Pester Lloyd, September 1869 (Jahrgang 16, nr. 202-226)

1869-09-01 / nr. 202

«Wstarfe :zugeführt, welche für die obere Gegend zum Preise von 225 bis 975 fl. willig getauft wurden. Kibfelle. Die Plasbestände beliefen­­­­ sich­ auf ca.50.000 Stück,zumeist aus leichter und mittler­er­ serbischer­­ und türkischer Waare bestehend. Es mangelte nicht an Reflektanten, welche vom Auslande zahlreich vertreten waren,doch kam es der hohen Forderungen wegen­ zu keinem bedeutenden Geschäfte,sondern­ es ge­­nügten mehr als die Hälfte des genannten Duantums zur Ablieferung früherer Schlüffe. Gefordert wird für leichte 70—80 fl., mittlere 105 bis 110 fl., schwere mangeln ; letere Sorte ist am meisten begehrt und würde je nach Qualität 115—120 fl. resultiren. Von Giebenbürger waren an 12.020 Mb. zugeführt, welche zum Preise von 95—108 fl. an das Ausland übergingen. « » Geatbchtetes Leder ging den Markt über mittelmäßig. Anfangs meinte man einen ganz guten Markt zu bekommen, doch gleich die ersten Tage erlahmte das Geschäft, zu Ende der Woche wurden die Käufer immer difficiler und begehrten Preisreduktionen,­­welche jedoch nur in beschränktem Maße, und zwar nur für Sommerartikel theilweise zugestanden wurden. Hiedurch stodte der Verkehr und ging das Geschäft auf den gewöhnlichen Umfall über ;es dürfte auch kaum ein wesentliches Meichen im Breite Plab greifen. Die Fabriken haben enorm theure Maare in Arbeit , Nohleder kostet in Baiern und Oberösterreich nicht weniger als früher ; Hilfsstoffe stehen höher als je und so kann der Fabrikant nicht früher billiger notiren, bis er sich nicht auf's Aeußerste gewehrt hat. Bis dahin kann und wird Manches anders kommen, zu­­mal das Ausland höher notirt als vorige Woche und geringe Lager hält, die für Oesterreich-Ungarn nicht ventiren. Man begab : Schwarze ugbänte zu 120—135 fl. , dto. genarbte 140—150 fl., braune Ober­­eber 130—135 fl., braune Wichsfelle 245—260 fl., dto. mittl. 225 bis 235 fl., Ihhmere Stößl, Zug und Narben 206 —220 fl., Pittlinge biverse 120—140 fl., lohgare Terzen (Vaches) 100—105 fl., Blanklever Hoc: prima 112—116 fl. , dto. schönste inländische 103—197 fl., dto. orbi­­näre Varga 86 92 fl., Brustblätter 112—116 fl., Knoppernterzen schwere 97—102 fl., dto. mittl. 95—97 fl., dto einfach verfeßte 98 bis 104 fl., Blunoleber 94—97 fl. , Abfälle engl. 71—74 fl. , dt. austral, 60-63 fl., dto. Terzen 70—74 fl. Die übrigen Geschäftsberichte befinden sich auf der ersten Seite der Beilage. BES nee in TEE — = Mit 1. September beginnt ein neues Abonnement. Wir erfuhen unsere geehrten Pränu­­meranten, deren Pränumeration mit Ende August ab­läuft, ihr Abonnement je zeitiger erneuern zu wollen, indem sonst, wenn die Pränumerationen spät einlaufen, leicht ohne unter Berfhulden Unregelmäßigkeiten in der Expedition eintreten künnen. Die Pränumerationspreise sind mit Postver­­sendung: Ganzjährig 22 fl., neunmonatlich 16 fl. 50 fl., Halbjährig A1 fL., dreimonatlich Sfl. 50 fl., zweimonatlich 2 fl., monatlich 2 fl., mit separater Ver­­sendung des Abendblattes per Monat 30 fl. mehr. An Loco: Für West-Ofen ins Haus gesandt: ganzjährig 20 fl., halbjährig L0 fl., vierteljährig 5 fl., monatlich 1 fl. SO fr. Reit, 31. August. (H.) Die Festfeier, welche zum Andenken an den Bun­kertsten Jahrestag des Ereignisses, daß Kaiser Jofef II. auf einer Neise nach Schlesien, bei dem mährischen Städtchen Stavikovec den Pflug führte, vor zwei Tagen in demselben Städtchen stattfand, war sein bloßes dynastisches Fest. Das Andenken großer Monarchen ist nicht das Eigentum ihrer Familie, es gehört den Millionen an, für welche sie in ihrem Leben gewirkt; das Bolt des vegeneh­rten Oesterreichs erfüllt eine heilige Pflicht der Pietät, wenn es das Andenken seines größten Monarchen als ein theures moralisches Gut im dank­­baren Herzen bewahrt; denn auch am heutigen Tage noch ist der Geist Kaiser Zoses’8 in der Entwickklungsgeschichte dieser Monarchie thätig, mächtig fortwirkend duch die lange Vers­­ettung der Ereignisse, welche den forsehenden Geist durch fast ein ganzes Jahrhundert zu seiner schöpferischen Initiative zu­­rückführen. Dem Kaiser ofef gebührt der Ruhm unter allen Monarchen, welche über Oesterreich geherrscht, zuerst erkannt zu haben, daß hier nur doch Fortschritt, Aufklärung und durch die Entfaltung der fchläimmernden Arbeitskräfte der Völ­­ker eine mächtige M­onarchie geschaffen und erhalten werden­ann. Unter der Regierung der Kaiserin Maria Theresia hat fi ber Maffen in Oesterreich und Ungarn ein blinder religiöser Fanatismus bemächtigt. Das fröhliche Dämminnerlicht, welches durch die geistige Revolution des 16. Jahrhunderts auch über die Länder der Habsburger verbreitet wurde, war durch die jesuitische Gegenreformation längst verdun­kelt. Besonders in Ungarn, wo die Reformation die größte geistige Umwälzung hervorgerufen hatte und wo in schroffem Gegenlage mit dem Genius dieser Nation in der zweiten Hälfte des 18. Jahr­hunderts ein an Abgötterei grenzender M­arienfultus plaggriff, war der Rückgang ein erschreckender. Gewohnt, unsere Augen an das blendende Licht zu Heften, welches die französischen End­­­- Elopäbisten umgibt, macht jene Epoche Oesterreich und Un­garisch auf uns den Eindruck einer trostlosen geistigen Nacht. Und aus biefer Finsterung, welche die Geister der vielen Mil­­lionen seiner Unterthanen umnachtete, leuchtet uns der Name Kaiser Hofer’s um­so herrlicher entgegen. Es scheint, als hätte das Naturphänomen, wonach die aufgehende Sonne immer die höchsten Soigen zuerst beleuchtet, diesmal auch in der morali­­schen Welt sein Analogon gefunden. Und dieser Mann, der einzige, der in jenem Zeitalter der intellektuellen und wirthschaftlichen Stagnation, die Macht des freien Gedalkens und der freien Arbeit begriff. Dieser Mann glaubte im Interesse des Fortschrittes, im Sinteresse seiner Dmastie zu handeln, wenn er die ungarische Verfassung vergewaltigte. Er, der die Würde der menschlichen Individua­­lität im Einzelnen so hoch achtete und gegen alle Eingriffe der reaktionären Elemente mit einer so wunderbaren Energie ber­t­eidigte, glaubte die Individualität in den Völkern ignoriren zu können. Er, werfen ganzes Leben ein fortwährender Kampf für die höchsten Früchte der Freiheit war, hat die Mutter aller Freiheiten, die Verfassung, zu vernichten gesucht. Und das war sein Irrthum. Darum ist Kaiser Joseph eine hoch­­tragische Historische Gestalt geworden, ein Typus des gegen die träge Masse ankämpfenden und im Kampfe sich aufreibenden menschlichen Gifte. Kaiser Joseph darf nicht vom Standpunkte des pseudo- konstitutionellen Philisterthums beurtheilt werden. Obschon er den Untergang der meisten seiner Schöpfungen erleben mußte, war er eine geschichtliche Nothiwendigkeit und hat in den Län­­dern, über welche er geherrscht, eine wesentliche historische Mission erfüll. Die Länder der Habsburgischen Monarchie, zum großen Theile­ von halbzivilisirten Stämmen bewohnt und vom allgemeinen Berferverkehr ausgeschlossen, waren hinter den westeuropäischen Staaten weit zurückeblieben.. CS haben hier alle jene Vorbedingungen gefehlt, welche im Westen unseres Welttheils für die politischen und sozialen U­­wälzungen der französischen evolution das Terrain vorbereitet haben. Im eine regungslose Apathie verlunfen, wären diese Völkerschaften raum fähig gewesen, si aus dem moralischen Schlummer zu frischer, kräftiger Thätigkeit emporzuraffen. Da kam der Geist der Revolution aus dem Westen herangeflogen und lek sich auf dem altehrwiürdigen Throne der Habsburger nieder. Kaiser Joseph hat vom Throne aus diese eingeschläferten Völker aufgerüttelt, er hat mit dem Szepter in der Hand eine Revolution in Szene gefeßt, welche hervorzurufen diese Völker nie fähig gewesen wären. Sit­ze ein Wunder, daß der glühende Geist des Kaisers, auf der ein­samen Höhe seiner fühnen peen ifoh­rt und von Niemandem verstanden dastehend, auf den Gedanken verfiel, er könne aus diesem bunten S Konglomerate ungebildeter Wölfer nur Durch Zwang ein geregelter, zivilisirter Staat gebildet werden? Sit 8 zu wundern, daß er geglaubt hat, aus der Finsterniß fönne das Licht, aus der Stagnation der Fortschritt, aus dem Schutze verrotteter Traditionen der fühne Genius der neuen Ara nicht hervorgehen ? Wohl legte er Hand an unsere Konstitution, allein, vergessen wir nie, daß diese Konstitution nicht vom Geiste der Freiheit und­­ fleichheit durchweht war. Wenn wir dies nicht vergessen und die Umstände und die Beitrichtung erwägen, unter deren Einflüsse der Geist Kaiser Joseph’s sich entwickelt hat und thätig war, so werden wir es wohl verstehen, daß er so und nicht anders gehandelt. Und wenn irgendwo, so heißt es bei ihm : tout comprendre, c’est tout pardonner! A­ußerlich sind die Schöpfungen der josephinischen Zeit fast gänzlich untergegangen ; der Geist hat sich aber erhalten. Die Abeen des großen Kaisers senkten sich, in Die empfäng­­lichen Gemüther der Jugend, um später sich zu Zhaten zu enttwickln. Als in Ungarn in den zwanziger Jahren die Ner­form- Ära heranbrach, da war gerade jene Generation im vollen Mannesalter, welche ihre lebhaftesten Augendeindrücke in der Sosephinischen Zeit empfangen. Diese Männer, welche damals so muthig der Reaktion entgegentraten, sie alle waren in gez­wisfen Sinne „die Kinder der Revolution," — jener Revo­­lution nämlich, welche Kaiser Joseph in der geistigen Ent­­wickklung des B Wolfes hervorgerufen hatte. Nun sehen wir nach fast einem Jahrhunderte wieder eine Periode des Sturmes und Dranges in Oesterreich und Ungarn heranbrechen, welche in ihren Endzielen vielfach der Sosephinischen Epoche ähnlich ist. Nur ein großer Unterschied ist zwischen diesen zwei Zeitabschnitten vorhanden. Während unter Kaiser Joseph die Umgestaltung vom Threne ausgez­wangen war, bricht sich fest der Fortschritt von unten, aus der inneren Kraftfülle des BVBollsgeistes Bahn. Die Bölfer sind majorenn geworden und wollen über ihr Schicksal selbst entscheiden. Die Wahrheit, was Macht und Wohlstand auf Arbeit, und nur auf der Arbeit beruhen, welche vor hundert Jahren Kaiser Joseph den Leuten wie Kindern durch ein Bei­­spiel begreiflich zu machen trachtete, diese Wahrheit ist jegt ein Gemeingut. Während aber die Bedingungen politischer und kultürlicher Größe so unendlich zugenommen haben, hat leider die Eintracht unter den Belfern der Monarchie eher ab- als zugenommen. Herr von Gistra ermahnte nicht ohne Grund die Nationalitäten zur Eintracht ; wir Alfe fühlen, daß diese uns in erster Reihe noththue. Und jenseits der Xeitha ist die Zerfahrenheit noch größer als bei ung. Es wird die Staatsmänner Oesterreichs noch viele Mü­he und Arbeit, wohl auch noch so manche Kämpfe foften, bis jene heterogenen Elemente sich in die organische Einheit des österreichischen Staates einfügen werden. Von ihrer Weisheit hängt es ab, zu zeigen, waß die Freiheit ein viel festeres und dauerhafteres Band zwischen den Völkern herzustellen vermag, als selbst die glänzende Genialität und der eiserne Wille eines absoluten Herrschers. me­ geber die Pester Ausstelung. I Beft, 31. August. Zum zweiten Hauptargumente übergehend, das eine Ausstellung in Belt wünsdenswerth, ja nothwendig erscheinen läßt, darf wohl fon­­statirt werden, daß eine größere allgemeine und speziell gewerbliche Bil­­dung des ungarischen Gewerbestandes als unumgängliche Bedingung seiner Konkurrenzfähigkeit nicht nur auf fremdem,­­ sondern auch auf heimischem Boden anerkannt is. Here Beregpäpi schlägt vor, die auf die Ausstellung nothwendi­­gerweise zu verwendende Summe lieber auf eine zeitgemäße Erziehung der Gewerbetreibenden zu verwenden. Eine solche gehört gewiß zu den dringendsten Aufgaben, die dem Staate gestellt sind , jährlich Millionen zu diesen Zmede zu verwenden, wäre nicht zu viel, denn es wäre dies ein wohlangelegte­s Kapital, das hundertfältige Zinsen tragen würde. Aber erst eine spätere Generation würde sich dieser sicheren Resultate in vollem Maße erfreuen ; soll si­­cheren aber der Fortschritt nicht auch an der gegenwärtigen wirksam zeigen ? Soll aus Nachsicht für den werdenden Gemwerbsmann dem schon gewordenen nicht auch alle nur mögliche Gelegenheit geboten werden, seine Anschauungen und Kennt­­nisse zu erweitern ? „Das Eine thun, und das Andere nicht lassen“ muß unser Wahlspruch sein, wenn wir in dieser Zeit des Dampfes und der unaufpärtlich auf­einander folgenden Erfindungen mit ven zi­­vilisirten Ländern Schritt halten und dabei as Viele einholen wollen, worin wir nur zu sehr zurückgeblieben sind. Nichts kann aber für den Gewerbsmann ein kräftigerer Sporn zu feiner Fortbildung und gleich­­zeitig ein besseres Mittel dazu werben, als wenn ex seine eigenen Lei­­tungen mit anderen fortgeschritteneren vergleichen, fremde Verfahrungs­­weisen kennen lernen, die neuesten Hilfsmittel sehen, deren beste Duelle erfahren und die Art und Weise ihres Gebrauches fi) aneignen kann. Dazu ist eine Ausstellung, so nicht die einzige, jo doch zuverlässigste Gelegenheit. Melde Fülle von Arfregung hat nicht Jever geschöpft, dem es gegönnt war, die Pariser und Londoner Ausstellungen zu besuchen und der dort aufmerksamen Auges besonders dasjenige betrachtete, was von Speziell Fachlichem Interesse für ihn war ! Selbst keinere Ausstellungen können eine gleiche oder annähernde Wirkung auf ihre Besucher in Anspruch nehmen. Wie wenige unserer heimischen Gemwerbeleute, namentlich in der Provinz, haben aber schon Gelegenheit gehabt, wenn auch seine Welt­, so doch eine kleinere Indu­strieausstellung zu sehen ? Von Denjenigen, denen Zeit und Mittel es verwehrten, eine solche im Auslande zu sehen, würden Tausende nach­hVest strömen, wenn die angeregte Idee hier zur Ausführung käme, und die ausgestreuten Samenkörner würden, von ihren Trägern in alle Theile des Landes verstreut, dort feimen und schon Früchte tragen, während für die duch­ den noch zu organisirenden gewerblichen Unter­­richt zu erreichenden kaum erst die Bäume gepflanzt wären. Eine sehr irrige Meinung wäre es wahrlich, in einer in Pest abzuhaltenden Ausstellung nur eine Schaustellung bereits errungener­ Resultate, oder einzig und allein die Aus­wurfsnöße der In­­dustrie nach inz und ausländischen Konsumenten ihrer Produkte zu er­­bliden ; bei gehöriger Imbetrachtnahme des materiellen Gewinnes ist dennoch der intellektuelle Nuten einer solchen Ausstellung als ihre Hauptaufgabe zu betrachten, und je reichlicher dieser Erfolg aus­­fällt, westo gelungener wird sie zu nennen sein. Bei den Meinungsäußerungen über diesen Gegenstand, die der „Beiter Lloyd“ gebracht hat, scheinen von der Vorauslegung auszu­­gehen, daß die projektirte Ausstellung nur ungarische Erzeugnisse um­fassen werde oder solle. Wenn nun aber dem eben ft­zzirten einen 3wed der Ausstellung in der That diejenige Bedeutung zugemessen wird, die er unserer Ansicht nachh verdient, so muß entschieden von obi­­ger Vorauslegung abgegangen werden. Es ist selbstverständlich und einleuchtend, daß an eine Imitation auch nur im Screi­en der inter­­nationalen Weltausstellungen nicht gedacht werden kann, ohne Gefahr zu laufen, sich vor einer strengen Kritik lächerlich zu machen. Die Ab­­weisung dieser Joee involvirt jedoch noch seineswegs die vollständige Ausschließung jedes fremdländischen Produktes. Soweit das Ausland, insbesondere Oesterreich, es in seinem Interesse findet, unsere Ausstel­­lung zu besdnden, muß es ein gern gesehener Gast auf versel­ ben sein.­­ Buchhaltungsamt in praktischer Verwendung stehen. ($. 3.) Gegenstände der öffentlichen Vorträge und Prüfungen sind: Die Die Erkenntniß der Unzulänglichkeit eigener Leistungen, das einfache und doppelte Buchhaltung , die Staatsbuchhaltung und die auf Studium der Muster besserer S­turz aller Zwecke der Belehrung wer­­den in viel höherem Grade ermöglicht und erreicht, wenn uns die fort­­geschrittenen Industrieländer wenn auch nicht viele, so da­ her,­vorragen­de Produkte ihres Gewerbsfleißes zur Ansicht und Nach­ahmung senden. Ein weiterer ebenfalls nicht außer Betracht zu Yaffender Grund für die Zulassung fremder Aussteller liegt in der den inländischen Kon­­sumenten gebotenen Gelegenheit, fremde Erzeugnisse, die einen ausge­­dehnten Diarkt im Lande entweder schon haben, oder einen solchen zu erringen hoffen dürfen, und deren Erzeugung im Lande selbst voraus­­sichtlich nit zu erwarten ist, die also jedenfall aus dem Auslande be­­zogen werden müssen, mit­einander Konturiiren zu suhen. Dadurch wird die Berührung zwischen ungarischen Konsumerten und fremden Produzenten zu einer möglichst direkten gestaltet, der Bezug aus erster Quelle erleichtert und die Kenntniß der vortheilhaftesten Quellen er­­möglicht werden. Daß hieruch der für Industrieartikel in’s Ausland gehende Tribut bedeutend verringert wird, ist ein offenbarer und hand­­greiflicher Vortheil. Indem die Befhidung der Ausstellung dur das Ausland die­­selbe interessanter macht, steigert sie gleichzeitig den Besuch und damit die daraus fließende Einnahme, verringert also die Kosten, da die dur­ ; "­­ eine Mehrbetheiligung fremder Ausstelier hervorgerufenen von Iepteren selbst getragen werden müßten. Der erhöhte Fremdenzufluß würde den Einwohnern Pest-Ofens bedeutende Summen zuführen und es verdient die Idee der Anstellung von Seiten der beiden Kommunen, hauptsäch­lich der Veiter Schon deshalb nicht nur moralische Förderung, sondern auch materielle Unterstüßung. Da die Abhaltung einer au­f den angeführten Sweden entsprech­enden Aufstellung ohne Subvention nicht wohl ausführbar erscheint, so wird es in erster Linie Pflicht des Staates sein, hier in finanzieller Beziehung wirksam einzugreifen. Den Lurus, den sich reichere Länder bei großen Ausstellungen erlauben konnten, werden wir in Ungarn freilich nicht mitmachen können. Das ist aber zum Gelingen und zur segensreichen­ Wirksamkeit der Ausstellung­en gar nicht nöthig. Und wir sind überzeugt, daß, wo es sich um ein in so vielen Beziehungen wohlthätiges, den Bewoh­­nern Ungarns intellektuellen wie materiellen Ruben, gewährendes Unter­­nehmen handelt, sowohl die Negierung, wie die Legislative mit Bean­­tragung resp. Votk­ung der verhältnißmäßig nicht bedeutenden Summe, die zur Sicherung der Ausführung­­ nothwendig ist, keinesfall far gen werden. Was die Zeit der Ausführung betrifft, sind wir der Ansicht, daß dieselbe nicht weiter hinausgeschoben werden soll, als zur Vorbe­­­eitung der ungarischen Impustriellen unumgänglich nothwendig it. Nicht die Schaustellung besonders zu diesem Zweckk von langer Hand bei vorbereiteter Prachtitüde soll angestrebt werden. Allerdings hoffen wir, daßs jeder ungarische Gewerbsmann sein Beftes thun wird, um im Einzelnen wie im Ganzen so ehrenvoll zu bestehen, als es unsere Ver­­hältnisse nur immer gestatten. Wie indes richtig bemerkt wurde, it hauptsächlg auf Vorführung von "Tageserzeugnissen" Beruhl zu nehmen, die auch in größerer Menge und zu einem billigen reife produzirt werden können. Der Export vieler derselben nach dem Süden und Osten wird, sobald sie nur einmal den uns besuchenden Nachbarn vorgeführt sein werden, sicherlich nicht lange auf sich warten Lasten. Von welchem Standpunkte aus die projektivte Ausstellung aber an betrachtet werden möge, einen bleibenden Nasen wird sie dem Lande sicher gewähren. Die Er­enntniß, daß nur die Arbeit Nationen auf die Dauer reich, groß und frei zu machen vermöge, ist bei uns noch nicht so fest begründet, wo nicht so einheimisch, wie sie es bei einer Nation sein sollte, die bestrebt ist, auf dem Pfade der Zi­­vilisation nicht hinter andern zurüczubleiben. Wenn aber eine Aus­­stellung in MBest zu Stande kommt, so wird sie, wie jede andere, ein Triumph der Arbeit sein, sie wird die Resultate, die Nothwendigkeit und den Segen der Arbeit, sorwie ves unablässigen Singens nach Fort­­schritt Hunderttausenden von Besuchern eindringlicher predigen, als dies doch die hochtönendften Reden möglich wäre. Und wird erst der Sinn und das­­ Verständniß für tüchtige Arbeit und Luft und Liebe zu der­­selben in alle Schichten unseres Volkes gedrungen sein, dann, aber auch nur dann, können wir sicher sein, daß Ungarn den großen, reichen und gebildeten Nationen Europa’s ebenbürtig an der Seite stehen wird. Deden Steinadher. Dem heute im Amtsblatte­­ veröffentlichten Normativ für die theoretischen Prüfungen aus der Staatsbuchhaltungs- Lehre entnehmen wir folgende wesentlichere Bestimmungen. Nachdem der Finanz- und der Unterrichtsminister die Einführung derartiger Prüfungen einvernehmlich beschlossen haben, werden in Un­garn und Siebenbürgen zu diesem Behufe Prüfungskommissionen in einer entsprechenden Anzahl von Orten errichtet werden. (S. 1.) Der Prüfung haben Diejenigen sich zu unterziehen, die ein solches Staats­­amt befleiven oder zu erlangen wünschen, für welches vorschriftsmäßig diese Prüfung verlangt wird, oder verlangt werden wird. ($. 2.) Jene Prüfungskandidaten, die an einem solchen Orte dienen oder auch nur wohnen, wo die Staatsbuchhaltungslehre an einer öffentlichen Lehran­­stalt vorgetragen wird, werden zu dieser Prüfung nur dann zugelassen, wenn sie den diesbezüglichen Lehrkurs zu Ende gehört haben und sich nur ein Frequentirungszeugniß darüber ausmeisen. Diejenigen aber, an deren Wohnort seine öffentlichen Vorträge gehalten werden, müssen si darüber ausweisen, daß sie bei irgend einer Staatswasfe oder einem die Geldmanipulation bezüglichen allgemeinen Borschriftsverordnungen und Instruktionen, die allgemeinen Prinzipien der Verrechnungstigo­­roren; die Organisation der ung. Staatsregierung ; die Literaturger Schichte der allgemeinen Buchführungslehre, mit besonderer Nachsicht auf die Vergleichung der in den anderen europäischen Staaten bestehenden verschiedenen Buchführungssysteme. Gegenstand der Prüfung it außer­­dem die höhere bürgerliche Arithmetik, namentlich: die gewöhnlichen und Dezimalrechnungen ; die Regel de tri; die Ketten­, Verzenten:, Zin­­sen:, Amortisationg, Flächen: und Kubitmaßrechnung. ($. 4.) Die Prüfungskommission wird aus einem Präses, zwei Prüfungskommissären und einem Schriftführer bestehen. Einer der Kommissäre ist immer der die Staatsbuchhaltungslehre öffentlich vort tragende Professor oder Lehrer. Die Ernennung geschieht durch den Fi­­nanzminister ($. 5). Für den Kur wird außerhalb Weit und Ofen vom Hörer ein jährliches Kollegiumgeld von 10 fl. bezahlt, die voraus zu erlegende Prüfungsgebühr beträgt 9 fl. Die Prüfung ist in der Regel vor jener Prüfungs-kommission abzulegen, in deren Sprengel der Kandidat wohnt. Solche jedoch, die im feßtverfloffenen Studien­ Ge­­mefter den Kurs absolvirt haben, können die Prüfung bei jener Kom­­mission ablegen, an deren Sit sie den Kurs gehört haben, wenn sie auch mittlerweile in einen andern Kommissionssprengel übersiedelt sind. An den Hamburger Zeitungen befinden si tagtäglich Inserate von folgendem Inhalt: „Eine junge Frau bittet einen Herrn um zehn Mark gegen Abzahlung und strengste Diskretion. Aoresse unter U. 36 in der Groed. o. Bl." ‚Zur Abwechselung it auch ein junges gebildetes Mädchen, das einen reichen Herrn bittet, ihm ein Sammt,Jadet 2c. zu sehenfen, oder es ist eine „junge liebenswürdige Witwe”, die ein ähnliches Gesuch, d. h. stets an einen Herrn richtet. Wer solche Anzeigen liest und noch niemals von einem Gras­­bilde betrogen werden, wird gewiß sein menschenfreundliches Herz ge­­rührt fühlen und si bewogen finden, einer solchen Hilfsbedürftigen, dem „Ihm wachen Geflecht" angehörend, seine Theilnahme zuzumenden. Er verspürt hinter der Bezeichnung: „Abzahlung” vielleicht nichts An­­deres, als daß die junge Frau ihm sein Darlehen in Terminen laten,­weise wiedererstatten will und glaubt, hinter dem Vermerk: „gegen strengste Diskretion” Liege nichts weiter, als daß er von dem nothgedrungenen Schritt der Dame nicht in Gesellschaft Anderer sprechen und dieselbe dadurch kompromittiren soll. Nun ja, solche ähnliche Gedanken mochten mich wohl auch pur­­prungen haben, als ich mich eines Vormittags auf den Weg machte und die auf Grund der eingesandten M­oresse näher bezeichnete M Woh­­nung einer „jungen liebenswürdigen Frau“ aufsuchte. Sie hatte in der Borstadt eine freundliche elegante erste Etage inne und zwar in einem Neubau, der seines Ansehens nach nit auf billige Miethe schließen ließ. An einem Glockenzuge war ein Porzellan-Schild befestigt, darauf stand : ,3. 6. Schuß.” Schulz sat ein sehr uninteressanter Name, aber diesmal interessirte er mich, denn er gehörte der gesuchten Dame an. Die Etagenthür öffnete mir eine ,Rölfdb," wie der Plattdeutsche sagt, ein kleines dralles Dienstmädchen. Ich frug nach der Dame. „Madame schläft!“ erhielt ich zur Antwort: „Schadet nichts, melden Sie mich nur an.” Nach einer Weile wurde ich in ein Zimmer geführt und es dauerte nir lange, so erschien darauf eine nicht übel aufge­­pußte junge weibliche Verson. Jung sage ich? Warum nicht, sie mochte wohl „hier Dreißig“ sein, aber die Frisur, der Schnitt des Kostüms kleidete sie so jugendlich, daß sie sich für eine Zwanzigerin hätte ausgeben können, was sie auch wohl bei passender Gelegenheit gethan haben wird. Ich frug sie, ob sie Diejenige sei, die zehn Mark suhe? Sie erröthete ein wenig und ich erröthete auch, — mir schien die Frage zu dreist, zu ungalant geflungen zu haben — eine Verlegenheit übersam mich, die um so stärker wurde, als ich in dem eleganten Zimmer meine Blide umhergehen ließ und dabei dachte, die Inhaberin dieses bittet öffentlich um zehn Mark! Endlich nöthigte us die Dame zum Giken, wir ließen uns in einer schwellenden aufeufe nieder — die Dame­ begann mir ihre Verhältnisse darzulegen. Ihr Mann sei auf Reifen, sei Kaufmann, poche seit Jahren nichts mehr von sich hören lassen, sie stehe Hilf und fhußlos da und sie lude nun den Beistand eines vesportablen Man­ nes, um sie vor dem Untergang zu retten. Die Sprechende zog das Taschentuch hervor und hielt es sich vor die Augen. „Ihnen wär’ also nicht allein mit zehn Dark geholfen “" fragte ich. Die Angeredete holte tief Athem solche Töne ohne Worte sind zu verstehen. Wir blieben eine Weile in stiller Rührung Tißen. Lieber Loser, du fannst mirh glauben, ich bin ein fühlender Mensch, ich vrüdte der Verlassenen die Hand, und ich empfand einen dankbaren Gegenpruch. Wir rühten näher zusammen, sie legte ihr ‚Haupt an das meinige, sie Schlug die gesenkten Augenlider auf, ich fab, sie lächelte. Ich lächelte auch und der Einklang empfindender See­­len war gefunden. Nun wußte ich, was sie wollte. Sie war nicht häß­­lich, sie war wirklich an Liebenswürdig — bei einigermaßen starkem Besuch von auf ihre Aoressen reflektirenden Herren konnte sie „ganz an­­ständig” ihren Hausstand unterhalten, und zwar ohne ihren verreisten Gatten. Nachdem wir ung verständigt, begleitete sie mich zur Thüre hin­­aus — ein Ku; — „Komm bald wieder, geliebter Engel!" und ich stiefelirte die Treppe hinunter. Das ist eine Griftenz, wie sie Hamburg zu Dukenden hat. Der Gatte ist immer verreist und bleibt immer verreist. Erst wenn die Po­­lizei ein wenig dahinter­kommt, erfährt man, daß die „junge Frau“ gar seinen Gatten hat, sondern, daß sie irgendeine Tochter dunkler Her­­kunft, gewöhnlich von „auswärts“ ist, die in der freien Stadt ihr Ge­­schäftsfomptoir eröffnet, unter allerhand Firmen. Das Dienstmädchen nennt sie , Madame" und kümmert sich um das Weitere nicht, ebenso der Hausbefiber. Bei Verlusten fhssen ihn die Möbel und sind biese wie es alle vorkommt, von einem Mobilienhändler gemiethet, nun gut, so bezahlt­ sie die Miethe im Voraus, — auf jeden Fall weiß sie sie eine Stätte zu gründen, von der aus sie ein bequemes Leben führen kann Eine große Anzahl junger Witwen siedelt unter der Bezeichnung „Haushälterin“ blieb­ in das Haus eines unverheirateten Mannes über. Viele eiift­ren auf Kosten eines einzigen Herrn, die sich aber, da der Betreffende bereits glücklicher Besiger einer angetrauten Lebensgefährtin ist, in oben bezeichneter Weise als „alleinstehende Da­­men” eingemiethet haben. Nun gibt es aber noch eine andere Sorte in den „Hamburger Nachrichten” sich amnonci­ender Hilfesuhender. Diese zu besuchen ist schon mit größerem Bistto verbunden. 3 sind dies nämlich „junge Frauen“, die wirklich Ehemänner, und „junge Mädchen”, die Bräuti­­game haben Besucht man sie, macht man zu Anfang vieselben Dia­­noper, wie ich sie bereits bezeichnet, durch. Die Wohnung ist allerdings nut elegant, — wir befinden uns bei einer Zigarrenarbeitersfrau, von denen Hamburg, die Stadt des Zigarren-Er- und Imports eine be­­trächtlie Menge hat, oder wir sind bei einer Kellerwirthin u. dgl., sie sieht sauber, frisch und jed aus; der Mann ist nach ihrer Aussage nicht zu Hause, wir fühlen uns sicher. Wir mögen uns aber kaum in einer angenehmen Situation befinden, da hört man heftiges Gepolter, eine fluchende Männerstimme macht sich bemerkbar, es wird an die verschlossene Thür gedonnert. „Mein Mann ! mein Mann!" schreit die zum Schein erschrochene Ehefrau, sie springt auf, reißt die Thür auf, laßt mich im Stich und läuft davon. Serein stürzt eine wütsehende Ge­­stalt, womöglich mit einem Messer in der Hand, man wird bei ver Gurgel gepackt, zu Boden geworfen und der sich betrogen nennende Ehemann schlägt tüchtig auf unsern Naden 108. Eh’ wir uns lang die zarte Haut duchbläuen Lasfen, rufen wir dem „Gatten“ zu, ob er eine Gelventschädigung annehmen wolle? Nun wird im Prügeln inne gehalten. Die „Wuth“ legt sich, es werden Frie­­denspräliminarien in Szene gefegt. Wir reiben uns mit der einen Hand den durchgewichsten Rüden und mit der anderen holen wir das Borte­­monnaie hervor und schütten dem sauberen Gatten das Geld zur gefäl­­ligen Ansicht hin. Ist der Betrag groß genug, um ihn zufrieden zu stellen, so kann man sich gratuliren, auf diese Weise no retiriren zu können. Gewöhnlich sind aber die Forderungen des, wie er jagt, an seiner Ehre getränkten Ehemannes so hob, und sein Beharren darauf so fest, da­ man sich nicht selten gezwungen sieht, sich schriftlich zur Zahlung einer gewissen Entschädigungssumme zu verpflichten. Obgleich es dem Geprellten freisteht, nachträglich eine Klage wegen Erpressung anhängig zu machen, so thun es aber doch die unwenigsten, da sie sich ja noch vor Gericht bloßzustellen haben. C3 wird also gezahlt. Hat der Ueberrumpelte aus Vorsicht wenig Geld in seinen Beu­­tel gesteclt, und ist er dem „Ehemann eine unbekannte Persönlichkeit, so wird das vorhandene Geld von dem Ersteren nur als „Abschlag“ in Empfang genommen, das Fehlende schlägt er dem Nebenbuhler am Leibe ab, Lebterer schreit um Hilfe, es laufen die Hausbewohner zu­­sammen, Fenster und Thüren sind offen, ein Auflauf Neugieriger ent­­steht, ein Konstabler erscheint und diesem wird" nach geschehener Ab­­prügelung der arme Nebenbuhler al­s Hausfriedensstörer” in Verwah­­rung übergeben. Man kommt auf eine der Wachen, muß die Nacht hindurch bis zum nächsten Morgen hinter „Ihmwedischen Gardinen zu­­bringen, darauf kommt man auf das Stadthaus vor den Borgerherrn, dieser distirt­ung fünf Mark vierzehn Schillinge als Arrestloften zu, oder vierundzwanzig Stunden bei Wasser und Brot. Dann können wir nach Hause gehen, er auf Erlebnisse ausgeht, dem sind derartige Abenteuer durch eine Tracht Hiebe und eine Arrestation nicht zu theuer erfauft , mer aber aus anderen Gründen sich nach Abreisen hilfesuchender Frauen und Mädchen erkundigt, für den find vorstehende Amusement3 ein schlechter Spaß. Es kommt zwar mancher Dudmäuser, Mancher, von dem man sagt, „stille Waffer sind tief“, in den öffentlichen Klatsch­­mund, aber auch Mandher, der das Bekanntwerden solcher Stüdchen seiner zu Hause fißenden treuen Gattin viel Aergernik bereitet. Gewagt sind die Besuche von Herren jedenfalls, und gewöhnlich kommt es vor, daß diejenigen stark geprellt werden, die unter der Geld­­bedürftigen eine wirklich Unglückliche ruhen und ihr aufrichtige Theil­­nahme scheinen, haben Religion und Erziehung genossen — und dabei doch so verworr­­en? Du lieber Himmel, sie wollen leben , anständig leben , sie sehen Tausende ihrer Mittehwestern in Glanz und Seide, deren Männer eben­­falls zu Vermögen gekommen, man weil nicht wie — sie wollen es ihnen gleich machen , sie wollen ihnen nicht nachstehen in Aufpus und Komfort, aber woher nehmen und nicht stehlen ? Eben darum greifen sie zu dem leichtesten und einträglichsten Geschäft. — Wenige erfahren etwas davon, es bleibt im Verborgenen unter den zwei Nugen der Lieb­­haber. „Munteln” auch die Hausbewohner dieses und jenes — unwehe ihnen, wenn sie das Geringste laut werden lassen ,­­ die an ihrer Ehre angegriffene alleinstehende Dame sagt auf Injurien. Beweist es ihr, daß sie anders ist, als sie sich vor den Leuten zeigt — der Beweis wird sehwer werden, denn diejenigen, die zeugen könnten, hüten sich aus eige­­nem Interesse davor. Das Leben ist ein See, auf dessen Oberfläche sich silberreine Schäume zeigen, und unten im unsichtbaren Grunde steht aller­­lei Schmub. „Der Zehnte weiß oft nicht, wovon si der Eilft es ernährt.” Mir sehen heute Mandhen als Millionär in der Hansestadt ein herrliches Leben führen, er­st ein „Schmuc” der Börse, fährt in Equipage und hat Livreebem­ente — früher war er Bordellwirth und scharrte Geld auf Geld im Verleihen von Kapitalien gegen zwanzig und mehr Per­­zent Zinsen. CS fällt Niemandem ein, ihn um seiner Vergangenheit Willen zu verachten — was er war, ist vorbei, wenn auch nicht ver­­gessen ; aber was er it, macht viele unterthänige Diener und ganz er­­gebene Freunde. Wer wundert sich nun noch, daß Tausende in solcher Glücksgünstlinge F­ußstapfen zu treten suchen, mer wundert sich noch, daß selbst die Frauen aus dem von der Natur verliehenen ein Ge­­werbe machen, eine Industrie — haben sie erreicht, was sie erreichen wollen, triumphiren sie — die Neider bleiben nicht aus, die Schmeichler auch nit und sich von einer Kohorte Menschenkreaturen Tiebediener sich um­­lagert zu fehen,­hat für den am äußeren Glanz hängenden Menschen­­verstand, besonders für ein weiblich Gemüth, zu viel Meiz, als da nicht einmal der Versuch gemacht und dem Teufel die Ehre, die Scham geopfert werden sollte. Der Staat, die Kirche verforgen Niemand, und die Armenanstalten und NRumford’schen Suppen, sind zu nüchterner Natur, so daß ein Zurückkommen auf sie immer no Zeit ist, wenn der industrieritterliche Sinn durchaus nir Geschäfte machen kann. Wir haben es zu allen Heiten gefunden, die Betflammer, das Zuchthaus sind die lekten Instanzen für den Schiffbrüchigen ; ehe er sich aber auf solche freudlose Gestade rettet, versucht er es tausendmal, im Aufbau einer schwindelhaften Existenz sich eine Zukunft zu errichten. Ein schönes Da­­sein — Paradies für den Spekulanten und Durchtriebenen — Armen­­sünderstätte für das ehrliche Gemüth und Schüchterne Herz! Beide gehen zu Grunde. Otto Spielberg. ; "

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