Pester Lloyd, April 1890 (Jahrgang 37, nr. 93-118)

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sozial ab anordnende Sek­etäre. (6. Telegr.) („W­er ift ein Schuft unter uns?“) Weder die Art und Weise, wie im März 1881 die bereits fertige ruffiige Berfassung abgeschafft wurde, erzählt ein sie auf seine guten Duellen berufender Petersburger Korrespondent eines deutschen Blattes das Nachfolgende: „„Kaiser Merander III.­hatte gleich nach seinem Rgierungs­­antritt sie dahin erklärt, daß er die von seinem so schändlich ermor­­deten Vater bereits mit der entscheidenden Unterschrift versehene Ber­­faffung als heiliges Erbtheil übernehmen und zur Ausführung bringen wolle. Ex­peste in Folge dessen eine Komm­ission ein, die unter dem Vorsitz des Grafen Loris-Melikoff tagte, um ein Cin­­­re gebe Stande zu bringen. In der Kommission saßen ammtliche Minister und einige hohe Staatsbeamte, wie z. B. der Geheimrath Pobjedonoszeff. Die Verhandlungen waren ihrem Abschluffe nahe, als in der entscheidenden Gituung Herr v. Nabosoff_ in höchster Aufregung mit der Meldung erschien, daß er der Berr­sammlung ein allerhöchstes Schreiben zu überbringen habe. Die Beriefung desselben ergab, daß Se. Majestät sich entschlossen habe, von einer Verfassung abzusehen und auch weiterhin in Nappland die unumschränkte Hörerchaft weiter zu führen. CS waren­ die Gedanken, die später in der berühmten Kundgebung des „Negierungsanzeigers“ zu allgemeiner Kenntniß gelangten. Die Wirkung dieses kaiserlichen Schreibens war eine schwer zu beschreibende. Loris­ Melikoff erhob sich mit dem Ruf: Meine Herren wer von uns ist ein Schuft? (kto iz nas podletz?) worauf dann unter allgemeinem Zumult der Geheimrath Pobjedonoszeff sich erhob und erklärte, „daß er auf Befehl Sr. Majestät sich über seine Ansichten in dieser Frage ausgesprochen "habe und sich­ freue, Gehör gefunden zu haben“. — Die Versammlung­ stob auseinander und von einer Verfassung war nicht weiter die Rede I" · ·Eine«In­dustrie-Ausstellung.)In Paris findet dieseses Jahr­ vom Juli bis November eine Internat coxxale In­­dustrie-und Gewerbes Ausstellung im Palais des«Industris»statt, veranstaltet von der­ unter dem Protektorate des französischen Ministers für Handel UNdJUdUstrie stehenden société Nationale des Sciences et des Arts Industriels a Patis.Daselbst ist der Verkauf gestattet und finden Prämierungen statt. Offener Sprechsaal. Für Form und­ Inhalt des unter dieser Rubrik Folgenden ist die Redaktion nicht verantwortlich. Hauptdepot bei A JOSEPH HOFFMANN " Mohiischer Säuerling.! 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Gegen Huffen, Seiferkeit, ie echten Wilhelmsdorfer Malzextrakt-Bonbons 14 malpr­ämiert­en wegen ihres starken Malzerivats-Gehaltes viel an­­euchtender, reizstillender und Threimlösender als alle Turfirenden Brustbonhonz, die zumeist nichts als Zuder oder neben diesem nur höchst indifferente Stoffe enthalten. Filiale in Budapest, As Waitsnergasse 18. TEE Depots bei den meisten Herren Wpothelern und Kaufleuten. Nur echt, wenn auf der Schachtet J, Küfferle & Co. ·. Ell­e Budapest. A Der Rohitscher Säuerling gehört zu den " Bi Bi­sth­aus. Die bestrenommirten Gasthauslotalitäten „sur fehtwarzen She­­ Kae", Königsgasse 7, zu vergeben. Näheres beim Hausbesorger. Kommunal- Angelegenheiten. (Das Dest-Mausoleum) wird auf Anordnung des Magistrats von nun ab jeden Sonn- und feiertag, sowie­ jeden Donnerstag Nachmittagg von 3­6 Uhr zur Besichtigung für das­ Publikum geöffnet, fein. · » (Elektrisch­e Ringbah­n.)Der Münster des·Innern gut den mit der Bu·dapester·Stadtbahn Unternehmung verer­tbarten ertrag,betreffend die elektrische··ngbahn,·genehmigt.Geson­­zession­s-Erth­eilung des Handelsmunsters für diese Bahn wird dieser Tage erwartet.· · · (Die Friedhofs-Direktion)·gibt bekannt, daß das Begießen und Begrasen der Gräber sowohl therepesex,wie im neuen Friedhof nächst dem Kerepturer Hotter am 15.Mai beginnt- Die hiefür entfallenden Taxen sind für beide Friedhöfe in der Kanzlei des Kerepeser Friedhofes zu entrichten.­­ Die hauptstädtische Sanitäts-Sektion­ übersiedelte heute vom neuen Stadthaus in das alte Stadthause II. Stod Nr. 66-69. Das frühere, nun bereits geräumte Amts­ Iotal dieser Sektion wird zur Erweiterung der dritten Sestion für Privatbauten in Anspruch genommen und ungestaltet. Die Ertravillanfregalsteuer­bemressung( K­ommission) beginnt unter Vorsis des Stadtrepräsentanten Johann Radocza ihre Verhandlung am 15. d., Nachmittags um 4 Uhr im Magistratssaale des alten Stadthauses. Für den ersten Verhandlungstag werden die steuerpflichtigen Parteien des X. Bezirk­ vorgeladen werden. Zokal-Hachrichten. (Die bosnischen Studenten) Der erste Punkt des heutigen Programms war der Besuch der Universitäts- Bibliothek. Alexander Szilágyi und Ludwig Szadeczty geleiteten die jungen Herren durch alle Räume der imposanten Bücherei, erläuterten ihnen die Anordnung und Eintheilung derselben­­und zeigten ihnen einige altslowenische und türkische Bücherfräge. Dann sprach die Gesellshaft — immer unter Führung ihrer Lehrer — beim Bürgermeister Kammermayer vor und stattete ihren Dank ab für die gastliche Aufnahme, welche­ sie in der Hauptstadt ge­funden. In den Mittagsstunden wurde die Expedition durch Mini­­sterialrath Alamarit beim Unterrichtsminister Grafen CS &fy eingeführt. Se. Exzellenz gab seiner Befriedigung über den Eifer Aus­­bruch, mit welchen die jungen Gäste ihren Aufenthalt in der Haupt- Stadt Ungarns zur Erweiterung ihrer Kenntnisse und Erfahrungen berüsen. Bei der Audienz waren Sektionsrath Wolafla und Direktor Erödi anwefend; der Erstere Fonverfirte in lateinischer, Lepterer in türkischer Sprache mit der. Gesellschaft.­ Der­ Vormittag schloß mit einem­ Besuche in der Landes-Gemäldegalerie, wo der Sekretär Dr. B­eregring­ den Cicerone machte. Den Nach­­mittag bewußte die Gesellschaft zu einem Ausfluge nach Promontor, woselbst sie die Törley’sche Champagnerfabrik besichtigte, deren impo­­sante Kellereien mit elektrischem Lichte glänzend erleuchtet waren. Nach dem interessanten Rundgange harrte der Ausflügler im Bavillon des Fabri­shofes eine Kollation, welche die jungen Herren zu fröhlichen nationalen Tänzen und Gesängen anregte. Gegen 6 Uhr Abends kührte die Gesellschaft ins „Hotel Elisabeth“ zurück. (Die Fresken für den Justizpalast.) Nachdem Pläne des Architekten ProL Alois Hartßmann werden,wie wir bereits gemeldet haben,im großen Saale des neuen Justizpalastes sechs Freskobilder ausgeführt werden­,mit deren An­­fertigung Árpäd Fetty betraut wurde.Dieser hat die Entwürfe zu diesen Fresken bereits der vom Ministerium entsendeten Fach­­kommission vorgelegt,welche dieselben voll Anerkennung aufnahm. Die Motive sind der historische­­ Entwicklung der ungarischen Justiz­­pflege entnommen.Das erste Bild zeigt das uralte Vorgehen,bei welchem die Angeklagten der Feuer-und Wasserprobe unterworfen werden,das z­weite das auf die Einstellung der Hexenprozesse be­­zügliche Gesetz des Königs Koloman,das dritte Bild einen Zweikampf als Gottesurtheil,das vierte stellt den König Mathias Hunyady dar, wie er das Verhältni­s zwischen den Leibeigenen und ihrer Herren regelt,das fünfte zeigt Verböczy,wie er dem König und dem Land­­­tage das Tripartiten überreicht,auf dem letzten Bilde endlich sieht man Franz Deák,wie er auf dem Landtage mit dem Entwurf zum­ Strafgefege erscheint. Árpád Fehty befindet sich gegenwärtig auf einer Studienreise in Paris und dürfte zu den Studien für seine definitiven Kartons mehrere Monate brauchen. (111 Somosfy’s Orpheum)fand heute nhchmittags eine Extras Vorstellung für ein den besten Kreisender Gesellschaft an­gehören­des Publikum statt Das Arrange Inexjt hatte Herr Franz Somogyi jun.1"übernommen,dessen Einladung zahlreiche zumeist zur Gentry zählende Familien Folge leisteten.Unter den Anwesenden waren­ die Familien Bitto,Lipt­­ar­,­Jakey,Pechy­,Fay, Jankovich, Okolicsányi,Szentivanyi,Fel­ är,Wodraner,Bornem­isza,Szmrecsanyk, Kajö,Lukacsy Venedicty 11.A.vertreten.Das größte Kontingent der­uschauer stellte die vornehme Damenwelt.Das reichhaltige Programpf bot lebhafte Abwechslung.Die Lieder der anmuthigen·Walzersc’in·germ Marietta di DioI wird die köstliche Paulus-Imitation·Ferda·und Ruick’s fan­den ebenso den Beifall des Publikum­s,wie die komischert Leistungen der Excentrique Kitchens Konzertisten Crescendo und die Produktion1e11 der Rollschuhläufer Ri­der und der Musik Clowns Deltorelli.Nicht minder gefielen die grausigs wunderbaren Darbietun­­gen des wegen seiner wunderbaren Gelenkigkeit und Biegsamkeit als »anatomical mistery«beka­ 111tens)2r.Latina.Die pièce de résistance­­­­­­­­ war während dieser acht Tage zu ihr gedrungen.Endlich erschien ihre Tante,bleich und matt,und begegnete ihr zu ihrem großen Erstaunen beinahe liebevoll. »Ich hatte Unrecht,mein Kind,«­sagte sie mit gezwungenem Lächeln;und sie fügte sanft hinzu...Herrvn Gaucourbe ist eine vor­­zügliche Partie...Ich habe nichts mehr dagegen,daß er Dich heirathe »·Er ist reich und von vornehmer Herkunft.«" Blanche richtete sich auf,warf ihrer Tante einen erschreckten Blick zu und rief mit einer Energie,welche Diese nicht an ihr kannte: · ,,Er!...niemals!...Ich verabscheue...ich hasse ihnt... ,,Hoffentlich,wirst Du Deine Ansicht ändern,mein Kind,«"er­­widerte Frau v.Hohen­dorf,indem sie sich erhob und das Zimmer verließ. In der That hatte sie in der Seele der Frau v. Hohendorf eine seltsame Umwandlung vollzogen, und Blanche besaß seinen Schlüssel dazu. Am Tage jener fehrerlichen Szene war Herr v. Gau­­courbe, aller Vorsicht gegen die Sno­sk­retion der Dienstboten ver­­geffend, heftig in das Zimmer der Frau v. Hohendorf gestürmt und­­ hatte dort, nur feiner Leidenschaft gehorchend, Neden ausgestoßen, welche der Zusammenkunft ein eigenthümliches Gepräge aufdrühten. „Ich weiß, daß Du sie Liebst!. Ich weiß, daß sie Dich an­zieht!“ rief Frau v. Hohendorf. „Du liebst sie, wie Du mich einst ge­­liebt Hast! . . . die Schönheit hat Dir den Kopf verdreht und sie geht Hand in Hand, mit Dir... Du willst sie heirathen, sie um jeden Preis befiten, und müßtest Du mich an mit Füßen treten, mich, die ich Dich angebetet, die ich mich geopfert habe, um Dir zu Gefallen zu­­sein... . Aber ich werde mich wehren . . . Ich werde Cure Ränfe ver­­eiteln . . . So lange ich athme, wird sie Dir nie gehören . . .!" „Meine liebe Freundin,” entgegnete Herr v. Gaucourbe fast­blutig ; „es ist in diesem Augenblick unmöglich, mit Dir zu reden. Deine Aufregung macht Dich verrückt. Ich münsche Tennessegs, die zwischen uns bestehenden Bande zu zerreißen; aber ich habe Dich ge­­­warnt!... Ich werde Blanche heirathen.... und wenn Du Dic widerlegt und meinen Plänen entgegenmirkst, so schreibe die aus Deiner abgeschmahten Eifersucht entstehenden Folgen Dir selber zu. Die Liebe ist in Deinem Alter lächerlich . . . Die Welt hätte sie Dir einst verziehen ; heute würde sie Dich ausladen . . .!" Frau v. Hohendorf heftete einen verstörten Blick auf den Mann, dem zuliebe sie vor Zeiten, in Paris, den Gefahren Trot geboten, welche den Ruf einer Frau umgeben. Er war ihr nach Rom gefolgt, aber ihr Alter hatte sie, wenigstens ihrer eigenen Meinung nac, vor jeder Verdächtigung sichergestellt. Die Leidenschaft, die sie mit ihm vereint hatte, war enb­sohen ; sie liebte ihn nicht mehr. Aber trogdem vermochte ihre weibliche Eifersucht nicht den Anblick einer Neben­­buhlerin zu ertragen, welche, durch ihre Sorgfalt großgezogen, in dem Herzen dieses Mannes eine so glühende Liebe angefacht hatte. Sie hatte ihn überwacht, hatte feine Bewegungen, feine Worte, feine Blide beobachtet und hatte­ begriffen, daß Gaucom­be, blafirt und durch ein weltliches Leben abgestumpft wie er war, sich unsinnig in ihre Nichte verliebt habe. Entschlossen, diese für sie so verlegende Neigung zu bekämpfen, hatte sie an jenem Tage ihrer Feindseligkeit gegen Blanche freien Lauf gelassen und dem Manne Troß zu bieten gewagt, der mit ihr spielte und sie Faltblütig wie ein abgenähtes Werkzeug über Bord geworfen hatte. Sie kannte ihn; sie wußte, daß er vor nichts zurückschreden werde, um seinen Zweck zu erreichen. Gaucourbe's brutale Natur, welche die Konvenienz und die­ Sitten der Welt nur, mit einem dünnen Stenn überzogen hatten, würde sich nit von zarten Nachsichten be­­einflussen lassen. Sie war in feiner Gewalt, denn­ er­ rannte alle Ge­­heimnisse ihres Herzens. Er hatte einen wahrhaften Zauber auf sie ausgeübt ; er war im Beste von zahllosen Briefen, in welchen sie im Laufe von achtzehn Jahren, während der häufigen Trennungen, welche ihr beiderseitiges Leben mit sich gebracht, ihm ihr Herz ausgeschüttet hatte. Sie war der Gnade seiner Diskretion anheimgestellt, und obgleich sie verwegen und in ihrer Leidenschaft Für ihn sogar tollfühn gemwesen, so war sie doch zu sehr Frau, zu ehr an die Konvenienz ge­­­wöhnt, zu heuchlerisch, um sie der Gefahr auszufegen, daß er die Maske der Ehrenhaftigkeit herabriffe, welche die Blößen ihrer Auf­­führung deckte. Und doch war sie auch wieder zu sehr Frau, um dieser Verbindung zwischen dem Manne, den sie geliebt, und der Nichte, deren Reiz sie so grausam leiden ließ, nicht mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln entgegenzutreten. Er hatte ihr seine Bedingungen gestellt: er verlangte nicht nur, daß sie in die Heirath einmillige, sondern auch, daß sie sich zu seiner Mit b­ehuldigen mache, daß sie ihre Nichte beeinflusse und dazu bewege, ihm die Hand zu reichen. Während dieser Krise suchte Frau v. Hohendorf bei ihren reli­­giösen Mederzeugungen Hilfe und Rettung. Sie wandte sich an den Priester, der sie seit einer Reihe von Jahren in ihrem Glauben an­­eiferte: sie öffnete demselben ihr Herz und beschwor ihn um Kath. Der strenge Greis beruhigte sie; er verhieß ihr die Verzeihung des Himmels für ihre vergangenen Sünden, wenn sie ihr Herz und Die Erinnerung an ihre Liebe auf dem Altare ihres Glaubens opfern wolle. Diese Heirath werde eine gerechte Züchtigung sein; sie müsse si darein ergeben, müsse dieselbe fördern und begünstigen ; der Mann, der ihre Nichte heirathen wolle, riesige Vorzüge der Geburt und des­ Vermögens, die man nicht übersehen dürfe. Der Beichtiger erklärte es also für ihre Pflicht, sich zu fügen, sich zur Sühne für die Vergangen­­heit den Bedingungen ihres einstigen Liebhabers zu unterwerfen. Das war der wahre Anlaß zu jener seltsamen Umwandlung gerwesen, welche sich im Herzen der Frau v. Hohendorf vollzogen hatte und deren Bemweggrimde Blanche nicht begriff. Die Worte des Freun­­des ihrer Tante waren ihr im­ Gedächtniß geblieben... Gaucourbe liebte sie und ihre Tante war eifersüchtig . . eifersüchtig auf sie, die sie immer einen geheimen Widerwillen gegen diesen Mann empfunden, dessen Cynismus und schamlose Dreistigkeit sie stets empört hatten. ABortfegung folgt.­ insg" Auftreten HEZ Herrn ruderinde Möche mit Tefn­en Bild­e :vortrefflich dreffirten zwölf bien, 2 in der That eine Spezia­­im Bethaufe des eltern israelitischen Knaben» das Titat in dem Genre der Dresfur wilder Thiere bilden. .. (Gottesdienst) Die Seelengedächtnisfeier (Haskorah) wird am 12. d. im israelitischen Tempel (Tabalgafie) gelegentlich des um 6 Uhr beginnenden Früh-Gottesdienstes (Hajchloma) mit deutscher, von a Kf Uhr beginnenden Mupaf-Gottesdienste mit ungarisch er­ledigt gehalten. — S Waisenhauses wird die Haslarah am Samstag, um 9 Uhr vormit­­tags gehalten werden. · chw·a·benb·erger·Zahnradbahn.)Der diess­jährige regelmäßige Betrieb auf dieser Bahn wird am 13. April er­­öffnet, und zwar werden bis Ende April täglich, Nachmittags um 3, 4, 5 und 6 Uhr vom Stadtmeierhof aus Züge abgehen. Die Kindesleiche im Brautschleier.­ Die im Hause ofefsring 34 bedienstete Wirthschafterin Cäcilie Stefani hatte am 10 geber d. Ä. ein Kind geboren, welches nach der Geburt noch zwei­ Stunden lebte. Die eine Leiche verblieb hierauf noch drei Tage im Dienstbotenzimmer und wurde dann durch die Freundin der Stefani, das Stubenmädchen Nora Sebestyén besestigt. Lebtere widerte das Kind in den Brautschleier ihrer Schwester, legte es sodann in eine Holschatuffe und vergrub diese in dem Keller. Das Geheimniß blieb gut gewahrt, bis heute die Sebestyén, von Gehilfenschiffen geplagt, den Verfall der Hausbesorgerin erzählte. Auf diesem Wege erhielt auch die Polizei von der vergrabenen Kindesleiche Kenntniß. Eine behördliche Kom­­mission, aus dem Polizeikonzipisten Dr. Ladislaus Scheff, dem Untersuchungsrichter Dr. Géza Szabó­i und dem Polizeiarzt Dr. Upaticzty bestehend, begab sich in das erwähnte Haus, um dort die weiteren Erhebungen­ zu pflegen. Die­ Anzeige erwies sic als richtig. Die Kindesleiche wurde thatsächlich in dem­ Keller vergraben aufgefunden. Die Gebestyen selbst war es, welche die Erhumm­ung besorgte. Vorher spielte sich jedooch no eine aufregende Szene ab. Als die Stefani erfuhr, daß die Polizei sie suche, wollte sie sich vom Gange des dritten Stockes hinabstürzen, woran sie aber noch rechtzeitig verhindert wurde. Die Stefani wurde hierauf in Haft genommen und zur Ober-Stadthauptmannschaft gebracht. Dagegen wurde die Ge­­bestyen vorläufig auf freiem Fuß belassen. Die Leiche wird von Amts wegen oböduzirt, um festzustellen, ob das Kind gewaltsam ums Leben gebracht wurde, oder aber eines natürlichen Todes gestorben ist. Theater, Zunft und Literatur. In Königlichen Opernhaufe eröffnete heute Herr Tobias Bertini, Tenoist an der Oper in Florenz, ein Gast­­spiel als Graf Richard im „Mastenball“. Da sich unser D Operninstitut fchmwerlich den Surus zweier italienischer Tenore gönnen will, so ist wohl anzunehmen, daß Herr Bertini auf Engage­­ment singt und in diesem Falle berufen wäre, Herrn Prev­ost zu erregen. Wir gehören nicht gerade zu den begeisterten­­­erehrern dieses Sängers, dessen künstlerische Mängel ja längst offenkundig sind und der seit geraumer Zeit auch stimmlich nicht mehr im Wollbefike seiner Mittel ist. Ob aber gerade der Gast des heutigen Abends als der bessere und zugkräftigere Nachfolger gelten könnte, ist Joohl nach dem Eindrude seines ersten Debuts zs bezweifelt. Dieser­­ Eindruch war Tfeineswegs­­ ungünstig, aber im Ganzen doch so mäßig, wie die Stimmmittel und künstlerischen Dali­täten des Herrn Bertini­cS in der That sind. Wir haben es offenbar mit einer Stimme zu thun, deren Blüthezeit bereits vorüber ist. Sie besticht weder durch Frische noch durch Wohllaut, ein annehmbarer Durchschnittstenor, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Am beten sprechen die Mitteltöne an mit ihrem recht breiten barytonalen Timbre, weniger befriedigt die Höhe, die nicht genügende Kraft und Fülle ent­­mwickelt und vorzeitig zu ermiden scheint. Sie Hang heute wenigstens bereits im Duo des dritten Aktes angestrengt und zeigte sich hier nicht mehr ganz zuverlässig. Von der vortheilhaftesten Seite zeigte sic Herr Bertini im Vertrag, der eine Seltenheit bei Stagionesängern — frei von jeder Unart und Effekthascherei ist und, wenn er an doch besonders tief hervorgeholte Uecente nicht eben fortreißt, doch natürlich und ungefähr sich gibt. Das zeugt von geläutertem Geschwac. Auch die Darstellung, weit entfernt von der grellen Gouliffenreißerei italienischer Wanderfänger, war in ruhigen, maßvollen Linien gehalten. Man kann sich freilich den in einen ame­rikanischen Gouverneur metamorphosirten Shmedischen König unschwer , vornehmer und achtunggebietender in der Haltung und feuriger in seiner Liebe vorstellen. Mit der Tertaussprache nimmt er es übrigens nicht gar zu genau — „prima la musica, poi le parole“. Herr Bertini hat fs heute nicht mehr als einen Höflichkeitserfolg errungen, viel wärmer nahm das gut besuchte Haus die Leistung des Fräuleins Stella S­ti­ff auf, welche heute zum ersten und vielleicht auch zum legten Male die Amalie sang. Man kann diese stimmbegabte Novize nur ohne Bedauern scheiden sehen. Mit ihrem warmen, stark dramas­tischen Sopran hätte sie eine regere künstlerische Förderung verdient und wohl auch gut gelohnt. Fräulein Bianc­hi war wieder ein reizender Page und Herr D­ory der bewährte Darsteller des Renato. SZ­B. * Bei der sonntägigen Festvorstellung im Königlichen Opernhause wird das Budapester Publikum Gelegenheit haben, den greifen Macitro Franz Erxikel wieder am Dirigentenpulte be­­grüßen zu können. Er wird die Ouverture zu »Hunyady László« und den aufzuführenden Theil aus »Bänk bän« persönlich dirigiren. Nächste Woche wird die Sängerin vom Stadttheater in Köln, Frau Kollar, ein mehrere Abende umfassendes Gastspiel eröfteren. — Am 16. b. wird im Königlicen Opernhause zum Besten des Ben­sionshauses des Landes-Schauspieler-Verbandes unter dem Protestorate der Frau von Beniczsy-Bajza eine Vorstellung mit folgendem­­ Programm : stattfinden : Ouverture zu »Hunyady László«, unter persönlicher Zeitung des Komponisten Franz Erxtel, ausgeführt vom Orchester des Königlichen Opernhauses ; G­elegenheitsgedicht von Emil Abranyi, vorgetragen von Frau Marie 34äBay; »Az­aprede, Lustspiel, D dargestellt von Frau PB. Ma­r­­fuss, Fran Szacsvay, mebst den Herren Mihályfi und Gyenes, Mitgliedern des Nationaltheaters , Liedervorträge, und zwar :. a) Opern.Arte, gesungen von Gräfin Basquez, auf dem Klavier begleitet von Direktor Gustav Mahler;­­b) OpernArie, gesungen von Herrn Prövost mit Drchesterbegleitung ; , ©) Lieder­vortrag der Frau Laura Hilgermann; d) Operetten-Arie und ungarische Volkslieder, ‘vorgetragen von Frau Aranja Hegyi; das Ballet : „Der neue Romeo”. — Die Preise zu dieser Vorstellung: sind die ge­­öhnlichen.­­. .Aus Anlaß des hundertjährigen Jubiläum­ des ungarischen Schauspielwesens soll auch eine Auss­­tellung für Bühnenwesen stattfinden-Der Schauspielerverein versucht demgemäß Alle,die hiefü­r geeignete Gegenstände besitzen und dieselben ausstellen wollen­,hievon bis Mitte April Mittheistung zu machen.· T Liederabend ra­ef Waldner. Die beiden Liederabende, die der bekannte Liedersänger Herr %. Waldner ver­anstaltet, finden am 14. und 16. April statt. Auf allgemeines Ver­­langen hat Herr Waldner für den ersten Abend ausschließlich Schubert gewählt und wird den ganzen Liedercyklus „Die schöne Müllerin“ zu Gehör bringen. Bereins-Nachricten. (Die Ungarische Geographische Gesell­­sch­aft) hielt heute unter dem Vorfage ihres Präsidenten Ludivig £ócsz eine Vortragsfisung. Den einzigen Gegenstand derselben bildete der Vortrag des Dr. Béla Erödi „Leber die Reife de­s Erohherzogs Leopold von Toscana auf der nő af an­a". Vortragender erzählt einleitend, daß Erzherzog Leopold als Zögling der Kriegsmarine-Akademie in Fiume, an welcher Bor­­tengender als Professor der ungarischen Sprache und Literatur fu­n­­girte, mit großer Luft und sehr schönem Erfolge auch die ungarische Sprache gelernt habe. Nachdem der Erzherzog den vierjährigen­ Lehr­­suz an der Akademie absolvirt hatte, nahm er mit den­ übrigen Bönlingen 1887 auf der Korvette „Fafana” an der nach China und Japan gemachten Studienreise theil. Das aus dem Hafen von PBola ausgelaufene Schiff pasferte den Kanal von Suez, berührte Malaiia und Maskat, besuchte Indien und dann die bedeutenderen Häfen Chinas und Japans. Heberall wurden in das Innere der berührten Länder Ausflüge gemacht. Der Erzherzog greifte im strengsten Inkognito, dessen ungeachtet erwiesen die orientalischen Höfe ihm und Innen Reisegefährten die größte Zuverkommenheit. Der Erzherzog überte über seine Reise ein­­e und machte als dilettirender Photograph mehrere Hundert Aufnahmen der bedeutenden Orte und und Momente seiner Reife. Auf Grund des Tage­­buchs des Erzherzogs hat der Linienschiffs-Lieutenant Leopold Ter Dina, der dem Erzherzog als Professor zugeteilt war, ein aus­­führliches Werk geschrieben, welches mit den vom Erzherzog angefer­­tigten Photographien illustrier sein wird. Eine Partie des­ interes­­santen Wertes hat der­ Verfasser dem­­ Vortragenden zur Verfügung gestellt, welcher dieselbe in der heutigen Situng vorlas. Diese Partie beschäftigt ih mit dem Sultanat Mastat, dem Mutterlande Banzibar’s, welches sich als unabhängiger Staat über den östlichen Zipfel” Arabien ausbreitet. Sie schildert den Staat und dessen Hauptstadt Maskat, welche europäische Schiffe äußerst selten besuchen. Der Sultan von Mastat, Turkie bin Said, Re ‚den Erzherzog und dessen Neifegefährten mit auszeichnender Herzlichkeit und gestattete auch, daß der Erzherzog ihn und seinen Hof photographire. Vortra­­gender schildert eingehend den Aufenthalt der Neifegesellsschaft in Maskat; ihre Ausflüge, die physiographischen und politischen Verhält­­nisse des Landes. — Während des Vortrages wies Vortragender die auf die Gegenstände des Vortrages bezüglichen Schönen Photographien des Graherzogs vor, melde er aus sämmtlichen ihm vom Erzherzog bereitwilligst zur pt 1L gestellten rg ausgewählt da . Der interessante Boring fand seitens des distinguicten Inditoriums lebhaften Beifall, der N­re­bi 8­4 » „Der­ Budapester Bäder -Kranken unter- Hüßungd- und Leichenbestattungs-(Verein) hielt heute Nachmittags seine­eneralversammlung. Das abgelaufene Vereinsjahr war sein besonders günstiges, indem die Ausgaben­­ 8640 fil. fe. überschreiten, welches Defizit hauptsächlich durch die Influenza verschuldet wurde. Das Bereinsvermögen beträgt derzeit 7738­ fl. 23 fl. Gemeldt wurden: Sof Präsidenten, Yohann Mutsfay und Johann Eden zu Vizepräsidenten, ferner sechs Ausschußmitglieder. (Die Betöfi-Gesellschaft) hält am 13. d., Vormittags 10 Uhr, eine Gütung, auf deren Tagesordnung Vorträge von Julius Barsanyi, Fsidor Hajós und Desider Margitay stehen. 59 Er.) die Einnahmen um 123 fl. Bárdos zum 63 Gerichtshalle, Wen gehört der Donauquai ? Diese Trage beschäftigte gestern den ersten Zivilsenat der Königl. Kurie. 63 Re­ich um den seit sieben Jahren zwischen der Hauptstadt und dem Staatsärar betreffend die Anerkennung des Eigenthumsrechtes des Donauquaie geführten Prozeß. Im Jahre­ 1885 Hatte nämlich die Hauptstadt mehrere Verordnungen der Regierung, namentlich das Feststellungs­­recht derselben betreffend die­ Donaulandungsstellen der Propeller be­­anstandet und überreichte in alge dessen gegen das causarum regalium-Direftorat eine Aufforderungsfrage, hab die Regierung ihr auf­ den Donaugrat bezügliches Eigenthumsrecht, dessen sie sich in ihren Verordnungen berühmt hatte, durch­ eine innerhalb geschlossener Brit einzubringende Klage geltend­­ mache. Die Hauptstadt berief sich , hiebei auf die vom König Leopold den Städten Pet und Ofen ver­­liehenen Privilegien, wonach ihnen das Eigenthumsrecht des Duals zugesichert wurde, ferner auf den erfolglosen Schriftwechsel zuan­dher der Hauptstadt und der Regierung. Das causarum regalium-Direktorat erklärte hierauf, daß die Negierung dieses Recht nicht für sich be­­anspruche, sondern für den duch G.A. X . 1870 geschaffenen und durch den Baurath verwalteten sogenannten „hauptstädtischen Geldfond“, der aber eigentlich ein Landesfond sei. Der aus einem Landesansehen per 24 Millionen geschaffene neue Donaugrat, dessen Eeträgnisse eben im Sinne des G.A. X .1870 dem Hauptstädtischen Geldfond zu­zuführen sind, und für den Landesfond beansprucht. Der­­ Gerichtshof verhielt das Aerat zur Einbringung einer das Gigenthumsrecht recht­­fertigenden Klage binnen 15 Tagen, ‚meldher Bejdjeid auch von der königlichen Tafel bestätigt wurde. Hierauf überreichte das causarum regalium-Direktorat namens des „hauptstädtischen Geldfonds“ die Klage, in welcher darauf Hingeriefen wird, daß das Werar bereits faktisch sein Gigenthumsrecht ausgeübt habe, indem die Hauptstadt jährlich 12.000 fl. Bachtzins dem Geldfond gezahlt hat. Der neue Donaugrat sei übrigens gar nicht auf dem Serritorium der Haupt­­stadt, sondern weiter einwärts, in dem das Gigenthum des­ Staates bildenden Donaubette erbaut worden. Der Bu­dapester Königliche Gerichtshof wies das Hägerissche Aerar mit jenem Anspruche ab und verurtheilte dasselbe zur Zahlung von 5000 fl. Gerichtsfosten. Das Aerar appellirte, doch die königliche Tafel bestätigte das abweisliche Urtheil der I. Instanz. Die künigliche Kurie bestätigte heute gleichfalls das Urtheil der unteren Instanzen, da G.A. X . 1870 nicht von dem Eigenthumsrechte des Donauquais handle, sondern blos die Erträg­­nisse desselben dem hauptstädtischen Geldfond sichert. Wegen Verbrechens der­ betrügerischen Krida und wegen Betrugs­ hatte sic­h heute der falsite Kurzwaarenhändler Iosef La­u­b vor dem Strafgerichte zu verantworten. Laub geriet­ im März 1878 mit einem Baffiostande von 20.000 fl. in Konkurs. Der Gerichtshof verurtheilte Laub zu 1’­ Jahren Kerker, Vertheidiger Dr. Alexander Waiß meldete die Appellation an. Verhaftete Genossenschaftsdirektoren. In der An­gelegenheit des Allgemeinen Bürgerlichen Kreditvereins als Genossen­­schaft ist die Untersuchung bereits abgeschlossen und befinden sich die Alten­behufs Antragstellung bei der E. Staatsan­waltschaft. Der Dire­tor dieser Genossenschaft, Eduad Fuh ő, befindet sie noch immer ün Untersuchungshaft. · Zikpx Selbstmorde Ludwing Spregi’s.Denk-Ge­­richt zähossue·den Pester Landbezirk hattiI Gemäßheit des von uns bereits·ermah11 te11 staatsa·nwaltschaftlichen Antrages das weitere Ver­­fahren in der Angelegenheit des Radnötfags Fonds eingestellt. ··Der Temesvairer Lotto-Prozeß.Die Vertheidiger der In diesem Strafprozesse verurtheilten Melchior Farkas und Genossen haben·——wiebered­stmtgetheilt—gegen1 das am 1.Aprill.J. publizirte UrtlJec­­es Temesvarerkön.Gerichtshofes die Appel­­lation-und Wichtigkeits-Beschwerde überreicht,deren­ Motive nicht weniger als 32 Druckseite 11 ausfüllen.Zunächst wird Jenes-Theil des Urtheils alsuichtig bezeichnet,der sich auf das Ver­­brechen des Vetrt­ges·beziel­·t.Der1n—so heißt es in der-Richti- Das-Beschwerde­ hinsichtlich­ der Betrugsanklage wurde keinerei strafgerichtlich­e Untersuchung eingeleitet,noch­ weniger dargeführt; auch habe­ der Staatsanwalt diesbezüglich keine Anklag erhoben und wurden die Schlußverhandlung und das»Beweisverlaren auf dieses Moment mehr ausgedehnt Ferner­ habe das österreichische Aerar als Privatpartei wegext Betruges keinerlei Klage erhoben und­ könnei diese­ Klage fest auch nicht mehr erheben. Das ungarische causarum rega­­lium-Direktorat hat wohl am 28. August 1889 eine solche Anzeige erstattet, jedoch blos Hinsichtlich der verbrecherischen Handlungen, welche angeblich vor der Biehung am 6. Juli v. a. verübt wurden. Der auch vom österreichischen Aerar bevollmächtigte Alexander Matay habe das Faltım oder die Möglichkeit dieses angeblichen Betruges in der Schlußverhandlung ac­ nicht mit einem Worte erwähnt. Falls dieser Betrug überhaupt verübt wurde, konnte derselbe im Sinne der ss. 6 und 11 des St.-G. nur als ein im Auslande verübtes Ver­brechen oder Vergehen angesehen werden, und war somit mit Nich­­sicht auf $ 11, sonnte auf die $$ 112 und 110 St.-G., aber auch mit Rücsicht auf das in Oesterreich geltende Strafgeseßbuch das­ Gericht nicht berechtigt, wegen Betruges ein Untheil zu fällen. Dies die formalen Gründe, be­ seien auch materielle­­ Gründe vorhanden, welche gegen eine Berurtheilung wegen Betruges sprechen. Jedermann müsse einsehen, daß wenn Melchior gartas bei der Ziehung am 6. Juli v. 3. überhaupt etwas begangen, er nut — und zwar mit oder ohne seine Genossen eine einzige strafbare Handlung begangen habe, möge diese nun Betrug oder Urkundenfälsschung genannt werden. Sohin Fünne nur von dem einem oder dem anderen, niemals aber von beiden zugleich, als selbstständigen W­eb­rechen gesprochen werden.­­ ‚Sodann wird das Faktum der Urkundenfälschung behandelt. Da wird denn als ein Sertdum, respeftive als irrige Auffassung, seitens des Gerichtshofes die in dem Urxtheil­ enthaltene a­ns. hingestellt, wonach die Vflicht der Beweisführung nir allein die Anklage, sondern an Denjenigen, dessen iteressen Teiden,­­ belaste, falls das Gericht über die Nichtigkeit aller Thatumstände "nicht Die­ volle Meberzeugung gewinnen kann. Auf der einen Seite seien den Angeklagten 29 Jahre Zuchthaus zugemessen worden, auf der anderen Seite aber gesteht dasselbe Gemicht, welches, diese Strafen urtheils­­mäßig verhängt hat, daß „es von der Nichtigkeit aller Thatumstände nicht vollkommen überzeugt sei”. Vom 16. Juli 1889 bis zur Schluß­­verhandlung seien die Angeklagten — entgegen dem Gesete — in strengster Untersuchungshaft gehalten worden. Sie konnten mit Niem­ande, selbs­t mit ihren Vertheidigern und Familienmitgliedern nicht verkehren. Der Untersuchungsrichter Fannte selbst nicht­ die Anklage, und was er wußte, das hütete er als tiefes Geheimniß. Die Angeklagten und die Vertheidiger hatten seine Ahnung von den Details der Anklagen und von den­­Verdachtsmomenten, welche zu widerlegen waren. ·­­· ·Die Appellation befaßt sich sodann eingehend mit den einzelnen Modalitäten der am 6.Juli v.J.in Temesvár stattehabten Ziehung, feiner mit der Frage,·ob Melchior Farkas mit Bestimmtheit ‚darauf rechnen konnte, daß die von ihm gefegten Nummern au­ fattisch gez­­ogen wu­rden. (68 wird darauf hingeriesen, daß Melchior Y­arlas nachgewiesenermaßen drei Jahre hindurch in 15—20 Lotto-Rollekturen zusammen etwa 50.000 fl. gelegt hat. Wozu hätte er dies nöthig ge­­habt, wenn er mit V Bestimmtheit darauf hätte rechnen können, daß Die von ihm gefechten Nummern herauskommen werden ? Bezüglich des Glückrades aber gebe es weder ein Geständniß, noch einen Zeugen, noch ein corpus delicti, sondern blos eine Hypothese, und Diese habe vollständig genügt, um die Anklage zu formuliren. « Bezüglich der vermögensrechtlichen Verhältnisse des Angeklagten Josef Püspöky und seiner Gattentoird itt der Appellation unter Beischlutß von U­rkunden nachgewiesen,daß Püspöky und seine Gattin im Jahre 1877 von einer Tante 2400 fl.geschenkt erhalten haben; ferner daß die Eheleute Püspöky ein im Jahre 1881 um 1400 fl.­­getauftes Haus für 2600 fl. verkauft haben. Im Jahre 1884 erlegte Sojef Bispöly eine Kaution im Betrage von 670 fl. bei der Zentrale Staatswaffe in Budapest. Im Jahre 1873 erbte Sojef Büspöly von einer Tante einen Hausantheil in der M­afferstadt in Ofen. In üb­e­licher Weise wird bezüglich des Angeklagten Saobonits gegen­­über der Anklage nachger­iesen, daß derselbe, beziehungsweise dessen Gattin eine Erbschaft von 3000 fl. gemacht habe. Zum Schlufse bitten die Verurtheilten um Abänderung des Urutheils und Einstellung des Strafverfahrens und um ihre sofortige Freilassung, im s äuberster Falle um Kaffirung des Urtheils und des­ bisherigen Verfahrens, sowie um die Ergänzung der Untersuchung in den in der Appellation bezeichneten Richtungen. Der Krach der Siffefer Sparkasse. Petrinja, 10. April. Orig.-Telegr.­ Unter massenhaften Andrang des Publikums nimmt die Verhandlung gegen die Entrepeneure der Siffefer Sparkasse ihren­ regelmäßigen Verlauf. Da mittlerweile auch der Angeklagte Batufjics gestorben ist, fißen dlos Fridric und Gliederer auf der Anklagebant. Die Verhandlung leitet Gerichtsrath Rijacsef . Direktor Fridrich gibt den miß­­lichen Geschäftsverhältnissen am Gifjefer W­late die Schuld am Falli­­ment der Sparlasse. Die­ eigene Kriva Fridrich”3 habe sowohl dieses Balliment, als andere Unglücksfälle verursacht. Gliederer behauptet, in die Gebahrung nicht eingeweiht geroeten zu sein, was Fridrich bei der Konfrontation bestreitet. Die ia behaupten, die Sparfaffe müsse schon 1884 passiv gewesen sein. Auf die Fragen des Vertheidigers Schwarz geben sie jedoch an, ihr Gutachten sei objektiv unbegründet, blos der Ausfluß ihrer subjektiven Ansichten. — Das Witheil dürfte erst am Samstag erfolgen — nenne - "

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