Pester Lloyd, Juni 1868 (Jahrgang 15, nr. 131-155)
1868-06-30 / nr. 155
1868. — Hr. 155. «2 fl, balt. 11 fl., diertelf. 146 AN « ; ! Fünfzehnter Jahrgang. Jul Dienstag, 30. Immi. wommen. — In Wien übernehmen Inserate die Herren Baarentzels , Wogier, U. Oppelid, U. Mismip, im Nusland Die Herren KR. Wofe in Berlin, 9. Suigler, Ungen Bort, Gadfe 8 Somp, im Reipzig, Bogier in Hamburg-Berlin-Krankfurt a. M.-Basel-Paris u, Havas :Saffiteönülter A in Yaafı .,, N Benn, Ze s " « .( · Paris, Place de In Bourse 8. Brämmeration , WEIL tägl, Worseri, Morgen und Abendblatt ganzl. 22 , BR. 50 kr., amonatl. 4 fl., imonatl. 2 fl. d. 8., mit separater Bersenkung des Abendblattes monatl. 90 Er. mehr, — Für Wer Ofen is Haus gesanbt: ganzl. 20 fl., Halb. 10 fl., viertell. 5 fl., 1 Monatl. A. 80 &. 5, ®. — Man prämmerirt für Wer Ofen im Erpeb.-Bureau des „Werter Lloyd,‘ 3 aufer . . : en Ofen mittelst frank, Briefebuch all Einzelne Morgendl. 6 tr, Abendbl. 4 tr, — eenf But Fa 3 era Infertion: Der Raum einer Merktzeils wird bei einmaliger Infertion mit 11 Er., bei zweimal, mit 9 Er., bei mehrmal. Infertion mit 7 Er., am im „Offenen Sprechsaal“ die er Infertionsstempe beträgt 80 Mir. — Imferate werden im Manuscripte werden in keinem Falle zurückgestellt. Sonn» u. fetertagen um 2 Tr. thenrer rechnet. — Bee mit 25 Er. bes peditigngburean amges nm u .-.— «-.--- Mit dem am 1.Juli beginnenden neuen"«Iidnnemeut erlauben wir uns zur Pränumeration überhaupt,sowie zur Erneuerung derselben auf den „Pester Lloyd,“ " Morgen und Abendblatt, hiemit einzuladen. Besonderer Beachtung empfohlen. Damit die " mit 1. Juli neu eintretenden Abonnenten, den mit außerordentlichem Beifall aufgenommenen Roman Morig YoFar’s „Die Narren Der Liebe" vollständig besigen, veranstalten wir eine Separatausgabe der bigzher erschienenen Kapitel dieses Romanes , welche wir jedem neu eintretenden Abonnenten auf dessen Verlangen gratis zusenden werden. . Die Pränumerationspreise sind mit Postversendung:Ganzjährig 22fl.,neunmonatlich .16st.50kr.,halbjährig11fl.,dreimonatlich5fl.50kr., zweimonatlich 4fi.,monatlich2fi.,mit separater Verseudung des Abendblattes per Monat 30kr.mehr. Pränumerzationspreise in Loto-Für Pest-Ofen in’s Haus gesandt:ganzjährig20fl.,halbjährig10fl., vierteljährigsfl.,monatlich1fl.80kr. Unsere Fonde für Netigipuss und Unterrichtszwecke. I. Vet, 29. Juni. (H.) Unter dem früheren Regime wurde von Seiten des Staates auf Unterrichtszweckk im Ungarn sehr wenig ausges geben, und wenn schon die Summe von 4.765.000 fl., welche im Jahre 1865 auf Kultus und Unterrichtszwecke in den deutsch-österreichischen Ländern verausgabt wurde, in gar feinem B Verhältnisse mit den anzustrebenden Zielen stand, so ist die Thatsache, daß in demselben Jahre in Ungarn und bessen Nebenländern auf Kultus und Unterricht nur 115.000 fl. verwendet wurden, geradezu betrübend und charakterisirt nur zu sehr jene Politik, welche ihre Angriffe gegen unsere DBerfassung theilweise auch damit zu rechtfertigen suchte, daß sie sich vor der öffentlichen Meinung Europa’s als Verbreiterin westländischer Kultur in unserem Lande geberbete. Leider zwingt ums die Macht der Thatsachen, wie im vielen anderen, so auch insbesondere in den Inanzangelegenheiten, die Erben einer Regierung zu sein, die die Wölfer materiell und moralisch an den Rand des Bankerotts gebracht hatte. Dieser unerfreuliche Umstand manifestirt sich unter andern auch darin, daß im Budget für 1868 für Religions- und Unterrichtörmwede nur 858 Tausend Gulden in Boranschlag gebracht werden konnten, eine Summe , die wohl fast achtmal ‚größer it, als jene Almosen, welche die befestigte Herrschaft unserem Kulturbedürftigen Lande spendete, aber noch unendlich weit hinter den Bedürfnissen der Nation und den Wünschen jener aufgeklärten Männer zurücbleibt, die gegenwärtig an der Sorge der Regierung stehen. Wenn wir diese allerdings traurige, aber unleugbare Thatsache erwägen, so muß und die Frage, melde Geldmittel dem Unterrichtsminister ausandern,nicht staatlichen Quellen zur Verfügung stehen, als eine für den kulturlichen Fortschritt unseres Landes höchst wichtige erscheinen. Der ‚Herr Kultusminister hat in richtiger Würdigung dieser Wahrheit über die Religions und Schulfonde eine eingehende Rundschau gehalten und Maßnahmen getroffen, welche geeignet sind, die Rentabilität dieser Einkommensquellen, denen auch bisher die Rettung unseres Unterrichtöwesend der dem gänzlichen Untergange zu verdanken war, erfreulicher zu gestalten, als es unter dem verrotteten früheren Shiteme der Fall war. Er hat die Ergebnisse seiner geräuschlosen, aber um so niglicheren Chätigkeit in einen auszührlichen Bericht um den König, der einen vierzehn Duartseiten ausfüllenden stattlichen Band bildet, zusammengefaßt und sowohl dem Monarchen, als an der Nation, — an die ja der Bericht, wenn auch nicht formel, so doch dem Wesen nach ebenfalls gerichtet ist — das Mittel an die Hand gibt, sich über die bisherigen und gegenwärtigen Zustände unserer öffentlichen Sonde, worüber bisher nichts in die Oeffentlichkeit gez drungen war, und auch über die Rentabilitätsaussichten derselben auf das Genauerte zu orientiren. Wir enthalten uns, unsere Anerkennung über die echt konstitutionelle Gesinnung des Herrn Kultusministers, wovon die Veröffentlichung Dieses Berichtes einen neuerlichen Beweis liefert, noch besonders auszusprechen und wollen lieber, da wir jegt den in der Rage sind von Anhalt des Berichtes unseren Lesern mittheilen zu können, die Zahlen und Thatsachen soreen Laffen. Bon den, der das Kultusministerium verwalteten kleineren Sonden ‘wollen wir nur dem bedeutendsten derselben, "den israelitischen Schulfond erwähnen, der Ende 1867" 1,985,225 fl. 68%, fr. Betrug und dessen Einkommen fir das Jahr 1868 fid ‚mit 102,210 fl. beziffert, so. daß. nach Abzug der mit 61,605 fl. Auslagen noch 40,605 fl. als Ueberschuß für das fünfzige Jahr disponibel bleiben werden. Die großen Fonde,die durch das Kultusministerium verwaltet werden,sind der Religions-,der Studien-und der Universitätsfond.Das Vermögen derselben besteht theils in Werthpapieren und barem Gelde,theils in Liegenschaften.Der Religionsfond besaß Ende 1867 an Geld und Werthpapieren 14.857,267fl.85kr.,an Liegenschaften 194,408Joch,darunter 71,008 Joch Forste.Die Einkünfte des Religionsfondes waren für 1867 mit 1.154,707fl.präliminirt,wovon 722,189fl.auf die Werthpapiere und die Zinsen der Kapitalien,319,267fl.auf die Liegenschaften entfallen.Für 1868 sind die Einkünfte auf 1.181,580fl.Veranschlagt,es steht also eine Erhöhung von 26,873fl.in Aussicht,obwohl das Erträgniß der Liegenschaften nur mit 300,000fl. angesetzt wurde.Der bedeutendste Zuwachs(33,000fl.)zeigt sich bei den Kapitalien,was wir dem umstande zuschreiben zu können glauben,daß man die Anlage der Kapitalien bei Privaten auf seltene Ausnahmsfälle beschränkte und die Anordnung traf,daß die bisher beiden Sparkassen angelegten disponiblen Gelder der Fonde,sowie auch alle zurückgezahlten Kapitalien in Pfandbriefen der ungarischen Bodenkreditanstalt angelegt werden sollen. Der Studienfond bestand Ende 1867 au 66,455,877 bis 541X2kr.an Baargeld und Werthpapieren und an 858,158 Joch Liegenschaften,wovon mehr als die Hälfte,nämlich 29,989 Joch,die Hälfte ausmachten.Die Einkünfte betrugen im Jahre 1867 457,270fl.;fürheuer sind 458,692sl.in Anschlag gebracht.vorigen Jahre wies der Studienfond ein Defizit von einigen hundert Gulden auf,während in dieser Jhre ein Ueberschuß von 4000 fl.in Aussicht steht.Was die Verwendung der Einkünfte des Studienfonds betrifft,so nehmen davon die Rechtsakademien von Preßburg,Raab,Kaschau und Großwardein 28,500fl.,verschiedene Gymnasien 123,000fl.und die Oberrealschulen von Ofen und Kaschau 24.500 fl.innsprach.Warum aus den Einkünften dieses Fondes auch Kindar-und Nonnenklöster dotirt werden,das vermögen wir aus dem Berichte nicht zu erfahren. « Der dritte große Fond ist der Universitätsfond,der Ende 1867 außer»den Universitätsgebäuden in Pest 2,833,211fl. 131,kl.an Bacergeld und Werthpapieren und 33,70280ch an Liegenschaften im Vermögen hatte.Die Liegenschafte bestehen außer 5645 soch in Waldungen.Das Einkommen des Universitätsfondes betrug in 1867 206,999 fl.; für 1868 ist dasselbe auf 200,762 fl. veranschlagt. Das Sinsen des Einkommens erklärt sich daraus, daß das Einkommen der Unisversitätsbuchbruderei nach dem Wegfalle des Privilegiums best selben statt 30,000 nur mit 10,000 fl. angeregt wurde; ferner daraus, daß der Universitätsfond, seine Schuld im Betrage von 73.500 fl., welche durch den Ankauf des neuen botanischen Gartens entstanden ist,in diesem Jahre abzahlen und datın einen Theil seiner Grundentlastungsobligationen verwenden muß, was einen Ausfall in seinem Zinseneinkommen verursacht. Von größtem Antreffe ist die Verwendung der Einkünfte des Universitätsfondes. Im Jahre 1867 betrug das Erforderniß der Pester Universität 238,582 fl.; der aus anderen Mitteln zu dedende Ausfall war somit 31,583 Im Jahre 1868 sind die Auslagen der Universität auf 459,410 fl. veranschlagt, so daß sich im Vergleich mit dem um 6000 fl. verminderten Einkommen des Universitätsfondes ein Abgang von 258.648 Gulden in Aussicht steht. Die Erhöhung des Erfordernisses unserer Universität Betrachten wir als eine sehr erfreuliche Thatsache. Dieses halte der, Professoren wurden zwar nicht erhöht, nur wurden einige Professoren in höhere Gehaltsstaffen vorgerühdt , aber die Errichtung von mehreren neuen Assistenten stellen, wird ihre wohlthätige Wirkung auf die Ausbildung neuer wissenschaftlicher Kräfte nicht verfehlen ; nur sollten die Gehalte der Assistenten etwas Höher bemressen werden, als sie fegt sind. wird hauptsächlich durch den Bau eines Bibliothekgebäudes und die Errichtung seines chemischen Laboratoriums verursacht, welche je 100 Tausend Gulden beanspruchen. Von dem Ausfalle des Universitätsfondes sind 200 Tausend Gulden in das Extrasorbinarium des Staatsbudgets eingestellt, 500 Tausend Gulden werden aber "das ordentliche "Staatsbudget belasten. Die noch fehlenden 8648 Gulden hofft, der Herr Kultusminister aus dem Mehrertrage ver jehr,mäßig, veranschlagten Einkünfte der Liegenschaften der Universität deben zu können. Die Mangelhaftigkeit in der bisherigen Verwaltung der Güter unserer öffentlichen Fonde leuchtet am Besten aus dem Umstande hervor, daß in den Jahren 1861—66 das Reinerträgniß der Güter des Religionsfondes durchschnittlich 37, , Kreuzer, jenes des Studienfondes( 99%), Kreuzer, jenes des Universitätsfondes 1 Gulden 14 °), Kreuzer per Dach betrug. Nach dem Voranschlage für 1868 werden die landwirthschaftlichen Güter des Religionsfondes bei , einem « Rohertrage von 4 fl. 94 fr. per Loch, einen Reinertrag von 2 fl. 24'/,, Fr., die Waldungen desselben Tondes bei einem Nohertrage von 2.51. 498), fr., einen Reinertrag von 36 °/,, fr. aufweisen. Noch erfreulicher ist die Erhöhung bei den lankwirthschaftlich bewirthschafteten Gütern des Studienfondes, mo neben einem Rohertrag von 6 fl. 14",, fr. eim Neinertrag von 4 fl. 801, fr., und bei den Landwirthschaftlichen Gütern de Universitätfondes, wo bei einem Nohertrage von 19 fl. 98%, fr. ein Neinertrag von 10 fl 82%, fr. per Joch in Aussicht steht. Das Land wird die Bestrebungen des Herrn Kultusministers ‚bezüglich der Erhöhung der Rentabilität dieser Güter, gewiß mit $yreube begrüßen. | RSS NERN re BF « E| Zur Lugemburger Frage. DU Paris, 25. Juni.’ Wan hat in jüngster Zeit viel von Madinationen und Intriguen im Sinteresse der französischen Amerionsbestrebungen in Luxemburg gelesen. Er ist mir gestattet gebeten, einen Blick in seinen Bericht zu thun, welcher an den Botschafter einer nicht betheiligten Macht gerichtet wurde "und der interessante und authenstische Auffeplüffe über diesen neuesten Schwindel gibt. Es stelt sich heraus, daß die französische Regierung, die Gesinnungen der Luxemburger fennend, diesen alleinewerten Kundgebungen fremd geblieben. Dieselben gehen von "einigen einflußlosen Spekulanten aus, die bei Frankreich Kapital aus ihren Bemühungen zu schlagen gefonnen sind. Die Bevölkerung verhält ‚is entschieden und ganz, energich ablehnend, und wie aus dem Berichte des augenscheinlich und unbefangen und aus unmittelbarer Anschauung urtheilenden Agenten unzweifelhaft hervorgeht, wollen die Luzemburger am Liebsten bleiben, wie sie sind, in ihrer Heinen Unabhängigkeit und sicheren Neutralität. Sie wollen von seinem Aufgehen in Preußen und noch viel weniger von einer Verschmelzung mit Frankiei etwas willen; dagegen wünscht man im Interesse, des Handels die Aufrechthaltung des Zollverbandes mit Deutschland. Sollte aber die Unabhängigkeit des reinen Großherzogthums zu erhalten nicht möglich sein, so würden die Bewohner es bei Weitem vorziehen, Belgien einverleibt zu werden. Alein wenn Staatreich vorläufig, seine Hand aus dem Spielen bat bei den Vorgängen in Luxemburg, so soll damit niet auc) gesagt sein, daß es nicht anderweitig bestrebt ist, Deutschland ein Barol zu bieten. Wir haben im Gegentheile von diplomatischen Schadungen zu melden, welche den Widerspruch zwischen der amtlichen Friedenssprache und der in militärischen „und font dem ‚Hofe nahestehenden Kreisen vernehmbaren Kriegäußerungen: beleuchten. Wie mir aus gut unterrichteter Duelle versichert wird, sind die Verhandlungen zwiscen Frankreich, Belgien und Holland über den Abschluß einer Handels- und Militäreinigung so weit gediehen, daß man die Unterzeichnung des betreffenden Vertrages für so gut wie ausgemacht ansieht. Sa man geht von gewisser Seite her so weit, zu behaupten, der Vertrag sei bereits unterzeichnet und man warte mit dessen Veröffentlichung bloß auf einen geeigneten Zeitpunt, d. h. wo. die Anndmachung dieser Vereinbarung nit mehr vermieden werden darrt. "Sie willen, es ist fon oft von der Existenz dieser Verhandlungen und vom deren günstigem Ergebnisse die Rede gewesen und die betreffenden Nachsichten sind eben son oft, als unbegründet, widerrufen worden, " und: es sollte us nicht Wunder nehmen, an diesmal einem söldchen Widerrufe zu begegnen. Meine Mittheilung ist jedoch aus so guter Quelle geschöpft, daß ich ruhig einer späteren Bestätigung meiner Behauptung entgegengehen darf. Die hiesigen Staatsmänner machen geltend, daß die Cins ftenz einer solchen Union eine Bürgfast für die Erhaltung des Friedens abzugeben geeignet ist. Sie geben aber auch zu, daß dieselbe unter gemiissen Umständen den Ausbruch des Krieges beschleunigen könnte. Zur Tagesgeschichte. Bett, 29. Suni, Die Bolitit ruht, die Diplomatie feiert.Diese wenigen Worten enthalten ein vollständiges Bild der gesammten Situation. Medrigens sprechen sich fast alle Berichte dahin aus, es werde im Herbst ein besto, wegeres Leben sein. So melden Pariser , so Berliner, Korrespondenzen. Aus leiterer Stadt schreibt man uns heute: „Personen, die in bekannten Beziehungen zum hiesigen auswärtigen Amte stehen, wollen willen, daß neuestend zwischenbhieund Bari ein Kreenaudtausch über den Zustand Italiens gepflogen wurde Die Eventualitäten sollen ins Ri gefaßt worden sein, welche eine neue Aktion grant reiche in Italien, das nicht mehr Herr der Situation ist, erfordern würden. Das französische Kabinet verfolgte bei den Pourparlers offenbar den Zweck, sich über die künftige Stellung Preußens zu informiren. an deutet jedoch am, daß sich der Unterstaatssekretär Here. v. Thile, der Vertreter Bismarcks, dem französischen Repräsentanten gegenüber sehr reservirt verhielt und fügt hinzu, daß eben diese Reserve Preußens seine Stäte gegen Stanfeeig bilde ; denn dieses sei nicht von dem Gedanken frei, Daß zwischen Preußen und LEN eine neue Allianz; zu Stande kommen öine" Die Beiwohner der Tuilerien sind ordentlich tidbllisch geworden und hebt ein Pariser Berichterstatter hervor, wenn man bein Leben am französischen Hofe fett zusehe, da sollte man meinen, man sei in die ersten Zeiten, der Megierung bed guten Louis Philipp zurückverfegt, als Derselbe mit dem Negenschirm unter dem Arme ganz gemüthlich spazieren ging. Aus ‚Belgrad ‘und, über die dortige politische Situation liegt wenig Neues vor... Auf eine Sinterpellation Griffithe im englischen Unterhause erwiderte Lord Stanley : England sowie die anderen Mächte vermeiden jede Einmischung, in die serbische Fürstenwacht Duffs Interpellation bezüglich der Aeußerungen: Disraeli’s beim Citybanfet über die auswärtige Politik der früheren Regierung veranlaßt, eine Konversation.. Disraeli, Colrane und Low. Stanley beziehen die Worte des Todes auf Lord Rufferll, nicht auf Lord Clarendon, Layard vertheidigt Ruffell. Glapdstone verdammt Disraeli’8 Selbstbelebungen. Der ministerielle „Drobe" macht, in’ Bezugnahme auf die Interpellation von Grant Duff. Fein Hehl daraus, "bag Lord Clarendon , bei der Bildung des fekten Torpfabinettes durch Lord Derby durch diesen aufgefordert worden ei, das Portes feuille des auswärtigen Amtes "zu behalten, sieht aber Ders ein, warum deshalb Disraeli Anstand nehmen sollte, die nicht waltung Lord Stanley’s ihrem ganzen Verdienste nach zu wirdigen. Der „Independance" wird in dem Schreiben eines Frankfurter Korrespondenten das Geheimniß der Sendung des Prinzen Napoleon nach Wien enthüllt. Darnach hat die Veränderung,welche vor einiger Zeit im Kriegsministerium zu Darms ftadttattgefunden hat, der französischenegierung die Augen über die wahren Absichten der preußischen Politik geöffnet. Diese Politik „gehe darauf aus, Süddeutschland ftüchweise mit dem norddeutschen Bunde zu vereinigen. Von Seiten Babeng sei man bereits zum Anschluffe geneigt, und. in.Hessen-Darmstadt hätten Hochgestellte Personen Sympathie für denselben. Die Absorption dieser Länder steht also bevor, und, die von Bayern und Württemberg könne dann auch nicht Lange ausbleiben. Dies sei die Veranlassung der Mission des Prinzen Napoleon nach Wien. Hiezu bemerkt eine offizielle Berliner Korresponsenz Folgendes : «s Dazu«adöendance««miteteikte «'", eine subjettive gibination besen a Aas ungige Punkt richtig ist, das Baden zum Aufhluch geneigt it, und in DEN a teen an einflußreicher Stelle Sympathien dafür bestehen. Je Veränderung im Darmstädter Kriegsministerium konnte für die französische Regierung nichts Auffällges haben, da sie sich vollkommen aus dem Verhältnis der hessischen Division zur Armee des norddeutsen Bombes erklärt; Dieses Verhältniß verlangt gebieterisch die gleiche mäßige Formation der heffischen Division, wie die der norddeutschen Bundesarmee. Da sich der heistiche Kriegsminister einer solchen Formation entgegenstellte, so war nichts natürlicher,als daher von seinem osten entfernt wurde. Die Alokution des Papstes macht in der gesammten politischen Welt außerordentliches Aufsehen ; nichts bester weniger ist allgemein die Ansicht verbreitet, "es werde die schroffe Halstung. Rom’8 wetter seine folgen Haben, Oesterreich werde uns besürdert um Rom auf der betretenen Bahn vorwärts gehen. Nationaltheater. „Zrinyi“, Oper in 5 Aufzügen von August Ritter v. Hdelburg, (von einem zweiten Berichterstatter.) © Der Herr Verfasser wird und gestatten, sein Wert trug dem Theaterzettel nicht „Tongemälde“ oder „Tongedicht”, sondern einfach Oper zu nennen, troß dem er auf, die obigen Benennungen zimlic großes Gewicht zu legen scheint und ihnen sogar eine erklebliche Seitenzahl in dem zum Texte geschriebenen Prologe widmet... Ein solcher Prolog wird nämlich den Ziwed, den ihm der Verfasser vorgesteht, niemals erreichen ; er wird Publikum und Kritik nie dazu vermögen, den Prisvatansichten des Berfassers zu Liebe den allgemein giltigen, oft erprobten Maßstab wegzumwerfen, und das Werk ausschließlich und allein von jenem Gelihiäpunkte aus zu betrachten, werden der Autor beszeichnet und begrenzt. Mag das Wort „Zongemälde“ den Intentionen des Kompositeurs tausendmal besser entsprechen als der herkömmliche Ausdruck, nie wird er das Publikum hindern, das Werk anders denn als Oper zu beurtheilen und einen andern Maßstab daran zu legen, als wen es an historische Opern zu Segen gewohnt ist. Wir wollen mit dieser einleitenden Betrachtung durchaus keine unnüge Wortllauberei treiben. Es ist dies nur ein Beispiel zur 30 ftration des Sages, den z wir bei Beachtung der talentvollen Komponisteure empfehlen möchten. Ein Werk wird nie originell — doch eine Vorrede. Es gibt gewiß oft Kunstwerke, welche von der Bahn bed .Gewohnten Fahn abspringend, die Kritik auf neue Standpunkte drängen und mit einem neuen, eben nur ihnen entspreenden Maßstabe gemessen werden wollen. Sole Werke aber tragen die Berechtigung dieser Forderung stets in sich; sie zwingen der Kritik den neuen Maßstab selbst in die Hand und bedürfen dazu keiner Vorrede, in welcher das Publikum höflichst gebeten wird, beim Anschauen oder Anhören des Werkes das Auge oder tag Dir so und so zu halten oder sich dabei an Diefes oder Sened zu erinnern. Ein solcher Prolog hebt die vorhandenen Vorzüge nicht deutlicher hervor, und er weikt dort, wo er Schattenseiten im besserem Lite erscheinen lassen möchte, den leivigen Verdacht, der ganze Prolog sei eigentlich ein Ehpildo, der nachträglich die Schwächen des Stückes mit ästhetischromantisgen Flosseln zu vertuschen berufen ist. Aehnliches muß Einem wenigstens einfallen, wenn man auf der 12. Seite des Prologes den Verfasser dies nicht entwidkeln sieht, „in einem historifgen Tonwerke dürfe, was die Verkettung und den Ablauf der Handlung bitrifft, stets weniger Aktion sein, als in heiteren oder fomischen Opern. In jenem muß immer der erhabene Ernst überwiegen "und „die tragischen Momente sich zu großartigen Tongemälden hervorwölben." Wenn man diese Zeilen nach dem Anhören der EM TieR, so kann man sich unmöglich bes Gedankens erwehren, der Verfasser habe diese meise klingende, im Grunde aber total sinnlose Brafe erst dann geschrieben, als er bereit wußte, daß seine Oper an dem organisen Leiden "der vollkommenen S Handlungslosigkeit, wenn nicht zu Orunte geben, hoch den größten Theil ihrer Kraft verlieren werde; «Undvanngt nun Gott sei’g geklagt!—weder Prolog noch Epilogx das Publikum hat konstatirt und die Kritik muß es verzeichsnen,daß die Handlung in diesem fünfaktigen»8ringi«erst mitumwitterliich beginnt und auch dahinter den Koulissen.Die erste Szene,in der auf der Bühne wirklich etwas geschieht, ist der Gelbitmord des Alapi im 4.Akt;außer dieser enthalten nur noch die ersten drei Szenen des legten Aktes einige Aktion.Während der anderen4 vollen Akte bildet die ganze Oper nichts als eine Reihe von Musikproduktionen,deren musikalischen Werth wir später besprechen,die aber,selbst von einem Beethoven herrührend,in dieser extensiven Fülle,bei solchem Mangel an bedeutenden Situationen,bei solcher absichtlichen Beimeisdung eines jeden Konfliktes,so sicher und zuverlässig die Langweilerei bäten müssen,wie der gerötete Morgenhimmel die Sonne.Mantuas über die Aufgabe der Opernmusik wie immer denketh man mag sie vorwiegend zum Ausmalen und Verstanlschen bereit;fertiger Situationen,man mag sie für den geeigneten Stoff zum Ausdrucke der vollen dramatischen Lebens und Handelns haltenc nie wird man bei einer »Schau-Musik««,wie es dieder ist und bleibt,einer dramatischen Entwicklung der Situation vor den sagender Hörern ungestraft aus dem Wege gehen«Eine solche Schätzungverhandlung beschneidet dem Genius im voraus die Fittiche,bannt ihn in das undankbare Feld der Detailarbeit»statt des,,erhabenen Ernstes«überwiegt die erhabene Langweile,und anstatt daß,,die tragischen«Momente sich zu großen Tongemälden hervorwölbten««,zerfällt dag eine große TongesmälderelcheB die Oper bilden sollte,höchstens in einzelne»tragische Momente.««Ein Ganzes mit Steigerung,Grundton,Styl und Charakter,eine Schöpfung überhaupt,wird bei solcher Behandlung des drsmatischen Stoffes unmöglich. Es thut uns herzlich leid,diesan ebler so schonungslos darlegen und darin ein organisches Gebrechen konstativen zu müssen,welches dem Werke das Leben Tosten kann. Er thut uns dies um so mehr. leid, als die Oper Vieles, sehr vieles, enthält, was lebenswerth und in besserem Rahmen,des Fortlebens sicher ist. In dem musikalischen Theile der Oper zeigt sich und ein Komponist, den weder die Muse no der Genius ernst männlicher Arbeit je verlassen hat. Der Tons dichter des „Hrmpi“ hat eine Fülle, von Gedanken, umb die meisten derselben nehmen den Slug nach der Höhe. Er hat all ein rgang ats bares Vermögen an muffalischem Milieu, ums thiefes, sowie ernster, unermüdlicher Wille prägen sich in seinem ganzen Werke, selbst in den minder gelungenen ‚Partien deutlich aus. Das Streben nach der künftlerischen Einheit ist ‚stets sichtbar, wenn es auch bei der unglückkichen Grundlage des Ganzen nur von Erfolg gekrönt werden kann. Das Streben selbst aber finden wir ausgeprüht in dem tiefen und gesfühlswarmen Ernst der Musik, dem freilich in Momenten gewaltiger Reidenschaft manchmal die Stimme versagt. Am besten gelingen die Momente frei ausbrechender, idealer Begeisterung, deren Ausströmen seinem Sindernisfe begegnet und daher nicht zum Konflike wird. In dieser Beziehung ist das Finale des zweiten Aktes — der Glanzpunkt der Oper — ebenso starf wie warm empfunden und mit padendem Effekt ausgearbeitet. Tief und rührend ist das Duett in der zweiten Szene desselben ‚Altes. 3rinyis Tochter malt si in den Armen der Mutter das zukünftige Glüd aus, das sie mit Yuranid genießen will. Auf diese rosigen Aussichten werfen die späteren Ereignisse ihre trüben Schatten bereits voraus und dieses Farbengemisch ist in dem Duett ergreifend versinnlicht. Wir könnten eine Menge solcher Einzelheiten erswähnen, welche das ""Bubliftum wiederholt zu Beifallsfalven binriffen. Die Instrumentation ist eine fleißig und gründlich gearbeitete. Der Komponist versteht es, das Meer des Orchesters im feinen Tiefen aufszuwühlen, und nur bei einigen Marcia’s solien und die Instrumentattion oberflächlig behandelt. € 3 läge und hier noch ob, unsere Meinung über die „neue Schule” zu äußern, «welche der" Komponist nach dem zu mehreren Mal ‚ Ien’erwähnten Prolog "in aller Bescheidenheit gründen möchte. Der Romponist hält es für ungerecht, , daß man nur eine französische, deutsche und italienische Schule anerkennen wolle. Jede Nation habe ihre Wolfs: und Rationalmufif, : in der die Summe: ihrer Dent: und Gefühlsweise si offenbart. " Diese Nationalmufik sei daher bei jeder Nation, alser nicht nur bei der französischen, italienischen und deutschen Nation besichtigt. Dabei soll, sie, er ‚aber nicht ausschließlic sein. Allgemein menschliche Empfindungen vertragen im mustialischen Ausdruckk die nastionale Färbung nicht. (Hiebei wäre nur zu bemerken, daß die wahre Kunst immer nur allgemein menschliche Empfindungen zum Anspruche bringt.) Mit der Anwendung des nationalen Kolorites müsse man aber kosmopolitisch umgehen. Man dürfe nicht Türken, die in einer ungarischen Oper auftreten, mit ungarischer Nationalmusik charakteristren und umgelehrt u. |. w. Wir müssen gestehen, daß wir dieser Abhandlung — selb,t wenn und Raum und Seit dazu gegeben wäre — durchaus nicht folgen köns nen. Das Ganze ist so sehr für diese eine Gelegenheit ausgebüftelt es alt so sehr speziell, für den „Arinpi“; geschrieben, daß er spärigt wäre, allgemeine Wahrheiten darin zu suchen. Der Komponist wird fig mit dem Zeugniß begnügen, da er ‚nationale Motive mit Berständs ni. benugt und ausbeutet, ohne daß er jedoch gelänge, damit ein neues Element zur Verdeutlichung der individuellen Charaktere zu beschaffen. Wir möchten, bevor, wir und von dem Werke zur Darstellung Wenden, wo konsiativen, daß. umsere, Kritik den Komponisten, strenger behandelt, ald tag Publitum.. Auch dieser konnte zwar der ermüdenden Gewalt fünf altlongarmer Akte nicht widerstehen, aber folgte mit Aufmerksamkeit und Antereffe den einzelnen Gesangsnummern und tief am Schluffe, fast, jeden Mftes, ja auch während den Bmifchennerewandlungen stürmisch von Komponisten. Die Aufnahme’ war im Ganszen eine sehr ehrenvolle, und es läßt sich hoffen, daß die Oper bei entsprechenden, das will fagen , sehr bedeutenden Kürzungen, eine ableis bende Bereicherung unseres Repertoire bilden werde. Gott verzeih ihm. " Die Darstellung war eine sehr eifrige und gerundete.Die Schwäche der Chöre abgerechnet,hatte"unsere viel geschmähtedper einen wahren beaujour,Voranstand Frau Paulie Helene),die heute die besondere Zärtlichkeit für ihre stimme bei Seite legte und in einzelnen Rummern das Publikum entzückte.Herr Kößegley als Solimau, Herr Simon als Zyinyi erzielten ebenfalls zahlreichesehvorruftzuur gab Ersterer den alten Löwen Solimau manchmal zu bestialisch.Besonders bei Stimme waren Herr Ellinger(Juauich)undeBsoborfi (Ilapi),der diesmal ausnahmsweise nicht besser wurde.rlsotsit verdient ebenfalls rühmende Erwähnung. Der junge Tenorist Herr Hajöz hatte in der Rolle deki Ugha Geleg mbM seine hübischestimme bewundern und seinen großen Mangel an Beweglichkeit bedauern zu lassen.Sehr bedenklich wasser- Kaczvinßtvez gehört wirklich ein böses Herz dazu,die Qualen des guten Mannes so zu belachekh wie es das Publikum that,aber das Publikum hat nun einmal einbesesselt und darum bäte die Direktion gut daran,bess er zu KaczvinskyJus verschonen.Anselbst sem Abend erlebte man auch das Wundey den Tenor des Herrn Kabay zuhören.Er saß in eine meurme und verkündigte Mittagszeit,und Allee staunt die Naturerscheinung an. Die Wiederholung der Oper,welche wir vor Abgabe unseres Urtheiles abgewartet,wies weder bezüglich des Wertes selbst,noch was die Darstellung betrifft,eine neue Seite auf Höchstenz ist zu bemerken , daß das bei der" ersten Borstelung nur halbgefüllte Haus bei der Reprise in allen feinen Räumen sehr gut besucht war. _ Die Ausstattung der Oper ist eine sehr geschmachvolle ; dirigier k wurde biefelbe tadellos von Herrn Huber, dud über den ungarnen Terz wolten Wir einige Worte pererett ; aber es wird genügen zu Tonstatiren, daß der Weberfeker hie rdrei Worte; ,Soliman bes Grobe" fo wiebergibt : „Sollman, a nagy.? En 2 °