Pester Lloyd - Abendblatt, Juli 1875 (Jahrgang 22, nr. 147-172)

1875-07-22 / nr. 165

= Der am 28. August zusammentretende neue Neichdtag­­ wird sich mith der Ansicht kompetenter Kreise bis ungefähr 20-SSP­­,stemberk mit seiner Konstituirung,mit der Adreßdebatte u.s.w.t ·«—Z·befassen.Hierauf wird die Delegation gewählt,die bis Ende­­ September oder A­nfangs Oktober ihre Aufgabe erledigt-Das Haus tritt darin zum zweitenmale am 15.Oktober zuandget­­berathung zusamme­1.Hinsichtlich des Bridgets erfährt»Hou«,­­»daß die Anfertigung der Ressorts Voranschläge rasch vorwärtss «schreitet Jodaß die Bereinigung derselben noch im Juli wird erfolgen können ; das Budget gelangt dann vor den Ministerrath.­­ Mit Bezug auf den künftigen Reistag theilen wir nach , b. N.” mit, daß die Thronrede demnächst festgestellt werden sol Die ab­wesenden Mitglieder der Regierung fehren zu diesem Zweckk in kurzer Zeit in der Hauptstadt zurück; der Ministerpräsident und­­ Koloman fia werden schon heute erwartet. = In Angelegenheit der im Sinne des Ges.-Art. VII: 1875 von den Gemeinden zu wählenden Brandsteuer-Kommissionen, ‚speziell der eventuellen Honorirung ihrer Präsidenten und Mit­­glieder und des Einberufungsterm­ins hat der Finanzminister vorgelegt und in den Sektionen verhandelt wurde, wird­ eine Verordnung erlassen, deren Wortlaut mir im Morgenblatte nachtragen werden. = Der Berggefeg- Entwurf, welcher, wie bekannt, [on im Jahre 1872 Gegenstand einer kommissionellen Berathung war, dann revidiert und neuerdings berathen, endlich dem Reichstage wie wir vernehmen, in nächster Zeit wieder vorgenommen werden, damit derselbe gleich bei Beginn der nächsten Reichstags-Session erledigt werden könne. = Den österreichischen Solltarif-Entwurf betreffend bemerkt , denn, dab die neuen Zölle insbesondere bei Baum­­wolle, Baumwollmaaren, Ganz- und Halb­­fabrik­aten um 10—15 % höher sind als die bisherigen und dab auch bei Gifen und Rapierfabrikaten eine erheb­­liche Erhöhung proponirt wird. Die ersterwahnten Zollerhöhungen werden — nach Meldung des genannten Blattes — von der unga­­rischen Regierung als absolut unannehmbar betrachtet. 65 liege für die cisleithanische Industrie, welche von Diesen Artikeln weit mehr ex­portirt als importirt, seine Notwendigkeit zu Dieser Erh­­öhung vor. Ueber die legtgenannten Artikel seien die Meinungen getheilt und es wird in nächster Woche eine Enquete einberufen, die sich ausschließlich über diese Fachfrage und über die diesbezüg­­lichen Daten zu äußern haben wird. „Hon“ hofft auf Nachgiebig­­keit der cisleithanischen Regierung, da bei dessen Niederweidung der Entwurf nicht al Ansicht des Ministerraths,­ sondern als Gutachten der hiemit betrauten Organe der Neffortministerien ber­­eichnet worden. « =Zur Förderiu­ng der Industrie sollen,wie,,Hon« meldet,wichtige Verfügungen projektivt sei 11.Die Regierung hält in dieser Beziehung die durch die Abänderung des Zoll-Tarifszrt erwartende bessere Situation nicht für genügend, und will unmit­­telbar eingreifen. So sollen Imöustrielle zur Ansiedlung in Un­­garn veranlaßt, Steuerbegünstigungen bei neuen Inönstrie-Eta­­blissements und für lebensfähige Unternehmungen bei Nach­­weis entsprechender Garantie­n auch Vorschüffe gewährt werden. Ein großer Nachtheil für die Entwicklung der ungarischen Industrie it der unverhältnismäßig theure Transport der Rohprodukte ; in dieser Beziehung glaubt die Regierung durch eine entsprechende Regelung der Eisenbahn-Tarife Abhilfe bieten zu können. Schon haben ausländische und österreichische Unternehmer die Aufmerk­­samkeit der Regierung auf mehrere Industriezweige gelenkt, zu deren Betrieb das ungarische Klima und der Boden ganz beson­­ders geeignet sind und die unter den früher erwähnten Bedingun­­gen rasch aufblühen müßten. Die Regierung beabsichtigt auch da­­für Sorge zu­ tragen, daß, falls diese Projekte eine positive Gestalt annehmen, fremde Konkurrenz nicht zu fürchten sein sol, und glaubt dies am besten durch den Landes­vertrag erreichen zu können. sz Betreffs der Universitätó- Beamten und Pro­­fessorer fol, wie wir vernehmen, eine neue Disziplinar- Verordnung ausgearbeitet werden, da die jet vorhandene noch unter dem Bach’schen Regime gegebene in keiner Hinsicht den Anforderungen der Lestzeit entspricht.­­ Die Negierung wurde benachrichtigt, Stel­er- und Burzenlande daß aus dem demnächst nach Rumänien auszuwandern gewillt seien. Die Negie­­rung forderte die Kronstädter Handelskammer auf, ihr über die batsächlichen Ursachen der Auswanderung Bericht zu er­statten, wie auch Vorschläge zu machen, die diesen Auswanderungen vorgebeugt werden konnte, sz einer der Abgeordn­eten-Kandidaten des Nagy-Banyaer Wahlbezirkes, Lud­wig Beredey, bat in Folge der Vereitelung des Wahlaktes am 9. Juli seine Kandidatur zurü­ckgezogen. 8 főt Bagesgeriiäte. .. „Ich bin nach wie vor überzeugt, daß zur­­ Zeit seine Reitall­­einen mit einem über die Ursachen äußert , ration möglich ist. Wir haben, ganz wie vor drei Jahren, die drei monarchischen Parteien, von denen je zwei sich sofort Toah­ren mir­ den, um die­ dritte zu­ verschlingen, wenn Diese dritte Miene machte, ihren Kandidaten vorrüden zu lassen. Das Experiment der Zufton hat schon den praktischen Beweis für diese Thatsache geliefert. Also bleibt nur die Republis möglich, und die Vernünftigen müssen sich ihr, wenn auch ohne besondere Liebe, anschließen. Aber ich sehe nicht, daß Jemand von den Leuten, welche diese Sachlage theore­­tisch erkennen, nun aug prattisch fidh in dieselbe finden will, und das it das Unglück. Die eh Herrscher wollen sich nicht mit der Nothunwendigkeit aussöhnen. Thäten sie das, so würde ich längst allen meinen Freunden gesagt haben. Unterftügt Mac Mahon, schließt euch Broglie an. Aber fest kann ich ihnen den Rath nicht ertheilen, weil sie dadurch die Verwirrung nur verschärfen würden. Soll ig auf der andern Seite mich an die Spike der Linken stellen, um Opposition zu machen? Dann würde alle Welt schreien, daß ich nur Sturm gegen Mac Mahon laufe, um meine alte Nancone gegen ihn zu befriedigen. ch wirde indessen es fü­r meine Pflicht halten, auch diesen Vorwurf ruhig auf mich zu nehmen, wenn ich einen Erfolg bei der Sache sähe. Aber die M­ittelparteien sind zu schwankend, zu prinzipienlos, ihre Pläge und ihre Aussichten auf­­mögliche Portefeuilles sind ihnen zu wichtig; sie wollen nur von der Hand in den Mund leben. So ist auch von denen nichts zu erwarten, und ich halte mich frei.“ N­u · Ein freier Korrespondirttt der»Kölmschaned­ung«berichtet fast ausschließlich darüber,·wie sich Thiers einer bekannten Per­­sönlichkeit gegenüber­ über die m­omentane Lage ausgesprochet­ hat, indem er schreibt:· · fi doch fangen ließ: 34 will von Gambetta sprechen, · Tletzckdknzen weit davon entfert sind-denen des rechten Zentrums zu gleichen, welcher der­­ Vertraute des Herrn Boder (Präsident des rechten Zentrums und Administrator der Güter der Familie Orleans) wurde. Deshalb bin ich auch weit davon entfernt, Gambetta wegen seines Auftretens in der Donnerstag-Sigung zu tadeln. Gambetta wollte beweisen, mied dann ferner darauf hin, werde sich in den legten­digungen der Versammlung zugetragen, son im Auslande ihre Wirkung gethan, denn er habe bereits den Besuch (und zwar heute) eines Diplomaten hohen Ranges (den­n Daß Treibe anersa Illes hat Herrn Thiers äußerst herter gestimmt,und er ergötzt sich i­ber seine ehem­aligen Freundin die, wie Ricard und Andere,so nahv gewesen seien,zu glauben,daß sie vom rechten Zentrum etwas erlangen könnten.Herr Thiers meinta er dürfe wohl so herzlich lachen,weil die äußere Lage eine gute sei;wenn Frankreich von einer ernsten Gefahr bedroht wäre, so würde ihm ikatü­rlich die Lust zum­ La·c­en·ver­gehen­. Da aber keine äußere Gefahr vorhatkden,·so sei es ihm wohl gestattet, Derer ein wenig zu spotten, die Schlauer hätten sein wollen als er. Einen Rückblick auf die Ereignisse der legten Sabre werfend, meinte Thiers weiter, daß, wenn er seine per­­sönliche Titelhen­ befragt hätte, er dem Marshall Mac Mahon seinen Blut nicht abgetreten haben würde ; wenn er gewollt, so würde ihn nichts genöthigt haben, am 24. Mai seine Entlassung zu fordern. Man habe von ihm eine einzige Sache verlangt, näm­lich die, daß er sich von seinen dreumben trenne, welche das rechte Zentrum für kompromittigend gehalten hatte. Dan habe ihm damals tausend­e Verspregungen gemacht. Doch sei es ihm recht klar gewesen, daß man ihn in ein Gefängniß einzwingen wollte, und ein Gefangener zu sein habe er seine Luft gehabt, zumal er diese Leute studirt habe, die immer mit schönen Beisprechungen um sie geworfen, sie aber nie gehalten hätten. Er habe es vorgezogen, seinen Freunden treu bleibend, die Entlassung zu verlangen und so darzuthun, daß das persönliche Interesse und die politische Eitelkeit ihn nicht leiten und er seinen Freundschaften nicht untreu werde. „Ich war,“ so fuhr Herr Thiers fort, „nach meinem Nachritte lange Zeit dem linken Benteum und sogar der Linken verdächtig. Man glaubte, daß persönliche Interessen meine ARathschläge diktirten. Dieses war keineswegs der Fall. Sch suchte nur meinen Freunden begreiflich zu machen, daß alle Konzessionen, die man dem rechten­­ Zentrum machen werde, zu nichts dienen würden. Sch Jah, wie ein­ großer Theil Derer, die ich nicht aufgehört hatte zu Lieben, mich, damals aufgaben und mich vermieden, indem sie glaubten, daß ich es ihnen übel nehmen würde, wenn sie meine NRatbschläge nicht befolgten. Alle diese Freunde sehen nicht ein, daß ich nur Einen Zweck habe, nämlich den, in meiner ehrlichen Halt­ung zu verbleiben, 68 sind fest 45 Jahre, daß ich diese Richtfehler verfolge Mein trefflicher . Freund Herr Dufaure glaubte fan unter Ludwig Philipp nicht so handeln zu müssen. Ich sehe nicht, mas er bar doch gewonnen. Anfangs dieses Jahres trat Herr Dufaure mit dem rechten Zentrum in nahe, sehr nahe Beziehung. Er hatte Vertrauen in diese Schönschwäger, die im Grunde von nichts An­­derm träumen als von einer monarchischen Restauration. Er kann nicht auffallen, daß Herr Dufaure sich zufragen ließ, da er große Aehnlichkeit mit den Leuten bat, welche diese Partei bilden, da selbst einer der größten politischen Geister unserer Zeit, dessen Namen nannte er nicht­ erhalten, melcher ihm einige Mingri­ten mitgetheilt, namentlich in Betreff der baierischen Wahlen, aber die Lage in Frankreich sind in der ,Röm­ischen , die mit Ausnahme des Ergebnisses in Würzburg „ bekannt Zeitung“ zwei Unterredungen mit Thiers enthalten. 3n der feten: „Diese Wahlen.” So meinte Herr Thiers, „sind viel „durch­reisenden Staatsmanne“ hat Thiers sich seiner positiven Haltung folgendermaßen ge­­weniger flor­fal als man befürchtete. Sie werden den Klerikalen höchste­ I­ reitet mir große Freude, denn eine ein Webergewicht von zwei Stimmen geben. Dies be­­i Hlerikale Majorität von zwei Stimmen ist seine Majorität, mit welcher man in einem Klerikalen Sinne regieren­ann. 34) erinnere mich, was Leopold I. von Belgien eines Tages in dieser Hinsicht seinem Minister Rogier sagte. Legterer erklärte einmal dem König, daß er mit der Mehrheit von zwei Stimmen, die ihm übrig geblieben, nicht­­ mehr regieren künne. Leopold I, das Genie des gesunden Menschenverstandes, antwor­­tete ihm: „Sie fordern mich auf, Herrn Bilain XIV. (flerifal) kommen zu lassen. Denten ©ie nit davan. Man kann immer mit einer Majorität von zwei Stimmen regieren, aber selbst wenn „ich „vorausfeste, daß noch einige weitere Stimmen ab­­fallen sollten, so könnte Herr Bilain XIV. mit einer Majorität wie die Thrnge nicht regieren. Bleiben Sie also und spiegen Sie mir nicht mehr von Ihrer Entlassung.“ In Baiern werden unter die­sen Umständen die Liberalen, welche auf die moralische Unter­­tüßung des Herrn v. Bismarc zählen können, die Herren­ sein, und für Frankreich it dieses von Vortheil, denn wenn die Ultramon­­tanen in Deutschland dem Kanzler keine ernstlichen­­ Verlegenheiten mehr bereiten können, so "wird dies Frankreich mir zuauge­nom­men, indem man dann in Berlin weniger an dasselbe deuten wird.” Dies die Hauptpunkte der heutigen Auslastungen des Heren Thiers. In Bezug auf unsere inneren Verhältnisse geht aus ihnen hervor, daß der Er-Präsident der Republik die Politik, welche­ die Republikaner seit den legten sechn Monaten befolgten, seinesmegs billigt und daß er ihnen, und zwar sehr richtig, vor­­aussagte, daß alle ihre Opfer und Bemühungen, um das rechte Zentrum zu gewinnen, nußlos bleiben würden,“ daß er­ nicht mehr der Betrogene sei.” Thiers daß die befragenswerthen Dinge, ,­­ 5 ui, I . Z«« Fagkgueukgägeeäexsz­­ (Ernennungen.)Vom Unterrichtsminister wurden ernammev Michael Ring un­d Dr.Emerich Pauer zu­ öffentlichen ordentlicherc Professoren der Philologie und beziehuns­­weise Philosophie attdc­reßburgerkönigl.Rechtsakademie,·r­ Rawn Kiss und Theodor Kozocsa zu prov.ordentlichen Professore 11a 11db­udapester Bürknerschulen Lehrerpräparandie; Friedrich Fischle zum Försteriier Sajöläder Herrschaft und Johann Lehmann zum Fundation als Forstingenieurs-Adjunkten.; vom Justizminister:Stefan M­agys Vargazxcnk Vizenotär beim Theresiopler Gerichtshof. (lieber das Befinden der Erzherzogin­ Klotilde)geht uns aus Alcsuth im telegraphischen Wege nachstehendes Vulketinz in Das Wochenbett ihrerskc1i1. Fraxx Erzherzogin Klotilde verläuft ungestört, neugebornen Erzherzogs ist befriedigend Alcsuth,22.Juli 187­). Dr. Anton Bauer. Professor Gustav Braun. Personalnachrichten­ Kommunikations-Minister BEehy ist von Szilps hier angelangt. Anton Egengery­ verläßt morgen Früh die Haupt­­stadt und begibt figg über Berlin, wo er einige Tage zu verweilen gedenkt, nach Bad Ems. De­r hauptstädtische Munizipalausschuß­ hält Mittwoch, 28. b. seine ordentliche Generalversammlung, für welche bisher folgende im Sinne des Gefeges acht Tage früher anzuk­ündigenden Gegenstände auf der Tagesordnung sind: Wahl eines Magistratsnotars zweiter Klasse, Vorlage der Finanz- und Wirtschafts-Kommission und des Magistats wegen Aufnahme eines größeren Unlehens zur Unterftügung der durch Meber­­fhmwendung beschädigten Einwwohner des 1., 2. und 3. Bezirkes. Vorlagen derselben u. 3. a) Modifikation des Kreistarifs fü­r die Sandgruben in Veit; b) Verpachtung der Hutmeide, der D­reh­­­triebgebühren und des Pferdemarktplanes in Bett; c) 1Operzentige Ermäßigung der Wohnungsmiethen im N Redouten-Gebäude ; d) Widmung einer Hautstelle an den Landesverein für Kleinkinder- Bewahr-Anstalten. Die Abgabe der Stimmzettel für die Wahl eines Magistratsnotars beginnt schon um 3 Uhr Nachmittags. Um über die Ansehens-Vorlage einen giftigen Beschluß fafsen zu können, müssen im Sinne des Gefeßes mindestens 100 Mitglieder des Munizipalausschusses anwesend sein. Gebrigens werden dieselben gleichfalls nach Weisung des Gefeges duch spezielle Einladung zur Situng berufen. (Anlehens-Kom­­ission.)Heute Vormittags fand eine Sitzung der Anlehens-Kommission statt,in welcher auch Herr« «"Fick"drich Scherl erschien,um weitere Aufklärungen über sein Verlosungsprojekt zu­ geben.Im Laufe deerrhandlung erklärte sich der Offerent bereit, sämmtliche 5000 Stüd Ge­winnft-Gegenstände im Betrage von 120.000 Reichsmark in U­ngarn anzuftaufen Her Sgerl produzirte ferner zur Aufklärung über seine Person eine Reihe­­­von Dokumenten, darunter ein Dekret über die Verleihung des Ritterkr­euzes des Franz-Josef-Ordens, über den Ausbruch der a. bh. Anerkennung, ein baierisches Ordensdetrei, ein preußisches u. |. w. Nachdem Herr Scherl abgetreten, wurden seine Propositionen einer eingehenden Berathung unterzogen ‚und gelangte das Komite zu dem Schluffe, daß das Doffert durchaus reell und nur für den Unternehmer, seineswegs aber für die Kommune mit irgend­einem Risiko, wohl aber für die dur die Katastrophe vom 26. Sun Beschädigten mit großen Vortheilen verbunden sei. Der einhellig gejakte Befchlub ging dahin, das Offert zur Annahme zu empfehlen. Der Entwurf der Konzessienz-Urkunde wird im Laufe des heutigen und morgigen Tages formuliert und in der Samstag-Sigung­ des Komites definitiv festgestellt werden. Am Irdofefs-Polytechnikum­ find heute die Wahl 0­8 Nektors, der Defane und der Senatsmitglieder statt. 68 wurden gewählt: zum Nestor Josef Stoczer, zum Dekan in der allgemeinen Abtheilung Johann Krief d, in der Ingenieur­­und Architek­ur-Abtheilung Anton Kherndl­ (Beide aufs neue gewählt) und in der Maschinen-Abtheilung Vinzenz Bartha; zu Senatsmitgliedern (außer den Obgenannten und dem P­rorektor 93 Beh): Mar Bieler Raul Bonlegner, Stefan FölseyAloisHaußmanmStefartKrttspörundKolos, man Szily. (Anedle 21 Menschenfreunde),an alle Diejenigen, die menschliches Elen­d mitzufühlen wissen,haben wir so oft schon unser fürbittendes Wort gerichtet,daß wir uns fast scheuen wür­­den,d­asselbe neuerdin­gs zu­ erheben,wenn nicht der Jammer immer wieder in so erschütternde­r Einzelfällen vorau­sträte,daß es geradezu unmöglich wird,schweigeted und thatenlos zu verharren. Wir nehmen das Mitleid unserer Leser für eine ohne eigenes Ver­­­schulden in tiefstes Elend gerät hette,brave und würdige Beamten­s­familie in Anspruch.Dciater liegt nach längerem Siechthunc auf dem Sterbebette,die Mutter,die vor Tagen schon für­, letzte Stück Hausrathes aus besseren Zeiten das letzte Stückchen Brod,den letzten Schluck Arznei erkauft hat,sucht ein Plätzchen, um dem Gatten in Frieden1 die Augen zuzudrücken und findet ja nicht,denn in den nächsten Tagen schon werden die kahlen Wände­­selbst nicht mehr,,ihre Wohnung«sein.Wir jede Spende entgegennehm­en,die wilde­ Hände den Verzweifelnden« zukommen lassen wolle werden mit Dant ., (Die israelitische K­ultusgemeinde in Brüns), hat Haren Dr. Ignaz Süß — nag beifällig aufge­nommenem Probevortrage — am 18. d. einstimmig zum Rabbiner erwählt. Selbstmord auf der Straße.­ Die Fortunagafse in der Festung war heute Vormittags der Schauplan eines auf­­regenden Ereignisses, über das uns Folgendes berichtet wird : Ein gemwesener Neu­fnecht hatte mit einer Köchin ein Liebesverhältnis angeknüpft. Die etwas flatterhafte Küchenkünstlerin fol num an­­ für die Betheuerungen eines anderen Verehrers nicht unempfindlich geblieben sein ; dies kam dem Meittnect zu Ohren und er beschloß, ich furchtbar zu rächen. Heute Vormittags zwischen 10 und 11 Uhr ging­ er vor das Haus in der Fortunagasse Nr. 156, wo­ die­ Köchin bedienstet­et, und schoß sich eine Kugel durch den Kopf.­­ Der Arme war augenblicklich todt. Der Leichnam wurde ins Spital gebracht. (Ein Doppelselbstmord) hat sich gestern in Preß­­burg ereignet. Man hatte in der Nacht auf Mittmord 2 Schüffe in der Au fallen gehört, und am Morgen fand man in der Nähe des Stein­­sporns einen Strohhut, ein Umhängtuch, einen sechsläufigen Her­volver, wovon­ zwei Läufe abges­chosfen waren, und einen­ Gold- und Königl. Hoheit! der Das Befinden des - == f Die Komödianten des Lebens. (15. Fortlegung.) — Sole feierliche Momente bergen das Geheimniß der Schöpfung, flüsterte die Fürstin der zitternden Corylande zu. Die überquellende Glostrizität wirkt befruchtend auf Pflanze und Thier und Mensch. Im Leuchten des Vlies wird die Trüffel gezeugt. Das ist eine von den Gelehrten anerkannte Thatsache. Und nun dozirte die Fürstin ihrem fortwährend gefangen gehaltenen Opfer die unmittelbar schöpferische Kraft der Elektrizi­­tät so anschaulich und faßlich, daß sich die gute Madame Cory­­lande vor dem Blige ungefähr in dem Sinne zu fürchten begann, wie man sich vor einem zudringlichen Manne fürchtet. — Solche schöne Gemütter sind meine Feste, sprach die Für­stin entzückt. Sie sind mein Konzert, mein Schauspiel, an denen si die Menschen, die bei Tag leben, gar niemals ergeben können. In solchen Momenten vergesse ich, daß ich auf Erden, daß ich ein Mensch bin. Ich liebe diese Gegend darum ganz besonders, weil sie so häufige íchöne Gemitter hat. Wie präcis­sensrecht Dieser Stammenstrahl vom Himmel niedergeschlagen hat! Welch’ ein dröhnender Orgelton hinterdrein ! Welch’ herrliche nächtliche Mufti!! Schade nur, daß die Geschichte blos kurze Zeit dauerte. Das Ungeritter 309 allzu rasct über die Gegend dahin. . frischt. Nonan Kan Mokiz Jókai, Autorisirte Welterregung von Karl Reist Erster Theil, „Bruder Napoleon.” Gleichwohl schien die Fürstin nag demselben völlig E3 war 2 Uhr nag Mitternacht. Hier 2 Uhr Nachmittag. — Set ist die schönste Zeit zu einem Spaziergange, Ma­­dame Sorylande. — Im Korridor vielleicht, Fürstin ? — D nit doch, nicht im Korridor. Wer wird denn in ge­dechten Räumen promeniren, wenn draußen die Luft voll Leben, Glostrizität und Dzon­it! Hinaus ins Freie. Wir werden im Bart spazieren. Die Fürstin klingelte und gab dem Kammerdiener ihre Befehle. Die Mädchen sollen die Lampen und die Gondel in Bet­reibfehaft Halten. Man wird also doch menigstend in der Gondel spazieren fahren , tröstete sie Madame Corylande. Wie könnte man denn auch anders promeniren — die Wege liegen ja voll Morast­­er Der schmunzelnde Seivenblid aber, den ihr Naphaela aus halbem Auge zuwarf, blieb gleichwohl verdächtig. Offenbar ist da­­ noch irgend Etwas im Unzuge. Sobald gemeldet wurde, die Gondel stehe bereit, nahmen die Damen ihre Mlaids um und stiegen die Hintertreppe des Schlosses in die große Säulenhalle hinab, deren Fuß unmittelbar die Wellen des Teiches bespülten. Er war ein schöner, großer Fischteich, rings an den Ufern mit Nymphäen eingefaßt. Feiste Karpfen schnellten an die Oberfläche empor und schnappten nach den Gelfen, die über dem Wassenspiegel schmärmten. 68 war eine Liebliche , er­auschende Naht. Am Firmamente strahlten die Sterne in Negen­­nieder ; an den Seisen des Laubes funkelten die Regentropfen, gleich ebenso vielen Diamanten , Gras und Baum und Blume, Ules rauchte zehnfachen Duft nach dem erfrischenden Regen. Die Duft war unwohlig und berauschend. Bier dralle Dienstmädchen geleiteten die Damen mit Lam­pions, die an langen Stangen befestigt waren . «8 fiel Madame Cory­­lande auf, daß auch die Nuderer rammt und sonders weibliche Dienstboten waren. Die Lampen warfen ihren Schein weithin über den zitternden Spiegel des Teiches ; dem dahingleitenden Kahne folgten schlanf­­halsige Schwanenpaare. Die Sondel hielt die Richtung nach einer Heinen­insel hin, welche sich in der Mitte des Teiches aus dem Wasser emporhob. Die Insel war ringsum am Rande mit Tamarissensträuchern be­­wachsen ; innerhalb dieser Gebüsche lag ein­ ausgedehntes Nasen­­ítnd, hie und da duch Blumengruppen unterbrogen, die aus Rosen und seltenen Lidgewächsen zusammengestellt waren. Pur Wege waren im ganzen Umkreise der Insel nicht zu sehen. Der grüne Nasenteppich bedeckte ununterbrochen den ganzen Boden. — So werden wir denn da eigentlich promeniren ? flüsterte Madame Corylande in ängstlicher Besorgniß N Raphaelen zu, als sie sah, daß die Gondel an die Efel anlegte. — Am Grafe, antwortete Raphaela. — In unseren dünnen Brunellschuhen ? fragte Corylande erschroden. — Nicht doch. Barfuß. Madame Corylande hielt diese Auskunft für Scherz. Als­bald aber mußte sie sich mit Entgegen von der schauderhaften Wahl­­der Fürstin und Naphaela Schuhe und Strümpfe von den Füßen so ziehen und ihnen die Kleider bis an die Kniee aufzuschützen. Madame Corylande pflegte nicht einmal barfuß zu schlafen und in Wasser unter vierzig Grad hatte sie noch niemals die Füße getaucht. Dog wohl oder übel — mitgemiacht mußte die Unterhaltung nun einmal werden. — Je me meurs ! stammelte das unglückliche Opfer. Das ist mein Tod ! „heit, derselben überzeugen — die Mägde flicten sich an, ci versichere Ihnen, sagte die Fürstin: ein Spaziergang barfuß im b­aufeuchten Grase, insbesondere aber über einen, vom warmen Gußregen durchnäßten Rasen ist das wirksamste Mittel zur Beb­lütung aller Nervenleiden. Machen Sie doch ja mit Raphaela Tag für Tag eine solche Promenade , früh Morgens vor Sonnen­­aufgang. Was war zu t­bun? Sie mußte sie der Todesgefahr aus­­feßen und es geschehen lassen, daß die Mägde auf ihre Füße aller­ fliügenden Hilfen entfleideten und ihr die Rüde hog auf­­schürzten. Die Fürstin selbst war die Erfte, die aus der­ Gondel auf den Rasen hinaussprang. Dann ließ sie die Dienstmädcen mit den Lampen zu beiden Seiten hergehen und führte nun ihre lieben Säfte Freuz und quer durch den Inichohen, von feiner Sichel jemals berührten Grasmuchs und zeigte ihnen beim Mondenschein ihre herr­lichen Rosenbeete, ihre Yucca- und Kaktusgruppen, ihre Jasmin­­gebüsche und Ficnslauben. Wasser- und Laubfrösche sprangen zu­lausenden auf allen Seiten vor den Nachtschwärmern auf. Madame bogenglanz ; der Mond ging soeben hinter den hohen Baumgipfeln Corylande ließ ein Stoßgebet nach dem andern 108, daß ihr Do möge, beileibe sein sold? eiles Thier auf die Füße springen befahl ihre Seele für den Fall, als si wohl gar eine um ihre Beine ringeln sollte. Draußen am äußersten Horizont begann bereits der Morgen zu dämmern, als die Promenade zu Ende war und die Gesel­ Schaft wieder nach der Gondel zurückehrte. Hier­ nun vieben die Mägde den Damen mit Durchmwärmten Slanell die Füße und bekleideten sie wieder mit Schuhen und Strümpfen. Behaglie Frishe verbreitete sich nach dieser Bro”­menade durch den ganzen Körper. Madame Gorglande aber war nichtsdestoweniger der Mederzeugung: morgen um diese Zeit werde seine lebende Seele mehr ein Sterbenswerten mit ihr wechseln denn bis dahin werde sie todt sein, mausetodt, bliebe sie aber durch besonders gütige Fügung dennoch am Leben, — diese Fürstin, ein so weifes und gelehrtes und liebes Geschöpf sie auch immer war, sollte sie nimmer wieder in ihrem Schloffe sehen, wo man die Gäste bis Mitternacht mit anatomischen Vorlesungen, bei der Tafel mit Känguruf-Grtrakt regalirt und nach Tisch eine volle geschlagene Stunde lang barfuß im tropfnah­en Gras spazie­­ren führt. Nunmehr war Raphaela in ihren Augen vollkommen gerecht­­fertigt, daß sie ihrer Mama wohl jeden zweiten Tag schrieb, Besuch bei ihr aber nur in je sechs Monaten einmal machte. Als sie aus der Gondel wieder unter die Veranda traten, sprach die Fürstin : — Der Morgen bricht an. Bei uns geht nun Alles zur Rube., Ich weiß, daß Ihr anders gewöhnt seid. Ihr lebt am Tage. 39 will euch nicht zurückhalten. Der Wagen mag vorfah­­ren. Rüffe mich, Du Marmorstatue und bringe meinen Kuß Deinem Vater. Madame Goryfande, es freut mich sehr, daß ich Sie ken­nen gelernt habe. Betreffen Sie nit, Raphaela Alles beizubrin­­gen, was ich Ihnen erklärt habe. Besuchen Sie mich recht oft. Napoleon v. Zártány wollen Sie meinen Gruß bringen. Wenn er reift, so sagen Sie ihm, was Sie von mir über ihn gehört haben. Eine andere Wegzehrung braucht er nicht, Guten Morgen ! Ihr müßt mir „gute Nacht” jagen. Die Schusheilige, die herniedersteigt. Vom Schloffe Etelvar bis zum „Fürstenhause“ (so wurde der Wohnsig des Fürsten genannt) rechnete man — mit guten Pferden — anderthalbe Wegstunden. Raphaela war mit fie selber und dem Gelingen ihres Pla­­nes wohl zufrieden. Es­ war ihr nämlich gelungen, Bruder Stapoleon ein Schnipp­­chen zu schlagen. Dieser verwegene junge Mann hatte daran zu denken gewagt, im Traume ihr zu begegnen. Und das Land der Träume it ein gar wundersames Mei. Dort befehlen nicht Die­­jenigen, die mächtig sind. Aber wie gesagt, es war gelungen, ihm ein Schnippchen zu Schlagen. Mag er allein träumen, von wen es ihm beliebt ; erwidert wird sein Traum nicht. Welche K­ühnbett ! Allerdings sind so die gefährlichen anderthalb Stunden übrig; von drei bis gegen fünf Uhr Morgens pflegt man im Fürstenhause noch immer zu träumen ; auch pflegt es wohl zu ge­­schehen, daß man nicht im Stande ist, die Augen­ offen zu halten wenn man sich nach einer durchwagten Not in den Wagen fest, genen Nacht, dex Anblick der ringsum erwachenden Natur werden Doch da ist ja Madame Corysande.Die Erlebnisse der vergaw so vielen Gesprägsstoff liefen, daß es ein Leichtes sein wird, dabei wach zu bleiben. .. Der Weg zog sich zwischen den ebenen Tafeln einer·Weizen­ s« flue von etwa tausend Sochen hin. Ein herrlicher grüner Teppich, mit feiner Kornblume, keiner Klatschrose befledt,­­ reiner Weizen, in fruchtbaren Boden gefäct. Die Saat­ schießt eben in die Hehren ; an­­ allen Blättern und die rauhen Hülsen der Aehren entlang fünteln die Billionen der Than- und Megentropfen. Eben taucht die Sonne am Horizont empor, von dem mögenden Aehren­­meere strahlt ihr Widerschein und in demselben folgt dem flüch­­tigen Schatten der Reisenden eine Lichtfäule­ung, der Negenbogen der sich über den glngernden Halmen bildet. — Gehen Sie doch, Prinzessin, die Gloriole, die den Sgat­ten Ihres Kopfes umglänzt, sagte Madame Evorylande. — Ich fehlte das Vigtnek, meldhes fg um den Schatten meines K­opfes meht; was Sie sehen, das ist der Lichtschein, der sich um Ihren Schatten bildet. Jedermann sieht seinen eigenen Negenbogen. Das ist das Phänomen, welches die Sonnenstrahlen immer bieten, wenn sie sich an beb­auten Kornähren brechen. — AB, PBrinzeffin sind auf eine Naturkundige­ feufzte Madame Corylande mit Bedauern. Raphacla vermochte sich eines Lächelns nicht zu erwehren. —Sie sind der Naturwissenschaften wohl sehr überdrüssig geworden ? .­­ . — 84 habe eine Antipathie dagegen, MBrinzeffin. Meine Seele erhält der Glaube aufrecht. Ich glaube so gerne an Wunder, an das Uebernatürliche ; jedes erklärte, von der Naturwissenschaft auf ihre materiellen bewegenden, Kräfte zur­ndgeführte Wunder erregt mir ein Gefühl sc Schmerzlicher Entnüchterung, als ob mir jemand getäuscht hätte, den ich treu geliebt habe. Die Natur­wissenschaft dient zu nichts weiter, als die Menschen ungläubig au machen. Und was taugt «3 denn Schließlich, die tiefverborgenen Geheimnisse der Natur zu ergründen ? It die Heilfunde dad auch nur um eine Hanresbreite gefördert worden, daß die Chirurgie so beträchtliche Fortschritte gemacht hat? Ich mag von den Aerzten nur denjenigen leiden, der mit Magnetismus furbrt, und glaube an die Heilkraft der Sympathiemittel. Ich halte fest an dem Weberirdischen und lasse mir meine Phantasiegebilde nicht weg disputiren.. Mir spricht aus dem rollen des Donners Gottes Born, mir strahlt aus dem Negenbogen Gottes Berzeihung. Ich betrachte den Lichtkranz um den Schatten unserer Köpfe für einen weihevollen Glorienstein.. Alles zu willen mag am Manne ein Verzug sein, für das Weib ist es ein Unglück. Jede Frau hat eine bedeutende Dosis Unmis­enheit nöthig, um sich gegen Die Natur nicht aufzulehnen in dem Bewußtsein, daß sie die Lasten und die Freuden des menschlichen Berufes zwisgen Mann und Weib so ungleich vertheilt hat. Ich beneide die Bauersfrau, die von al diesen Dingen nichts weiß. 34 möchte meine Sürstin sein,­­ich «« nähme dieses ganze Besitzthum nicht,so unabsehbar es sich rings um uns ausdehnt um den Preis.Alles erkennen zu müssem was­ i­n der Natur vorgeht. Die gute Madante Corysemde war mit gewaltsam zurück­« gedrängten Gedanken dermaßen geladen,daß sie von der ersteik Gelegenheit,die sich ihr bxvt,dem Strome ihrer Rede freien Lauf zulassen,in vollstem Umfange Gebrauch machte;sie sprach Ra­­phaelenso Vieles von idealen m1d.transfcendentalen Begriffen, daß diese in Kürze glücklich darüber einschlief, und Schlange (Fextreguna Folgt.) « UN

Next