Pester Lloyd, Dezember 1872 (Jahrgang 19, nr. 279-302)

1872-12-01 / nr. 279

Ies,30.November. Die negative Seite der Ministerkrise ist als erledigt zu betrachten.Einerseits unterliegt es keinemeeifel,daß die Demission des Kabinetts Lönyay von Sr-Majestät angenommen ist und daß dies den betreffenden Herren Sonntags auch offiziell eröffnet werden wird ; andererseits verlautet aus sehr glaubwürdiger Quelle, daß unter jenen Mitgliedern des gegenwärtigen Kabinetes , welche von Sr. Majestät zur Bildung eines neuen Ministeriums oder zum Eintritte in ein solches aufgefordert werden dürften, Graf $ónyay sich nicht befinden werde. Damit ist der eine Art des Dramas beendigt und wenn wir auch heute noch seinen förmlichen Netrolog des Ministeriums Lönyay schrei­­ben wollen , so ist es vielleicht doch an der Zeit, einen flüchtigen Noüdbild zu werfen auf die Entwicklung der Dinge bis zu jenem Punkte, an welchem sie heute ange­­langt sind. Es war vielleicht ein Fehler von Seite des Grafen Lonyay, die Präsidentschaft des Ministeriums mit der one vofen Bedingung zu übernehmen, bis zu einer gewissen Zeit an dem Personalstande desselben nichts ändern zu kön­nen. Allein, daß diese Bedingung überhaupt gestellt wurde, daß dann die Mitglieder des Kabinetts, was wohl dem Gra­­fen Lónyay nicht unbekannt geblieben sein kann, unter­ein­­ander ein förmliches Solidaritätsbündniß schlossen, das hätte den Ministerpräsidenten wohl sofort über seine Situation und über die Haltung, welche er so ausgesprochenem Mißtrauen gegenüber einzunehmen hatte, ins Klare kommen lassen müssen. Entweder mußte er um jeden Preis die Beseiti­­gung der ihm nicht zusagenden Kollegen durchzufegen ver­­suchen, oder, wenn er dies nicht konnte oder wollte, dann hätte er durch offenes, Loyales Vorgehen, nicht auch Worte allein, sondern durch unzweideutige Thatsachen unumstöß­­liche Beweise seiner unwohlwollenden Absichten geben , die Mitglieder des Kabinetts dadurch an seine Bersen retten und das von ihnen anfänglich gehegte Mißtrauen grü­nd- Vic beseitigen müssen. Es ist ein offenes Geheimniß, daß weder das Eine, noch das Andere geschehen ist. Einzelne Minister wußten nur zu gut, daß sie si der Sympathien des Präsidenten nicht erfreuen, während D derselbe, so oft sie von ihrem Rücktritte Sprachen, dennoch in den verbindlichsten Worten gegen jede derartige Absicht protestirte. 3 ist wohl nicht nöthig, in dieser Beziehung tontrete Thatfadhen anzufüh­­ren, obwohl sich von dem famosen Eisenbahnvertrage an­­gefangen bis hinab in die neueste Zeit deren genug zu­­sammenstellen ließen. Daß unter solchen Verhältnissen, über welche man heute wohl von offen sprechen darf, an ein freudiges Zusammen­wirken der gesammten Regierung nit zu denken war, liegt wohl auf der Hand. Graf fo­­nyay wußte niemals, inwiefern­ er bei der Durchführung seiner Absichten auf die energische Unterftügung der Merz­fortminister rechnen künne, und diesen wieder fehlte die rechte Freudigkeit, sich tüchtig in’S Zeug zu legen, weil sie nie im Boraus willen konnten, ob der Präsident nicht schon den nächsten Moment für geeignet erachten werde, sie fallen zu lassen. Solche Zustände können nicht lange verborgen blei­­ben,zumal bei einem parlamentarischen Ministerium,des­­sen Mitglieder der Mehrzahl nach aus hervorragenden Män­­nern der Partei bestehen,von denen jedem­ in der Partei selbst seinen­ persönlichen Anhang hat.Es war mit mathe­­matischer Gewißheit vorherzuberechnen,daß mit der stei­­genden Spannung zwischen den Ministern und dem Chef des Kabinett auch das Zusammenhalten der Partei mit immer lockerer,die Unterstützung, Erklärung beizulegen sei. Für eine Kundgebung in der Parteikonferenz, welche ohne irgend­welchen offenen Widerstand vor sich gegangen wäre, hätte die äußerlich bestehende Harmonie zur Noth genügt ; für eine Kundgebung im Hause aber, welche nur das Resultat eines langen, erbitterten, mit dem Aufgebote aller Kraft und Hingebung zu führenden Kampfes sein konnte, weichte sie nicht aus. Als daher die unstreitbar kluge Tattit der Opposition die Möglichkeit bot, diesem Kampfe, für welchen, wie gesagt, von vorneherein die rechte Luft nicht vorhanden war, auszu­weichen, geriethen die Reihen der Majorität in’s Schwansen und Graf Lönyay hatte dann allerdings vollen Grund, sich darüber zu beklagen, das er im entscheidenden Momente in­­ diesen Reihen nicht die gewünschte Hingebung und Opferwilligkeit gefunden habe, — allen überraschen durfte ihn das nit. Ein Mann von seinem Scharfblide mußte die Lawine­­ längst kommen sehen und jeden Augenblick auf ihren verheerenden Niedersturz gefaßt sein...... Das Weitere ist bekannt ; man spielte fortan mit offenen Karten, die Träger der wichtigsten Ressorts erklärten, nicht länger auf ihren Posten verharren zu wollen und binnen wenigen Stunden war die Krisis mit aller Macht hereingebrochen. Es wurden allerdings noch einige legte Versuche ge­­macht, die Schlacht zum Stehen zu bringen ; allein gerade im­nteresse des Grafen Lónyay freuen wir uns, daß die­­selben nich­t gelungen sind; sie hätten die Katastrophe doch nicht gründlich beseitigt, sondern nur um einige Wochen hinausgeschoben, während­­­ieser Furzen griff aber hätte ich Graf Lönyay vollständig abgenügt und für alle Zeit unmöglich gemacht, während er heute lediglich jenen unge­­sunden, freilich durch ihn eher noch verschlechterten, als ver­­besserten Verhältnissen unterliegt, unter denen er die Leitung des Kabinets übernommen und bis zur Stunde fortgeführt hat. — — Das u­ unsere unmaßgebliche Meinung über Die bisherige Entwickklung der Dinge. Was nun weiter folgen wird, darüber Haben wir Heute nicht zu reden. Die beiden Persönlichkeiten, welche man im Schoße der Desi-P­artei als diejenigen bezeichnet, von denen der Eine oder der Andere die Nachfolgerschaft des Grafen Longay anzutreten berufen wäre, haben wir in unserem jüngsten Abendblatte genannt ; beide stehen in unserer Achtung so hoch, daß wir es für mehr als hartlosigkeit, daß wir es geradezu für eine Beleidigung halten würden, in diesem Augenblicke über den Einen oder über den Andern auch nur ein empfehlendes Wort sagen zu wollen. Allein auch wenn wir nur bei der negativen Seite der Ministerkrise bleiben wollen, dürfen wir doch nicht nur, sondern wir müssen sogar noch Eines erwähnen. „Beiti Naple­ weiset heute in einem vortrefflichen Artikel, dessen wesentlichen Simhalt unser jüngstes Abendblatt brachte, mit sehr triftigen Argumenten nach, daß ein konservatives M­inisterium derzeit weder unwünschenswerth, noch nothwendig, ja nicht einmal möglich sei. Gerne unter­­schreiben wir jedes Wort dieses Artikels, nur die Frage­stellung s­elbst scheint uns nicht richtig. Von einem kon­servativen Ministerium und von den „K­onserva­­tiven“ im Plural ist unseres Wissens nie und nirgends die Rede gewesen ; man sprach nur von einer bestimm­­ten Persönlichkeit, welche einst zu den Konservativen ge­­hörte — vom Baron Paul Sennyey ; auf ihn allein und nir auf seine ehemaligen Barteigenossen, die wir als vollständig abgethan betrachten, bezieht sich somit das Wenige, was wir über diesen Punkt zu sagen haben. Bei aller Verehrung für den Charakter wie für die hohe­­ Be­­gabung des Freiherrn von Sennyey sprechen wir es den­­noch offen aus: Baron Paul Sennyey if Tür, die ungari,de ‚Mint­stechräftz dentschaft Heute unm­öglich — nicht als ob wir jenen Gespenstergeschichten von der „reaktivären“ und „ultramontanen” Gesinnung dieses Staatsmannes auch nur den mindesten Glauben scheifen wirden ; wir für unsere Person sind geradezu vom Gegen­­theile überzeugt, — sondern aus einem ganz anderen Grunde Wir halten nämlich den Bestand der Desk Partei, wie sie heute ernft­rt, und die Handhabung der Re­gierungsge­walt durch ein aus dieser Partei hervorgegange­­nes Ministerium noch geraume Zeit hindurch für nothwen­­dig. Nun besteht bei uns das eigenthümliche Verhältniß, daß der Führer der Majorität nicht zugleich Chef der par­­lamentarischen Regierung ist, und wenn hieraus seine Schwie­­rigkeit, seine fortwährende Gefahr für den Bestand der Regie­rung oder der Partei entspringen soll, so ist es unbedingt noth­­wendig, daß zwischen dem Führer der Partei und dem Chef der Regierung entweder jene Intimität bestehe, wie sie zwischen Desk und Andrásfy vorhanden war, oder daß der Ministerpräsident sich so unbedingt den Anfhauungen des P­arteiführers unterordne, wie dies von Seite Lonyay’s der Fall gewesen und wohl auch von Seite eines jeden der Fall sein wird, der von allem Anfange her der Partei angehörte. Vom Baron Sennyey läßt sich derzeit weder das Eine noch das Andere jagen. Er gehört einerseits nicht zu dem Intimen Franz Dess’3 und ist anderseits eine so feste, selbstbewußte, in sich abgeschlossene Natur, daß er sich nie unbedingt einem fremden Willen unterordnen würde. Die Deát-Partei aber will bleiben, was ihr Name sagt, eine Partei, welche nur der Führung Franz Deif’s und seiner andern zu folgen geneigt is. Das und nichts Anderes ist es, was den Freiherrn v. Sennyey heute un­­möglich macht, nit nur nach unserer Ansicht, sondern ganz gewiß auch nach der [seinigen! Bert, 30. November. * Die im Ganzen herzlich langweilige Debatte über die Organisation Pest-Ofens ist heute bei der vierten und lechten prinzipiellen Frage des Gefegentwurfes angelangt : bei dem Abschnitt über die Bestallung des Oberbürger­­meisters. Die Berfechter des Gefeßentwurfes haben in dieser Frage einen harten Stand ; sie vertheidigen eine P­osition, die, sei es aus prinzipiellem Gesichtspunkte, sei es im Hinblick auf die Forderungen der Administration, in Wahrheit unhaltbar ist. Wir hatten bereits Gelegen­­heit, darauf hinzu­weisen, wie das Kompromiß, welches den Sefegentwurf durchzieht, gerade in Bezug auf die Bestal­­lung des Oberbürgermeisters gründlich verfehlt ist; man versuchte einen Ausgleich zwischen zwei entgegengelesten Vostulaten zu bewirken, die im Grunde genommen gar nicht ausgleichbar sind. Die Frage steht ganz richtig da, wie sie jüngst Franz Deut in der Parteikonferenz und heute der Abgeordnete Steiger formulirt hat: Soll der Ober­­bürgermeister ein Organ der Regierung oder des Munizipiums sein? Gilt der Oberbürgermeister folglecchweg als Organ der Regierung, wie dies der Ober­­gespan in den Komitaten und Städten thatsächlich ist, so darf von einer Wahl desselben selbst in beschränkter Form die Rede nicht sein; ist aber der Oberbürgermeister der erste Administrationsbeamte des Munizipiums, dann kann wieder die Ernennung oder die Kandidirung durch den Minister nicht zulässig erscheinen. Die Kumulirung der beiden Rücksichten muß für den Bürgermeister nothwendig eine Zwitterstellung schaffen, in welcher die eine P­osition durch die andere paralysirt wird und die daher in der Praxis mannigfache Schwierigkeiten nach beiden N­ichtun­­gen Hin erzeugen muß. Anfänglich hatte man allerdings im Sinn, bei der Bestallung des obersten Organes in der Munizipalvertres­bung lediglich den Forderungen des staatlichen Einflusses Rechnung zu tragen. Man sprach daher einfach von der Ernennung eines Obergespans. Allein als­ bald machte sie whder diese Zumuthung eine lebhafte Bewegung geltend und man ging von dem ursprünglichen Projekte insofern ab, als man den Obergespan fallen ließ, um ihn doch den Oberbürgermeister zu er­regen. Sollte dies nicht ein bloßes Spiel mit den Benen­­nungen sein, so bedeutete die Modifikation allerdings ein Zugeständniß an die autonomen Rechte der Hauptstadt und man künnte darnach annehmen, daß die Negierung zur Er­kenntniß gelangt sei, es müsse in der Administration der Hauptstadt nicht ein besonderes Organ für die Wahrung des Negierungseinflusses befteit werden. Hätte man sich nur damit abgefunden, so wäre es nur logisch und konse­­quent gewesen, der Hauptstadt die freie Wahl ihres ober­­sten Administrationsbeamten in seiner Weise zu versüm­­mern. Und die Hauptstadt hätte allerdings eine solche Konzession mit Recht erwarten dürfen — zumal nach den Garantien, welche für die zweckmäßige Handhabung der Administration in der vom efegentwurfe vorgeschriebenen Zusammenstellung des­­ Vertretungskörpers geboten sind. Mit der Einführung der Bild­stimmen in der hauptstädti­­schen Verwaltung sol ja nicht nur für eine ersprießliche Bewügung des autonomen Wirkungskreises seitens des Munizipiums, sondern auch dem Staate die sicherste Ge­­währ gegeben sein, daß in dem Schoße der hauptstädti­­schen Kommune seinerlei subversive Tendenzen zum Durch­­bruch s­ommen werden, die dem Staate Verlegenheiten be­­reiten könnten. Füglich hätte Demnach der Staat es bei der einen Garantie allein bemwenden lassen können und es wäre nicht nothunwendig ge­wesen, noc eine zweite in der Bestallung des obersten Administrationsorgans zu fordern. Bild­stimmen un­d ernannter, wenn auch indirekt ernann­­ter Oberbürgermeister sind doch des Guten zu viel. Nun soi allerdings durch den vom Zentralausschusse empfohlenen Modus auch das Wahlrecht der Kommune ge­­­wahrt bleiben, insofern die Regierung fi nur die Kandi­­dirung dreier Individuen für den Posten des Oberbürger­­­meisters vorbehält. Allein man wird wohl zugeben, daß die Regierung immerhin im Stande ist, die Wahl, die freie Wahl duch die Kandidirung illusorisch zu machen. Sie fan solche P­ersönlichkeiten vorschlagen, bezüglich welcher dem Vertretungskörper eben seine Wahl bleibt. Da er­scheint denn thatsächlich der­­­berbürgermeister vorzugs­­weise as Organ der Regierung, und wie wenig die kom­mune Ursache hat, mit einer solchen Reicherung einver­­standen zu sein, das wollen wir mit einer kleinen Remini­­scenz aus dem Gemeindeleben Wiens illustriren. Als nach der unglückkichen Schlacht von Königsräg die österreichische Armee fi rückwärts konzentrirte, vor Wien Aufstellung nahm und Wien sonach von einer Invasion bedroht schien, da legte der damalige Bürgermeister Zelinfa im Namen der Stadt an allerhöchster Stelle Verwahrung ein und es gelang seinen nachdrücklichen Vorstellungen, die Gefahr von Wien abzuwenden. Zu einem solchen Schritte konnte sich eben nur ein Organ der Gemeinde auftaffen, ein ernannter Bü­rgermeister wü­rde vor allen Dingen be­­strebt gewesen sein, das Staats­­­interesse zur Geltung zu bringen. Es sind also immerhin Fälle denkbar, in welchen die Interessen der Kommune und die des Staates einander nicht vorkommen deden , was stünde in solchen Fällen von einem Oberbürgermeister zu erwarten, dessen Stellung vorzugsweise dem aber auch nicht von der Regierung beeinflußt ist? Sollte so sein und wollte man si wirklich bereden, daß der Oberbürgermeister jedenfalls auch als Organ der Kommune zu betrachten sei, so wurde in ihm besten Falls die Zmweifeelen-Theorie verkörpert, die in ei­nem Verhältnisse mit den praktischen Forderungen harmon­ik­en a i­en Gab Nach dem Allen haben wir kaum nöthig zu versichern daß wir uns für den Modus, welchen der Borsulaz des­­ Zentralausschusses bezüglich der Bestallung vermeistert begründet, seineswegs begeistern künnen; wir akzeptiven ihn Lediglich als ein provisorisches­ Auskunftsmittel, welches über die in der Partei selbst ent­­standenen Schwierigkeiten des Augenblicks hinweghilft. Cg trat nämlich die einfache Ernennung des Oberbürgermeisters an die Oberfläche; angesichts einer solchen Lage konnte man nicht hoffen, unbeschränkten gerade den den berechtigten Diens Genüge zu entgegengelegten Ansicht bezüglich der Wahl des Oberbürgermeisters Eingang zu verschaffen und man war genöthigt, an einem Kompromiß festzuhalten, welches die beiden Gegenzäge wenigstens schein­­bar ausgleicht. Aber wir betrachten diese Schöpfung, wie gesagt, eben nur als ein Provisorium, und wird erst die Praxis die Mängel, ja die Unhaltbarkeit desselben fen haben, dann wird die Legislative fid­ gewiß nicht ftrau­­Autonomie öft­­er, 30. November. A Mit weldh’ bewundernswerther Tapferkeit und Mannhaftigkeit, Ausdauer und Aufopferung, Disziplin und Bildung sie fid in Preußen die Fortdauer der alten Mili­­tär- und Junkerherrschaft erfauft. Es wird fürwahr ein Des­genstand des Staunens, aber, so Gott will, auch ein wars­nendes Beispiel bleiben für kommende Generationen und Jahrhunderte. Ein Meisterstüc, die preußische Mobilisirung, gewiß, und ein nicht genau genug zu studirendes Vorbild für andere Staaten, wie das Bolt in Waffen aufmarschirt dasteht, während der Feind kaum über die ersten Vorbe­­reitungsstadien hinaus ist: „Der König rief und Alle, Alle famen”. Aber dann wieder, welche Zaghaftigkeit, welche Unentschlossenheit, welche heillose V­erschleppung, wenn es gilt, die 90 Junker zur Raison zu bringen, die im Herzen» haufe jedem Bersuchje, durch eine halbwegs modernisirte Kreisordnung der feudalen Wirthschaft ein Ende zu machen, ihr liberum veto entgegenzufegen! Und diese anderthalb School Karrifatur-Balrs sind nicht etwa Männer, die ge­­wogen, nicht gezählt werden müssen, weil sie durch Bildung und Befug fchwer in die Wagschale fallen. Nein, sie sind die Repräsentanten eines Rundschuhadels, der oft genug das Getreide auf dem Halm verkauft und mit dem Gelde für die Wolle gleich beim Juden in der Kreisstadt verfal­­lene Wechsel einlöst, der Forderungen leisten, der­­ des Oberbürs im der Deik-Bartei eine starre Bewegung für erste­­Aufmerktsame Astronomen bloß den Theaterhabitue Weichter sei, mit nicht Die einzigen dengott Merkur, hat. So sie sagen, jede Telegramme der Politik ziehen sich in Wiener Wochensronik. Baron und Meteorologen — ich nenne Mair und den Kleinen Bolliger von der Börse — wollen die Beobachtung seit Anbeginn der sogenannten neuen das M Wiedererwachen dem Winterschlafe der Natur zusammenfällt, und auf eine bedauerliche, aber leider höchst greifbare E­rshheinung erklären: daß nämlich Schlaf im Auge in Wien der eine Baubank zu gründen, als eine neue Reform durchzufegen, und daß ein noch so waghalsiges Tramman- Projekt eher auf die Schienen, als ein noch so solides Forttritts­­gefeß in Fluß gebracht werden könne. Die sagen, der noch immer nicht gehefrathete Hofoperntheaterdirektor Johann $­erb­ed werde eher Inszenefegung des neuen Ballets , Elinor" fertig werden, als Se. Excellenz Herr v. 2affer und der auf den 12. Dezember einberufene Reichsrath mit der Inszenirung der Wahl-Bill; und neuen ener­­gisch emittirte politische Neuerung ermeise sich nur als eine Noten-, aber Rentenbanf in Oesterreich. Wiener Schauspielhaufe, das Kurt Mair und der Kleine Bolliger versprechen sich nicht gut, Baron viel, sondern eher gar nichts von der Wiedereröffnung und den neuen Auffüh­­rungen unseres B. T. Holztheater8 vor dem Schottenthore, diesem seit seinem Aufbau noch niemals „in allen Räumen gefüllt“ war, und mir fürchten sehr, daß es nicht gerade der niemals ganz mosfenfreie Ultimo sei, der unverm­ ehrbaren Doppeloratel folde bange Empfindungen und Wahrsagungen eingebe. Der unter die der ins Hebräer gegangene Grie­­che provisorische Börse am Schotten zinge bewagen sol, hat nicht umsonst ein halbes geflügeltes Bein von sich geworfen. Das bedeutet Wind oder Stillstand vom nahe­barlich liegenden Schottenparlamente ! Am Crifte, in allem Grnfte, es liegt nichts Gutes in der Luft, in erschrechender Weise über unserem Haupte zusammen. Der Reichsrath taucht in der frag­­würdigen Gestalt eines Krampus auf. 68 geschehen Zeichen, die das Schlimmste für Erzellenz Laser und uns arme verfassungs­­treue Schäflein befürchten lassen. Am Prager Landtage erschienen zwei czechische Boten und wurden vor die Thüre gesett. Drei böhmische Großindustrielle erklärten, ihren Zuder nicht auf die Wiener Weltausstellung finden zu wollen. Das ist bitter! Aber an hüben fehlt es an schredenden Flammenruthen nicht. Fr. Ballmeyer hat sich von Herrn Strampfer, dem noch ihre fünf rosigen Finger im Antlig glühen mögen, für drei Jahre engagiren lassen. Der weiland gefeierte Parlamentsredner Alexan­­der Schindler hat sich trog seinem Millionenbefig­ald Julius von der Traun in seine weiland Dichtergestalt zurückverwan­­delt und uns ein vierhundert Seiten langes Epos aus der unga­­rischen Geschichte verfegt, welches fast so hoch über Herder’3 , Cid" als er selbst tief unter seiner Vergangenheit stehen soll. Sine ira et studio! — Alexander Schindler’ 3 neue Beife sind gut unter allen Aspekten. Sie werden seinen rasch veralteten politischen Ruhm überleben. Nichts ist spanisch an ihnen, als das Reismaß des ungereimten trochärischen Vierfußes. Im Uebrigen sind sie deutsch, deutsch in ihrem Haffe gegen Pfaffen und Pfaffen­­hergfschaft, deutsch, in ihrem Gedanken- und Bilder-Neichthum, deutsch in der fleißvoll herausgearbeiteten Form, die nirgends von einem Mißlaut gestört wird, deutsch in ihrer freisinnigen Ber­­uifung von Fiction und Geschichte. Das Epos — unbestreitbar eine der beachtenswert heften poetischen Produktionen der Gegen­­wart — betitelt sich : „Salomon, König von Ungarn” und ist „so eben" hierort" bei Yaefy und grid in einer äußeren Austattung erschienen , die etwas nach dem Millionenreichthum ihres Autors riecht. Denn das Buch ist auf Kosten des Lesteren gedruckt und hat die Bestimmung, auf der Weltausstellung zu prangen. Der Anhalt des Buches und der Kern der Handlung wird jedem Un­garn geläufig sein, der nict aus der Art geschlagen ist, also eine genaue Kenntniß seiner nationalen Geschichte besigt. Alexan­­der Schindler ist übrigens nicht der erste Dichter, der sich den dankbaren Stoff zu nage gemacht. Er hat meines Erinnerns nicht wenige magyarische Vorläufer, die denselben gesich­tlichen Vor­­wurf im Roman, im Drama und als episches Kleingeld in der Ballade ausgemünzt. Schindler’s Epos wird gleichwohl gerade in Ungarn die bereitswilligste Anerkennung finden. Die durchaus edle Dichtung behandelt den Haß und Thronstreit König Salomon’s mit seinen Rettern Géza und Lapis. Der teuflische Graf Bid raunt Jenem in’s Ohr, sich vor seinem populären Retter Géza, dem sieg­­gewohnten Schlachtenhelden, in Acht zu nehmen, bis 004 lieber schadlos zu machen, ihn zu blenden. Der argwöhnische Salomon läßt sich gern bereden, fritt in die frommen Kniee und betet zum dreieinigen Gott, daß er ihm die schwarze That segne und sie ge­­lingen lasse. Das bhalblaut gemurmelte Gebet hat indessen der Abt vernommen, der eben am heiligen Orte, wo es zum Himmel geschickt wird, eine Messe gelesen, und warnt den Bedrohten vor der entjeglichen Gefahr. Géza entbrennt in Zorn, kündigt dem König offenen Krieg an, wird jedoch geschlagen und flüchtet mit seinem Retter, dem anderen Abte, in die Höhle eines Klausners, der ihm, ohne ihn zu fennen , seine liberalen Anschauungen über das Königthbum mittheilt. Die Anhänger Gézas sammeln sich wieder und schlagen den König aufs Haupt, der jet bei den Deutschen Hilfe sucht. Seine Gattin, Königin Sophia, die Schwester Heinrich’­ IV., zieht nach Regensburg, während die Großen des Ungarreiches dem Sieger Géza die Krone anbieten. Er bittet um Bedenkzeit, aber ehe er sich entschließen kann, bricht sein Geist und Leib zusammen. Der Bischof von Raab und die anderen hohen Kirchenfürsten, die ihn gefährlich für ihre Sache fragten, haben ihn mit Gemissenschiffen todt gefoltert, „mit Schlangen­­zungen aus dem Leben hinausgelogen”. Die fronanbietenden Magnaten finden ihn im Kloster zu Szegpaard als Leiche wieder, und Schlagen sich nun zu seinem jüngeren Bruder Sápló, der Salomon zur Unterwerfung zwingt und unter der Magnaten mächtigem Anhang dem Papste und dessen Kreaturen Troß bietet. Der rnbesinnende Salomon verstellt sich fest mit Heuchlermienen und ladet den Ueberwinder zu einem V­ersöhnungsmahle, wobei er seinen arglosen Gast heuchlerisch erwürgen lassen will; aber wieder tritt jener mnwndere Abt als Warner und Netter bar zwischen. Er vereitelt den Anschlag, Salomon wird auf Biffegrad gefangen gelest. Aber der Bischof von Raab fährt fort, im Geheimen für die Wiedereinlegung Salomon’s zu werben und zu wirken. Er öffnet ihm den Werfer und läßt ihn in einem Waldverstece den Muth und den Ehrgeiz durch eine schöne Nonne, die sich dem Wundergläubigen als eine Heilige darstellt, anfachen. Auf einem Eichenfeste, das König Lauls zur Erhebung und prozessualen Verehrung der Ueberreste des heilig gesprochenen Königs Stefan in Stuhlmweißenburg begehen läßt, läßt der Bischof noch ein an­deres Wunder auf das abergläubische Belt wirken. Der Sarg des Heiligen kann trog aller Anstrengung nicht vom Plate ge­hoben werden und sol es geschehen können, meint der Kirchen­­fürst, so müsse der entthron­te und verbannte König ehevor den Haufen dem Entthronten zu. Aber wie sol er die Krone wieder erlangen? Soll er die Hilfe der Schönen, heidnischen Kumanen­­fürstin, die ihn mit dem Nege ihrer Netze ummachen, brauchen ? legiere, aber die Gattin, von Raab, die ihm in die er in Regensburg aufsucht, weist ihn unversöhnlich von ihrer Schwelle, und als er nun die Roma­nen schönen Heidenfürstin in’s Treffen führt, erleidet er Niederlagen und wird in die Flucht getrieben , tödtet sich selbst, mehr willen, zieht sich als Einsiedler vom Geräusche Welt zurück und weigert sich selbst wann den Königsthron wieder zu besteigen, als dieser durch den Tod Lapis’s für ihn in dieses politische Gerippe bat Dr. veihes Mark von lebensvoller Poesie, einen Schönheit, von Sagen und Bilderschmuch.zu ist ein romantisches Lied mit aller Pracht und Weberpracht, in und Anspruch. Nur selten verliert sich der Dichter aber immer bleibt eg warm und fesselnd, den, daß sich der banferotte Politiker nur als tiren kann. Wenn wir davon absehen, haben Nachhaltigkeit des großen vie legten acht selbst auf dem Gebiete der Kunst nichts von Bedeutung hervorgebracht. Die von unseren acht bis zehn Theatern aufgeführten Novitäten Erfolges, ven Wilbrandt mit seinen beiden Dramen erzielte, um ihren äußeren Werth gebracht. Und so muß wieder ein Jubiläum herhalten, um den Reiz der zigjährige Künstler thätigkeit. Die Peiter rennen ihn gar­ wohl und mögen ihm die Freuden des Tages aus vollem Herzen gönnen. Der &orber sei ihm leicht ! Isidor Gaiger. £. und die Wiener Politit komme es — sagen E. gemacht haben, daß immer ärarifhen etwas sie — daß sie noch so verlamen laut und fuden und Aeren in Wien in jedem Jahre mit dar­­zu Meinter­­es viel Sarg berühren und Hand anlegen, erleichtert sich der Sarg des Heiligen, um wieder deutsche Hilfe anzurufen ? Ueberdruß fallen ihn an; er mag vor Aller Augen, deren Eingebung zu bestreiten. Der Raum wieder Sol er sich mit der Komiker und Charakteriftifer Graf der Bid, unter ver der Das von Wunder vollzieht ist König Salomon hinzugetreten, mit seiner Gattin Sophie aussöhnen, schönen treuer Liebe Das Bolt strömt in hellen vom Walde und ihrem Er entscheidet sich für das Neid und Krone nichts Merander Schindler Schab von bvichterlicher bringen verstanden. E3 Er mag es empfunden has Nonne Patrone, dem Bischof von Raab, verbündet hab­en, anhängt, Poet der Wiener Bühne, und nach die schöne Nonne lebte, seiner Treuen, verläßt ihn; Gram und in­nwürdige Kunstveteran Carl Rott, der frei wird, wieder Tage ein Form Banalitäten ; der feiert seine sidh fo rehabilis werden Sensation treffliche fünf: E_ RE . ORTEN ENTE 9 ENSz ség Da le

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