Pester Lloyd - Abendblatt, April 1867 (Jahrgang 14, nr. 75-98)

1867-04-08 / nr. 81

— _ ,ll Die Direkcion der Pstkraxgarischen Kommerzialbank machte gestern unter Führung tes hex Instanz sl.v.19"«lics dem Herrn Finanzminister v.Lönyay eine Aufwartung,um denselben zu begrüßen.Hert v.Jälics hielt bei dieser Gelegen­­heit die Ansprache,die vom Herrn Finanzminister freundlichst be­­antwortet wurde. Von der oberen Theiß sind betrübende Nachricht herumgelaufen-Der in Folge starken Schneeschmerzens ange­­schwollene Fluß hat an mehreren Stellen dieTämme durchbre­­che­n und bereits ziemlich großen Schadens angerichtet. Der amtliche«Buda-Pesti Közlöny«veröffent­­licht heute nachfolgende a.h.Entschließungen: l.Ten Antrag Meines ungarischen Landes«­Finanzwi­ Usskets im Oberfinanzrath und Chef der Preßb1Hrgek Finanpxokw­tatur Alexander Öorváth mit der provifggischen Leitung der siebenbürgischen Landes, Finanzdirektion in der Eigenschaft als Ministerialkommissär zu betrauen, nehme Ich aufheißend zur Kenntnis. Ofen, 31. März 1867. Franz Joseph m. p. Löngaymp. « » 11.Auf den Vorschlaa Meines Unganschm Mchsttzts für öffentliche Arbeiten und Kommun­ikation ernenne Ich hxe­­mit den Abgeordneten Ern­st Hollan zum­ Unterstaatssekre­­tär des genannten Ministeriums. Ofen, 4. April 1857. Franz Josep m. p. Graf Cmeriid Mite m. p. In weiteren drei a. b. Entscließungen vom 4. b. wer­­den der Landesbauinspektor Johann Mihalik und der­­ei­tende Eisenbahningenieur Ostar Fat zu Ministerialräthen, und der Oberingenieur des Märamaroser Kom­itates Karl Hi­e­ronymi zum Präsitialsekretäir — sämmtlich des Ministe­­riums für öffentliche Arbeiten und Kommunikation — ernannt. or rs publizirt vag amtliche Blatt nachfolgende a. hb. En t­­e Gara). e Buda: Befti Közlöny" publizier schließlich eine Dart­adresse des Röczeler Wahlbezirkes im M­ester Komitat an­dran Deät. Am 6. 9. wurden die neugewählten Land­tage von Böhmen, Mähren und Krain eröffnet. In sämmt­­lichen drei Beriretungskörpern wurde jenes a. b. Hand­­schreiben an den Freiherrn v. B­e­u­st verlesen, weilen wer­fentlichen Inhalt, wir im Abendblatte von Sonnabein mitge­­theilt haben. Dieses Handschreiben lautet: E Lieber Freiherr v. Beust! Den am 18. Zeber b. 3. er­­öffneten Landtagen Meiner nicht zur ungarischen Krone gehöri­­gen Königreiche und Länder sind dur­c eine Regierung die Gründe mitgetheilt worden, welche sich bestimmt haben, es von der mit Meinem Patente vom 2. Jänner 1867 verfügten Ein­­berufung eines außerordentlichen Neth­erathes abkommen zu lassen und den verfassungsmäßigen Neihsrath zur Verhandlung über die zum Abschlusse zu bringenden staatsrechtlichen Fragen zu berufen. 4 Die Aufforderung Meiner­­­egierung, die Wahl der Ab­ Aesolaten zum Reichsrathe vorzunehmen, it von dem Landtage eines ee Böhmen in einer Weile beantwortet wor­­den, welche Mich veranlaßt hat, Mich mit Meinem Patente vom 6. Feber d. 3. nochmals an die getreue Bevölkerung dieses Landes zu wenden. Ich beauftrage Sie nun, an den aus Neu­wahlen hervorgegangenen Landtag sofort die neuerliche Auffor­derung zur Befhidung des Neichgrab­es zu richten, indem Ich zu der patriotischen Einsicht und dem loyalen Sinne­ des Land­­tages das Vertrauen hege, daß derselbe dieser Aufforderung des zeitwillig entsprechen werde. Dem Landtage ist hiebei die aus­­drückliche Zusicherung zu wiederholen, daß, Meiner Regierung nichts ferner­ liegt, als der Gedanke einer Einschränkung der ver­­fassungsmäßigen Autonomie des Königreiches, und daß es im Gegentheile Mein Wille ist, diese Autonomie nicht nur in jenen Richtungen zu erweitern, wo dies die Rücksicht auf die Sicher­­heit und Machtstellung des Gesammtreiches gestattet, sondern dieselbe auch dur die dauernde Befestigung des Konstitutionellen Organismus der Gesammtmonarchie und die fortschreitende Ent­­­wicklung entsprechender Institutionen mit neuen Bürgschaften zu umgehen. Ofen, am 3. April 1867. Franz JIoseph m. p. Vorkommen gleichlautend it auch das an die anderen Landtage gerichtete Hauptschreiben abgefacht. Ein besonderes In­­teresse­nt übrigens von der soeben eröffneten Session nicht zu erwarten. Man glaubt, daß die föderalisti­ge Minorität in Brag wieder, wie ejerem, mit einem Proteste hervortreten oder die eine und die andere Wahlverifikation benügen werde, um ein kleines Scharmittel daran zu knüpfen. Die Reichsrathswahlen werden überall vorgenommen werden, nur werden die Grechen sich weder aktiv noch passiv an denselben beiteiligen. Dem über die Eröff­­nungsfisung in Prag vorliegenden Berichte entnehmen wir Bolgen­des : Der Oberstlandmarschall Graf Hartin bemerkt, auf die Schwierigkeiten seines Amtes hinweisend : Mein Vorgänger im Amte, Graf Albert Nortis, hat am 18. Feber mit bevedter Sprache die ernste Lage des Reiches betont, diese Lage erfordert das Zusammen­wirken aller Königreiche und Länder , die unter dem Szepter Er. Majestät des Kaisers vereinigt sind, damit die Inneren­verhältnisse befriedigend und dauernd geordnet werden. Jedes Land gebe dem Reiche, was deg Reiches ist, und es wird s­ie ungeschmälert erhalten , was rein ist. (Cho­­im­entrum.)­­ Hierauf sprach böhmisch der Oberstlandmarschallstellver­­treter Herr Dr. R. v. Limbec. Statthalter Freiherr v. Kellers­­perg verliert Jorann das a. b. Handschreiben und der Oberstland­­marschall machte mehrere geschäftliche Meittheilungen. Dr. Eduard Gregr. Sch bitte ums Mort! — Da sich troß aller Bemühung der Negierung in diesem Land­­tage doch noch einige Böhmen befinden, so bitten wir, daß uns Alles das, was wor Herr Oberstlandmarschall gesagt hat, auch in böhmischer Sprache bekannt gegeben werde. (Wyborne !) Oberstlandmarschallsstellvertreter Herr Dr. RA. von Limbec wie­­derholt im Auszuge das vom Oberstlandmarschall Gejagte­ Zeith­ammer Nach der Länge weilen, was der Herr D Oberstlannmarschall vortrug, fan ung sein Herr Stellver­­treter unmöglich Alles mutgetheilt haben, was Se. Erzellenz ge­­sagt hat. zást und Wyborne !) Oberstlanzmarschall übergibt den Bogen, auf dem er die „geschäftlichen Mittheilungen“ aufgezeichnet hatte, dem Landtagssekretär Schmidt, mit dem Ersuchen, dieselben dem Hause in böhmischer Sprache mitzutheilen. Landtagssekretär Schmidt hat kaum einige Worte gesprogen, al Zeithham­­mer ruft: Der Sekretär gehört nicht zum Präsidenten. Dr. Klaudy ES scheint mit der böhmischen Nation unmwärbig, daß ihr blos von den Sippen eines Landesbeamten mitgetheilt werde, was den Deutschen von Gr. Erzellenz dem Herrn Oberstlan­dmarschall mitgetheilt worden ist. Ich melde gegen ein solches Verfahren Brotest an, und erfuhe meine Ge­sinnungsgenossen dasselbe zu thun. (Stürmisches Wyborne.) Steffens Mir werden sie nicht zum D­orwurfe machen, was ich irgendwann die Gleichberechtigung verlebte. (Oho, Cho im Zentrum, „Rube” Tints — Unterbrechung, der Oberstilandmarschall läutet.) Dr. Rieger. 34 möchte den Herrn Oberfilandmar­­schall fragen, ob die Rede des Herrn Steffens an Der­ Tagesord­­nung ist. (Lärm Tints, Bravo rechte.) f Steffens (nachdem sich der Lärm auf der Linken ein wenig gelegt). Ich habe nur auf die Prägevention hinweis­­en wollen, wie man es betreff3 dieser Zee im vorigen Land­­tage gehalten hat; damals pflegte der Herr Oberstlanpmarschall die Mittheilungen in böhmischer Sprache auch nicht persönlich zu machen, es wäre ihm dies wahrscheinlich ebenfalls schwierig gewesen , und doch hat dagegen Niemand­ einen Anstand erho­­ben. (Unruhe im she. .. Deithhammer Wenn Herr Steffens darauf hinge­­wiesen hat, daß von unserer Geite vom vorigen Herrn Oberst: landmarshhall die Mittheilungen in böhmischer Sprache nicht verlangt worden sind, so ist dies aus unserem guten Willen ge­­schehen. (Vyborne, Släya byvalomu marsälkovi); allein e3­ sommt nun eine Zeit, wo es unsere Pflicht it, auf unserem Recht zu bestehen. (Stürmisches Vyborne,) 77 beritlanp marsharl. Es ist eine formelle Sache (Unruhe im Zentrum), die Herren werden entschuldigen ; es wird in Hinkunft mein Stellvertreter e3 selbst böhmisch vortragen. In Brünn eröffnete der Landeshauptmann Graf Dubsty die Session mit dreimaligem Hoh und Slava auf den Kaiser. Nach Beriefung des Handschreibens wurden 85 Wahlen ohne Anstand agnostirt. In Laibac rief das Handschreiben stürmische Slavaz und Hochrufe hervor. Bleiweis stellt den Dringlichkeitsantrag, sofort nach exledigter Verifikation der Wahlen noch heute die Reichsraths- und Landesausschußmahlen vorzunehmen. Nac leb­­hafter Debatte wird bei namentlicher Abstimmung der Antrag Bleimers’ mit 22 gegen 14 Stimmen angenommen. Alle Wahlen wurden agnostirt, nur jene von Adelsberg wurde annullirt und die Verifikation der Wahl in Neustadtl vertagt. In den Reichs­­rath wurden Nachmittags gewählt aus der Kurie der Groß­grundbesißer Graf Coronini , aus der Städte­kurie Dr. Alun, Dr. Toman, aus der Kurie der Landgemeinden Graf Barbo, Speter, Pintar. In den Lan­desausschuß Dr. Bleiweis , Dr. Eofta, Dr. Toman, Kromer. Der Schluß der Sikung und Ses­sion erfolgte um 7 Uhr unter stürmischen Slava- und Hochrufen auf den Kaiser. * Berlin, 6. April. Der Luxemburger Handel ist vorläufig als besestigt zu betrachten. Die niederländis­che Regierung hat hier erklären lassen , daß sie das Verlaufsprotekt aufgegeben habe und in glei­­zustredenstellender Weise hat sich das Tuilerienkabinet hier vernehmen lassen. In welcher Weile mittlerweile die freundschaftlichen Besiehungen zwischen den beiden Nachbarstaaten Preußen und Frankreich ge­­pflogen werden, dafür liefern uns die Rüstungen bießseite und jenseits des Rheins ein anschauliches Bild. Weitere Illustratige­nen hiezu lieferten die gestern und heute im Reichstage statt­­gefundenen Berathungen über den das Bundeskriegäwesen be­­treffenden Abschnitt des Berfassungsentwurfes. Der Kriegs­­minister v. Avon, melcher wiederholt das Wort nahm, eröff­­nete dem Lande für das nächste Dezennium Aussichten, die geeignet waren, den friedliebenden Bürger mit Angst und Schaudern zu erfüllen, und ebenso ermangelten die Gene­­rale v. Moltte, Steinmeg und Bogel v. Fal­kenstein nicht, jeder nach seinen­ Kräften, dem Kriegs­­minister beizustehen. Es läßt sich nicht verremnen , daß Roon und Moltte mit großem Gefehhd operirten ; aber die schwachen Bortheile, welche sie vielleicht über die Gegner der Vorlage errungen haben mochten, wurden wieder eingelöst durch die gewiß recht wohlgemeinten, aber äußerst taktlosen Ausfälle der beiden anderen Heerführer gegen Volksvertreter , denen von ihrem Standpunkte aus (als Anhänger von Nationalbelohnun­­gen) da am wenigsten der Vorwurf mangelnder Baterlandsliebe ins Gesicht geschleudert werden konnte. Das Resultat vieler beinen ermüdenden Sigungen war, daß das Haus dem Bundesfelsherrn nur bis zum 31. Dezember 1871 die Friedenspräsenzstätte von 1% und das Baufhaquantum von 225 Thle. pr. Kopf bewilligte. Vertraute der Regierung haben vergebens mit „den Feinden ringgum” und in letterer Stanz damit gedroht, dab vie Hedjte bei der Schlußabstimmung gegen das ganze Werk votiven werde, menn nicht die liberalen Parteien ihren (ber­­echten) Weisungen sich fügen wollen. Aber die Liberalen und P­artikularisten hatten sich in dieser Frage gegen die absolutistischen Absichten der mit der Regierung litten Parteien verschworen und so tam es, daß der Liberalismus mit einer Majorität von 10-12 Stimmen den Rücktritt besiegte. Gegen den Schluß der heutigen Sie­gung reifte Dunfer den Grafen Bismarc doch die Bemerkung, daß er im vorigen Jahre ein gewagtes Spiel gespielt habe, in einer M­eife, daß der „geniale Staatsmann“, an allen Gliedern zitternd, ganz die Haflung verlor und mitten in seiner Antwort stohen blieb. Wie es schien, war er auf dem besten Wege, sei­­nem verhaßten Gegner, dem Verleger der , Bol­szta­ , Worte zurüczuschleudern, die man bei ruhigem Blute gar nicht zu ge­brauchen pflegt. 2 . Baris, 5. April. Das Gerücht, England und Ruß­­land ‚hätten dem Berliner Kabinett den Rath ertheilt, sich nicht interessirt (desinter esse) in der Quremburger Frage zu zeigen, bedarf noch se­hr der Bestätigung, um je­ mehr da Preußen diese Angelegenheit al eine Prinzipien- und Nationalitätenfrage angesehen willen will, do­rt es außer allen Zweifel gestellt, daß die übrigen europäischen Großmächte gegen eine Abtretung des Großherzogthums an Frankreich, schon im Interesse des Friedens, nicht den geringsten Einwand erheben würden. Das Zuilerienfabinet hat aber die Welterzeugung gewonnen, daß je­­dem Abkommen zwischen Frankreich und Holland bezüglich Lu­­xemburgs von Seite Preußens unübersteigliche Hindernisse ent­­gegengejebt werden dürften. — Sämmtliche fremde Ausstellungs: Kommissäre wurden dem Kaiser vom Generalkommissär Le Blay, vorgestellt, nur Graf Widenburg, Vizepräsident der österreichischen Kommission, und die Grafen Edmund und Heinrich Zichy, Sek­­tionspräsidenten der internationalen Jury, wurden in ihrer­ Ei­genschaft als Geheimräthe der Etikette gemäß vom österreichis­chen Botschafter selbst präsentirt. — Die Ernennung des Baron Jerome David zum zweiten Vizepräsidenten des geieß­­gebenden Körpers soll wieder in Frage gestellt sein, und man empfindet wohl einiges Bedenken, sich so zum bloßen Willens­­vollstreder der Majorität zu machen, und die Minorität in so­ herausfordernder Meise zu verlegen. politische Nundjehan, 8. April. In den sechten­ vierund­wanzig Stunden hat die Situation einen stürmisch be­­wegten Charakter angenommen. Die Finanzwelt, welche bis­ ber die Entwicklung der Dinge mit großer Ruhe betrachtete und die sich selbst duch die wiederholten Zudungen der P­ariser­ Börse nicht aus ihrem Optimismus aufschreden ließ, ist plößl­ich in eine unerhörte Aufregung verfest worden. Nach hier­ eingetroffenen Telegrammen ist an der Bariser Börse, die übrie­­gens schon in den lechten Tagen eine bedenkliche Neigung zur­ Baiffe zeigte, die französische Rente um 2­3rcs. 22 Gentimes gefallen, ein Ereigniß , das die Annalen der Börse seit 1859 nit zu verzeichnen hatten. Der Rückgang der anderen Werth­­papiere hielt damit gleichen Schritt. An der Börse war das­ Gerücht von einem demnächst erscheinenden Napoleon’schen Ma­­nifeste,, von einer Anleihe von 1000 Millionen Francs und von bedenklichen Aeußerungen maßgebender Persönlichkeiten ver­breitet. Auch sprach man von einem „Genstitution­­nel": Artikel, der den­ Krieg zwischen Ftantreich und Preußen als „beinahe unvermeidlich” bezeichnen sollte.. Mir haben uns nie einer Täuschung darüber hingegeben , daß­ die Rivalität zwischen Frankreich und Deutschland endlich zu einer kriegerischen Entscheidung führen werde. Ob jedoch der Ausbruch des Konflikts so nahe ist, wie die erwähnten Gerüchte vermuthen lassen , ist eine offene Frage, deren Beantwortung, indessen s­chon in den nächsten Tagen entgegengesehen werden muß. Aus Haris, 4 April, wird der "R. 3." geschrieben . Die Regierungskreise bleiben mit unerklärlicher Sicher­­heit bei der Behauptung, Frankreich sei der Besis Luxemburgs, ob mit oder gegen Preußen, gesichert. Das auswärtige Amt, ver­­bürgt man, zeigt seit gestern eine so ungewohnte Energie in seinen en daß an dem festen Willen, selbst vor einer friegerischen Möglichkeit nicht zurückzuschreden, kaum ein Zweifel mehr erlaubt is. Moustier soll sich Anfangs wenig für den ganzen Handel erwärmt haben, da er bei seiner Kenntnis deut­scher­­ Verhältnisse im voraus prophezeit, Luxemburg werde für die Beziehungen Frankreichs zu Preußen v dasselbe sein, was­ Schleswig-Holstein für Oesterreich und Preußen geworven. Al eigentlich intellektueller Urheber der Frage gilt Rouher, wer für sie den Kaiser zu­ interessiren wußte, während er selbst nur den Triumph im Auge gehabt, wer ihm geworden wäre, hätte er der Kammer die neue Erwerbung in fulminanter Rede anzeigen kön­­nen. Das Bolt blicht mit einer Art neugieriger Spannung auf die Entwickklung des reinen Drama’s, dem es bis zur Stunde no fein nationales Interesse abgewonnen. , da," hört man oft sagen, „wenn es sich um die Rhein- oder Moselgrenze, oder etwa um Belgien handelte, das lohnte der Mühe, aber ein kleiner Zipfel Landes wie Luxemburg in patriotischer Erhosung nicht werth." Dennoch aber wird man wohl thun, auf diese scheinbare­ Apathie, die zum guten Theile selbst aus der Schadenfreude her­­­zuleiten ist, die kaiserliche Politik abermals in einer Sadgasse zu sehen, nicht gar zu viel zu geben. Nirgends leichter als in Frankreich Schlägt man von einem Extrem ins andere über, und­ der Kaiser verstand sich von je darauf, sobald es Noth b­at, die­ „corde sensible“ der Franzosen vibriren zu lassen. Die Lage sternst,fehlerernst, und Niemand in Deutschland sollte sich verhehlen, daß, wenn ein Krieg recht heraufbeschworen wird, er wohl wahrscheinlicher Weise von Sturz der Napoleonischen­ Dynastie, gleichzeitig aber eine nationale Erhebung zur Folge haben wird, die gar leicht die Dimensionen eines verderben: Schwangerenf Racenftampfen annehmen könnte. Der „Imdependance” wird aus Paris, 4 April, ges­chrieben­­ , 63 sei nicht mehr zu bezweifeln, daß man auf bei­­den Seiten dem N Kriege zusteuere. Der öffentliche Geist in Deutschland gestatte es nit, daß Preußen seine Fahne von der Festung Luxemburg zurückziehe, und andererseits sei Frank­­reich entschlossen,, die Dinge bis zum Weußersten zu treiben, wenn Preußen nicht nachgebe. Man behaupte, König Wil­­helm habe nur die Vertagung der Verhandlungen bis zum Schlusse des norddeutschen Reichstags verlangt. In Paris habe man aber geantwortet, es sei unmöglich , in dieser Frage zu temporisiren. Gleichzeitig wird versiert, Marshall Niel habe die Erklärung abgegeben, daß die Eventualitäten der augsmwärti­­gen P­olitik ihn nicht überrafgen könnten und daß im geeignes­ten Momente die Armee zur Aktion bereit wäre. Breusische Blätter bestätigen heute,­ daß der König der Niederlande den Verlauf Luxemburgs rückgängig gemacht habe. Die Luremburger Frage tritt überhaupt in den Hintergrund ; sie war nur die Intropoftion zu dem großen Prozesse, bei del dem Frankreich und Deutschland die streitenden Parteien bilden. An der Börse, welche sich mit den die französisch-preußi­­schen Differenzen berührenden Nachrigten nicht genügen zu las­­sen scheint , zirkulirte auch das Gerücht, daß Kalle Mart­­ilian gefangen sei und hab die Republikaner ein Löse­­geld von 32 Millionen verlangen. Wir brauchen nicht hinzus zufegen­ten gehört, daß bieses Gerücht unter die Reihe der unverbürgs

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