Pester Lloyd, Januar 1877 (Jahrgang 24, nr. 1-31)

1877-01-15 / nr. 15

Einzelne Nummern 3 Abonnement für die öftern.-ungar. Monarchie:­­ Für den„Bester Lloyd! Morgen und Abendblatt“ (Erscheint auf Montag Früh, und am Morgen nach einem Feiertag.) úr Budapes: Mitxosimtkendunk smzjäthichfh ä.— 7VierteljJå­kl.,,5.50Ganzxgbrl.fl.24.—— Vierteljghkl. ,­­Datbjöhrl.­.11.—Monat 11 »2.­—Halbjahr1.»12.—M­aqttich» an Ra Káslb für Budapest in der Administration des ,Pestfer lopod", Dorotheagasse 14, I. Stod, außerhalb Budapest mittelst Postanmeisungen durc alle Pestämter. Sellagen werden angenommen für 1 fl. per 100. — Dieselben sind franco an die Expedi­­tion des , Better Lloyd” zu senden. in ZUisa saterxostvertsudung dekgseudskatteg·­­ittrauenskitung Für Knie­re für Sand« n. Forsichichtgaft A. 1.— vierteljährich mehr. " Ey " " der " " Inferate und Einschaltungen für den Offenen Sprechlaal im Auslande werden angenommen: Budapest In Wien: Bei A. Oppelik, Stu­benbastei Nr.2; BR. Mosse, Geiler­ in der Adminisration, 6.— | Dorotheagafse Nr. 14, ersten Sto, Redaktion und Administration] täte nr. 2; Maasenstein & 2.20 ferner : in den Annoncen-Expeditionen Vogler, Balfishgasse Nr. 10; A. Niemetz, Aliervorstght, Geogafie "der BR. Lang Dorotheagafie Nr. 12 ; Hansenstein , Vogler Doros­theagafie Nr. 11. Insertionspreis nach aufliegendem Tarif, Unfrankirte Briefe werden nicht ange­­nommen, Bierundzwanzigster Jahrgang. Dorotheagafie Nr. 14, ersten Stod. Manuskripte werden in seinem Falle zurückgefellt. Kr. in allen Verschleisslokalen. Inserate werden angenommen Nr. 12; G. L. Daube & Comp,. Singerftrafie Rotier & C€ie.,I. Niemerg. 13. — Paris: Havas Laffite & Comp., Place de la Bourse. — Frankfurt a. M @. L. Daube & Comp. Montag, 15 Abonnement für das Ausland: (Morgen- u. 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Serbien bei uns 9 fl., bei jämmtl. dortigen Postämnter 7 fl. 15 fl. , Postämte in Köln, Bremen und Hamburg 28 Mt. 8 Pf. ür­er bei und 10 fl. 40 fl., bei den daselbst aufgestellten f. t. Posterpeditionen 7 fl. weder, Norwegen, Panemark und Island bei ung 10 fl. 50 f., beim Bostamte Fiel ze = Budapest, 14. Jänner. Der heutige Ministerrath Hat in der schwebenden Krise — anders fann das Stadium, "in wel dhem die Bankfrage si, gegenwärtig befindet, faum bezeich­­net werden — die Entscheidung nicht gebracht. Die Situa­­tion bezüglich des Ausgleichs it unverändert dieselbe, je vor Tagen und Wochen und gerade darin prägt sich ihr Eritischer Charakter aus, denn alle Umstände drängen Die ungarische Regierung,­­eine Lösung in irgend­einer Richtung herbeizuführen. Es ist nicht nur der baldige Zusammentritt des Reichstages, welcher dem M­inisterium den Wunsch nahe­legt, endlich mit einem definitiven Resultat aufzu­­treten, oder aber die entschiedene Resultatlosigkeit zu Ton­­stativen, sondern auch die Nachsicht auf eine ersprießliche Regierungsthätigkeit überhaupt erfordert es, daß diese, jede Aktion lähmende Streitfrage ausgetragen werde. An der That wird der peinliche Zustand der Ungemißheit den lau­fenden Monat nicht überdauern ; die Entscheidung wird — wir haben dies bereits gejagt und glauben es heute mit aller Bestimmtheit wiederholen zu dürfen — die­ Entscheidung wird in jedem Falle noch im Jänner erfolgen In welchem Sinne — ist allerdings Schwer zu jagen. Nach allen Anzeichen zu schließen, stehen die Sachen gegenwärtig nicht beson­d­ers hoffnungsverheißen. Die Schwierig­­keiten der Lösung scheinen nicht blos in den prinzipiellen Momenten, sondern zum Theile au) darin zu liegen, daß man in dem österreichischen Ministerium einem Faktor gegen­­übersteht, der seinen eigenen Willen nicht zu bestimmen vermag, der wicht‘ genau weiß, was er kann und was er darf.... Das ist Alles, was wir heute über diese Angelegenheit zu sagen in der Lage sind. — Meber die Aenperlichkeiten dieses Meinisterrathes berichtet die „Pester Korr.": Der angekündigte Ministerrath unter Borfik des Königs hat zur anberaumten Zeit stattgefunden. Vorher, und zwar um 12 Uhr Mittags, wurde Graf Andrássy von Sr. Majestät in halbstündiger Audienz empfangen, während welcher Zeit die ungarischen M­inister beim Kabinettchef Zipa fonferirten. Kurz vor 1 Uhr verfügten die unga­­rischen Minister ih­m­ die Hofburg zum M­inisterrathe, welcher bis nach drei Uhr, also über zwei Stunden währte. Nach dem Ministerrathe stattete Baron Wendheim dem Grafen Andrássy einen längeren Besuc­h ab. Um dieselbe Zeit hatte der Meinisterpräsident eine längere Besprechung mit dem Präsidenten des Abgeordnetenhauses Herrn Kolo­­man v. Ghyczy in dessen Privatwohnung. == Ueber die Ernennung des Freiheren dr. Haymerle zum Botschafter am italienischen Hofe wird aus Mom, 10. Yünner gef­rieben : Das Ereigüiß­ des Tages it heute die Wiederbelegung des seit der Transferirung des Grafen Wimpffen nach Baris (15. Juli 1876) verwaist gemesenen Postens eines österreichisch-ungarischen Botschafters beim Duicinal. „ST Diritto“, das Organ des Konseils- Präsidenten und Finanzministers theilt seigen Liefern die erfreuliche Nachricht an hervorragender Stelle in folgender Weise mit: „Die vor geraumer Zeit gegen das gegenwärtige Kabinet erhobene An­­lage, als habe es beinahe die guten Beziehungen z­wischen Italien und Oesterreich-Ungarn in Gefahr gebracht, ist von einem mic­htigen offiziösen Wiener Organ aufgehoben worden. Das „fremdenblatt”, welches im Nafe steht, seine Mittheilungen vom Preßbureau selbst zu erhalten, hat aus ihr­e­eranlassung genommen, in einem soeben erschienenen Artikel ohne Weiteres sogar gegen die Vermuthung zu protestiren, auf welche sich jener Artikel begründete. Die Erklärung des. , örembdenblatt", daß nämlich „Die Beziehungen zwischen den Kabi­­neten von Wien und Rom niemals so herzlich waren als sie es fest sind“, hat unbestreitbaren Werth. Sie erhält sodann in diesen Tagen selbst, vermittelst der Ernennung des österreichisch­­ungarischen Botschafters bei Sr. Majestät dem König, einer Er­­nennung, ‘Die gegenwärtig eine vollendete Thatjahe­it, eine neue Betätigung. Der Freiherr v. Haymerle­it eine solche Persönlichkeit, deren Wahl unter den gegenwärtigen Verhält­­nissen allein genügt, um zu zeigen, wie es wahrlich in den Absich­­ten des Wiener Kanzleramtes liegt, mit unserem Kanzleramte, gegenüber der Schwierigkeit des orientalischen Problems, intime und aptive Beziehungen zu haben,­­weil der neue Botschafter den größten Theil seiner Laufbahn auf den diplomatischen Posten der Levante verbragjt hat und wegen seiner besonderen Kompetenz eben vor mehreren Monaten, obwohl nominativ auf seinem Osten im 9ang verbleibend, nach Wien berufen worden war. Man hatte ihn auch als möglichen Nachfolger des Barons Hofmann genannt, als dieser, sein hohes Amt im Ministerium des Neußern aufgebend, das Bortefeuille des Reichs-Finanzministers übernahm. Die Nachricht von der demnach heitigen Ankunft des Freiherrn v. Haymerle, welche mit den bedeutungsvollen Erklärungen des „Fremdenblatt“ zusam­­menfällt, sollte, unserer rag Sr jeden Schatten eines Zweifels über die wahre Situation Italiens gegenüber Desterreich-Ungarn zerstreuen. Wir sind gewiß, daß unsere Regierung aus ihr, Ermu­­thigung ziehen wird, um in ihrer klugen und richtigen Politik, der einzigen, welche nicht minder den internationalen Pflichten, als den lee und wirklichen Interessen des Landes entspricht, zu be­arren. — Ueber die freizägige Plenar­eigung der Advokaten­­prüfungs:Kommission wird uns berichtigend mitgetheilt, daß in derselben der Kommissionspräses Emerich Szabó und nit Herr v. Manojlovics referirte. Dem Berichte desselben zufolge haben im Jahre 1876 370 Novofaturs-Kandidaten die Prüfung bestanden, 143 wurden rejizirt; im vorhergegangenen Jahre stellte sich das Verhältniß wie 335 zu 93. Präsident-Stellvertreter der Kommission ist Herr Karl Barlay, Senatspräsident der königlichen Tafel. · =In hiesigen hohen Militärkreisen—­wird dem,,N.H.« aus Wiekk telegraphirt—zirkulirt das Gerücht,der­ eigentliche Grundwer Krankheit des Großfürsten Nikolaievies sei eine russische Kugel,welche den Großfürsten—und zwar nicht zufällig—wenn auch nicht tödtlich,so doch lebensgefährlich verwundet.Diesem Attentat,beziehungsweise der tiefen Unzu­­friedenheit des russischen Heeres,die sich durch diese That in so ver­­blüffender Weise geäußert,wird der überraschen­de Rückzug Rußlands auf der Konferenz zugeschrieben. C­ Bukarest,9.Jänner.(O­rig.­Korr«)Wie mit ausverläßlicher Quelle mitgetheilt wird«hat der rumänische Be­­vollmächtigte in Stambul telegraphischhieher angezeigt,daß«er—den Protest der Bukarester Regierung gegen die Auffassung der staat­­lichen Stellung Rumäniens(Art.I,7,8 der türkischen Verfassung) seitens der Pforte überreicht habe und daß Savfet Pascha darü­ber sehr verwundert gethan habe.Der türkische Minister soll p löslich ganz an­dere Saiten aufgezogen und erklärt haben,daß man in Bukarest die Angelegenheit viel zu ernst aufgefaßt habe.­Es ver­­stehe sich von selbst,daß die Karte nicht verlange,daß die türkische Verfassung auch in Rumänien eingeführt werde,welches schon vers­möge seiner­ geographischen Lage eine ganz andere Stellung einnehme, als die Provinzen der Türkei.Auch zu seiner Satisfaktion soll die Pforte sich bereit erklärt haben,wenn dieselbe auch nicht so eklatant ausfallen dürfte, wie sie von dem Minister-Präsidenten Bratiano in seiner Kammer-Rede in Aussicht genommen wurde. Die voraussichtliche Beilegung des Konflikts zwischen der Türkei und Rumänien sor der Vermittlung des österreichisch-ungari­­schen und des deutschen Botschafters in Konstantinopel zu verdanken­­ sein, welche in dieser Sache mit großer Entschiedenheit für Rumänien Partei ergriffen haben Nachdem die Regierung des Fürsten in Oesterreich-Ungarn und Deutschland eine so mächtige Protektion gefunden hat, ist sie fest sehr stolz­ darauf, daß sie die Nachschläge des französischen Agenten und Generalkonsuls Debains zurückgemiesen hat, welcher ihr dringend und mit Oetentation gerathen hatte, die türkische Konstitution und selbst die Antwort Saviet Bajdjas auf das Ver­­langen um Aufklärung nit zu beachten und die ganze Angelegenheit den garantirenden Mächten zu überlassen. Die Zeiten haben ss merkwürdig geändert. Vor dem Jahre 1870 war es immer Frankreich, welches die rumänische Regierung unterfragte, sobald lebtere in irgend­einer Frage die Initiative ergriff. Wenn der Konflikt mit der Türkei ausgeglichen wird, so ist es möglich, daß Demeter Sturdza seine Demission als Minister wieder zurückzieht oder richtiger, daß er aufs öffentlichen Arbeiten übernimmt. „Romanul“ brachte die Nachricht, daß die Pforte von den sieben Forderungen des rumänischen Memoires (melches ihr Cogol­­niceanu im vorigen Sommer überreichen und si außerdem bereit erklärt habe, an) über Aus diesem Grunde wird die Kammer, die die angenommen beiden übrig bleibenden Forderungen mit Rumänien in Unterhandlung zu treten, sobald der Friede im Orient gesichert sei. Die Nachricht scheint mir indessen unwahrscheinlich und dürfte aus Feiner zuverlässigen Quelle kommen. " Die Kammer beabsichtigte gestern ihre erste Sigung nach den drei Weihnachtsfeiertagen zu halten, war aber nur beschlußfähig. Der Doktor Jatropulo, Arzt, Freund und P­arteigenosse des Bratiano, ist gestern plöglich gestorben und wird morgen nilfe dur. eine Situng halten. starre Deputation neue das Ministerium der ließ­ fünf sich am Herrn begraben. Leichenbegang­­betheiligt, au morgen feine un e 99 Velegr. Deperdien d. ., X Fester Lloyd”. Die ungarische Studenten-Deputation in Konstan­­­tinopel. Wera, 13. Jänner. Orig.» Telegr.­ Aufge­geben um 6 Uhr 15 Min. Abends, hier angelangt um halb 3 Uhr Morgens. Heute um 2 Uhr Mittags fand die feier­­liche Weberreihung des Ehrensäbels durch die Deputation an Abdul Kerim Pascha im Serassierat statt. Die Stra­­ßen von Pera und Stambul, doch welche die Deputation in Gala-Equipagen 309, waren von dichten Menschenmen­­gen­ gefüllt, unter denen man auch viele verschleierte Damen bemerkte. Die Wachen traten überall an und präsentirten das Gewehr, als die Deputation vorüberzog. Im Seras­­tierat, welches von den Offizieren des Generalstabs gefüllt war und einen glänzenden Anblick bot, wurde die Deputa­­tion mit rauschenden Musikklängen empfangen. Dann trat feierliche Stille ein , von Java Baldha und Graf Edmund Sz­echenyi wurde die Deputation in den großen Print­­­saal geleitet, wo dieselbe im Halbfreife Aufstellung nahm. Im Saale befanden sic Abdul Kerim Palda, der Generalstabschef Mahmud Baia, Hussein Palda und die Mitglieder­­ des Staatskriegsrathes, die Bar has, Djemil, Hafjian, Buridid, To­jar, Kejalil,­­die Obersten: Sfender Be, Aziz By, Neshat Ben, ferner Ahmed Paif, Hafiz Mi Bey, Ahifad Bey, Zer Bey, Dromer und Otta. Der Führer­­ der Deputation Julius Szücs trat aus dem Halbtreife hervor und sagte in der Anf­rage an Abdul Kerim Bajba, der Ehrentäler, wel­­chen die Deputation im Namen der ungarischen Jugend überbracht, bilde das Unterpfand der ewigen Freundh­aft zwischen der ungarischen und der türkischen Nation. Die Rede wurde mit großem Beifalle aufgenommen, $affaffin­­rufe erschollen von stürmischem Applaus begleitet. S­a­ra Bala verlas hierauf die in französischer Sprache abgefaßte Antwort Abdul Kerim’s. Im derselben wird vor Allem der herzliche Dant für die Anerkennung der ungari­­schen Jugend ausgesprochen ; auch er — jagt der Feldherr — liebe den Krieg mit, aber er halte ihn für nothunwendig, da er der Vertheidigung der philosophischen Moral und der Histo­­rischen Wahrheit gelte. Wenn der Krieger aus solchem Kampfe heimkehrt, dann dürfe er mit Recht die Anerkennung annehmen, welche dem Siege der Moral und der Wahrheit gilt. Die Antwort wurde mit stürmischen Hijen-Rufen und mit Applaus aufgenommen. — Die Mitglieder der Deputation wurden hierauf vorgestellt, der Serdar Efrem reichte jedem die Hand und hieß sie herzlich unwillkommen. Man nahm Plag und Diener in glänzenden Gewändern reichten Thee und Bigarretten herum. Abdul Kerim Bajcha gürtete den Ehrensäbel um und ließ sich z­wischen den Deputationen Mitgliedern Szücs und Jutács nieder. Alle anwesenden hohen Offiziere traten nun vor den Zeldheren hin, um ihm zu gratuliren; draußen ertönten die Klänge der Militär­­kapellen. Die Deputation wurde nach kurzer Baufe in einen andern Saal geleitet, wo der Kriegsminister Redif Pascha seinen warmen Dant für die Sympathien der un­­­­garischen Jugend aussprach. Auch hier wurde Plag ge­­nommen, man trug schwarzen Kaffee und Zigarretten auf und war vor­liebensunwürdiger Zuvorkommenheit. Kurzem Aufenthalte verabschiedete sich die Deputation und trat durch die Spalier bildenden Stabsoffiziere und Gar­­­­den unter ‚den ‚Klängen der Militärkapellen den Rad­­weg an. Unterdessen hatte das Wetter sich aufgehellt, ‚der Regen, welcher bei der Hinfahrt herrschte, hatte aufgehört und man konnte in offenen Wagen zurückfahren. Die nach Lausenden zählende Bevölkerung fand erst rege reichste Gelegenheit, ihren Sympathien Ausbruck zu geben, was sie auch den Weg entlang durch lebhafte Zurufe b­at. — Heute langte hier eine Begrüßungs-Depesche aus Adrianopel an, in welcher die dortige Jugend die ungarische Deputation herzlich willkommen heißt. — Am Montag findet ein großes Galadiner bei Abdul Kerim Bajda statt, am Mittwoch beim Kriegsminister. Beim gestrigen Diner brachte Jutács einen Toast auf den Sultan aus, Graf Edmund Szechenyi auf den König von Ungarn, Sava Bafha ließ die unga­­rische Jugend hochleben. Mera, 13. Jänner, der heutigen Fahrt zu Abdul Kerim traten die Wachen überall ins Gewehr. Abdul Kerim benahm sich bei der Weberreihung fast früdgtern, sehr bescheiden. Sein Aus­­sehen ist etwas angegriffen und früntlich. — Aus allen Theilen der Stadt kommen vornehme Türken, um die Depu­tation zu begrüßen. « Pera,14.Jänner.(Orig.-Telegr».)Ausgese­­hen um 12 Uhr 40 Minuten­tags,hierangelangt um 4 Uhr 20 Minuten Abends.Heute wurde die ungarische Deputation von­ Midhat Pascha in dessen eigenem Kw nak empfangen.Trotz des strömenden Regens hatt es sich auf dem Wege dahin zur beiden Seiten der Straße eine guße Menschenmenge angesammelt.­"Dem ZI"­gevoran ritt die der Deputation beigestellte Ehrengarde.Bei Midhat Pascha­ hatten sich im Empfangssaale die höchste­n Staatswü­rden­­­träger versammelt s Hier hielt.Lukács die Ansprache," welche Savfet Pascha verdolmetschte.Der Großvezb­ant­.,· wortete mit vor Rührung,«zitternder Stimme in französischer--»-« Sprache-Er sagte,er werde für die ungarischen Sym­pathien« ewige Dankbarkeit im Herzen bewahren und gab der Hoff­­nung Ausdruck,die Freundschaft zwischen beiden Na­­tionen werde eine unxückktdelbare sein.Der«Rede folgten— stürmische Elfen-und Jassassin-Rufe.Nachdem die Depu­­­tation Platz genommen,entwickelte sich eine freundschte Konversation.Dem Grafen Széchenyi drückte ter­e­vezir seinen Dant für dessen rastlosen Eifer und­ erfolg­­reiche Bemühungen aus. — Das hier eingetroffene Tele­­gramm der Szatmarer Intelligenz mit der Aufforderung, der türkischen Nation ihren Gruß zu entbieten, erregte freudige Sensation. « ; (Orig.-Telegr.) Bei ToR= Wien, 14. Jänner. (Orig.:Telegr) Heute Mittags fand abermals ein lang andauernder Ministerrath statt, in welchem die Bankfrage verhandelt wurde. Prag, 14. Jänner. Orig-Telegr.) Tidernas jeff ist nun glückkic über­­ die Grenze gebracht. In Bubencs Feuilleton. Auf der Fahrt nach Konstantinopel. An Bord des , Gereg", 8. Jänner. Der Ahnen diese Zeilen s­chreibt, ‚das ist nur noch der Schat­­ten Ihres Korrespondenten. Der selige Neményi, der seinen Byron so gut auswendig wußte, stieg in Triest ganz begeistert auf’s Schiff, erfüllt von Gedanken an alle die Orte, welche der Dichter des Manfred besungen, und welche seinem durstigen Auge nun sichtbar werden sollten. Nichts von alledem geschah! Vom Meer und seiner Herrlichkeit hat der Nermste nichts gesehen, als eine mit rothem Sammt ausgeschlagene Kabine und ein Stückhen Berded — als er das Schiff betrat. Und seither war er unfähig, einen Schritt zu thun, bis das Schiff in Korfu landete. Dreimal mußte man ihm die­­ Bersiderung geben, daß das Schiff wirklich und thatsächlich, stünde, fast Hätte er den Matrosen, der die Nachricht brachte, einen heiligen Eid darauf Schwören lassen, dann wagte er sich vom Bette vorsichtig und behutsam, wie ein Kind, das gehen lernt, oder wie ein Greis, der das Gehen fast verlernt hat — que le bon Dieu soit loue, ichh habe die merkwürdige Fähigkeit wieder gewonnen, auf meinen ar­­men Füßen zu stehen, und nun will ich von mir selbst aug nicht weiter in dritter Person sprechen. « Das Meer ist für m­ich keine neue Bekanntschaft.Ich habe mich auf der Akordsee herumgetrieben,zur Zeit,da sie am bösesten ist;ich habe den Kanal mehrmals durchfahren,der niemals sanft gestimmt ist,aber niemals habe ich eine Sensation empfunden,wie diese,so sterbenssüchtig,so namenlos unglücklich und elend.... Ich werde ihnen nun kurz das Wenige erzählen,was ich zu erzählen habe Wenn ich—nach Konstantinopel komme,will ich den Boden küssen,denn jeder­ Boden ist­ heilig,wenn man erst acht Tage auf dieser hölzernen Hölle verbracht und gelitten hat. "Alfosanspkrambule—sman hat den Abgeordneten der ungarischen Jugend in Triest das gebracht,­was man in der Gassens jungen-Sprache eine»Katzemu­sik«nennt.Als die Stunde der Abfahrt herankam,versammelten sich an die hundert Menfchen von dem Genre,das Schäffle,,Pöbel in Seidenhüten«nennt und führten ein gar merkwürdig Konzert auf zu Ehren der Abreisenden. 939 glaube nicht, daß diese trefflich erzogenen Leute Italie­­ner gewesen seien. (Das waren sie an nicht. D. Red.)­taliener hätten sie an die Zeiten erinnert, da ungarische Hußaren die Leib­­made Garibaldi’s bildeten, da im Zuge auf Marsala ein magyari­­scher General den Ausschlag gab, mit einem Worte’ an alle jene Dinge, welche ich, der ich die Ehre habe zu sein, was man bei uns zu Lande einen „Sch­warzgelben“ nennt, stets als eine Art jugendlicher Schmärmerei betrachtet habe, welche aber immerhin die Angehörigen des italienischen Staates zu einigem Mefpert vor dem magyarischen Namen verpflichteten. Vielmehr glaube ig, daß es die hiesige Slaven-Kolonie war, welche in bdieser Weise ihren Empfindungen Ausdruck gab. Wir vom Schiffe aus ermwiderten auf das Pfeifen und Schreien, auf die Drangen und auf die Flüche, die man uns zuschleuderte, indem mir die Hüte lüfteten und grüßend minsten. Du lieber Gott! Seder grüßt eben in der Weise, die’seiner Erziehung, seinem Charakter und ’ b seinem Volke familiär, und wenn nun die bemugte Manier die Slavische und ferbilde ist — mer will dagegen etwas thun ? Diese Herren, die ihr Vaterland wahrscheinlich in dem Mo­­mente verließen, da die Türken kamen, mußten body auch­ etwas für ihre nationale Sache thun. Hätte­ man Abdul Kerim mit Orangen außer Landes treiben können, die flavische Einheit mare eine voll­­endete Thatsache. Von der Polizei war während der ganzen Demonstration aug nit ein Schatten zu sehen. Das sei blog als Thatsache, nicht Bormurf oder gar als Klage Tonstatirt. Allein, wenn es in diesem Triest seine Polizei gibt, melde verbietet, daß man an ständige Leute mit Drängen bemerke, so sollte es da eine Polizei geben, melde verbieten sollte, mit so lebens­­gefährlichen Augen in den Straßen herumzugehen, wie die jungen Mädchen und Frauen von Triest es thun. Niemals, seit Christi Geburt, hat man solche Augen gesehen, mie diese Triester Augen! Es ist ein Genre von Augen, wie ich es noch niemals gesehen Habe. Die Farbe hält die Mitte zwischen schwarz und grau; der Charakter ist halb furchtsam und halb herausfordernd ; allezeit in hohem Grade anziehend, vielsagend und träumerisch) . Armer Alfred de Muffet, als du die schönen Angen jener Lulie besungen hast, welche das schönste Mädchen sein sollte de Rome a Paris, da hattest du niemals die höfliche Stadt der Orangen ge­­sehen und ihre­ Frauen, Julie wäre sonst niemals unter die Unsterblichen gekommen! Um das Unglück voll zu machen, erblickt man auf den lieblichen Köpfen, welche diese polizeiwiidrigen Augen tragen, noch träumerisch angehauchte Sägerhütchen, von einem Genre, wie ich es so niedlich an nirgends in der Welt gesehen habe — Während dieser drei Tage des Lammer waren die Triester - Sägerhitchen noch der einzige feste Bunft in meiner Erinnerung. Am ersten Abend, als ich mich no in einem etwas menschen­­würdigen Zustande befand, machte in bei Tische eine interessante Bekanntschaft. Der Zufall fügte es, daß ich zur Linien des Schiffs- Kommandanten Plat erhielt, während zu seiner Rechten eine Per­sönlichkeit sah, die man furzweg „den Barda" nannte. Mach den üblichen Einleitungen entmictelte er ein Gespräch, das wahrschein­­lich sehr interessant geworden wäre, wenn mein Türke nicht gar so haarsträubend französisch geredet hätte. Mein Gegenüber war Osman Barda, der bisher bei den Montenegrinern in Ge­­fangenschaft gerieten war. Es ist eine hohe Figur, nicht uninteressant, mit einem riesigen Schnurrbart und Zügen , in denen sich eine merk­­unwürdige Mischung äußert von brutaler Gewalt und großer Ber­­eidlichung. Er spb­t am liebsten über halbvergangene Tage. Er war in Rußland, in Schweden, in Deutschland in verfiedenen Millionen und hat seit agt Jahren Konstantinopel nicht gesehen. Nun fehrt er dahin zurück als ein seiner Haft entlassener Be­­fangener. Zu anderen Zeiten wűre ihm das verhängnißvoll gemesen ; heute, meine ich, mird auch in Konstantinopel eine mildere Auf­­fassung das Befgid geschlagener Feldherren renten. Möglich auch, und das fhien mir aus seinen Worten hervorzugehen, dag Dsman Bajcha der Träger von Propositionen ist, melche Fürst Nikita der Pforte zu stellen für gut findet. Mit den Montenegrinern, meint Dsman Paidha, lasse es sich no am besten unterhandeln, und das ist ein neuer Beweis für die natürliche Begabung dieser halb­wilden montenegrinischen Diplomaten,­­ die es verstehen, in Wien verliebte Augen zu machen, in Petersburg mit ihrer flavischen Begeisterung zu demonstriren und dabei mit den Türken auf fortwährend freund­­­lichem Fuße zu stehen. Die Schwierigkeit in den injurgirten Provinzen, meint Osman Baicha, liege nicht zwischen der türkischen Regierung und den ge­meinen Unterthanen, sondern zw­schen den Agas und der Regie­­rung. Die Regierung würde am liebsten das gemeine Bolt kräftigen, ‚Schon um einen Rückhalt gegen den Uebermuth der türkischen Land- Lords zu finden. Das ist die Geschichte des Zusammensturzes jedes Feudalsystems in Europa! Die Feudalherren bedrohen das Bolt" und negiren die Staatsgemwalt. Die Staatsgemwalt hat sein dringen­­dere I­nteresse, als dem Wolfe gegen seine Unterbrücer beizustehen ;­ aber melde Kämpfe, welche Revolutionen hat diese Umgestaltung im christlichen Europa gefoftet und man verlangt, daß gerade in der Türkei diese Reform sich vollziehe, auf das Geheiß von ein paar geistreichen Männern, welche in London auf Meetings Weltgeschichte machen! Nichts ist malerischer, als die Einfahrt in den Hafen von Korfu. Das Meer sieht aus wie ein Salon. Riesige Berge auf allen Seiten bilden die Wände. Der große Maler, von dem alle Schönheit dieser Welt ausgeht, hat diese Wände gar unwundersam befür­rt. In dem immensen Salon geht's lebhaft her. Man trägt hier alle Trachten, man Sprit alle Sprachen. &3 überkommen Einen Gefühle der Wonne und des glückeligen Behagens, die man nicht beschreiben kann, es sei denn, man besäße, wie der Engel, der nag der Sage Mohamed im siebenten Himmel empfing, 70.000 Köpfe und in jedem Kopfe 70.000 Zungen und jede Zunge spräche 70.000 Sprachen, um alle die Pracht und Herrlichkeit zu schildern, welche Gott und die Natur hier versammelt haben. Man rathmir,nicht nach Korfu zu gehen,weil die dortigen Griechen für die Magyaren nicht sehr zärtlich gestimmt seien.Ich werde es trotzdem thun,ohne große Furcht,aber vorsichtshalber mit einem guten Revolver.­­ In drei Stunden beginnt dann wieder die Fahrt und das alte Elend. Die wenigen Stunden der­ Sicherheit haben nur dazu gedient, um das Gescich, das unfer­no für weitere vier Tage hart umso trüber empfinden zu lassen. Mi quält, seitdem mir­­ in Korfu gelandet, eine Geschichte, die auf meinen theuern König Louis XIV. Bezug hat. Der König hatte einen Beichtiger, den Abbé Dubois, der selbst vor dem Rei­soleil seinen sonderlichen Nespekt zeigte. Eines Tages schilderte er dem König, weßmaßen es großes Elend für Se. Maje­­stät einstmalen in der Hölle geben werde, mo ein [hredlich Feuer ihn erwarte für gar lange Zeiten. Z ül — Sagen Sie doch, Abbé, meinte der König, wie lange kann so ein Feuer dauern ? — Wie lange, Moajestät? Zweihunderttaussend Sahbre und noch länger. —Zweihunderttausend Jahre?Ahbah, gewöhnt der Mensch sich an Alles! ——Nicht so,Maj­estät;­denn alle hundert Jahre wird das Feuer für vier Stunden ausgelöscht——damit die­ Sünder sich­ dichtem die hölle gewöhnen...,so erwiderte der schlagfertige Abbe, und mir scheint die vier Stunden, die­ mir da ruhig gelegen sind (menn auch nicht gar zu sicher) waren nur mit raffinirter Grausamkeit darauf berechnet, daß wir und an unsere Hölle nicht gar zu leicht gemöhnen. Osman Baia, , die gute Seele, tröstet mich nach seinen schmagen Kräften. Er habe einen Bruder, der sei Divisionsgeneral und leide, obgleich er alle Meere befahren habe, wo immer an der Seekrankheit. Wenn’s nichts ist, als das — meint er — Tünnen Sie noch türkischer Divisionsgeneral werden... . Sehr verbunden, muß nicht von Allem haben! Korb­,österreichischs ungarischte" Konsulat,8.Jänner. Wir waren unserswei,die wir mit einer Barke ans Land gingen.Als wir ankamen,trat uns einberr entgegen,der sich als der österreichischs ungarische Konsul vorstellte und trug,ob nicht vielleicht aus Triest einige Griechen mit uns gekommen seien?Die Leute in Korfu seien höchst friedlicher Natur und ganz unpolitisch,, aber man habe ihm einige Griechen aus Triest avifirt, melche sie gegen uns hegen wollten. Wir sagten, daß unsere Freunde sämrli­­ich vorläufig auf dem Schiffe blieben und so geleitete uns denn der Herr Konsul zu einem Wagen und lud mich ein, meinen Brief nach der Fahrt in seinem Amtslokal zu behreiben — was im Augenblick geschieht. ag Das Judenviertel in Amsterdam, der schmugigste Ort, den ich in meinem Leben gesehen, ist die reine Herrlichkeit gegen Korfu und dessen Straßen. Uneberall uralte Häuser: Durc die offenen Benster sieht man fahle Wände und armselige Möbel, 2—3 Ein­­richtungsftüce in einer Stube. Die Männer sind äumlich gekleidet, aber sie halten Feiertag — die Griechen haben 365 “Feiertage­ im Jahr. Die Kinder sind schmusig und zerlumpt; die Frauen und Mädchen sehen müde aus und die Jüngsten unter ihnen machen den Eindruck, als jagten sie weniger zu gefallen, als zu genie­­ßen. Wohin man schaut Geistliche, die sich von den Anderen nur daduch unterscheiden, daß sie noch um etwas, oder um Vieles schmusiger sind, als ihre Heerde. Außer in Rom, kann man nirgends in der Welt so viele Kuttenträger sehen, wie an diesem Ort. Plöglich verläßt man die Stadt und das herrlichste Bild breitet sich vor Einem aus. Die Grenze ist hart gezeichnet troischen "der Arbeit der Natur und der Arbeit der Menschen. Die Arbeit­­ der Menschen ist zwerghaft, krüppelhaft, armselig, unmenscen­­würdig; die Arbeit der Natur ist gleichzeitig riesenhaft und ans­ziehend. Hier die blaue, are Unendlichkeit des Meeres, an dessen Ufern, so weit der Blid reicht, Berge und Gärten. Die Gärten, eingerahmt mit mächtigen Raftuspflanzen, überall schwerbeladene Orangenbäume, deren überreiche Frucht zu Boden fällt und un­­beachtet liegen bleibt. Da ist ein Ort, wie von einem gnädigen Gott zur Ruhe für glückliche Menschen geschaffen — daselbst breiten etwa zehn Lumpensammler ihre Waare zum Trodnen aus. Auf­ Schritt und Tritt nichts als Bettler und Bettelfinder. Schmugige Rangen, die mie zum Hohn die herrlicsten Rosen herumbieten — ic) habe so einen Strauß gefauft und will, wenn ich noch Zeit finde, ihn an ein paar „Triester Augen“ adressiren. In­ der Stadt ist das prächtigste haus dasjenige des engli­­schen·,Konsul­—celavasansolite.Das Konsulat Pesterreichsungarns ist schon sehr,sehr einfach in fein­em Aeusum,« aber es sind gebildete,zuvorkommende,liebensw­ürdige M­aschmn, darin — sie sind heute gerade beschäftigt eine Ladung herzlichster Orangen zu verladen, bestimmt für eine herrliche Frau, welche 836 Millionen treuer Berehrer hat und die gemeinhin. Betet die Kaiserin und Königin Glisabetht . . . in dieser Zeit «· "»» . _ 34 , « 3

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