Sichel gemäht, die mit allem Scharfsinn grausamer Verheerungsluft zu großer und rascher Arbeit geschärft war, — umb viele tausende, Männer von glänzendem Ruhm und andere mit unbesonntem Namen, fans Art. Wie auf den K­atalaunischen Feldern die tobten Hunnen sie wieder erhoben und als bleiche Schemen weiter kämpften, so fegten auch jegt todbringende Geister den vernichtenden­­ Kampf selbst nach dem Friedensschluß noch fort, damit Alle ihren Theil haben an Noth und Gefahr, nicht blos das Flieger Im Sinne der pragmatischen Sanktion uiderstreitet das Land der ges fich schmähen, dec Jagd obliegen, kurz, sein­­ Leben fortfegen könne. Heute geht es mit der Bestattung der Einzelnen viel einfacher zu, aber die Wölfer im Großen und Ganzen machen wie die Alten oder der feuer der Kanonen Kampfes, gebe. Ja, Tann eine bie­folde Gräber, es noch so, die Wilden. Dem Deutschen Bund, zu den Verstorbenen des Jahres gehört, wurden einige Kronen und einige Throne mitgegeben, vielleicht damit er in einem überirbis­chen Frankfurt dem bittern Humor der hinübergegangenen Bör­­neg wieder zu thun­en braucht ein Bolt ober ein Staat nicht gerade aus dem Streife des Bestehenden zu schwin­­det, — ein Gesammtheit mit ungebrochener Kraft aus einem Kampf hervorgehen ; sie braucht aber nur geblutet zu haben, — und in der Kanonen­­melde dieses Blut fließt, dem Drabe eines Kriegers in uralten Leis Waffen, und sogar auch noch viele wie aus dem Kampf lebend und unversehrt hervorge­­altes Kampfbild, ein Bild grauer in wundergläubiger Zeit wiederholt figy mit den nüchternen aufgeflärten Tagen, — freilich nicht traurige Wirklichkeit. todbringenden Gefhoffen Während Hunberttaufende Waren fie aus alters­­unferen ein Wun­­ fch mungvollen Märchenglaubens, sondern als Bittere im Kreuz­­wie den ehrsam bedächtigen Musfeten und den rafd­ Blig um Blig aussendenden Schnulflinten standen, lebten Millionen zwar in Argst und Kummer, verloren Tausende Hab und Gut, — aber sie waren da fern von der Wuth bes fern von den pfeifenden Kugeln und den Brüllenden es wirtlich ? Das Wunder der Hunnenschlacht war nicht das allerleßte Kiefer Und Alle,Alle standen in einem Regen pflichtige june Blut, tödtlicher Geschosse,die freilich nicht gesehen und nicht gehört wurden,aber doch verderblich niederschlugen,und Diejenigen, welche dafielen,sie sind nicht in den Kriegs-,sie sind in den­­ Cholerabulletine aufgezählt. Wer wird in solcher Zeit nicht ernster denn jemals der Todten gedenken.Und wollte man hierbei nur aller, einigermaßen hervorragenden Namen nach ihren Verdien­­sten gedenken,so entstünde eine,»Divina(­omedia««mit ihren drei Abtheilungen,der»Hölle«,dem»Fegefeuer«und dem »Paradiese.«Aber an einem svlschen Gedenktage macht Niemand derartige Unterschiede.Man zündet Allen die Flämmchen der Erin­­nerung an,man legt Allen die immergrünen Kränze der Erin­nerung auf das Grab,denjenigen mit halb oder ganz vergessenen Namen,wie jenen,deren Werke die Flammen und Kränze der Erinnerung nie erlöschen,nie verblühen lassen.—Die Zahl Derjenigen,welche in solcher Art im Gedächtniß der Nachge­­bliebenen fortleben,ist in dem Allerseelen-Jahre vom No­­vember 1865 bis zum November 1866 um eine große, zum Theil überaus glänzende Gesellschaft vermehrt worden.—Der patriarchalische Kirchenfürst,der die hochragende Graner Basilika vollendete,­der Magnat,Staatsmann und Patriot Fürst Paul Esterházy,dessen Andenken in der politi­schen Ge­­schichte des Staates fortlebt,und der in der Kunstgeschichte des Vaterlandes durch seine Gemäldesammlung sich selbst ein unvergängliches Denkmal gesetzt hat—im Akademiegebäude, dem Monumentalbau,welcher die Erinnerung an einen anderen edlen Todtenwach erhält,die Erinnerung an den Gelehrten und Staatsmann,Granail Dessewffy,­Gabriel Klauzal,die Personifikation altungarischer Biederkeit,——Czuczor,ein Mei­­ster in der Sprache seiner Nation und doch auf ewig verstummt, —Egressy,der edle Mime,welchem seine dankbare Nachwelt denn­och Kränze flicht,—die edle Frau und deren jugendliche Tochter,die,an einem Tage dahingerafft,kein Wort des Gru­­ßes mehr hatten für den aus weiter Ferne herbeigeeilten Gat­­ten und Vater, — Joseph Gaul, der eine frühere heitere Ge­neration mit seiner echt nationalen Posse „Peleskei notarius( noc) überheiterte, — sie find unter den Bielen, melde im abgelau­­um in die ewige den sich unter Denjenigen, welche in anderen nahen und fernen Ländern hinübergegangen sind. — Der edle und weise König der Belgier, dem es beschienen war , die Berfaffung seines Bolfes zu begründen und demselben als kostbares V­ermächtnis zu hin­­terlassen, — Massimo d’Azeglio, welcher als Staatsmann die politische Wiedergeburt seiner­ Nation fördern half, zu der er in seiner Jugend als Dichter einen Impuls gegeben hatte, — der Philosoph mit dem Dichtermund, Friedrich N­udert, — die gemüthvolle fleigige Nomandichterin, Yriederife Bremer, — die Meister der modernen Kothurnsprache, Anfang und Frau Rettich, — einer der [Iegten Vertreter urwü­hfigen Humors, drig Bedmann, — wer nennt sie Alle, die in diesem Jahre Anspruch auf ein Lämpchen und einen Kranz erhielten, und belsen zumeist nicht bedürfen, weil die Erinnerung an sie in ihren Schöpfungen fortblüht. Und wie­ viele unge­nannte und unbekannte Heldenseelen sind dahingegangen, Men­­gen, die in Gelbstverleugnung, Aufopferung, rastloser Arbeit, Ertragen von Mißachtung oder Entbehrungen so viel That­­und Seelenkraft entwickelten, als unter günstigen Umständen die Grundlage weithin glänzenden Rahmes bildet, und das Alles vielleicht mir, um Schanze nir von sich selbst, sondern von irgend­einem geliebten Wesen abzumehren. Von der ganzen Bes­chichte des verborgenen Heroismus finden sich nur Bruchstücke in den Werken der Dichter. Aber bei aller Pietät für die Tobten haben body auch die Lebenden ihre Necht. Von den Grablaternen , die in der ersten Novembernacht flimmern zu den Oniflammen des Ballfanles ist es nur weit, und bald nach den Smmergrün­­känzgen folgen die schnellwerfenden Kränze der geschmückten T­än­­zerin. Heitere Mufii erfhallt in allen Räumen, Champagner­­flaschen entladen sich b­allend, und die glühenden Ofen auf den Wangen und Nasen der Trinker werden sich nichts davon träumen lassen, daß auch sie Flammen der Erinnerung find — an die Beuve Cliquot, die berühmte Champagnerfabrikantin, die gleichfalls zu den verstorbenen tiesen Jahres gehört, s et verschlingen, gleich­ten, Gold und Silber und Menschen, gangen. Denn noch als in der | BEER

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