Pester Lloyd - Abendblatt, Mai 1869 (Jahrgang 16, nr. 99-121)

1869-05-08 / nr. 104

4k2»-«--. 14 § «··, -«-.. -—.....Jk--.. 69. — tr. 104 Ary ES PESTER (Die einzelne Nummer Toftet 4 Er. 5. $5.) a AN - Samstag 8. Mai. use­rt ERBE ie BES EL eme een au Bern, 8. M dessen Anhänger aus den italienischen Grenzkantonen aus­­gewiesen. Vukapest,7.Mai.Fürst Kar­l ist heute zurückgekehrt und geht morgen in Begleitung seines Bruders Leopold nach Bukarest,um die Kammer persönlich zu eröffnen. Florenz,8.Mai.Die heu­tige«Opinione«versichert, daßMenabrea,Digny,BertoleideibottiimMinistcriuni« verbleiben.Ferraris ü­bern­­m­mt Inneres,Ju­stiz wurde Mi­­rabelli angeboten,Moldina erhält das Portefeuille des Un­ter­­richtsm­inisterium­s. Wietz­ 8.Mai.(Vorbörse.)Kreditaktien 283.70,Tram­­­way 216.75, Staatsbahn —, Nordbahn —.—, 1864er Lore 127.—, 1860er Lore 101.—, Steuerfteig —.—, Napoleon d’or 9.88, ungar. Kreditaktien —.—, Lombarden 234.50, Fünfliegner ——, Anglo: PISAN —, Ati ——, AngioHuftm­an 334.50, Tranz-Josephb­­ahn ——, Bant ——, Pfanpleih ——, Lofonger —.—, Elisabeth ——, Rudolphsbahn —.—, böhm. Nordwestbahn —.—, Nordbahn — —, Galizier —.—, ungarische Bahnanleihe —.—, Parpubiger —.—, Theißbahn —.—, Innerberg — —, Francobant 12%.25, Generalbant 81.50, Rente — —, Silberrente —.—, Rapierrente ——, Handels­­bant — —, Eisenindustrie —.—, Franco-Hung. —.—, Baubant —.—, Hypothelarbant —, Matt. » » »» Frankfurt,7.Mai.(Abends­ozietät.)Kreditaktien 289.50,Staatsbahnaktie­n 342,1860erLose-—.—,1864erLose-—, Steuerfreiex—,Elisabeth­ba­hn——,s.ungar.Kredit-,Amerikaner -—,Bankaktien723,Nationalanl­ehen»——,Lombarden226·75Franco- Austrian——,Silberrente 57.07,ziemlich»fest. Paris,7.Mai.(Schlusskurse.)3perzent.Ren­­te 71.82,MAX­,Rente102.50,ital.Rente56-85,Staatsbahn723,Kredit­­m­obilier253,Lombards473,0est».per Tag383,0est.aufZeit 331,Consols93.——,ungan Anleihe 215,m­ar.Ostbahnzoo Adln, 7. Mai. (Getreidemarkt) Weizen Sofo 6—6.15, per Mai 5.17, per Juni 5.19, per Juli 5.23, per August 5.272, per November —, Roggen­rei­er, Info 5.55, per Mai 4.23, per uni 4.28, per Juli 4.25, per November —. Del­animitt, Toto 12, per Mai 119/7o per Junischuh­ 12%,, per Herbst —. Spiritus Info 20%­,. Hamburg, 7. Mai. (Getreidemarkt.) Getreide flau. Weizen per Mai 109, per Juni-Juli 109, per August 112, Roggen per Mai 90, per Kuni-Juli 87, per August 83. Hafer, flau, per Mai —, per Juni-Juli —, per August —._ Del per Mai 2292, per Sn 221/,, per Oktober 28"/,, fest. Spiiius per Mai 22, per Herbst 23 °. St .Stettin, 7. Mai. (Getreidemarkt) Meisen Iofo 65—66?/,, Termin 65%: , Roggen lofo 5174, Termin 50%­, Del lofo 11’, Termin 11"9, Spiritus foto 1679, Termin 1692. Haris, 7. Mai. (Getreidemarkt) Weizen per 120 Kilo 28—29, feinste Dualität 32—32.50, Roggen per 110 Kilo 20, Gerste per 100 Kilo 19.25—18, Hafer 21.40—23. Del 94.50, Mehl per Mai-Juni 54, per Juli-August 55.50, per September 56. Spiritus per Mai 69, per Juni 68, per Juli-August 63.50. Hafterdan, 7. Mai. (Getreidemarkt) Roggen per Mai 186, per Oftober­ 179. Neps per Mai fehlt, per Oftober 70. Del per Mai 3772, per Oftober 39"/2. Negnerisch. » Anwerpeåti 7.M­ai.Petroleumfest,ruhig,per Frühjahr 52rancier 100ios. F­lotridon­, 7.Mai.(Getreidem­arkt.)Weizen sehr fest gehalten,aber geschäftlos,GerstepPei­cehoher geboten,HaferzPce, steigend seit Montag.Wetterschon. =Der Deck-Klub hält heute(8.Mai)Nachmittags sehr eine Konferenz in seinen Lokalitäten. =Der»B.-P.K.«­enthält folgendes Eva-muium» »Zu den Lieblingsbeschäftigungen des»Osten«und nach ihm­ des Pester Korrespondenten des,,Rom­anu­l«gehört es, ihre Leser mit Erzählungen von einer rumänenfeindlichen ungarisch : österreichischen Propaganda zu unterhalten. So beschuldigen sie unter Anderm­ans fern in Bukarest lebenden Landsmann, den reformirten Geistlichen Franz Ro 68, das er als geheimer Agent der ungarischen Regierung große Summen aus Ungarn erhalte. Obwohl derartige Nachrichten schon vermöge ihrer Duellen den Stempel der Unwahrscheinlichkeit an sich tragen, se­lt der­ konsequenten Bösr­illigkeit gegenüber, welche die­­ Blätter in der Verbreitung dieser Berleumdungen an den Tag legen, dennoch die entschiedene Erklärung nöthig , daß Franz Koós nie mit der ungarischen Regierung in irgend einer Verbindung gestanden ist und unter seinem Titel und seiner Form je Geldbeträge von derselben erhalten hat.“ = Stephan Türe replizirt auf die Entgegnung, die sein Artikel über die Oberhausreform­ seitens des „Századunf“ gefunden. 63 sei ihm nicht eingefallen, den italienischen Senat direkt als Muster für ein ungarisches Oberhaus aufzustellen. Auf die Frage, ob die stufenweise Umänderung des Oberhauses möglich sei, antwortet Türr folgendermaßen : Bei uns, wo das Festhalten an den historischen Med­ien noch so Stark ist, halte ich es nicht für vernünftig, mit demfelden plöglich zu brechen und sei ez all in alten und moriden Instituten. 30 bin überzeugt, daß, wenn das Clement, aus welchem das Ober­­haus gegenwärtig besteht, vermindert wird und in dasselbe die Ver­­treter der Wissenschaft u. s. w. gereiht werden, es möglich sein wird, eine Körperschaft mit ganz neuer Weltanschauung zu schaffen. " ,Századunt" fordert die katholischen Abgeordneten auf, alle bisherigen Arbeiten der Bischöfe in Sachen der katholischen Aus­tonomie, namentlich das von diesen ausgearbeitete Wahlstatut ein­­fach zu fashiren und der ganzen Angelegenheit eine neue Basis zu geben. 63 sei wahrlich nur ein schlechter Spaß, was da der Episkopat vorbereite; er, nicht der Kultusminister, promulgive das Wahlstatut, er behalte im Sinne desselben die Leitung der Wahl in Händen, die geistlichen Wähler müssen ihre Wahlzettel einzeln und brieflich ihrem Bischof einsenden und die Wahl der Weltlichen werde vom Pfarrer geleitet — furz, es sei vorgesolgt, daß die Wahlen so ausfallen, wie die Bischöfe sie ‚haben wollen. — Die Wähler von Szentes haben, wie , Napló" mittheilt, einen Brief von Ludwig Kossuth erhalten, worin er für die Wahl zum Abgeordneten dankt und erklärt, daß er unter den gegen­­wärtigen Umständen nicht nach Ungarn zurückehren kann. — Die Sloraten beabsichtigen eine Monstre-P­etition an den Kultusminister wegen Errichtung slorakischer Volksschulen zu richten. — Der Klub der Linken hat in seiner Konferenz vom G. b. M. zur Ausarbeitung der Beantwortungsadresse einen Ausschuß entsendet, in welchem sich an Koloman Ghyezy, Koloman Tiba, Paul Nyáry, Moriz Jótai, Ladislaus Navay, Samuel Bónis, Ludwig Mocfarn u. A. befinden. — Aus glaubwürdiger Quelle erfährt , Századunt", daß in der Frage der Faty. Autonomie unter den dentistischen Fath. Deputir­­ten die Vereinbarung getroffen wurde, daß in der nächsten Sonntag statt­­findenden Konferenz nur der Bericht der an den Primas gesendeten Deputation erstattet werden soll; zu einer neuen meritorischen Konfe­­renz werden die der Rechten und der Linken angehörigen Tab­. Depu­­tatien neu eingeladen werden. Derart wird das Mikverständniß, wel­­ches die erste Konferenz zu einer Parteiberathung gestempelt, behoben und die Sache der Fath. Autonome den politischen P­arteifragen ent­­rüdt. « ——.«­­| | a ne mann­en Aus dem Reichstage. Die heutige Sitzu­ng des Abgeordnetenhauses wird nach 11:12 Uhr vom Präsidenten Pau­l Soms sich eröffnet. Auf den Ministerfauteuils:Bedekovics,Mike,Gorove-Wenck­­heim­,Longciy,Andrassy.» Das Protokoll der jüngsten Sigung wird authentizirt. Zamory macht auf jene Stelle des Protokolls, die von der Eintheilung des Hauses in Sektionen berichtet, unter großer Heiterkeit des Hauses, welche sich auf den Vortrag bezieht, einige Bemerkungen: 63 sei sonderbar, daß in allen neun Sektionen die Nechte die Majo­­rität habe und die Linke in seiner einzigen. Der Präsident habe bei der Auslosung die einzelnen Lose angesehen. B Vielleicht un­wilk­ürlic, aber er habe es doch gethan; er wünscht daher, daß noch eine Aus­­losung stattfinde, und zwar aus geschlosfener Urne VBräsident: Er habe die Auslosung öffentlich und vor dem ganzen Hause vorgenommen, wenn er biebei Fehler begangen hätte, wäre es Pflicht der Loyalität und S Kollegialität des Abgeordneten, der es bemerkt, gewesen, ihn sofort darauf aufmerksam zu malen, die Ver­­dächtigung weist er zurück. (Lebhafter Beifall.) Ernst Simonyi hat auf eine andere Stelle Bemerkungen. 63 wurde nämlich gestern „auf Antrag Bredenyi’3" besehloffen, von Dopz­pelt gewählten Abgen­dneten zur Abgabe ihrer mehrerwähnten Erklä­­rung den bekannten Termin zu gewähren. Medner bemerkt nun, daß auf den Antrag nicht unmittelbar ein Beichluß gefaßt werden konnte, sondern daß der Antrag erst auf die Tagesordnung der nächsten Sit­zung hätte gefaßt und verfassungsmäßig berathen werden müssen. Zsedenyi macht darauf aufmerksam, daß man jebr über das Meritum der Beischlüffe nicht mehr sprechen könne, sondern nur über die Form des Protofolid. Diese Bemerkung hätte der Vorredner gestern machen müssen ! Franz Deäf betont, daß es sein Antrag sei, wenn jemand eine Bemerkung äußert und diese vom Hause zum Beischluffe er­­hoben wird. Der Präsident meldet nach der Authentisation des Pro­­tokolls mehrere Einläufe an. Franz Kosfuth erklärt brieflich, daß er das auf ihn­­ gefallene Abgeordnetenmandat nicht annehme. Ein Mitglied der äußersten Linken verlangt die Verlesung des Schriftstüdes, doch wird diesem Verlangen nicht willfahrt. Wilhelm BPauling­­ X6th interpellirt den Minister des Innern wegen der Einquartierung von 94 Soldaten in die Lesezimmer des literarischen Vereins „Matica Slovensta” in Thurwitz-Szt.­Martin. Die Interpellation wird dem betreffenden Minister schriftlich zugestellt. Das Mactresultat der Mitglieder der ungarischen Negrikolar­­deputation wird verkündet, gewählt erscheinen Franz De át, Michael Horvath und Ferdinand Éber. Gabbas Burovicz wünscht, daß die Deputation ihre Arbeit endlich beginne, was Ministerpräsident Gr. Andraffy verspltet. Nun wird zur Berathung der Beant­wortung der Thronrede übergangen. Die Thronrede wird als verloren betrachtet, und auf Franz Deals Antrag die Montags vorzunehmende Wahl einer Neuner­ Kommission beschlossen. jrányi richte noch bezüglich der neu errichteten ungarischen Reibgarde eine Synterpellation an das Landesvertheidigungsministerium, worauf die Sibung — um 1 ihre geschlossen wird. Mir berichten im Morgenblatte ausführlicher über dieselbe. | &runde nichts ist als ein weißes Blatt, in welches allerdings möglicher. An dieser Richtung wird ung­weise mit einem definitiven Medereinkommen beschrieben werden kann, möglicherweise aber au nicht, dab ei nicht den Abschluß, sondern die Vertagung des Konflikte bedeutet, denn auch die sehr bestimmte Mittheilung gemacht — nicht von österz­reichischer Seite, wie ich ansprüchlich hinzuzufügen Anlaß nehme — das Frankreich auf irgend einen feiner der belgischen Regierung ge­­genüber erhobenen Ansprüche wieder verzichtet hat, noch zu verzichten gedenkt und bat es eine Einmischung, welche das englische Kabinet zu Gunsten Belgiens versuchte, in einer mehr als entschiedenen Form aus­gewiesen hat. A Wien, 7. Mai. Von Seiten der leitenden Berränlicheiten in Madrid ist dem Übernehmen nach den oder großen Kabineten­dings nur vertrauliche und selbstverständlich nicht nichts bestoweniger aber bedeutsame Erklärung Anlab in Frage abgegeben geben mistische Negierungsgewalt mit Einfegung ihrer sicherer in könnte, die ganzen Kraft aller, formell verbindende, morben, daß, falls nach dem Botum der Kortes für die monarchische Regierungsform die Personenfrage zu Sch­wierigkeiten bestrebt sein werde, Alles niederzuhalten, was inzwischen die Wiederaufrichtung der Monarchie gefährden stellen daß sie es vielmehr für ihre wesentlichste Aufgabe erachten werde, das Land, wenn­ auch ohne Uebereilung, aber um so die Bahn, einer ohne Zweifel mit ausgiebigen konstitutionellen Bürgschaften zu umgebenden, aber starren und unabhängigen, e­rblichen Monarchie hinüberzuleiten. —h Wien, 7. Mai. Die Erhöhung der Offiziersgagen wird alser endlic doch stattfinden. Die Mehrbelastung des Kriegsbudgets, welche eine natürliche Folge dieser Gagenerhöhung wäre, ließe sich allerdings durch Ersparungen nach oben recht leicht wieder hereinbringen, allein so weit scheint man bei allem guten Willen des Reichskriegsministers noch nicht gekommen zu sein, und so soll im „grauen Haufe” die Y­dee auf­­getaucht sein, die längstersehnte Erhöhung der Offiziersgehalte nicht auf einmal, sondern gradatim eintreten zu lassen. Nach diesem Pro­­tekte würde das Superplus auf die jebige Gage in drei gleiche Theile getheilt, und jedes Jahr, vom 1. Januar 1870 angefangen, ein solcher Theil dem bisher bezogenen Gehalte zugeschlagen werden, so daß die faktische Erhöhung eigentlich­ erst nach drei Jahren ins Leben treten würde. Hingegen sollen jene Bezüge der Offiziere, welche mit Einfüh­­rung der Gagenerhöhung wegzufallen haben (Hof für die Subaltern: Offiziere, 1 Fourage-Bortion bei der Kavallerie 2c.), nach demselben Spiteme getheilt und jedes Jahr ein Drittel versehlen in Abzug ge­­bracht werden. Hoffentlich wird das ganze Projekt, welches den Stem­­pel des Unpraktisgen mit auf die Welt gebracht, nichts als eben — Brojett bleiben; sollte er aber wennoch zur Ausführung gelangen, dam­­it es nicht8 als eine sehr mißlungene Ilustration des alten Sprichwortes: „Wasch’ mir den Pelz und mac’ ihn nicht nah." Politische Hundfehen, 8. Mai. Moch immer­­ haben die Diffusionen über die Depeschen-Angelegenheit sein Ende. Die „Wiener Abendp.” hat in einer längeren Abhandlung, welche wir ihrem ganzen ortlaute nach im jüngsten Abendblatte veröffentlichen, ein „erstes und­iektes Mort“ gesprochen. Diese Erklärung zusammengehalten mit unserer gestrigen TI Wiener Korrespondenz und einer Erklärung, welche Herr v. Streffleur in der „Neuen fr. Br." abgibt, Taffen zur Genüge die Ursache erkennen, weshalb die Sache von Berlin aus zu so hoher politischer Bedeutung hinaufgeschwindelt wurde. Der Erklärung des Herrn v. GStreffleur, des Herausgebers der „Des terr. Milit. Zeit. schrift”, welche in dem nächstend erscheinenden neuen Hefte des eben genanntn Blattes einige authentische Aufklärung darüber bringen mir, wis es kam, daß die so viel besprochene Depesche in das Ges­­chichtswerk des österr. Generalstabs Fam, entnehmen wir folgende inter­­essante Daten : Von kompetenter Seite, nämlich vom Generalstabsbursan für Kriegsgeschichte, wurde mir versichert, daß das Ministerium des Neu­­ern auf die Redaktion der österreichischen Feldzugsgeschichte nicht den geringsten Einfluß nahm. Der Generalstab erhielt von daher sein Ma­­terial ; der Verfasser des Geschichtswertes arbeitete nur nach 3­el­h­aften und beharf sich, was das politische Nesums betrifft , da das Ministerium des Reubern seine Archivfhaße der lechten Zeit der Benüsung verschlossen hielt — mit den Daten des italienischen Grün­­buches , des französischen „Archive diplomatique” und anderen verläß­­lichen Quellen. Was speziell die Depesche vom 20. Juli betrifft, fo­ ist dieselbe in ER­EMEL­E­LÉ SIL HAL­Ty ESVAET in die Hände des General­ Stabes gelangt und von dem Berfasler des Geschichtswerkes benüst worden. Die Depesche, in Ehiffren abgefaßt, kam am 20. Ju­li 1866 nach Wien, zu einer Bet, wo der Kampf noch im vollen Zuge war. Das Gefecht bei Blumenau hatte erst am 22. Juli statt. Wenn im Kriege das­­ Abfangen der Gouriere erlaubt i­, so wird doch Niemand ein Unrecht darin sehen, wenn man in Kriegszeiten ein feindliches Telegramm ableitet und zu entziffern trachtet. Daß dies mitunter gelingen kann, beweist der vorliegende Fall. So kam die Depesche idom in jener Zeit zur Sienntniß der Österreichischen Regierung. Dem damaligen Armeekommandanten konnte die Durchführung der Sache ganz dem Verfasser allein amheimgestellt, und dieser hatte seine Ursache, durch Beglaffen der fraglichen Depeiche der Wahrheit Eintrag zu thun.­­ Auch­ war es durchaus nicht auf ein Geheimhalten bis zum Momente einer Ueberraschung abgesehen. Die Redaktion der „Dester­­reichischen militärischen Zeitschrift” besorgt den Sa und Drud des Derkes und es zirkulirten seit Monaten das Manuskript und die Probe fabe doch Vieler Hände, ohne daß Jemand an der Sache besonders Merkwürdiges gefunden hätte Der Einsender verwahrt sich schließlich noch gegen den Vorwurf, als habe der Generalstab irgend meinen politischen Eklat hervorbrin­­gen wollen. Daß man sich mit diesen mannigfachen Erklärungen in Berlin zufrieden geben werde, möchten wir fast bezweifeln ; übrigens darf man sich in Defterreich damit trösten, daß man in Deutschland mit der Klopffechterei der Offizielren an der Spree nur wenig einver­­standen ist. Man suht Streit mit Defterreich ! Diesem Ausspruch bes­gegnet man vielfach in der deutschen Presse, namentlich seitdem man es erkannt hat,­ daß man in Berlin „ein Einvernehmen mit jenen Nationalitäten sucht, deren Streben nach Unabhängigkeit ein weites Feld für staatsmännische Einwirkungen darbietet." — 60 sagt das „Stanff. Journal” ansählich, eines Artikels über die österreichisch-poli­­tische Frage: „Der heutige Premier der "N. A. 3." bespricht das „Mißger­icht“ des österreichischen­ Zwillingsstaats bei den Versuchen, die en Verhältnisse der „vielköpfigen Nationalitäten” zu­ordnen” — eine Ar­beit, die auch außerhalb Oesterreich interessire, weil dies , Mißgefdich" seinen Cinfluch auf die auswärtige Politik des Stafferstaates äußere und daher den inneren Kalamitäten gleichsam einen „internationalen“ Cha­­rakter anfprüde. Das ist in der That eine Sprache des offiziösen Orr­gang, die bereits an die erinnert, welche seiner Zeit von den Repnin und Potemkin gegen Polen und in unseren Tagen von Mentschikoff gegen die Pforte geführt ward! » Es möge bei dieser Gelegenheit erwähnt sein,daß der,Artikel» des»Pester Lloyd«,mittels,welchem die Protektor-Gelüste bessermn« von Bismarck Un­garn gegenüber zurückgewiesen wurden,der»Nor­dd. · Allg.Ztg.«sehr unbequem zu sein scheint.Sie erwähnt denselben ins« ihrer Tagesgeschichte und meint,der«Pester Lloyd"könne sich bezüglich»­ des Einflusses Ungarns auf die auswärtige österreichische Politik der Besorgniß nicht erwehren,daß die Garantie dafür auf die Dauer nur­­eine papierne bleiben möchte. Weil sich das Bismarck’sche Leiborgen so sichtbarlich bemüht, aus dem Artikel etwas heraus zu lesen, was absolut nit in demselben enthalten ist, haben wir die Weberzeugung, daß derselbe an maßgebender Stelle in Berlin bestetid verstanden erde, sollte, die interi­­2 A Wien, 7. Mai. Es ist theilweise viel Aufhebens gemacht von dem in Paris unterzeichneten Protokoll, welches den belgisch- französischen Eisenbahnkonflikt zum beiderseits befriedigenden Ausgleich gebracht haben sol. Wer sich das Protokoll nur ein Elein wenig ge­­nauer ansieht, wird sich sofort überzeugen müssen, daß dasselbe im u. . Tagesneuigkeiten. Anstliches. (Ernennungen) Das Amtsblatt veröffentlicht folgende allerh. Entschließung : » Auserschlag Meines ungarischen Justizministers ernennesch hiemit bei der Kassationshofabtheilung der k.Kurie: M »Mä» a ’ zum Präsidenten, den Landesrichter Georg zu Richtern, den Septembir Ignaz Lufäcs, den Reichstags­­abgeordneten Samuel B ó­ni 8, den Septempir Theophil Fabripi, den Justizministerialrath Lorenz T­ó­t hb, von Septemvir Cmerich Szabó, von ehter Aprofaten Albert ©­o­­té­k, den Richter bei der siebenbür­­gischen Abtheilung der Septemwiraltafel Alois B­ap, von Vizepräsi­­denten des Hermannstädter Obergerichtshofes Eduard Herbert, den Richter beim Wechselgericht a 193 ferner, ven Sektionsrath bei dem Ministerpräsidium Mlerander Berteffy, den Richter der kön. Tafel Koloman B­a­b­o 8, den Aovofaten und gem. Reichstagsabgeord­­neten Emil Manojlovics. Ofen, 29. a­ ran, 30 m. per­ Balth. őorváth m. p. N­amensänderungen)- Der S.-Urhelyer Em­m. Bart, Leßich in Ligeti"; ver Cisterzienser Priester Dart. Aler. Bojtto, Prof. am Stuhlweißenburger Gymnasium in „Barallyai“. (KRundmahbungen.) Die Steuergemeinde La­a­b im Prebe­burger Komitat ist aus dem Preßburger dem Malaczlaer Steueramts­­sprengel einverleibt worden. ‘ Die in Veit erscheinende Kirchenzeitung „Religio“ ist, als Fadır­blatt für ein stempelfreies Blatt erklärt worden. Bom Hofe­ Se Maiestät wird kommenden Montag den 10. Mai in der Ofner Burg Auodienzen ertheilen. Die Vormerkungen haben daselbst in der Kabinetskanzlei bis Sonntag Vormittags zu ges­­chehen.­­Der große Hofball, dessen wir bereits zu erwähnen Gelegenheit hatten, findet am nächsten Montag Abend­ in der Königs­­burg zu Ofen Statt. (Kronprinz Rudolph) besuchte heute Vormittags die verschiedenen Schulklassen des hiesigen Piaristen-Gymnas­­iums, in­­ welchen er längere Zeit ver­weilte und namentlich in der Singschule mehrere Liedervorträge mit Wohlgefallen anhörte. Das Konzert­ zum Besten des „Waisenhauses der unga­­rischen Hausfrauen”, deren mit den einige Male erwähnten, findet­ definitiv am 12. b. M. statt. An dem reichhaltigen Programme möge besonders ein Chor hervorgehoben werden, in welchem außer dem Ver­­ein der Musikfreunde noch 20 Damen aus der Elite der Gesellschaft mitwirken, der Hauptpart aber von der Gräfin Marie Roffi, deren herrliche Stimm­e bekannt ist, übernommen wurde. Die Damen, welche,­­ wie wir erwähnten, ihre Mitwirkung zugesagt haben, sind folgende : Gräfin Aladár Arndraffy, Gräfin Manó Andraffy, Gräfin Gefa Szapáry, Gräfin Emeih Széchenyi, Baronesse Jolan ı E5t»58 Komtefse Julie Deifemwffny, Komtefse Vilma Bet bs Tem, Komtefse Clemene Karacsay, Komtefle Christine Wen­ds­­ Heim, Baronin Ella R­u­bi­cS, Baronin la B­a­r, Komteffe Alice Komteffe kente Zofep Die Söhne des Mannes mit dem verfleinerten Herz Roman in fünf Bänden von Moriz Jókat. Dritter Band — IV. Kapitel. (59. Fortseßung.) Am Abend des dritten Tages hatte der Kampf sein Ende erreicht. Das Gros der Vert­eidiger hatte sich ergeben­.Nur zerstreute kleine Schaaren schlugen sich noch in einzelnen Gassen­ der weit aus­­gedehnten Vorstädte mit dem Feind herum;in die Hauptgassen der inneren Stadt rückte jedoch das siegreiche­ Heer schon mit klingendem Spiele ein. Am Plankenhorstischen Salon befanden sich nur drei Personen: die beiden Damen und Jenö. Die Männer von diegestern waren gefallen, zerstoben. Und als die Musik­apelle der einmarsch­enden Truppen an den Fenstern vorüberzog, hörte Jenö laute Schritte die Treppen herauf­­eilen. Ss kommen. Sie nehmen ihren Weg gerade bieher. Und jedt war­ er auf Alles gefaßt, nur auf das Eine nicht, was er wirklich zu sehen besam. Die alten Bekannten, die ei-devant Gelehritäten­ der Planken­­horst’schen Soireen treten der Reihe nach ein mit triumphirend lächelnder Miene ; jeder Einzelne wird von den Damen des Hauses mit einem Hände­­bruch bewillkommnet und nun­ beginnt ein Geplauder, Kichern und Sachen, wie­ er zu geschehen pflegt, wenn lang getrennte Freunde nach glücklich überstandenen Trübsalen wieder zusammentreffen; sie fühlen sich hier ganz zu Hause und fangen an, sich ihre Erlebnisse zu erzäh­­len, zugleich und durcheinander sprechend, in heiterer und gehobener Siegesstimmung,­ soherzend und jubiliend; — und die Damen des Hauses finden sich augenblicklich hinein in diesen Lärm, diesen uner­ wären die dahinter liegenden acht wilden und erschütternden Ereignissen Bifton, die sie in der Nacht von gestern Um Jene kümmerte sich sein Menic Man schien nicht einmal zu bemerken,daß er auf der Welt ist, und nahm sie noch weniger die Mühe ihn zu fragen, was er hier nun auf der Welt mache íj ! sie wollten nur zeigen, daß sie am Leben sind und­­ triumphiren ; statt der sich Ent­­fernenden kamen andere. Die ganze frühere Gesellscchaft eilte den ein­­marschirenden Truppen nach. Englich einmal fah­rend dann einen Gast eintreten, der so gütig war, auch ihn zu bemerken. Dieser Jemand war Herr von Ridegrary. Er kam mit großem Geräusch hereinstolzirt, gratulirte schon von weitern den Damen, schüttelte ihnen mit beiden Händen die Hand, und nachdem er leise einige Worte mit Frau Antoinette gemechselt hatte, suchte er auch jenö mit seinen Augen auf, der in eine Fenster­­nishe zurückgelehnt der vor ihm sich abspielenden Theaterszene zusah. Kaum­­ war sein neuer alter Bekannter eingetreten, der die Da­­men in Beschlag nahm, als Nidegvary sofort auf Jen Ins steuerte, und, als er ihn geentert hatte, ihn mit offiziöser Freundlichkeit also anteete : — Gerpus, mein junger Freund. Gut, daß man sich hier fin­det. Ich habe wichtige Dinge mit dir zu besprechen, welche dein Schi­ fal betreffen. Sei so gut, geh’ nach Hause und erwarte mich in deiner Mahnung. Send hatte noch so viel Taubengalle im Leibe, um gegen dies Nachhaufeiliden in optima forma zu appelliren. — Ich stehe zu Diensten. Grzellenz haben nicht nöthig, sich in meine Wohnung zu bemühen. 36 bin gegenwärtig hier im Hause ein­quartiert in einem Zimmer der zweiten Etage, rechts von der Stiege. — Ah, das mußt’ ich nicht, sagte der Herr verwundert ; — er­ warte mich also dort auf ein paar ernste Worte. Der Grzellenz-Serr ging hierauf wieder zu den Damen; Zend aber verließ mißvergnügt den Saal und begab sich hinauf in sein Stübchen, in dem er sich seit ein paar Tagen häuslic niedergelas­­sen hatte. Noch als er zuleit in viefem Stübchen geruht hatte, schlosfen werfen vier Wände Hölle und Paradies für ihn ein, beide wirr durch­­einander wogend, und in diesem chaotischen Wirrwarr stritten nur übershmwängliche Liebeswonne ih mit den Riesengespenstern der Furcht um den Raum. Glückseligkeit und Todesangst, Traualtar und Blutge­­rüst beherrschten gleichzeitig seine Phantasien. Jebt hat es mit alledem ein Ende. Hölle und Paradies sind verschwunden, an ihre Stelle ist die dürre Troja des Alltagslebens getreten. Was mag jener vielewige Mann ihm zu sagen haben ? Es wäre vergebliche Mühe, sich mit diesem Näthfel den Kopf zu zerbrechen. Dennoch war er neugierig darauf. Der Exzellensterr hielt sich lange unten auf. Während Jen­ö ungeduldig hinhorchte,ob nicht jetzt und jetzt das Poltern seiner Stiefelabsätze sein Herannahen ankündigen wird,vernimmt er plötzlich sinneises Rascheln,wie vo­n Seide,vor seiner Thüre,und als Diesegeräusch­«los sich öffnet,sieht er Alfonsine eintreten­. Er glaubte, seine Sinne treiben ihr Spiel mit ihm. F Alfonsine war der Gesellschaft unten heimlich entlaufen; sie kam allein zu ihm herauf. Sie sah aufgeregt, verstört aus; ihr Kommen fehlen das Werk einer pröglichen Aufwallung zu sein. Geradezu auf Jenő Losstürzenn, warf sie sich an seine Brust, umschlang seinen Hals und stammelte mit der zitternden Hait Leidenschaftlicher Aufregung: — Man will uns beide trennen! — Mer? fragte Jenő, ganz bestürzt von ihrem Kommen, ihrer Umarmung und den gesprochenen Worten. — Sie! sie! rief das Mädchen mit erfü­dender Stimme, und brach in­ heftiges Weinen aus, während er Jens Schultern noch frampfhafter umflammerte. Jenő­s Bestürzung wurde noch größer. — Um Himmels willen, Alfonsine, seien Sie vorsichtig. " Rideg var­ wird im Augenblick hier sein. Wenn er Sie hier träfe! Armer guter Junge, der für Alfonsinen’s guten Ruf besorgter ist, als sie selbst. — D, der fommt sei nicht, beeilte sich Alfonsine ihn aufzu: Haren. Er und meine Mutter besprechen sich unten. Sie haben beschlos­­sen, daß Sie sogleich in ihre Wohnung zurückehren müssen . Sie kön­­nen nicht länger hier bleiben. D­ich weiß, was das Ende davon sein wird. Sie wollen uns für ewig von­einander trennen. Send schwindelte der Kopf, jedes ihrer Worte legte sich wie ein Alp auf feine Brust. Das Mädchen aber fuhr immer leidenschaftlicher fort : — 3 lasse mich aber nicht von dir losreißen, ich bleibe dein, dein auf ewig, im Leben und im Tode dein. ATS deine Gattin, deine Geliebte, dein Opfer — das dich anbetet, das für dich in den Ton — in die Verdammniß geht ! Die leidenschaftlichen Worte wurden von rasenden Rüffen beglei­­tet ; die Dame schien Alles um sich her zu vergefsen, es mar, alío wollte sie ihre ganze Seele dem Geliebten einhauchen. Ihr Gesicht glühte, ein verzehrendes Feuer brannte in ihren Augen ; sie lachte und meinte in demselben Moment, alle ihre Glieder zitterten und schienen Funten zu sprühen, so wie sie den Geliebten berührten, den diese leidenschaftliche Hingebung ganz mit sich fortreißt. CS erging ihm wie dem Geisterbe­­schwörer in tausend und eine Nacht, vor dem die heraufbeschworene dee bis zur Weltenhöhe emporsteigt, und ihn, schwindelnd und betäubt, mit fi in die Lüfte entführt Jenö fant bebend zu den Füßen der Hulbin auf die Knie und preßte sie in leidenschaftlicher Umarmung an sich. Er kannte sich schon nicht mehr. Da stieß Alphonsine ihn plößlic erschroden von sich und fuhr nervös zusammen. — Um Gotteswillen, Jenö, bleiben Sie bei Verstand , sehen Sie denn nicht, daß ich den meinigen verloren habe. Mer sol mich gegen mich selbst fringen, wenn nit Sie es thun ? Und ihr Gesicht verbergend , bricht sie unter bitteren Thränen in verschämte Vorwürfe aus, wo dann Jenő neuerdings ihr zu Füßen sinkt, auf den Knien vor ihr herumrutscht, sie inbrünftig anfleht, ihm sein unverzeihliches großes Verbrechen zu vergeben und ganz zerb­iricht ihre Hände mit Küffen beliebt. Sie hebt ihn sanft zu sich empor und den stürmischen Wogen ihrer Brust mit einem tiefen, bebennden Seufzer Ruhe gebietend und die thränenfeuchten Augen zum Himmel emporrichtend, haut sie mit feierlicher Weihe die Worte : " —Und jetzt schwöre ich dir,mein Freund,mein Geliebter, mein Alles,nur dir angehören zu wollen oder dem Grabe.Keine Macht der Erde soll mich von dir reißen, um deinerwillen sage ich mich sch­ von meinen Verwandten, meinem Glauben, von der eigenen Mutter, wenn sie unserem Glade im Wege stehen. Für dich gehe ich in die Verbannung, will ich als heimatlose Bettlerin in der Welt umherirren. Was auch dein Schicsal sei, ob Leben oder Top — ich theile,es. Die Erhabenheit der Moments raubte Jenö auch noch sein feßtes Bishen Berstand. Auch er wollte schwören. Die Geliebte aber legte ihm ihr zartes Händchen auf den Mund: — Sprich nit, Schwöre nicht! Ich wohne in deinem Herzen. Du bist ein­ Mann, du braucht nur zu wollen , du hast nit nö= thig, zu schwören. Und damit drückte sie ihm die Hand und huschte eilig davon.­­(Fortsetzung folgt.) Karl. x -» _­­ "

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