Pester Lloyd, Januar 1895 (Jahrgang 42, nr. 1-27)

1895-01-01 / nr. 1

T ·­­7­u 77 — 2 »O«r«f"VUbap3fi-31.Dezember. lfZEIS;thsl-kd­;r,Silve,fterdm«xcht,«­welche die flüchtige Brücke Z.»Jå1­re21895»spantt,braucht es keinem liberalen Ungar im Die Z­ufunft bange zu sein; ein kurzer Racblick auf Die­be der Ereignisse, welche sich in diesen legten zwölf­onaten zusammengedrängt, genügt, um Die Leistungs­­fähigkeit dieser Nation, namentlich aber die Tragfähig­­keit des liberalen Staatsgedankens deutlich erkennen zu lassen. Wo standen wir vor einem ‚Sabre und wo stehen wir heute? Bei Jahresfrist da pochten je­gich­enpolitischen Vorlagen zaghaft an die Pforten unseres Boltshauses. Es waren genug Der Leute da, Die freundlich­e ,Derein!" viefen, allein nicht zu unterschagen war die Schaar Sgener, Die ihnen trogig den Eingang verwehrten. Düsteres Gewöll balkte ich am Horizont der Reformaktion zusammen und selbst der Hoffnungsfreudigste blickte ernst in die Zukunft. Wie viele im liberalen Lager hätten sie damals dafür zu verbirgen gewagt, daß in der nächsten Silvesternacht das tente Eherecht, sowie­ das Geje über die staatlichen Zivil­­kandsregister und jenes von der Religion der Kinder mit der­öniglichen Sanktion ausgestattet an der Schwelle des „ynS- yentretens stehen wü­rden? Bei einem Jahre noch hätte man im liberalen Lager ein Opfer zu fostbar und seinen Preis zu hoch fie solche Errungenschaften gehalten. Und heute ? Sollen wir uns heute darü­ber grämen, daß nicht alle Blüthen­­time reifte und daß das liberale Ungarn neben welt­­eischichtlichen Erfolgen­ auch eine Fürmliche Verlustliste zu verzeichnen hat? Soll uns die Fremde an dem Errungenen durch den Gedanken vergässt­ werden, daß der Kampf noch­ nicht ausgesämpft, da­ wesentliche Theile der Reformattion noch­ ihrer parlamentarischen Erledigung harren ? Sursum corda! Was noch zucii ist, Hält doc, was prinzipielle Wichtigkeit und effentielle Bedeutung anbelangt, kaum den Vergleich aus mit demjenigen, was in der Geiegessammlung bereits geborgen ist, und auch der Mest wird und muß jene­­ Erledigung in liberalem Sinne finden. Aus der Welt ge­schafft aber ost der Häfliche Wegtaufenstreit, in welchem. Die Schattenseiten Konfessioneller Eifersucht ohne die Lichtseiten geistigen Wettbewerbes zu Tage traten ; die Arrepation staatlicher Funktionen durch die Kirche, wie Die Einmengung der Staatsgewalt in die geistliche Wirkungssphäre gehören , mit dem­ Inslebentreten der neuen Gesebe der Vergangenheit am­ Bund der Kampf der verschiedenen Konfessionen angehö­­rigen Eltern um die „Seelen ihrer Kinder" ist in enge gejegliche Schranken gebannt. Die richte der Vorstaat von Jahrzehnten, ja von Jahrhunderten sind in diesem einen Sahre i eingeheimst worden. - --" Freilich,der Ernte—fege11 des einen Jahres darf uns ,nicht von­ der Bestellung des Ackerscutch für die Saat der Zukunft abhalten.Die politische 1111d 111omlisc­­e·Pflicht der "Liberale 11,für die Sicherung der hochschwebenden kirchen­­"politischen Vor"lagen Sorge zu tragen,kann durch keine b­ereits­ erzielten Erfolge eingeschläfert,kenn durch kein Auf­­thürmexi von Schwierigkeiten verringert«sperdert.Hat der ungarische Liberalism­Ius in den bereits sanktionirten Gesetzen über­ das einheitliche staatliche Eherecht und über die staat­­lichen Matrikeln die­ Schlachten­ des ungarischen Staates geschlagert,so gilt es nun in dem Gesetze über die Rezeption der i:Judenmidje"nem über die freie dicke ligionsübung den »j«Kampf für Gleichstellung deerIfession und für volle Gewissensfreiheit,hoffentlich den letzten vor Ablauf des ersten Mille-Undanin 1111.fcres staatliche 11 Bestmtdes,glox«reich auszukämpfen.Das erstere dieser­ beiden Gesetze scheint­ von­­ kei­ner­ ernstlichen Gefahr bedroht,aber wir sitnd stolz dara1­f, daß mich bezü­glich des letztemk nur vereinzelte Stimmch dem hockwangigen Opportunismus das Wort recht,welcher sich mit dem Errungenen bescheide11 Und auf Kosten des hehren­ Prinzips, selbst Konzessionen machen möchte. Die liberale Partei wirde sich. selber untreu werden, wollte sie sich solche. Krämeransichten zu eigen machen. "Die Freiheit ‚des Belenntniffes, der, freie Austritt aus einem beliebigen Religionsverband, und der freie Eintritt in ein anderes Religionsverhältniß darf wohl an manche, mit dem Begriff des Rechtsstaates vereinbare Bedingungen geknüpft werden, allein er darf nicht gejeglich verboten sein, und von diesem Gesichtspunkte nicht aber etwa im­ Interesse des "israelitischen­ Bekenntnisses, dem. ja,­­Mientand "Die platonische Rechtswohlt­at­ der Rezeption streitig machen auch­­ der Miebertrittsparagraph in dem wir HR Rezeptionsgefäße eben als ein Ausflug des Prinzips der Gewissensfreiheit auf die Hingebungsvolle Vertheidigung des liberalen Lagers rechnen können. Mit nicht minderem Nachdruch wird man in diesem Lager demnach die M­öglich­­keit des Verbleibens außerhalb des­­­erbandes einer rezipieten oder anerkannten Religion zu vertheidigen haben, obgleich Konzessionen in Form und Fassung Dieter Gesekes­­bestimmungen selbst von der Liberalen Orthodorie Füglich nicht werden zurückgewiesen werden können. Gilt es das Weser zu retten, dann man vielleicht bezüglich der Form eine Nenderung annehmbar erscheinen. Und wenn zur Beruhigung mancher frommen Skrupeln­ "beantragt werden sollte,, die Regelung der Verhältnisse der außerhalb des Verbandes einer rezipivten oder anerkannten Religion solle nicht im Gefege selbst, sondern auf Grund einer gefeglichen Ermächtigung im V­erordnungswege erfolgen, so wird Der wahre Freund des Friedens­bmd Des Fortschritts vielleicht auch gegen Dieses Arstunftsmittel nichts einzuwenden haben. ko. die leberzeugung Aba nicht mir die Hauptstücke des kirchenpolitischen Programm­s, auch ein viel schwereres, das Koriuth­­fieber, haben wir in diesem Jahre glücklich überstanden. Es ging nicht ohne Erschütterungen und Krisen, aber es ging. Eine gefährlichere Komplikation für die Kirchenpolitische Aktion als die Nöthigung­ des Parlaments, während der Verhandlung über jene schwerwiegenden Vorlagen, gleich­­zeitig gegenüber dem todten amd Heimzubringenden Kossuth Stellung nehmen zu müssen, hätte sich wohl kaum­ ersinden lassen können. Die Regierung, der es in Folge der edel erdachten, aber in der Ausführung nicht sehr glücklich ange­­faßten Hengi-Affaire verwehrt gewesen, namens der natio­­nalen Bietät das Ofner Denkmal zu begränzen, mußte­nmit Nachichten auf die Gefühle der Krone, in deren Vertrauen sie sich konnen follte, auch die grobartigsten Funeralien unserer Zage ohne äu­ßeres Zeichen offizieller Theilnahme an sich vorbeiziehen lassen, und gleichwohl war sie nicht im Stande zu verhindern, Daß der beispiellose Bonp dieser Trauerfeier schwere Schatten auf das Verhältnis zwischen Krone und Regierung, um nicht zu jagen zwischen Krone und Nation werfe. Schon durfte man doch die Sonne der Königsgunst auch diese Schatten gebannt währen, da mußte der allerdings mit jenem eigenen Wissen und Willen zu den verschiedensten Neklamezweden mißbrauchte Sohn seines Vaters auf den allerdings mehr närrischen als gefährlichen Gedanken ver­fallen, sich eine Heine Conmaissance-Touraee im den von ihm wieder entdeckten Vaterlande zu leisten, in deren Verlaufe jede Geschmach- und Taktlosigkeit zu Worte kam, die zwischen Ezegléd, Mató und Debregzin irgendwie heimisch ist. Abermalige Berlegenheiten Fir die Regierung, die in der festen Ueberzengweig, daß sich Koffuth fils, Dieser unbedeu­­tende Sohn seines großen Baters, binnen Fitzester drift selbst unschädlich machen würde, sich jeder Maßregelung des rumdreifenden Nepatriations-Bewerbers enthalten zu müssen glaubte, während ihre Feinde sie offen und heimlich der Konfivenz miit dem unermüdlichen Banket-Trafter ziehen. Wenn das­­ Kabinet Weferle überhaupt nicht auf Noten gebettet­ war, die meisten Stacheln Fir sein Schmerzenslager haben diese nicht­­ enden wollenden Kosuth-Mffak­er­ geliefert und es ist texeffe bei " Kabinetgußtekerfe” zu beklagen, daß der vit­ac D ha aus den Berichten Der Rob­titer x 11 Natipr­aj Tr­­ rifchen Liebe des Ungars für seinen König nicht den gering­­als ejrisker Faktor unseres·öffent-7 angesehen­ zu werden. ften Abbruch) Teistet; daß aber der im der Nüttung seines Baters einherjählotternde Epigone seinen Augenblick darauf zählen kann, lichen Lebens und als etwas Mehr denn ein — obendrein ziem­lich ungefchteter — Bojeur Es ist wohl nur post, nicht propter hoc, daß das Kabinett Woeterle nach dem Begräbni Ludwig Kossuth’S seine erste­­ große Krise zu­ bestehen Hatte, die es freilich siegreich über­wand, und daß es nach der Herbstkampagne Franz Rosjuth 8 die angestrebte Entlassung auch endgültig erhielt. Doch sol der Wahrheit die Ehre gegeben werden, daß es über­­menschlicher Geschiclichkeit bedurft ‚hätte, um da zwischen Sceylla und Charybdis glücklich hindurch zu Taviren. Glück­­licherweise, ist das Alles vorüber und jeder künftigen Regierung wird foldh eine peinliche Fahrt erspart bleiben. Noch eine Generation und die Korlum­pietät wird sich inhaltlich jenen Empfindungen nähern, welche die Boltsseele für , Mátfóczi, den Nebellen” hegt und sie wird Kant gleich diesen. Dem Gebiete des attuellen Lebens gänzlich entrübt, selbst den Schein eines Gegentages, zu den legitimen dynastischen Gesumungen vollständig abgestreift haben. Und soll sich s­chließlich der ungarische Liberalismus die Silvesterfreude duch den Umstand trüben haffen, daß ein liberales Kabinet geschieden ist, ohne daß sofort ein anderes an seine Stelle getreten wäre? Mit nichten! Mag er an voll innigem, ja schmerzlichem Bedauern einige seiner beru­­fensten Streiter von der Macht scheiden sehen, was verschlägt’s ! Sie sind nur aus dem Kabinet, nicht aber aus dem liberalen Lager geschieden, und die Männer, die an ihre Stelle ans Negierungsender treten, sie werden den Kurs ihrer Borz­gänger einhalten müssen, wenn sie überhaupt am Nudel verbleiben wollen. Ungarn kann man einmal nicht anders als liberal regiert werden und die Nachfolger Weierle's und Szilágyi’S wü­rden ohne das Programm derselben sic) taum Tage lang halten können. Dieselbe Zuversicht, vor welcher wir Hinsichtlich der Fortfegung und Beendigung der liberalen firchenpolitischen Aktion erfüllt sind, dürfen wir auch für die Fortfegung der liberalen Richtung überhaupt legen. Das alte Jahr hat uns gezeigt, daß der ungarische Liberalismus mit dem ungarischen Staatsgedanken identisch, und die legten Lage des scheidenden Jahres, haben die Gemeißheit geliefert, Daß in dieser Bezieh­ung zwischen der K­rone und der Nation volle Heber­eintimmung besteht A. « szz Mad) einer der „Pol. Korr.“ vom vatikanischen K­orrespon­­denten aus Rom zugehenden Meldung beabsichtigt der Heilige Stuhl in Hebereinstimmung mit seiner Gepflogenheit, so oft in irgend­einem Lande Gefebe ins Leben treten, welche gegen die Prinzipien und die Doktrinen der katholischen Kirche verstoßen, an die öster­­reichisch-ungarische Regierung eine diplomatische Note zu übersenden, in welcher der Vatikan gegen die Inkraftlegung jener kirchenpoliti­­schen Gefege Ungarns, melche jüngst die allerhöchste Sanktion erhalten haben, Protest erhebt. Wie die Meld­ung hinzufügt, könne er jedoch seinem " Zweifel unterliegen, daß der Heilige Stuhl nach der, Ueberreichung Dieser Protesinote­neinen weiteren­ Widerstand gegen die Duchführung der sanktionirten Gesebe erheben und die Ngitation gemisser katholischer Kreise Ungarns gegen diese Gefege in seiner Weise unterfrügen werde. CS lasse sich vielmehr auf Grund von Informationen aus bester Duelle konstativen, daß der Batk­an die heftige Sprache, welche von einzelnen katholischen Zeitun­­gen Budapests anläßlich der Sanftionirung der mehrerwähnten Gesäße gegen die Krone und die ungarische Regierung geführt wurde, absolut mißbilligt Papst Zeo XIII. selbst habe. in jüngster Zeit wiederholt sein Bedauern­ darüber ausgedrückt, daß die ungarischen Katholiken sein autoritatives Organ befssen, welches duch Maß und Wirde in der Polemik sid die gebührende Achtung gu­ter Schaffen wisse, f«­­­­­bitrger Rumänen, weit entfernt, von der Gefahr einer Entn zung bedroht zu sein, einen affimilirenden Einfluß auf di und Szefler­ ihrer Umgebung ausüben. Er sagte aber auch die materiellen Verhältnisse der Siebenbü­rger rumänischen weit besser, als jene der Bauern Rumäniens und Di Biehställe der Ersteren bessser al Wohnungen der Legteren seien Ob geknüpfte Aufforderung Tocilescu’s, die Kulturliga möge Verbesserung der Lage unserer Bauern ein unwiürdiges­­ Thätigfeit suchen, befolgt werden wird, ist zu bezweifeln. € aber gewiß, daß die gestern au) im Senate geschloffene Ab: des rumänischen Parlaments das Lügengewebe grü­ndlich hat, mit welchem sich die Wortführer der eke in der Siel drage dem unmissenden P­ublitum gegenüber gar theatı draph­en verstanden haben. 1 + . ++ + ++ Die „Siebenbürger Frage“ in der rumä­­nischen Adrehdebatte, Original-Korrespondenz des „Besiier Lloyd“­ ,­..­­­.§$. Buttarest, 29. Dezember. Mas immer man auch von dem Berjude D. Sturdza’s und der Nationalliberalen halten mag, die sogenannte Siebenbürger Frage als parteipolitische Angriffswaffe gegen das Kabinet Gatargiu-Garp zu benügen, und so viele Würgefgielichkeiten und Tattlosigkeiten ad) bei Ausführung dieses Versuches begangen werden mochten , ein dabei freilich ganz ohne oder vielmehr wider ihre Absicht erworbenes Verdienst wird man der nationalliberalen Opposition und ihren derzeitigen Verbün­­deten aus dem Lager des konservativen Dissidententhums dennoch zu gestehen müssen. Che im V­orjahre D. Sturdza im Senate das Wort ergriffen hatte, um unter Hinweis auf den Widerspruch eines Theiles der ungarländischen Rumänen gegen den ungarischen Staatsgedanken um auf die daraus hervorgegangenen Konflikte die hiesige Negierun­g zu beschuldigen, daß sie dich ihre Passivität diesen Vorgängen gegen­­über eine nationale Pflicht verlegt habe, war aller Grund vorhanden, die hie und da in der Breite, in Meetings, bei Banfeten oder Studenten­­versammlungen auftauchende großrumänische Phrase als den Ausbruch idealistischer Träumerei, oder wohl auch als Werkzeug billiger Popu­laritätshafcherei zu betrachten. Und wenn sich auch ab und zu — so z. B. bei­ der vom früheren Abgeordneten B. Cradisteam im Jahre 1883 gehaltenen Safiyer Banketrede — diese Vtrafe auf das Gebiet der aktuellen Politis verirrte, so hatte man es doch au) in diesen Fällen nur mit individuellen Extravaganzen zu thun, deren offizielle Zurückweisun­g seine großen Schwierigkeiten und Aufregungen bereitete. Den großrumänischen Schwärmereien als solchen in energischerer Weise auf den Leib zu rüden, lag aber seine Veranlassung vor, so lange er dieselben des Befuuches einer Beeinflussung der Staatspolitik enthielten. Das hat sich aber von dem Momente an geändert, in welchem der Führer der nationalliberalen Opposition im rumänischen Senate an die Regierung allen Ernstes die Aufforderung richtete, die Rolle eines „ehrlichen Matters" zu Gunsten der ungarländischen Rumänen zu übernehmen. Denn nun hatte man es nicht mehr blos mit klingenden Worten und tönenden Phrasen: man hatte es vielmehr mit einem positiven Antrage des Führers einer auf Negierungsfähigkeit Anspruch machenden parlamentarischen Partei zu thun, welchem gegenüber die Regierung ganz entschiedene Stellung zu nehmen genöthigt war. Doch ob auch die damals von der Ministerbank aus­gegebenen Erklärungen ganz und gar keinen Zweifel darüber auffommten ließen, daß die Negierung Rumäniens das Ansinnen einer jeden dem internationalen Nechte zuwiiderlaufenden Abenteurerpolitik auch unter dem Biftto eines Berlustes ihrer Popularität in gewiissen Kreisen abzulehnen entschlossen sei, so war doch die hiedurch erzielte Klärung nur für die Stellung der Negier­ung der sogenannten Siebenbürger Frage gegen­­über ausreichend gewesen. Um auch die Gesammtheit ihres Anhanges zur Mederzeugung zu bringen, daß das Spiel mit panrumänischen­­ Empfindeleien durchaus nicht so unbedenklich und gefahrlos sei, als man vielleicht Früher glauben mochte, hat 88 erst der unter dem Protestorate der nationalliberalen Opposition stattgehabten Demon­strationserreffe der Kulturliga und der Studentenschaft im ablaufenden Jahre bedurft. Erst dadurch wurden nämlich die zur Regierung haltenden, aber dabei doch aug in großrumänischen Popularitäts­­­­hafchereien befangenen jüngeren Clemente der Konservativen Partei darauf aufmerksam gemacht, in der Giebenbürger Frage einzig und allein einer politischen Umsturzs­zweden machgehenden Oppositionspartei, nie und nimmer aber einer der nationalliberalen und der konservativ-diffidentistischen gewesen, der in ersichtlichem Müdgange befindlichen | | daß Die Bewegung und Agitation auf Erhaltung der Ruhe nach innen und des Ansehends Rumäniens nach außen hin bedachten Regierung von Bortheil sein sönne. In dem Moment aber, in welchem die nationalen Wühlereien in Folge der völligen Zurückziehung oder der vorsichtigen Neserve aller regierungs­­freundlich gesinn­ten Kreise zu einer Sache der parteipolitischen Oppo­­sition geworden waren. Hatten sie auch alle ernstere Bedeutung verloren und war es unter diesen Umständen ein völlig aussichtsloses, aber zur Klärung der Sachlage gleichwohl sehr viel beitragendes Unternehmen PP . — „Begeisterung für die unterjochten Kinder" dur; Wiederaufrollen der Siebenbürger Frage im Parlamen jenes Leben einflößen zu wollen. Stok­esen, Delavrancen, Fol Gradistenm, N. Fleva, und i­ie alle jene Deputicten heißen mögen melde anläßlich der am 10. b. begonnenen Mörepdebatte in der immer sich mit Botwürfen über das angeblich antinationale Verhaltn der Regierung den Siebenbürger Rumänen gegenüber befaßten, den dieser bereits in der rechten Parlamentssession hinlänglich widegten Anklage seine neue Seite abzugewinnen vermocht. Der, das was von verschiedenen Rennern über die Verhinderung der am 1. Septem­ber vor der Statue Michael'3 des Tapfern geplanten Staatendemonstration gesagt wurde, gehört ja doch streng genommen an: das Kapitel nächtlicher Ruhe­­störungen, in welche jede Regierung rote Rinsicht auf ihren Ted zu verhindern verpflichtet ist. Dafür mden aber diesmal die Angriffe auf das Verhalten der Regierung­­ der Siebenbürger Frage nu­ blos von der Ministerbanf, sondernuch von solchen Abgeordneten energisch bekämpft, welche, wie beifilsweise der Bukarester Brinar N, Filipesen, gegen den Bort eine mangelhaften Entwickung ihres Nationalbewußtseins vollständig gefiat sind. Die Erkenntniß, daß die Auf­werfung der Siebenbürger Fre­im Parlament nur ein partei- ‚ politischer Agitationsbehelf sei, bei dem­ Beingung und Erfolg es sich weit weniger um­ die völlig außerhalb deparlamentarischen und gouver­­nementalen Wirkungstreifes N Rumänns liegenden ungarländischen Rumänen, als vielmehr um den Bestani der eigenen Regierung handle, hat jo manches ehedem treu zur Kultuga haltende Mitglied der Par­lamentsmajorität vor der Gefahr befhiisüber der Jagd nach großnatio­­nalen Phantomen das staatliche Interesse Rmäniens und das Regierungs­­interesse der eigenen Partei aus den Aen zu verlieren. Was wollten aber alle die aus dem Verhalten der Rgierung in der Siebenbürger­frage abgeleiteten Anklagen der Opption gegen die logische Schärfe und Treffsicherheit der Ausführungen sagen, mit welchen namentlich der Abgeordnete E. Arion für den Stöpunkt der Regierung eintrat. Dab D. Sturdza blos deshalb nu­­r auf Oesterreich-Ungarn zu sprechen ist, weil die maßgebenden Krei der Habsburgischen Monarchie das Forreste Vorgehen des Ministeriun Catargiu-Garp anerkennen, ist freilich allgemein bekannt. Aber war gut, daß dieser Wahrheit auch von der Rednertribüne der rumänchen Deputirtenfanmer aus Geltung verschafft wurde. Nicht mir beachtensmwerth mar die Grklärung Arion’3, daß die gegenwärtiglage Europas Rumänien die Pflicht auferlege, mit Ungarn all­eim integrirenden Theil des Dreibundes in gutem Einvernehmen zueben, und daß man nicht, auf die Nothunwendigkeit des rumänischen­taates für Europa pochend, die Existenz des ersteren duch eine mit abenteuerlicher Art in Frage stellen dürfe. Daß von regierungsfreundlicher Seite während der jebigen Adrekdebatten in Kammer und Senat­­ Anschluß Rumäniens an die Dreibundpolitik mehrfach hervorgehen würde,­­ist vielfach be­­merkt worden und kann als Beweis des rogen Umschwunges gelten, welcher sich im Laufe der­ besten Jahre üben Anschauungen unserer parlamentarischen Kreise über die Stellem Rumäniens zum Auslande vollzogen hat. Als Ioan Bratianu im ae 1883 von Gastein zurück­­kehrte, hat er den ihn auf dem­ Bahnhof erwartenden Vertretern der Bukarester Bürgerschaft nur die Begrüßgssorte entgegengerufen : „Meine Herren, ich bringe­s ihnen den kden, von dem bereits damals in allen eingeweihten Kreisen alsoflendete Thatsache gelten­­den Anschlusse Numäniens an die Dreikdpolitik offen. im Parla­­mente zu sprechen, hat die nationalliberalregierung Selbst zur Zeit ihrer höchsten Machtentfaltung nicht gewar­­rit B. Carp hat als Minister des Auswärtigen in dieser Berkung offen Farbe befannt wd dern Aunschlußg Rumäniks an den Drei­bund als eine Eriftenfrage für den rumänischen Staat bezichnet Heute wird dieselbe Ansicht auch bereits von den Bant der Deputirten aus vers­theidigt, während der V­orschlag de3 zur­ Aservativen Dissidenz ge­­hörigen Chauvinisten Fonel Gradistean, 8­m Verbleiben Rumäniens an der Seite des Dreibundes von Zuständnissen Ungarns zu­gunsten der Siebenbürger Rumänien abchaig zu machen, von der Majorität der Kammer nicht weiter beachteworden ist. Ebenso ver­­geblich war der Bersuch,den genannten Abordneten gebeten, eine gegen die angeblichen Ausschreitungen der pirgei gegen die Demon­stranten vom 26. September­­ gerichtete Betyn im Parlamente zur Debatte zu bringen. Und, wer allenfalls überie Ansichten der Negie­­rung und ihres Anhanges betreffs des Verhtens in der sogenannten nationalen Frage noch im Zweifel war, mi; aus den Grüiftungen sowohl des Ministers des Aeußern, als an aus denen des Bericht­­erstatters der­ Apreplommission in der Depirtenkammer, IT. Majv­­resen, vollständig darüber und Klare fommerdap die Kulturliga und ihr oppositioneller Anhang jede Hoffnung an eine Beeinflussung der äußeren und inneren Volitit Rumäniens einibüßt habe. Namentlich können Die­ Worte des Ministers Al. Lahova: „Das in der weisen Hand König Carol’s ruhende Schwert Nuntzens wird weder Durc­ > einen Narren, noch durch einen in der je einer unmisfenden Menge befindlichen agent provocateur gezegn­ werden!" auf jene angewendet werden, in welche in Meetings un in der Presse einen nationalen Kreuzzug gegen Ungarn und dfen politisches Selbst­­bestimmungsrecht predigen zu künnen vermeint. Daß troß Dieser energischen Zurückweichungen der großrumäni­­schen Delieitäten in Der Deputirtenkammer ist nur allein der alte B. Vredia und Prinz Gr. Sturdza, sondern ach der nation­alliberale Parteifü­hrer doch noch im Senat den Veru­ch gemacht haben, sich über das Verhalten der Regierung, in der Riedenburger Frage zu beschweren, muß aus sehr verschiedenen Gründen erklärt werden. Was Mreh in seiner Stellung als Präsidenter Kulturliga Schuldig zu sein glaubte, war bei dem früheren prinzischen Kronprätendenten und späteren Chef einer allerdings zumeist je in seiner Phantasie einfü­renden national-demokratischen Partei ldiglich die Folge des Bestrebens, sich fü­r die Ehre erkenntlich zu­ zeigen, welche ihm der lette Studentenkongreß doch die Wahl zum Ehrenpräsidenten erst­hiesen hatte. Weder Veredin, noch Prinz Br. Sturdza sind als Politiker ernst zu nehmen. Anders steht es aber mit D. Sturdza, der wenigstens seiner Vergangenheit nach auf stantsmännische Bedeutung Anspruch machen kann, und bei dem es ganz unbegreiflich ist, wie er sie troß der ihm seit Jahresfrist unwiderfahrenen ebenso scharfen, als unwohlverdienten Kritiken doch noch immer nicht vom Wahne losreißen formte, daß es jene Aufgabe sei, als Führer der Opposition Be­ziehungen zu einem Nachbarstaate zu zerstören, zu deren Herstellung er als Mitglied der Regierung Foan Bratianu’3 so wesentlich bei­­getragen hatte. War es ja doch wesentlich der Einfluß D. Oturdza’s ge­wesen, welchem die Ber­tretung der durch die oben erwähnte Saffyer Banfetrede am Horizont der Beziehungen zwischen Rumänien und Oesterreich-Ungarn heraufbesch­werenen Mißtrauensmoffen zu­geschrieben werden muß. Heute aber führt derselbe Staatsmann ,welcher damals in der „Vointa Nationala“ erklären ließ, daß­­ Anfänge jeder die guten Beziehungen zum Auslande, sei es in zu Deutschland, Ungarn oder Bulgarien, bedrohenden Wühlerei , der Wurzel ausgerottet werden müßten, zu bethefern fort, daß HMu­mänien der angeblich drohenden Entnationalisirung von drei MEN Rumänen nicht ruhig zusehen könnte! Ya, während er sich ihre Jahre damit begnügte, der rumänischen Regierung die Molfer d des ehrlichen Maklers in der Siebenbürger Frage zu übermeisen, ab­er heute schon geradezu eine ntervention in derselben Angelfttheit, und stellt sich mit jenen auf eine gleiche Stufe, welche es wilredia nicht begreifen künnen, daß die Regierung Rumäniens "die die Neuerungen des Grafen Kalnoky über den Friedentismus P Palo­­tomanismus der Kulturliga Feine Verwahrung eingelegt h. Derlei Ungeheuerlichkeiten richten sich zwar Icho Pudh figy selbst. Do ist den Senatoren D. Sturdza, Uxechia­nd Prinz Gr. Sturdza diesmal auch eine gründliche Pelzuhe seitens der Regierung und ihres Anhanges nicht erspart blieben, und hat besonders der Führer der Nationalliberalen duy AL Laho­­vary und B. Carp eine Zurechtweisung erfahren, die geradezu demonstrativ provozirt zu haben der staatsmanchen Vorsicht D. Sturdza’s nicht zur besonderen Ehre gereicht! U and­ Uredhia mußte es von ehemaligen Ligamitgliedern hören, da die Gelder für die Kulturliga zu anderen Z­eden gesammelt won seien, als zu denen sie in seßter Zeit verwendet worden sind und um all den Fafeleien über die Entnationalisirung der Sipbflinger Rumänen und deren Unterftügungsbedürftigkeit ein fatedrades Dementi ent­­gegenzufegen, hat der Berichterstatter der Kurkommission im Senate zwei Thatsachen hervorgehoben, melde | Here Erörterungen über die Gegenstandslosigkeit der Ligamahlereien Überflüssig machen, Telegramme des „Belter Ta Temesvar, 31. Dezember. Orig .Telegr Milan B­ai­ch lehnte die Kandidatur für das dur­che A seines Onkels Barons Milos Baich freigewordene Mandat im vieraer Bezirke­ ab. Das Vertrauen der Wähler Í fid nun auf den Germaner Gutsbefiser Baron Georg Si­vics — Obergespan Viktor Molnár ernannte­n Komitats-Bizenotar, Nedaktene des „Delmagyarorkägt “ Nikolaus Lendrat, zum Honorar-Obernotär. (Lendrat ist) Die Stadtlommime schreibt eine große Konkurrenz auf die An Temespärs aus. Die Preise betragen 4000, 2000 und 1000 überdies i­ für den auszuführenden Plan ein besonderer 9 1000 Gulden ausgelegt. — Eine furchtbare Schneeverwehung die Stadt, es herrscht allgemeine Berkehräftedung, Wien, 31. Dezember. Orig-Telegı Budapester Zuschrift der „Bol. Korr." fü­gendes aus: Der Verlauf der Audienzen der­­ Majestät vernommenen Persönlichkeiten bildet beiı­weile ein Geheimniß. Immerhin bieten aber die­­ betreffenden politifern während der Krise Fundg Ansichten Anhaltspunkte genug für Die Ueberzeugt der weitaus überwiegende Thei zur Audienz Erschienenen einen ( weichsel gar nicht zur S­prache gel gb weder ein Modifigireung eingebrachten fü­r den politischen) entwärfe,noch eine W­enderung di­r aben Richtung.. der ungarisdr­gierungspolitif empfohlen Hat glaubt in Ungarn allgemein, daß auch das n Ministerium sich auf die liberale­n fragen wird und man ist in der Weberzeugung daß zwischen den auf der staatsrechtlichen. Guundl 1867 stehenden Parteien gegenwärtig wohl ein nähbetung, aber keine Sutton Koalition möglich sei. Alle Vermuthun die Persönlichkeiten, die in das nächste Radinet werden, sind verfrüht, da je nag der Wahl, Majestät bezüglich des Ministerpräsidiums treffen n sehr verschiedene Kombinationen ergeben werden.­­ Berlin, 31. Dezember.­­Orig.­ne Die „Agrarische Tageszeitung“ meldet, das­s Grimde vorliegen, anzunehmen, daß Kaiser Wi morgen, am Neujahrstage, eine Hohbeden Ansprache an die Generalität halten werde, Berlin, 31. Dezember. Kaiser­helm Sta Nachmittags dem Reichskanzler Fürsten Lo benlo sec­nen Besuch ab. Berlin, 31. Dezember. Die , Nreu­zze Meldung der Blätter, monatld) Kaifer ( Jolauns ein eigenhändiges Ogre Belasfung des Grafen Shumaloff­schafterposten zu erreichen, unzichtig sei. Berlin, 31. Dezember. (Dr fehen exvegt ein in der Weihnacht anuimmer ul 00 tige an R minister8 ® Bromart v. Schellendorf, in dem Witifel Heer angespornt, fid) au femerhin 3 eto Der friegeriscige Betjt-tan der­ am­mee mm lebt und die Meinungen der Offiziere, sowie der­­ Wirklichkeit näher gebracht werden als bisher, damit ihne falle die Heberrafehung erspart bleibe. Es gibt nunmehr Offiziere, welche einen Krieg in nainra lernen gelernt he müsfe daher Alles geschehen, um sie Armee womöglich fommnen. Die Ausbildung der deutschen Imer müsfe Anforderungen vollkommen entprechend und den Berlii gemessen sein. Re Erfahrungen, die bisher bei der Aus Mannschaft gebracht wurden, müssen sorgsam benach Fortfchritt, darauf dem Gebiete der Wissenschaft wahr womöglich auf hier angewendet werden. Radfahrer, Luftsschiffe, Fedtelegraphen finden ihre Verwendung un Rervollsommtung wird zum Neujahr das Heer angetrofft Berin, 31. Dezember. Orig.-Telegr­ © deutsche Algemeine Zeitung“ weist in bemerkensunwerther Forderung einer staatlichen Intervention in den Kämpfe zuric und meint, die bürgerliche Gesellsgaft selbst ihrt Haut wehren. Köln, 31. Dezember, Orig.-Tele Weterburger Korrespondent der „Köln, Big.“ Befragung früherer Meldungen darauf hin, die Berhältung zwischen F­ranfrei Ausland Heute noch mehr freundschaftlich gi­­e­rvor, und führt als Beweis Hiefür die TH dar die ruffische Breffe das Französischzruffische als die Befestigung des europäischen Friedens­­ in Köln, 31. Dezember. Die „Köln. Ztg.“ meldet em offiziösen „Rigaer Boten“ zufolge werden vom hgefangen alle Vorlefungen an der Dorpater­ität in russischer Sprache gehalten . Paris, 31. Dezember. Der mit der Pı Berufung des Kapitäns Dreyfu militärische Revisionsrath trat heute Nach mit dem Borsige des Generals Grosfart zusammen. Jungs-Kommissär plaidirte für die Berwerfi Berufung. Der Revisionsrath beschloß 1 Berathung in diesem Sinne. Baris, 31. Dezember. (Orig.­­ Tele Urtheil des Revisionsrathes ganz kurz abgefaßt ist, lautet wörtlich : „Im Namen des französischen Volkes! Der Nevisi nach reiflicher Erwägung gefunden, daß seinerlei Gefe begangen und das Gefeß bei Bemessung der Strafe richtig angewendet worden ist. Die Nevisionsbeschwerde mannd Dreyfus wird somit verworfen.“ Das Urtheil rief im Auditorium seinerlei Me hervor, da man nichts Anderes erwartet hatte. Urtheilung des Hauptmanns Dreyfus zur Depor zur Degradirung ist nunmehr eine definitive gem Degradirung wird erst am nächsten Samstag für ihr sämmtliche, noch nicht drei Monate im Dier­lichen Refruten von Paris beizumohnen haben und zahleiche Nekruten über Neujahr beurlaubt sind. der Degradirung werden ferner auch Abtheilung sicher Regimenter der Armee beizumohnen Haben. Paris, 31. Dezember. Orxuig.­Tele die heutige Verwerfung des Nekurses des­­ Dreyfus duch den Revisionsrath melden blätter: · Nach den Vorschriften der­ Militär-Strafprozeßors Dreyfu­s der Revisionsverhandlung nicht persönlich bei auch der»Vertheidiger.Romv­u.-Champeau fallenderweise nicht erschienen.Von Letzterem war dem« 1 | | Lite are des­ Militär-Wochenblattes”; ő. i ....:|

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