Pester Lloyd - Abendblatt, April 1875 (Jahrgang 22, nr. 73-98)

1875-04-01 / nr. 73

b R Hz — . . ABENDBL Von En arena SZA _ sen ATT DES PESTER (Einzelne Nummern : Budapest,1.April. sz Anläglich der Reise Sr. Majestät nach Venedig erhalten wir aus Wien, von seinem unserer gewöhnligen Korrespondenten, ‚die nachfolgenden Reisen, deren Inhalt, trog der vorfigtigen Fassung, doch für Jedermann verständlich sein dürfte. Das Schreiben, welches wir ohne jede weitere Bemerkung wiedergeben, " lautet : Wien, 31. März. Der Auszug nag Triest und Venedig hat begonnen, die Minister sind heute fort und Se. Majestät reist morgen­abends ab. Wie die hiesigen Sonrnare seit Wochen alle Gerüchte und Nachrichten bezüglich dieser Reife mitzutheilen sich beeilten, so werden sie nun mit der Schilderung der Thatsahen selbst das Publikum in Xthem erhalten. Aber ein Umstand it aufgefallen­­, dab nämlich über die Initiative dieses italienischen Besuches und über die Stimmung, welche derselbe in einigen bie­­sigen Kreisen hervorrief, die öffentlichen Blätter ein so rastvolles­­ G Stillschmeigen festzuhalten in der Lage waren. Anfangs­­ sollte der Besuch in Turin erfolgen, damit derselbe gleichsam nur dem König von Sardinien gelte. Der Gedanke wurde maßgebenden Ortes zurücgewiesen. Die Schwierigkeiten des Besuches in Rom sind allbekannt, daher endlich Venedig ge­­wählt wurde. Die hiesige Aristokratie schauderte förmlich zusammen bei der Erinnerung an den­ einstigen Diktator Manin, dessen An­­denken Venedig dieser Tage huldigte und gab offen der Ansicht Ausdruch, dar die „Hand der Versöhnung” diesmal über das geftedte Ziel Hinausreiche, wenn der Monarch den lärmenden Demonstrationen Derjenigen entgegengehe, die als seine Unterthanen seine Zuneigung nicht verdienten. In anderen Kreisen affeftirte man — von dem nämlichen Hintergedanken geleitet, nur mit anderer Taktik — die Befürchtung, daß, nachdem die­ Bene­tianer unter der seligen Negierung sehr vernachlässigt werden und in materieller Hinsicht thatsächlich der frü­heren österreichischen Ber maltung, den Vorzug geben, diese Huldigungen fir unseren Mon­­archen so weit gehen könnten, daß sie gleichsam als Gegendemon­­stration dem Könige Italiens gegenüber erscheinen dürften. Allein auch diese Befürchtungen konnten in den allerhöchsten Kreisen nicht durchdringen, obgleich auch von Seite militärischer Würdenträger die Wahl Genuas lieber gesehen worden wäre. So viel ist gewiß, dab Graf A­ndrasiy, dem man die Befürwortung Venedigs zuschreiben will (uns wurde seinerzeit berichtet, Se. Majestät selber habe sic) für Venedig entschieden. D. Ned.), deshalb in­ den hiesigen Salons manche Vorwürfe erfahren muß und weitere Angriffe — ,welche natürlich auf die innern hochadeligen Kreise beschränkt blei­­­ben — nicht auf sich warten lassen werden. Die Diplomaten des Auslandes verhalten ss in der ganzen Affaire — schweigend, == Der gestern angekündigte Artikel des „Ellener“ gegen den „Better 2Loyd“ ist heute erschienen , indessen it es nur der kleinere Theil des Artikels, der sich direkt auf unser Blatt bezieht. Her: Esernätonyg bemerkt, er wolle über die „sonderbaren Evolutionen” des „Beter Lloyd" nicht mehr sagen, weil ihm , Hon" bereits zuvor­­gekommen und weil er derzeit nicht „scharf“ sein wolle. „Man mußte sich füglich betroffen fühlen — schreibt ,, Ellener" — wenn man den Geist in den Artikeln des „Weiter Lloyd“, ins­­besondere jenen in dem legten Sonntagsartikel gemacht wurde, wel­­cer als ein, direkt auf Vernichtung der gesunden Parteibildung abzielender Versuch erscheint, als ob umm­er geehrter Kollege die Glücseligkeit der Fleischtöpfe Egyptens, des Monopols der Macht, zuwidersehnte, wahrscheinlich im der Vorauslegung, daß nun mehr auch das linke Zentrum nichts mehr dagegen haben würde, da es ja selber aug im Genisse stünde Wir daufen sehr, mir mögen nichts davon. Wir haben die Neugestaltung der Parteien nicht um der Theilnahme an der Macht­ willen gewünscht, sondern deshalb. Damit eine ersprießliche Thä­­tigkeit des parlamentarischen Organismus des Selfgovernem­ent er­­möglicht werde. Und es ist in der That ein Räthiel, daß der „Beiter Lloyd“, der mit uns energisch und ausdauernd für die ersehnte Gestaltung gekämpft hat, fest, wo der Erfolg er­­rungen ist, eine Schwenkung macht und hofft, Baron Paul Sennyey werde mit der Organisirung der Opposition innehalten und binnen Kurzem zur­­ Regierungspartei zurückkehren. Wenn dies nicht die unsidlichste Berif­fflage in einem Manne gegen­­über, der — wie wir dies schon zum Defteren ausgesprochen haben und auch heute wiederholen — dem Parlamentaris­­m­u­s Ungarns einen wirklichen patriotischen Dienst erwiesen hat, als er männlich daran ging, in loyaler Weise die n­üchterne O­pposition zu schaffen, dam­­it die Hoffnung des „Reiter Lloyd“ die größte politische Unreife oder B Verschlagenheit, welche sich ein verständiges Blatt jemals zu Schulden kommen ließ. Wil er denn ohne Opposition mitthichaften ? Oder gedenkt er auch mit einer Opposition auszulangen, welche verlautbart, sie betrete insolange nicht die Basis des vermaligen Regierungssystens, als dieses besteht? Oder glaubt er etwa an die Nähe des Millenniums, wo das ultramontane Schaf mit dem­­ „Unabhängigkeits“-Fuchse bei den Schalmeienflängen ihres Hirten, der Fiberalen Bartei, in einer Hürde behaglich neben einander lagern werden ?" Nein, an die Nähe dieses „Frrebensmillenniums”, wo das „ultramontane Schaf“ mit dem „Unabhängigkeits- Suchs“ unter den Schalmeienklängen der Liberalen Partei behaglich nebeneinander lagern werden, glauben wir nicht, aber wir halten auch nicht glei „Ellendr" den Baron Sennyey (den „Ellendr“ fomisch genug gegen unsere „unfeiid­­liche Persiflage" in Schug nehmen zu müssen glaubt) und dessen Anhänger für u­ltramontane Schafe", sondern für sehr vernünftige, sehr aufge Härte und d­urchaus nich­t ultramontane Leute, die ganz gut mit der Liberalen Partei gehen konnten, ohne daß legtere deshalb an ihren Prinzipien ein Opfer bringen müßte. Dagegen möchten wir allerdings für einige Zeit „ohne Opposition mitt­ichaften”, wenn Dies mög­­li wäre und, da es nicht möglich ist, mindestens die Stärke dieser Opposition auf das allergeringste Maß redu­­ziren, nit weil wir uns nach den „egyptischen Sleifch­­töpfen des Machtmonopols" zurückrehnen, die wir höchsteng mit dem fusionsten linken Bentenun zu theilen geneigt wären, sondern weil wir enölig einmal eine gewisse Sta­­bilität in der Regierung und — da wir eine parla­­mentarisch N­esserung wollen — auch eine stabile große Majorität wünschen, die uns davor bewahrt, mit jedem jungen Jahr, „sobald die ersten­ Lerchen fehwirren", eine Ministerkrise zu haben, weil wir politisch, materiell und sozial zugrunde gehen und uns selber aus der Neihe der europäischen Kulturstaaten ausschließen, wenn wir uns no länger mit­ der bisherigen miserablen Verwaltung, mit der perennirenden Finanznoth forttristen ohne Zivil-, ohne Straf-, ohne Handels-, ohne Wechsel- und ohne ein Dugend anderer Geießbücher, die möglichst rasch und möglichst aus Einem Gusse geschaffen werden müs­­sen und Die wir Haben in­­­ieser Beziehung während der jüngsten Jahre genug traurige Erfahrungen gemacht — nie und nimmer zu Stande kommen, wenn der Regierung, die alles dies im Verein mit der Legislative zu Schaffen hätte, eine ansehnliche Opposition gegenüber steht, die zunächst — es liegt das in der menschlichen Natur — darauf bedacht ist, die Gegenpartei zu besiegen und in der Handhabung der Negierungsge­walt „abzulösen". Sind einmal die tlaffendsten Jüden ausgefüllt, sind nur erst europäische Institutionen bei uns überhaupt vorhanden, wird es sich um die Reform, um die­ Weiterentwiclung handeln, dann können und sollen sich die Parteien je nach ihren Ansichten über Maß, Nichtung und Tempo bieser Ent­wicklung sondern; das Land wird dann wenigstens „uns ter Dach” sein und den Ausgang dieses nothmendigen und heilsamen Kampfes ohne Schaden abwarten künnen. Heute ist das leider nicht der Fall und daraus wird sich bei einiger Unbefangenheit unter Wunsch nach möglichster Verei­­nigung aller wahrhaft patriotischen und gebildeten Elemente auch ohne die Anfinuation egoisti­ger, auf die Mono­­polisirung der Macht gerichteter Intentionen zur Genüge erklären lassen. Zum Schlusse nur noch ein Wort. „Ellendr" sagt, er wolle nicht „Scharf“ sein, Ausdrücke, wie „unfeiidliche Persiflage", „politische Unreife und Verschlagenheit u. s. w. gehören also nach der Terminologie unseres ge­­ehrten Kollegen nicht zu den „Scharfen". Es stehen ihm offenbar nochh schärfere zu Gebote und es ist pure Groß­­muth, wenn er davon seinen Gebrauch magt. Nun denn, wir bitten ihn freundlichst, sich durchaus feinen Zwang anzuthun ; wir werden auf jeden Klog, den er nns vor­­zulegen für gut erachten sollte, den entsprechenden Keil zu finden wissen ! = Die liberale Partei hält heute Nachmittags 6 Uhr eine Konferenz.­­ . Aus dem Reichstage­ eröffnet die Situng um 10 . Das Abgeordnetenhaus nahm heute seine regelmäßige Thätigkeit wieder auf. Die Abgeordneten waren nicht sehr zahlreich erschienen. Ghyczy P­räsident Koloman Als Schriftführer fungiren: Szeniczey, Hußär und Beöthy. ME ; Minister fauteuils: Szell, Tiba, Berczel, Spende Auf den Teerort, Präsident meldet folgende­ Einläufe am: Die Petition des Heveser Komitats, um Kreizung eines Geheges zur Sicherung der Religionsfreiheit ; — des Udvarheliyer Stuhles, um Kolonisi­­rung der Bufominaer Magyaren in Ungarn ; — das Ansuchen des Arader königl. Gerichtshofes, um Auslieferung des Abgeordneten Bopovics-Dejeanu. P­räsident meldet ferner, daß der Minister des Innern Koloman Tiba sein Mandat als Abgeordneter, des 1. Bezirkes der Stadt Debreczin eingereiht habe. (Lebhafte Elfenrufe) Des­­gleichen der Finanzminister Koloman Széll sein Mandat als Ab­­geordneter des St. Gottharder Bezirkes (Elfen) und der Justizminister Béla P­erczel als Abgeordneter von Bonyhád. (Elfenrufe.) Die Wahlprotokolle werden dem ständigen Berifikationsaus­­schuffe zugewiesen. Der Abgeordnete Johann Zoltán wrd als, definitiv verifiziert erklärt, dem Abgeordneten Uler. Mednyän$fy wird auf sein Anfuchen ein sechs wöchentlicher Urlaub bewilligt. Die von den Abgeordneten Dr.Julius­ Csáky,Franz Pulßky und Vinzenz Babes eingereichten Gesuche werden dem Petitionsausschusse zugewiesen. Finanzminister Koloman Szöll überreicht drei Gesetzent­­würfe und zwar betreffs der ur"Erhaltung der Vajda-Hunyader Burg votirten Summex betres der Umrenung der im Verzeh­­rungssteuer-Gesetzentwürfe vorkommenden aße und Gewichte nach dem Metersystem;ferner eine Vorlage betreffend die Umgestaltung der bei der Wein-und Fleis-Verzehrungssteuer vorkommenden Maße und Gewichte nach demetersystem. Was die Reihenfolge der­ vom Hause in Verhandlung zu in rk betrifft, macht der Finanzminiister folgen­­en Vorschlag : , Nachdem der für heute auf die Tagesordnung geseßte Gejäß­­entwurf betreffs der Pensionirung der BVolfsschullehrer erledigt sein wird, soll das Haus, vor Allem folgende vier kleine Geieß­­entw­ürfe in Verhandlung ziehen, welche längst vorgelegt worden sind, u. zw. betreffs der Lizenzen für ausländische Talentsorten, be­­treffs der Punzirung, betreffs der Stempelgebühren für Börsen­­und Schiedsgerichts- Urtheile und betreffs der Startifuh­rung des 1874er Ansehens. Diese Vorlagen würden hoffentlich nicht allzu lange Zeit in Anspruch nehmen ; dann sollten die auf die Steuererhöhung bezüg­­lichen Entwürfe an die Reihe kommen und zwar in nachstehender Ordnung: 1. die Eisenbahn- und Dampfschifffahrt-Transportsteuer ; 2. die Stempel- und Gebührensteuer; 3. die Haussteuer;­ 4. die Jagd- und Jagdge­wehrsteuer; 5. die Dienstboten-, Spiel, Wagen-, Neitpferdsteuer ; 6. Die Kapitalszing- und Rentensteuer; 7. Die Steuer der zur öffentlichen Rechnunglegung verpflichteten Gesellschaften ; 8. die Wein und Pleiich-Verzehrungssteuer und in Verbindung damit der heute eingereichte Entwurf zur Umrechnung der Maße und Gemischte; 9. die Bergsteuer; 10. die Erwerbsteuer. Redner bittet, angesichts der hohen Wichtigkeit dieser Vorla­­gen, dieselben sofort nach Erledigung des Lehrerpensions-Gejebes in der angeführten Reihenfolge in Verhandlung zu ziehen. (Zur Stimmung.) Sonar Helfy wünschte, daß die Verhandlung der Steuer­­vorlagen erst am nächsten Montag beginne, damit den Abgeord­er­ten wenigstens ein Tag zum Studium bleibe. Minister des Innern Koloman Zita ermidert, daß Diese Vorlagen längst an die Abgeordneten vertheilt wurden und daß ja vor den Steuergelegen vier kleinere Gelegentwürfe zur Verhand­­lung gelangen. Präsident macht darauf aufmerksam,daß am Samstag ohnehin Petitionen zur Verhandlung gelangen­ und einige Nach­­mahlen­­ für ihrere Kommissionen vorgenommen werden müssen. as Reihenfolge der Agenden. Folgt die Tagesordnung, auf welcher die Verhand­­lung des Gefegentwurfes betreffs dv pensionirung Rolfs ihnllehrer steht. Referent Aladár Molnár erklärt, daß er über diesen aus acceptirt die vom Finanzminister vorgeschlagene worden ist, nicht meitlang liegende Gefeg entwurf tt als zu betrachten. Dort it wohl von der Rede, praktisch zur Ausführung gebracht it sie aber nicht, er im Falle der Invalidität oder wenn andere herbeigeführte Ursachen ihn am Ermerbe hindern, fein fristen können. Die Basis, fol, wurde von Fachmännern geprüft und diese haben sie wichtig erklärt. Das Haus möge demnach­h Basis der Spezialdebatte annehmen. Unterrichtsminister Trefort empfiehlt den zur Annahme, da er eine Lüde Gegenstand, welcher bereits von allen Seiten beleuchtet und erörtert sein wolle. Der zur Berathung vor­­eine Ergänzung des Volksschulgefeges erforgung der Lehrer die­sem soll nun abgeholfen werden. Der Lehrer hat seine Sicherheit, daß nicht durch ihn N­eben werde auf welcher diese Pensionirung fe­ür den Geießentwurf als (Alseitiger Kuna Beifall ) ejegentwurf des Schulgeieges auszufüllen be­­rufen ist und der dringenden Nothlage des Lehrstandes einigermaßen abhilft. (Zustimmung.) Anton Zichy, melcher ein Separatvotum eingereicht hat, begnügt sich nicht mit der Vorlage des Unterrichtsausschusses, denn er will nicht nur durch die in Aussicht genommene die Zukunft der Lehrer sichern, sondern auch die gegenwärtige Stel­­lung derselben duch Regelung ihrer Bezüge festigen. Die nur günstig, da muß nach N­edners Ansicht finieren Minimalfälle, welche Klarheit angestrebt werden. Dem­ensionirung­erhält­­nisse sind wohl für eine allgemeine Erhöhung der Gepreiseheiter zumindest über die der Vensionirung zur Basis­­ dienen, entsprechend hat Nedner die Vorlage umgearbeitet und unter Anderm auch die Bestimmung aufgenommen, daß die Minimalfäge nicht nur für die Lehrer an konfessionellen Schulen gel­ Kl­t. Szathmáry begrüßt mit Freuden diesen Gefeh­­l Lehrer ver­­bessern werde. Den Ansichten Zichy’s kann Medner ich nicht Julius Sch­warcz illustrier die Nothlage des Lehrerstandes der Daten aus dem ministeriellen­­­erichte über den Stand des Boltsschulwesens, aus welchem hervorgehe, daß nahezu 3000 Lehrer es nun gerecht, jene . Nachdem Redner so darauf hingewiesen hatte, daß man auf sozialem Wege dahin mir­­ten m­üste, diese Unebenheiten auszugleichen, erklärte er sich für den Gelegentwurf, um dessen Schaffung Molnár fig große Verdienste Et­ertenggi und Ignaz Helfy erklären sic in kurzen Worten ebenfalls für die Vorlage, welche einstimmig kaum 100 fl. jährliches Einkommen haben. Sei von Seren 15 fl. Beitrag zu verlangen ? erworben. (Zustimmung.) Ferdinand S­ze zur Basis, der Spezialdebatte angenommen wird. ‚In der Spezialdebatte wurde der Gelegentwurf, von einigen stylistischen Mo­difikationen, hächste Sigung : Morgen 10 Uhr Vormittags­­entwurf, welcher wenigstens zum Theil das %o8 der „Die unterfertigten Delegirten der bestandenen zwei großen politischen Parteien des Eisenburger Komitats sind dem von ihren Parteien ihnen ertheilten Mandate gemäß zusammengetreten und ersuchen im Sinne der getroffenen Vereinbarung die Mitglieder der beiden ehemaligen Parteien, behufs definitiver Duchführung der Fusion und Konstituirung der liberalen Partei am 4. April 1. 3, Nachmittags 7 Uhr, im­ großen Saale des Komitatshauses zu einer Konferenz erscheinen zu wollen. Steinamanger, 31. März 1875. Anton Lafy, Klemens Granft, Stefan §­o. Tr­dBossy, Ignaz Mépöly, Kram Pillic, Eugen Nagy.“ den Staatsschulen, sondern auch an­ten sollen, anschließen. « der Wie dem , B. N.“ aus A[fó-Kubin telegraphirt wird, hat die gestern dort stattgefundene, sehr besuchte Generalversammlung des Arpaer Komitatsausschusses der Regierung ihr ungetheiltes Vertrauen und ihre Unterstügung votirt und in diesem Sinne eine Anresse an das Ministerium beschlossen. (Nach einem Telegramm des „Son“ war nur der Abgeordnete Árpád KRubinyi diesem Beschluß nicht beigetreten.) RER · Der 31. März war überhaupt ein ereignißreicher Tag, insoferne an demselben mehrere Parteiversammlungen, so namentlich in Keczel, Spolyfag, Gr.-Kanizsa, S.-A.-Uihely, stattfanden, " über welche bereits telegraphische Berichte vorliegen. · Die Konferenz der Wähler des Keczeler Wahlbezirkes at, wie dem , Ellener" telegraphirt wird, der Negierung und dem bgeordneten Michael Földváry unbedingtes Vertrauen votirt. Mit der Uebergabe des Protokoll 3 wurde eine Deputation betraut. Demselben DBlatte geht aus Sp­olyjag die telegraphische Meldung zu, die Deát-Partei des Komitats habe in einer, über PEN des Komittats-Obergespans am 31. v. M. abgehaltenen Inferenz das Anerbieten der bereits als liberale Partei konstituir­­ten ehemaligen Linien, sich zu vereinigen, über Antrag des Abgeord­­neten Johann Baczolay zurückgeriesen. Die Wahlbürger des Groß-Kanizjaer Wahl­­bezirkes haben gestern sich als liberale Partei konstituirt und an die Negierung eine Vertrauensadresse gerichtet. An Anton &sengery, der bekamntlich Abgeordneter dieses Bezirkes, wurde ein Telegramm gesandt, worin ihm das Vorgefallene mitgetheilt und der Wunsch ausgedrüct wird, auch auf dem künfzigen Reichs­­tage durch ihn vertreten zu werden. Bon Groß-Kanizsa wird nächstens eine Deputation hier eintreffen, um Csengery im Namen seiner Wähler um die Annahme der Kandidation zu ersuchen. Ueber die Vorgänge in Sätor-Alja-Ujhely melden die telegraphischen Meldungen von­einander ab, so daß, um ein Eares Bild zu gewinnen, man erst die ausführlicheren Berichte wird abwarten müssen. Wir lassen hier die Mittheilungen der­ verschie­­denen Blätter folgen: 8 ts „M. Bolu­tta" schreibt: Im Zempliner Komitat haben — wie wir telegraphisch erfahren — am 31. März in 5.­A.-újbely somwohl die Deal-Partei als die Linie zum Behuf der P­arteifusion Bersamm­lungen abgehalten. An beiden wurde die Nothwendigkeit der Fusion disfutirt. Doch erhielt weder in der einen, noch in der anderen die Fusionsidee die Majorität und führten also in dieser Hinsicht bis Konferenzen nur insofern zu einem Resultat, als die Fusion in der Minorität blieb. Egyetértés és I. Újság" theilen nachstehende zwei Ter­legramme mit: ; \ · . Die Linke des Zempliner Komitats hat ihrer heutigen Parteiversammlung,auf der Basis ihrer Prinzipien verharrend,die Fusion verworfen.Der Präsident dankte ab,die Partei hat sich jedoch sofort auf’s neue konstituirt­­en II. Die Fusion hat auch in der Partei-Konferenz der Besten Schiffbruch gelitten; der größere Theil konstituirt sich als Sexigey- Partei. Die Versuche zur Bildung der Negierungspartei dauern fort. Diese Versuche scheinen denn auch durchgegriffen zu haben, wie aus einem offenbar späteren Telegramm, das , Hon" und "PB 9taple" Bringen, zu ersehen tt und also lautet: s· »,,ätoraljastijhely,131.März.InsZempliner Komitat hat am heutigen Tag die,,liberale Partei'· unter Theilnahme de­s größten Theiles d­er gewesenen Komitatslinken und Rechten sich­ev­nstrtuirt und die Absendung einer Vertrauensadresse an die Regierung beschlossen.“­­ In Tab fand, wie uns von dort geschrieben wird, am 30. v. M. eine Konferenz der dortigen Linien statt, in welcher unter begeisterten Essens auf die Regierung und speziell auf Mini­­ster Koloman­ipa der Beschluß gefaßt wurde, sich der liberalen Regierungspartei anzuschließen. Aus Steinamanger geht uns der nachstehende Auf­f­ruf zur Veröffentlichung zu: : je abgesehen unverändert angenommen.­­. »k- Ein Eheb­andsdra Noman in vier Theilen von Franz v. Nemmersdorf, Zweiter Theil. (39. Fortlegung.) In den feu­erartig Fühlen, halbdunklen Mittelsaal eintretend, Pi sah Otto von einem Divan das erst vor Kurzem erblichte bunte Dramafitleid sich entgegenschimmern. Heloise überschüttete Otto mit einem Schwall herausfordern­­der Vorwürfe. Er stotterte ungefhicte Entschuldigungen und war froh, in Sicherheit auf dem Divan zu landen. Hierauf trank er mit Behagen den ihm angebotenen Madeira und m­abberte Bis­­enit dazu. „Haben Sie jest viele Bekannte in Venedig ?” fragte Otto endlich im Laufe des Gespräche: „D ja, Dr. Vodio, Bankier Fiorento besuchen mich oft und dann ce petit Camille !“ Mit eigenthümlicher Mischung von Geringsrägung und foz v­on Lächeln sprac) Heloise , ce petit Camille“ aus. Otto erhielt dadurch eine Erleuchtung,es fiel ihm ein,daß der„Hußar lichtblonde Haare habe,und weil die Farbenthal­en keineswegs häufig ist,wurde ihm der Schluß auf den Man­n in der Gondel leicht. »Sehen Sie Gräfin da Mosta auch zuweilen?««fragte ermt­­schuldig— «I,,Nein!"«ruft’Heloise unw­illig. » Mittlerweile forschen die Augen der Dame unnwillig auf dem Gesichte des jungen Mannes, ob er aus Absicht oder aus Dumm­­en­ gefehlt habe. Sie entdecken das letere. Unheilversündend funfelten ihre Augen. Heloise dachte, ein ann müsse behandelt werden wie ein Pferd, glei im Anfange uß man ihn brechen, ihm den Seren zeigen und er empört sic­h e­ mehr gegen die Fumdige Hand. Heloise hatte nicht Die niedliche Hutmädchenbildung, welche andere Damen befähigt ein wenig zu malen, ein wenig zu singen, die Nachbarschaft auf dem Klavier x Verzweiflung zu flimpern und das Wissen in homöopathischen Ellen zu jehladen. Sie kannte nur Eine Beschäftigung für eine Frau — Liebe.­­ Eamille sollte eifersüchtig werden — die Furcht, seine Ge­ebte zu verlieren, mußte die Furcht vor seiner Mutter über­ Rauben — Heloise war fest entschlossen, ihren vorsichtigen­ Verehrer "zu — kompromittiven. . «"Otto begriff nur,daß wieder eine Frau mehr in ihn ver­­­lieht.sei. Die Augen regten ihn mächtig auf. .»Sind Sie mit«Ihrem Weir­e fertig?«­ : „Da“, antwortete er. „Dann kommen Sie mit mir in den Garten, Sie sollen mich schaufeln.” Eine weiche, volle Schulter lehnte sich auf den Arm des Mannes, heißer Athem streifte ihn und mirre­­ Loden berührten seine Stirn. So 309 Heloije Dito mit sich fort bis zu einer großen russischen Schaukel Sie setzte sich auf das wagrecht zwischen starken Seiten hän­­­gende Brett und bedurfte es einer ziemlichen Anstrengung,die Schaukel in Bewegung zu seßen. Otto b­at, was sie von ihm forderte, bis er feuchte. „En avant!" rief die Dame, mit einem scherzhaften Fächer­­schlag, der duchh die Luft niederlaufend einen breiten rothen Streif auf DOtto’s Hand zurückließ. Er feste fort, bis seine Kraft gebrochen war. „Assez !" In seinem Taumel hörte Otto dies kaum mehr , faßte ihn lächelnd am Arme „Gehen mir spazieren.“ Heloise führte das Wort, weder die Grammatik, noch sonst als er seine Füße eine Schranfe hemmte sie. ,,Jetzt sind Sie müde«',bemerkte Heloise, nurmehr nachschleifte. Sie musterte Otto mit ihren keckerc Augen­friedigt dazu,——der Teufel ist aus ihm getrieben. ,,Ich werde Sie nach Hause fü­hren'«,fährt Heloise fort. »Bielen Dank,a­ber... Otto kommt nicht weiter,Heloise befiehlt eine Gondel herbei. Hierauf stülpte sie ernannt mit sehr unternehmender weißer Feder auf ihre schwarzen Locken,wirste«·cne11 falschen Hermelin­­kragen und unnd sie dünkt Otto reizend. Ungeachtet seiner Bedenken nimmt er an ihrer Seite auf den Polstern Platz,gern wäre er unterwegs ausgestiegen,die Gondel hält aber erst an der Landungstreppe des Palazzo Partecipazio.« Eben fällst Albert an,sein scharfes­ Auge erkennt die Beiden trotz der Abenddämmerung und er wirft einen Blick tiefer Ver­­­achtung auf sie. In einiger Verwirrung steigts Otto aus und schaut ängstlich hinauf nach Adriana’s Fe11stern. Zufrieden,von seiner Frau nicht gesehen worden zu sein ,grüßt Otto noch einmal nach der Gondel, Heloise neigt sich heraus und ruft: „Betreffen Sie nicht mich bald zu bejuden Baron, Sonst hole ich Sie hier ab.“ Otto ertheilt die gemünschte Versicherung: „Wrächtiges Weib!’ denkt er, , je liebt mich, dafür fann ich nun nichts, es ist eben mein Geschich, geliebt zu werden.“ Dann stieg Otto die Treppe hinan, ohne, genau zu wissen, ob auf dem Kopfe,oder auf den Fuß fohlen. Etwas­­ verlegen trat er bei Adriana ein. „Guten Abend, Kindehen ! Entschuldige, bag ich Dich,so. lange allein seß." In Guten Abend, Otto." Die Stimme klang etwas matt vom Sopha her, auf welchem Adriana lag. „Ich hatte heftigen Kopfsehmerz und ging daher viel spazieren.“ , ben geben. Er wird nie aufhören, träg, lügenhaft, charakterlos und empörend eitel zu sein. « „Mich­ freut es, daß Du nun hier bist.“ Adriana war fest durchaus nicht kampfbereit, sie reicht ihrem Gatten die Hand. Er hatte Vorwürfe erwartet, dankbar ergreift er­ das­­ Friedenszeichen. Adriana­ ist in einen weiten Morgentod aus duftigem Nessel­­tue gehüllt, der von himmelblauen Schleifen gehalten wird. Durch­­sichtige Spisen fallen auf die neigenden Hände, schmiegen fi an die Malcastersäule des­ Halses, auf welchem sich der Knop­f knogpen­­haft erhebt. Adriana gleicht dem fein n­ancirten, edel gehaltenen Bilde eines Meisters, Heloise dem brennenden, grob gemalten Wirthshaus­­schilde. Im gewöhnlichen Leben zieht Otto das Wirthshausschild einem Raphael vor, aber jetz thut ihm der Gegenfall der vor­­nehmen Ruhe im Wesen seiner Frau wohl. Otto bezeugt seine freundschaftliche Gesinnung durch läp­­pische Rathschläge in Betreff von Adriana’s Gesundheit. Al das Diner gemeldet wird, will sie sich erheben, aber Otto schlägt vor, dasselbe in die Camera bei Studi­t bringen zu lassen, vor Adriana' s Ruhebett. „Er ist doch gut,“ denkt sie, „vielleicht freundlich und innig mie lange nicht mehr, wie fauen in den ersten Tagen ihrer Ehe verkehren die Gatten mit­einander. AUS Signora Cocco eintritt, blicht sie verwundert auf das fn ihr bietende Bild. Schlimm steht es um das der Er­esellschaf­­terin hochmwillkom­mene Scheidungsprojekt, zu melchem Adriana sich fo immer entschließen kann. Wieder eröffnete sich Otto eine günstige Gelegenheit. Die Ehe. ist so minderbar reich an Veranlassungen,­sich gründlich zu haften oder zärtlich “zu lieben. Wenn er jegt fortfährt,­ sich gut gegen Adriana zu benehmen, dann wird sie ihm Manches verzeihen, es mag Otto gelingen, das wunderbar Errungene festzuhalten.­ Doch nein, auch dazu ist er zu erbärmlich ; mit Lastern wie die seinigen kann es nur einen kurzen Waffenstillstand, seinen Frie­­Signora Bocco empfand lebhafte Vefriedigung, zu erwä­­gen,­­ daß solche Eigenschaften bei einem armen Manne Verbre­­en gleichkommen. Wie aber Adriana schließlich entscheiden würde, in ihrer echt weiblichen Zähigkeit aus einem Gemisch von Schwäche und Eigensinn gebildet, diese Frage vermochte Signora Cocco nicht zu lösen, darauf ruhte der Schleier der Zukunft. 19. Wer bist da schönes Räthsel? Der Karneval, der wie ein hitiges Fieber das italienische Leben­ duchbraust, stand in voller Blüthe. Die Theater zeigten sich ellnächtlich überfüllt, die alten Paläste erschlossen wieder ihre lang verwaisten Säle zu patrizischen Festen, alle öffentlichen Lokale wim­­melten von Vergnügungssuchenden, der Signor speiste fein in einer Restauration mit einer Donneta in niedlichem Domino und der braune Bursche des Molo führte menigstens seine Geliebte in eine Osteria zum Nachtmahl. Mederall Hang Mufil und der chythmische Tonfall des Tan­zes, überall erschallte die laute Fröhlichkeit der weinseligen Tafel­­freuden und das Lied tönte Dazmijchen. ‚Die Dogenmwitme, die ver­stürzte­ Königin der Adria, hat sich ihrer Trauerfdleier entledigt und das Haupt mit Neblauch ummunden, für eine kurze Weile ist sie zur Backhantin geworden. Später wird das arme Bolt seine Verkom­menheit noch tiefer empfinden ; allein so lange der Taumel­­m währt: Evviva il e carnevale. Adriana erscheint selten öffentlich, sie­hst häufig unmohl, aber Albert irrt mit einer gerisfen Unruhe umher. Unvergessen ist ihm die Begegnung am Lido, er­ sucht die schöne Unbekannte. In seinem Ballsaale ist sie zu finden, lad und unbedeutend erschienen alle Gesichter, im Vergleiche mit dem ihrigen. Hat sie Venedig wieder verlassen, war es nur ein Turreg, glänzendes Meteor an Albert’­ Lebens-Horizont ? Doch nein, er ahnte und fühlte ihre Nähe, manchmal schien es, als ob er sie sehe, flüchtig erscheinend, nie faßbar, nie erreichbar. Der Karneval muß Gelegenheit bieten, sie­n wiederzufinden. Ernst­ begreift nicht das Treiben seines Vetters, er sieht diesen erregt, unftät, verschieden von seiner sonstigen Weise, auch zeigt Albert eine große Neigung, allein auszugehen. Scheu und sensitiv zieht sich Ernst mehr in sich selbst zurich er beruht all’ die Festlichkeiten, bei welchen er Bittoria zu treffen hoffen darf. 3 . Sie haben fest einen Gegenstand gemeinschaftlichen Interesses sie sprechen mit­einander von­ Albert. Dieser lebt sein eigenes Leben, die sonstigen Interessen sind erbleicht, nur das Neue, Unbekannte lobt mit dämonischer Gemalt (Fortsetzung folgt.) nie. : ! . .Dame sprang herab, aber die und sagte : und lächelte be “ . " Eine neue Prüfung des Kronprinzen Windolf, ‚2.0 Wien, 31. März. Das Unteresfe, meldes­ie Majesttät an den Fortschritten in den Studien des Kron­­prinzen nimmt, veranlaßte Se. Majestät noch vor der Abreife nach Dalmatien die Abhaltung einer Prüfung über die Wa­f­­fenle­hre anzuordnen, rielden mili­tärischen Gegenstand der Kronprinz, nach zweijährigem theoretischen Studium und nachdem derselbe in praktischer Richtung schon früher dem Schießen in der Armer-Schüsenschule und dem Sarikentrieden der Feld-Artillerie beigemahnt, auch das Tf. f. Arsenal gründlich besichtigt hatte, nun­­mehr beendet hat. Die Prüfung fand gestern am 30. März Früh 9. Uhr, in Gegenwart Sr. Majestät in den Appartements des Kronprinzen durch den Snitrustor in diesem Fache, Oberst der aktiven Landwehr Karl Wagner, statt und dauerte bis 11 Uhr. Be­rufungsbeifrger waren von Sr. Majestät befohlen, der Dee des technische administrativen Militär-Komites Feldmarschall­­ieutenant Graf Bylandt, der Stellvertreter des Generalstabs- Chefs Generalmajor Freiherr v. Catty, ferner vom Lehrkörper des Kronprinzen, der Oberst Reinländer des Generalstabes, der Oberstlieutenant R­ößler des Geniestabes, der Oberstlieute­­nant Kraus bei Freiherr v. John 76. Infanterie-Regiments N

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