Pester Lloyd, Februar 1889 (Jahrgang 36, nr. 32-59)

1889-02-01 / nr. 32

,»«,.·.«.,»» 1889, = ir, 32. sz go : E ST R L « Abonnement für die österr..ungar. Monarchie, für den „Reiter Lloyd" (Morgen und Abendblatt) (Grigeiit ande Montag Früh and am Morgen nach einem Feiertage.) Für Budape « wisse­ versuchsw­­..­V«I"l·..s.s .»l«.U.—B«ettelj"kisst«.—c.-s EIYHTZLYE3.—HZYZ-EPZ’T-.«­HsåäksäiFZ-2.—Dipk.sc?3»M- states-k«iet3sosiegmmdes«yeudsc«ue-.-t.s·-·kai·cjsomqmsr. Jätdiessuttiruzmånseitung--..-.-..,s.- » »­­apkimmerirtfiirsugseflindertldministrationdes ,,Feset.kmpd0, Dorotheagafle Rr. 14, 1. Stod, außerhalb Budapest mittels Postanweisung duch alle Postämter, .­ a . Inserate und Einschaltunen für Den offenen Sprechsaal werden angenommen: Subapest in Der Adminifration, " Dorotheagafte Nr. 14, ersten Stod, + ferner: im den AnnoncensErpeditionen Leopold Lang, Dorotheagaste 115 Hansenstein & Vogler, Dorot­­heagafie Ar. 11; A. V. Gold­­berger, Väczi­ utcza 9; Anton Mezei Dorotheagafie 6. Safertiongpreis nagaufliegendem Tarif. 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Je mehr der erste Eindruck des Entgegens ob des großen Unglücks von den Gemüthern weicht, desto in­­tensiver bethätigt sie das tiefe Schmerzgefühl und­­ desto deutlicher tritt in das­­ Bewußtsein Alter Die Stöße des Berlustes, welchen die’ Monarchie erlitten hat. Und immer mächtiger und ergreifender zieht Die Todtenklage dur­ das Land. Ganz Ungarn ist heute ein einziges großes Trauerhaus, welches seinen lieb­­ften Sohn beweint. Denn Kronprinz Rudolf war uns zu eigen geworden durch seine warme Liebe für unsere Nation und durch Die S Kongeniatität seines Wesens mit dem freien, schaffenden Geiste des unga­­rnen Bollsthums. .Immer deutlicher mit jeder Stunde, welche seit dem Eintreffen der Unheilsnach­­richt verrinnt, heben sich in den öffentlichen Borstel­­ungen­ die leuchtenden Tugenden, des so früh und so jäh Heimgegangenen ab, und sein eigenes Mißgescchc auch beklagt das Bolt in dem tragischen Geschid des­­ Kronprinzen. Die schmerzerfüllten Kundgebungen Oesterreich-Ungarns finden gewaltigen Widerhall überall in der europäisgen Welt“ und wenn es in diesen unsäglich bangen Tagen Trost und Erhebung gibt, so künnen sie geschöpft werden aus der Wahr­­nehmung, wie tief die alte hab­sburgische Monarchie und ihr Herrscherhaus in den Sympathien aller zivilisirten Nationen wurzelt. Nicht nur in dem mit uns ver­­bündeten , Deutschen Neid, zu weffen Kaiser der Kronprifiz seit früher Jugend in den intimsten per­­sönlichen Beziehungen stand, h­errscht und manifestirt ich innige Theilnahme, und nicht nur das befreundete Italien sendet uns vollgiftige Zeichen seines aufrichtigen Zeitgefühls, auch aus England, aus Frankreich und Rußland kommen Worte des­­ Beileids, die nichts Konventionelles an sie haben. Es geht wie­ die Ahnung dur­ Europa, daß mit dem Kronprinzen "Rudolf nicht für die­ Zukunft Oester­­reich - Ungarns allein: eine Ieuchtende Säule der liberalen und kulturellen­­ Ideen zusammengebrochen - At. Doch, was er auch mit seiner Anwartschaft auf eine große "Mission für die europuifige Entmidhama bedeutet haben mag, für uns war er unendlich mehr: der Träger unserer Hoffnung und Zuversicht und der Erbe der­ erhabenen Traditionen unseres erlauchten Monarchen, unter­­ dessen segensreichem Woalten ‚der ungarische Staat neu erstanden: it. Indessen wollen wir nicht über die Bahre des todten­­ Brinzen hinweg den Schleier späterer Zeiten zu durch­­dringen suchen. Diese Tage sind geweiht durch das unsagbare Leid um den Verstorbenen und die Weihe Dieser großen Trauer sol doch Feine fernliegende Betrachtung gestört werden . . . s * ka Gelegram­me Wien, 31. Sünnter. Schon in den ersten Morgenstunden begannen die Arbeiten zur Auf­­bahbrung der Reihe unter Leitung des Per­­sonal-Adjutanten des Kronprinzen Hauptmann Giesl. In der Früh kam das Herrscherpaar in das zum Z Todtenzimmer umgewandelte Schlafgemach­ des Kron­­prinzen, um dort ein stilles Gebet zu verrichten. Die Erzherzoge Albrecht, Wilhelm und Rainer und Erzherzogin Elisabeth erschienen später bei der Kronprinzessin, deren Gemächer unmittelbar an das Todtenzim­mer anstoßen, und gingen sodann in das Todtenzimmer. Nach bisher unbeglaubigter Nachricht wäre das Zeichenbegängniß für Mittwoch anberaumt, doc sind definitive Verfügungen noch nicht getroffen. Sämmtliche heutigen Klubjigungen des ADB­­geordnetenhauses wurden abgesagt und finden erst morgen statt. Wien, 31. Jänner. Orig.-Telegr.­ Ihre Majestäten blieben auch heute in ihren­ Ge­mächern, woselbst nur die engsten Familienmitglieder Zutritt fanden. Selbst First Hohenlohe zögerte mit­ seinem­­ Vortrage bezüglich der Vorkehrun­­gen zu den legten Ehrenbeweisungen für den Erz­herzog-Thronfolger. Die Kronprinzessin sah Nachmittags die Erzherzoginen Maria Theresia ud Maria FZorefa bei sich. Die Damen der Aristokratie trugen ihre Namen in einem aufliegenden Bogen ein. Es war ein banges Ahnen, das in einer Aengerung unserer so schwer heimgesuchten Kron­­prinzessin gestern zum Ausdruck kam. Bekanntlich endet mit dem heutigen Tage die strenge Hoftrauer, welche das Herrscherhaus für den verstorbenen Vater der Königin seit Wochen trug. Gestern Vormittags hatte nun die Kronprinzessin gerade ihre Schreiberin empfangen, welche ihr eine Toilette für Halbtrauer überbrachte. „Sie missen gar nicht," sagte die hohe Trau, „mie traurig mich immer die schwarze Kleidung stimmt. Ich liebe d­iese d­unflen Ge­­wänder nit die mich stets S an den Zod erinnern." Und eine Stunde, nachdem­­ Die Kronprinzessin Diese Worte gesproc­hen Hatte, erhielt sie die Trauerfunde vom Ableben ihres Gemahle. Der Sarg, in welchem der unvergeßliche Kron- Prinz zur ewigen Nähe gebettet wird, ist schon feht mit duftenden Liebesspenden bedeckt, welche die trauern­­den Eltern, die Gattin und das einzige, nun ver­­waiste Kind niederlegten. Von der Kronprinzessin kam ein Kranz mit den Lieblingsblumen des Kronprinzen : Rosen, Nelten und Maiglöckchen. Das Tüchterchen, welches nunmehr weiß, daß der „gute, liebe Papa“ in die Ewigkeit eingegangen ist, widmete einen Kranz aus Moosrosen. Andere Kränze haben die trauernden Schwestern, die Erzherzoginen Gisela und a "" Terie auf den Sargwiedel gelegt. Die Blätter beschäftigen sich mit der Erörterung der Erbfolge und nennen aug den Erzherzog Otto. Dieser Prinz denkt seit Taum­ an das hohe Erbe. Er war innig befreundet, ja brüderlich vers­bunden mit dem verstorbenen Kronprinzen, in dessen Gesellschaft er die Reise nach Bosnien gemacht. Bei seinem Verweilen in Wien war er fast immer mit dem Thronfolger zu sehen. Er ist noch jet untrösflich über den Berlust seines Freundes. Lange verweilte Erzherzog Otto am Sarge in stillem Gebet. Seit geitern hat der Burghof sich nicht geleert. Zu Hunderten stehen die Wiener versammelt im inneren Burgplas, unempfindlich gegen Wegen und Wind, und jedes Auge sucht die Fenster des Arbeitszimmers St. Majestät, die Gemächer Ihrer Majestät und der Kronprinzessin und Die dahin gesandten Blide follen den Ausbruch innigster Theil­­nahme und des tiefsten Mitgefühls vermitteln. Man empfindet es in Wien fast schm­erzhaft, daß man die Minute, zu welcher der geliebte Prinz seine Seele ausgehaucht, nicht genau ermitteln kann. Das amtliche Organ weiß nur zu melden, daß der Kronprinz zwischen 7 und 8 Uhr verschieden sei; auf vielfache, oft sogar etwas drängende Anfragen konnte man nur erfahren, daß der Kronprinz eine Viertel­­stunde nach 7 Uhr noch am Leben gewesen it. Noch ist die Hofanlage nicht bekanntgegeben, doch heißt es mit vieler Bestimmtheit u.­­m. offiziöser­­seits, in das Zeichenbegängniß des Kron­­prinzen Rudolf am Dienstag Nachmittags 4 Uhr stattfinden werde. An diesem Tage wird der öffent­liche Einlaß Mittags 12 Uhr geschlossen werden. Von 12 bis 1 Uhr wird das Läuten der Kirchenglodken verfünden, daß die Leiche des Thronfolgers zur ewigen Ruhe beigefegt wird. An Trauergäste zum Leichen­­begängnisse werden erwartet: Prinz Heinrich von Prengen (nach einer anderen Version wird dem Eintreffen Kaiser Wilhelm’s II. entgegengesehen), ferner der König von Sachsen, Prinz Georg von Sachsen, der Großfürst Thronfolger von Rußland, der Prinz von Wales, König Leopold von Bel­­gien, der Kronprinz von Italien, König Milan von Serbien. Weiteren bestimmten Anzeigen über "Die Vertretung der eucopätischen Fürstenhäuser.. wird mühtend des morgigen Tages sutacj angeboten. Beim­ Reichenbegängnisse werden jene österreichisch-ungarischen­­ Regimenter,­­ deren Inhaber Kronprinz Rudolf gewesen, aoch­ Deputatio­­nen vertreten sein, und zwar­ das Infanterie-Regiment Nr. 19, das Uhlanen-Regiment Nr.1. und das Norp3- Artillerie-Regiment Nr. 10. Ueberdies werden das russische Infanterie-Regiment Sevfyds Nr. 34, das preußische Uhlanen-Regiment Nr. 11, das preußische Kaiser-Franz-Grenadier-Regiment und das baierische Kürassier-Regiment Nr. 2, deren Chef der Berblichene war, bei der Leichenfeier vertreten sein. Es verlautet, daß Se. Majestät den Wuns geäußert habe, die Leichenfeier seines ab­ so früh verblichenen Sohnes einfach zu gestalten. Der Leichenzug wird si durch die Hofburg, über den Michaeler-, Zofef- und Soblomisplag nach dem Neuen Markt bewegen, woselbst in der Kapuzinergruft die Bestattung erfolgt. Am Sonntag Nachts nach 10 Uhr wird die irodische Hülle des S Kronprinzen aus dem Schlafgemach in die Pfarrkirche der Hofburg über­­tragen, woselbst an dem­­ Trauergerüst bereits gezim­­mert wird. Am Montag Vormittags wird dem Bus bii zum Zutritt zu der aufgebahrten Leiche eröffnet. Im Obersthofmeisteramte sprachen mansgerecht Kondolenz-Besucher vor; unter ihnen bemerkte man heute auch Minister Tip­a. Für morgen ist großer Ministerrath unter dem Präsidium des Grafen Taaffe ein­berufen, an­­ welchem auch die Statthalter der Provinzen theilnehmen werden, die telegraphisch wieher berufen wurden. Aus Meyerling meldet man, auch heute ist das S­agdschloß abgesperrt. Gendarmerie­nd Polizeibeamte in Zivil halten jeden Zutritt fern. Im Schlosfe wurde heute eine Messe für das Seelenheil des verewigten Kronprinzen gelesen, welcher die noch im Schlosfe meilende Hofdienerschaft und die Land­­bevölkerung beimwohnten. Korporationen und Gemeinden aller Konfessio­­nen veranstalte Trauerfundgebungen und solerne Gottesdienste. So hielten heute die Pres­­byterien beider evangelischen Bekenntnisse außerordent­­liche Sigungen, um über eine Trauerfundgebung zu berathen. Im Laufe des Tages versammelten sich die Gemeindevertretungen aller Varorte, um schlüssig zu werden. Ein Theil der Ortschaften wird durch ihre parlamentarischen Vertreter Traueradressen überreichen lassen. Alle Schulen und Anstalten bleiben bis Mon­­tag geschlossen. Die heutige feierliche Abendfisung der Advokatenkammer wurde­ vom Präsidenten Ritter Mün­del mit einer Ansprache eröffnet,­ in welcher er namens der Standesgenossen dem tiefen Schmerze über das erschütternde Ereignis Ausdruck gab und den Segen Gottes auf das schwergeprüfte Kaiserhaus herabflehte. Wien, 31. Jänner. Auch die Abendblätter sind in Trauerland erschienen und verweisen auf Die allge­­meine Trauer ohne Unterschied der Nationalität und politischen Gesinnung. Der Zudrang der Menschenmasfen zur Hofburg tu enorm. Die Massen bliden wehmüthig nach den Gemächern des Kronprinzen und ziehen in Stille weiter. Dem „NI. 96. Tagbl.” zufolge verbrachte Se. Majestät die Nacht schlaflos in seinen Appar­­tements. Den ersten Kranz legte die Kronprin­zessin auf den Sarg nieder. Brinzesfin Elisa­­beth, das Tüchterchen des Kronprinzen, legte einen einen Kranz von weißen Moosrosen mit weißer Schleife auf den Sarg nieder. Nachdem die höchsten Herrschaften das Trauerzimmer, wo die Leiche des Kronprinzen ruht, verlassen hatten, wurde den Hof­­bediensteten und Dienern der Zutritt zur Leiche gewährt. Nach den morgigen Trauerkundgebungen der beiden Häuser des­­ Reichsrathes vertagt sie der Reichsrath bis nach der Leichenfeier. Im Laufe­ des Vormittags sprachen die Bot­­schafter und Gesandten beim Obersthofmeisteramte vor, um ihre Kondolenzen darzubringen. Wien, 31. Jänner. Der „Politischen Korre­­spondenz“ zufolge richtete König Carol von Ru­mänien an Se. Majestät ein tiefgeführtes Bei­­leidstelegramm. Zugleich beauftragte das rumänische Kabinet s einen Gesandten in Wien, Bacarescu, dem Grafen Rám­oly im Namen der rumänischen Regierung sein Beileid auszudrücken, welchem Auftrage Bacarescu heute entsprach). Wien, 31. Jänner. Orig. -Telegr­ In allen Straßen der Inneren Stadt Herricht noch dieselbe Aufregung, wie gestern. Troß des Negens strömt­ das Bublitum massenhaft in die Hofburg. Vormittags zirkulirten die unsinnigsten Gerüchte. Es hieß, Minister-Präsident Tipa sei auf dem Wege von seinem Palais­ zum Bahnhofe in Budapest er­­mordet worden. Graf Julius Andrä­sy habe einen Selbstmord begangen. Die unglaublichsten Nach­­richten wurden geglaubt, so daß sogar seitens einiger Ministerien im Auswärtigen Amt telephonisch nach­gefragt wurde, ob man eine offizielle Bestätigung aus Budapest­ erhalten. Die zweideutigen Notizen einiger sensationshaftiger Blätter haben zur Verbreitung dieser Gerüchte wesentlich beigetragen. Meinister-Präsident Tipa it mit dem Bonrierzuge mwohlbehalten hier angekommen und hat sogleich im Auswärtigen Ante­r vorgesprochen und ging dann zum Gestionschef Cze­­ayeny, welcher tief erschü­ttert von dem sehredlichen Unglücksfall, dem Tode des Kronprinzen, heute fette Wohnung noch nicht , verlassen hat. Sämmtliche Bot­­schafter und Gesandtschaften stehen in im ausgelegten Verfeht mit dem Auswärtigen Amt. Das Begräbnis soll definitiv für Dienstag Nachmittag anberaumt sein. Bielfah wird, und zwar auch in gewöhnlich gut unterrichteten SKleifen, versichert, Kater Wilhelm werde der Bestattung persönlich beiwohnen. LE X8lem,­ 31. Jänner Orig.-Zelegt.) Heute Abends wird Se. "Majestät " seine Entschliefii­­gen bezü­glich der Bestattung treffen, da ihm im Laufe des Nachmittags die Entwürfe vom Oberst- Hofmeister-Amte unterbreitet wurden. Die Künstlergenossenschaft be­schloß in ihrer heute Abends gehaltenen außerordent­­lichen Sigung, für drei Tage,die R­äumlichkeiten des Künstlerhauses zu fhliegen, auf die geplanten Kü­nstler­­feste zu verzichten und Taßte, gleich anderen ähnlichen Verbindungen, wie die Akademie der bildenden Künste, den Bejdluk, das Zeremoniel abzumarten, um dann Dispositionen für Die Betheiligung an dem Trauerzug treffen zu formen. Auf Veranlassung des Nestorats versammelte sie Heute Abends der akademische Senat der Universität zu einer feierlichen Sieung. Nestor Sueß hielt Die folgende Ansprache an Die ver­­sammelten Senatoren: , Ich­ool heute von Empfindungen sprechen, melde sich nicht in Worte fassen lassen und von einem Ereigniß, dessen Folgen nicht zu ermeffen sind. Unserem Kaiser ist sein Erbe entrissen, dem Neic­e sein künfziger Leitstern, dem Gefachleute, das wir heranziehen, sein Herr­ und Führer. Unter Ihnen sind Männer, die theilgenommen haben an der Geziehung , dieses hoffnungsreichen Brinzen und welche jagen können, wie viel wir verloren haben. Unter Ihnen sind Väter, welche ermessen kön­­nen, was es bedeutet, wenn der treffliche, glänzende, einzige Sohn auf der Bahre ins Haus gebracht wird und Sie Alle, wie Sie mit ihrem ganzen Dasein mit diesem alten Oesterreich verwachsen sind, und wie Sie zu den Zierden und zu den Stüßen des vielgliedrigen Gemeindeunwesens zählen, und mit Ihnen Fühlen Millionen und Millionen von Mitbürgern und vernehmen den Schmerzakkord, welcher aus dem Gizittern so vieler Saiten des menschlichen Herzens hervorgeht. Schwere Unglückfälle haben Oesterreich in den legten Jahren getroffen, feiner aber it so erschü­tternd und feiner Tam so unerwartet wie dieser, und vom tiefsten Schmerze bewegt vereinigen mir unsere heißesten Wiünsche, dahin, daß ein gütiges Geschid unserem Kaiser Kraft geben möge, diesen Chlag zu ertragen, daß es ihm noch ein langes Dasein gönne zum Wohle seines Reiches. Die Senatoren, welche stehend und in tiefster Bewegung diese Rede angehört, ermächtigten den Rektor, im Einternehmen mit den Defanen, alles aus diesem schmerzlichen Anlasse Erforderliche noch weiter vorzu­­kehren. Sodann wurde die Sigung geschlossen. Der Senioren-Konvent der akademischen Korps hat in­ außerordentlicher Sigung dieser Korps beschlossen, durch sechs Wochen große TZraner zu halten. Auf dem schwarzen Brette der Universität wurde fol­gende Kundmachung affiliirt: Erschüttert durch­ das furchtbare Ereigniß, aber auch im Schmerze ihrer Aufgabe bewußt, kehrt die Universität zu ihrer Arbeit zurüd. Am Montag werden die Vorlesungen wieder beginnen. In Bezug auf die Schließung der­­ Universität während der Trauerfeierlichkeiten wird eine weitere Verfügung erfolgen. Der Fiaker Bratfisch, der Lieblingsfraker des Kronprinzen, welcher den verblichenen au nach Meyerling geführt hat und von dort heute nach Wien zurückgeführt war, wurde heute von Sr. Majestät in Audienz empfangen. 28ten, 31. Jänner. Herzerschütternde Trauer­­age herrsscht in allen Nänmen der Hofburg. Der Schmerz über den unerreglichen Verlust hat si heute noch lauter und ergreifender geäußert als gestern und die hohen Nachgeber der Krone stehen trostlos da, nit im­­ Stande, ein Wort der Beruhigung zu jagen. Le Majestät, der mit dem Hinscheiden seines einzigen Sohnes seine ganze Lebenshoffnung verloren hat, ist für mich niedergeschmettert und kaum zu erkennen. Es war bisher noch Niemanden möglich, mit dem Monarchen zu spreyen und deshalb i­ auch­ gar seine Aussicht vorhanden, daß noch heute Verfügungen über die Leichenfeier, ja selbst über die Aufbahrung erfolgen werden. Ihre Majestät findet bereits feine Thränen ab und blicht stumm vor sich ein. Kronprinzessin Stefanie ist in Thränen förmlich aufgelöst, hört nicht auf zu f­luchten, und nur die verwaiste kleine Erzherzogin Elisabeth steht furchtsam, fragenden Bildes neben ihrer Mutter. Die Leiche des Kronprinzen liegt den ganzen Tag im rechten Zimmer der kronprinz­­lichen Appartements, nicht in dem vom Kronprinzen gewöhnlich ‚benisten Bette, sondern auf einem ein­fachen Feldbette, welches in diesem Zimmer seit Jahren für besondere Fälle bereit, aber unbenugt stand. Heute Nachmittags war es einigen Herren, die der Stroms­­prinz mit seiner Freundschaft ausgezeichnet hatte, ge­stattet, den Berblichenen zu sehen. Von dem Empfangs­­saal­ tritt­­ man, an dem Arbeitszimmer und Schlaf­­zimmer vorüber, in das große Speisezimmer ein. Auf allen Tischen und Sesseln liegen Kränze mit schwarzen, in weißen, goldbedruckten Schleifen. Vom Speisezimmer geht man Tinis, längs der Zimmerfront, deren Fenster auf den äußern Burgplag zu gehen, zuerst in das Gerd­ezimmer mit dem großen freistehenden Des­­porträt Ihrerr Majestät,­­ sodann Durd) zwei kleine Salons, worauf das zweifenstrige, einfach möblirte Gastzimmer folgt, in welchem die sterbliche Hülle des Unvergeßlichen liegt. Im Speisezimmer werden die Ankommenden vom Flügel-A­djutanten Major Graf NRosenberg, im verlegten Zimmer durch Flügel-Adjutant, Baron Giesl, denen Die Thränen im Auge stehen, mit einem stummen Hände­­bruch begrüßt. Im Gastzimmer steht das Bett in der Nordostecke an die Wand gerückt und vor demselben ist eine Tapetenwand aufgestellt. Neben dem Bette, auf Dent Menhagoni-Nachtkästchen, steht zwischen zwei bren­­nenden Kerzen ein Kruzifix. Im Bette liegt Kron­­prinz Rudolf, wie wenn er ruhig schlafen würde. Die Züge erscheinen merk­ü­rdig ruhig, fast lächelnd. Der buschige Schnurbart it in Ordnung, blos Die Wangen sind. Da der Bart, seitdem er zuleit ab­­genommen wurde, m­erklich gemadhfen it, etwas dunkler braunt. Der Kopf ist mit einem weißen Tusche verbunden, der Körper ist bis zur Brust mit einer weißen Biquetdece zugedeckt, die Hände sind über die Brust gefaltet, aber fast unsichtbar, so viele Blumen Ei auf die Dede gestreut. Zu Füßen­­ des Bettes Hängt an der Wand ein sehr schönes Desporträt des Königs Ludwig von Baiern, welches der Kronprinz von dem­selben vor einigen Jahren erhalten hatte. An einer anderen Wand hängen zahlreiche kleine Bilder, durch­­wegs Porträts der Mitglieder der Herrscherfamilie aus früheren Jahren bis auf das Jahr 1855 zurück. Boi dem Bette fnien weinend Obersthofmeisterin Gräfn Sylva-Taroucca wm Hofdame Gräfin Palffy und mit Thränen im Auge steht Graf Stefan Károlyi, der an das Entjegliche noch immer nicht glauben kann. Graf Karolyi war für gestern Abend zum Kronprinzen in Die Hofburg bestellt ; in Neuhünsel gab der Graf noch ein Telegramm auf mit der Meldung, daß er pünktlich eintreffen werde und in Preßburg hörte er von dem den Courierzug besteigenden Erzherzog Friedrich bereits die ent­­jegliche Nachricht. Hofrath Weilen findet in seinen Schmerze seine Worte. Jeder nimmt eine Note von Bette, bevor er das Trauergemady verläßt. Die Hof­­damen und Herren der Umgebung erklären, Der Kronprinz habe in den legten Monaten sehr häufig von baldigem Sterben gesproc­hen. Graf Karolyi erzählt, er habe nicht oft genug dem Kronprinzen gegenüber bemerken künnen, wodurch denn Derartige Anmandlungen begründet seien. Weilen behauptet, die dilfteren Ahn­ungen des Kronprinzen hätten sich in den besten Wochen erschreckend gehäuft. Kronprinz Rudolf hatte sich am Dienstag Abends um 11’ Uhr zu Bette begeben. Für 7’ Uhr war das Frühftück bejtelt. Graf HoYyosS trat einige Minuten nach 772 Uhr ins Speisezim­mer und wartete. Einige Minuten nach 8 Uhr trat endlich der frühere Jäger, jebt Kammerdiener des Kronprinzen, Lojihef, in das Schlafzimmer und ihine vor Ent­­feben auf, als er seinen Herrn vollständig erstarrt im Bette fand. Graf 907908 stürzte in das Zimmer und wollte noch Belebungsversuche machen. Da trat Herzog Philipp Koburg herein, der aus Wien, wohin er am Dienstag Nachmittags aus Menerling ih begeben hatte, mittelst Wagens dahin zurückgekehrt war, um can Der Jagd theilzunnehmen. So wurde 9 Uhr. Die Augenwelt hatte blos erfahren, daß der Kronprinz im Sterben liege. Da Meegerling kein Telegraphenamt hat, fuhr Graf H0Yy0S nach Baden. Hierüber verging wieder eine geraumte Zeit. An Baden telegraphirte Graf 5090535 an den Obersthofmeister Grafen B­om­belles, daß der Kronprinz im Sterben liege, er wollte nicht den Tod melden. Graf Bombelles eilte deshalb, ohne weitere Mittheilung zu machen, nach Meyerling, traf den Grafen HoY­oS, der von Baden mit der Bahn nach Wien reiste, unterwegs, wor als Legierer im der Hofburg vorfuhr, war 117­ Uhr geworden. Unterdessen scheint aber ent­­weder durc das Hoyos’sche oder Telegramm aus Baden nach Wien die Nachricht über einen lebensgefährlichen Unfall des Kronprinzen ein­­getroffen zu sein, und da dieselbe unklar war, hatte sie zu dem verschiedensten Gerüchten Anlag gegeben. Bis Graf H0Ygo3, nachdem er mit den General Adjutanten Grafen Paar und Obersthof­eister Baron Nopcsa gesproc­hen, Ihrer Majestät die durch ein anderes­­ _

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