Pester Lloyd, Januar 1870 (Jahrgang 17, nr. 1-24)

1870-01-01 / nr. 1

. : PER eV Ergebnisse des abgelaufenen pres mit jenen bi vergleichen, so mäffen wir men Nac­hritt Konstativen, | aunsere schönsten Hoffnungen herbittlich zu Boden pracht. Sechsundzwanzig Gefertifel wurden im Jahre 18 geschaffen, während die hd unvollrommene Thätigkeit der 1868er Gefeggebung immer­ achtundfünfzig Gefeartifel zu Tage förderte. Aber nich­tlos quantitativ, sondern auch qualitativ steht die Produktität der Gefetgebung des Jahres 1869 Hinter jener von 186 zurück. Von den sechsundzwanzig­­ Gefegen, welche im Jahre 1369 gebracht wurden, beziehen sich zehn auf finanzielle Agelegenheiten, durch welche aber das Land seiner finanzielle Rekonstruktion nicht um Einen Zei­ten gebracht hat. Es sind dies ohne Ausnahme rein nominelle Gefetge. Wir haben Fein wirkliches Budgetgeld­, feine verbesserten Steuergese, feine Gefege ü­ber die finanzielle Kontrole. Der ganze Indg dieser zehn Gefegartikel hat sich in dem einen Sage zusam­enraffen, daß die unvollkommene finanzielle Maschinerie des Staates nothoürftig im Gange er­halten wird. Das Jahr 368 war in dieser Beziehung auch sehr wenig produktiv, aber immerhin haben wir damals einige Modifikationen in unserer Finanzgefetgebung eingefü­hrt, welche wenigstens als provisorisch Maßregeln eine nicht gering anzu­schlagende Bedeutung befan. Die schöpferische Kraft, welche die Gefergebung im Yale 1868 auf finanziellem Gebiete entfaltete, war sehr gerin,­­ jene des Jahres 1869 ist gleich Null. Zwei Gefeartifi des Jahres 1869 beziehen sich auf die Boh­rung der Nefrutt. Sie erfor­derten tweder eine beson­­­­dere Intelligenz, noch ein besondere Kraftentfaltung. Sie sind, nachdem­­ im Jahre 188 das Wehrgefech geschaffen wurde, kaum mehr, als einfacheltechenerempel. Sieben Gefeck­­artikel bilden die ‚martifulirung von verschiedenen Han­dels-, Schifffahrts- und Loftverträgen. Bei diesen Gegenständen, welche im Sinne des Abgleiches in besten Reichshälften und gleichen Prinzipien geormet werven müssen, war die Thätig­­keit unseres Reichstags nicht im Mindesten eine schaffende, sondern bloß eine gutheßenve., Unsere Volfsvertretung hatte hier nicht eine Arbeit zu vollgehen, sondern blos ihren Willen zu äußern. Die Erledigung erfolgte dengemäß auch rasch, fast nur formell. Ein Gefegartiel betrifft den Nachtragsfrevit für die Orientreife des Monarchen und wurde ohne Debatte votirt. Ein Gefegartifel enthält eine unbedeutende Modifika­­tion des Gefegartifels XVI im Jahre 1868, betreffend die Münzprägung. Ein Gefegatifel verordnet die Volkszählung, besteht aus sieben kurzen Pangraphen und wurde in einer Viertelstunde erledigt. Ei­n Gefekartifel hebt den Zeitungs­­stempel auf,­­ eine sehr woh­huende Mairegel, deren Erle­­digung aber ebenfalls nicht mehr als etwa zwei Minuten im Anspruch nahm. Zwei Gregartikel enthalten die Konzessio­­nirung von zwei neuen Eifebahnlinien, jener der ungarischen Westbahn (Stuhlweisenburgrat) und jener der mmgarisch­­galizischen Eisenbahn. Die Ansichten über die Opportunität der Konzessionirung dieser Pinien können verschieben sein, daß­­ aber der Akt selbst besonder legislatorische Fähigkeiten und Anstrengungen nicht in Anspruch nahm, wird man wohl zuge­ben­ müssen. Es bleibt somi ein einziger Gefetartikel, nämlich jener Über Die Ausübung der richterlichen Gewalt, in welcher eine birfliche Reformthätigkeit involvirt. Und auch dieser Gefetsartife stellt erst die allgemeinen Grund­­­zige der Trennung der Lutiz von der Verwaltung auf. Von diesem Gefege bis zu einer geordneten Justiz ist noch ein wei­­ter Weg t­: Das ist der Anhalt zu Gefenbuches vom Jahre­­ 869. Ein trauriges, besch­mende Armuthszeugnis. Selbst das Jahr 1868, mit seinen legislatorischen Schwergeburten, erscheint, mit­ diesem Jahre verglichen,­ in fast: glänzendem Lichte. Damals hat­ man außer­ den bereits erwähnten, nicht ganz bedeutungs­­losen Steuer und Finanzgelegen noch die Schul- und Konferr­a­tionellen. Gefeke, das Gefeg ü­ber die Gleichberechtigung der Nationalitäten, den Ausgleich mit Kroatien, das Wehrgefeg, eine, wen auch unsollsandene, Protegorleitung geschaffen. Und das man nicht mehr leistete, konnte man wenigstens mit , den Schwierigkeiten des Anfanges einigermaßen entschuldigen. Im Jahre 1869 waren weniger Schwierigkeiten vorhanden und doch ist die Leistung geringer. Und die ganze Zrostlosig­­se unserer Lüge örüht TI nicht einmal in dieser an und tr­ai geringen Leistung, sondern in der Thatjadie aus, Daß Die reformatorische Produktivität unserer Gefeßgebung eine rückschreitende Bewegung verfolgt. Wohin kommen wir schließ­­“Lich auf diesem Wege ? Im unerquicklichen Parteihalter,der das Parlament zum Tummelplage einlicher persönlicher Eitelkeiten wegrassrt, liegt nm die uufere Ursache dieser trostlosen Zustände. Die innere, wirkliche Ursache ist der Mangel an leitenden Kräften, oder vielmehr der Mangel an einer großen, d­ominirenden leitenden Kraft Nicht am Wollen mangelt es uns, sondern am Können. Wir alle­s vom Monarchen angefangen bis zum sehlichten Bür­­ger — wünschen den Fortschritt, aber es fehlt uns die Kraft, denselben zu verwirklichen. Diese Erscheinung gewinnt noch an Beweiflichkeit durch den Umstand, daß sie sich nicht auf Ungarn beschränkt, sondern in allen Kontinentalen, sogenannten konstitutio­­nellen Staaten mehr oder weniger hervortritt. Die Unbehilflichkeit­­ repräsentativen Syitems ist nicht eine spezifisch ungarische, sondern eine kontinentale Krankheit. Italien, wo die Noth­­wendigkeit der Dekonstruktion des gesammten Staatswesens­­ ebenso allgemein empfunden wird, wie bei uns, kann ebenso­ 2 nicht ax " Sammer Minister, zu befe . »mus«fast zur Farce geworben.Oester­­en Schwierigkeiten,die ersten Vorbedin­­gungen be ariischen Systems zu schaffen. Nirgends eine vollentete, gesunde, ungestörte Thätigkeit. In den Terz­ten „Parlamentarismus, „Konstitutionalismus" glaubt man überall Zauberformeln gefunden zu haben, welche man blos möglichst oft, wenn mich gedankenlos, zu wiederholen braucht, damit Alles gut gehe. Ein seichter Dilettantismus hat ich überall vor Politik berichtigt und macht si in den repräsen­­tativen Körperschaften des Kontinentes breit, in seiner B­ygmäen­­haftigkeit nicht Gemerla, bag sein Thun und Treiben nicht eine Nachahmung, sondern eine Nachäffung des naturwüchsigen par­lamentarischen Systeins in England ft. Ueberall wird von Reform, von Fortschritt gesprochen, aber die allgemein empfun­­dene große. Spee versetzt im Meerafte der politischen Mittel­mäßigkeit. ES berejcht überall ein großer Mangel an­ bedeu­­tenden politischen Talenten, ein noch größerer an bedeutenden Charakteren. Mot'möchte vorwärts, die Maschine tt da, es fehlt aber die treibende Kraft. It es da ein Wunder, wenn die renationären Elemente noch immer nicht ihre fette Hoff­­nung aufgegeben haben ? &8 kann in der That in seinem europäischen Staate so fortgehen. &8 np etwas fommen, was die Politik der W­öl­­fer aus der Prüse leichter Phrasen errettet und den politischen Zustand Europa’s dem intellektuellen Entwickklungsgrade des Jahrhunderts würdig gestaltet. In der Politik steht Europa heute auf derselben Stufe der oberflächlichen Dinsel­­haftigkeit, auf welcher er in der Wissenschaft im vo­­rigen Jahrhunderte stand. Das achtzehnte Jahrhundert hielt sich für aufgeklärt, und wie Klein, wie knabenhaft erscheint diese „Aufklärung mit der mannhaften Würde der heutigen Wissenschaft verglichen ? ! Ebenso glaubt das neunzehnte Jahr­hundert den Stein der Welsen auf politischem Gebiete gefun­­den zu haben.­­Vielleicht wird in nicht ferner Zukunft eine Zeit kommen, so der heutige politische Zustand Europa’s in den Augen einer besseren Generation ebenso kleinlich erscheinen wird, wie die wissenschaftliche Lieberhebung des vorigen­ Jahr­hunderts in den Augen der ernsten Wissenschaft unserer Tage. Möge diese Zeit recht bald kommen! Und das Mittel, um eine solche politische Genesung herbeizuführen ? — fragen unsere Leser. Als man Napoleon fragte, was nach seiner­ Ans­­icht zur Verbesserung des Erziehungsunwesens vor Allem nöthig sei, antwortete er: Mütter!" Nun, wenn man ung fragen wü­rde, was zur politischen Regeneration des heutigen Europa’s vor Allem erforderlich erscheint, so antworten wir getrost mit dem Einen Worte: Männer!“ N ."). j ús­ 4 Das Schreiben Ludwig Kosuth’s, mit welchen sich der erste Artikel unseres heutigen Blattes beschäftigt, it an Johann Bidats gerichtet, aus Turin, 5. Oktober datirt und lautet Theurer Freund! Mit pietätvoller Rührung las ich i­ der „Magyar Wifäg“ den herrlichen Antrag, den Sie in der Honrepper­­sammlung wegen Errichtung eines Asyls für die Invaliden-Handeds aus den Iabeen 1848—49 gestellt haben und der auch angenommen wurde. Sch­idáme mich nicht, Ihnen zu gestehen, daß mir bei seiner Lesung Thränen in die Augen kamen. Denn umsonst, obwohl in den legten Jahren viel, sehr viel in unserem Vaterlande geschehen und vieles unterlassen worden ist, was meine Brust mit Kummer und Betrüb­­niß, ja oft mit Merger und Unmillen erfüllte und noch erfüllt, so hat mich doc Nichts schmerzlicher berührt, als daß unsere Nation Denjeni­­gen gegenüber, welche ihr Blut für die Freiheit derselben vergossen, ihr vor Gott und der Welt verpfändetes Ehrenwort bis zum heutigen Tage noch nicht eingelöst hat. Sie hat Geld für Alles, selbst zu Pensionen für die landesver­­rätherischen Nuffenführer, die Kämpfer und Vertheidiger ihrer Freiheit aber läßt sie darben und hungern. Das Uebrige, was geschehen­ oder was verabsäumt worden, war ein Fehler, ein Unglaf; dies aber ist ein moralisches Verbrechen, ist . Shhmach und Schande! Das Uebrige kann man bedauern, dies aber ist etwas, wofür man erreichen muß: vor Gott und der Welt. Das ist nicht nur ein Undant, sondern ein häßlicher Schmußfled auf dem Schild der ungarischen Nationalehre. Das Glend eines jeden Honvéd: Spavaliden ist der Aufschrei einer fedredlichen Anklage gegen die Nation u Gott, welche in der unerbittlichen Logit der Sejdjidhte als­­ schwerer Gh­au das Vaterland zurückfallen wird, wenn nicht die­­ Opfer wil­­laten­ einzelner Bürger die Schuld aus dem Bude 83. Katums Löfcht, rent leider ! sowie die Dinge stehen, wage ich­c­en m­it mehr zu worjen, daß der Reichstag selbst, durch Einlösung des Ehren­wortes ber allen, das Sühnopfer darbringen wird. Ihr Antrag und die Annahme Ihres Antrages in der Honved­­versammlung it ein edler Versuch zur Sühne. Grlauben Sie mir, daß ich Ihnen und durch Sie den Mitglie­­dern der Honvedn-V­ersammlung den aus der Tiefe meines Herzens kom­­mende Dant darbringe für Ihre Initiative, welche nicht auf eine vor­­übergehende , Imsenartige Linderung, sondern auf dauernde Heilung gerichtet ist, daß ich Ihnen danke im Namen meiner invasiven Leidens­­genossen, deren Hilflosigkeit Schwer auf dem Gewissen Lastet, und im Namen der ungarischen Nationalehre, die unser Aller gemeinsamer Schab. b Ihre in der Honverversammlung geäußerten Hoffnungen in Erfüllung geben werden? ob und in welchem Make das Pflicht ab­! Ihrer Mitbürger die energischen Bemühungen des unter Ihrem orjibe wirkenden waceren Komites mit Erfolg frönen wird ? — ich weiß es nicht, denn leider­­ der Nationalcharakter hat sich in den sep­ten zehn Jahren sehr geändert und oft erpreßt der Gedanke meiner a einen schmerzlichen Seufzer, daß ich meine Nation nicht wieder­ erkenne. Das aber weiß ich, daß ich mich gegen Gott, gegen mein Bat­terland und gegen die Ehre versündigen würde, wenn ich mich nicht beeilte, Ihnen zur Verwirklichung Ihres edlen Vorhabens nach mei­­nen geringen Kräften: behilflich zu sein. Ich bin ein armer Mann. Daß ich es bin, hat mir his jeßt nie fein gethan, demn ich stehe in Niemandens Schuld, und niemnand das Stück Brod Shmal­it, das auf mich gefallen, so ist es doch mein Eigenthum und — mit Ausnahme eines freundlichen Legats, das mir von ein­m englischen Estner (Oppenheim) vermacht worden it — die Frucht meiner­ Arbeit und Machen, nicht aber eine Gnade oder ein Gejdent von irgend Jemandem. Ist aber, jet zum ersten Mal, schmerzt es mich, daß ich nicht reich bin, denn es schmerzt mich, zur Linderung der Leiden unserer invasiven Honveds­ nur ein Geringes beisteuern zu können. Doch Sie werden den bescheinenen Tribut des­­ Verbannten nicht zurückweisen. Ich widme zur Gründung eines Asyls für die invaliden Hon véps aus den Jahren 1848—49 tausend Francz. Tausend Francs sind seine große Summe, dennoch bin ich nit im Stande, sie gleich auf einmal zu zahlen. Mir werden uns aber von unseren täglichen Bedürfnissen bald hier, bald dort einen Groschen abzwichen, und so verpflichte ich mich hiemit dazu, daß ich vom 1. Oktober I. 3. an gerechnet, vierteljährlich 250 Francs, also binnen a Jahre in vier Noten die schuldigen tausend Francs abzahlen werde. « Die erste(-­al)lung werde ich sofort ihnen überwachen,sobald ich benachrichtigt sein werde,das,daszkmnith bezüglich der liebernahm­e von Beiträgen schon Anstalten getroffen hat. Sollte ich)sterben,bevor ich m­eine Schuld abgetungemsovers sichere ich Sie, werden,mein Wort einzulösen. Ich kannJlmen nicht sagen,melchm Trost e­s m­eimst beküms met­ten Seelenm­il­i«enwürde,wenn mich Gottes erleben ließeraß die Landessalme freiwillig,ajcfso«3i­ 11e 111Wege,die Pflichtcigen die immaliden Freiheitskäm­pfer des Vaterlandes erfülle11,welche die Nation aus legislativem Wege zuerfüllen Verabsäumt hat m Und sie fünnene­:-,Schulter an Schnller geth eil­t,soleichtll­nn, wennItennrnwlich Mögenur-Jedermann nach jedem bhldender,ss;wangsst011er, welcheor Der«österreicisch-ungarischen Monarchie,­nl­lt,sichcinesrei- 1V1111;’(eS-1e11e1«11011flijtfnercuzern auferlegen,so kann diestersomung der nivkil»1deriuniarischen Freiheitskä­mpfer undJ­redles­ Vorhaben­ binnen einem dahr verwirklicht werden. Fünf Kreuzer freiwillige Steuer nach jedem Gulden Zwangs­­teuer ein für alle Mal­e und der Schmupflod am Schilde der National: Ehre wird hinmweggewischt sein , daß meine Söhne es als ihre Ehrenpflicht betrachten wollte in der Brust des Ungars nicht so­ viel Ehrgefühl, so viel Patriotismus leben ? oder sollte die Einlösung des verpfändeten Ehrenmordes der Nation in unserem Vaterlande auch Schon eine Bar­­teifrage geworden sein? je Oder gäbe es denn sein einziges edles Gefühl mehr, das im Stande wäre, die gesprengten Reihen unserer Nation zu­ einer ges­­einsamen Straftanstrengung zu sammeln ? Selbst nicht der Trieb dank­­barer Pietät und der Mahnruf des verpfändeten Chrenwortes der Nation ? Berhüte Gott, daß dem allso sei! An’s Merz also, meine Freunde, mit Kraft und Ausdauer ! Traun, wenn wir auch als Nation tief gefunden sind, so gibt es da noch viele unverdorbene Patrioten, viele andere Patriotinen im Baterlande. Auf die Lepteren vornehmlich baue ich meine Hoffnung. k Das weibliche Herz ist der Altar der Bietütsgefühle. Die Berz­iehung schuf die Frauen zu Trostengeln der Leidenden. 68 thut mir wohl, zu glauben, daß die ungarischen Frauen ihrem Berufe nicht untreu sein werden. 3 thut mir wohl, zu glauben, daß sie mit begeisterter Bereitwilligteit der hochherzigen Witwe des glorreichen Mär­­tyrers der ungarischen Freiheit, des Helden Damjanics unsterb­­lichen Andenkens, sich anschließen werden, deren Unterftügung Sie mit plüclihhem Takt sich erbeten haben, und zu deren höheren Tugenden es gehört, für die ewige Trauer ihrer Seele in den Gingebungen der edelsten ,patriotischen Gefühle und in unermüdlicher Wohlthätigkeit fojt zu suchen (den — das gebe Gott ! — sie auch finden möge). Empfangen Sie die aufrichtige Versicherung meiner Hochachtung und meinen herzlichen Freundesgruß. Ludtvig Kossath. : „ Die nächste Nummer des , Better Lloyd“ er­­scheint Montag am 3. d. MW. Nachm­ittags. A Wien, 30. Dezember. In Sachen der Ministerkrisis wird die Verwirrung immer größer. Die Einen lassen auf Grund neuester Vorkommnisse noch einen Versuch machen, und zwar nicht ohne Aus­­sicht auf Gelingen, das gegenwärtige Ministerium unverändert wieder zusammenzuleimen, die Anderen stellen bereits zum Neujahrstage die kaiserlichen Handschreiben in Aussicht, welche die von der Minorität des Kabinets angebotene Entlassung annehmen. Die Einen betrauen Sistra mit der Aufgabe, ich nach einem neuen Haupte des Ministe­­riums umzusehen und dem Kaiser diesfahl­ige Vorschläge zu unterbrei­­ten, die Anderen erklären, dab die betreffende Persönlichkeit bereits gez funden worden und — ein unangefehrter Atta Troll — sein Talent, aber ein Charakter sei. Als sicher dürfen Sie nur annehmen, daß eine Entleidung noch nicht erfolgt ist, und daß morgen unter dem Vorsige des Kaisers ein Ministerrath abgehalten werden wird. Aber allerdings sind Anzeichen vorhanden, daß man in erster Reihe darauf hinarbeitet, den Bruch innerhalb des Ministeriums zu heilen, und daß die Hoff­­nung, ein entsprechendes Kompromiß zu Stande zu bringen, mindes­tens noc nicht aufgegeben ist. Die Arbeiterblätter willen heute von einem förmlichen Feld­­zugsplan gegen eine eventuelle Wiederholung der Arbeiter-Demonstra­­tionen zu berichten. 34 glaube, daß die Negierung einfach entschlafen ist, den Arbeitern nicht mehr doch die zu sehen und nicht mehr wie Macht mit Macht mit­ ihnen zu parlamentiren, sondern auch gegen sie das Gefegenit das Gefeb, aber das ganze Gefeth zur Anwendung und Geltung zu bringen. Telegr. Depelchen des Perler Lloyd. Wien, 31. Dezember. (Original-Telegramm.) In dem heute unter Borsig Sr. Majestät stattfindenden Mei­­nisterrathe wurde über die Ministerfrife verhandelt. Der Kai­­ser forderte von der Majorität die Neplit auf das Memoran­­dum der Minorität. Wien, 31. Dezember. Die Aerzte geben nur schwache Hoffnung auf Rettung des­­ Reichsfinanzministers Bede. Wien, 31. Dezember. Das Ministerium des Innern stimmte dem Verkaufe des Bürgerspitals­ zu. Wien, 31. Dezember. Wie der „Wanderer” erfährt, hoffe man in Rom, daß die Schon längst beschlossene und blos vertagte Nomreife des Kaisers schon in nächster Zukunft vollen­­dete Thatsache sein werde. Wien, 31. Dezember. Das Staatsschulden-Konverti­­rungsgeschäft bei den auswärtigen Häusern wird mit Embe­ r Günter, respektive Ende März auf vor Brestl gegebenen Im­­puls eingestellt. Die „Oesterreichische Korrespondenz" sagt, was die Antretenheit des ungarischen Finanzministers Lónyay mit der Bankfrage nicht zusammenhängt, da die piesfällige Enquete in Pest noch nicht verschlossen ist, mithin Lónyay auch nicht in der Lage ist, Verhandlungen mit definitiven Ent­­schließungen zu beginnen. Wievi,31.Dezember.Die heutige»Tagespr­esse«mel­­detaies Prag,daß die für Sonntag projektiv teczechische Ar­­beiterversammlung bewilligt worden sei. Gemm,80.Dezember.Mehrere Mazzinisten uner­­mische Emigranten wu­rden verhaftet Auf der Montcenisbahn ist wegen massenhaften Schneefalls s Sicherlichr unterbrochen. Paris,31.Dezem­11ser.Die»Patric«versichert,daß Ollivier das Ministerium bereits bildete,doch zweifle man, daß das morgige Amt sbicht die­ Liste­ desselben veröffentlichen werdenz­—»Contstitutiotu1el«berichtet:Ollivier unterbreitete der 11 Kaiser folgende Orkinisterlistez.Ollivier J­ustiz,Berthemy Mupesses,ChevaudierJena­res,Chasseloup Staatsrath,Ri­­chard Arbeiten 1 und(51)audind«gandel,die anderen Portefeuilles bleiben unverändert Wien, 31. Dezember, 10 Uhr 10 Min. Mittag. Bann.­ Kre­­ditaktien. 266.20, Delterr. Staatsbahn 410, Lombard 258.30, Franco: Austrian 105.25, Anglo-Austrian 302.75, Trammway 138, Napoleons. , Bank 743. Matter. € , Wien, 31. Dezember, 2 Uhr. Getreidegeschäf­t.) Bann.) Spiritus 44 °/,, per Jänner 44"); matt. Weizen Banat. 5.40, Slowak. 5.—, Marchfeld 5.10. Roggen Slovak. 3.50, Ungar. 3.35, Steinamanger 3.—. Mais 3.—. Hafer schwer 4.40, leicht 4.20. — Der Feiertage halber Schwacher Umlag. A Wien, 31. Dezember, 2 Uhr. Bann.) Kreditaftien 265.50, österr. Staatsbahn 410, Lombard 258­­, Franco-Austrian 104, Anglo: Austrian 300, Tramway 137.50, Napoleonsv’or 9.86, 1860er oje 99.50, 1864er 118.70, ung. Kreditaftien 78.50, Anglo-Hungarian 46, Franco-Hungarian 46, Berfehrsbant 120, ung. Grundentlastungs-Obli­­gationen 79.25, Rente 60.20, ung. Eisenbahn-Ansehen 106.25, Alföld 173.25, Nordostbahn 163, Kafkau-Oderberg 55.75, ung. Ostbahn 91”%, Krevitslofe 164, Frankfurt 103.20, London 123.40, Bah­3 49.10, preuß. Kaffenscheine 1.824. Dulaten 5.81. Plau. RT Berlin, 31. Dezember, Böhmische Westbahn 92, Galizische Bahn 100, Desterr. Staatsbahn 225.75, Freiwilliges A­nlehen 141.75, Metalliques 49.—, National-Anlehen 58.—, Kredit­ose 91.25, 1864er 64.50, Silberanlehen —.—, Kreditaktien 145"/,, Wien 81.50, Pisfont­­bant —, Bardudißer —, Rumänien 72.50, Desterr. Banknoten —, Felt. Bari, 31. Dezember. Sperzent. Rente 72.85, italienische Rente 56.75, österr. Staatsbahn 842.—, Kredit mobilier —.—, Lombards 528.—, 1865, österr. Staats-Anlehen —, ungarische Eisenbahn:An­­leihe —, Amerikaner 97 °/,, ungar. Ostbahn —. Matt. Frankfurt, 31. Dezember. Mechiebcours per Wien 9574, 1859. €, Metalligques —.—, Neues Silber-Ansehen —.—, National: Anlehen Metalliques, alte —.—, Neues Steuerfreig —.—, Amerikaner per 1882 91*/,, DVesterreichische Kredit-Aktien 2534/., Delter­­reichische Staatsbahn-Aktien 394*/., 1854er 72/2, 1866er 82, 1864er 114 °, Fr.:Josephsbahn 179, Oelterreichische Bank-Aktien 706, Lom­­barden 248.—, Galizier 2337/., Rente 49, Silberrente 58.­­ Fest. Frankfurt, 31. Dezember. (Abend-Sozietät.) Kredit­­aktien 253.50, Staatsbahn 393.—, Lombarden 247.25, Galizier 233.75, Böhnische —. Baris, 31. Dezember. " (G blußbörse) 3% Rente 72.82. 4 °, Rente 102.60, Italienische Rente 56.90, Staatsbahn 840, Credit mobilier 206, Lombarde 527, Det. per Tag 330, Deft. auf Zeit —.—, Confols 92 °/,, ungarische Anleihe —.—, Amerikaner 97 °, ungar. Ostbahn 304. Matt. € , Triest, 31. Dezember, Geschäft sehr stille. Umfas gering, prompter Weizen erheblich niedriger angeboten, Lieferung vernachlässig, ohne Nehmer, alter Mais wenig gefragt, neuer gefragter, Wochenum­z far 34.000 Staar. Delgeschäft beschränkt. Preise unverändert. Berlin, 31. Dezember, Weizen fehlt, pr... Dezember 59."/e, pr. April-Mai 6042, pr. Mai-Juni —, Roggen fehlt, pr. Dezember 44", per April-Wai 45, per Mai-Juni 40, Hafer per Dezember 24, per A­pril-Mai 25, per Mai-Juni 2572. Der per Dezember 12 ° ıa, per April-Mai 12 °, per Mai-Juni 127/12. Spiritus fehlt, per Dez­zember. 15"/,, per April-Mai 15 °/... Schön. Paris, 31. Dezember. Mehl Baiffe, per Dezember 55.25, 4 ersten Monate vom Dezember 55.75, März April 56.—. Spiritus per Dezember 57.—, in den ersten 4 Monaten 57.—, in den 4 Sommer- Monaten 58.—. Der per laufenden Monat 99.—, in den ersten 4 Monaten 99.25, in den A Sommer-Monaten 98.—. Weizen per 100 —.—. feinste Qualität —.—. Roggen per 115 Kiloeg ——. Gerste per 100 Kilos —.—. Hafer — —. | Monate ein angenehmer, die Hoffnung auf eine gute, am­tliche Zukunft Sil­etternaht mit einer wahrhaft hingebenden Pietät. Da gibt es sein Gasthaus und sei es ,noch so Hein, das nicht bis zum frühen Morgen offen hätte und überall Luftige Zecher, Fröhliche Gesichter, und um Mitternahht mit dem Schlage der zwölften Stunde allgemeines Umarmen, Küffen und Gläsergeflirre, daß es eine Frewe ist. Mer­fi, für diesen besonders feierlichen Moment nicht bis zum Champagner versteigen kann — und in der Sylvesternacht werden Maffen von Champagner in Wien vertilgtg — der begnügt si mit einem gewöhn­­lichen Achtundvierziger oder Sechziger, aber angestoßen auf das neue Jahr muß werden und das Glas muß bis auf die Neige geleert wer­­den, damit der Wunsch auf dasselbe nur ja in Erfüllung gehe. Ein großer Held solcher Wiener Sylvesternächte, wer die Gesell­­schaft, in der er sich bei so feierlichem Anlasse befand, in Champagner förmlich schwimmen ließ, ist erst kürzlich gestorben. Es ist dies Herr ulmann, eine unter den Gästen des „Lamm“, des ,Rop" und and­erer Wiener Hotels ersten Ranges wohlbekannte Bersönlichkeit. Er­ar Champagner-Agent und arbeitete vorzugs­weise für die Häuser Oberer und Cliquot, bei deren Namen jeden Champagnerfreund ein eiliger Schauer ergreift. Der runde, behäbige Mann war ein Gour­­mand erster Sorte und seine gastronomischen Kenntnisse waren ganz auf der Höhe seiner Kennerschaft in seinen Weinen. Er lebte und starb als Junggeselle, und da er sein ansehnliches Einkommen größtenteils darauf verwendete, seine Freunde zu bewirthen, so war er allenthalben gern gesehen und beliebt. Die Tafelrunde im „goldenen $amm“ und das „Ritterzimmer” im „weißen Ro” namentlich werden ihn schmerz­­lich vermissen. Besagtes Ritterzimmer ist eine abseits von den Speise­­sälen des genannten Hotels gelegene Stube, in der sich allnächtlich eine Gesellsschaft von Lebemännern zusammenfindet, um es sie gur ge­­schehen zu lassen. Die Herren nennen sich selbst Ritter, vielleicht blos , deßhalb, weil sie den Humpen weiblich zu schwingen verstehen ; andere Eigenschaften, welche sie zur ritterlichen Würde berechtigen, sind wenig­­­ steng nicht bekannt. Und noch ein Mann hat dieser Tage das Zeitliche­­ gesegnet, der seinerzeit bei Wiener Festlichkeiten und folglich auch in den Sylvester­­nächten eine große Rolle spielte. In den legten Jahren freilich war er j vergessen, und schlich, eine verfallene Größe, einher, fein armseliges Le­ben von den Almosen fristend, die ihm ehemalige Gönner zusommen Der Mann hieß Duployer, und er mat, so zu jagen, der Schafts­­marr des alten Wien, des Wien vom V­ormärz, da das­ Schottenfeld noch der Brillantengrund­ hieß und der Name Fabrifant ebensoviel Re­ fvett einflößte, wie heutzutage ein Bankier. Das Heine Männchen mit dem echt französischen Namen (man sagt, hab er aus einer Emigranten­­familie stammte, die sie beim Ausbruch der großen französischen Revolution nach Wien flüchtete) war besonders bei den Herren Fabrikanten sehr gesucht, und mo diefe ein Fest, sei es eine Hochzeit, ein Ball oder ver­­gleichen gaben, da mußte Duployer mit dabei sein. Er wurde immer im Frager aus seiner Wohnung abgeholt, und in mancher Nacht erschien er, indem er sich seine Zeit gehörig einrichtete, auf drei oder vier solchen Festen nacheinander, überall mit offenen Armen empfangen und mit Jubel begrüßt. Er erschien bei solchen Gelegenheiten immer in eng anliegenden Beintleivern, schwarzseidenen Strümpfen, Schuhen mit Silberschnallen, mit dem zusammengeklappten Dreispib unter dem Arm und im langgeschmweiften Frad, ganz im Kostüme ver petits maitres, wie wir es aus den antediluvianischen Mopdebil­dern fennen. Seine Aufgabe war, die Gesellschaft zu unterhalten, und er b­at hiezu redlic das Geiznge. Er war gleich groß im Gesichterschneiden, wie im Vortrag von Deklamationssuüden oder Kouplett, deren er immer neue wußte. Dazu war er von einer nahezu quersilbernen Beweglichkeit und diese kam ihm dort zu Statten, wo er mit Deflamation oder­ Gesang nicht verfing, denn er gab dann Kunststücke zum Besten, die einem Gireus-Clown zu aller Ehre gereicht hätten. Am nächsten Tage bekam er von dem Festgeber ein ansehnliches Douceur und Haus­geschicht und so fand er ein, man kann sagen, reichliches Auskommen. Mit dem Beifall des flotten Fabrikantentribums kam au­f ein Metier in Verfall und allmälig geriet­ auch er in Vergessenheit, so gab es nur Wenige von der heutigen Generation gibt, die seinen Namen fennen. Der Neujahrsmorgen soll vielen eine angenehme Ueberraschung bringen. Man erwartet für diesen Tag in der „Wiener Zeitung” eine ansehnliche Liste von Auszeichnungen und Ordensverleihungen, darunter namentlich auch jene, die der Kaiser anläßlich seiner Orientreise an An­­gehörige unseres Staates sowohl, wie fremder Länder gespendet hat. 63 wird zum ersten Male unter diesen Auszeichnungen der bekamntlich vor dem Antritt der Orientreife gestiftete Komthurstern zum Franz Sofef3-­orden figuriren, nur werden die Empfänger desselben etwas bitter ent­­täuscht sein, wenn sie erfahren werden, daß sie von Stern laut der Ordens­­statuten rechtS zu tragen haben, während doch alle Sterne, die [inte Brustseite zieren. Was wüst uns der Stern, werden sie rufen, mein, er recht3 getragen werden soll. Und sie haben Recht, ist es doch gerad so, wie wenn der Säbel recht3 getragen werden müßte! Auch eine Reihe von Wiener Journalisten wartet auf ein a­liches Angebinde, das ihnen der Neujahrstag bringen soll. 65 find­e jene Herren, welche von hier als Berichterstatter zur Eröffnung es Suezkanals abgegangen sind und über die fi ein Regen von Med: Y ’ Aud die Direktion der Carltheaters hatte dieser Tage eine ohn­­er Aufgabe. Es handelte sich nämlich darum, die Gläubiger eines ihrer Mitglieder zu einem gütlichen Arrangement zu bewegen und es waren auch die zu diesem Z­ede eingeleiteten Unterhandlungen von einem günstigen Erfolge begleitet. Auch vieles Mitglied hatte gespielt und Berluste erlitten, aber nicht an der Börse, sondern am grünen Tische und das edle Macao m war­ es, das seine finanziellen Verhält­­nisse in eine so große Deroute brachte. Schwieriger war, ein anderer Ausgleich, den dieselbe Direktion in der vorigen Mode zu Stande bringen muchte, 63 war nichts Geringeres, als was sie einen in Aus­­shhidje-Orden aller Grade ergießen soll. Bereits vor einigen Wochen ist aus der Wiener Reichskanzlei eine Art Gutachten über die­ betreffenden Persönlichkeiten abgesendet worden und da ist es, wie mir erzählt wird, pafsirt, dab unter Denen, welche als der Defür­rung würdig bezeichnet wurden, auch ein Herr figurirte, welcher die Reise nach Egypten gar nicht angetreten hat. Eine hiesige Redaktion hatte nämlich eines ihrer Mitglieder der Reichskanzlei als Berichterstatter namhaft gemacht, welches indeß verhindert ward, sich nach Egypten­ zu begeben, so daß die Mission einen anderen Nedaktionsmitgliede übertragen werden mußte. Im Ministerium des Neußern aber, wo man davon nichts mußte, hielt man sich an den zuerst genannten Namen und so wurde dieser in der Vorschlagsliste aufgeführt. Zum Glück ist das ein P Versehen, das si bald forrigiren läbt und Graf Beust wäre gewiß froh, wenn sich alle Mißverständnisse, die ihm in seiner diplomatischen Thätigkeit aufstoßen, sich in fo­r glatter Meise ebnen würden. Aber nicht blos diplomatische Mißverständnisse und Schwierigkeiten sind es, welche dem armen Meichstanzler das er­ben sauer machen, er hat leider auch mit seinen häuslichen Verbrieß­­lichkeiten zu kämpfen und seine Gattin selbst ist es, wie ihm diese be­­reitet. Die Frau Neichstanzler, so wird mir von glaubwürdiger Seite erzählt, habe sich von dem­ Spekulationsfieber, welches vor einigen Mo­naten hier epidemisch auftrat,zergreifen lassen und­ dabei nicht immer die brillantesten Geschäfte gemacht. Unter Anderem soll es die Gräfin Beust und sieht ihr Gatte, noch ihr Schwager, die seinerzeit, als die Affaire ruhbar ward, namhaft gemacht wurden, sein, welche in Kom­­pagnie mit einem hiesigen Zahnarzte an dem famosen Kaufe des Ru­tes Eibiswald sich betheiligte, ein Kauf, der einen Berlust von nahezu 300.000 fl. nach sich zog und einen noch immer schwebenden Prozeßt in Gefolge hatte. Es find nun mit den betreffenden Advokaten und Gläubigern Verhandlungen im Zuge, um einen Ausgleich herbeizufüh­­ren, und hoffentlich wird es dem Reichskanzler, dem Mann des Aus­­gleiches par excellence, gelingen, an vielen häuslichen Ausgleich zur Zufriedenheit aller Parteien zu Stande zu bringen, ficht gestellten Strafe ihrer sämmtlichen weiblichen Mitglieder abzumen­den hatte. Sie fennen die Meyerhoff-Affaire, welche einige Zeit hin­­durch der­ Skandalsüchtigen so viel Stoff gab. Fuel. Meyerhoff, eine Sängerin am Carltheater, erfuhr eines Tages, dab eine Photographie, die sie in usum delphini, das heißt nur für­ ihren intimen Freund hatte anfertigen lassen, und in der ihre körperlichen Reize mehr als nöthig bloßgestellt waren, in dem Aushängefasten des Photographen Sonnenthal, eines Bruders des Hofjcehauspielers , figurirte. Das Bild wurde über Einschreiten ihres Vertreters, Dr. Neuda, konfiszirt und gegen den Photographen, der in nicht ganz restlichem Wege zu der Matrize gekommen war, ein Brozek eingeleitet. Auch der „Sloh“ hatte dasselbe Schickal — Konfisfation und Einleitung eines Prozes­­ses — weil er das Bildniß des Fräulein Meyerhoff brachte, welches mit dem die Sittlichkeit schübenden §. 516 des Strafgeseßbuches ver­­hüllt war. Die Damen des Garltheaters verabredeten nun einen gemein­­samen Schritt, indem sie in ihrer „örtlichen Entrüstung” erklärten, mit Frl. Meyerhoff nicht länger dienen zu wollen. Die Direktion war, in nicht geringer Verlegenheit, denn eben fest sind Novitäten in Vorber­­eitung, in denen Frl. Meyerhoff, welche die Rollen bereits zugetheilt erhalten hat, nicht leicht erlebt werden kann, und sie griff zu dem Auskunftsmittel, daß sie unter der Hand das Gerücht verbreiten ließ, die Gemaß regelte beabsichtige, falls sie wirklich aus dem Verbande der Bühne „ausgetreten würde”, eine Broschüre unter dem Titel „Geheim­­nisse des Garltheaters” zu veröffentlichen, in der sie alle geheimen Abenteuer ihrer Kolleginen erzählen werde... Das wirkte und die Damen zogen ihre Erklärungen zurück. Wem fällt da nicht das Wort aus der Bibel ein: „Wer von Euch ohne Fehl ist, werfe zuerst einen Stein auf sie!” Fıl. Meyerhoff tritt von Ostern, ab in das Engagement ihres Baricts-Theaters und bis dahin werden es sich die Damen vom Carl­theater gefallen lassen müssen, an ihrer Seite aufzutreten. Mit Ostern tritt auch am leiteren Theater eine große Nenderung im Regime ein. Herr Ader hat nämlich den Schauspieler Jauner als Oberregisseur engagiert und Grois wird seinen Kommandostab an vieren abgeben müssen. Der Neuengagirte wird­ auch einen großen Theil der Rollen Aicher’s übernehmen, welc er­ selbst fühlt, daß er zu­­ alt und zu schwach wird, um das Lustspielrepertoir auf seinen Schultern zu tragen. Herr Jauner war vor vierzehn Jahren ungefähr Mitglied des hiesigen Burg­­theaters. Sein damaliger Kollege Landvogt hat sich eben fest hier sein Heim gegründet, Herr Jauner findet es aber schon hier, da er ein Wiener Kind ist. . . a ETngesweuigkeiten. Ahntliches. (Ernennungen) Se­f u aport. f. Majestät haben für die am DOnner Sosephs-Bolytechnik­um neu errichteten Lehrstühle u.­­m. für Technologie von Fabriksdirektor Jos. Miller, für Wasserstraßen­­und Eisenbahnbaufunde Ant. Khernol, für Experimentalphysit Kol. Szily, für reseriptive Geometrie Steph. Fölfer und für Maschinenlehre Sg Horváth zu ordentlichen P­rofessoren a. g. zu ernennen geruht. —. Com. Kotpamann Cugn Monodics zu Rechnungsoffizialen III. Kaffe bei den Bunomt­age der Behe­cziner und beziehungsweise Szathmarer Finanzdirektion. — Rechnungs­­offizial Karl Kienbacher und Steuer: und Zollamtsoffizial 301. Kiridgid zu Mitgliedern der Kommission für Staatsbuchhaltungs­­funde in Hermannstadt. Bensionirung­ Se. Eu. apost. E. Majestät haben a. g. geruht den ord. Nichter des obersten Gerichtshofes der j. ung. Kurie Friedrich Bömk­es auf, helfen eigene Unjuden aus dem Staats­­dienst zu entlassen und in definitiven Ruhestand zu versehen. Namensänderung. Der Bäfäriter Pfarrvikar Antr. Chihbanyitin „Zibandt: (XRunomad una) Das Huffiatynier TF. Tt. Nebenzollamt in Galizien ist zur Zollmanipulation des mit Anspruch auf Rückerstat­­tung der Verzehrungssteuer zu erportigenden Biere ermächtigt worden. Marktrecht-Betleibungen. In der E. Freistadt Eperies werden am ersten Montag jedes Monats eintägige Vieh­­märkte abgehalten werden. — An der Gemeinde Keczel des Pester Komitates werden jährlich an dem auf die Osterfeiertage folgenden Montag und an den Montagen vor Demeter und wenn der Demeter­tag auf einen Montag fällt, an diesem Landesjahrmärkte abgehalten werden. F­ortfesung in der Beilage. m nn) Sn ÉBn TE EGT ENNE gyest s ROH

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