Pester Lloyd, Februar 1875 (Jahrgang 22, nr. 26-48)
EN ° (Einzelne Nummern 5 Er. in allen Verschleißlokalen.) DREIER ER wie he EEE NEAR EE SL VET Ete] Ren = Ernst Holläniskt — nach „M. Bolit." — bereits vor geraumer Zeit aufgefordert worden, die Würde eines Obergespand des Eisenburger Komitat zu übernehmen und hat si nunmehr hiezu auch bereit erklärt. == Der kirchenpolitische Ausschuß hielt — wie bereits in Kürze gemeldet — am Samstag Abends eine Situng, in welcher die Berathung des A. Molnar’schen Gefegentwurfes in Sachen der Religionsfreiheit fortgelegt wurde. Bei 5. 7 wurde in der Einleitung eine stylarische Modifikation vorgenommen. Bei Punkt 1 dieses Paragraphen entspann sich eine eingehendere Debatte über die Frage, ob bei der Beschränkung resp. Umgrenzung der Disziplinargewalt außer der körperlichen und der Freiheitestcase auch noch andere Strafmittel als: Geldbußen, Gehaltsabzüge u. dgl. als nicht gestattet ausdrücklich aufzuzählen seien ? Herner, ob es als Verdränkung der persönlicen Freiheit anzusehen sei, wenn ein Geistlicher zeitweilig ins Kloster gefchtet wird ? Schlichlich wurde die Tertirung des Punktes 1 folgendermaßen festgestellt: „Die Konfession kann feine Disziplinarstrafe nie bringen, weder eine körperliche noch eine Freiheitsrate.“ An Biumtt 2 des §. 7 wird no der Grundfaß ausgesprochen werden, daß wegen der freien Ausübung oder Nichtausübung seiner bürgerlichen Rechte gegen Niemanden eine P Disziplinaruntersuchung angestrengt werden könne. Mit der Fertigung dieses Baffus wurde der Neferent betraut. § 8 besagt: Staatsbürger, die in ihren Religionsgrundsachen übereinstimmen können sich in Sachen der kirchlichen Organisation oder des Kultus von ihrer bisherigen Religionsgenossenschaft trennen und eine besondere Kirche bilden. Ueber Antrag Beian’3 wurde der obige hbercränfende Pfaffus „in Sachen der tirhligen Organisation oder Des Kultus‘ weggelassen. Bei $. 9 entspann sich eine längere Debatte und mußte schließlich die endgültige Redaktion desselben auf die nächste Situng verschoben werden. Sin der gestrigen Barteikonferenz des Linien Zentrums wurde beschlossen, einen motivirten Resolutionsantrag, der treffend die Ablehnung der Budgetvorlage, im Hause einzureichen und wird denselben Koloman Tip im Abgeordnetenhause unterbreiten. = Gegen das gewissenlose Borgegen eines Theiles des Advokatenstandes — Schreibt , Rezordet" — werden fortwährend neue Klagen vorgebracht. Auch gegenwärtig sind gegen mehr als Hundert Advokaten Disziplinarsintersuchungen anhängig. Da nun im Laufe des nächsten Monats die Advolutenkammern allenthalben im Lande Konstituirt werden und ihre Wirtsamkeit beginnen sollen, so ist, wie das genannte Blatt erfährt, die Verfügung getroffen worden, daß die dermalen im Zuge ber findlichen Untersuchungen je eher zu Ende geführt, jene Angelegenheiten, bei denen es sich Hb3 um Diziplinarvergehen handelt, behufs Vorkehrung des weiter Nöthigen den Advokatenkammern zugewiesen, diejenigen aber, welche Verlegungen des Strafgefeges involviren, an die Strafgerichte geleitet werden. An Disziplinar-Angelegenheiten wird sonach voraussichtlich bei den Stammern sein Manigel sein, und wenn in Kurzem die ins Leben tritt, wird die Erfahrung zeigen, inwiefern die Disziplinargerichte und dieses Novoatenfammern einiger Bestimmungen dieses Gefegartitels Hingearbeitet werde. Die Fusions-Partei wünscht namentlich die Sonderung der ungarischen Armee von des durch den Reichstag anerkannten Kapitalstheiles schuld, über den die ungarische Legislative und Negierung, die Tilgung neue Advoktenordnung fähig sind, sprechen, welche ihnen im Gesetz zugemieten die Miskolczer Koalitionsbestrebungen haben wir vor Kurzem berichtet. Neuestens ist diedee, eine neue kompakte politische Partei liberalen Charakters zu bilden, wieder aufgenommen worden. Das Aktions-KomitE hat ein Programm verlautbart, auf welches wir gelegentlich zurückkommen und dessen wesentliche Grundzüge wir einstweilen im Nachstehenden flizziren Die Partei will den Gef.-Art. XII derselben zu ‚ermöglichen, und schließlich die Abschaffung dr gemeinsamen Ministerien und lihen Griftenz zu betrachten ; die Verhältnisse zur Erreivornehmlich werden , der Aufgabe 1867 zwar als Grundvertrag respektiven und aldiefe demselben huldigen ; dies fließt jedoch nicht aus, daß auf gefeglichem Wege, tenn auf Modifizirung verfügen hätte, Delegationen als und Zollbündnisses und Abschluß mit friedlichen Mitder gemeinsamen, die Anzicheidung der Staatsgroßen Bieles günstig gestalten würden, ist als die dringendste Aufgabe der Gegenwart die der Staatzu diesem Umwede wird — auch bei Kortbestand der staatsrechtlichen Partei-Unterschiede — die Organisation einer großen, kräftigen, von Partei-Servilismus und nationaler So gleich unabhängigen liberalen Bartei auf folgende (12) frei zu Punkte in das Wartei-Programm aufgenommen: Kündigung des dermaligen Handelsmeldes den Landesinteressen mehr Rechnung trüge ; Errichtung einer nationalen Notenbank und Befreiung des Finanz und Kreditwesens von dem bisherigen Drude und der bisherigen Bevormundung ; Dislozirung der ungarischen Armee im Lande; Uiederlassung des ausschließlichen Verfügungsrechtes über dessen Verpflegung und Stand an den Reichstag und Herabfegung 0.8 Armeestatus; Herstellung des Gleichgewichtes im Staatshaushalte der Einschränkung der Ausgaben, ennen billigeren Steuereintreibungs Modus und einen neuen Kataster ; Herabfegung der Duote zu den gemeinsamen Ausgaben ; Förderung einer richtigen Dezentralisation ; Erweiterung der Gemeinde und Komitatskompetenz; die der letteren, namentlich durch Uebergabe des gesammten Steuer-,olizei-, Unterrichts- und Sanitätswesens; Billige und rasche Rechtspflege ; Reform der Gemwerbegefege, Schuß für den intelligenten und gebildeten Industriellen gegen Dummheit und Schwindel ; Regelung des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche nach den Prinzipien der Gehissensfreiheit und Rechtegleichheit; Autonomie für die Konfessionen bei Wahrung der staatlichen Oberhoheit ; Reform und strenge Durchführung des Volfsschulengefäßes; zeitgemäße Reorganisation des Oberhauses, Reduzirung der Deputirtenanzahl auf Die Hälfte und Entziehung der Diäten für die von den Berathungen ferngebliebenen ; endlich Regelung des Benfionsmesens im Sinne des Patriotismus, Die Benfionisten aus den Zeiten vor 1867 mögen, Mitwen und Waffen ausgenommen, mit einer Abfertigungssumme entlassen werden. Zur Berathung über dieses Programm sind die Wähler auf den 31. Männer zu einer Konferenz eingeladen worden. Ein Telegramm unseres gestrigen Morgenblattes meldet, die Konferenz der Missolezer Deafspartei am 30. v. M. sei „mäßig“ besucht gewesen. Wir erhalten soeben die briefliche Berichtigung, das Wort sei richtig „maffig” (maffenhaft) zu lesen, denn die Betheiligung an der Konferenz sei eine ganz außerordentlich zahlreiche gewefen. Die Konferenz hat unter Anderem beschlossen demnachst eine große Generalversammlung der Bartei einzuberufenzu welcher auch die beiden Abgeordneten Horváth und Dálnofy eingeladen werden, persönlich zu erscheinen, damit die Bartei ihnen erkläre, daß sie im Besitz des unerschütterten Vertrauers ihrer Wähler feist Wie dringend nothwendig eine Mefornt des Ehrrechtes nicht nur in Deutschland, sondern auch bei uns ist, bereisen unter Anderem einige Fälle, welche Ichierer Zeit in Abgeordneten und juristischen Kreisen abhaftes Aufsehen erregt haben. .. Közérdet" erzählt dieselben in folgender Weise: Eine Unitarierin wollte sich hier in Budapest mit einem Katholiten verehelichen. Die Geistlichen sämmtlicher christlichen Konfessionen weigerten sich jedoc, den Ghebuns zu schließen, weil die eine der Parteien an das Dogma von der bis. Dreifaltigkeit nicht glaube, und sonach nicht als Christ betrachtet werden könne. Die Parteien wandten sich nach Siebenbürgen, von wo sie die Antwort erhielten, daß sie dort nur dann getraut werden können, wenn eine der Parteien ihr Domizil für einige Wochen dahin verlege. Schließlich gelang es imdeß, die DBedenten des hauptstädtischen reformirten Geistligen zu zerstreuen und sagte derselbe die Trauung zu. In einem anderen Falle wollten katholische und protestantische Varteien heirathen, die im zweiten Grade miteinander verwandt waren. Das betreffende Konsistorium verweigerte nun die Dispensation aus dem Grunde, weil es nicht im Interesse der fatholiigen Kirche liege, der Schließung gemischter Ehen D Vortchub zu leisten. Nachdem ohne eine solche Dispensation Die Verchelchung vom fathobiigen Standpunkt aus als ungültig angesehen wird, und die Zivilbehörde nur dem protestantischen Theile die Dispensation existeien kann, bleibt nicht Anderes übrig, als daß Eines der beiden Verlobten zur Religion des Anderen überteete Dieser Tage machte die Entscheidung eines fen. Gerichtshofes von sich reden, in welchem die in der Schweiz geschlossene Bivilehe eines protestantischen ungarischen Staatsbürgers auf Grund der Bestimmung des Patentes Sofer II. als legal anerkannt wurde, der zufolge im Auslande geschlossene Ehen ungarischer Protestanten, wenn sie den dortigen Gelegen entsprechen, auch in Ungarn als rechtgiftig anzusehen sind. Gänzlich, abweichend hievon fiel die Entscheidung eines anderen Gerichtshofes aus, nach welcher die in Oesterreich zwischen einem Israeliten und einer Christin geschlossene Zivilehe als ungiftigeklärt wurde und die aus dieser Ehe stammenden Rinder Dager als unehelich einer sehr bedeutenden Erbtschaft verlustig gingen. Diese verwirrten Rechtsverhältnisse verursachten in zahlreichen Familien große Verbitterung. Insbesondere in Siebenbürgen ist die Abweichung zwischer den Cherechten der verschiedenen Konfessionen so groß, daß es dort kaum zwei gemischte Chen gibt, die nicht auf der einen Basis nicht als giftig und auf der anderen nicht als ungiftig bezeichnet werden konnten. = Minister Trefort hat Exemplare der zwei ersten Liejungen der vom Unterrichtsministerium herausgegebenen „Uns tehamungsbilder” sämmtlichen Kirchen-Oberbehörden mit einem Rundschreiben zugesandt, in welchem dieselben erfuhrt werden, dieses vorzügliche Hilfsmittel für den Anschauungsunterricht in den ee Aufsicht unterstehenden Schüler nach Möglichkeit zu verzeiten. = Die jüngst eingetroffenen rufsischen Blätter theilen den Budget:Voranschlan des ruffisten Jahr 1875 mit. Demnach beziffern sich die gesammten Einnahmen auf 559.361.193 Rubel, die gesammten Ausgaben auf 556.195.410 Aubel, und beträgt sonach der Nebelschuh 3.255.783 Hubel. Von den Einnahmen sind zu erwähnen : Direkte Steuern und Grundsteuer 116,139.000 Rubel, aus der Handelsgerechtigkeit 15,337.000 Rubel. Indirekte Steuern : Einkommen nach geistigen Getränken 186,185.000, Salz, Tabat, Ruderrüben 25,994.000, Bollgefälle 54,538.000, Stempel 9,292.000, Grundentlastung 5,592.000, Bergwerkfeuer 3,359.000, Münze 4,729.000, Bolt und Telegraphen 14,816.000, Ginsommen aus den Staatsdomänen 29,028.000, verschiedene Einnahmen 52,062.000 Rubel. Der Kaufasus bringt 6,948.000, Turkestan 2,509.000 Rubel. Von den Ausgaben sind zu erwähnen : Staatsschulden, Zinsen und Tilgung :8,634.000, Zahlungen für Eisenbahn-Obligationen 28,276.000, höhere staatliche Einrichtungen (Reichsrath, Senat, kaiserliche Kanzlei) 1,33.000, heilige Synode 9,615.000, Ministerium des Kaiserlichen Hauses 8,580.000, Auswärtiges Ministerium 2,674.000, Heer 175,049.00, Marine 25,106.000, Finanzen 69,031.600, Ministerium zur Vernwaltung des staatlichen Besites 19,726 600, Ministerium des Innern 51,445.600, Kultus und Unterricht 14,620.000, Kommunikation 17,598.000, Sustiz 12,000.000, Rechnungshof 2,097.000, Verwaltung translaufafischer Länder 6,727.000, Steuerrüdstänne 4,09.000, Beriehrsausgaben, außerordentliche Ausgaben 27,054.000 Nubkcl. 5 = In Angelegenheit der Nefrutirungs-Flüchtlinge hat das Bürgermeisteramt aus Anlaß eines konkreten Falles gegen den Beschluß des Dfner Königlichen Gerichtshofes reflamirt, welchem zufolge untauglich befundene Nefrutirungs-Flüchtlinge an das zuständige Bezirksgericht zur Aburtheilung übergeben wurden. In Beantwortungdieser Nelamation wurde einvernehmlich mit der königlichen Tafel seitens des königlich ungarischen Landesversheidigungs-Ministers dem hauptstädtischen Diagistrate die Mittheilung gemacht, daß in Gemäßheit der Bestimmungen des Mehrgefäßes allerdings der Diner fönigliche Gerichtshof in berlei Fällen die kompetente Gerichtsstelle sei, und daß derselbe hievon auch bereits verständigt worden ist. CS werden demnach in Hinkunft die Strafgerichtlichen Verhandlungen der als untauglich befundenen Rekrutivungs-Flüchtlinge dem Ober königlichen Gerichtshöfe und nicht dem Bezirksgerichte zugewiesen werden, der st Ueber um überflüssig. Bis sich das wärnste gemünscht. ALS unmstößliche Vostulate ist. Sicherstellung eines neuen, zu entderk éz Fer en Free a nn segátés sz » « Präsident Béla Perczel eröffnet die Sigung des Abgeordnetenhauses um 10 Uhr. Als Schriftführer fungiren: Szeniczey, Bugter, HUBA b. Bedthy. » Aus dem Reichstage. Auf den Minister lautents:Bitti,GhyczU,Szapäry-Pauker,Wenckbeitti,Zichy,Trofort,Szende, Pejacsevics. Das Protokoll der letzten Sitzung wird verlesen und authentizirt.Präsident meldet,das Gesuch der Stadt Trencsinum Kolomisirmg derk Bukowinaer Magyarett in Ungarn,ferner das Gesuch des Wieselburger Konkitats um Erhaltung der Kapelle,welche an der Stelle errichtekt wurde,wo man die ungarische skrmie auffand.Er überreicht schließlich das Verzeichniß der bisher nicht erledigten Interpellation em Gesetzentwürfe 2c. »thzenzBabes reicht das Gesuch mehrerer Grekkzbetwohner ein»,um Schutz gegen Ungesetzlichkeiten,welche anläßlich einer Stuhlrichterwahl gegen sie begangen worde » Die Gesuche werden im Personsausschusssaktgewiesen. Atxton Molnär legt als Referent des Petitionsaussschusses die 61.Liste der Petitionen zur Drucklegung vor. Es«folgt die Tagesordnung.Zur Budget-Generaldebatte nimmt zuerst das Wort Granelchior Lö«11yay. Deliquus und die Galerien sind wieder dicht besetzt,doch herrscht nicht die gehörige Ruhe,als Redner das Wort nimmt. Nach einer kurzen Schilderung der Lage,welche wohl er etst" aber durchaus nicht hoffnungslos sei,weist Redner darauf hin, daß er berseits im Jahre 1867 die in der Finanzpolitik zu folgenden Prinzipien in großen Zügen vorgezeichnet habe,welche noch heute von Jedermann betont werd. Wenn die Rückkehr aus den jetzigen finanziellen Wirten erfolgen solle,müsse man vor szlllem anstreben ein Normalbudget zuschaffen,welches der Steuerkraft des Landes angemessen ist und die von aller Welt betonte Sparsamkeit endlich einmal bethängert. Redner erötzt dabei die Prinzipien,welche beidcheststellung des Budgets maßgebend sein müssen.Mit dem Bestreben binnen ZHZZJ alzceit das Gleichgewicht im Staatshaushalte leernstellen, müssen die zur Hebung der Steuerkraft dochm des nothwendigen Maßnahmen Hand in Hand gehen. «Ein großer Fehler war es,daß im Jahre 1848»bei der Konftixtierung der Ministerien das französische Portefemllesystem acceptut wurde,ohne das praktische englische System zu beachten,wplches dem Premier auf die Finanzpolitik großen Einfluß wahrt. Eur ebensolcher Fehler sei die Art und Weise,wie das Budget im Hause verhaindelt wird,wobei es z.B.im Jahre 1870 vorkam, daß das Ausgabenpräliminare durch Anträge einzelner Abgeordneter um mehr als eine Million erhöht wurde, während man als Prinzip einen anzunehmen. Beruhigung votiver, wenn Diemenl und BE. un en is in tele führen werden. Diese Beruhigung müsse man auch steuerzahlenden Bolfe bieten, die des Sleihgemichts im Staatshaushalte für zur Herstellun nothunwendig hält. Er führt ziffermäßig an, wieviel binnen 3 Jahren bei jeden einzelnen Ressort, bei Jung zu ersparen wäre, berührt die Reform: Nach einer kurzen Polemik»gegen 1Meticz weist Redster auf England hin, wo nach ihm degen finanziellen Krisen und nach bürdung der Steuerträger, wo jedem Zweige der Staatsverwalter Steuern überhaupt, besonders der Grundsteuer und bespricht eingehend die Vertheile, welche uns aus der zwidmäßiger Revision des Zoll- und Handelsvertrages erwarfen könnten, durch stetige, unermüdliche Arbeit die verlornen Kapitalien rasch wieder gewonnen wurden ; ebenso iei dies gegenwärtig in Frankreich in bewunderungswürdiger Weise der Fall. Hierauf betont er die Nothwendigkeit, dieses Kreditwesen zu regeln und zu emanzipiren. Die endlte Lösung der Bankfrage sei dringend nothwendig. Er sei sein Freund des Bankmonopols, body halte er unter den gegenwärtigen Verhältnissen auch das System der Bankfreiheit für ungeeignet und wündigt eine Lösung, welche der Erstarkung des Kredits und den Interessen des Landes am ehesten entspricht. Nach einer Baufe von wenigen Minuten, welche der Präsident hierauf eintreten läßt, wird das vom Schriftführer des Oberhauses Baron Julius Nyáry überkragte Nuntium über die Annahme des Gefebentwurfes betreff3 der Steuerfreiheit der Neubauten in Budapest übernommen. Nım nimmt Graf Lönyay seine Mode wieder auf. Kleine siche Maßregeln — sagt er — seien erfolglos, nur energische Thatkraft können helfen. Er geht nun daran, seine Prinzipien über die innere Bolitit darzulegen. Auch er münscht Verlängerung der Sessionsperiode und Verminderung der Abgeordneten. Ebenso nothwendig wie die Parlamentsreform sei auch die Reform der Administration und die Koalition der zwei großen Reichstagsparteien, um dem Lande aufzuhelfen ; denn nur eine starke, zielbewußte Negierung, auf eine kompatte Majorität gestüßt, könne eine wirtliche Besseiung herbeiführen. Nebner schließt seine an vielen Stellen beifällig aufgenommene Nede, melde nur im Morgenblatte vollinhaltlich mittheilen, mit den Worten: „Videant consules, ne quid res publica detrimentum capiat.” (Lebhafte Zustimmung.) Um halb 1 Uhr nimmt Handelsminister Georg Battal 5 das Wort, ; ; Seine formvollendete , mit großer Kraft und Wirkung vorgetragene Nede werden wir im Morgenblatt dem Wortlaut nach mittheilen. Hier wollen wir nur erwähnen, daß dieselbe nach einer kurzen Polemit gegen Sennyey den Beweis zu führen sucht, daß nicht die Negierung, nicht die Majorität allein, sondern das gerammte Parlament an den begangenen Fehlern theilhaben. Alle Welt forderte Eisenbahnen,Gerichtshöfe,Schulen und heute klagt man über die schweren Lasten,an welchen die Majorität allein schuld wäre. Man forderte Energie, gute Administration, rasche Justiz und Doch lege man alldem Hindernisse in den Weg. Sowie man radikale Verlerung fordere, müsse man auf radikale Medikamente gutheißen. Die ichtigkeit der Revision des LZol- und Handelsvertrags wird ausführlich behandelt und darauf hingewiesen, daß die ab Hälften der Monarchie entsprechende Lösung ein wird. Betreffs des Defizits bringt Meiner seine positiven Vorschläge vor und weist nach, dab nur die vom Finanzminister vorgeschlagenen Mittel angewendet werden können. Mehrere Redner haben die Bewilligung der neuen Steuern von der Versicherung abhängig gemacht, ob dadurch auch das angestrebte Ziel erreicht wird, während gerade umgekehrt die Erreichung dieses Ziele von der Bewilligung vor neuen Steuern abhängt. Wenn diese votirt werden, dann wird das ernste Bestreben der Nation, das vorhandene Defizit durch Opfer zu tilgen, viel zur Wiederherstellung unseres Kredits im Aulande beitragen. Redner schließt und gibt dem minister einen hershaften a. Handschlag, darauf lebhafter von der Denk- Bartel. Baron Paul Sennyey nimmt hierauf das Wort zu einer persönlichen Bemerkung, welche wir ebenfalls im Morgenblatte wörtlich nachtragen. in seinr nächsten Nachbarschaft sitzenden Finanztxk Applaus se j «·Minister Bartak replizirt mit wenigen Worten,worauf die Sitzung umY Uhr geschlossen wird. Viegzenetacversskmntkung des gsudapester—sz Advofatenvereins. S—1. Präsident Raúl Horváth eröffnete geitern Abends um 6 Uhr die diesjährige Generalversammlung des hiesigen Advofatenvereins mit einer kfurzen Ansprache. Dem Jahresberichte, ER als verlosen betrachtet wurde, entnehmen wir Nadebended : Ein ange hebt der Bericht die Verdienste hervor,welches sich derer ein um das Zustandekommen der neuen Advokaten.Der Zyklus von drei, vier Jahren Grönnte an nur für den Fall er durch einen sostematischen Redner entwickelt nun eingehed die Weiferung angestrebt als Basis wurde, der Verechnung die Erhöhung mit der That auch zum dem Plan die feine Vorschläge, ohne welche auch nur nach plögliche Ueber EN - möglich unter stürmischem , Beifalle der Microvität " ".««TM..JJ""I;W·«""’"TI-;TITI;EZE-JIEIJIHJFMAWI«".·INT.TZ5LWL«LFJW"·"7."·«j·."«.."««" x 7 = ze .« Ein Ehehandschramm. Roman in vier Theilen von Franz v. Nemmersdorf. Erster Theil. (7. Fortlegung.) 4. Der Berfndher, Otto Freiherr v. Ronneburg, lautete die Aufschrift von Leopold’s zweitem Briefe. Der Prostbote brachte denselben an die bestimmte Aoresse, ein ruinenhaftes Haus, dessen Antwurf längst schon abgefallen von den Mauern. Der Eingang dazu befand sich in einem engen, finstern und feuchten Gäßchen, die Fenster der Hauptfronte gingen auf einen kleinen Kanal. Auf den Obdenriß wurde zwar die Thür nicht geöffnet, allein e3 erschien an einem Senfter des zweiten Stockes der Kopf eines herenartigen Weibes. Gleich nachher senzte sich ein Körbchen an einem Bindfaden hinab, es empfing die Geisfel und flieg damit wieder in die Höhe. Einstweilen befand sich nun das Dokument in Lyra. Angela’s Bermahnung. Der Miether jener Frau empfing viele Briefe und schrieb deren unzählige. Lepterer war seine einzige sichtbare Beschäftigung. Wer war der Mann mit dem guten deutschen Namen ? was trieb er? vor Allem wovon lebte er? — lauter Räthsel, die niemand, auch Otto’3 nächste Bekannte nicht zu lösen vermochten. Nux so viel ließ sich mit Sicherheit behaupten, in Otto’3 Kaffe herrsschte abwechselnd Ebbe und Fluth. Zur Zeit der ersteren entlehnte er kleine Summen, zur Zeit der legteren gab er dieselben gerissenhaft zurück. Dasselbe System des Borgend und Zahlens beobachtete er au mit seiner Hausfrau, in seiner Garküce, in seinem Gafé ; deshalb besaß er einen gemilsen Kredit in den Spelunfen, welche er gewöhnlich besuchte. Am Ganzen war Lyra Angela mit ihrem Miethemanne wohl zufrieden. Er vernachlässigte niemals den artigen Gruß und ein freundliches Wort, so oft sie zusammentrafen, was übrigens Selten geschah. Meistens schlief er lang in den Tag hinein,machte dann eine hastige Toilette und verließ das Haus,um sich zu später Nachtoder früher Morgenstunde geräuschlos mit seinem Hausschlüssel wieder einzulassen. Sämmtliche Schätze Otto’s lagen sowohl der Neugierde seiner Hausfrau,als deren Fingern zugänglich,nur eine große Truhe hielt er ängstlich versperrt.Zuweilen kam es auch vor,daß Otto,während er sich daheim befand,den Riegel auf einer Thür vorschob und hartnäckig jeden Einlaß verweigerte.n.Angela witterte Geheimnisse,aber alle Mittel,dieselben zu durchdringenblieben erfolglos. Um die Mittagszeit traf Leopold’s Brief ein, Lgra. Angela einzudringen, allein der Riegel war vor, er mangelte sogar das Schlüffeloh zum Spähen. In Venedig liebt man Geheimnisse, die argwöhnische Bolität der uralten aristokratischen Negierung, die eifersüchtige Bewachung von Frauen und Mädchen, deren großer Lebensangel dochtet, die Liebe blieb, Schärften die Erfindungsgabe und schufen die Häuser mit gesonderten Treppen, sowie verstecten Eingängen, versuchte bei Otto Südens über die vermag nicht länger auf die Lagune zu blicken, die demanten blitt. Otto hörte sie nicht, er stand am Fenster. Sein Beginnen mußte einem etwaigen Zuschauer feltsam dürfen. Er stedte verschiedene Signale auf, diese fanden Griederung gegenüber. Endlich war die Mittheilung vollständig, die durch Zeichensprache Verfehrenden hatten sich verstanden. Otto verließ nun das Fenster und rüstete sich zum Ausgehen. Wer die feuchte, kalte und unmirthliche Höhle gab, welche der junge Mann bewohnte, konnte sich nicht wundern, daß er in derselben nur sein Lager suchte, ein Heimmiesen bot sie ihm nicht. Des Tages über sonnte sich Otto auf den freien Pläßen träge mie eine Eidechse, wie ein Lazzaroni Neapels, ein Nicoletto oder Gastellano Benedigs. Gab er seine Sonne, dann blies er sich in die blauen Hände und Tief spazieren, um sic zu erwärmen. Das eigentliche Leben und die geheimnißvolle Thätigkeit Otto’3 begann exit des Abends mit den Gasflammen. Erst im heimlichen Café baute Otto auf, dort schrieb er seine vielen Briefe, traf gelegentlich einen Bekannten oder flüsterte auch mit problematischen Gestalten, die sich ihm flüchtig näherten, um wieder zu verschwinden. Heute lachte der tiefblaue Himmel des Zagunenstadt. Als Dito aus den übelriechenden engen Gassen hinaus auf die sonnige Riva trat, dehnte es ihm mehlig die Brust. Er genoß die Föstliche Luft, so weih uns und, wie der Ruß eines Meibes. Er freute sich der gligernden Lagune mit den flinten Schifflein , die schwarze Gondel, das hochgelbe Lateinsegel der Fischerboote, die mit den grünen Gartenfrüchten von Chioggio beladenen Barren belebten die Wasserstraße. Zwischen den Masten der Kauffahrer, den Schloten der Dampfriffe dur glitten an die unzähligen Fahrzeuge der Lagune. Aus bläulichen Fluthen tauchten traumhafte Inseln auf herrliche Konturen der Baumeife alter Meister zeichneten sich in der reinen Atmosphäre ab, die immergrünen Sträucher hoben sieebendig vom fehmärzlichen Mauerwerk, das blendende Weiß des Sarrara- Meeres und die grelle rothe Tünde der Bacsteinbauten mischten ihre Farbentöne und volle gesättigte Bild. Auf der Riva mogt das rasch pulficende Bolfsleben des Südens zumeilen v»offenbart, stets heiter. Die historische graue Straßentaube der alten Dogenstadt mit dem glänzend grün und purpurn schillernden Gefieder an der Kehle, die Möve, dies Mittelding von Vogel und Fisch, Schwimmen im Wether. Otto schaufelt sich auf einem Strohstuhle mit roh gezimmerten Füßen, er schlürft den bräunlich trüben, diden Aufguß der arabischen Bohne, mit dem die Bewohner der Lagune ihr abgespanntes Nervensystem aufzurütteln pflegen, er raucht ein grauenhaftes Kraut dazu und ist glühlicher als — ein König ! Er fragt sich alles Ernstes, ob seine Vorfahren ehrliche deutsche Edelleute auf eigener Hufe in Ehren lebend, so gut davan gemesen seien, wie er, der heimatlose Bettler, der Mann mit dem dunteln Geschide. Höher steigt die Sonne am Horizont, wärmt stärker das Blut in den Adern des Mannes, goldig flimmert die Luft. Otto 63 besteht eine unbestimmte Vermuthung, daß Otto ehedem eine Uhr beseffen, wenn dem so war, haben sich die Männer mit den Habichtsnasen derselben längst bemächtigt. Als Chronometer dient ihm nur das leuchtende Tagesgesiirn oder die Thurmuhr an Eingänge der Mercerien. Gewöhnlich ist es auch sehr gleichgiltig, wie und wo er seine nußlosen Tage verträumt ; — heute hat er eine Bestellung einen Zmed. Die Sonne steht jeit über der eleganten Dogana, über den prachtvollen Kuppeln der Saluteno eine Stunde, dann erlisch sie im Meere. Verstummt sind zwar auf dem Gampanile von San Marco die Trettiera , die Marangana, welche in den Tagen des Glanzes die Patrizier in den großen Dark beriefen; allein dem gemeinen Zeitmaße dient das funstvolle Werk, dessen Mechanismus alle fünf Minuten eine neue Zahl emportreibt. Ungern nur entreißt sich Otto seinem meichen, süßen Nichtsthun ; — wozu Streben ? wozu selbst lieben ? man läßt sich einfach leben im Sonnenlande. Wenn die Sonne immer fehiene — mäßig warm, goldig, heiter wie im Winter, niemals glühend, ausdörrend, versengend ; wenn es gar feine Wolfen gäbe, feinen Nebel, feinen Frost, dann ‚führten sie alle das Dasein einer Soildflöte. Nachläsfig Schlendert Otto dahin am Strande der Sklaven. Er ist gut gewachsen, krästig gebaut, feine Züge sind regelmäßig ; er wäre hübsch zu nennen, wenn er nicht die häßliche Brille trüge über den Augen , wenn nicht diese selbst einen starren, tiefen, unz angenehmen Blick wiesen und in ihnen die Iris mit der Pupille gleichsam ineinander flösfe. Selbst die unschöne graue ständig die ebenmäßigen Formen. Ohne Eile, ohne den heißen Drang des Liebenden verfolgte Otto seinen Weg; manches kleine Schauspiel am Rande desselben hielt ihn auf. Er schaute auf dem Blab dem Füttern der Tauben zu, er tändelte mit den Kafireh alten und klassisch hopfigen Blumenmädchen der neuen Profuration, bliie in das merkwürdig dumme Dide gutmüthige Gesicht eines jungen Prudels auf dem Arme des den fleinen Hemd feilbietenden Vagabunden und taufte sich Caramel, die er wandernd verzehrte. Einmal den Mariusplag mit feinen Befichfungen hinter si), geht es rascher durch die engen Gaffen, nur von einzelnen Kirchen mit spärlichem freien Raum um dieselben unterbrochen. Heraustretend auf den meiten Campo San Stefano, den zweitgroßen Blat Benedigs, eersäumte Otto nicht, einen alten Thorbogen zu betrachten, über den ein steinernes Wappenschild fs erhebt. Im goldenen Felde die drei verstümmelten schmarzen Amseln, das uralte heraldische Zeichen der Bartecipazio. Hoch und düster steht der Balast Hinter dem Hofraum. In dem meiten Gebäude lebt nur ein einsames Mädchen, Gräfin Adriana, die reichste Erbin Venedigs. Kein Band, seine Verbindung führte von der Fürstlichen Frau hinüber zu dem Abenteuerer, er fannte sie, wie jeder die Sonne rennt, sie rannte ihn nicht, für sie stand Dito v. Ronneburg vollständig im Dunkeln. Der junge Mann schmiedete keine Plane,dazu war er"zu stumpf,zuträgt,erseufzteblos. Er dachte der hohen Erscheinung,die er zuweilen,diek""« nngliche Stirn von stolzem Brillantdi dm überragt,aus der Fern«er in der Cenice bewunderte unnd seufzte wieder.Sein Loos führte in andere Regionen und ihm fiel eine von Adriana grundverschiedene Geliebte zu. Mit solchen Gedanken, ohne daß irgend eine Thatkraft in ihm erwachte, ohne daß eine Auflehnung gegen das Geihht in ihm aufdämmerte, überstieg er die Gifenbrüche des großen Kanals der Riga Flaminia des alten Benedigs. Bald erreichte er die sonnigen Werften am südwestlichen Ende der Stadt, an denen selbst heute noch zahlreiche Seehfahrer des Ostens landen. RER Otto hatte, nachdem er die zweite Brüche der Zattere überschritten,einen langen,freien Raum vor sich,wie er selten ist in·« deanselstadL Der Mastenmald im breiten Kanale Der Giudecca, die Schmale Insel, selbst jenseits die Häusereinöffnung im Norden, manch alter Valast mit dem Steinharfen geziert durch die Kleinen Löwen, sich darunter mischend, boten einen heiteren Anblick. Außer Hunden, Seeleuten und Kindermädchen fanden ich indessen feine Wanderer auf der Schönen Promenade. Leicht vermochte sich daher Otto’s Blik auf eine Gruppe zu hetten. Ein Knabe sprang in der warmen Sonne, hinter ihm kam ein junges Mädchen, ein zweites Kind an der Hand führend. Das hübsche Gesicht des Mädchens, über das ein Gifthand gezogen schien, färbte und rundete sich, die Augen strahlten Liebe Louise und Dito hielten einander gegenüber. »Ich muß Dich heute Abends sprechen««,murmelte sie hastig zwischen den Zähnen. Er war es zufrieden, er nichte. Mehr konnten sie sich nicht mittheilen, wegen der lauernden Rinder mit dem Hugen scharfen Ausdruck, der an die Züge eines Fuchses oder eines Gichhörnchens gemahnte, E83 sang den Kleinen Spionen zwar, Dank ihrer eigenen Trägheit und der vorzüglichen Lehrmethode ihrer unwohlfeilen Gouvernante, deutsch vollkommen botofuchisch, allein sie verstanden umso besser dies und das zusammenzureimen. „Ausgezeichnetes Wetter heute, wünsche einen angenehmen Spaziergang, Fräulein“, sagte nun Dito in italienischer Sprache, grüßte wieder und entfernte sich. „Diez ist Dein Freund“, plapperte die Kleine Alice. „Nur mein Bekannter”, ermiderte Louise schnell erschrocen über die elastische Tragweite des Begriffes „Freund“ in Italien. Rodolfo zuhte die Schultern und sein spöttisch verzogenes Rindergesicht drücke aus, „mich betrügt man nicht !" „Ich schlag, Dir einen Handel vor", wandte er sich an die Erzieherin, „wir schweigen gegen die Mama von Deinem — Freunde und Du gibst uns dafür drei Tage seinen Unterricht. Beide Theile waren es zufrieden. (Fortlesung folgt.) Rodenrade entstellte nicht von Otto v. Ronneburg grüßte Louise Forstner. _ ae « 498 jSE 7 § SE