Pester Lloyd, September 1870 (Jahrgang 17, nr. 207-236)

1870-09-16 / nr. 222

s,;,-«."-«"I-.«-«s«-« x en Zen num namen fore ee. IT dien ER Vet, 15. September. (H.) Die Geschichte weist sein Beispiel dafü­r auf, daß die Verfassungsverhältnisse eines Staates je in solche Verwir­­rung gerathen wären, wie gegenwärtig jene Oesterreichs. Wie­­­ eg haben wir in­ diesem wunderlichsten aller Neiche seit zehn Jahren erlebt, Oftropi­ungen und Berfaffungs-Siftirungen haben in bunter Folge einander abgelöst. Dasjenige aber, was wir jeht vor uns sehen, übertrifft weit alles bisher Er­­lebte. Der große süperalistische Neichsrathsstrife im Meat, dann Auflösung des Neichrathes und der Landtage, hierauf Einberu­­fung der Landtage, Auflösung des früher nicht aufgelöst gewe­­senen böhmischen Landtages und neuerliche Einberufung dessel­­ben, ich verweigerungsfoind die in Tirol und anderwärts, und man Streife der Deutschen im böhmischen Landtage, und im Reichsratfe, — das ist die neueste Phase der konstitutionellen Entwiclung Oesterreichs. It das nicht eine wunderbare, höchst originelle „Entwiclung“, in welcher die zwei Worte : Auflösung und Strafe die Hauptrolle spielen ? Formwahr, eine „Entwiclung“, bei welcher auch den aufrich­­tigsten Freunden des Konstitutionalismus der Faden ihrer Ge­­duld reißen muß. Wir glauben, daß es bei dieser trostlosen Sachlage unvermeidlich zu einem neuen Staatsstreiche kommen müßte, und daß selbst der Absolutismus der enormen Najuri­­tät der Bevölkerung als die einzig mögliche rettende That, als der einzig mögliche, relativ noch­ unbedingt beste Austveg aus diesem chaotischen Wirrsach erscheinen wü­rde, wenn­­ nicht mindestens in der einen Hälfte der Monarchie der Kon­­stitutionalismus fest begründet wäre. Wenn in diesem Mo­mente in Oesterreich dem Gedanken, diesen erbärmlichen Bert­falfungsmechanismus, der zu operiren unfähre it, zusammenz­brechen zu lassen, noch Etwas die Wage halten kann, so ist er nur jener andere Gedanke, dann, wenn Dieses trostlose Chaos durch einen kühnen Streich beseitigt wurde, auf dasselbe nicht die durch die Macht hergestellte Ordnung, sondern­­wie­­derum nur ein neues, vielleicht, ja gewiß noch unheilvolleres Chaos folgen würde Denn wie man mit dem Staatsstreiche im Westen, mit der unga­­rischen Berfaffung im Osten die Monarchie regieren könnte, das ist wohl ebenso unlösbar, wie die Frage, wie bei den jenigen Verhältnissen in Oesterreich noch verfafsungsgemäß re­giert werden könne, — ganz abgesehen davon, daß der Be­stand des Ausgleiches von dem­ Bestande der Berfaffungsmä­­ßigkeit jenseits der Leitha abhängig ist. Er­st eine der schönsten Aufgaben der Journalität, in schwierigen Situationen auch mit positiven Gedanken zur Be­­seitigung der Schwierigkeiten aufzutreten, denn wenn die Presse sich auch häufig irren kann, so ist es immerhin möglich, daß unter den vielen Vorschlägen, welche auf diesem Wege in die Oeffentlichkeit dringen, schließlich sich doch auch ein gesunder, ausführbarer Gedankte findet. Wir gestehen invejsen, daß mir 3 in dem gegenwärtigen Momente nicht wagen wü­rden, diese rettende Mission der Breffe unsererseits zu erfüllen; mit gutem Gewissen kann auch fest kaum Jemand noch einen Vorschlag machen und es ist am Besten, gleich offen einzugestehen, daß die Rathlosigkeit eine allgemeine ist und ohne Schönfärberei die Thatsache zu konstativen, daß das österreichische Verfassungs­­problem durch friedliche Uebereinstimmung aller interessirten Elemente nicht geldst werden kann. Zehn Jahre sind es, seitdem an der österreichischen Ver­­fassung herumgepfuscht wird, — gewiß eine genügend lange Zeit, damit alle Parteien sich darüber Far werden, wie weit sie im Interesse der Gesammtheit nachgeben können. Aus den zehnjährigen Verfassungswirr­en Oesterreichs geht hervor, daß nicht nur jede Partei etwas Anderes will, sondern daß auch jede je nach Aenderung der Zeiten auch mit veränderten For­­derungen hervortritt, so daß sie eigentlich alle miteinander — die Parteien und ihre Begehren — unberechenbar sind. Wenn 88 auch menschenmöglich wäre, sie Heute alle zu befriedigen, so kann Niemand wissen, ob morgen die eine oder die andere Partei nicht wieder mit einer neuen Forderung hervor­­tritt, und wenn man ihr diese nicht gewährt, gleich Taunen­­haften Knaben, welche nicht „weiterspielen" wollen, dem Neichs­­rathe den Rüden kehrt. In dieser allgemeinen Ungewißheit, mitten in diesem unaufhörlichen Drängen, Reiben und Stoßen steht nur das Eine al­apodiktische Gewißheit Da, daß alle Parteien in Oesterreich, Brechen, Feudale, Ultramontane, Polen und Slowenen von Jahr zu Fahr störriger, ungeduldiger, un­­trastabler geworden sind. Heute treten nun auch die Deutschen wieder entschiedener auf, da sie durch die Ereignisse auf dem Kriegsschnuplage sich — sehr begreiflicherweise — in ihrem nationalen Selbstbewußtsein gehoben fühlen. Von föderalistischer Seite werden diese Wirren, wie es auch jüngst in der böhmischen Aorekdebatte geschah, zum Theile dem Ausgleiche mit Ungarn in die Schuhe geschoben. Es gibt nichts Widersinnigeres und Oberflächlicheres, als biese Ansichten. Man möge sich doch für einen Moment Ungarn von der Monarchie ganz losgelöst denken, — womit natürlich auch die Delegationen wegfielen, — und sich die Lage, wie sie dann im jenigen Gisleithanien bestände, vergegenwärtigen. Bei einigem Nachweisen wird es gewiß jedem Tat sein, daß die Schwierigkeiten da selbst wesentlich dieselben wären, wie gegen­­wäürtig. Der Reichsrath wäre, wenn er auch das Recht der Betirung des Kriegsbudgets zuwiderhielte, gerade so unmöglich, wie heute. Man glaubt, wenn nur die Rechtssphäre des Reichsraths eine größere wäre, so künnte dieser hiervon nach unten mehr an die Landtage abtreten. Die­ Ansicht klingt aber gerade so, als wenn jemand, den er im Winter friert, sagen wü­rde: „Ach, hätte ich nur einen Pelz, dann wü­rde ich gerne meine Stiefel hingeben und barfuk gehen!" Man be­­denkt nicht, daß bei der Frage, wie viel Rechte das österrei­­cische Parlament an die Landtage abtreten kann, nicht blos die Quantität, sondern sau die Qualität zu berücksichtigen st. Die „Rechte" eines Parlaments sind Teine res fungibilis, wie das Geld, daß man sie nach den Regeln der Arithmetif multiplisiren, bividiren, ableiten oder subtrahiren könnte. Wenn man also, wie gesagt, auch Ungarn und die Delegationen hinwegdennt, so steht die Frage zwischen­ Reichsrath und Landtagen genau so, wie jegt. Wenn Oesterreich­­ ein Parlament haben wollte, so müßte es donsel­­ben eben auch wann alle jene Attribute zutheilen, welche zum Wesen eines P­arlaments gehören. Nicht der Umstand, daß der Ausgleich mit den Delega­­tionen besteht, macht die Beseitigung der österreichischen Ver­­assungswirren unmöglich, sondern der Umstand, daß ein großer Theil der Provinzen, beziehungsweise Parteien, überhaupt sein gemeinsames Parlament haben will. Sie möchten eben an die Stelle des Reichsraths anderthalb jugend kleine P­ar­­lamente fegen,­­ darin liegt die Quelle allen Unheils. Diese 130ee aber wäre selbst dann, menn­­ sie auch von den Deutschen getheilt milde, gerade so unausführbar, wie jetzt. Nicht im Willen der Menschen, sondern in den Verhält­­nissen liegt das größte Hindernis. Wären die acht Nationali­­täten, welche das jenige „Cisleithanien“ bewohnen, einander der Anzahl nach beiläufig gleich, würden sie acht verschiedene, sprachlich und territorial wohl abgegrenzte Provinzen beiwoh­­nen,­­ damnt ließe sich der Föderalismus vielleicht versuchen. Man müßte dann eben­ mit den herkömmlichen Begriffen eines „Parlaments brechen, allen Provinzen eine gleiche, fast volle Selbstständigkeit geben und für die gemeinsamen Steressen unter­­ welchem Namen immer ein Central-Organ schaffen. "So aber, wie die Dinge jet stehen, wo die Nationali­­täten an Größe und Kraft, die Provinzen an Ausnehmung und Traditionen so berfchieden sind und wo überdies­ die­ Begriffe Nationalität und Provinz einander nicht deden: " ist die Aus­­führung eines solchen Föderationsplanes nicht möglich. Denn wer da glaubt, daß Vorarlberg, Krain oder wer Bulowina dieselbe Stellung eingeräumt werden künne, wie eventuell dem Königreiche Böhmen eine solche eingeräumt werden könnte: der hat gewiß keine Ahnung von den Bedingungen der praktis­­chen Politik. Die erste Bedingung jeder Föderation ist die Plarität der Betheiligten ; diese ist aber unter den cislei­­thanischen P­rovinzen undenkbar; sie wäre ebenso undenk­­bar, wenn Ungarn sich gefügt, und seine staatsrechtliche Stel­­lung aufgegeben hätte, denn der Eintritt einer so­ großen Pro­­vinz in die Gemeinschaft hätte die ohnehin sehr erheblichen Berichiedenheiten noch erhöht. Hat doch selbst Schmerling die politische Mißgeburt des „engeren und­­ weiteren Reichsrathes Ungarn zu Liebe erfinden müssen ! Wir sehen, daß gegenwärtig in Westösterreich weder Zen­tralismus, noch Föderalismus möglich­st. Mit den Ländern der ungarischen Krone wären beide,­­ man möge diesen Aus- Wir wissen nicht, wie ss nun die Dinge in Oesterreich gestalten werden, daß Eine aber willen wir, daß, wenn man daselbst am Konstitutionalis­­mus nicht ganz und gar verzweifelt, dies in erster Reihe dem Umstande zuzuschreiben ist, daß in Ungarn und weifen Neben­­lindern die Berfaffungsmaschine regelmäßig fungirt und deshalb auch Oesterreich, um die Parität herzustellen, nicht ruhen darf, so lange eine Lösung nicht gefunden ist. Darum sollten un­­sere Nachbarn Ungarn und den Ausgleich nicht als Stünden­­bo­ch­ die cisleithanischen Wirren hinstellen, sondern vielmehr mit nüchternem Urtheile erkennen, daß Ungarn jenes Land der Monarchie ist, dem man es verdankt, daß seit 1867 in Oester­­reich zwar eine oder die andere Konstitution unterge­­ben kann, aber ver Konstitutionalismus — nie­mals wieder ! F. Jaßbereny, 13. September. (Generalkongregation.) Der erste Vizekapitän Franz M­o­c 3­p eröffnete gestern Früh die General­­kongregation der Distrikte Jazygien und­ Rumanien. Nachdem er die äußerst spärlich erschienenen Beamten und Ausschußmitglieder begrüßt­atte, übergab er dem DObernotär Keret seinen Bericht zum Borleg­en. Derselbe bezeichnet den allgemeinen Gesundheitszustand, das Mer­kultat der Ernte und die Sicherheitszustände als befriedigend. Die ein­gelangten 1760 Schriftstüce wurden voll sehlig erledigt ; der größte Teil derselben betraf administrative­n peiten. Sterminalange­­­egenheiten sind seit der legten Kongregation in den drei Distrikten im Verhältniß zu den früheren Jahren bedeutend weniger vorgenommen ; zivilrechtliche Angelegenheiten kaum erwähnenswert, da nach der eigenthümlichen Beschaffenheit unserer Yurispiktion sämmtliche zivl­­rechtliche Angelegenheiten, mit Ausnahme proft. Cheicheinungsgesuche von den einzelnen Gemeinden als erste Instanz erledigt werden. Ein betrübentes Bild der Zustände bot derjenige Theil des Berichtes, welcher von der enormen Höhe der Steuerrüdstände von beinahe 1.800.000 fl. Erwähnung macht. Nicht günstiger lautete der Bericht über die Verwendung der den Aurispa­tionen übertragenen öf­­fentlichen Arbeiten. Wer gutwillig für die Ablösung zahlt, wird ausge­­lacht, da­ die Nichtzahlenden ebenso wenig arbeiten, als die, welche dieser Wilcht duch Entrichtung der Ablösungssumme "Ges­nüge leisten. CS findet sich sein­ kompetentes Organ zur Ueber­­mwachung der zu leistenden öffentlichen Arbeiten; der Distriktss­kapitän verweist dies an den Ortsrichter, dieser ist auf seine etwaige Popularität sehr eifersüchtig, mag er mit seinen „Leuten“ nicht, verfeinden, und daher kommt es, daßs man sich nach dem Negen ebenso als vor demselben über die unfahrbaren Wege beklagt. Der Ber­ge­r Johann Nagy unternahm es, diesem weitgreifenden Uebel­­tande abzuhelfen, indem er eine Instruktion für M Wegkommissäre (utibiztos) verfaßte und selche zur Annahme und strengen Durchführung der Kongregation vorlegte. Da aber die Effertuirung dieser für vor­ orud gestatten — no­ch unmöglicher, dr ein a innen en fe umge m pc mn mer nn ppm ne mern eg nn —.—-. .—...—.—.....--.—.-—­­-«-- -·.·.­­üglich befundenen Iftenation die Systemiscrung von 3—4 Kommissärs­­tellen bedingt, die Distritte jedoch nicht in der Lage sind, aus Eigenem neu zu freivende Stellen zu dotiren, so bleibt Alles beim Alten. Hauptgegenstand der Situng bildete die Zusammenstellung des nächstjährigen Budgets. Das Ministerium des Innern dringt auf die sofortige Einsendung desselben und so würde er denn auch in der heu­­tigen Sigung berathen. Mehrere vorzunehmende Verbeserungen machten es nöthig, um einige hundert Gulden mehr zu verlangen, als für dieses Jahr bewilligt war. 3 ist jedoch fraglich, ob das Ministerium das Mehrerforderniß deben wird. Nur wenig Zuschriften sind eingelangt, unter denen die des Pester Komitats wegen Regelung der Dienstverhältnisse und Erhebung der Pester Blindenanstalt zu einem Landesinstitut ; ferner die Zuschrift des Herrn B. Weiß in Angelegenheit der Landesversicherungen, die zu unterstügen und zu befürworten beschlossen wurde; die Zuschrift der Stadt Neufag wegen Errichtung einer eigenen Jury­­ ist einfach zur Kenntniß genommen.­­ E. Wien, 14. September. Die russische Regierung beobachtet die Annäherung Oesterreichs an Deutschland mit unverhohlenem Miß­­trauen. Wäre Napoleon noch Kaiser von Frankreich, Rußland wäre sein treuester Verbündeter. Er unterliegt seinem Zweifel, daß Preußen vor Beginn des Krieges dem Petersburger Kabinet das Versprechen ge­geben, ihm in der orientalischen Frage freie Hand zu lassen. Das siegz­reiche Deutschland entbindet Preußen von seiner eingegangenen Ver­­pflichtung, und wenn dies auch den Prinzipien des Rechtes nicht ent­­spricht, so konnte man es anders vom Grafen Bismarc nicht erwarten. Die offizisfen Organe der rufsischen Regierung schreien nach Rache, das rufsische Bolt, das denn doch in Betracht kommt, thut dasselbe, die öffentliche Meinung war ja dort, so weit sie sich frei äußern konnte, stets gegen ein rufsisch-preußisches Bründniß. Oesterreich hat allen Grund, wachssam zu sein. Die ruthenische Bevölkerung Galiziens, welche recht mehr als je­der polnischen nachgelest wird, wird von der Geistlichkeit und von gutbezahlten Agenten, die im russischen Solve stehen, gegen die Regierung gehebt, was­ bei dem Grade der Bildung der ruthenischen Bauern ein Leichtes ist. Leider­­ geschieht von Seite des Ministeriums und der Statt­­halterei in Galizien nichts, um diese Bestrebungen, welche dem Staate eine nicht geringe Gefahr bereiten, zu parallelist­en.­­ Insbesondere hat der Statthalter Edler v. B­offinger den gemessenen Auftrag, ja bei Leibe nichts zu unternehmen, was der russischen Regierung Anlaß zur Beschwerde geben könnte. Wir spielen in Polen noch immer die Bafallen Rußlands. Daß die legten Unruhen in Rumänien in Petersburg gerne ge­­sehen wurden, braucht nicht erst eines Beweises. Ihr Mißlingen­­ wird nicht hindern, daß binnen Kurzem neue Unruhen Losbrechen. Wenn die orientalische Frage bis fest noch nicht aufs Tapet gebracht wurde, so wird dies gewiß auf dem nächsten Kongresse nicht ab­bleiben. Die österreichischen und russischen Interessen sind da entgegengelegt, Verwide­­lungen sind wahrscheinlic.­­Unter diesen Umständen ist es begreiflich, wenn das auswär­­tige Amt den Zusammentritt der Delegationen mit Spannung­­ erwar­­tet. Ich verrathe Ihnen zum Schlhuffe, daß ein Sturm gegen Szene und Konsorten nicht ausbleiben wird. Dem Kriegsschauplage erhalten wir ein Schreiben unseres Ju.-Spezialberichterstatters, der unseren Lesern als Rollblut-Preuße bekannt ist, in dem porkiegenden Briefe aber plöglic einen so nüchternen, wir möchten fast sagen, kleinlauten Ton anschlägt, daß wir davon im bhöchsten Grade frappirt sind. Die Dinge scheinen für Preußen doch nicht gar so brillant zu stehen und wenn unser Korrespondent, der die Stimmung des preußischen Heeres bis­­her stets treu wiedergegeben, auch diesmal, wie vorauszuseßen, ein treuer Dolmetsch dieser Stimmung ist, wird König Wil­­helm wohl bald den sehr offen Standpunkt aufgeben müssen, welchen er bisher von Friedens-Anerbietungen gegenü­ber einge­­nommen hat. Unser Korrespondent schreibt :­­ Jm. Bivonat bei N­acarille, 5. September. (Von einem Preußen.) Mein Bericht vom gestrigen Tage meldete ihnen bereits die Ankunft des Prinzen Friedrich Karl in unserem Lager, welcher ge­kommen war, um dem in Folge der Ereignisse der legten Tage ange­­ordneten Gottesdienste beizumahnen und die für das 3. (Brandenbur­­gische) Armeekorps bestimmten eisernen Kreuze, den Distinguisten eigen­­händig zu überreichen. Das günstige Wetter und ver’erhabene Einbruch, melchen der zur Abhaltung des Gottesdienstes ausersehene Wald präch­­tiger Eichen bei Vanneville machte, waren ganz dazu angethan, die Feier des Tages zu erhöhen. Unter dem grünen Laubdache wurde ein einfacher Altar aus Brettern gebaut und mit Trommeln umstellt, dahinter stellte ich ein Musik­orps auf und in voller Kriegsrüstung fangen die umstehenden Soldaten die die Feier einleitenden Gesänge und Choräle. Nach Beendigung derselben hielt der Divisionsprediger der 5. Division, welchem von einem protestantischen und einem fathol­­ijen Geistlichen affiftirt wurde, eine Rede, welcher er als Terz den Traum Zalebs von der Himmelsleiter zu Grunde legte und diese meisterlich ausführte. Hierauf die feierliche Weberreichung der eiser­­nen Kreuze, di­­evenfo, da die Met cernirenden Armeekorps beginnen, sich häuslich einzurichten, sich ebenfalls auf einige Zeit hier niederzulassen, da die Unmöglichkeit, den raschen, unvorhergesehenen Bewegungen un­­serer Armeen zu folgen, klar auf der Hand liegt. Bon hier, in der un­­mittelbaren Nähe der Festung Mek, werde ich meine Ausflüge fort­­fegen und bin in der Lage, Sie stete auf dem Laufenden zu erhalten von den hier ohne Frage sich noch vorbereitenden entscheidenden Ereig­­nissen ; auch fühle ich dringend das Bedürfniß, mich in Etwas­ zu er­­holen, so weit dies möglich­st bei solchem, heute schon wieder mise­­rablen Wetter in einer aus Baumzweigen und Laub erbauten luftigen Hütte, möblirt mit einem Bunde Stroh und erleuchtet durch das vor ist noch immer das größte Nebel. Nach einem Ritt von drei Meis len gelang es mit gestern Nachmittags in Begleitung eines Offiziers etwas Käse, Butter und Cognac von einem Marfetender zu fabelhaften Pfeifen aufzutreiben ; ebenso kauften wir, va es selbst den Truppen bis Biergroz Zleifh gibt's genug, wenn heute sehr an Brot gemangelt, ihenbrote ähnliches Brot für zwei Thaler, auch gerade nicht von jener Sorte, lichtet, und noch immer welche.den Engländer zum NRoaft­­beef begeistert, und es wird dem Menschen in seiner stabilen Zähigkeit recht zuwider. Der Wald, vor dem mir liegen, hat sich furchtbar ge­­gilt nicht Zaubhütten, regelrecht aufgebaut K­ationen der Ltaffischen und modernen Baukunft. Die Straßen tragen bestimmende Namen : Unter den Linden, F­riedrichsstraße, Botspamer­ Straße, Bismarckstraße 2c. Dazwischen prangt an einem hervorragenden Platz ein Haus aus Brettern. Im Innern wird Scaat von den Offizieren erwähnen, weil der umliegenden Batterien und allen möglichen Bar gespielt und und Kolonnen Drog ge­­braut und Glühwein gekocht, welche Flüssigkeiten, wenn überhaupt vor­­handen, feinen Zuder enthalten. Eines fomischen­ Falles muß­ ih­no abgibt. Als die Kolonnen hier ins Bivoual einzogen, mit dem Befehle, sich, wo es geht, mit Brettern oder­ Dachsparren zur Erbauung von Ställen zu versehen, be­­suhten sich dieselben schon unterwegs mit einigen Utensilien auszurüsten. Bei Batilly stand ein großes hölzernes Stationsgebäude, in dem ic­hn ein Korpsstab gewohnt hatte ; die Kolonnen zogen daran vorüber und jede begann sich etwas von dem großen Gebäude mitzunehmen. Nach al­enthalben hevefeht die Ruhr, und einer­ Stunde traute ich es war von dem Hause seine Spur mehr zu entbehen, sein Balken, sein Brett — Nichts mehr da, es fürchterlich atıziehen, a­ z Bildes ein großer eiserner Kochherd, und mit diesem quälte sich Freiherr v. Thielemann soeben, um ihn verladen zu lassen und als nüßliches Instrument feiner ferneren fliegerischen Bestimmung zuzuführen. Und so sieht’g allenthal­­ben aus — wahrlich, wenn die Geschichte noch lange dauert, muß un­ser­ Herrgott wohl wieder sieben Tage Arbeit haben, bis vieser Strich­ Landes wieder der Schöpfung angehört, denn: [hun heute ist­ es wüste und leer. In Met muß denn in der Festung fein der Brandtyphus und sogar die Boden ausgebrochen. Ob Bazaine unterrichtet ich nicht. Während einige Offiziere mir versicherten, daß man seinen Parlamentär nach den gemachten Erfahrungen mehr in die Festung mit Nachrichten sende, v­ersicherte mir­ ein anderer, daß auf seine verz­weifelte Lage aufgefordert sei, sich zu ergeben, geantwortet, eher mit dem Schwerte in der Hand Was die nächte Zeit bringt, bleibt jedoch abzuwarten. Die nächsten Tage dürften schwerlich s­chon Entscheidendes bringen und ist man jeden­­fall deutscherseits ohne Sorge über die etwaigen Operationen des Fein­­des. Ich glaube, man wird geeigneter Zeit den Ming, durch den man die Festung umklammert hält, öffnen, den Franzosen Zeit zum­ Abziehen gestatten und sich ihrer dann in offener Feldschlacht führten die Stanzosen ihre Pferde tränfen entlevigen, und die unseren gaben ihr. Mißfallen, wie ihre Aufmerksamkeit dadurch zu erkennen, daß sie ihnen duch das Sprachrohr der Artillerie einige Sechspfünder sie zur sc­hleunigen Nachtehr bewogen. Eben donnern es ist indessen dem Anscheine nach nichts, als die ge­­wöhnlichen Nedereien, welche Niemandem Etwas wügen viel schaden, daß so sie Belagerer und Belagerte fortwährend allarmiren und in Athem erhalten. Daß unsererseits an eine energische regelrechte Belagerung von Meg gedacht wird, glaube ich nicht , es würde auch ein noch gut vorbereiteter Sturm Bon hervorragender auf dasselbe furchtbares Blut töten, das durch den Erfolg schließlich nicht gerechtfertigt sein dürfte.” Das Einzige, was Mek gegenüber geschehen kann, ist die Bez­schießung ves aeftern Schon näher bezeichneten festen bei Lager innerhalb der Festungswerte, sowie die Demolirung der Schießscharten der bomben­­fest eingedeckten Batterien; dadurch würde einer Aufstellung von vielleicht 5—600 Gefhügen den Franzosen in Kurzen sein anderer Muss weg bleiben, als die Kapitulation. Diesen Weg Seite for­derte Prinz Friedrich Karl indessen aus Rücksichten der Menschlicheit (2), vielleicht auch in der Voraussicht, daß Mek einmal deutsche Stadt wird, nicht gerne ein­­schlagen wollen, ich heute, die französische Armee entsclossen gelingen könnte, zum Theil vurchzukommen. Bazaine scheint auch, nachdem er den Weg vergebens versucht, sich noch von leßten, allerdings auch wohl nicht vor Angestreuten erhalten zu haben. Dieser Weg führt direkt nach Süden am rechten Moselufer hinab, Pont a Mouffon zur Rechten Laffend, auf Nancy. (Merkwürdiger Weise sie bei allen ihren bisherigen Bersuchen dieselben Positionen gegen sich fand, aus denen sie schon einmal vertrieben; — angenommen, vielleicht sie würde, noch 100.000 Mann vollständig kampffähige Streiter zähle, alle beseelt von wirklich gutem Willen und Bravour, zum großen Theile selbst nach verlorener offener Feldschlacht Nancy erz­reichen können, und doch den Stünden nach Paris eine höchst geringe, ja verzweifelte. An Muni­­scheint es in Met nicht zu mangeln, ebensowenig an Gefdüten, denn während die hier allein die Menschen meinen Augen saum der Armee? weiß er es wohl willen ich geschrieben — französischen Heeres Schichten, welche wenn fig Wochen während fallen, als den — Ned.) Hier allen­ würde 3 nition ist daß sie ein der Quantität 8. Schon Bazaine General Klapfa fällt" Baum auf Baum, nothdürftig unterzubringen, müssen Ob­ställe errichtet werden, um d es vage- Magazine zu errichten. Wie Kanonen wieder von jenseits der Mosel — das beiläufig dieselbe Route, welche wegen gelangen künnen, vorausgefeßt, der Zauberschlag durchaufchlagen, entstehen in Straßen er eine prächtige Illustration des einzig möglichen Ausweg Bazaine’3 die legte Aussicht, aber allerdings könnte, daß am e3 mit den­ sondern bem es den Pferden "doch Requisition unter Hinmeis er indessen auf den Hals dennoch vor drei bezeichnete. D, auf Um, ist Befehl gelommen, ganze Städte behauptet daß Baris von geschilderten sterben zu man, idon “auch ist von dem Falle Napoleons und derselben Fons grünen mollen. Heute hab, sei, und Jedem bis dahin nicht bei dem Zustande des hier fei­­die ge: ich werde nachsehen, sobald die französische Armee sich entwideln so ist fönnen, ofen men. —­­ me mn am 22 ni na na nn m near En che e em mn —— nein oem —— und nme ann nn Eine Seite aus dem Leben Napoleon’s I. Die ersten Strahlen einer herrlichen September:Sonne fielen berrieder auf die rothen Granitsäulen, welche sich am Eingange des kaiserlichen Luftschloffes zu Schönbrunn erheben, und brachen sich an den glänzenden Waffen der in dem meiten Hofraum aufgestellten Trup­­pen. Die Tambours schlugen den Generalmarsch. Napoleon I. hielt Revue ab, welche jeden Tag stattfan­d, als befände er sich in den Tui­­lerien. Das Manöver war zu Ende, der Kaiser zufriedengestellt. Als auch die legten Reihen das Gitter pallirt und er Diejenigen verabschie­­det hatte, welche der Dienst nicht zurückhielt, gab er seinem andalu­­sischen Hengste die Sporen und ritt im Galopp mit seiner Suite zum Thore hinaus. Anfangs nahm er die Heerstraße, aber bald einen Seitenweg einschlagend, geriet­ er immer tiefer in die Landschaft. Nederall hatte der Krieg seine traurigen Spuren aufgebrüht ; nichts als halbver­­brannte Häuser, zertretene Zeller, verwüstete Wälder waren da zu se­­hen, so weit das Auge reichen fonnte. Napoleon hatte nach und nach den Schritt seines Pferdes ver­­fürzt und, in Betrachtung verfunden, überließ er sich der Führung des edlen Thieres. Ab wenn dieses den Wunsch seines Herrn erra­­b­en hätte, trug es ihn in ein Thal, welches der Zufall von den Berz­heerungen des Krieges verschont hatte. So wie die Spuren der mensch­­lichen Verwüstungen verschwanden, um die Natur in ihrer primitiven Lönheit zu zeigen, so schienen sich auch die finsteren Gerdanten, welche das Antlig des Kaisers­ verbütterten, zu verlieren, um fröhlicheren Speen Pla zu machen. Sein vergnügter Blid schweifte über die lar­chende Landschaft, welche ihn umgab. Ein Dorf en miniature lag vor ihm, etwa 12 Häuschen, einfach und niedlich gruppirt um eine Heine Mühle, welche ein Reiner Bach ernährte, und in dem alte Weiden ihr graues Laub abspiegelten. Der Kaiser wandte sich gegen den Mühlhof und durchritt ihn langsam. Durch das Getrampel der Rofse aufmerksam gemacht, zeigten sich die Bewohner an Thür und Fenstern. „Mina, Mina!" schrie­ßlögli ein Heines Mädchen, " „komm’ doch schnell, die Franzosen zu sehen !" Bei diesem Ausrufe erschien ein junges Mädchen auf der Schwelle. Sie mochte höchystens 16 Frühlinge zählen, ihr Anzug war einfach und nett, aber nicht der eines Sandmäßchens. Kaum hatte sie unter der glänzenden Nesterfehaar den kleinen Hut und den grauen Rod Napoleon’s bemerkt, stürzte sie auch schon mit einem lauten Auf­ Ádrei , „er ist es !” aus dem Hause, Napoleon wandte sich um und sah zwei große blaue Augen mit naiver Begeisterung auf ihn geheftet.So unbeweglich,in ihrer unschulds­­vollen Schönheit,ihrem weißen Gewande,ihrem Strohhütchen,welches­­zurückgeschoben durch ihre lebhafte Bewegung,um ihr Antlitz gleichsam eine Art von Aureole bildete,hätte man sie für eine Heilige in Ver­­zückung halten können. Der Kaiser,von dieser Erscheinung überrascht,grüßte das ju­nge Mädchen,das sich verlegen­ langsam­ zurückzog. Dieser Vorfall machte die ganze Promenade Napoleon’s zu einer seh­r aufgeräumten­.Mehrmals wandte er sich um,seine schöne Enthu­­siastin zu erschauen,und hörte nicht auf,von ihr zu sprechen,bis er 111’s Schloß zurückgekehrt war. Einer aus der Suite wagte es,unterwegs hinzuwerfen:Dieses schöne Kin­d wäre gar nicht böse gewesen,sich vom Kaiser bemerken zu lassen,und würde sicher nichts sehnlicher wü­nschen,alsSe.Majestät näherzusei­en. Der Kaiser lächelte und jener Speichellecker übersetzte sich das Lächeln­ in eine Beistimmung.Nach wenigen Stunden schon meldete er, dass das Mädchen,entzückt vor­ der Idee,sich dem Kaiser nähern zu dürfen,sofort eingewilligt habe,auf’s Schloß zu komm­en.Napoleon schenkte diesen Wort ent­ur halbes Gehör­ und nickte mechanisch mit dem Kopfe. » Was man immer sagen mag, die Liebe hat in Napoleons Leben weder eine so glänzende Rolle gespielt, wie bei Ludwig XIV., noch eine 10 schändliche, wie bei dessen Nachfolger. » Der Abend brach an und der Kaiser,beschäftigt Briefe zu dik­­tiren,erinnerte sich nicht mehr der Audienz die er bewilligt hatte,als der Liebesbote,ganz stolz auf diesen Erfolg,die Thüre des kaiserlichen Kabinets zu öffnen wagte. Napoleon begab sich in das Zimmer,in welches man das junge Mädchen gebracht hatte Es war glänzend erleuchtet.Der Kaiser blieb einen Moment überrascht an der Schwelle stehen,um das hü­ 1bsche Kind zu betrachten welches ihm eine tiefe,schüchterne Verbe1rgung machte. Napoleon näherte sich nun und fragte: mein schönes" Kind ?" „Wilhelmine, Sire!" antwortete sie mit leiser, zitternder Stimme: „Wilhelmine? Das ist ja au der Name der Königin von Preußen; es scheint, daß alle schönen Frauen in­ Deutschland so heißen.” Indem er dieses Kompliment vorbrachte, führte der Kaiser seine schöne Eroberung zu einem Sofa, hieß­ sie feben und nahm an ihrer Seite Blaß. Er faßte ihre beiden niedlichen Händchen in die feine, und legte den anderen Arm um ihre zarte Gestalt. Erschrocen durch diese vertrauliche Bewegung, machte sich das junge Mädchen rasch­­ 08 und fing an zu meinen. Napoleon doch diesen Maiverstand überrascht, fragte sie rauh : „Wer find Sie? Wer it Ihr Vater ?" „Mein Vater ist Hauptmann in der Armee des Kaisers von Oesterreich, sein Name Baron “." Der Kaiser runzelte die Brauen. „Die Tochter eines Edelmannes, eines Militärs, befindet sich um diese vorgerückte Stunde hier — bei mir?" „Ach Sire!" schrie das junge Mädchen auf, ich glaubte ja nicht,waß Sie ein Mensch sind“ Diese naive Ek­lamation berührte die zarteste Fibel des kaiser­­lichen Stolzes. Er lächelte. Diesen reinen, unschuldigen Cuthustas­­mus hatte er nicht vermuthet und fühlte sich davon angenehmer berührt, als von dem groben Weihrauch, den man ihm täglich streute. n € 68 it also der Kaiser Napoleon, wen Sie sehen wollen ?" sprach er zu dem noch immer zitternden Mädchen, „nun wohlan, da haben Sie ihn, ‚betrachten Sie ihn!" Dabei richtete er sich doch auf. Wilhelmine bewüste diese Erlaubniß ; unmilitärlich falteten sich ihre Hände, ihre Kniee beugten sich und in dieser Stellung einer stum­­men Anbetung verlor sie sich in Bewunderung des großen Mannes. Eine leise Berührung auf die Schulter, entzog sie der Begeisterung, sie errethete, und der Kaiser, indem er sich lehnend zu ihr feste, gefiel sich, von ihr erzählen zu hören, wie vor Jahren, da sie noch ein Kind war, die Thaten des ersten Konsuls ihre jugendliche Einbildungs­ fraft berührt hätten. Wie sie hätte sprechen gehört von seinen Siegen in Egypten und Italien, wie man ihr gesagt hätte, daß er in Frank­­reich die Religion wieder hergestellt, wie er dann Kaiser geworden, vom heiligen Vater gekrönt. Der Kaiser hörte diesem unschuldigen Geplauder unwohlgefällig zu ; er sah in dieser offenen Seele wie in einem Spiegel den Abglanz seines Ruhmes, sein eigenes Bib ! Doch aufs Neue umhüllte eine Wolfe feine Stirne. Er hef­­tete auf die schöne Deutsche fein durchdringendes Ad­erauge, und mit furzer gebietender Stimme sprach er: „Ihre Mutter hat Sie allein bieher gehen lassen ?" „Meine Mutter”, erwiderte Wilhelmine, das blonde Loden: föpfchen traurig spüttelnd „ist längst nicht mehr.“ Der Biid des Kaisers warb m wieder sanft. „Eine Waffe also­, sprach er gerührt, in Richt doch, mein Vater lebt, er mußte zur Armee und über­­gab mich in dieser bewegten Zeit meiner Tante, die mich gehen hieß mit dem Herrn, der sich anbot, mich zu Euer Majestät zu führen. „Geh meine Tochter, geh’ sagte sie, zu sehen den großen Kaiser der Franzosen, das wird dir Glüd bringen.“ Der Kaiser lächelte auf­ 3 Neue mit Wohlgefallen ; aber bald sagte er mit jenem rauhen Ernte, unter welchem er gewöhnlich eine Nahrung verbergen wollte „Sie sprechen das Französische vortrefflich, man würde Sie kaum für eine Oesterreicherin halten.“ „Ich bin auch feiner, erwiderte sie lebhaft, „meine Mutter war eine Ch­aperin und mein Vater ist von Brag." „Wahrhaftig? An diesem Falle sind Sie halb und halb meine Unterthanin und folglich unter meinen Schuß gestellt und deshalb“, fügte er mit ernster Miene hinzu, „dürfen Sie nit länger hier ver­­weilen." Hierauf beorderte er seinen ersten Jammerbiener, das Fräulein mit all­ der Achtung nach Hause zu geleiten, die man einem ehrbaren Mädchen, der Tochter eines braven Offiziers, schuldig it. Ehe der Kaiser Wilhelmine entließ, betrachtete er sie noch ein­­mal mit jenem tiefen Grnffe und sprach: „Sie sind eine Enthusiastin? Das ist eine gefährliche Krankheit, besonders gefährlich bei schönen, jungen Damen, die weder Mutter noch Mann haben, sie zu bes­chüsen. Sagen Sie Ihrem Vater, er möge Sie, so bald als möglich, verheiraten.” Auf diesen etwas vorlauten Rath erröthete Wilhelmine über und über: „Nun, nun, was erihreden Sie denn “" trug der Kaiser leb­­haft. „Sie haben zu wählen und für das Uebrige lassen Sie mich sor­­gen. Haben Sie vergessen, daß Ihr Besuch beim Kaiser Napoleon Ihnen Glück bringen müsse ?" Wilhelmine wollte ihren Dant aussprechen, aber eine Bewegung Napoleons hielt ihre Worte auf den Lippen zurück. Des Morgens in aller Frühe überbrachte eine Ordonnanz dem erstaunten Mädchen ein großes­­ Bader, mit dem kaiserlichen Wappen gesiegelt. Er enthielt 300.000 Arancz und einen Brief an ihrem Ras­ter, der also lautete : „Herr Baron 3. Seine Majestät der Kaiser Napoleon hatte Gelegenheit, ihr Fräulein Tochter zu sehen und zu sprechen und geruhte mir aufzutra­­gen Ihnen zu jagen, daß das Interesse, welches sie ihm als die Ech­ter einer Französin und eines braven Soldaten eingeflößt hat, ihn bes­twogen habe, ihr eine Summe von 300.000 Frances zu ihrer bal­digen Berheiratung zu bewilligen, welcher nach dem stummen Ver­ständnisse des Fräuleins wohl nun sein erntliches Hinderniß mehr im Wege stehen dürfte. Sene,migen Sie, Herr Baron, u. f. m.“ Irma dr. Barabolby: „Die nennt man Sie, m nur RE, mann. “

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