Pester Lloyd - Abendblatt, August 1874 (Jahrgang 21, nr. 174-197)

1874-08-01 / nr. 174

\ | . Budapest, 1. August. — Wie man uns unter dem 30. v0. M. aus Brü­­­s­sel berichtet, bilden die internationalen Konferenzmitglie­­der daselbst den Gegenstand besonderer auszeichnender Auf­­merksamkeit seitens des belgischen Hofes und der belgischen Regierung. Am 29. gab der Minister des Aeukern den Delegirten ein Diner, für den 30. war der Empfang der­­selben durch den König , sowie eine Einladung zu einem Diner bei ihren Majestäten dem Könige und der Königin in Aussicht. Was die Arbeiten des Kongresses anbelangt, so ist vorläufig von einer Vertagung derselben und der Einlegung einer Kommission ebensowenig die Rede, wie davon, daß die russische Regierung ihre Vorschläge so leichthin Fallen zu lassen gehisst sei, wie französische Blät­­ter zu melden mußten. In Delegirtentreffen wurde u­ .A. auf die Frage der Zulassung der Spanischen Delegirten in Diskussion gezogen, jedoch von seiner Seite ein Zweifel an der Betheiligung derselben geäußert. In der an die spanische Regierung ergangenen Einladung , den Kongreß zu bergdiden, lag schon von vornherein die Lösung dieser Stage und bedurfte es überdies nur des Hinweises auf das P­räzedens , daß Die Negierung der nationalen Ver­­theidigung in Stanfreich im Jahre 1870 gleichfalls, ohne offiziell anerkannt zu sein, zur Theilnahme an den Lonr­doner Konferenzen in Angelegenheit der Revision des Pa­riser Traktats von 1856 eingeladen worden war. (Einzelne Nummern 5 Br. in allen Berfehleikm­­alen.) Samstag 1. August. | » - · == In der geschlossenen Sigung, welche das Abge­­­ordnetenh­aus heute um 10 Uhr hielt, bildete die Abän­­derung der Hausordnung den ersten Gegenstand. Nachdem auf die Aufforderung des Präsidenten, sich über die Frage zu äußern, einige vorläufige Ideen ausgetauscht worden waren, wobei Jiangı . bemerkte, daß ja diese Frage Schon in der vorigen verschlossenen Situng verhandelt worden sei, reiht­e­oloman Ti­a den Antrag ein, das Budget möge nicht im Finanzausschuß, sondern in einer Kurdy das Haus für diesen 3mnd zu mählenden Landeskommission verhandelt werden . Ernst Simon­yi aber beantragte, das Haus möge für die Budgetverhandlung sich als Ausschuß Tonstituiren, da so, dab die Sitzungen öffentlich seien. Gegen­ diese beiden Amendements erhoben sich mehrere Redner, namentlich Koloman Ghycsizy, in welcher entwickelte, daß hieduch Die Berathung erschwert würde, dann Anton Czen­­gery, Desiderius Szilágyi und zulest Ministerpräsident Bittó, in welcher Koloman Zita aufforderte, seinen Antrag, der ohne Zweifel eine längere Debatte hervorrufen würde, für jept zurückzuziehen. Koloman Tipa erklärte jedoch, er könne das nit thun, sondern werde seinen Antrag vor dem Hause kurz motiviren. Nachdem wog beschlossen worden, die Wahlangelegen­­heit Raul Dordödy’s einer andern Kommission zuzumeisen, da die siebente, der sie zugewiesen war, ‚nicht beschlußfähig sei, und daß die Wirthschafts-K­ommission des Hauses noch in der heutigen Sigung ihren Bericht einreichen solle, wurde die geschlosfene Sigung aufgehoben. — Die Hechtskommission des Oberhauses ist vom Präsidium auf­ Montag 11 Uhr Vormittags einberufen. Die Be­gathungen der Rechtskommission werden, wie es scheint, längere Zeit in Anspruch nehmen und die öffentliche Verhandlung dürfte kaum vor Freitag erfolgen. Wie verlautet, sind mehrere Modifi­­­ationen beabsichtigt und dadurch die en bloc-Annahme ausgeschlos­­sen. Das Oberhaus hält übrigens heute um 1 Uhr Nachmittags eine Sigung, in welcher der Wahlgegebentwurf entgegengenom­­men wird. — Der Referent des in Angelegenheit der Ostbahn entsendeten Subfomites, Eugen Sy­entpäly, legt Montag dem Subfomits den legten Theil des Berichtes vor. Das ganze Ela­borat umfaßt circa 80 Bogen, die Hälfte hievon­ bilden jedoch die Auszüge aus den Neu­erungen bei Gelegenheit der Vernehmungen. Der Bericht befaßt sich eingehend mit der Frage, ob die für die Bahn bestimmte Dotation eine genügende war, beurtheilt ferner das Vorgehen der Allgem. österr. Bank, des Verwaltungsrathes und der Regierung und macht schließlich V­orschläge. — Die Berggefegkommission hat die „Reform“ meldet — in der gestern Nachmittagd abgehaltenen Sigung die ihr zugewiesenen Petitionen der Bergstädte in Berathung gezogen. Bezüglich der Retitionen der Städte Schemnig und Dilln, welche in Angelegenheit der Aufhebung des auf den Montangründen geübten Schankrechtes petitioniren, wird beschlossen, die Betreffenden­­ auf den ordentlichen geieglichen Weg zu weisen. Hinsichtlich der in Angelegenheit der Montanmwälder vorliegenden drei Retitionen wurde nach eingehender Berathung beschlossen, daß der Referent bezüglich der Regelung der Montanmwälder einen detaillirten Ber­iih­t und einen Gefegentwurf ausarbeite. Der Kommissionsfigung mahnten seitens des Finanz- und Handelsministeriums die Mini­­sterialräthe Splengi und Reiß bei. Iz Geitern fand ein Ministerrath statt, in welchem der Banus von Kroatien die Vorlagen unterbreitete, welche der froati­­se Landtag verhandeln sol. Wie „EI.“ erfährt, waren unter den Vorlagen auch folge, welche die Zustimmung der Regie­­rung nicht erhielten vnd entweder fallen gelassen oder mo­difizirt werden. — Am 3. 9. M. tritt im Handelsministerium eine aus den Vertretern der Ministerien für Handel, Finanzen und K­ommuni­­kation bestehende Kommission zusammen, um unter Vorfig des Handelsministers v. Bartal über die Gutachten zu berathen, welche von Seiten der hiezu aufgeforderten Korporationen über die Frage der Erneuerung de Bol- und Handelsbünd­­nisses mit Oesterreic­h eingelangt sind. Im Ganzen wurden 32 Gutachten abgegeben, von denen sich nur fünf und zwar vom Landes-Industrieverein in Beit, von der Drebrecziner Handelskam­­mer und den landwirthschaftlichen Vereinen der­ Komitate Liptau Heves und des Kumanier Distriktes, gegen die Erneuerung des Zollbündnisses aussprechen. In die Kommission wurden delegirt von Seite des Finanzministeriums Baron Salmen und Sek­­tionsrath Merfort, von Seite des Handelsministeriums Mini­­sterialrath Reis und die Sektionsräthe Schnierer und M­a­t­­lejovich, von Seite des Kommunikationsministeriums Ober­­inspektor Weiß. Gelegentlich des Abschlusses des Handelsvertrages mit dem K­önigreiche Schweden und Norwegen wurden vom Könige von Schweden folgende Auszeichnungen ver­liehen: Sr. Erzellenz dem Herrn Kommunikationsminister Graf Sofer ih­m das Großkrenz des Nordstern-Ordens, dem Seltions­­er im Ministerium des Aeußern, Baron Béla Orczy, das Großfreug des Dlaf-Ordenz, dem Ministerialrath Reis das Kom­­thurkreuz des Wasa-Ordens, dem Sektionsrath Matlejovics das Ritterkreuz des Dlaf-Ordens. — Die Wahl des rumänischen Bischofs Prokop Ivacs­­fovich zum serbischen Batriarchen ist in unserem heutigen Mor­­genblatte bereit erörtert worden Weber den Wahlakt selbst kommt uns folgende verspätete telegraphische Mittheilung zu: Sie erhielt anfangs 54 Stimmen, © ruicd 7 und Kengyelacz 2. Die für Kengyelacz Stimmenden wurden aufgefor­­dert, ihre Stimmen zu zeh­ren und gaben dieselben in Folge vejsen Ivacstovics, der also mit 56 Stimmen gewählt wurde. Sieben Deputirte waren abmesend, einer stimmte nicht. Ivacskovics durfte bestätigt werden. Das Bol i it über die Wahl eines Rumänen sehr erbittert, und hat die Nationalpartei fi damit abgenügt. Im Falle der Bestätigung findet die Installation in zehn Tagen oder am 18. August statt.­er Kongreß wurde nach der Wahl auf 14 Tage vertagt.­­ Die für heute Vormittags in Angelegenheit der Er­­bauung der Entrepots anberaumte Sigung fand nicht statt, sondern wurde auf morgen Vormittags 9 Uhr vertagt.­­ Das Amtsblatt veröffentlicht heute den Ausweis über die Einnahmen und Ausgaben der Staatskassen im Quartal April-Suni­d 3. Die wirklichen Einnahmen betrugen fl. 27,821.004.95, die Ausgaben fl. 45,670.401.97 und wurde das Plus der Ausgaben aus den Ansehens- und Lombardgeschäften mit fl. 18,349,397.02 ausgeglichen. Die Einnahmen blieben hinter der gleichen Periode des Vorjahres um fl. 801.849,89, gegen den Voranschlag um fl. 9,064.926.05 zurück, sind aber, gegenüber den Eingängen im ersten Quartal dieses Jahres um fl. 2,361.884.°2 höher. Die größten Ausfälle gegen den Boranschlag zeigen sich bei direkten Steuern um fl. 7,286.685.66'/,, bei den indirekten Steuern um fl. 314.702.37, beim Salzgefälle um fl. 1,176.369.74'),, bei den Staatsgütern um fl. 1,501.509.35"/,, bei dem Einkommen der Staatsbahnen und Fabriken um fl. 500.000, bei den außer­­ordentlichen Einnahmen des Finanzministeriums­ um fl. 305.525 51. Günstiger gegen den Voranschlag zeigen­ sich die Einnahmen aus dem Tabafsgefälle mit fl. 753.193.68, aus dem Lottogefälle mit fl. 138,845,38",, bei den Bergwerken und Münzämtern mit fl. 173.717.68 (geringeres Defizit als vorhergesehen war), bei dem beweglichen Staatsvermögen mit fl. 716.025 83%­,, bei den ordent­­lichen Einnahmen des Finanzministeriums3 um fl. 222.940.60*,.— Die Ausgaben zeigen gegen den Boranschlag eine Vermehrung bei den Auslagen für den Reichtag um fl. 105.103.55, bei den gemeinsamen Ausgaben fl. 139.923.78, bei der Grundentlastung fl. 1,557.132.04, Verwaltung der gemeinsamen schwebenden Staatsschuld mit fl. 77.216.24”­,, Zinsen der sc­ebenden Staatsschuld fl. 491.159.92 °/,, im Ministerium des Innern fl. 161.099.73"/,, Finanzverwaltung fl. 288.093,57, im Kommunikationsministerium fl. 2,913.889.45, im Handelsministerium fl. 60.876,93, im­ Unterrichtsministerium fl. 210.593.94"/. Eine Verminderung der Ausgaben zeigt sich bei den Pensionen um fl. 62.098, bei der Duote zu den gemeinsamen Staatsschulden um fl. 717.928.24"/,, bei den Zinsen und Amortis­­ation der verschiedenen Anlehen fl. 2,784.025.43, bei den außer­­ordentlichen Ausgaben des Finanzministeriums fl. 1,053.427.33"/, , im Justizministerium fl. 193.384.25"/,, im Landesvert­eidigungs­­ministerium fl. 170.163.99"/,. = In der legten Konferenz der Linien gelangten jene Modifikationen der Hausordnung zur Diskussion, welche Ladislaus Kovác in der Donnerstagsfigung des Abgeordnetenhauses bean­­tragt hatte. Der Klub der Linken wünscht, daß die finanziellen Angele­­genheiten vom ganzen Hause vorberathen werden und ist daher blog für 6 Ausfchüsse. Das Haus sol von Fal zu Fall darüber be­­fließen, ob ein Gegenstand an die Gestionen ge­wiesen werden soll und kann nöt­igenfalls Ausfchüsse ad hoc entsenden. Aus dem Reichstage. Die heutige Sigung des Oberhauses wird vom Prä­­sidenten Judex Curiae Georg v. Majlath um 1 Uhr eröffnet. · Als Schriftführer fungiren:Graf Viktor Z­ichys Ferras­ris und Markgraf Ed.Pallavicini. Auf den Ministerfak­te1fils:Der Minister des Innern Graf Julius Szapáry. Präsident meldet das Gesuch der Budapester Landes-Veteri­­näranstalt an, um Ertheilung der Wählerqualifikation an die diplo­­marten Thierärzte. Wird der Rechtskommission zuge­wiesen. Der Schriftführer des­ Interhauses,Friedrich Wächter überbringt die heute im Abgeordneten hat d­e promulgirten sanktio­­nirten Gesetze,ferner den heute in drittes­ Lesung angenommenen Wahlgejegentwurf. Die sanktionirten Gesege werden promulgirt. — Die Origi­­nalexemplare werden im Landesarchiv deponirt werden. · Der Wahlgesesentwurf wird der­ Rechtskommission zu ge­­niesen welche Montagu mit Uhr denselben in Berathung zieht. Drei Tage nachdem die Kommission ihren Bericht eingereicht haben wird, beginnt die öffentliche Verhandlung. Das Protokoll der heutigen Situng wird stante sessione authentizirt und um halb 2 Uhr die Lisung geschlossen. * Präsident Béla Berczel eröffnet die Sigung des Ab­­geordnetenhauses um­­ 12 Uhr. As Schriftführer fungiren: Szeniczey, Wächter, Mihályi und Beöthy. Auf den Ministerfauteuils: Bittó, Chyézy, Szar­pary, Grende, Trefort und Pauler. Das Protofoll der gestrigen Sigung wird verlesen und authentizirt. Präsident überreicht im Sinne Liste der bisher nicht erledigten A Interpellationen, Beschlußanträge 2. — Er meldet ferner, daß die zur Kontrole der schwebenden Staatsschulden entsendete Kommission ihren Bericht eingereicht hat, in welchem sie den Finanzminister auffordert dahin zu wirken, daß der Zinsfuß der Salinenscheine auf gejeglichem Wege wieder auf den frühern Fuß erhöht werde. Der Bericht wird in Druck gelegt und vertheilt werden. einer meldet der Präsident, daß die VIII. Unter­­suchungskommisstion das ihr zugewiesene Wahlprotofoll des Abgeord­­neten Raul Drdöty nicht erledigen konnte, weil einige Mitglieder frank und die Kommission nicht beschlußfähig it. Er bittet daher das Haus, zu gestatten, daß das genannte Wahlprotofol durch Ku­an eine andere Kommission gemieten werde. (Zustim­­mung. Die Auslosung ergibt die Zumessung an die 4. Unter­­sagungskommission. . Ferner bittet der Präsident und die Ermächtigung,die wäh­­rend der Ferien etwa nothwendigen Neuwahlen anordnen zu dür­­fen.(Zustimung.) »Prvatgesuche werden eingereicht von Anton M­olnär, Exanus Orbán Gabriel Värady,Ladislaus Tepa und Binzens Babes. Die Gesuche werden dem Petitionsausschusse zugewiesen szent Babesinterpellikt den Finanzministerin Anges­­egenh­it der zur Vertheilung der Grenzwälder einesetztennms­missionen,welche hohe Gehälter­ beziehen tegy nicht versehen. Die werden, al­s Adam Lázár richtet an den Unterrichtsminister die In­­terpellation, ob er Kenntniß davon habe, daß an der Hermann­­städter Rechtsakademie als­­ Interrichtssprache nicht die obligate ungarische, sondern die derige bewüst wird ? Wenn er Kennt­­niß davon hat, welche Verfügungen gedenkt er zu treffen, damit dem Weber abgeholfen werde ? Ferner richtet er an den Minister des Innern die Frage, warum das längst versprochene Gefeß­t zur Regelung der Sani­­tätsangelegenheiten no­ nicht eingebracht worden it? Stefan Majoros urgirt eine vor einiger Zeit von ihm an den Unterrichtsminister eingereichte Sterpellation. Koloman Radó als Referent der Wirthschaftskommission legt den Bericht über das Budget des Hauses für den Monat Sinterpellation mitd dem Tinn­er zugestellt August vor. Die Summe beträgt 2/6016 fl, worin auch das bekent. Zinspauschale im Betrage von 179,200 fl. ent­alter it. Nach längerer Debatte wird das Budget bewilligt. Die beantragte Berbefferung der Rentisation des Abgeord­­netenhauses wird auf V­orschlag der Wirtschaftskommission vorder­­hand vertagt, da das neue System fig­no nit bewährt hat und die Kosten sich auf 21.000 fl. belaufen. 3 Ministerpräsident Bittó überreicht die sanktionirtn Ber­see, betreffend: die rumänischen Bahnanschlüsse, den Ausbau der Temeswar-Dorfovaer Bahn, die Modifikation der a­le Hetel bek der Waagthalbahn und der N­aab-Oedenburg-Ebenfur­­er Bahn. Die Gehege werden promulgirt. Weiteres im Morgenblatte. 55 Jahren gestorben. Stadler war in den 50er Jahren Kommis­­i fär der damals bestandenen E. £. österreichischen Polizei, wurde er dann bei Grrichtung der Kommunalpolizei in den 60er Jahren zum Vizestadthauptmann für die Innere und Leopoldstadt er­wählt, in welcher Eigenschaft er ununterbrocen bis au seinem heute er­­­olgten Tode fungirte. Die hauptstädtische Polizei verliert an ihm jedenfalls eine gediegene Kraft, obwohl er schon seit längerer Zeit tränklich und hierurch in seinem Berufe vielfach gehindert war. (Au­f dem Grabe Kaspar Bernät’s)wurde Mes stern um 5 Uhr Nachmittags bei strömendem Regen von den­ alten Freunden und Bekannten des Verstorbenen ein Grabstein aufge­­­­stellt und mit Blumen bekränzt.Das Denkmal ist eine PyrasmidizTs« aus grauem Marmor,welche an der einen Fläche eine eingelegtee Leyer und Feder au­s weißem Marmor zeigt und dem Veinertzigerf« Herrn Binzeanablonovsky zum Lobe gereicht.Im Namen des « erschienenen Publikums sprach Alexanderdegedüs einen­ Se­­­­gensspruch und hielt dann unter dem nächsten Obdach,unterwels,­­des man sich vor dem Regen zurückzog, eine kurze Gedächtnisrede auf Bernát Gazfi, den P­hilosophen, der die Dinge der Welt von der Höhe seiner Lebensweisheit herab betrachtete und seine Wahr­­heiten nur deshalb in das bizarre Gewand des Humor kleidete, damit sie leichter Eingang finden in die Gemiüther. Dankend müs­­sen wir hier der für den Reichstagsabgeordneten Stefan Mar joros in Deputirtenkreisen veranstalteten Sammlung erwähnen, welche 50 fl. ertrug, sowie der Bemühungen der Advokaten Franz Krajesis und Emerich Seber, denen das Zustandekommen dieses pietätvollen Denkmals zu verdanken ist. 3 (Eisenbahnunfall) Ein mit Heiler Haut davon gekommener Baffagier berichtet im, Egyetértés": Auf der Bei Miskolczer Staatsbahn bracten heute gegen 4 Uhr Nachm. auf dem an 4 ° hohen Damme z­wischen der Kapolnaer und Ludajer Station Sleaper und Schienen unter dem von Miskolcz kommenden Per­­sonenzuge ein, auf­­ welchem der Landeskommandirende Baron Edelsheim Gyulai sich befand. CS hätte das größte Unglüc­k ge­schehen können, in wenn die Lokomotive noch einen Augenblick sich weiterbewegt hätte, so tamen wir mit dem bloßen Schrecen da­­von. 68 ist gut, daß der Unfall si an dieser Stelle ereignete, denn nur einige Schritte weiter ist eine Brüde, die schon lange mit Einsturz droht. Von Seite der Staatsbahn-Direktion kommt uns soeben über diesen Unfall folgende Mittheilung zu : Am 31. Juli I. 3. ist der von Misfolcz nag Budapest ge­­i Personenzug Nr. 3,­­welcher um 6 Uhr 50 Minuten in­udapest einzutreffen hat, zwischen Kápolna und Ludas mit Ausz­uahm­e des legten Waggons entgleist. In Folge dieser Entgleisung wurde sofort ein Hilfszu­g""an den Ort des Unfalls abgeben gemacht,mit welchem die Passagiere um 9 Uhr 30 Mio.Abends in Budapest eintrafen. Die Passagiere und das beim Zug in Dienst befindlich Personal blieben völlig unversehrt.Die Bahn wird bis­ Nachmittag fahrbar gemacht und bis dahin haben die Pass bei den Personen-­und gemischten Zügen umzusteigen. strenge Untersuchung ist schon im Zuge. Budapest,1.August.1874. Die Di Zum Preßprozgeffe Thuröczy­rella) Wie die „Preßb. 3ta." vernimmt. B Substitut Dr. Preißler gegen die Entf? gerichts die Nulitätsbeschwerde eingereicht. (Entdecte PBetroleumgquel Särofer Ho­ter im Kad­elburger Komitat it ho Grund benannt — die Dorfleute haben ihn ,egi feld" "ruft, — in welchem Gase entströmen, die das Candvolt anzuzünden und an dem Feuer Kufuruzkolben und Kartoffeln zu braten pflegt. Man glaubte, es sei dies Schwefel-Hydrogengas, wie in Bazna ; neuere, EN Untersuchungen haben jedoch herausgestellt, daß hier eine Petro­­leumquelle sich befinde. Ein Kapitalist aus der Moldau hat, wie „Sgyeterts" berichtet, den Grund von den Eigenthümern käuflich 2 an sich gebracht. —­­(Mord und Todtschlag.)Die­,Agr.8tg.«me­ldet:­­Am­ 22.Juli hieltJr­cbro Petricius deomarovce die Fohlende Sj Linhart Romcs an,weil sie auf seinem Hafer weideten.Deshalb entstand zwischen Beiden ein Hader,der damit endete,daßmero Petrics den Ranic s tödtete. Die Brüder Maksim und Georg Petrovics aus Budince geriet­en am Felde wegen der Hauswirth­­schaft mit ihrem Vater in Zwist.Im Zorn lief Maksim nachhause nahm aus seiner Kammer eine Pistole und feuerte sie auf de­m Vaterlos.Nach dieser That kehrte er wieder auf das Feld..­» zurück,erschoß daselbst den Bruder Georg und verwundete schwer­· das Weib desselben. .» Felegr.Yepesåthftystes Yeflergedyd. » Wien, 1. August. Heute wurde der internationale Sanie­tätskongreß geschlossen,Sektionschef des Auswärtigen Amtes, der Hausordnung die ,- » , - 3 « —«-—« «·"« m — |) Der Rothe und der Schwarze. Geheimnisse eines Hotels. ‚Erzählt von Max v. Schlägel, I. Doctor juris $d­e Cafés. Der „Goldene Engel” zählte nicht zu den Gasthöfen eriten Ranges. Er war in den Neifebüchern mit feinem Stern vorge­­merkt, denn über seine Güte waren die Meinungen getheilt, und seine Preise waren die höchsten in Berlin. Auch durch besondere eleganz oder gesuchte Lage zeichnete der­ „Goldene Engel“ sie nicht aus. Er lag in einer nicht sehr breiten G Seitenstraße, die sonst unberührt blieb von dem regen Leben, welches wenige Schritte entfernt durch eine der Hauptverkehrsadern der Hauptstadt fluthete. Aeußerlich hatte der „Goldene Engel” nichts was ihn von den andern Berliner Gasthöfen zweiten Ranges und dritten Ranges unterschied. Seine jede Stockwert hohe, mit glänzend grauer Derfarbe bemalte Front ward zu beiden Seiten begrenzt durch gleich hohe aber weniger sauber gehaltene Häuser mit geschmätzten Firmen und gardinenlosen Erdgeschoßfenstern, an deren unteren Scheiben grüne Drahtgesch­nste jeden neugierigen Blick in das Innere der Komptoirs verhinderten. Vei dem Thor des Hotels ragten auf gußeisernen Säulen zwei Laternen, von denen des Abends gewöhnlich nur eine einzige angezündet wurde. Der Name des Hotels verbarg sich fast hinter der Staffatur des Thorbogens, und man sah ihn exit, wenn man dicht davor stand. Dessen ungeachtet war der „Goldene Engel“ bekannter als irgend ein anderer Gasthof Berlins. Obwohl er durch seine stile Lage sich besonders zum Aufenthalt für fremde Familien geeignet hätte, so geviethen solche doch nur selten, und dann auch nur der Zufall dahin. Der Hauptbestandtheil der Gäste des „Goldenen Engels“ bildeten reiche Ausländer, welche ‚nach Berlin ‘gekommen waren, um sich zu zerstönen; Berühmtheiten vom Theater, Sport­männer, russische Eisenbahnunternehmer und bie und da ein wohlhabender Offizier in Urlaub oder ein Edel­­mann aus der Provinz. Auf die Lebemänner aus allen Schichten von Berlin übte der „Goldene Engel“ eine unleugbare Anziehungs­­kraft. Man war immer sicher, dort eine Bühnenkapazität oder­­ irgend­eine andere interessante Persönlichkeit bei Tische, und nach Tische eine Heine Spielgesellschaft zu finden, die mit Anstand zu ‚verlieren mußte. 683 war Abend. Die brennende Laterne des Portals warf ihren fladernden Schein auf den zerfließenden Novemberschnee, der je und da durch Schwarzglänzende Asphaltstellen unterbrochen­urde. Große nasse Fläden fielen unaufhörlich darauf, um nach­urzer Zeit wieder zu zerfließen. Vor dem Hotel hielt ein Mieterwagen. Mürrisch stieg der Kutscher vom Bad, eine dröhnende Glode,hallte duch’s Haus und ein kräftiger hübscher Mann mit blondem Bart und etwas ver­­kommenem Gesichtsausbruch, den die silberne Borte an der Müse als Portier kennzeichnete, öffnete den Wagenschlag. Ein Mann mit langsamen, vornehmen Bewegungen stieg herr­aus. Er war in einen sehr rostbaren Pelz gehüllt und trug eine glänzend schwarze Nitrahhanmüse. Schwarz und glänzend waren an die nach Gelehrtenart am Hinterkopf herabgelämmten Haare und die Scharfen beobachtenden Augen des Mannes. Seine Gestalt war hog und schlank; seine Gesichtsfarbe bräunlich gelb, als stamme er aus einem südlichen Lande. Bereits hatten sich einige Kellner dienstbefliffen um den Ankömmling gedrängt, auch der Wirth stand schon im Portal und machte eine achtungsvolle Verbeugung. Der Fremde schien in dem kleinen runden, sich rasch bewe­­genden Manne mit­ dem glattrafb­ten rothen Gesicht, der mehr abwärts hängenden abd gebogenen Nase, den süßlich lächelnden Lippen, und den von den Knieen etwas aus märtegebogenen Beinen, auf den ersten Blick den Eigenthümer des „Goldenen Engels" erkannt zu haben. Er wendete sich zu demselben, nachdem er mit einer Handbe­wegung die Dienstfertigkeit der Leute, die sich seines Gepäcks bemächtigen wollten, abgelehnt hatte. „Vor Allem muß ich missen, ob ich hier bleiben kann", sagte er im sangsamen, aber richtigen Deutsch, dessen Betonung nur leise den Ausländer verriete: „ich habe sechs Zimmer nöthig für mir und eines für den Kammerdiener, den ich hier annehmen werde: 34 beabsichtige m­ehrere Monate hier zu bleiben und unwünsche die Zimmer im ersten Stoc.” Der Wirth zum „Goldenen Engel” schaute mit einer Weber­­talhung, die zu verbergen sein süßliches Lächeln nicht ausreichte, zu dem Antömmling empor, der allein eine halbe Gtage bewohnen­­ wollte und mit dem ruhigen Ton eines aus Befehlen gemahnten Fürsten sprach. Der Wirth verbeugte sich so tief, daßs die birgenden Diaz­mantk­öpfe an seiner Brust sich in die Falten des Spigenjabots verbargen und die weiße Weste mit den grünseidenen Trans­parents leiße m­isterte vor Gegebenheit ; dann lispelte er : „Die Gemächer stehen zur Verfügung.“ Darauf bat er mit einer Handbewegung um Entschuldigung, daß er vorausgehe und stieg die Treppe empor. Der Angekommene folgte langsam, ohne nur mit einem Bild­ch um das Schicksal seines umfangreichen Gigenthums zu beftimmern. Die Ankunft des geheimnißvollen Fremden, der ohne einen einzigen Diener reifte, und bei, trug dem er, nach den Ga­fetten zu kommen und längst entschwundene Stunden dämmerten empor seiner Koffer zu fliegen, eben über das Weltmeer kam, und den­­noch feinen Blick der Neugier hatte für Alles, was ihn umgab, mußte selbst unter der roh blasitten Bevölkerung eines großen Hotels Aufsehen erregen. Selbst der Wirth „Zum goldenen Engel“, einer der gemwiegtesten Menschenfenner der Hauptstadt, blieb, nachdem er von dem Fremden mit freundlichem Schweigen entlassen worden war, sinnend auf dem teppichbelegten Korridor des ersten Stocks stehen, bis ihn die nach den sechs Zimmern des Fremden begin­­nende Koffermanderung aus seinen Vermuthungen machte. Mit einer Haft, die ihm seinen Untergebenen gegenüber sonst fremd war, griff Gießer nag dem amtlichen Meldezettel, als ihn der Oberfellner, von der Hand des Fremden ausgefüllt, aus dessen Salons herunterbrachte. Etwas wie Enttäuschung und Bes­cchämung glitt über das vothglänzende Antlit des Wirthes — auf dem Zettel stand deutlich und ohne jede weitere Hieroglyphe, aus der man sich etwa einen indischen Fürsten- oder englischen General­­­titel hätte zusammenlegen können : „Doctor juris Zofe Cafos, Brasilien.“ Aber Gießer’s Antlit heiterte sich wieder auf. „Man bediene den Herrn mit besonderer Aufmerksamkeit,“ befahl er. Herr Anton Gießer war nämlich nach wenigen Sekunden des Nachdenkens zu der Mederzeugung gekommen, daß man, sehr mächtig, sehr reich oder sehr berühmt sein müsse, um einen so einfachen Titel zu führen, welcher häufig als eine Lizenz für nicht ganz tadelfreie Wäsche und schiefgetretene Abräte angesehen wird. Dann begab sich Gießerchen, wie er von seinen Freunden und Bekannten genannt ward, in seine Bildersalons. Diese beiden Heinen Säle im Er­dgeschoß waren die uerk­­würdigsten Räume des Hauses; sozusagen, Gießerchen’S Photographie: Album. Die Wände waren von oben bis unten förmlich bedeckt mit Bildnissen von berühmten Bärten, welche hier gemahnt hatten. Man begegnete da manchem bekannten Namen und Gesicht, zum Theil wo aus Zeiten, da die Welt noch nichts von ihnen gemaßt. Aber man fand auch Bilder, auf denen die Photographie mit aller Treue jeden der­­ zahlreichen Orden des Befigers wiedergegeben hatte Die Dedikationen unter allen bildeten eine nicht ganz unwerthlose Autographensammlung und die Phantasie Hatte den freiesten Spielraum, den tieferen Gründen nachzusinden, melche dieser bekannten Finanzgröße, jener durch ihre­ Abenteuer und ihren Mark berühmten Dame, diese liebensunwürdigen Worte der Anerken­­nung und Erinnerung für Dießerchen diktirt hatten, der, wie Nie­mand sich verbarg und Niemand leugnete, vielleicht er selber nicht — der gefälligste Schusse von der Welt war. Etwas von den Geistern der Vergangenheit schien über ihn im rothen Glanz seines Angesichts,als Gießerchen in diesens Räu­men weilte. Ganz leise trat er auf,als fürchte er hier das Lächeln von jenem schönen Mun­d zu freuden, der einst Alles bezauberte ; dort, als graue ihm davor, die Badegeister zu riechen, die in diesen dunklen Augen drohten. Wechselnd war der Gesichtsausbruch, mit welchem Gießer die Ruhmeshalle seiner Däfte durchwandelte. est lächelte er sü, wie beim Anblick der zwanzig Koffer des brasilianischen Doktor Juris; dann verzogen sich feine Lippen unmerklich zum Spott; da wieder fladerten die Heinen zwinternden Augen Häßlich auf, denn vor seinem Geist entrollte sich eine lange unbezahlte Rechnung. Doch bag dauerte nur einen Augenblick, dann nahmen seine Züge einen großmüthig vergebenden Ausbruch an, und Yeife murmelte er vor sich hin: „Himmel! mal gibt es doch für fehlechte Menschen !“­­ Gießerchen liebte es zuweilen,sich vor sich selber für die gutmüthigste Seele auszugeben,die von den Menschen entsetzl sch­ viel zu leiden habe; und in der That begegneten sich in seiner Natur so viele Gegenzüge; — großmüthige Handlungen mediselten in seinem Leben so oft mit den allergemöhnlichsten Gaunereien, daß er von den Einen für einen Ehrenmann erklärt, von den 7 Anderen wieder auf das gründlichste verachtet wurde. Eben jebt , stand er vor dem Porträt eines jungen Mannes, in welcher mit feinem hübischen militärischen Gesicht mit den muntern Mugen und dem aufgedrehten Schnurrbart, sowie den Militärmedaillen auf seiner Brust einem ganz andern Stande angehören mußte, als die Mehrzahl der ihn Umgebenden. Auch die Dedikationsverse unter dem Bilde stimmten wenig zu den mehr oder minder werk­vollen Autographen ringsum. Zu dem heiter blasirten Worten derselben und dem übermüthigen Gesichtsausdruch des Bildes pakten auch die jeden Namenszüge der Unterschrift: „Lulius von Altenbahn.“ Die Dedilation selbst war neuesten Datums, Gießerchen schien das Bild Anlak zu ernstem Nachdenken zu geben ; sinnend stand er davor. Da hörte er dicht hinter sich Leichte Schritte, und als er sich umsah, blichte er in das gelbliche Auge mit der brasilianischen Suristen. Gießerchen,der dem geprelltesten seiner Gäste mit größter Unbefangenheit ins Antlitz lächelte,fühlte sich unbehaglich gegen­­über diesem schwarzen,kalten,forschend Blick,diesem unbeweg­e«­lichen Gesicht,dessen Alter schwer zu errathen war.Aber gewohn­­­heitsgemäß zogen sich seine­ Lippen zu ihrem süßen Lächeln zusammen,und mit einer Verbeugung trat er zurück und sagte, indem er auf die Bilder mies: ‚Man hat aug ala Wirth seine erhebenden Erinnerungen, Herr Doktor!” (Fortlegung folgt.) N .­­ » "4­78, \

Next