Pester Lloyd, Oktober 1871 (Jahrgang 18, nr. 229-253)

1871-10-11 / nr. 236

Beklage zu Nr.236 des­­ Yestersloyd««,Mittwoch,den 11.Oktober 1871. Opationen. Nach telegraphischen Meldungen wurde am 8. b. in Balaffa­ Gyarmat dem verdienstvollen Vizegespan Ludwig Fridecziky aus Anlaß seiner Ernennung zum Präsidenten des B.-Gyarmater Tt. Gerichtshofes von der Kommune, mit dem Ma­­gistrat und Stadtpfarrer an der Spike, und unter persönlicher Theil­­nahme einiger Tausend Einwohner ein Fadelzug dargebracht. — An demselben Tage erhielt in Nagpy-Kanızfa Anton Wlaffics, dessen Ernennung zum dortigen Gerichtspräsidenten freu­dige Sensation hervorrief, eine Fadel-Serenade. Zum Prozeß der Veiler Arbeiter. Wie allgemein bekannt, wurden in den ersten Tagen des Juni d. 3. ‚ durch die Stadthauptmannschaft 388 Arbeiter und dem­ Führer, welch’ Lebtere im gewöhnlichen Sinne genommen, nicht zur Arbeiter: Harfe gehören, auf Grund verschiedener Invektiven in Haft genommen. Zehn dieser Arbeiter, die nicht nach Bejt oder überhaupt nach Ungarn zuständig waren, sind in ihre Heimat abgeschoben, 28 aber nach been­­deter polizeilicher Voruntersuchung in das­ Landes-Strafh­aus nach Massen gebracht worden, wo die Untersuchung gegen dieselben weiter­­geführt wurde. In Waisen waren v dieselben in 6 Haftlokalen, je nach den Kategorien der ihnen zur Rast gelegten Theilnahme an den staatsge­­fährlichen Umtrieben, separirt untergebracht und es konnte solcherweise eine Verabredung unter den Inhaftirten zum Nachtheile der Untersu­­chung nicht stattfinden. Wie wir hören, ist es den betreffenden 28 In­­dividuen seit einigen Tagen gestattet, gemeinschaftlich im­ Hofe des Strafhauses sich zu erholen, nachdem die Untersuchungsverhöre been­­digt sind und die Maßregel der separirten Absperrung nicht mehr ge­­boten erscheint. Ueber das Resultat der Untersuchung und den Umfang des Verbrechens, welches den inhaftirten Arbeitern zur Last­ gelegt wird, können wir schon heute einige Mittheilungen machen, indem wir zu­­gleich beifügen, daß die betreffende Regierungsbehörde mit der Absicht umgeht, den Anfrageart, sobald oderselbe endgiltig formulirt und der kompetenten Gerichtsbehörde wegen Durchführung des Prozesses gegen die betheiligten Individuen vorgelegt sein wird, in seinem vollen Ume lange zu veröffentlichen. Die Untersuchung mit den inhaftirten Arbeitern führte der dem Causarum­ Regalium­ Directorate zugetheilte kön. Fiskal Herr Bartholo­­mäus Rozgonyi, welcher sich zu diesem Behufe fortwährend in Malzen aufhielt. Zur Grundlage dienten die bei der Pester Stadt­­hauptmannschaft aufgenommenen Verhörsprotofole und unzählige Schriften und Papiere, welche theils bei den einzelnen in Haft genom­­menen Individuen, theils im hiesigen Vereinslokale der Arbeiter-Asso­­ciation faisirt wurden. So sehr sich namentlich die Führer der Arbeiter, die sichtbaren leitenden’ Häupter der Pester Arbeiter-Bewegung, alle Mühe gaben, durch ihre Aussagen und Deduktionen den Beweis zu liefern, daß die hier bestandene — vielleicht noch bestehende — Arbeiter-Association in seinem Verbande mit der vielbesprochenen „internationalen Arbeiter:afsociation“ steht, so konnte ihnen dies umso­ weniger gelingen, als die theil3 zur Zeit der Verhaftung der betreffen­­den Schipituen faisirten Schriften, theils aber die Später in die Hände der Behörde gelangten Briefe von auswärts, das gerade. Gegentheil, d. h. den Umstand konstatirten, wienach die inhaftirten Personen nicht nur in unmittelbarster Verbindung mit den leitenden Männern der "Internationale" standen, son­dern den Sweden der internationalen­­ Association dienten und die „höheren Aufträge” in Vollzug festen. Ja, es ist der Beweis geliefert, dass man mit der Absicht umging, den Schwerpunkt, den Hauptfuß der "Internatio­­nale" nach Ungarn Beftl zu verlegen, „weil m­­­ann Bed garf eine oder doch nur eine schlechte olizei hat," wie e3 in dem diesbezüglichen Motivenberichte heißt, an diesem Punkte der Arbeiterbewegung erscheinen durch die Aussagen der­ Inhaftirten und durch anderweitige Ansichten mehrere Mitglieder des ungarischen Abgeordnetenhauses von der Fraktion der sogenannten 48er­partei in nicht geringem Grade kompromittirt, die es an verschiedenen Unterfrügungen und Gncouragements der eh­er Arbeiterführer nicht fehlen ließen, um in ver That Pet zum Brenn­­punkte der Arbeiter Misociation mit dem Programme der „Inter­­nationale” zu machen. Die Untersuchung hat einen genauen und tiefen Einblick in den gesammten Organismus der internationalen Association gewährt. Mir finden hier eine Form der Einrichtung, wie sie bei dem Sesuiz­ten­ und Freimaurerorden besteht. Mit minutiöser Genauigkeit sind die Rangunterschiede abgegrenzt und der niederer Gestellte­it schlecht­­wegs das Werkzeug in den Händen des Höhern, der wieder seinem Dbern unter dem Eindruck eines furchtbaren Eides gehorcht. Und das Ziel dieser internationalen Assoziation, zu welcher unzweifelhaft die in Waisen in Haft befindlichen Führer der Peiter Arbeiter-Isociation gehören, ist der gewaltsame Umsturz aller bestehen­­den Negierungsformen, an deren Stelle der freie Volksstaat treten soll. 63 unterliegt seinem Zweifel, daß in legter Analyse der Angriff auf das Eigenthum die Männer der „Internationale” nicht im Mindesten geniven Würde. Man hat heute durch die zu Ende geführte Untersuchung die Weberzeugung gewonnen, daß einzelne der in Massen inhaftirten Arbeiter zu der Sorte der „Kommunisten” vom reinsten Wasser gehören, welchen für den gegebenen Fall mehr auch die nöthigen Petroleumwuffer und die­ brennenden Lunten zur Verfügung gestanden wären. Beweis hiefür sind die in den Händen des Untersuchungsrichters befindlichen Papiere und SKorrespondenzen, welche von den Mitgliedern der bestandenen Kommune herrühren und von welchen mehrere der Behörde zu jener Zeit in die Hände fielen, als die Belter Arbeiterführer schon in Haft waren und die folder­­­weise an die unrichtige Noreffe gelangt sind. Weitere Beweise sind die innige Verbindung der Belter Arbeiterführer mit der Wiener und andersweitigen notorischen Agenten der „Internationale”, die unzähli­­gen Brandi­riften dieser Association, welche hierhier importirt und dann verbreitet wurden. Endlich versuchte man, selbst in die Gefäng­­­nisse von Waisen an die Inhaftirten Briefe einzuschmuggeln , welche zum Ausharren auffordern und Worte des Trostes und der Vergel­­tung enthalten, „indem man die Pester Association derzeit nicht nach Wunsch materiell unterfrügen könne, weil die Kasten der „Internatio­­nale” anderweitig, namentlich durch die Unterstützung der geretteten Mitglieder der Bariser Kommune und deren­ Familien zu sehr in An­­spruch genommen sind." Wie die Sachen stehen, dürfte von den­ in Waiten inhaftirten Arbeitern etwa 3—4 hervorragenden Führen derselben der ordnungs­­mäßige Prozeß wegen Hochverrath gemacht, gegen die­ Webungen aber im polizeilichen Wege verfügt werden; eine Thatsache, welche, sowie die in der vorstehenden Angelegenheit von uns erwähnten Umstände fon durch die­ bei der briefigen Stadthauptmannschaft durchgeführte Untersuchung_ sich herausgestellt hat und auf welche wir ext­ret, nach gänzlich abgeschlossener Untersuchung zurückkommen konnten. 7 SEEN : —r. Raub, Präsident: Sebestyen ; Beifiker: die Gericht­­räthe Kadarı und Betery; Ankläger: Esufäffy. Auf der Anklagebank saß der Eisenbahnschleifer Ferdinand Tüllner. Vor«111el·­re1·en Woche 11 unterhielt sich in dem in der Zweiher­­rengasse befindlichen Udvardy’schen­ 5jarten eine bImte Menge in derl­eiterstetx Stimmung.Ess wurde getanzh gesungen,und was die Hauptsache war«,a11chgetr1111ken.In der allekaygenehmsten Stimmung befand sich abms der Eisenbahnschlosser»StefanUsz,denn Tagsbervor war,8a»hltag gewese1­,und Stephansz pflegte den Rest seines halbs monatlichen Lohnes nach der Begleichung seiner Schulden jedesmal in einer einzigen Nacht „unter die Leute” zu bringen. Dies behaup­­ten wenigstens alle seine Bekannten auch vor dem Gerichte. Er dage­­gen bezeichnet dieses Depositum als eine Verleumdung, und gibt an, der sparsamste Mensch der Welt zu sein, der in besterer Zeit at:­und­wanzig Galen fid) von der Kehle abknidte, welche Summe er an damals im Uowardy’schen Garten, wo er sich zu einem fruga­­len Nachtmahle eingefunden hatte, bei sid) trug. Nachdem sein Magen gestärkt, sein Herz aber durch die Klänge der Musil und den Anblick der schönen Tänzerinen­ erquict war, be­­zahlte er seine Zeche und trat den Hei­mweg an. Doch kaum hatte er sich einige Schritte weit vom Gasthause entfernt, al er im Dunkel der Nacht von mehreren, ihm anfänglich unbekannten Individuen an­gehalten und feines Geldes (31 Gulden) beraubt wurde. Einen der Strolche konnte er indessen festhalten, und auf sein­e Hilferufen kamen mehrere Personen aus dem Garten, welche den Attentäter in die Gaststube schleppten, dort durchsuchten, und unwirtlich auch seine Börse bei Diesem fanden, in welcher sich aber auch nicht ein Kreuzer befand. In dem Festgenommenen wurde der Eisenbahn­­schleifer Ferdinand Tüllner erkannt, welcher gebunden und dem Kriminalgerichte überliefert wurde. Bei der gestrigen Schlußverhandlung waren schon alle Zeugen erschienen, an der Gefragte war bereits vorgeführt, nur der Kläger fehlte. Der Präsident fragte nun die Anmwefenden, ob sie nicht vielleicht müßten wo Deb sich aufhalte, worauf Einer derselben erklärt, daß dieser seither wegen Uhrdiebstahls ebenfalls eingesperrt worden sei. Man ließ den Kläger aus dem Kerker holen. Züllner erklärte während der Verhandlung, daß er nicht der Angreifer, sondern der Angegrif­fene gemesen, und daß es ihm bis heute noch unbegreiflich sei, wie OB! Börse in seine Rodtasche gelangt wäre. Die Zeugen konstativen zwar ebenfalls, daß man die Brieftas­­che bei Oß vorgefunden habe, da aber Oß sein Geld, Tüllner beagez we zehn Gulden beseffen, so könne unmöglich ein Raubanfall stattgef­unden haben. Tüllner behauptet ebenfalls zehn Gulden befeffen zu so doch seien ihm diese während des Rummels abhanden gek­ommen. Für das Gericht war es eine reine Unmöglichkeit den wahren Sachverhalt konstatiren zu können, und es sprach oberhalb sowohl OB, wie auch Tüllner wegen nicht möglicher Herstellung eines Thatbe­­standes frei. —1. Ger­ütshalle. Levi,­­ein armer Hausirer, erbarmte sich des netten Bürschleins und nahm­­ dasselbe zu fiß, obgleich er selbst eine zahlreiche Familie besißt. Freilich konnte er dem Knaben weiter nichts geben, als das Diebstahl. Der vierzehnjährige Pintas Deutsc, ein Schüler des hiesigen evangelischen Gymnasiums, befist sehr arme Eltern, die ihn zwar seiner ungewöhnlichen Talente wegen zum Schul­­besuche nach Veit sendeten — sie wohnen auf dem Lande — jedoch ihm das nöthige Geld mitzugeben nicht im Stande waren. Elias Quartier, doch war dies vorderhand schon eine große Wohlthat für den Knaben. Bald darauf kam aber die Zeit der Einschreibungen, Bintas Deutsch aber hatte weder Geld, die Taten zu erlegen, noch sich Bi­­cher Taufen zu können, geschweige denn, daß er hätte sein Leben fristen können. In feiner“ sein Wohlthäter das großen Bedrängniß Tages, daß Klein ein Spartaffebuch Buch bemerkte der Student eines Er achtete darauf, wohin lege und stahl dann dasselbe in einem kün­­ftigen ‚Augenblicke. Er behob sofort das Geld, leß sich in die Schule einschreiben, kauste er Bücher, Kleider, eine Uhr, Ringe und Kette. Diese Metamorphose fiel zwar dem Klein auf, doch ließ er seine Be­­merkung nicht laut werden und erst damals zog er den Knaben zur Rechenschaft, als er den Abgang­ seines Sparbüchleins wahrgenommen hatte. Deutsch gestand sofort die volle Wahrheit und wurde gestern, der vielen mildernden Umstände halber, nur zu einmonatlicher Arrest­­strafe verurtheilt. «. befiße.­­ .­ ­­­ .. Wunsche und g­eschwerden.«) Geehrte Redaktion­!­­«In ihrem Blatte vom­ 6.thober,Rubrik»Wünsche und Be­­schwerden«,erschien ein mit der Unterschrift»Sechs Augenzeugen, die sich der Redaktion genannt haben«,versehener Aufsatz,1111 welchem ein Stottchen mir und dem beim Eisenbahnbau beschäftigten Partie­führer Sing Schridde vorgefallener Auftritt volk­ommen entstellt erzählt it, und ich in­ der­ unwürdigsten Weise verleumdet wurde. Nachdem der­ Fall selbst Gegenstand einer amtlichen Unter­­suchung ist, behalte ich mir vor nach Beendigung derselben, mir für die mir­ öffentlich zugefügte Unbill volle Satisfa­tion zu schaffen, und dann an darauf zu dringen, daß die Herren „Augenzeugen“ ihre Namen nicht bloß der­­ geehrten Nedaktion, sondern auch öffentlich nennen mögen. Für diesmal begnüge ich mich­­ damit, den wahren Sachverhalt in einfachster Kürze zu erzählen: AS Chef der Bezirkspolizei habe ich Herrn Schrivde aus Nachsichten der öffentlichen Sicherheit, wegen nachlässigen und ordnungswidrigen Fahrens in humanster Weise zur Drohnung verwiesen. Hiezu war ich vermöge meines Amtes vollkommen berechtigt, während Herr Schridde, der mich sehr wohl fannte und erkannte, hierauf damit entgegnete, daß er mich mit feiner Beitfche fchlug , und ich glaube, daß es auch im Jahre des Heils 1871 und auch im Auslande verboten it, sich einem Organe der Staatspolizei in seiner amtlichen Funktion zu widerlegen, geschweige denn, vemselben Meitsehenhiebe zu ertheilen. 63 ist wahr, daß ich im Momente der Aufwallung den Schlag mit meiner Neutgerte zurückgab; meilen Blut ruhiger ist als das meinige, möge dies an it auch wahr, daß ich Herrn Schridde, der bereit zu wiederholten Malen wegen Brügeleien als Angeklagter vor meinem Gerichtsstuhle gestanden, in polizeiliches Gewahrsam neh­­men ließ, denn ich glaubte es nicht mir, wohl aber der Würde meines Amtes Schuldig zu sein, diese energisch zu wahren. Herr Schridde ist in seiner Haft nicht gesteinigt worden­,h­at vielmehr er nur abermals einen Schlag versetzt.Heereputirter Emerich v.JväI­ka h­at für Herr­ 11 Schridde nicht Bü­rgschaft geleistet, sondern sich in der Eigenschaft als Eisenbahndirektor an sich mit dem­ Ersuchen gewendet,Schridde für die Dauer von­ drei Tagen frei­­zulassen,bis ein anderer Partieführer bestellt werden könne,wurd diesem Ansuchen habe ich auf das bereitwilligste Folge gegeben. Dies der wahre Sachverhalt . Alles, was die Herren „Augen­­zeugen” Ihres Blattes vom 6. Oktober im Widerspruche mit dem Vorstehenden erzählt haben, erkläre ich für eitel Lüge und Ber­­leumdung ! Barna Spilenberg, Stuhlrichter des Zempliner Komitates. Generalversammlung ver Sachversicherungsbanf „Union“. (Abgehalten am 10. Oktober Nachmittags.) Herr 3. Tf hö­gl, Präsident des Verwaltungsrathes, eröffnet als P­arfisender die Sigung, sonstatirt die An­wesenheit der zur Be­­schlußfähigkeit nöthigen Anzahl von Aktionären (23 Aktionäre mit 405 Stimmen) und veranlagt die Verlesung des vom Verwaltungsrathe vorgelegten Geschäftsberichtes über die Ergebnisse des mit 30. Juni v. 3. abgeschlossenen 3. Betriebsjahres. · »»·· Das Resultat ist ein recht erfre­uliches,in dem die Prämienein­­nah­me um 25p Ct.stärker als im Vorjahre war.Die Gesamt­­­einnahme beträgt 1,949.058fl.71kr.,wogegen für Retrozessio­­nen 157.324­ fl.42kr.,für Schäden 395.237fl.23kr.und für Ver­­waltungskosten 27.894fl.Jlkr.,­zusammen 975.853fl.52kr.ver­­ausgabt wurden. Von dem sich hiernach ergebenden Ueberschusse von 973.205fl.19kr.werden für schwebende Versicherungen 752.119fl.­ 52kr.,für noch­ nichtregulirte Schäden 104 628fl 95kr.und fü­r die Cinfommensteuer u. dgl. 16.760 fl. 16 kr., zusammen 873.508 fl. *) Die für diese Rubrik aus dem Publikum einlangenden Zuschrif­­ten sind wir, soweit deren Veröffentlichung dem allgemeinen ntexesse zuträglich­ erscheint , gern zu berücksichtigen bereit. Für die Einsendun­­gen it der Gifender verantwortlich. Anonyme­n Schriften können daher nicht berücsichtigt werden. Die Rev. ‚Der­en erfreuliche, uitheilung, doc mindestens Fondon. Generalversammlung die des ersten Quartal pro 1871/2 wieder bedeutend ‚gestiegen, daher, wenn nicht ein besseres, so das’ gleiche Geschäftsresultat für das laufende Ber­­waltungsjahr zu­ hoffen stehe, womit die Sigung geschlossen war. Alen Kranken Kraft und Gesundheit one Medi­­zin umd &offen Revalesciere 2 (Eingesandt.) Die delilate Heilnahrung Revalescidre du Barry beseitigt alle Krankheiten, die der Medizin wiederstehen, nämlich Magen­, Nerven, Brust­, Lungen, Leber, Drüsen­, Schleimhauts, Athen, Blasen­ und Nierenleiven, Tuberkulose, Diaroiden, Schwinds­­ucht, Asthma, Husten, Unverdaulichkeit, Verstopfung, Fieber, Schwin­­bel, Blutaufsteigen, Ohrenbrausen, Weberfell und Erbrechen selbst in der Schwangerschaft, Diabetes, Melancholie, Abmagerung, Rheumas­tismus, Gicht, Bleichsucht. — Auszug 72.000 Bertififaten über Genesun­­gen, die aller Medizin getropt :" Zertifikat Nr. 68 471. B­runetto (bei Mondovi), von 26. Oktober 1869. Mein Herr! 34 kann Sie versichern, daß seit ich von der wuns­tervollen Revaleseiere du Barry Gebrauch machte, das heißt seit zwei­fahren, fühle ich die Beschwerlichkeit meines Alters nicht mehr, noch die Cast meiner 84 Jahre. Meine Beine­ sind wieder schlanf ge­worren ; mein Gesicht ist so gut, daß ich feiner Brille bewarf ; mein Magen ist start, als wäre in 30 Jahren alt. Kurz, ich fühle mich verjüngt ; ich höre Beichte, ich bejude Kranke, ich mache ziemlich Lange Ren zu u­nc) fühle meinen Beistand Tat und mein Gedächtniß, erfrischt, d­erfuhe Sie, diese Erklärung zu veröffentlichen, wo und wie Sie es wünschen. Ihr ganz ergebener Abbe Beter Sartelli, Bach.et­ T­heol. und Pfarrer zu Brunetto, Kreis Mondovi. Rahrhafter als Fleisch, erspart die Revalesciere bei Erwachses­nen und Kindern 50 Mal ihren Preis in Arzneien. In Blechbüchsen von 1sPfd·fl.1.501Pfd.fl.2.502 . fx.4.50,5Pfd.fl.10,12van·fl.20,24P­ fd.fl.36.— Kasus-Festes CHFIocolatde in Tabletten für 12 an fl. 1.50, für 24 Taffen fl. 2.50, für 48 Taffen fl. 4.50, in Pulver für 12 Toffen fl. 1.50, 24 Taffen fl. 2.50 48 gaffen fl. 4.50, für 120 Zaffen fl. 10, 288 faffen fl. 20, 576 Zaffen fl. 36. — Bu beziehen in Barry du Barry und Co inM Wien Wallfischgaffe 8; Depots: in Wert Törött; in Linz Haselmayer,­ in Brag I. Fürf; in Brünn 8. Eder;in B Preßburg Bißtory;in Arad 9. Tones und Comp; in Karlstadt 3. Brilli;in Organizia €. Noval;in Stuhlweißenburg © Dieballa;sowie in allen Städten bei guten Apothekern und Spezereihändlern ; auch vers­inet ve Wiener Haus nach allen Gegenden gegen Prostanweisung oder ab­nahmen. Verstorbene in Veft (vom 7. bis 10. Oktober). Rollári B. 77 3, Maurersg , Kinißig. 12, Altersschwund. — Nigrinyi St., 63 3., Buchhalter, Sorofjarerg. 43, Lungenemphysem. — Minih A., 42 §., Zaglg., gr. Hauptg. 18, Lungentuberk. — Leenyay 3., 12 3., Drudersg., Kirchenpl. 2, Hirnent­. — Haun A., 59 3, Tiihler, Mühlg. 3, Darmlatarrh. daczar M., 54 87 Tagl., M­affenfabr., Leberent­­artung. — Lubinger A., 379 3., Sinkermeisterst., Weinberg. 3, b., Bräune. alt 3., 32 9., Schustersg., Freudenthalg. 6, Krebs. — Pottil $., 24 3. Taglg., Jungferg. 5, Jungentuberk. — Mellion 98. , 10 M., Bahnbeamtens­., Balating. 27, Darmentz. — Hrabusiczty 2., 4"a 3., Kanzleivienerzf., Balating. 9, b. Bräune. — Epstein A., 172 3., Haufk­ersf., Wollg. 1, Hirnentz. Milits M., 2­3., Dienerzf., Schüseng. 9, Fraifen. — Kun 9, 5 M., Riemermeisterst., Grünebg. 7, Fraifen. — Minys %., 16 M., Dienerst., Donauz. 1, Tubert. — Helena 3., 22 3., Tiiclermeisterst., Rombg. 10, Lungentuberf.. — Mieß A., 25 S., Handlungstommis, Königsg. 24, Tophus. — Lichten­­berg A., 47 9, Al­jutanzbeamter, Hochtr., Lungentuberf. — K.Spun A, 13 M., Musikerst., Araberg. 18, Darmtatarrh. — NRufcikla R., 11 M., Schneidersf., Gärtnerg. 22, Tuberf. Kinl &, 14 M., Beamtenst., Allianzg. 27, Darmkatarrh. Littmann K., 33 9, Schuitersg., Neuaraberg. 29, Tubert. — Haktalis R., 9 W., Schnür­­machersf., Lindeng. 19, Darmlatarrh. — Swobodna B., 3 M., Kupfer: Schmiedst., Dreitrommelg. 87, Tuberf. 63 fr. zu Gunften Nachfahre reservirt, so hab ein Reinge­­mini von 9.696 fl. 54 fr. erübrigt, von dem hab Abzug der dan tiemen und Dotirung des Gemiiinreservefondes 76.000 wäre vertheilt werden ergibt. Tönnen, Ertrag was eine fl. an die Aftio­­Diviveuur ww 00 fü. je­ne also einen DerVecht wird zur erfreulichen Kenntniß genommen.Die Generalversammlung ertheilt der Verwaltung das Absolutorium für die Rechnungsablage, gegen migt die vorgeschlagene­ und sofort zur Fälsizklesxung gklmigdende Divädeåldse 1ind wählt die Herren A11t.Frank, o)erzeenm­oeSte' nächsti­iickigen Woh­nungsabschluß.p)mZRsf u.eviorewürden macht von 12%, pCt. vom Mittenkapital schließlich der daß ‚das Ergebniß Be von « der »Senilleton. Csokonai Bitéz Mihäly. IT; M. N. Wir haben im vorigen Auflage die Bedeutung darzus­­tellen gesucht die Csofonai für die Entwickklung der ungarischen poetischen Literatur in nationaler und volksthümlicher Richtung hat. Wir wollen nun kurz feine Lebensschidsale darstellen, wobei wir einem bewährten Führer, dem trefflichen Literarhistoriker Franz Toldy *), folgen. Daß Michael Bit Csofonai am 17. November 1773 in Debregzin geboren wurde, und daß er in früher Jugend seinen Vater, einen Arzt, verlor, sind Daten, die in jeder ungarischen Literaturges­chichte zu finden sind. Minder bekannt ist, daß seine Mutter eine aadere, für ihre Verhältnisse recht gebildete Frau war, von der der Dichter ohne Zweifel manche fruchtbare geistige Anregung erhielt. Die arme Witwe ernährte si davon, daß sie junge Studenten vom Lande, welche das Debresziner Kollegium besuchten, in Kost und Quartier bei sich hatte ; diese Pensionäre nun hielt sie regelmäßig dazu an, immer am Abende etwas Interessantes vorzulesen wodurch in ihrem Hause fortwährend ein reges geistiges Leben erhalten wurde. Früh äußerten sich bei Michael schöne Fähigkeiten, und dies veranlaßte seine Mutter, ihn dem geistlichen Stande zu widmen. In der Schule zeichnete er sich dur­ f eine rasche Auffassung und seinen steten Wissensprang aus, und er war immer einer der ersten Schüler. Nur einmal gab er seinen professoren Anlab zu einer Beschwerde. Gerson Fodor, sein Lehrer im Jahre 1786, sagt nämlich, daß der damals dreizehnjährige Knabe in einer Aufgabe, die er über das Thema „Voluptates com­­mendat rarior usus“ (Seltenerer Gebrauch erhöht die Vergnügungen) auszuarbeiten hatte, unter Anderem sagte: „Utere Venere, sed parce“. (Genie die Venus aber mit Maß.) Der gute Schulmann war natür­­lich ob solchen Frevel3 entreßt und er degradirte den jungen B Verehrer der Venus, indem er ihn in der Neihe der Schüler um einen zurückkebte. Aus diesem Zug muß man indessen nicht etwa auf frühe sitt­­­liche Verdorbenheit des Anaken schließen, er beweist nur, daß er mit Eifer alles las, was ihm in die Hand kam, darunter ohne Zweifel Manches, was für sein Alter nicht paßte. Sein Fleiß wurde indeß auf dem Kollegium sprichwörtlich und seine Fähigkeit, die sich in der Ausarbeitung poetischer Themata befindete, erregte die A­ufmerksam­­keit seiner Professoren. Um seine Bildung zu erweitern und sich na­­mentlich Kenntniß fremder Literaturen zu verschaffen, verfiel er auf eine vortreffliche Idee. Er bildete um sich einen Kreis von Mitteltu­­fern, die ihm an ernstem Streben und glücklichen Gaben ähnlich waren und machte jedem die Erlernung einer fremden Sprache zur Pig. Er selbst wähle für sich vas Italieni­pe, ein Anderer erhielt die französische, ein dritter die englische, ein vierter die deutsche Sprache zugetheilt, schon nach wenigen Monaten waren sie so unweit, daß jeder in seiner Sprache lesen konnte und nun verschafften sie sich so viel Bücher, als ihnen nur immer zugänglich waren, jeder nahm diejeni­­gen, die in seiner Sprache geschrieben waren, an sich, alle Abend ver­­sammelten sie sich und da referirte ab­wechselnd immer einer über den Inhalt eines Werkes. Er ffiszirte im Allgemeinen dessen Inhalt, las die markanteren Stellen in ungarischer Uebezfebung vor, knüpfte daran eine Kritis des Ganzen. Auf diese Weise erwarben si die verbündeten jungen Leute in kurzer Zeit eine ziemlich gründliche Kenntniß der bed­­eutendsten Merse fast aller europäischen Literaturen. Uebrigeng konnte Cooronai bald dieses Hilfsmittel völlig entrathen, denn er erlernte nach und nach außer der lateinischen und griechischen die deutsche, französische, englische, hebräische, arabische und persische Sprache, deren er glei dher italienischen, die er­st Schon früher angeeignet hatte, vollkommen mächtig war. Man ist erstaunt zu vernehmen, daß C3oronai bei diesen ange­­strengten Studien noch während der Schußgest­­uße hatte, eine ebten­­sin reiche Literarische Thätigkeit zu entfalten. Außer zahlreichen kleine­­ren lyrischen und vidastischen Gedichten, die sich noch strenge an die pedantischen Schulmuster hielten, schrieb er schon in seinem achtzehn­­ten Jahre ein großes komisches Hervengedicht: „Der Stof d­mäufefrieg", welches zeitgenössische politische Vorgänge und Persönlichkeiten mit vieler Redheit und häufig schlagendem Mike faty­­risirt. Dieses komische Epos gehört zum Gelungensten, was C3oronai überhaupt geschaffen hat. Durch einige Gedichte, die der Süngling ihm zuschickte, wurde Kazinczy auf die junge aufstrebende Fähigkeit aufmerks­am und er be­­eilte sich, Giofonai auf jede Weise zu ermuntern. Er wies auf die deutschen Muster hin, nach denen er sich­ bilden müsse und fdierte ihm selbst die Werke einiger deutschen Dichter. Diese haben wirklich einen bedeutenden Einfluß auf ihn geübt, aber leider seinen günstigen. Von Blumauer lernte er, ob feön und ausgelassen sein, von Christian Ewald Kleist, die kalte ausgepistelte Vhrafe für wahres Gefühl zu nehmen, von Bürger, in den schönsten Fluß der Verse prosaische Sandbänfe zu bringen ; dagegen lernte er von ihm nicht die Blast in der Dar­­stellung und die naive Kraft der Komposition, Eigenschaften, die Bür­­­ger zu einem Balladendichter ersten Ranges machen. C3ofonai war erst 21 Jahre alt, als seine Vorgebeten ihn zum supplirenden Professor an demselben Kollegium machten, das er un­­mittelbar vorher so als Schüler besucht hatte. Man sollte glauben, daß nunmehr seine materielle Zukunft gesiltert und er auf dem besten M Wege war, eine schöne Garriere zu machen — ja wenn er nicht Alles durch seinen Leichtsinn und seinen ungebundenen Charakter selbst ver­­dorben hätte! Schon als Schüler hatte er ein wildes und freies Stu­­­dentenleben geführt, dessen Würze Commerse mi­t tüchtigem Randal und dann und wann auch einer gesunden Pauferei bildeten. Es ist ein eigenthümlich tolles und ausgelassenes Leben, das auf diesem Kollegium herrschte und das dem Treiben in den kleinen deutschen Universitäts­­städten um nichts an Webermuth un­ raushender Luftigkeit nachgibt. Unser C3oronai aber hatte immer mitten im reißendsten Strome dieser burschifosen Ausgelassenheit getrieben und auch jeßt, da er Professor war, sonnte er sich an den vorgeschriebenen pedantischen Craft und die hölzerne Trockenheit nicht gewöhnen. Er war. und blieb der luftige Kamerad seiner um Weniges jüngern Schüler. Die Folge davon war, daß es alsbald Klagen über ihn regnete. Welcher Verbrechen hatte er sich Schuldig gemacht ! Sonntags sei er nicht in der Kirche gebesen, nach den Vorlesungen behalte er die Schüler bei fid­ und raue und gehe mit ihnen, er verderbe die Moral der Jugend und gebe despertiz­­liche Reden über die andern Profesoren von fid! Bor den Gerichts­­hof des Kollegiums geladen, kam er einmal mit einem Verweis da­von. Als er aber sein Benehmen nicht änderte und die Klagen fs immer lauter erneuerten, wurde er feierlich aus dem Stollegium ausz­gestoßen Hier beginnt die endlose Reihe seiner geistigen und körperlichen Leiden, die erst mit seinem Tode aufhörte. Wir sehen das Bild eines edlen, aber verwahrlosten Geistes vor uns, ohne bestimmtes Lebensziel, zerrissen und ameine mit sich selbst vor dem PVersommen nur durch die heilige Begeisterung für das Vaterland und die zu schaffende nationale Literatur bewahrt. Wir sehen eine stolze, freiheitliebende Seele, die aus bitterer Not­b gezwungen it, um Mäcenatenthum zu betten. Wir sehen von Dichter von Thür zu Thür ziehen, bei zehn verschiedenen großen Herren anflopfen und überall in lobenden und schmeichelnden Gedichten um’ Gönnerschaft und Unterstüßung bitten. Wir sehen einen eveln Schaffen sprang sich in platten Gelegenheits­­versen zu Hochzeiten Geburten und Todesfällen zweifelhafter und wenig splendiver Gönner versplittern und verzetteln ; wir sehen flies ich einen in hehrer Begeisterung fürs Vaterland erglühenten Bar­trioten, dessen Streben aber nirgends Verständniß, nirgends Dant und Anerkennung findet, und der oft genug nahe daran ist, die Feder hin­­zu­werfen , die nur die geheime Hoffnung auf eine gerechtere und ein­­sichtsvollere künftige Generation ihm wieder in die Hand drüht — ein Bild, wie wir es so betrübend nur in der Literaturgeschichte weni­­ger Völker noch finden. Vielbewegt und abwechslungsvoll ist sein Äußeres Leben von da ab; unftät wie Kain zieht er im Lande umher, überall eine Heim­­stätte, überall einen Hafen der Ruhe suchend, aber ohne ihn zu finden. Zuerst begegnen wir ihm in Sárospatat, wo er Jus fluchten will, jedoch nicht die Geduld hat, seine Absicht auszuführen , dann in Press­­burg, wo er anläßlich des Landtags eine­­ periodische Schrift „Dietai magyar múzsa" herausgibt , die seinen Namen in weiteren Kreisen bekannt macht, später in Komorn, wo er drei Vierteljahre lang ein Liebesverhältniß mit einem Mädchen, Namens Juliana Barda, unter­­hält, welches aber damit endet, daß das Mädchen einen — An­dern beiratbet, weil der Dichter gar seine Aussicht hatte, sich einen eigenen Herd gründen zu können, — endlich in Csurgó, wo er eine Zeit lang als Professor thätig it, jedoch schließlich ohne Gehalt unwegzieht, auf welches er evelmüthig verzichtet, weil­­ die protestantische Gemeinde zu arm it, um ihm ohne Anstrengung zahlen zu können , was ihm gebührt. Hier hatte er zwei Lustspiele geschrieben, die von seinen Schülern an aufgeführt wurden, und sich bei einer überaus einfachen Handlung doch der drastischen Humor und gute Charakteristik aus­­zeichneten. In viese Zeit fällt auch die Abfassung seines römischen Hervengedichts „Dorothea“, dessen Helvdin eine verbitterte alte S Jungfer­i­, die dem Männergeschlecht Krieg ankündigt, weil er sie verschmäht hatte. Dieses Epos verräth sehr den Einfluß seiner Jugendumgebung und studentischen Lebensweise, und der­ Komorner Censor Schwarz­ wollte es gar nicht zum Druck zulassen, ehe Giofonai nit die von ihm bezeichneten fehreiendsten Obsernitäten ausgemerzt haben wü­rde. Mit bewunderungswürdigem Fleiße hatte ich der Dichter mitt­­lerweile ernsten und anstrengenden Studien hingegeben, die er auch ferner fortlebte. Er trieb als "gründlicher Kenner die Botanik und die Naturwissenschaften überhaupt und als er Raff’s „Naturgeschichte” ins Ungarische überseßte, konnte er sie aus eigenem Wissen verbessern und an vielen Stellen erweitern. Außerdem lag er ernsten historischen For­­schungen ab ; er sammelte das wissenschaftliche Material zu einer Ar­­beit, welche das Hauptwerk seines Lebens sein sollte , zu einem großen Epos , Árpád", welches seiner Nation das werden sollte, was die Slias den Griechen, die Lufiade den Vortugiesen war. Leiter gelangte er nie dazu, dieses Werk auszuführen, und selbst der Anfang, der be­­reits­ gedichtet war, ist verloren gegangen. Mit vielem Erfolge befaßte er sich auch mit der Aesthetit, welche Beschäftigung ihn veranlaßte, Efchenberg’s „Theorie der schönen Künste” zu überlegen. Dabei über­­reßte er Anakreon, Horaz, Virgil, Metastasio und Andere und dichtete zahlreiche sprische Gedichte, die unter dem Titel­ „Lilla“ in einer Sammlung vereinigt sind . Kurz, er entmwickelte eine B Vielseitigkeit und einen Fleiß, die doppelt bewunderungswürdig sind, wenn wir uns die äußeren Umstände vorhalten, unter denen er zu leben gezwungen war. Im Jahre 1800 kam er nach fünfjähriger Abwesenheit nach Debregzin zurück, um hier eine Ausgabe seiner Schriften zu veranstal­­ten. Er lud seine Landsleute zur­ Subskription ein ; vier Bände zu zwölf Bogen, versprach­­ er, wolle er um sechs Groschen per Band geben. Wirklich bekam er in Debreczin und Sáros-Patak allein 291 Pränumeranten, doch konnte er­ dieselben erst ein Jahr später befrie­­digen, weil die eingenommene Summe zur Bestreitung der Druckkosten nicht genügte und seine aristokratischen Gönner an nicht genug Geld berauben . . . Nach kurzem Aufenthalte in Bet, wo er bei einem Freunde umsonst Kost und Wohnung hatte, kam er 1802 wieder nach Debre­­cin und um diese Zeit traf ihn das Unglück, daß bei dem großen Brand, der die Stadt verheerte, auch sein elterliches Haus abbrannte. Seine Gönner waren es wieder , die ihm durch Gaben von 10—15 Gulden und Spenden an Holz­ und Rohr den Wiederaufbau des Hau­­ses ermöglichten. Simden ging es ihm fortwährend sehr schlecht , seine Ueberseßung des Kleist’schen „Frühlings“ mußte er auf eigene Kosten vruden lasen (er zahlte für 6 Bogen 39 fl.) und er gerieth in solche Noth, da­ er schon daran dachte, einen Tabak- und Weinladen anzul­­egen, wovon ihm jedoch ein Freund mit dem Bemerken abrieb­ , dab­ei, wenn er­ schon Handel treiben wolle, weit lohnender sei, mit Vieh zu handeln. (I) Seinen frühen Tod hat er wahrscheinlich an nur seiner Armuth zuzuschreiben. Am 15. April 1804 reiste er nämlich, Schlecht gekleidet, in elendem, naßsaltem Wetter, von Debreczin nach Großwardein,, um beim Leichenbegängniß der Gattin seines Gönners Meder, eine Trauerrede in Werfen zu halten, wofür er eine entsprec­ende Belohnung erwartete. Etwa 1000 lange, sechsfüßige Verse be Hamirte er da mit gewohntem Feuer im Freien, 308 fich dabei eine Lungenentzündung zu, von der er sich nie mehr erholte und der er bald darauf, am 28. Jänner 1805, im 32. Jahre seines Lebens erlag, nachdem er die legten Monate in der milden Pflege eines Freundes verbracht hate. Seine arme alte Mutter mußte ihm überleben , sie mußte selbst ihr Kind , d­essen Name damals bereits das ganze Land erfüllte, zu Grabe bringen und mit ihm alle Freude ihres Lebens, alle Hoffnung ihres Alters Nach seinem Tode wurde, wie dies gewöhnlich der Fall it,­ine allgemeine Theilnahme für ihn rege, seine Werke erschienen und wur­­den eifrig gekauft und die Nation begann erst, wohl auch durch Rar­zinczy aufmerksam gemacht, zu ahnen, welche einen begabten und be­­geisterten Sohn sie verloren habe. Esotonai war etwas über mittelgroß und von männlichem Ansehen ; fein blätternarbiges Gesicht mit dem spärlichen Schnurrbart und der großen Molernase konnte nicht eben schön genannt werden, allein die großen dunkelblauen Augen beseelten er eigenthümlich und wenn er sprachh, fand man ihn anziehend und angenehm. Er war, so lange sich feiner nicht Erbitterung und Ingrimm über die Kälte und Gleichgiltigkeit der Nation bemächtigt hatten, von heiterer Ge­­müthsart und sehr wibig, für seine Geistesgegenwart und Schlag­­fertigkeit zeugt folgende Anefoote, die man sich von ihm erzählt. Als er einmal als „Zogatus”, als Kandidat, auf Legation ging, reichte er mit den luftigen Gesellen des Ortes die ganze Nacht hindurch und sollte am anderen Morgen predigen. Zur rechten Zeit bestieg er die Kanzel, um unvorbereitet wie er war, aus dem GStegreif über irgend einen Bibelverd zu predigen. Allein irgend ein Spaßvogel hatte statt der Bibel auf die Kanzel ein­­ Kochbuch hingelegt. Cooronai schlägt, Andacht in den Mienen, das Bug auf und sein Bild fällt­­ auf ein Rezept zur Salatbereitung. Er bemerkt von Schabernaf jedoch erst, als er Schon mit lauter Stimme zu lesen begonnen hatte: „Mit ig...“ „und Del”, folgte im Kochbuch, Esotonai aber Happte ohne Verwirrung das Buch wieder zu und hob an: „Mit Eifig, fane ich, tränzten die heidnischen Kriegsinechte unseren Herrn und Heiland Sefum Christum, da er am Kreuze hing . . . und über dieses Thema sprach er dann hinreißend und ergreifend eine halbe Stunde lang. Man hat Esofonai Lange nachgesagt, daß er Bachus mehr­ als billig geopfert habe. Sein gewissenhafter Biograph Toldy betreibt jedoch mit der Gründlichkeit des echten Historikers, das dies Verleum­­dung sei. In Gesellschaft Luftiger Kameraden mag er wohl selten einmal über die Schnur gehauen haben, gewöhnlich aber habe er zu Mittag und Abend zusammen nur eine Flasche voll Wein getrunken, die nit mehr als anderthalb Geitel hielt und als er leidend wurde, sei überhaupt sein Tropfen Wein über seine Lippen gekommen. Született MDCCLXXII Nov. XVII. Megholt MDCCCV Jan. XXVIII. ARKÁDIÁBAN ELTEM ÉN IS.“ n ESotonai Bitéz Mikhálys Leiche. Geboren den 17. Nov. 1773. Gestorben den 28. Jan. 1805. Auch ich lebte in Arkadien." Da ereignete sich der wunderbare Schi­lda-Fall,daß die Bürger« von Debreczin durch Em­erich Kiss gegen­ diese Inschrift ans zeftigste protestirten,weil dieselbe eine Beleidigjung der löblichen Stadt ent­­halte-»Arkadien«sei nämlich nach Bartl­e«lemy"eine gute Weide,na­­mentlich für Esel gejwesen,und die Stadt Debreczin könne sich doch keine«gute Weide für Esel«schimpfen lassen!Aus diesem unüber­­trefflichen Einwand entspann sich eine ebenso widerliche als heftige Polemik,die zur Folge hatte,daß die ganze Sache von den­ Initiatoren aufgegeben wurde. Am 11.März 1823 wurde eine von Stephen Ferenczi­ gear­­beitete Büste des Dichters in der Bibliothek des Kollegiums aufgestellt, im August 1836 eine geschmahlose gußeiserne Pyramide auf seinem Grabe errichtet, und nun wird ihm das dritte, endlich ein würdiges Monument gestellt. Die Nation erinnert si bei dieser Gelegenheit mit inniger Dankbarkeit ihres Dichters der, leider ein Märtyrer der Ver­­hältnisse, die ihn erdrückten, an Talent von wenigen, an Patriotismus, von seinem seinem Nachfolger übertroffen wurde. .­. . Das Andenken des Dichters ist also auch von diesem Makel rein­ gewaschen. Das Denkmal, das am 11. b. Mt. in Debregzin enthüllt wird, it nicht das erste, das man ihm errichtet. Gleich nach seinem Tode richtete Wolfgang Eserer einen Aufruf ans Publitum zur Subskription auf ein Denkmal, welches die einfache Inschrift tragen sollte : , CSOKONAI VITEZ MIHÁLY. HAMVAI. =

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