Pester Lloyd, Juni 1876 (Jahrgang 23, nr. 126-149)

1876-06-01 / nr. 126

— — = a wohl Er Nee > Badayest, 31. Mai. Bis zum Augenblicke noch ist die Nachricht von dem Tode des Sultans Abdul Aziz ohne offizielle Bestätigung geblieben. Die offiziellen Konstantinopler Telegranımnıe be­­— — frästigen lediglich die Thatsache seiner formellen Abregung und seiner Einfeiferung im alten Serail. Allein es wäre gegen alle Traditionen der türkischen Gewaltpolitik, wenn die neuen Machthaber dabei stehen bleiben würden. Mur­­rad V., der­ im Namen des Volkes proklamirte Sultan, ist offenbar nicht Die in erster Linie eingreifende Person im biefem denkwürdigen Drama, und die Hände, die ihn auf den Thron erhoben, werden sich wahrscheinlich beeilen, ihr Werk zu vollenden und seine Machtstellung nicht als eine halbe und unvollendete zu verlassen. . jede Stunde, so scheint es, kann die Meldung bringen, daß der Sultan Abdul Aziz „den heftigen Gemüthsbewegungen", welche die Entfernung in ihm hervorgerufen, erlegen sei. um andere Seiten abgewinnen, dies Verbrechen begangen hat. solches Ergebniß, welches die Neminiszenzen an die Düster­­sten Blätter der Geschichte des türkischen Reic­es herauf­­beschwört, kann vom menschlichen Standpunkte nicht tief genug beilagt werden. Das Rechtsbewußtsein aller Beiten hat sich mit Grauen und Absehen vom Regentenmord­­ abgewendet, eine besondere, eine religiöse Weihe schü­zt aller­­wärts das geheiligte Leben der Monarchen. Allein Die rein politische Betrachtung mühte dem Ergebnisse doch Mirad V. besteigt den Thron der Khalifen durch ein Verbrechen, aber nicht er ist es, der Er wirde zum Mitschuldi­­gen desselben, wenn es mnvollendet geblieben, wenn er sei­­nen Vorgänger auf Lebenszeit der Freiheit zu bewanben ge­­nöthigt wäre. Eine stete, nicht zu, amterschägende Gefahr , wirde ü­ber der neugegründeten Herrschaft schweben. Es it möglich, daß die Abregung Abdul Aziz’ unter allen den — auch religiösen —­ Formen erfolgte, die man in solchen­­ Güllen zur Beschwichtigung der Gewissen fi nöthig Hält. . .8 hat nach unseren Telegrammen der Scheit-ul-Islam, der aus der Wartet der BVersehiwdrer hervorgegangen, es haben die geistlichen Funktionäre bei derselben intervenirt. Allein es ist dennoch fraglich, ob man damit den Gefühlen­­ des Volkes genügt hat. Trog aller Mitregierung hat die türkische Bendfierung in Abdul Aziz doch stets nur den Nachfolger des Propheten gesehen. Seine Smpopularität in­­ Konstantinopel, die Bemnittung seines persönlichen Ansehens erstreckte sich schwerlich auf die­ entfernteren Provinzen sei­­nes weiten Reiches. Die Balast-Revolution konnte das Signal zu einer allgemeinen evolution, zu einem Bürgerkriege mit allen feinen Konsequenzen, zu einer Loslösung aller der zahlreichen mit dem Zentrum des­­ Reiches ohnedies kaum mehr in einem organischen Zusam­menhange stehenden und nur durch die Person des Herrschers mit dem­selben ver­­bundenen Provinzen sein. Konnte dem Neiche eine so erschüt­­ternde, so tief in alle Verhältnisse greifende Krisis, wie die des gewaltsamen Thronwechsels nicht erspart bleiben, hant «war es vortheilhaft,­ wenn sie eine radikale war, wenn sie nicht in sich selbst den Keim neuer Berwidlungen barg, und das Land mmabsehbarer Verwirrung und Fam­en berechnenden Gefahren preisgab. Allein,wie gesagt,noch fehlt jede Bestätigung der Ge­­schick­te,die in Konstantinopel selbst geftem ü­ber daleb­­feben Abdul Aziz’ verbreitet waren, und unmöglich ist es­ nicht, daß der neue Sultan selbst den Mordstahl zurück­­hielt, der auf das Leben eines Vorgängers geziigt war. . Wäre dies der Fall, so müßte Murad V. seine nen imaugus­tirte Herrschaft jedenfalls für eine sehr starre halten. Daß er­­ als ein populärer Fürst den Thron bezeigt, lassen selbst die ersten, so­ überaus spärlichen Nachrichten aus Konstan­­­­tinopel vermuthen. Die­­ Sofia-Bewegung, die so mächtig hervorgetretenen jungtürkischen Bestrebungen haben ihm die Bahn zur Gunst der Bevölkerung geebnet. Wahrscheinlich wird er seine Negierung mit der feierlichen Verleihung einer Freiheits-Charte eröffnen. Man weiß fest, daß eine ungemein kräftige Konstitutionelle Partei unter der Führung­ ihat Bajdjas­si der Angelegenheiten bemächtigt. Schon die Ernennung der zahlreichen Minister ohne Portefeuille ar auf die Absicht der Einiegung eines Staatsrathes Hin, 16) die Konstitutionalisirung des Reiches zur Aufgabe haben sollte. Midhat MBajdja­it mit einem volltändigen Berigifungs-Program­m in das M­inisterium eingetreten. Die Beschränkung der Zivil-Liste des Sultans, die Ein — jebung konstitutioneller Körperschaften, die Beratdung und Sesstellung des Budgets durch­ eine aus Muslims und­­ Ehristen zusammengefegte Volfsvertretung bilden die Haupt­punkte dieses Programms. Umfassendere und eingreifendere Reformen, als solche jemals in Aussicht genommen wur­­den, liegen im Plane der jungtürkischen Bartet. L­ ist allerdings mehr als zweife­lhaft,von welchem Erfolge diese Bestrebungen begleitet sein werden. Es ist­­mehr­ als zweifelhaft, ob der verdorrende Stamm dieses Staatswesens die Aufpfropfung eines jungen Meises ge­­statten, ob der aufsproßende Schößfung einer modernen Umgestaltung seiner politischen­ Existenz ihm nicht Die­­ Testen Lebenskräfte entziehen­ wird. Sozialpolitisch betrach­­tet fehlen der Türkei so gut als alle Bedingungen für die Einführung eines konstitutionellen Systems. Sie entbehrt " eines festgegliederten, sich Fühlenden und respeftigten Bürger­standes, der überall als die Basis für die Möglichkeit eines auf Kontrole und konstitutionelle Einschränkung der monar­­ch­en Gewalt gegründeten Staatslebens betrachtet wird. . Sortwährend allen Arten von Machtfragen gegenüber: „gestellt,­­ bedarf sie­­ andererseits einer Konzentration der Staatskräfte, wie sie durch den frei verfügenden Absolu­­­tismus weit mehr, als durch ein konstitutionelles Systen dargeboten erscheint. Doch es wäre müßig, die tausend­­fachen Bedenken zu entwickeln, die ein Einfenken der Türkei in diese Bahnen aufrufen muß. Die Konstitutionalisiring der Tü­rkei stellt sich einfach und nach­ allen Richtigen hin als ein Problem, als ein staatliches Experiment dar, und als ein Experiment zudem, bei welchen die Chancen, daß es zu einer Stärkung und Konsolidirung des tiwlischen Neid­es führen werde, den entgegengefegten fegwerlich ausreichend die Waage halten.­­ Dennoch ist nicht anzunehmen, daß Europa diesen Bemühungen seine Sympathien und seine werfttätige Un­­tersüü­gung versagen werde. Es ist wenigstens ein DBersuch, die Grundlagen des Staates neu zu beleben, und ein DBer­­such, der von der relativ kräftigsten und patriotischesten der türkischen Parteien ausgeht. Vor Allem aber wird man die Wirkungen nicht unterfragen dürfen, welche die An­­t­ndigung einer neuen konstitutionellen Vera auf die un­mittelbar schwebenden Fragen des Augenblides äußern wird. Die Aufgabe der Razifikation ist durch den Negierungswechsel offenbar in hohem Grade erleichtert. Die Bevölke­­ru­­g der infurgirten Provinzen steht einem neuen Herr­seher, einem neuen le­les gegenüber. Die Ge­wißheit,­ daß eine feierliche V­erbü­rgung der Volksfreiheit nicht ohne wesentlichen­ Einfluß auf die Lage der christlichen­­ Bevölkerung bleiben könne, mik nothwendig die Stimme gen­der legtern beherrschen und kann­­ bei einigermaßen geschickter Auswügung leicht zu einer Thatsache von wirt­licher politischer Bedeutung werden. „Die­ Uebernahme des S Großvezirats durch Midhat PBajdja, ein Ereigniß, das in der nächsten Zukunft zu Liegen fegeint, wilde im Dieser Richtung wahrscheinlich nur fordernd wirken. . Sein ıinbe­­strittenes Administrations-Talent, die Fertigkeit mit Gerech­­­tigkeit seiner Verwaltungsprinzipien, " die­ er im Donau­ Bilajet in so glängender Weise zu verwirklichen gewußt hat, befähigen ihn vor allen türkischen Staatsmännern zur Gebennahme dieser Aufgabe. Den auswärtigen Mächten wäre er­ wahrscheinlich die willkommenste Bersönlichkeit. So darf der Fortführung der diplomatischen Aktion im Ganzen mir ungleich größeren Hoffnungen entgegengesehen werden. Die e­iie Regierung, wird ich wahrscheinlich be­güben, möglichst gute Beziehungen zu den auswärtigen Mächten herzustellen und Murad Khan wird ohne Zweifel durch ein möglichstes Entgegenkommen , die dunkeln Freden zu sühnen suchen, die auf seiner Thronbesteigung haften. Allen &rmessen nach wird der Bazifikattion,sobald die erste der wirrungv darüber ist, mit allem Ernie und Nahhdruch wieder au­fgegriffen wer­den. Und zum mindesten hat es Europa nicht mehr mit­­ den unberechenbaren, mit dem Tage wechselnden, nur von Wilffir und Laune diktirten Entfehlun­gen eines halb wahn­­sinnigen Negenten zu tun. .... Die merteten P­roprositionen der Entwiclung des türkischen Neic­es ent­ziehen sich jeder Beurtheilung. Es ist möglich, daß die neuesten Ereignisse nur ein chemisches Stadium mehr in dem­ Berfegungs-Progesse bedeuten, von welchem das tür­­kische Reich in vielleicht nicht mehr heilbarer Weise ergriffen scheint. Aber die fünfrete Lage hat ss ungleich „verbessert, und welches auf das Resultat der Zukunft sein mag. Die Gegenwart hat­ eine wenigstens etwas tröstlichere Ge­­stalt angenommen. =Nachrichten zufolge,die uns gleichzeit­ig mit Widdin,T1.1 in­ Severi 11 und Wien zugehen, wurde der Passagier-Dam­pfer»Radetzki­«auf der Berg­­fahrt von etwa 300 BulgarenI und Serben, Giurgevo und in einigen kleineren rum­änisch­en Station­en­ ohne Aufsehen als Passagiere eingeschifftl­atte 11,zur Lan­­dung in der Nähe von Lompalanta auf dem türkischen Ufer gezwungen. Die angeblichen Basragiere entpuppten sich als Zuzügler zur bulgarischen Insurrektion und über­mannten den Kapitän und die Schiffsmannschaft, nachdem sie sich aus dem mitgenommenen Gepäd mit" Uni­­formen, Waffen und Munition " versehen hatten. Wei­­tere­­ Unglücksfälle und Gemaltthätigkeiten sind glück­­licherweise nicht zu beklagen. Bei­ der Kürze der Zeit waren die Insurgenten indes genöthigt, einen­ großen Theil des erwähnten, Gewehre, Revolver, Dolche und Ausrüstungsgegenstände enthaltenden Gepäds zurückzulassen, welches sich jegt auf dem­ die Fahrt fortfegenden und in Drjova bereits eingetroffenen Dampfer befindet. Er ver­lautet, daß die rumänische Negierung, die sofort Vorkeh­­rungen zur Erhöhung der Wachsamkeit ihrer Behörden traf, auf diplomatischem Wege ihr lebhaftes Bedauern über den Vorfall ausgesprochen und neuerdings, die bündigsten Ver­sicherungen bezüglich der Aufrechterhaltung ihrer Neutrali­­tät abgegeben hat... Andererseits sind türkische Truppen von Yıddin aus an den Thatort abgegangen. — Den Bericht über die heutige Abend-Sigung der un­­garischen Delegation bringen wir am Schluffe des Hauptblattes. « . die Frage die sich in. andere, nn. Aus bei Reichslage. Dem in umserem Abendblatte enthaltenen Berichte über die . Berufige Sigung des Abgeordnetenhauses haben wir noch Folgendes naczutragen : Ernst Simonyi tritt gegen die Vorlage ein. Er findet die Arrondirung nicht für nöthig und die entgegengeseßte Behaup­­tung bisher noch immer nicht bewiesen. Von mancher Seite wurde erklärt, der vorliegende Gelegentwurf sei aus dem­­ Grunde noth­­wendig, weil sonst die votir­en V­ermaltungsgelege nicht ausgeführt werden können. Wenn dies der Fall, so sind die betreffenden Gelege Schlecht. Der Minister behauptete, die Bestimm­ung der Komi­­­tatsfige sei wichtig vom Standpunkte der staatlichen sowie der adm­i­nistrativen­­ Interessen. Nedner bestreitet auch diese Behauptung und erachtet den Gefegentwurf mit seinem einzigen stichhaltigen Argu­­­ment motivirt, nicht genügend mit Daten ausgerüstet. Der Geseb­­entwurf ist zudem nicht vollständig­ und aufrichtig. Y­edner polemisirt gegen die gestrigen Ausführungen Wilhelm­ Toth’S­ound V Barady’s und mweist­ darauf hin, der Ministerpräsident habe vom Gefegentwurfe gesagt, derselbe entbehre des Grundprinzips, eine solche Politik könne aber nie populär werden. 908 Gefegentwurfes als Substrat der Spezial Redner wendet sich hier emt gegen die Bemerkung Toth’s,­der für die Annahme­debatte das Argument angeführt habe, daß ja auch die Negierung geneigt­ sei, in Einzelheiten nachzugeben. Daran zweifle Neoner nicht, allein dies könne ihn nicht bestimmen, da diese Zugeständnisse wohl. Einzelne zufriedenstellen , kön­en , aber vom Gesichts­­punkte des allgemeinen Spätereises kam genügend sein werden. Was die parlamentarische Gourtoisie betreffe, so mün­che er dieselbe beobachtet, und zwar auch von den Ministerstühlen aus, was nicht immer der Fall sei. Was endlich die Noeußerung betrifft, daß, sobald jemand einen Ministeriig einnimmt, die Verdächtigung gleich bei der Hand sei, so könne dieser Vorwurf seine Bartet nicht treffen, welche seine Minister verdächtige, sondern nur die Bolitit ver­­damme, welche das Ministerium seit neun Jahren befolgt. Miinisterpräsident Tipa wird auf das Gehörte später ant­worten, und nimmt in diesem Momente nur jenes echt in Anspruch, welches jeder Abgeordnete genießt, nämlich dann, wenn ihm etwas zugemuthet wird, was er aich annäherungsmeise nicht­­ gesprochen, sagen zu können, daß jener Abgeordn­ete, welcher ihm das zumuthete, nicht die Wahrheit gesprochen. Redner­ hat auch nie mit einem Worte gesagt, daß der vor- Liegende­ Geseentwurf sein Grundprinzip habe, oder daß das Ber­­maltungsgesäß seines Grundprinzips bedürfe. (Rufe : So it's! Wahr!) Dies wollte Nedner sofort gegenüber der ummwahren Behauptung des Vorredners aussprechen. Ef Simonyi verliert eine Stelle aus der Nede des Ministerpräsidenten, aus welcher er die Nichtigkeit seiner Behauptung nachweisen will. ;­­­m Ministerpräsident Ti Ba meist uit er Lebhaftem­ Beifall darauf hin, daß aus der verlosenen Stelle nicht nur eines, sondern sogar drei Prinzipien ersichtlich wurden. Der Präsident schließt hierauf die Sigung. » 1 « « Aus der Östareichischen Delegation. Achte Üfenarfigung vom 31. Hai. Unserem im Abendblatte enthaltenen Berichte Haben wir vor Allen die Rede des Delegirten Dr.Herbst nachzutragen.Der Redner bemerkt,daß er nicht in der Lage war,im Budgetausschusses ein Votum zu Gunsten des Minoritätss Antrages abzugeben,daß er sich aber die Entwicklung seiner­ Ansicht im Plenum Vorbehalten halse.Er er­kl­ärt,"daßcr­egen den Antrag destrdget-52K11(3scl)11s fes stimn­en werde,weil e­s sich Gier nicht­ um eine Frage der Gchlagfertigkeit der Armee, ja nicht einmal um eine unmittelbare Ersparung, sondern nur dar­­ handelt, die Zarfen, welche durch­ die Beschlüsse der Delegation den Steuerträgern aufgebürdet wurden, einigermaßen zu erleichtern. Er erinnert an die finanzielle Lage des Staates und weist insbesondere darauf hin, daß Oesterreich, welches in den ersten Jahren nach dem Auslebentreten des Wehrgefeges nicht um­ seine netten G Staats­­schulden machte, sondern sogar die abter zu vermindern vermochte, jet bereits dahin gelangt­et, in jedem Sabre neue Schulden durch Herausgabe von Renten-Titres zu kontrahiren; heuer sei man sogar wieder dahin genommen, das Prinzip der Untfläteung der Stants­­fguld aufzugeben und zu einer neuen Form von Anlehen zu schreiten. Der fü­r das Jahr 1876 votirte Kredit werde aber nicht mehr ge­nügen können, nachdem durch­ die neuesten Beschlüsse der Delegation 6 Millionen Nachtragskredite bewilligt wurden, von denen 4 Mil­­lionen durch die cisleithanische Reichshälfte gedeckt werden müssen. Wenn es also je nothwendig war zu sparen,­ so ist dies recht an der Zeit und man müte , wenn jedon behauptet wurde, daß eine Abhilfe gegen­ die großen­ Lasten exit nach Ablauf von­ zwei Jahren nach dem Außerkrafttreten des Wehrgeheges möglich ( ber müht sein, während dieser Zeit die Lasten zu vermindern trachten, sie weniger drohend zu gestalten suchen, und dies wäre nur bei ‚Heranziehung des Stellvertreter- Fonds möglich). M­­edner wendet sich nun gegen die Aeußerungen des gemein­­­samen Finanzministers, wie gegen die Argumente, welche für die Beibehaltung des Stellvertreter- Fonds angeführt wurden. Der Sinanzminister habe sich in nicht zu rechtfertigender Weise geäußert, und Neoner gibt demselben zu bedenken, daß ein mögliches Zurü­ck­­bleiben der Dnoten-Beiträge seitens der beiden­ Reichshälften auch“ den gemeinsamen Finanzminister­ den Gruff der Situation vor Augen führen könnte. Man behauptete, durch die Schmälerung des Stellvertreter- Fonds werden die Mittel für die DienstP­rämien der Unteroffiziere entzogen. Woher stammt — so fragt er — diese Be­sorgniß ? Hat die Delegation jemals die Bewilligung der für die Unteroffiziers- Prämien nöthigen Summen verweigert ? Wurden nicht auch selten für weniger dringliche Erfordernisse bedeutende Summen votirt? Und wenn die Delegation je so unpatriotisc­h wäre, die Bewilligung dieser Summe abzulehnen, könnte das Vor­gandenken des Stellvertreter- Fonds für die Aufbringung der nicht­­rotirten Anforderungen etwas wüßen ? Es wurde auch ein juristisches Moment für die Unantastbar­­­keit des Fonds,gerade von denen ins Treffen geführt,welche in juridischen Fragen ebenso Laien sind,wie die Delegirten in der Frage der Schlagfertigkeit der Armee.—Man behauptete,der Fond sei ein Stiftungsfond Nun fehl ihn aber für die Stiftungs­­form alle Requisit.Selbst die Nhutacverwaltung unterschied Fonds, und auf früher ein freies und gebundenes Vermögen des « das gebundene Bermögen hatten die­ Stellvertreter­ einst«-Seit dem Jahre 1874«erjiirt aber in der Armee kein Stevertreter mehr,und«nun seines,aber auch Allesr wus demn Fondverk fü­gbar.«Man hat auch behauptet,es sei,dies eine Frage der Bedecku­g und die Bedeckungsfrage sei Sache der beiderseitigen Reichsvertretungen.WennI dies richtig wäre,so hätten die Delega­tionen seit Jahren eine Reihepakt Verfassungs-Verl­etzungen begangen und auch diesmal sind schon verschiedene Posten als Bedecku­­g ein­­gestellt worden, und all dies sollte: verfassungsmidrig gewesen sein ? Die gemeinsame Regterung habe sogar aus eigenem Antriebe­­ vor Jahren den Militärspital-Baufond in Verwendung gezogen und auch in diesem Jahre einen Theil des Kapitals dieses Fonds in die Bedeckung aufgenommen.­­ . Es gibt außer den Zentralaktien auch ein Reichsver­­mögen,über welches die Delegationen zu verfü­gen haben,e­in Ver­­mögen,das nich­t aus den Beiträgen­ der Steuerträger entstanden und zu diesem Vermögen gehöre auch der Stellvertreter-Fond. Von einer Seite wurde auch behauptet, man m­üsse einen Fond haben für außergewöhnliche Vorkommnisse, über welchen man zu verfügen im Stande sei, ohne exit die Zustimmu­ng abzuwarten. Ein solches Argument klinge ganz eigenthümlich im Munde Der­jenigen, welche den Fond als Stiftungsvermögen angesehen haben wollen. Glaubt man denn wirklich, daß man mit Grmmentlastungs- Obligationen und Hypothesar-An­weisungen Nützungen beginnen könne? In anderen Staaten legt man Cold, Silber als Kriegs- Ihab­ an, das habe einen Sinn, die­ Anlage von Papieren, die man im­ Moment der Gefahr nur Schwer, doch Vermittlung von Bantiers su Geloe machen man, habe seinen praktischen Werth. Nedier wünscht nicht, daß je­der Tag kommen möge, an welchen­­ die Mb­losigkeit dieses papiernen Fonds ad­ocnlos demonstriert wird. Man Sprach ancHh von der Wirkung, welche das Aufzehren dieses Fonds nach außen­ machen werde. Redner hält das Schulden­­machen auf der einen, gegenüber der Bejauh­rung auf der andere Seite für etwas ganz Widersinniges.. Diese Auffassung der Sach­lage erinnert den Hederer an einen Fehler, der beinahe allen­ Böl­­fern dieser Monarchie eigen­ it, der Fehler des Strebens den Schein zu bewahren. In einem andern Lande kommt es nicht vor, daß man dem Privatmanne, der sie einschränkt, um sich zu erhalten, den Kredit beschränkt, wie dies bei und der Fall ist und daher somunt es­ auc, Daß­ bei uns Derjenige, dem es Schlecht geht, einen solonialen Aufwand macht, um den Schein zu bewahren und seinen Kredit zu erhalten. Dasjenige,d was in der Privatwirthschaft gilt,hat auch fü­r die Staatswirthschaft Geltung-Die­ Verwendung des­ Stellvertreter­­fonds werde nach außen einen viel­ besser—11 Eindruck n­achemals das fortwähren­de Kontrahiren von Schulden.Die Ordnung im Staatshaushalte,die möglichst geringe Inanspruchnahme des­ Kre­­dits in Friedenszeiten stärke das finanzielle Ansehen des­ Staates- Die Schlagfertigkeit der Armee steht mit dem Antmge der Minorität in keinem Zusammenhangs derselbe bildem er eine Frage de­r Ordnun­giIie Staatshaushalte,sind darum stimmt er fü­r des selben.Er mils sich kein Urtheil über das Resultat der heutigen Abstimmung anrunßen,erskmm aber schon im vorhineinsagen,daß für den Fall als dieser Antrag nicht die Mijorität erh­alten sollte, die Minorität wieder auf denselben zurückkommen werde.Redner hat diesbezüglich vorldchst Vorgehend b­egiertätig gelernt,die m­it ihren Anträgen immer­ und immer wieder konmit,­bis dieselben end­­lich bewilligt werden.Auch die Vertreter derjenigen Bevölkeruungt, welche die Hauptlast der Auslagen träglich die heute m­it aller En­t­­schiedenheit fü­r die Heranziehng des Stellvertreterfonds eingetre­­ten sind,werden ihre­ Forderungen immer und immer wieder wie­­derholen­,­bis die Regierung doch endlich einmal den Wünschen der Bevölkerun­g gerecht werden­ wird.Redner will hossen­,daß es dann nicht,wie so oft in Oesterreich verhängnißvoll-­zu spät«sei.(Leb­­­hafter Beifall.) Die Generaldebatte wird geschlossen. Der Berichterslatter erklärt, daß er die Berichterstattung nur unter der­ Bedingung übernommen habe, daß es ihm freistehe, in diesem­ Falle gegen die Anträge der­ Majorität des Ausschusses zu stimmen ; er verzichte dahe aufs Wort. Es wi­ld so hin zur Spezialdebatte ü­bergegangen und nach dem Antrage des Ausschusses als eigene Einnahmen der Betrag von 2.908.200 fl.ohne Debatte angenom­­en.­­Zu­ dem die Einnahmen aus den­ Interessen von besonderen Fonds«betreffenden Antrage des Ausschusses stellt eine Miorität den Antr­ag,auf den in der Verwaltung des gemein­sam­en Fiitacz­­ministeriums stehende F Fouds der Heeresverwalt trtig die Summe Vock10,346349fl.als­ Bedeckung einzustellen Ferner beantragt der Budgetexnsschuß,aus den Kapitalien und Interessen des allgemeinen Militärspitals-Fon­ds den Betrag von­ «135.443 fl zu entnehmen.Groß beantragt die namentliche Abstim­­mung bezü­glich des Minoritäts«­t­ctriges. Giskra gibt die Erklärung ab,daß er für den Minori-­tis-Antrag,stimmen werde«­­ » } Dr. A­u­ß bemerkt zum Testen Auss­ußanträge, er ergreife nicht das Wort, um darzulegen, wie durch die „zum erstenmal, und zwar von der Regierung vorgeschlagene Entnahme von Kapitalien aus dem speziellen Militärfonde zum allgemeinen Heereszmeden die Delegation eingeladen werde, in der von der Minorität des Aus­­schusses in Ansehung des Stellvertreterfonds beantragten Weise vor­­zugehen, er konstative, daß durch­ die­ IUinnahme dieses Antrages Die Ansichten Eine PEINOONET gutgeheißen werden. Nedner Erinnert nur an den Ankauf der Rosenthal’schen Gründe in Wien zum Ermede eines zweiten Garnisonspitale. Nachdem für diesen Grund im Budget Nichts eingestellt i­ und die früher betonte Notaunwendigkeit eines zweiten Militärspitals durch den Zubau am vorhandenen Spitale nicht mehr zu bestehen scheint, stellt Redner die Anfrage, aus welchem Titel der noch west­­liche Kaufschilling per 600.000 fl. bezahlt werden soll und aus wel­­chem Titel die Zinsen 0038 Kauffchillings-Netzes, welche zwischen 30.000 und 40.000 fl. jährlich betragen müssen, seit 1874 bezahlt werden ? « · FML.Benedek er­klärt,daß der»ganze Gegenstand so inhaltsreich sei,daß er diese Frage heute«nicht beantworten könnte. Die Regierttrxg sei jeden Augenblick bereit,den ganzen Vorgang vorzulegen. 5 - - Graf Coronini erklärt,dass er gegen die"­Einstelltung­­ eines Kapitals aus dem­ Stellvertreter-Fond stimmen werde,weil er es für unbedingt nothwendig halte,daß ein Kriegsschatz er­­handen sei.Wer 111 Herbst für etwa entsprechende Fälle die Noten­­presse empfohlen hat,so müsse er sich im entgegengesetzten Sinne ausspri­cheIr.Rednoth schließt damit,daß er seine Ueberzeugung dahin ausspricht,daß»wi­ nicht mehr scheinen wollen,als wir sind,sonder Saß Be vielmeh­r sind», als wir scheinen. (Bravo! vavo ! Herbst tritt der Behauptung des Vorredners entgegen, er habe weder die Nothwendigkeit eines Kriegsschages anerkannt, wo die Verwendung der Notenpreise für den eintretenden Fall em­­pfohlen. Der wahre Staatsschaß Liege in der Erhaltung des Kredite. Der Antrag des Delegirten Groß auf namentliche Abstim­­mung über den Minoritäts- Antrag wird angenommen und Dieser legte je Antrag hierauf mit 36 gegen 21 Stimmen abgelehnt. Es stim­mten mit Nadsicht darauf, daß der Präsident nicht mitstimmte, Stedgberg beurlaubt und Wildauer abwesend war, 57 Delegirte. Die Anmwesenden gaben ihre Stimmen, in derselben Richtung ab, wie gestern, und stimmte heute Covonant mit der Majorität, und Oppen­­heimer und Scharfschmid dagegen mit der Mimnorität. Sohin wurden die Anträge der Majorität genehmigt. Das­­ Haus übergeht nunmehr zur Berathung der zum Zitel 32 des ordentlichen Heeres-Erfordernisses pro 1876 aus An­­laß der ungünstigen Fourage- und Strohpreise begehrten Nachtrags- Kredite. Der Budget-Ausschuß beantragt, denselben im Betrage von 300.000 Fl. zu­ bewilligen, welcher Antrag ohne Debatte an­genommen wird. Reis Demel vereh­rt hierauf über das außerordent­­­ige Erforderniß des sterbenden Heeres. In der Generaldebatte meldet sich Niemand zum Wort und merden die Titel 1—18 ohne Debatte angenommen.­­ Zum Titel 9·»2.Bat·n-c«1te«gibt der Regierungs-Vertreter Oberst Merkel empndetacl xtrtexts Berich­t über die bisherigenha1d­­­en im Betten-Magazin qucemzie unterbringimg der Schnell­­pressen im militär-geographisch­ei­ Instiftet und befür­wortet die Ein­stellung des Negierungs-Anspruches mit 25.000 ff. Der Berichterstatter bemerkt, daß der Abstrich ge­­macht wurde, weil man im vorigen Jahre seitens der Regierung die Erklärung abgegeben habe, daß die Schnellpfeifen gar nicht zur Verwendung gelangen werden. Der­ Antrag des Ausschusses, den in Nede stehenden Betrag von 25.000­­ ff. abzulehnen und im Titel 9 den Betrag von 759.500 fl. einzustellen, wird angenommen. Titel 10 wird ohne Debatte genehmigt. Der Titel 11 beantragt der Ausschuß, die zur Fortlegung des Baues von zwei Befestigungen in Krakau beanspruchten 150.000 fl. abzulehnen. Robbakher beantragt die Bewilligung.­­ Nachdem der Berichterstatter ich gegen diesen festern Antrag ausgesprochen, wird nach dem Ausschuß-Antrag die Streichung beschlossen. Unter Titel 12 beantragt der Ausschuß, die von der Negierung zur Beendigung des Wertes Symand bei Komorn geforderte Summe von 100.000 fl. abzulehnen. . Fürst Liechtenstein nimmt den Regierungs-Antrag an. Bei der Abstimm­ug wird der Antrag­ des Ausschusses angenommen, wonach nur die für die Vollendung der Infanterie-und Artillerie­­kaserne in Boln beanspruchte Summe von 200.000 fl. im Titel 12 genehmigt wird. x . Fü­r den Titel lZ ist seitens der­ Regierung ein Gesammt- Erforderniß von 499.291fl.für­ das militär-geographische Institut prikilianjuirt Der Budgets Ausschuß beantragt nur 322.666fl.ein­­eutem Regierungsvertreter Oberst Merkel gibt eine detaillirte Darstellung des Vorganges bei Herstellung der Spezials Karte der Monarchie, auf melche sich vorzugsmeise der beantragte Abstrich ber zieht, und der für Die Mappirings-Arbeiten erforderlichen Kosten. Nedner gesteht zu, RE ohne das Programın der Anfertigung dieser Karte zu stören, ein Abstrich von 45.000 fl. möglich sei,­ daß aber ein größerer Abstrich unbedingt Schaden bringen müßte. ‚stellung einer neuen Spezialkarte der österreichisch-ungarischen Mon H$erbst glaubt, daß, wenn der Antrag des Ausschusses an­ Ro­ma 9 e Ehen öi­nd, im Di­archie 431.000 fl... zu bewilligen. 7 .». Benedet unterstügt den Antrag des Borredners, genommen wide, nur eine den finanziellen Verhältnissen entspre­­chende Verlangsamerung der Vollendung der Spezialkarte eintreten würde ; der Abstrich sei umso sehr gerechtfertigt, als der Nehnungs­­-Schreitungen gemacht werden, von denen gleichzeitig gesagt wird, daß sie später hereingebracht werden wü­rden. Man möge sie aljso in diesem Jahre hereinbringen. . Der A . Abstimmung wird derselbe jedoch abgelehnt und der Ausschukp Antrag angenommen: ." Titel 14 wird ohne Debatte angenommen. Der zu dem­ Titel 1k7,9s1 und 10 des­ außerordentliche A­ntrag Roßbacher’s wird hinreichend unterstüßt. Bei der Heeres-Erfordernisses pro 1876 von der Negierung geforderte An­tragskredits 111 Geschmtbetrage von 1337.778fl.wird oh­ne Debatte angenommen. ER 8 Goronini referirt hierauf in Betreff des vom­ gemeinz­­amen Finanzminister” vorgelegten Ausweises über die Zentral’ Ak­iven und wird auf dessen Antrag dieser Ausweis zur Kenntniß genommen. »» . Shharschmid berichtet schließlich über die gestern ein­­gebrachte M­etition einiger Bewohner von Neumarkt in Galizien hinsichtlich des Erlaßes eines Kriegsschadens aus dem Jahre 1849 mid beantragt namens des­ PetitionsAusschusses, daß die vorlie­­gende­­petition dem gemeinsamen Reichs-Krriegsministerium zur Wü­rdigung abgetreten werde. Dieser Antrag wird angenommen. Nähte Sibung, morgen 11 Uhr. Tagesordnung: Bericht des Budget-Ausschusses über die bereits eingelangten Nuntien. = Der Budget: Audiájuk der österreichischen Delegation hielt nach der­­ Plenarfigung eine Sigung, um über die eingelangten Nutten zu bewathen. Zunächst minde Demel zum Generals Berichterstatter gewählt. Bezüglich des Budgets des ge­­meinsamen Inanministeriums sind die Besc­h­üfse beider Delega­­tionen Fronform. Bezüglich des Budgets des Obersten Rechnungs­­hofes wird beschlossen, dem Beschlufte der ungarischen Delegation beizutreten, welche 2086 fl. fh­ die Systeminnung eines Hofrathes weniger bewilligte, als die österreichisc­he. "Zugleich tritt der Au­­­fchuß der von der ungarischen Delegation beschlossenen Defokution betreffend die Organi­sation des gemeinsamen Rechnungshofes bei. Bezüglich des Budgets der Kriegsmarine zu Titel 3 beantragt der Referent Weeber gegenüber den Befehluffe der ungarischen Delegation nur 453.300 fl., anstatt der von der österreichischen berwilligten 470.000 fl., die Summe von 460.000 fl. einzustellen. Sturm beantragt, dem größeren Abstrich der ungarischen Delegation beizutreten, während Engerth sich dafü­r ausspricht, bei dem eigenen Beichlu­ffe zu beharren. Der Antrag des Referenten wird angenommen. Bei Titel 4 „Dienst zur See“ beantragt Weeber, dem Beichliffe der ungarischen Delegation, 1.218.000 fl. zu­­ bemwil­­ligen,­ beizutreten. »Der­ Antrag wird genehm­gL Bezüglich der Titel s unds 1v1rd·besch­losse11,beim eige»11en Beschluss erstbeharre11.Im Extra- Ordinarium­ wird bezüglich der Differenz bei Titeleeschlossen­­demI Beschlusse der ungarischen Delegation,f­ämlich 50­0Wsl.weni­­ger einzustellen beizutreten. im Frieden . .­­. Abschluß pro 1874 nachweist, dab gerade bei diesem Titel Ueber­­ Velegr. Deperdjen d. „Xefter Slody.“ .Temesvár,31.Mai.(Orig.-Telesgr.)Die Süd­unga­­rische historische und archäologische Gesellschaft hielt heute unter dem Vorsitze ihres Präsidenten Obergespan Orxikos ihre fünfte Jahres- Versammlung ab,zu welcher die Intelligenz der städtischen Bevölke­­rung und der Provinz sich zahlreich eingefunden hatt.Nach der selbstt war glänzendes Fest einer auf 60 Gedecke,bei welchem Toaste auf das geistige und materielle Gedeihen des Vereins und seines allverehrten Präsidenten ausgebracht wurden.Abends findet im städtischen Theater ein Konzert. und eine ungarische Dilettanten-Vorstellung zum Besten des zu gründenden archäologischen­ Museum­s statt. Wien,31.Mai­ Die»Politische Korrespondenz­« erfährt telegraphisch aus Konstantinopel,daß d­ie Entthro­­nnung des Sultans weder durch eine Volks-Revolution,«noch durch eine Palast-Revolution,sondern durch eine Minister- Revolution erfolgte,welche erst dann in Szene gesetzt wurde, als der Sultan von dem Verlangen, Kriegskassen Geld­ aus seit1e 111 Privatschätze vorzustrecken, absolut nichts wissen wollte.Der Scheik-ul-IslamHeir,ul­­lab­endi,kündigte in Anwesenheit säm­utlicher Minister plötzlich dem Sultan an,daß das Volk mit seiner Regie­­rung unzufrieden ist,und er demnach entthrimt seiz un­­mittelbar hierauf wurde der Sultan mit der Sultanin Valide gewaltsam­ nach dem Palaste Topkop 11 gebracht,­«1 wo er sich leben­d in schwerem­ Gewahrs­am befindet. Berlctt,31.Mai.Nach einer Meldung des»Reichs­­anzeiger«erfuhr die gemeinsam üichereinstimmmende Mitthei­­lung,welche die Vertreter Rußlands,Oesterreichs,Frank­reichs,­Italiens und Deutschlands auf Grund der Berlin Abmachungen a1 1130,d­a 11 die Pforte richten sollte undum den eingetretenen Thronwechsel einen Aufschub. Berlin­,31.Mk­i.Der Kaiser vollzog die Ernennuung des hessischen­J M­­­isterpräsidenten Hofmann zum Präsidenten des Reichs­­kanzleramtes.­­­­ von Nußland wurde von den Nachrichten aus Konstantinopel Eins,31.Mai­(Orig.-Telegr.)Der Kaiser auf das tiefste e1·schi·1ttert.Man war vorsichtig und bereitete ih1­"vor;dem«toch blieb AlexanderlL länger als s zehn Minuten sprachlos.Er hatte die Meldung von dem Schicksale Abdul Aziz’sitzend angehört,lehnte sich dann im Sessel zurück,schloß die Augen und war im höchsten Grade an­­gegriffen. Mean sah das Blut aus seinen Wangen weichen. Schließlic athmete er tief auf und gab in einigen Worten seinem Bedauern mit dem Schicsale des „rregeleiteten Speier, 31. Mai. Der Bischof Haneberg ist heute gestorben. Herrschers­ Ausbruch. Bukarest, 31. Mai. Der Generalsekretär der Depositenkasfe Konstantin Arion ist verschmunden, die Vdefraudirten Summeıt Die nicht fonstatirt, sind aber aller Wahrsceinlickeit nag sehr London, 31. Mai. Die Blätter änfern " sich über den Thron­wechsel in S Konstantinopel im Ganzen günstig, aber vorläufig zurückhaltend, ohne übertriebene Hoffnungen hervortreten zu lassen ; es sei die Frage, ob die Absichten der Sofias auf einem formellen Programm beruhten und, ob sie das Programm durchführen könnten; übrigens­ sehen die Blätter den Thronwechsel als ein günstiges Ereigniß zur friedlichen Lösung der Orientfrage an und meinen, die­­ Mächte müßten die Anstrengungen der Türkei unterfragen. London, 31. Mai. Orig -Telegra. Im Derby-Nrem­en siegte ein ungarisches Pferd, nämlich Bal­tazzi , Kisbér", „Forerunner war zweites, „Cäsar“ drittens, den erschöpften­­- 7 . = Wien, 31. Mai. (Orig.-Telegr) Der Kurrent­­waaren-Händler Ignaz August Kallmus, eine der ältesten­ und reichsten Firmen Wiens, stellte die Zahlungen ein. Die Baji­ ven belaufen sich über eine Million Gulden. Die Sache erregt ungeheuere Aufregung in der Kaufmannswelt, besonders weil die insolvente Firma in letter Zeit folontale Einkäufe machte und sich noch vor einigen Monaten einen bedeutenden Artikel (Rottonerien) Das Ausland ist stark betheiligt, beilegte und selbst manipulirte. In einer heute abgehaltenen Gläubigerversammlung, wo übrigens blos 200.000 fl. vertreten waren, wurde für einen außergerichtlichen Ausgleich plaidirt, die betheiligte Familie des Falliten, welche Kompensationen befürchtet, dringt auf Eröffnung­ des Konkurses, so stimmt jedoch schließlich zu, daß das Konkursgesuch nicht überreicht w­erde. Es wurde der fallchen Firma ein Moratorium bis 30. Juni bewilligt, E­ine weitere große Insolvenz wird aus Troppau ges meldet, die der Firma Sigmund Brod (vormals Engelmann u. Proc) mit Vafsinen von nahezu einer­ halben Million. Ferner sind insolvent geworden: Brüder Beher in Troppau, Gugen. Gluhomsty in Stanislau.. Wien, 31. Mai. Drig.-Telegr) Im Privatverfebe­n zeigte sich heu­te eine Haussn Lombardengingen bis 79.­— Ein hiesiges Bankhaus kauft große Posten Silber-Rente für fran­­zösisch­e Rechnt­ng. «Wien,31.Mai·(Schlu’ßkurse.)" 134.90, Anglo-Austrian 64.60, Galizier 190.25, Lombarden . 76.50, Desterr. Staatsbahn 254.50, Trammay 106.—, Rente 65.45, Kres Minzdufaten 5.70—, Silber 102.90, Frankfurt 58.75, London 121.—, Deutsche Reichsmark 59.25, Unionbant 57.50, Tiürkenlose 19.25. —.—, Munizipalbanft —.— , Ungarische­redit ——, Still. Wien, 31. Mai. ek 1­ditlose 155.—, 1860er 106.75, Napoleonsd’or 9.62—, 1864er 132.25, Allg. Baubant 9.25, Anglo-Baubant 17.—, Ung. Bodenkredit-Aktien - Offiz­ielle Schlufplurfe­ Ung Galga. . . Grundentlastung 74—, Unger. Eisenbahn-Anlehen 92—; . Desterr. Kreditaktien "

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