Pester Lloyd - Abendblatt, Juni 1868 (Jahrgang 15, nr. 126-147)

1868-06-02 / nr. 126

II ieuaag,2»-Juni. Er. 126. (Bie etmjelne Munımer Ioiet 4 Pe. B. MM.) Yet, 1868. ester Lloyd. | DriginaDdepelchen des Pefler Lloyd. Szegedin, 1. Jun. Original-Tele­gramm.) „Szababelon­ Kör­ fonstituirte­n sich heute mit 519 Mitgliedern. Präsident Optron Beh hielt ein­e beifällig aufgenommene Rede, worin­ er den Umtrie­­ben der Demokraten gegenüber den unermüdlichsten thä­­tigen Fortschritt auf der betretenen Bahn der Arbeit und des Schaffens betonte. Auf dem glänzend ausgefallenen Bankett brachte Ostrovkov den ersten Zonft auf den Kö­­nig, die Königin, die fünfgl. Kinder. Nebner hob hervor, daß, wenn der 1867er Ausgleich seine anderen Segnun­­gen gereift hätte, ale das wiederhergestellte Vertrauen zwischen dem Fürsten und der Nation, so müßte die Na­­tion sehon dieserhalb innige Liebe und Dankbarkeit von Borkimpfern des Ausgleichs bewahren. Der zweite Toast galt Franz Deut, vom Weisen des Vaterlandes, der dritte den Ministern, die sich, wie der Nebner Molnär mit Hinweisen der Begeisterung hervorhob, ebenso in den Zeiten des Kampfes, als recht zur Zeit der ruhigen Ar­­beit, als gute, unwandelbare Patrioten beiwiesen. Der vierte Toast galt dem Geschichtsschreiber Horváth. Redner Rabb. Löw ffizierte mit seinem Quafte hier poli­­tische Lage des Vaterlandes. Die Gäste folgten mit ge­spannter Aufnterfsamkeit den zündenden Worten des Ned»­ners und nahmen besonders beifällig die Bemerkung auf, daß die Politif der gegenwärtigen Majorität von allen Geschichtschreibern Ungarns gerechtfertigt wird, und daß die entgegengefeite Richtung noch seinen Geschichtsschreiber gefunden hat; wenn also «alle Kämpfer des Sortiehrit­­tes fn der jetzt befolgten Politik anschließen, so­­ müsse jeder Zweifel an der Nichtigkeit derselben sehlwinnen. vr­den, 2. Juni. An der heute stattgefundenen Ziehung­ der 1864er Lone wurden nachstehende Serien gezogen : "Serie, 1751 Nr. 71 Hauptreffer; Serie 491 Nr. 11 gewinnt 25.000 fl. ; Serie 30 Nr. 70 gew. 15.000 fl. ; Ser. 2691 Nr. 58 gem. 10.000 fl. ; Ser. 491 Nr. 86 gew. 5000. fl..... Ser. 2691 Nr. 93 gew.: 5000 fl... Weitere gezogene Serien : 1330, 2271, 3396, 3413. Brüsfel, 2. Juni. »Die beunruhigenden­­ Ge­richte über «den Gesundheitszustand des Thronfolgers wer­­den dementirt. . Der­ Thronfolger befindet­ sich bereits auf dem Wege der Besseiung. Paris, 2. J­uni. Der „Constitutionnel” demen­­tiert die Nachricht betrefft der „Verhaftung, von drei individiter“ in Rouen wegen eines beabsichtigten Asten­­tes auf den­ Kaiser. Honen, 31. Mai. Der Kaiser hielt bei der landwirth­­schaftlichen Anstellung zwei improvisirte Ansprachen; die erste Ansprace an den Maire konstatirt die überstandenen Leiden der industriellen und Nberbau treibenden Bevölkerung und drüht die Hoffnung aus, das sie beendigt seien ; die zweite Ansprache an a eekinnt sagt : Trennen wir niemals die Liebe zu Gott Petersburg, 31. Mai. Das „Journal de St. Peters­­bourg“ dementirt Die von der „Korrespondance de Nord:Est” ges­prachte Nachricht, daß der russische Konsul in Bukarest Instruk­­tionen zur Unterftüfung Bratiano’s erhielt, und daß ‚das ae Kabinett beschlossen habe, das ‚Ministerium. Bratiano zu halten. Mlerandrien, 30. Mai. Der österreichische General fonsul hat im Namen des Kaisers dem Thronfolger in Gegen­­wart des Vizekönigs den Großlorden des eifernen Kronenordens in­ feierlicher Weise überreicht. Der Brzefönig dankte dem General­­t­onful. Donnerstag hat auch der Thronfolger den Generaltonful ersucht, oderselbe. möge dem Kaiser seinen achtungsvollen Dant bekanntgeben. Washington, 30. Mai. (Rabeltelegramm.) Grant hat seine Ernennung zum Präsidentschafts­ Kandidaten Seitens der Konvention von Chicago angenommen. — Johnson ernannte Shofield zum Kriegssekretär, der Senat bestätigte denselben. Newport, 21. Mai. (Ver Dampfer „Deutschland.”) Man versichert, daß die Ampeachementsleiter in der Repräsentanten­ fammer Daten zu­ einem neuen Anklageartikel­ sjammeln. Wien, 2. Juni, 10 Uhr 40 Minuten. Borbörse, Brenitaltien 184.30, Horbbahn —, Staatsbahn 253.9­, 1860er 81.90, 1864er 84.50, Rapob­and’or 9.30, Steuerfteig —, sombarbden 175.90, ungarische Kreditaktien —, Franz Yoseph 3. Bahn —, Fünflichner —, Anglo-Hungarian —. Sehr fest. gondon, 2. Juni. (Getreidemarkt.), Weizen­­rüdgang 2-4 Scillinge, Gerste 1 Sch., Mehl 2 Sd4., Hafer 1 Eirpence. Beft, 2. Juni. — Von verläßlicher Seite geht uns folgende interessante, die Zeitverhältnisse charakterisirende Mittheilung zu: In Folge des allerhöchsten Gnadenastes, mit welchem jene ehemaligen Ef. Offiziere, die im Jahre 1848 aus dem Verbande dieser Armee schieden und sich an dem ungarischen Freiheitskampfe be­theiligten, bezüglich ihrer Verfolgung durch den Pensionsbezug rehabilitirt wurden, sehen sich die betreffenden ehemaligen E. Tt. Offiziere genöthigt, in den Resis von sogenannten Dien­st­­tabellen zu­ gelangen, wodurch sie den Anspruch auf die ihnen von Sr. Majestät­ gewährte Pensionsversorgung nachzu­­mweifen im Stande sind. Derlei Diensttabellen müssen natürlich sehr genau sein und es war eine der schwierigsten Fragen, wie der Austritt solcher ehemaligen Offiziere aus dem Stande des Truppenkörpers, welchem sie angehörten, zu Konstativen sei. Die Herren Tt. Tt. Regiments-, beziehungsweise Bataillons-Komman­­danten, welche um Ausfertigung solcher Diensttabellen angegan­­gen wurden, haben nun den Austritt der betreffenden ehemali­­gen Offiziere dadurdh am richtigsten zu bezeichnen geglaubt, ins dem­ sie sich des Anspruches bedienten: „um 1848 in das ungarische Rebellenheer übertreten.” Natürlich konnte eine derartige Anspruchsweise unter den geger­benen Verhältnissen und zu dem beabsichtigten Zweckk auf einem amtlichen Dokumente nicht unbeachtet bleiben und der Intervent­­ion ihres Ministerpräsidenten Grafen Julius An­hräsfy, melcher in seiner Eigenschaft als Landesvertheidigungsminister die Entscheidung Sr. Majestät anrief, ist es zu danken, daß über allerhöchste Weisung in den mehr erwähnten Diensttabellen der Austritt solcher ehemaligen f. #. Offiziere nunmehr mit dem O Wfen, 1. Juni. Die Nachricht 0­3 „Bester Lloyd” von dem Empfange des Generals Türr, bei Sr. Majestät is­t hier nicht ohne Interesse aufgenommen worden. Man glaubt hinter der ansprucslosen Form, mit der die Nachricht im Hin­­tergrunde des Nötigenraumes in ihrem Blatte erschienen ist, eine Shäatfade von­ politischer Tragweite vermuthen zu dürfen und ist geneigt, die Audienz des General mit der Orientreise des Prinzen, Napoleon in einen fachlichen Zusammenhang zu bringen. An Abgeordnetentreffen, deren Nationalität ih) biegmal nicht näher bezeichnen zu müssen, glaube, wil man ganz bes­­timmte Kenntniß davon haben, daß Bolen einen Stoff der Unterredung zwischen St. Majestät und dem General gebildet habe. In diesen Kreisen dreht sich wohl alles Trachten und Denken um Polen und mag daher auch die angeblich „bestimmte” Nachricht aus Pest, über die Audienz vieleicht mehr nur auf eine in dem subjektiven Wunsche­mwurzelnde D Vermuthung fich) redus­ziren. Auffällig ist, jedenfalls die Audienz gerade in diesem Aus­genblide, so die Reife des Grafen Blater, (verfelle, befindet I augenblidl­. in MBeft. D. A) der nunmehr in sicherer Aus­sicht stehende Besuch des Prinzen: Napoleon, ferner: die jüngste Enunziation des Fürsten Czartoryski, zusammengenommen Alles auf eine Bewegung im Lager der polnischen Emigration hinzu­ deuten scheint, einem Parteilager, zu welchem der­­ so zu sagen dem Brennpunkte der evolution entstiegene General P­iktor Emanuels befanntl­, von jeher intime Beziehungen unterhält. Die folgige Art und Weise, in w­elcher die jüngste Nummer der „Wiener Zeitung” die in Gumbinnen aufgetauchte polnische Alarmente ablaut und dieselbe ohne diplomatische Bhraje in die Rubrik rufsischer, Umtriebe verweist, it wohl nicht geeignet, ‚die angedeutete Beurtheilung der Audienz Fürr’3 in ihrem Wesen abzuschwächen. 34 beschränfe mich, darauf, Ihnen hiermit: eine Tagesmeinung, ganz objektiv vermittelt­ zu­ haben. Sie selbst, von Versonen und Verhältnissen näher, werden wohl besser in der Lage sein, deren inneren Werth zu beurtheilen. A Wien, 1. Juni. Durch die Blätter macht aus dem „Memorial diplomatique” über die Mission des Herren v. Meys­senbug nach Rom ein Wiener Brief die Runde, welcher neben einer Reihe anspruchslol aufgepugter Enthülungen längst bes­pannter Dinge die Meldung bringt, Herr v. Meysenbug habe dem Papste die formellste Versicherung zu geben, die österreic­hische Regierung sei fest entschlossen, über die soeben publizirten konfessionellen Gejege hinaus durchaus seinen Eingriff in die Nechte und in die Interessen der katholischen SKirche zu gestatten, sondern die übrigen Anordnungen des Konkordats genau zu bes­obachten. Eine Versicherung der gedachten Art — betrachten Sie das als positiv — ist nicht gegeben worden und hat auch Mir gegeben werden können. Es it möglic und sogar wahrsceinlich hab die Geseßtgebung auf­ konfessionellem Gebiet zunächst ihren Abschluß gefunden hat. Aber das Recht der staatlichen Gefeßge­­bung kann nur doch die Verfassung und dur die in der Ver­­fasstung der katholischen Kirche ge­währleisteten Rechte begrenzt sein ; innerhalb dieser Grenzen­ ist es, ein absolutes und, unbes­chränktes, und irgend eine Versicherung, welche ihm andere und engere Grenzen ziehen wollte, würde sich einfach in Gegenfaß zu der Verfassung fegen. “Die staatliche Gefeggebung, mit an­­deren Morten, wird vielleicht dor der Hand nicht weiter gehen, aber sie kann es, biß an die gedachte Grenze, unbe­dingt, und sie darf sich dieses Könnens­ nicht­ begeben. Die Unveräußerlichkeit der staatlichen Gefeggebung steht es war nic it der einzige Rechtsgrund gegen die Geltung des Konkordates. Daß übrigens der päpstliche Nuntius einen feierlichen Protest Beat die konfessionellen Gesebe bereit übergeben habe, st eben v untichtig, wie es als zweifellos gilt, daß ein solcher Protest nicht ausbleiben werde. Der Chef des Preßdepartements der Reichskanzlei Hofrath v. Falke ist auf einen Monat in Urlaub gegangen und Sets­tionstath dr. Schmidt führt statt feiner die Geschäfte , von jener asmus. zum Vaterlande. CS bericht ungeheuerer Enthu­­6 Die Tätzen der Liebe.*) Noman von Moriz Jókai. — &o bilt bis ex zuleßt vor Dame und Weib, s. 2 Der­ einzige Bewohner des Hauses endlich einmal Y Hammert, in höchster Extase holt: „endlich einmal!” der Neide kommt rafenbewachsenen. Hofe entgegen ; _ die Rosensträude Seidengewand der dahin rauschenden Dame fest, ihr jagen , bleib, hier, geb nit weiter! Mann, Welche Schwärmerei, hingereihten ganzen Leib, herab achtet der Dornen nit, mögen sie ihr Kleid zerreißen, sondern beeilt sich, den Schleier aus dem Gesichte in diesen wenigen Worten. „Endlich einmal!" Und dann küßt er bis zurücdufchlagen den Schleier hindurch geht das Aroma des Kufses verloren, weißen Hand und einzeln jede Fingerfeige; und dann den — Halt du mich erwartet ? — D wie lange erwarte ich dich schon ! — Und glaubst du jeht schon, daß ich hier bin ? — 939 glaube zu träumen. Die Dame seh ein elektrisches Lachen vernehmen. Ha, da, da! Welch’ schöner Traum. Strauch, Blumen und Wald­­einsamkeit, Alles ist hergeträumt : Du an meiner Brust, ich an der deinen. Und niemand weiß, was wir träumen. Nur der Wald, nur die Büssche, das sind aber verfehlb­er­gene Zeugen. Alles verkündet hier Liebe: Bäume und Kräuter duften Liebe Biene und Käfer summen Liebe, und alle Sänger des Waldes singen nur von Liebe und erfüllen mit ihr die Lüfte. — Wie schön du bist! o wie anbetungswürdig schön ! Sieh mich nit an, lächle nicht, denn du töbtest mich. — Wenn es bei mir stünde, würde ich dich jeden Tag töbten und jeden Tag neu beleben, damit du tobt feiert, so lange ich dich nicht sehe. — D­­ich schwöre dir, daß ich tobt bin, so lange du mich nicht siehst. "Ich bin eine kalte Bildsäule, die nicht lebt. Du nimmst meine Seele mit dir fort. D gib sie mir zurück, gib sie mir vielfach zurück ! Und die Dame wußte, wie sie die geraubte Seele zurück­­geben solle. Und dann die Hände über dem zurückgebeugten Kopf, den der Arm des Geliebten hielt,, zusammenfaltend , blickte sie mit hoonnestrahlendem Gesicht in den blauen Himmel. — D, wie schön wäre biese Welt, wenn darin nichts wäre als Bäume, Blumen, Vögel — und wir beide. D, „wir beine !" — Und eine ganze verwünschte Welt steht beständig zwis­chen uns. — Aber wir rächen und an der Welt. Eine furchtbar schöne Rache ! deren Name : Liebe. Der junge Mann flüstert süße Worte der Dame in’3 Dhr, sie nicht südgelne mit dem Haupt ; jeder Nerv in ihr hört diese Worte und jeder Nerv empfindet ihre Süßigkeit ; ihre Hämne zerpflüden die Blüthentrone eines Maßliebehens : „er, liebt mich, er, liebt, mich nit” — wenn die Blume Recht hat , muß er es ihr mit einem Kuß bekräftigen, wenn nicht, muß er mit zweien je Lügen strafen. 9008 er ihr nur zuflüstern mag ? — Ich zürne dir so sehr, wenn ich dich von ferne sehe und du bist mir überall fern, wenn wir nicht allein sind Andere sprechen mit dir, nähern sich dir mit Worten, melde Dir ein Lächeln entladen ; sie begleiten dir reihen dir ihren­­ Arm und ich darf ihnen nicht zurufen: fort von da! diese hier ist mein und Teined Anderen ! — Genug, wenn du weißt, daß dies wahr ist ! erwiederte die Dame, indem sie aus ihren strahlenden großen Augen ihm einen die Sinne bestrichenden Seitenblick zuwarf. — Aber wie weit ist er wahr ? Die Dame late und sagte : — D­­es großen Thoren, der, wenn er schon die wort hat, fragt ! — 3ch weiß, daß ich ein großer Thor bin. Du aber, hast dich darüber nicht zu wundern und wenn dcu einmal hieher heraus tommst und mich dort an jenem schönen Baum aufgehängt sindsst, so mwundere dich an darüber nicht, denn ich werd unwahnsinnig, wenn ich an dich denke und wenn ich ‚in Geselle­nchaft mit dir zusammentreffe, tobt eine Legion rasender Teufel in meinem Herzen. Die Dame belohnte und strafte diesen Ausbruch seiner Gefühle mit einem muthwilligen Lachen. — G Siehst du, warum behältst du dein Herz bei mir. Wenn du es mir ließest, ich würde besser darauf Acht geben. — Du würdet davon in Brand gerathen, wenn du es bei dir trügest. — Und siehst du nicht, wie­ ihr schon: brenne ? ! prief die Dame aus und jeßt lachte sie schon nicht mehr, sondern ihr Gesicht nahm die Farbe jener brennenden Dornröschen an, die selbst vor dem Sonnenstrahl sich verstehen. — Leib und Seele brennt um , deinetwillen. Ich stürzge mich in die Flamme, wie­ der Schmetterling in die brennende Kerze und achte es nicht. (dortfegung folgt.) du — Gie aber da! ruft welche Seligkeit ihr auf dem halten das als wollten sie — denn dur und Wonne liegt ihre Füße um: ihr auf dem Boden liegend, der junge nah alle Finger der ihm zum Saume des Kleides, der Leidenschaft Tehluchzend wieder ] ] | Ants =) Huffegung aus Ar. 125.

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