Pester Lloyd - Abendblatt, Januar 1871 (Jahrgang 18, nr. 2-25)

1871-01-03 / nr. 2

ABENDBLATT DES PESTER LLOYD. (Die einzelne Nummer Eostet 4 ff. b. 93.) f er Dienstag, 3. Jänner.­­­­ ­ Nox - 13 & Ungarn bietet, groß Pest, 3. Jänner. — Weitereinstimmenden Meldungen zufolge ist der Zus nentritt der Pontus-Konferens um einige Tage verschoben, "rund hievon wird ein Unwohlsein des österreichisch-unge­­rn Botschafters Srafen Apponyi, sowie die Verzögerung­ der Anft des französischen Benollmächtigten Jules Favre ange­geben. Die Zwischenzeit wird indes von der Diplomatie, wie es scheint, Dazu beugt, um über die mit der Pontusfrage zus­­ammenhängenden anderen Fragen gegenseitig Fühlung zu ges winnen und sind wohl auf diesen Umstand die hie und da auftauchenden Gerichte von Erklärungen Oesterreich-Ungarns in Konstantinopel über die Donauschifffahrt u. f. f. zurückzu­­führen. Was die legterem speziell betrifft, so kann es kaum richtig sein, daß die angeblichen Absichten des österreichisch­­ungarischen Kabinets in Konstantinopel auch nur einen Augen­­bliek beunruhigt haben könnten, da der eventuelle Wunsch der österreichische ungarischen Regierung, die Donaumündungen für alle Zukunft unter internationalen Schuß gestellt zu wien, sicherlich ebenso im Unteresse der Pforte, wie aller übrigen Mächte liegt, welche die untere Donau weder zu einem russi­­schen, noch zu einem rumänischen Strome machen wollen. Die Donaufrage ist Übrigens, mir wiederholen, noch von Feiner Sete gestellt und wird es auch so lange nicht werben, als nicht an die von Rußland gewünschte Nevision des Parker Traktates überhaupt gesc­hritten wird. Und selbst dann wäre, unserer Ansicht nach , erst die Nothwendigkeit einer derartigen Nevision sehr zu beweisen, bevor Oesterreich-Ungarn selbst gegen Konzessionen versehlen im Prinzipe zustimmen sollte. Die „Donaufrage", wenn wir [den einen solchen Kol­­lektivnamen wählen sollen, ist seinestwegs so brennend, als sie dargestellt wird. Der europäischen Donaukommission, an deren Erlöschen im Jahre 1871 so lebhafte­r Besorgnisse geknüpft worden, wurde im Wege diplomatischer Vereinbarung und ohne Präjudiz für die Revisionsbedürftigkeit des Pariser Friedens schon viermal ihre Lebensdauer verlängert, und es ist nicht abzusehen, warum trot der kategorischen Erklärung Baron Bußberg’s im Jahre 1866 in Paris nicht auch noch eine weitere Frist für sie gewonnen werden könnte. Und selbst im schlimmsten Falle, daß Letzteres nicht möglich wäre, so tritt mit dem Erxlöschen der eurpäischen Donaukommission die Ufer­­staaten-Kommission an ihren Plan und biese, aus Oester­­reich-Ungarn, der Pforte, Baiern und Württemberg, fest also Deutschland, bestehend, würde eventuell auch schon kräftig genug sein, um zu hindern, daß die Donaum­ün­­dungen nicht zu Gunsten Rußland wieder­­ verfanden. Na­­türlic immer vorausgefeßt, daß der Pariser Traftat intakt lebt, oder daß die Gegenkonzessionen, für das die man Oesterreich- Schwarze Meer genügend sehaltlos der Donau zu halten. So lange die Neutralisirung des pun­he ist namentlich für Oesterreich-Ungarn die erwägen, diesen Standpunkt fünde, ob der Wortbestand des inter rionalen Schußes der Donaumündungen, Form, repräsentirt, ein Aequivalent bilden aber Pariser bie die Donau unter den internationalen wie ihn die euroz verschwommener Mann für die Frei­­heit der Bewegung, die Nußland im schwarzen Meere be an­­alten Mächten gestattet sein sell, bei Verhältnisse bez &8­ mag ihr Tobend sein, daß nöthigenfalls eine sterreichisch-ungarische Esfadre im schwarzen Meere ihren­­ Standpunkt nehmen dürfte, frage wäre die, wo sie während Rußland in diesem Bunfte kaum in Berlegenheit fom­mt. Man mißverstehe uns nicht. Auch wir wissen den Werth jener Bestimmung des Traftates zu schäßen, welche stellt, aber wir warnen, Paß dieser europäischen Donau-Kom­­­mission enden muß. Traftetsmäßig übergehen die Funktionen dieser Kommission dann an die Uferstaaten-Kommission, so daß diese dann formell als internationaler Wächter für Die Donau bestellt wäre. Eine andere Frage ist es, ob sie materiell dieser Aufgabe gewachsen ist, eine Frage, die wir leichter beantwor­­ten werden, sobald wir wissen werden, daß Preußen, wesp. der neue deutsche Bund auf der Pontus Konferenz mit Oesterreich- Ungarn geht. It hielt der Fall, dann wagen wir zu behaup­­ten, genügen auch Oesterreich-Ungarn und Deutschland im Vereine mit der Pforte, um wenn es sein muß als Ufer­­staaten-Kommission die Freiheit der Donau zu wahren und sie werben dies umso leichter Können, je weniger es Rußland gelingt, den Pariser Traftat zu seinen Gunsten zu ändern. = a. In dem am 28. Dezember v. a. abgehaltenen Minister: tathe wurde auf Antrag des Finanzministers der Beschluß gefaßt, daß das Budget gro 1872 Längstens bis Ende April des Laufenden Jahres von sämmtlichen Ministerien verfertiget dem Finanzministerium zum Behufe der Zusammenstellung eingesendet werden muß. = Die nächste Sittung der Delegation des Neidhdrathen wird am 10. b. M. stattfinden. Auf der Tagesordnung derselben steht: Mahl von 4 Schriftführern, — Berichterstattung des Budgetausschusses über den Boranschlag des gemeinsamen Kriegsministeriums, betreffend das Erforderniß des Heeres für das Jahr 1871. — a. Laut des vom Untersuchungsrichter des Peter Distrikts, Schwurgerichts in Großangelegenheiten für das lette Duartal des Jahres 1870 dem Justizminister vorgelegten Ausweises waren im Ganzen in diesem Quartale 15 Preßprozesse im Zuge, wovon in zweien in Folge Abstehens des Kläger von der Klage die Untersuchung ein­­gestellt, in 8 Fällen die geschlossene Untersuchung dem Präsidenten des Sch­wurgerichtes zur Schlußverhandlung vorgelegt, in fünf Fällen ende lich die Untersuchung noch im Zuge i­.­­­­Der Ausweis über die Leistungen des Fön­­ngar. KaffationsHofes im Jahre 1870 ist ein überaus glänzender. 63 waren Nachstände vom Jahre 1869 926, Einlauf des Jahres 1870 14.137, zusammen 15.063 Stüd ; hievon erledigt 14.448, verbleibt Rücstand nur 615 Stüd (d. h. der Einlauf der lebten 14 Tage). Der Nullitätsbeschwerde wurde stattgegeben in 3604, nicht statt­gegeben in 6833 Fällen. Preßlachen 29, Kompetenzstreitigkeitsfälle 189. Geldstrafen wurden verhängt in 611 Fällen. Es wäre uns nicht in den Sinn gekommen, fald ein Resultat, welches nur durch das Zusammenwirken all­er Kräfte erzielt werden kann, insbesondere einer einzelnen Persönlichkeit zu Gute zu rechnen ; allein nachdem die unmittelbar Betheiligten selbe, einstimmig unerkennen, daß dieser glänzende Erfolg zum großen Theile dem Gifer, der Sachlemb­iß und Energie des Präsidenten v. Majláth zuzuschreiben sei, wollen wir auch unserseits dieser Anerkennung gerne Ausdruck geben, besteht, erminente , "age sie wohl zu­­ sucht und "tt wären, genug ist die Gefahr wird Kung. Deshalb aber es Donaus Kommission, die zuvar am erst sind, um im "7 Benügung sie jedoch durch wollen nur vor der falschen Schuß absolut mit dem Ende der es am Schwarzen den Donaumündungen Momnte freilich in sehr die lokalen Schuß Auffassung ihrer Meeres keine Aufhes > ? « — Bom Kriegsfhanplage. Seit dem 26. Dezember ist kaum ein Tag vergangen, an wel­­chem auf dem Kriegsfhauplage von Bendome big Orleans nicht kei­­nere Gefechte vorgekommen wären ; bisher waren es die Franzosen, die die Offensive in diesem Heinen Kriege ergriffen haben, so am 31. Dezember, an welchem Tage dieselben bei Bendome und südwärts von Orleans siegreiche Scharmüßel bestanden. Diese sind nur die Vorläufer der Offensive, zu welcher General Chanzy übergehen wird, nachdem seine Armee, verstärkt durch die Truppen aus dem Lager von Conlie, den strategischen Aufmarsch vollzogen hat. Die nächsten Kämpfe auf diesem Theile des Kriegsschauplages und auf dem südöst­­lichen Terrain werden wahrscheinlich zu gleicher Zeit ausgefochten­erden. Ueber den füdöstlichen Kriegsschauplan, von wo stündlich bedeu­­tende Nachrichten einlaufen können , finden wir in den vorliegenden brieflichen Berichten einige interessante Notizen ; so heißt es in einem Briefe aus Bern vom 29. v. ZR. über die sich vorbereitenden Er­­eignisse : „ Laut Privatberichten aus Belangen, die in Bruntrut eingetrof­­fen, bestätigt sich der V­ormarsch eines circa 25.000 Mann starken fran­­zösischen Truppenkorps über St. Hypolite, Audincourt und Bourgogne der Schweizer Grenze entlang auf Belfort zu, um diese Festung zu entjegen. In Folge dessen hält man eine Schlacht, in welcher, da an die Generale v. Werter und dr. Trescow Verstärkungen an sich gezo­­gen haben, 50—60.000 Mann engagirt sein dürften, in der Nähe der Schweizer Grenze bevorstehend. Wie die „Gazette Juraffienne” meldet, haben die Deutschen bei Grandvillard eine mit 12 Kanonen armirte Redoute angelegt, und hat der Truppenkommandant von Belfort eine Ordre erlassen, nach w­elcher der Kanal zwischen Dannemarie und Montbeliard nur bei Brincourt und Valdien passirt werden darf. End­­lich wird jede Berson, welche abwärts der Straße in den Wäldern auf den dem Doubs, dem Kanal und der Schweizer Grenze angetroffen werden sollte, von den Deutschen als Feind betrachtet und kann sofort füsilier werden. Leider vernahm ich von bestunterrichteter Seite daß für die Verwundeten und Staaten des Belagerungstorps bei Belfort bei dem Mangel an Kommunikationsmitteln bis jet noch nicht so ge­­sorgt werden konnte, als dies namentlich bei der jenigen Jahreszeit der Fall sein sollte. In La Chapelle, wo augenblicklich die Gemahlin des Generals dr. Roeder, des Gesandten des norddeutschen Bundes, weilt, um sich mit cristlicher Aufopferung der Krankenpflege zu widmen, nachdem sie dies Ion a Tes­ke get . Nancy gebten, fehlte es ab 198 b itt EHE we­ben in der Ambulanz leidenden von Nachmittags 4 Uhr Landmehrmannschaft­effekt. Auch die Karlsruher Garnison, meistens neu eimererzirte Leute, ist nach dem Kriegsschaupla auch die gezogen, ist der Oberst Geller seinen in der Schlacht bei Nuits erhaltenen Laut neuestem Bericht aus Pruntrut hat der Kommandant der Belagerungstruppen bei Belfort den freien Durchpaß der Weiber, Kin­­der und Greife aus der Festung bewilligt. Er wird­ Wunden erlegen. Anläßlich wird soll sich nur noch um die Feststellung des Tages handeln. Wie der „Independance” aus Lyon vom 28. der Ermordung Arnaud’s bereits etwa 60 Verhaftungen stattgefunden. Jeder Legion der mobilisirten Na­­tionalgarde der Rhone eine Kompagnie Scharff haben beigegeben. Die Stimmung der französischen Bevölkerung charakterisirt übrigens folgender Feldbrief aus Mek, 28. Dezember : „Einem Lan­mwehrmanne vom Bataillon Kosten der Kaserne de Barseille mit einer Art der Kopf gespalten. Der TIhäter it in der Verson des Sohnes des Quartiergebers des Erschlagenen, der Familienvater von sechs Kindern fein zogen ; ebenso sein Vater, die Mutter soll, unv­ermittelt sein Bruder verhaftet. Auf ähnliche Weise sind schon zwei andere Landwehrmänner um’3 Leben ge­­kommen und fast täglich kommt es vor, daß auf die Posten sowohl bei Zage wie des Nachts geschossen wird. Das Gouvernement hat zwar ziemlich trenge Verordnungen in dieser Beziehung erlassen, allein diese werden nicht eher aufhören, als bis die Thäter als warnendes ® Straße ist man unter solchen Umständen selbst­sicher, denn was muss Einem z. B. ein Revolver, wenn man von hinten angepacht oder wie vorerwähnt um’s Leben gebracht wird? Bon uns Beamten geht auch Niemand allein aus und wohnt entlegen von der Stadt, so wird er bis an seine M Woh­­nung begleitet.” Der Beachtung Derer zu empfehlen, bemerkt die „Köln- Stg.”, die­ national-französisches Gebiet erobern wollen. Vor einigen Tagen, schreibt man aus Epernay vom 23. Dezem­ entfernt gelegenen Dorfe Mareul Franctiveurs festgelegt Der Plakkommandant fhicte sofort eine Streifpatrouille, bestehend aus einer Kompagnie des hier in Garnison befindlichen Potsdamer Landwehr, Bataillonz und einer Abtheilung Küraffiere ab, welche bei ihrem Ein­­treffen in Mareul nur einige von den Franctireurs hinterlassene Flin­­ten vorfand. Dem Dorfe wurde eine Kontribution von 1680 Franken auferlegt, auch wurde ein Pachthof, welcher den Franctireurs als Auf­­enthaltsort gedient hatte, in Brand gestehlt. Ein heute in Epernay ver­­breitetes Gerücht, nach welchem achtzig Franctireurd gefangen genom­men worden sein sollen, mag daher entstanden sein, Einwohner des Dorfes Mareul eine Nacht hindurch dak in einer Scheune gefangen gehalten wurden, weil sie sich ursprünglich weigerten, die ihnen auferlegte Kontribution zu bezahlen, mit der Loire-Armee das dringende Bedürfniß zusammengeschmolzenen Truppen von Neuem zu organisiren. Das Korps welches ursprünglich mit etwa 32.000 Mann war, zählt gegenwärtig nur einen Bestand von ungefähr 15.000 Mann. Zur Er­­gänzung der Kadres treffen Ende diefer Woche 9000 Mann baierijdjet unter die einzelnen Regimenter vertheilt werden sollen. — des Leib-Regiments. Das 10. Regiment soll es nur mit 56 in’3 Feld gerückt der MWeife erklärt werden kann, daß 13. Fund fast zu einem Bataillon zusammengeschmd­en sein, ja, es soll an Offizieren 62 eingebüßt haben, während ist, welcher Umstand nur in auch ein Theil der erst im Laufe des Krieges beförderten Offiziere in den blutigen Schlachten um Orleans gefallen it. — Was das zweite baierische Korps anlangt, welches gegen­­w­ärtig vor Paris­ steht, so hat auch dieses bei Levan und noch jüngst „bei Chatillon harte Verluste erlitten ; allein hier wird der Abgang all­­wöchentlich durch neue Truppen erlebt, während bei dem ersten Korps 3 nicht mehr Einer etwas 1 und 9 hab die Die Deutschen machen alle Anstrengung, diesem Theile des Kriegsschauplates zu vermehren. Ihe Befagung ging nad Dijon ab Regiment 3 wurde heute Nachmittag zwischen älteren Jahrgänge der Meuchelmordsfälle leer, ging hier die Meldung um ihre Armeen auf v. M. gemeldet 58. Landwehr: 4 Uhr in der Nähe und zur Haft ge­­mit bewaffneter Faust Die bisherige badi- und wurde durch ältere preußische daß sich in dem nur wenige Meilen der Schwierigkeit des Transportes fahren werden konnte, abgegangen, werden badischen Landwehr abschiedendes Beispiel aufgeknüpft werden, ein, 3 und haben hätten, und heran­­Auf der die achtzig Das Orleans, v. Wo Truppen ein, Ganz b. Tann’sche Korps sol es sich gegenwärtig befindet, nach Gorbeil, Paris, zurückgezogen werden, die weil besonders start waren sich wegen in den in Folge die Verluste des nächsten Tagen von fünicch von der heftigen Kämpfe herausgestellt ausgerüct 1., 4., 10., hat, wie nicht in gleicher­­­eise vor: Tagesneuigkeiten. Ihre Majestät die Königin­ wird nach Berichten aus Innzbrud den ganzen Winter in Meran bleiben. Meber die Sprechgeschmin­digkeit unserer Redner) lesen wir in der jüngsten Nummer des „DMagy. Gyorsíró" . In den vierziger Jahren malten die Reichstagsstenographen Die Ge­­schwindigkeit der Reden nach dem „Eintauchen“ ihrer Fevern und sie benannten den jeweiligen Redner al einen „von drei-, vier­ oder fünf­­maligem Cintaudjem", je nahhdem sie beim Niederschreiben seiner Rede dreiz, vier- oder fünfmal die Feder eintauchen mußten. Die heutigen Stenographen begnügen sich nicht mehr mit vieser unvoll­ommenen Meijiung, sondern nehmen das Wort, ja selbst die Sylbe als Einheit im Maße an, und erhalten in Folge dessen eine sinnbildliche Darstel­­lung der Schnelligkeit in Zahlen. Einer Vergleichung der Geschwindig­­keit, mit welcher einige unserer Repner sprechen, entnehmen wir folgende Daten : Die Nede, welche Minister B. Eötvös am 19. Juli v. a. über die Muniipalfrage hielt, währte 38 Minuten und enthielt 3012 Worte; Remer sprach demnach durchschnittlich in jeder Minute 79 Worte. Franz De át sprach in seiner am 23. November v. a. in Aus­gelegenheit der Kreditoperation des Finanzministers gehaltenen Rede, welche 19 Minuten währte, 1646 Worte, also durhschnittlich in der Minute 86%. Die Abschiensreve, welche Melchior Lónyay im Ab­­­­geordnetenhause hielt, währte 115 Minuten und enthielt nach genauer Zählung 10.660 Worte . Repner sprach demnach in einer Minute 92%. Worte. Finanzminister Karl Kerkapoly sprach in der Indemni­­tätsangelegenheit Tangsamer, als er sonst zu sprechen pflegt, nämlich während 20 Minuten 1956 Worte, demnach 93 in einer Minute. Bier ungarische Magnaten,­ die Grafen Bela Szapáry, Anton, Nikolaus und Ludwig Esterházy haben eine Neffe nach Afrika angetreten. Ihr nächstes Ziel sind die Nilfatas­tatten, von dort wollen sie nach Abyssinien und die dortigen Baudenk­­male besuchen. Eine historische Reminiszenz­ Im „Hon“ erin­­nert ein Herr KR. 3. daran, daß er am 30. April 1871 dreihundert Jahre werden, daß Zrinyi und Frangepan in Wiener­ Neustadt, Franz M­ádasop aber in Wien enthauptet wurden. Da nun diese Männer Märtyrer der ungarischen Freiheit und Selbstständigkeit gewesen seien so gezieme es sich, daß man anläßlich ihres To­destages in meihevoller Pietät eine Denkfeier veranstalte, welche Spee­er hiemit angeregt ha­­ben wolle. Der bekannte hiesige P­hotograph Herr Lonaz Schreder­ wurde für die Einsendung des „Albums ungarischer Damen” vom Könige von Holland mit einem schmeichel­­haften Anerkennungsschreiben und einem Orden ausgezeichnet. (Eine moderne biblische Geschichte) Aus Dr. Mihályfalva schreibt man dem , Hon" : Hier wohnt ein Israelite, der zwei Enfelinen hat, zwei Zwillingsmädchen. Das eine Mädchen hatte 5 , · Feuilleton. ADDISDAT Kppur si muove ! (Und sie beswegt sichh body N) Roman in sechs Bänden von Moriz Jókai. Erster Band. (1.Fortsetzung.) Indem werden­ wir aus all der aus wir fest gelernt haben, nur sehr geringen Nugen ziehen, denn wir bleiben nicht hier, 23 auch wäre, die Anefpoten "der zu oberst am Tische fißt, so genußreich b dieses früsköpfigen Studenten seine Gefährten lachen anzuhören, macht und zum Lohn dafür ihren Wein austrinkt, und den der Wirth mit dem Titel „humanissime Aszályi" ehrt. Wir haben anderwärts zu thun. Im Keller. Dorthin lüßt Meister Nagy nur die auserwählten Gäste hinan ohne sein Wil­­­ter, indem fen und Wollen aber darf Niemand hinuntergehen. Die Studenten nennen das untereinander das „sacro-sanctum,“ "fer ein. Im einem Seitengewölbe aber Steher, Schnabelflug, Strohfeffel; umgeben in nehmen natürlich Fül: und der Mitte des Tisches sieht ein von einem Die Besucher des Sarrosanctums sind eben angelangt. pres eilf, der z­wölfte Stuhl bleibt Leer, weltliche Anzüge nach ; enge, bis über die Hüfte reichende, verschnürte Dol “eu, ringsum mit weißem Lammfell verbrämt, ein vielfach gefälteltes weißes Halstuch, Hemden mit Manfettenkraufen, Mehrhörer, eine buntgeblumte "ES sind dies „Externisten”, wahrscheinlich Beilmänner”, der rezipirte Name der Webungens­it es sind, der der gutgesinnten Bevölkerung unverschämt genug sind, statt des Schabbespedels eine rothe, csatóförmige Műde auf dem Kopfe, über die große Brühe zu gehen, welche über die Kothlagu­­nen Debreszins hinweg vom Kollegium bis zum Nachhause der Straße entlang führt. Dem einen Studenten, übrigens, das muß ich Schon Tagen, paßt Ser jede, herausfordernde Anzug wirklich nicht. Erstens, imfthalb Fuß groß it; dann ist sein Kopf so zwischen die Schultern niedergegogen, als hätte er gar feinen Hals; der Kopf ist am Scheitel ang, im Gesichte flach, die Nase aufwärts gestülpt, der Mund breit und nach abwärts verzogen, die Augenbrauen sind borstig ; und­ was um noch mehr Eintrag thut, schiffte er auf dem Battensee. Eine masoprächtigere Gestalt ist dafür der andere Jüngling, «sein hoher Wuchs,das etwas stark gedehnzte Antlitz,die semsten nuß­­braunen Augen, die zarten Augenbrauen, die Fastanienfarbenen Loden, in zwei Partien niederwallend, merishen Charakter; nur die Ausnahme von der Harmonie der ich harter Eigenswille, biffiger er ‚im Gehen von einer Hüfte auf die andere ihm wankt ,geben seinem Ausdruche Aussehen weil er kaum hinkt auf beiden Beinen, so daß er und wadelt, als Dieser verfrümmte Student ist Huma­­nrissime Alexander Biröczy, bilden eine vonselben brüdt fchöne, glatte, emwölbte Stirne gleicht die Gegenfäbe wieder aus, hier vereinigen sich gereinigt die beiden gegensächlichen und dichterische Gehobenheit, aus dem Trot Selbstbewußtsein. Dies ist Humaniffime Roleman Sendy. Unter den Togaträgern fallen drei Figuren auf; einer ist von unmäßig hohem knochigem, schmächtigem Mudfe, ven die lange Toga­no länger erscheinen läßt; er hält den Kopf gebeugt, als wäre es ihm selbst unangenehm, daß er so hoch emporgeschoffen ist, oder als suchte er beständig einen verlorenen Gegenstand auf dem Boden. Die hervortretenden Badenknochen, das kräftige Kinn deuten auf starre Aus­­dauer. Dieser heißt Humaniffime Raul Bart ó. Ein anderer Züngling zeichnet sich durch seine bewegliche Ge­­stalt aus. Sein Angesicht it auf den ersten Anblick unangenehm, podennarbig und roth, allein im Feuer seiner Augen, in seinem Ge­­sichtsanspruce, wenn er spricht, ist etwas Hinreißendes, was ihn mit einem male schön macht. Dies ist Humanisfime Michael Borcsan. Dam­­it noch eine beachtenswerthe Gestalt da: ein rothbädiger Bursch’ in den Flegeljahren, dessen muskulöse Arme unter der Toga schmwellen, heffen hohe, breite Brust in ihm eher einen als Priester ver­­kleideten Hußär denn einen Hörer der Theologie vermuthen läßt. Dieser it der Sumanissime Gran­ 6­8 ut a ; er ist zugleich „Großstedenträger” allein den großen Steden hat er fest nicht bei sich. Die eilf Jünglinge umstanden von Tish, Jeder nahm einen Becher zur Hand und dann stimmten je das Studententrinklied an, das mit einer­ sehwermüthigen Leichenbegängniß-Melodie beginnt, dann im Marschtempo und später im Sturmfall weitergeht; es ist einer der schönsten Trinklieder, die je ein Meister gedichtet : Schattengleich entfliehen des Lebens Stunden,­­ wir­­ mersten, sind sie hingeschwunden ! Thöricht wäre denn, Mer fich grämte, wenn Seine Tage fröhlich­er verjubeln kann, Eh’ er sich’3 versieht, Rasch sein Leben flieht, € 3 verflüchtet, wie im Herbst der Nebelduft. Mir verlängern aber unser Leben Bei dem Humpen, voll vom Saft der Reben. Nehmt die Humpen denn zur Hand, Füllt die Becher bis zum Rand ! Schwarze Sorgen ? Unverstand ! Die erläuft man ! Und dann wieder zurück zum ersten Vers: ,Schattengleich ent­­fliehen des Lebens Stunden.” Allein beim Beginn des Nundgesanges geschah es, bab einer der Studenten mit feinem Becher die Kerze umstieß, so daß sie im Dunkeln blieben. Allein darum sangen sie doch ihr Lied zu Ende und erst dann begannen sie zu rufen: „Meister Nagy, die Kerze it aus­­gegangen !" Der Wirth­ kam sofort mit einer anderen Kerze und machte ganz debrecezinerische Augen zu dem, was er sah, als er von Studenten ihre Leuchte angesteht hatte. „Debreczinerische Augen” macht man nämlich dann, wenn man Etwas nicht sehen will, was man sehen könnte. Auf dem langen Tische war mehr sein Humpen zu sehen ; die Studenten hatten feine Becher mehr in den Händen ; sie saben schmei­­gend und ernst um den Tifh, ever hatte ein Schriftenpad vor sich, im Tifihe trafen ebensoviel unten mit einem Nagel versehene Tinten­­läffer. Und obenan, wo früher der Krug gestanden, lag ein dices Buch in Quartformat. Der Wirth trug nichts, sagte nichts, nichte nur ein wenig mit dem Kopfe und ging dann hinaus. Dieses große Buch war die,,Csittvärer Chronik««. 1665 hatten unbekannte Verfasser,wenn ich mich recht erinnere, in Siros-Patak,dieses Buch zu schreiben begonnen. Es war das eine merkwürdige Sammlung all jener interessanten kleineren und größeren Daten,welche die Geschichte im großen Styl in ihren Blättern zu verzeichnen vergessen, oder welche die eiserne Hand der Gewalt aus diesen Blättern herausgerissen, oder welche Höflings­­schmeichelei in denselben verfälscht hatte. Daher sein Name „Glittvärer Chronit”. (Zu deutsch etwa „Pit: Hausener Chronit”.) „Säitt” heißt : „seien wir flumm“. Die Jesuiten, von denen die Chronik viel ungünstige Angaben verzeichnet hat, sprengten über Kieselbe aus, daß sie eine Sammlung ausgewählter Lügen und toller Einfälle sei und sie verdrehten sogar deren Namen in , Esicsvárer Chronik”. Und wenn jemand etwas recht Dummes oder eine große Lüge sagte, so pflegte man mit dem Sprich­­wort zu antiworten : „Nun, das gehört an­ in die „Esittvärer Chronik“. Allein es gab — freilich Wenige —, die mußten, was das sei, die­­jenigen aber, welche die Chronik sehr eifrig suchten, konnten niemals erfahren, wo sie sei. Sie befand sich immer in den Händen der Jugend. Und die Jugend ist ihm wärmerisch, bewahrt Geheimnisse vortrefflich und it im Beschwören unerreichbar. In dieser Chronik konnte man die vergessenen, die begrabenen Trauerereignisse des Landes finden ; immer gab es hier etwas, worüber man einen Schleier breiten, was man bei der Nachwelt in Vergessen­­heit bringen mußte, wovon man aussprengen mußte, daß es ein Traum, eine Lüge sei . Die Einferferung des legten 3rings, der in seiner Haft das Sprechen verlernt hatte. Die Leiden der preißig Galeerenfflaven, die sämmtlich ungarische protestantische Prediger waren. Die Geschichte des ewigen Hanffeils, welches Graf Anton Boalffy bis an seinen Tod um den Hals tragen mußte, um sich in jedem Momente zu erinnern, falls bei ihm die jugendliche Sch­wärmerei wieder ausbrechen sollte, daß er sich schon einmal durch einen solchen patriotischen Fehltritt diesen Strich an den Hals geschafft habe und das Ende des Striches sich in den Händen der Gewalt befinde. Die täglsihhen Briefe des Clemens Mikes, des Sekretärd Mátóczy­k, die er von Roposts schrieb. Die Eperjefer Mebeln­ Caraffa’s. Die Geschihte des blinden Bottyán und das Thun und Treiben des Wolfsführers 39631 a. Die geheime Geschichte der Herren, die man auf dem Br­eb­burger Landtage zum Schweigen gebracht. Die traurigen Angaben über das Entstehen vieler großen Herrschaften. Und dazwischen untermischt Anefooten, welche große historische P­ersönlichkeiten charakterisiren. Maria Theresia­ und ihres un­garischendofnarren Scherze mit ernstem Hin­tergrunde. Die Beschreibung des Kecstemeter Raizenraub­­zuges und des siebenbürgischen Bauernauf­stands. Die Aufklärung der gespenstigen Geheimnisse des Debreczi­­nerR Kastells. Und dazwischen wennwürdige SG­pigramme,Spottverse und Kräftige, politische Basquillen. Da stand das Gedicht Bercsényi 3 verzeichnet : „Landsmann, glaub’ de­m Bolte nicht, Wenn’s auch noch so viel verspricht ; Menn’s ae Brief und Schrift Dir beut, Wie Dein Mantel groß und breit, — Menn’s auch aufprüht Siegel bunt, Wie der Vollmond groß und rund; Hält es dennoch Feine Trew, Schlag der Donner es entzwei !" Die Reichstags-Spottschriften , die­ denswürdige mit dem Anfange „compono, impono”, melde man auf den Deydenburger Reichstag schrieb ; vie Gefeesbegräbniß:P­arodie vom 1791er Reichstag. Die Schmähverse, welche die Jesuiten auf den Schaifer Josef schrieben und in melden sie ihn „Josephus lutheringus” schalten, woorauf der Kaiser erwiderte : „Aquila non captat muscas” (Der Adler hafcht seine Fliegen.) Und später damt das Berliner Spottlied,in welchem eine Post mit zwei Felleisen vorkommt,in demerkten führt sie die günstigen Verordnungen,welche der Kaiser im Mai erlassen,in der andern die im Juni angeordnete Widerruftung derselben- Der eigenthümliche Tarif,welchen die Türken im letzten Kriege betreffs des Lösegeldes der Gefangenen festgestellt,darnach kostete ein deutscher Reiter fün Gulden,ein­ ungarischer Infanter ist drei Gul­­den,ein Hußar zehn Gulden,ein Wallache acht Groschen. Tief verborgene politische Schriften:Der Katechismus des Martinovich,der Manch-.S­erenation,N­apoleonsl. Proklamation an die Ungarn,die Dokumente der von Arpsd abstam­­menden Familie Crouy,das verhängnißvolle Dram­a,­welches man über die Enthauptung Ludiving VI.schrieb und das die Studenten in K.sogar ausführene;dem Darsteller Ludwing VI. schnitten sie mit der Guillotine ein falschesd­aupt ab was zur Folge hatte,daß er bald auch sein echtes Haupt verlor,und andere Schriften so traurigej­ Angedenkens,welche­ man mit dem Staube vom Grabe der Verfasser bestreute. Darinliterarische Raritäten religiösen­ Inhalts:Luthe­r’s Aphorism­en.Die Jesuitengebote.Die Tragödie der Tyrnauerrothenållkönche.Die Sage von den Anbetern des Götzens Barometh.Die Teufelbeschwörungsfor­­meln­ der Urzeit;die merkwürdige Tradition der schwarzentKuttst des Debrecziner Professors Hatvani;die Geschichte der­ verhängnis­­vollen Aufschrift „er a “" (morgen) mitsammt der besungenen Schauer­­geschichte, welche das folgende traditionelle Distichon verewigt : „Infans, ut vervex, puerulus, nupta, maritus, Cultello, flamma, fune, dolore cadunt.” (Gleich dem Lamme der Säugling, das Knäblein, die Mut­­ter, der Gatte, Fielen durch Feuer und Stahl, fielen durch’s Geil und durch Schmerz.) Die Geschichte des geheimnißvollen Epitaphiums ist die, daß ein eines Kind im Spiele sein Brüderchen, einen Säugling, mit einem Messer abschlachtete ; in seiner Furcht verfrodh es sich darauf in den­ Badofen, den die brotbadende Mutter heizte ; als sie das Unheil wahr­­nahm, erhenkte sie sich in ihrer Verzweiflung und der nach Hause kommende Gatte starb vor Sommer eines yelöglichen Todes. Hatvani feßte einen Preis für das auf dieses Ereigniß zu schreibende Cpitar­phium aus, und der schlechteste Student schrieb das beste Distichon darauf. Natürlich mußte ihm der Teufel dasselbe gemacht haben. Da waren die ahnungsvollen Prophezeicnungen aus einen Jahrhunderten, welche die gegenwärtigen Zeiten vorhersagten, und die denkwürdigen Aussprüche großer Männer. Dazwischen waren die Blätter mit berühmten Porträts buntges­chmüht. 63 gab da auch solcher Porträts, zu welchen sein Rumpf vorhanden war. Und die Noten längst verflungener, verbotener , selbst aus der Luft herausgeriffener Lieder, welche man einst auf Tárogató 3 (Schlacht­­hörnern) geblasen, im Lager gesungen hatte und die nicht mehr erklin­­gen durften. Die Csittvárer Chronik bewahrte auch diese auf. Ihre Berfaffer verstanden Alles : Schreiben, Zeichnen, Mufti, alle Sprachen der Welt, und überall b­aten sie sich um, erfuhren Alles, sammelten Alles, Taten Alles zusammen. (Sortregung folgt); d­er eine große Fallthüre vor ihnen aufthut Die beiden Seiten Neun in der Toga, bieses Allerheiligsten rundherum grün angestrichene damaliger Mode sette und gelbe Stiefel. ch möglich, daß sie gar Feine Erternisten, i die, aller Gefege der Kirche,­­fchaft spottend, eigenmächtig sondern Neuhestörer Dolman, zwei aber . des Staates, die Toga abgeworfen haben und zum Acer, im Knappen Troß aus. Allein­­ ist ein Tisch aufgestellt tragen Dugend blecherner &3 sind der Schule und der Gefell zusammengepreßten Lippen übrigen Züge, in die einen ihm wär, und aus der Meichheit | 1 . 5 ,

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