Pester Lloyd, Juni 1895 (Jahrgang 42, nr. 132-156)

1895-06-01 / nr. 132

· «­­ 7 .Budapest,31.Mai. (?)Die­ Zeit der leidenschaftlichen Revanche-Stimmung "Mora11»kreich"ist»längst vorüber.Was­ in den letzten Tagen sich an der Oberfläche geregt hat,das sind künstliche Zudungen, die mit dem Aufwand aller­ demagogischen Künste mühsam hervorgebracht worden sind. Man hört förmlich das Knarren der Majchirte, die in Bewegung gefegt werden, um einem glücklich beschwichtigten Gefühl eine leise Wallung zu entladen. Es wird, namentlich in einem nahezu schranzen­­los freien Gemeinwesen, immer eine Anzahl hoffnungsloser Quertöpfe geben, die die öffentlichen Angelegenheiten vom deflamatorischen Standpunkt auffassen und sich den Ruhm einer munderschönen, einer majestätischen Pose sichern wollen. Zu diesen demagogischen Typen gehört der obiture Herr Baffet, der jüngst im Bariser Gemeinderat­ die En­t­­sendung des französischen Geschwaders nach Kiel vorkraghte und natürlich ganz erfolglos be­­antragte, aus diesem Anlasse den Elsaß-Lothringern zu entbieten, daß sie in Frankreich unvergessen seien. Eine mehr melancholische Spielart unter den politischen Harlekins repräsentirt jener Biedermann, der donnernd der Bersamme­rung zurief: „Wir werden es noch erleben, daß Sie im Jahre 1900 Kaiser Wilhelm im Hotel de Bille feier­­lich­ empfangen!" Die erwartete Beifallssalve blieb jedoch aus und Der aadere Deklamator konnte nach vollbrachter That mit dem würdigen ofef Brudhomme sagen: „Diese P­hrase war der schönste Tag meines Lebens!" Auf solche Heinliche uertreibereien muß man im Lande Der uns umschränkten Nedefreiheit immer gefaßt sein. Wo viel poli­­tifiet wird, kann es an Unsinn und Aberwig nicht fehlen, der feinen Blat im Lichte der Sonne verlangt. So hat der Abgeordnete Castelin den gegenwärtigen Augenblick für geeignet gefunden, um die Statue der Stadt Straßburg, die in Sandstein modellirt ist, in Erz gießen zu lassen. Hierauf hat die Regierung mit einem Gegenzug geantwortet und Die Errichtung eines Denkmals für die Gefallenen von 1870/71 beantragt, obzwar General Barral sehr richtig bemerkte, der Fall der monumentalen Verewigung einer Niederlage ganz ungewöhnlich; weder Waterloo, die Besiegten von Jena in Deutschland haben ein Denkmal­­ erhalten, die Entsendung des Deschwaders in den Nord-Ostsee-Kanal fi­­lichen Tücken flüchtet und nicht wagt, den offenen und ent­­schiedenen Kampf aufzunehmen. Die­ publizistische Diskussion Ganzen in den Grenzen der Mäßigung Revanche-Kdee fchade Hera der Freundschaftskundgebungen scheint noch nicht jet von Alle diese Kreuz um Querzüige der Diskussion stehen mit Kiel in untrenn­­barem Zusammenhange. Immerhin it es bemerkenswert­, daß der Widerstand gegen auf das Gebiet der Klein über die Theilnahme an der Eröffnungsfeier hat sich im selbst in jenen Kreisen, wo man es vorgezogen hätte, von einem Erscheinen französischer Schiffe bei dem Kieler Zejte abzu­­sehen, hat man sich der größten Neserve befleißigt. Es ist allerdings geltend gemacht­­ worden, in dem gegenwärtigen Stadium wie Durch einen Steinwurf zu stören und das friedliche Gleichgewicht der Öffentlichen Meinung einer Belastungsprobe auszufegen. Die Aera der Revanche-Demonstrationen ist vorüber, wer Stimmung geboten. Ist, die Flöte zu blasen, soll man mit Hutsamkeit versuchen, der Hamlets-Seele harmonischen Klang baren Regungen, Hoffnung, trauen und Ehrgeiz, spotten, wenn eine diese Saiten greift, oft der größten Behandlung. Die so weentlich beschwichtigte Stimmung in Frankreich ist die des­­ Genesenden nach langen, schmerz­­vollen Leiden und es sollen Emotionen zugemuthet werden,­ niemals alterirt gewesen, dem Nekonvaleszenten nicht als wäre seine Gesundheit Die die Ent­­ Kiel dem Kabinet Nibot zugezogen, sind wohl nicht belangreich; man kann der Regierung Höchstens eine Meine Überlegenheit, keineswegs jedoch­­ ernste Schwierigkeiten bereiten. Nur ein Hünflein berufsmäßiger Krafehler ergreift mit Freuden sei Die Gele­­genheit, sich als P­atrioten zu draph­en und zu erklären, es wäre besser, die Schiffe würden an der fernen Küste scheitern, als zur Verherrlichung eines Werkes D deutscher Arbeit bei­­zutragen. Selbst jener Theil der öffentlichen Meinung, der seine freundschaftliche Entente mit Deutschland winscht, in jeder Entfremdung durchaus abHold. Auch macht die Stimmung des gesammten Europa sie mit ihrem moralischen Schwergewicht geltend. ES Berrscht ein förmlicher Fanatismus des Friedens. Jeder Staats­­mann, der die leiseste Anwandlung verrathen wü­rde, sich dieser allgemeinen, Stimmung entziehen zu wollen, Tiefe Gefahr, ein Opfer des Un­willens und der ungetheilten Mißbilligung zu werden. In nicht geringem Maße Herrscht in Frankreich selbst die lebhafteste­­ Begeisterung Fü­r den Frieden. Was seit dem großen Kriegsjahr noch niemals vor­­gekommen ist, es macht sich in der socben gebildeten Budget- Kommission eine Strömung geltend, um eine Reduktion des Militär-Etats durchzufegen. Das it ein Symptom von großartige Bedeutung. Mean it in Frankreich also nicht blos für den Frieden, was in dieser Allgemeinheit nicht allzu­­ viel sagen will, man fängt auch an, De ewigen Nützungsfiebers, der angemessenen Ausdehnung des Armee­budgets überdrüssig zu werden. Nouvier, der in der­ Budget-Kommission eine sehr einflußreiche Rolle spielt, hat jüngst ausgerufen: „Wie Haben eine Armeepolitik, eine Marinepolitik, eine Philanthropische P­olitik gemacht! Den Lupus folder Ausgaben Faun Teine Nation der Welt auf­ die Dauer erschwingen!" Es mag sein, daß es vorderhand bei dem guten­­ Vortag bleibt und Niemand die Courage weiter treiben wird, als sich etwaigen Mehrforderungen des­­ Kriegsministers zu widerlegen, ohne an der gegenwärtigen Höhe des Etats zu rütteln. Sicherlich ist der Moment, in dem eine solche Aufforderung zur Spar­­samkeit ein verbreitetes Echo findet, sehr geeignet, um für die Erkenntnis der Gefahr jeder Kollision ungemein em­pfänglich zu machen. Die Ziffern des Militär-Etats liefern ein starkes Argument gegen alle Heger und Revanchepolitiker. Der Augenblick, in dem­ man in Frankreich beginnt, an den früher unantastbaren Militärkrediten zur b­ifaniven, ü­­ber­deutungsvoll und verdient wohl registrirt zu werden... Das franqoistische Budget ist weit entfernt davon, ein erfreuliches Gleichgewicht aufzuweisen und vielleicht vermittelt jener Finanzminister, der den Ehrgeiz hat, die früher glänzende Ordnung des Staatshaushaltes zu erneuern, den französischen Steuerzahlern die werthonfte E­rkenntniß, daß, wer es wirl­­li­ ernst mit dem Frieden meint, wer wirklich ernst jedem Revanchegedanken entsagt, eigentlich nicht nöthig habe, das saigner A­blanc für das Heeresbudget systematisch zu üben, 68 ist die Tasche des Volkes, so Hat ein großer Staats­­mann behauptet, der wahre. Sit seiner Empfindungen. Durch die Tasche­ wird ein Volk vielen Wahrheiten zugänglich, die man ihm im Wege eines anderen Organs nicht beibringen konnte. Und nicht blos das finanzielle Moment liefert gewiisser­­maßen Bausteine, um die Basis des europäischen Friedens­­austandes zu verstärken. Es fallen hier noch Die spezifischen­ Beziehungen zu: Rußland start ins Gewicht. Es ist schon wiederholt ausgeführt worden, daß Die Friedensliebe Nikolaus’ II. sich von der Friedensliebe seines Vorgängers wohl unterscheidet. Der neue Czar it weit entfernt, jene schroffe Außenseite zur Schau zu stellen, die die bange Ahnung eines furchtbaren Ungefähr eigentlich niemals schwinden ließ. Er mag im Grunde vielleicht nichts geändert sein, es ist nur etwas mehr Licht in das Verhältniß zwischen Mailand und Europa gekommen. Diese Annäherung des Etats an die Zentralmächte hat jedoch auch der Republik die Eisrinde um ihre Brust geschmolzen. Sie fühlte gewiis­­sermaßen von der jugendlichen Wärme des hohen Bundes­­genossen Die ganze Seele durchströmt; die Republik wurde bestimmt, nach Kiel zu gehen, weil der Czar nicht fehlen wollte, sie sah si in dieser Weise gegenüber Japan an die Seite Deutschlands hingezogen. E3­st merkmürdig, mit welch unwiderstehlicher Macht in der Politik eine Zumuthung zu wirken vermag, wenn sie­ sich in Webereinstimmung mit dem allgemeinen Gefühl befindet. Jedermann in Europa it ungeheuer mächtig, der den Frieden will, jede EN hingegen steht fol­rt und gilt als vernehmt, die sich dieser europäischen Nothwendigkeit verschließt. Dieses Gefühl ist so mächtig, daß­ es nicht blos den Frieden bewahrt, sondern auch jede Trübung zu verscheuchen vermag. Der Friedliche hat ganz Europa zum Bundesgenossen, der Streitlustige und Ehr­­geizige Faun auf einen einzigen Miliiiten sicher zählen. Dieser Sat hat nahezu die Giftigkeit eines Arioms der europäischen Rechtsordnung erlangt, in Diesem Geiste wird jedes Bündniß, jede Entente interpretirt. Jede Wallung der Leidenschaft der Ehrbegierde mnuß sich dem mächtigen Szepter der Friedensstimmung beugen. Die Beherrschung jeder friegerischen Unterströmung ist das höchste Gebot der Politik geworden. Auch wird es keiner Anfechtung gegen das Kabinet Nibot gelingen, die Theilnahme an der Dransfesta­­tion in Kiel zu trüben oder zu stören. Das französtische Geschwader wird unter Billigung der ungeheuern Mehrheit Frankreichs in Kiel erscheinen. Man pflegt fagen, der Kon­sens­it Franzose von Geburt. Es wird nun wohl seine melodramatische V­erführungsszene in Kiel gefeiert werden, aber man fühlt in Frankreich wohl, daß man nur auf die Gefahr Hin, der vollkommenen Stolivung zu ver­fallen, in dem gegenwärtigen Augenblick wagen könnte, sich von der großartigen Kundgebung des Friedens und des Fortschrittes an der deutschen Küste auszuschließen, fommen. Gewinn fendung des noch sei, so Geschwaders die nach heldenmüthige Garde Stolz, bewegt, daß es der einschlummernden verwegene Hand in Meisterschaft in der die ruhigen Gewälter ist die vorsichtigste Behandlung So wie es nicht Die Anfechtungen, Die der­ öffentlichen Sache mit äußerter Ber des Volles einen Jedermanns oft Trauthaftes zu entladen. Die dunkel unberechen­­Neiß­­in Paris zu: 1 milde also keine Ministerkeife, sondern „nur“ eine Par­la­ments werde, die erforderliche Zweidrittel-Majorität im Hause dafike, an­­erlangen. In Regierungssreifen spricht man davon, daß die Wahl­­reformfrage vor Allem eine Angelegenheit des Parlaments und nicht der Regierung sei. Aus der Ablehnung £rifis entstehen. Aus der Moystif der offiziösen Sprache ins Deutsche­­ überlegt, heißt dis: Auflösung des Barl­ Iaments. Aber damit ist das Ehrenmort der Regierung, eine Wahlreform zu Stande zu bringen, nicht eingelöst und man darf nicht fehl­gehen, wenn man annimmt, daß diese Barlamentsfrisis nicht ‚unter der Bremserschaft des Fürsten Windishgräg fi voll­ziehen und lösen werde. Wie andere Minister über die Frage deuten, weiß man nicht — wahrscheinlich hat jeder eine andere Meinung —; allein daß Fürst Windishgräs an seinem Mannesmorde, welches er für die Wahlreform eingefest hat, festhält, ist jedem Klar, der diese charakter­­voll­e, aber leider zu wenig charakter­fe­st­e Persönlichkeit kennt. Wenn das Parlament aufgelöst wird, der Finift Windisc­­hgräb wird die Neuwahlen nicht leiten. Auch Graf Taafffe hatte nach der Zurückmeisung seiner Wahlreform das Auflösungspatent in der Tasche und hat es in derselben ruhen lasfen und das Demissions­­gesuch dafür hervorgezogen. Mit einer populären, Die Maffen befrie­­digenden Wahlreform hätte Graf Ta­a­ff­e eher an die Wählerschaft appelliren künnen, als mit einer gefünftelten Wahlreform, die seine weiter­­gehenden Ansprüche zu befriedigen vermag. Das Glaborat des Sub- Tomitég vermag seine begeisternde Plattform für Neumahlen abzugeben. Deshalb it die Parlaments-Auflösung nicht recht glaublic­. + > Die Hituation in Ob­erreicy, Original- Korrespondenz des Kelter, 2000): Wien, 30. Mai. X. Die Regierung, die sie bisher in der Frage des Antisemi­­tism­us vollkommen empfindungslos gezeigt hat und den Refrain des bekannten Wolfsliedes‘ „Was geht da und an“ zum Regierungspros­gramm erhoben hat, muß nun­mehr einsehen, daß der Antisemitismus in Wien­ mit seinen Ausschreitiungen und Gemaltthätigkeiten aufgehört hat, eine loyale Judenfrage zu sein. Die antisemitische Bee­gung hat aufgehört, die Juden zu berühren, sie it eine wichtige Staats­­frage geworden. Nicht mehr die Juden sind zu fehlen. Die Befege, die Ordnung der Verwaltung, die höchsten Staatsinteressen erheirschen f­nstigsten Schuß. Angesichts der Straßenerzeffe, die sie am Mittwoch vom Rathhause bis zum Neichsrathe — wo eben Abendfigung statt­­fand — hinzogen, muß man sich fragen: Was hat die Regierung für Vorkehrungen gegen den aufgehegten brutalen Mob, gegen die vor­aussichtlichen Ausschreitungen, desselben getroffen? Gar feine. Nag dem Bereind- und Versammlungsgefege, das man ja sonst so aus­­gezeichnet‘ zu handhaben weiß, ist während der Reichsrath tagt eine Versammlung unter freiem Himmel nicht gestattet. Das gilt von Ber­sammlungen, welche die Arrangeure der Polizei anmelden. Bei dem Rathhause hatten sich 8000 bis 10.000 Menschen angesammelt, um zu demontieiren, allerdings war diese Versammlung nicht angemeldet. Aber war sie nit vorauszusehen ?. Nichts it geschehen, um Ausschrei­­tungen bintanzuhalten. Das ganze Rathhausviertel hätte demolirt werden können, ohne daß sich ein Sicherheitswachmann hatte bilden lassen. Wollte das Ministerium, welches diese Frage angeht, von der Straße ein Argument holen für die Bestätigung Lueger’s zum Bürgermeister ? Das wäre ja auch eine Politik, aber gewiß seine gute. E3 it ja bekannt, daß ein Theil des Koalitionskabinets für­ die Bestätigung Lueger’s eintritt — nicht etwa aus antisemitischer Ueberzeugung, aus ‚politischem Grundlage oder aus staatlichen Rüc­­fichten, sondern as­s Mangel an Muth.­­ Mit den Libe­­ralen­ wird man immer fertig, zumal sie an die Koalition: ‚geschmiedet sind, mit den Antisemiten geht es schon fehmerer und diese Herren sind so ru­sichtslos, daß einzelne Minister Rüdfichten haben zu müssen glauben. Madeyski, der Unterrichtsminister, welcher es gewagt hatte, den Antisemiten entgegenzutreten, weiß ein garstig Lied davon zu singen, und wenn er mit allen Strophen dieses Liedes hervortreten wollte, könnte er auch von Kollegen erzählen, die bereit waren, ihn fallen zu lassen, weil er durch die Verleumdung L­ueger’s­ befu­­delt wurde. Und der heutige General-Inspektor des Heeres, FZM. Baron Schönfeld! Welche Gemugthuung wurde ihm für Die niederträchtigen Arsw­ürfe, die Lueger gegen diese Zierde unserer Amnee gerichtet? Lueger, der die Armee in einer allverehrten Per­sönlichkeit infultirt hatte, sollte Bürgermeister werden und er war es bereits, So da nicht die Angst gemilser Kabinetsmitglieder, welche nicht über politischen Muth verfügen, erklärt ich, in den Kreis der anti­­semitischen Beschimpfungen gezogen zu werden? "Wir haben eben fein starres Regime. Das Sprichwort „Einigkeit macht starr“ wird bei uns, wie alles Natürliche und Wahrscheinliche, ins Gegentheil verkehrt: Einigkeit macht s­chw­ach, die Einigkeit der Koalition­ hat alle ‚Theile dieser Verbindung geschwächt und ge­lähmt und nur jene verwegenen Elemente gestärkt, welche, sich gegen die Koalition auflehnen, wie die extremen Kleinfalen. Die Vorgänge im Wiener Gemeinderathe und auf der Straße können nicht ohne entscheidenden Einfluß auf die politische Entwic­­lung bleiben. Das Parlament Hat groß der großen Majorität keine einzige der vorliegenden Fragen zu Lösen vermischt. In der Anti­­semitenfrage — Laviren, im der Wahlreform — Zögern; in der Steuerreform voraussichtlicher Mißerfolg. Die anderen Reforms­fragen, wie Zeilprozeß und Strafgefäß, sind unterbrochen. Das Budget steht noch in weiter Ferne. Der­­ Verwaltungsapparat scheint den Händen der Negierung entglitten, wie diellnbot­­mäßigkeit der vielgehänscelten Beamten bei den Wahlen bemühe. Die gemäßigten Parteien sind nicht gestärkt, die extremen Fraktionen nicht zurückgedrängt. In die Delegationen wird neben Kronametter, der seine Wahl den eigen­­thümlichen Machtverhältnissen in der Kurie Niederösterreich dankt, Dr. Battai einziehen, und bak nicht aus Steiermark auch noch ein ertren Rlerntaler Fam­­it nur der Seftigkeit der liberalen Abgeordneten dieses Landes zu danken. Ein Kompromiß für die Delegationswahl war von dem Handelsminister Grafen Wurmbrandt, dem steirischen Landsmann-Minister, gemünscht worden, obschon die liberale Partei in dieser Wahlkurie in der unzweifelhaften Mehrheit ist. Aber Graf Wurmbrandt bestand auf der Wahl eines ‚tleritalen Delegirten, weil dies im Sinne der Koalition gelegen wäre. „Haben die­ Klerifalen in Oberösterreich, Salzburg, Tirol sich zu einem Kompromiß mit den Liberalen verstanden ?" war die Antwort der liberalen Steirer. Aber Graf Wurmbrandt beharrte auf seinem Kompromiß­ Antrage. Bei der Abstimmung votirten 6 Steirer für und 6 gegen das Kompromiß. Graf Wurm­­brandt erklärte, er halte das Kompromiß für beschlossen, weil er als Minister gestimmt habe und­ seine Stimme doc mehr gelten müsse, als die eines Abgeordneten. Die steiermärkischen Abgeordneten erklärten dem Minister, daß in der ganzen politischen Welt bei Stimmengleichheit ein Beschluß nicht gefaßt sei und ein gestellter Antrag ohne Majorität nicht angenommen sein sönne, die Steirer mählten sohin lauter Liberale Delegirte.­ Die Heritale Partei, welche die Nuntius-Affaire in der Delegation zur Sprache bringen wiss, ist stark genug in der Delegation vertreten, um diese Absicht auszuführen. Baron D­ipauli hat sich ja in die Delegation wählen lassen. Man kann es als ein Glüc bezeichnen, daß auch Dr. Kronametter in die Delegation entsendet wurde und daß die bloße Unwesenheit dieses muthvollen demokratischen Abgeordneten für die Kleritalen eine heilsame Erinnerung ist, die römische Politik nicht allzu stark hervortreten zu lassen. Der Schleier, der über die Wahlreform-Vorlage des Subfomiités gebreitet it, wird am Pfingstmontag gelüftet werden. Nach Allem, was aus dem Subfonite verlautet, wird diese Vorlage Niemanden befrie­­digen. Man kann nicht einmal im Ausschusse auf Die einfache Mehrheit sicher zählen, natürlich denkt sein Mensch daran, Daß es’möglich, fein sz Das selikale Organ „Fejermegger Naple" gönnte in seiner jüngsten Nummer fich und feinen Lesern das harmlose Vergnügen, das in unserem Abendblatte vom 29. Mai veröffentlichte Handschreiben der Bollepartei an alle katholischen Geistlichen für apotryph zu erklären. Wir verleftirten nicht weiter auf dieses Dementi, da un jenes Zirkular von einer Persönlichkeit zur Verfügung gestellt "worden war, an deren Glaubunwü­rdigkeit der Zweifel sich nicht herant­ragen darf. Zum Ueberfluß wird heute die Mechtheit des von uns mitgetheilten Zirkulars noch von einer Seite bekräftigt, von der wir dies am allerwenigsten erwartet hätten. Wir finden nämlich­ im „Magyar Állam" eine langathmige Erklärung des Leiters der Landes­­kanzlei der­ Volkspartei Abt-Pfarrers Johann Molnár, melche Erklärung sich mit demselben Gegenstand befaßt. Abt-Pfarrer Molnár stellt die Echtheit des Zirkulars auch nicht mit einer Sylbe in Anrede; er bestätigt also, im Wesentlichen die volle Richtigkeit unserer Mittheilung ; nur dagegen verwahrt er sich, daß jenes Zirkular­­fegreichen mit­ dem Anspruch auf Portofreiheit versendet worden­ei. Aber alf dies geschieht in einer so ge­wundenen­ Weise, daß sie augenscheinlich den Stempel der­­ Verlegenheit an sich trägt. Zum Beiweise zitiren wir die folgenden Schlußfüge der Erklärung des Abt Pfarrers Molmár :­­­­ „Ich will auch das Mütdfel lösen, woher dieser Klatsch stam­­men mochte. Aus Ummissenheit, denn, ich möchte nicht Bösmilligkeit vorausfegen. Vor Kurzem nämlich, ließ ich, als ich gemissen Pfarr­­ämtern schrieb, beziehungsweise unter Kreuzband Drudforten zus­­andte, auf die Schleife die Worte dDruhen: „A Cancellaria centrali Partis Populi“, was in der Ueberlegung so viel heißt, wie: „Von der Zentralkanzlei der Volkspartei” , allein beimeswegs portofrei, sondern frankirt, wie dies die bei dem Aufgabe-Amt, (Boltamt Westbahnhof), Tom wie die bei mir allezeit zur Einsicht bereitstehenden Aufgabs-Nezeptive Jedermann und mann immer beweisen künnen. 63 kann auch sein, daß irgend ein Herr Pfarrer irgend ein Schrift­­stück der Volkspartei in ein amtliches Couvert­­ regte. Hat er es gethan, so that er es nicht im ‚Auftrage der Zentralkanzlei, und in seiner Handlung kann nicht die S­entralkanzlei beschuldigt werden.“ « . sz Den peinlichen Enthüllungen des „Figaro” betreffend die französische Südbahn entnehmen mir nach einem längeren Bariser Telegramm der „N. fr. Presfe” noch folgende Einzelheiten : Die Südbahnfrage wurde schon im Jänner unter Casimir- Perier aufgeworfen. Der Untersuchungsrichter soll schon damals eine Anzahl Verhaftsbefehle gegen Parlamentarier erlassen haben. Casimir- P­erier sollte die Reinigung energisch durchführen, aber der Mi­­nister Präsident Dupuy war dagegen. Die Verhaftsbefehle blieben auf dem Tite des Ministers liegen. Dann kam die Ministerkrise und Gasimirs-Berier’s Demission. An dem darauffolgenden Durch­einander vergaß man die Geschichte ; eine ruhigere Wera trat ein. Nibot erklärte, die Untersuchung werde fortgelegt, aber man hoffte, die Sache begraben zu künnen. Doch in den legten Tagen erfuhr­ die Regierung, daß Radikale­ und Sozialisten sie­ Bennweife gegen die kompromittirten Parlamentarier verschafft hatten. Do­sicher hatte man schon auf die Kaffirung der Sache, gerechnet, daß Feliz Martin, der , Hauptmacher der Südbahn, fie­ für den Bau­ der Einstellung des Strafverfahrens eine bedeutende Stellung in Gaypten vorbereiten ließ. Nun drohte plöglich eine Interpellation Pelletan’s oder N­ouannet’3. Dadurch­ wurde die Untersuchung auf­gefrischt. Felie Martin und mehrere Parlamentarier werden also vor das Schwurgericht gestellt werden. Alle bei dieser Affaire betheiligten V­arlam­entarier gehörten einem Syndikat an,­­das von dem ver­­storbenen Baron Nem­ad­ geleitet wurde, und zwar waren sie sogar während ihrer Ministerschaft im Syndikat. Yves Guyot’s Schuld soll weniger deutlich nachweisbar sein als die der Anderen. Die Radikalen und die Sozialisten werden fordern, daß nach der Lex­­ Wilfon von 1889 über Einflußshab­er vorgegangen werde. Die Lex Wilfon enthält die zehnjährige Verjährung. In Berichte des Buche fachverständigen Flory befindet sich ein unangenehmer Hinweis auf 1,100.000 grancs, die für Geheimzmede ausgegeben wurden. Diese unverrechenbare Summe s­oll von Baron Reinach­ für Bestechungen verwendet worden sein. „Sigaro” sagt, "man kenne auch. den Verbleib Dieses Betrages, wolle ihn aber nicht eingestehen. Feh­r Martin, sagt er, sei nur Baron Meinad­’s Bediensteter gewesen. Neinadh habe Alles selbst verfügt, ohne sich vom Verwaltungsrath oder irgend­wem etwas Dreinreden zu lassen. Thatsächlich war Baron Neinadh damals allmächtig. Er hatte bekannte Beziehungen zu Negierungskreisen. Noupier, Roche, Nibot kamen zu ihm auf die Jagd oder waren seine Gäste auf der Be fitung im Dise-Departement. Er war eine politische­ Macht. Flory’s Bericht äußert sich in härtester Weise über Baron Heirach und Felie Martin. Im Var-Departement wurde die Bestechung schwung­­haft betrieben. Der Generalrath­mar Meinadh’s Projekten abgeneigt, eine feindselige Kommission wurde gewählt, als sie aber zur ersten Beratdung zusammentrat, wurden Meinadh’s Entwürfe von den bis­­her für Gegner gehaltenen Mitgliedern unwiderspruchslos angenommen. Vergeblich besümpfte der Präfekt die Vorschläge, durch welche das Departement auf neunzig­ahre hinaus verpflichtet und geradezu finanziell zerrüttet wurde. Yoen Guyot, damals Bautenminister, hatte mit dem Präfekten eine scharfe Auseinanderlegung, weil Lebterer sich weigerte, die vom Minister zu Gunsten der Südbahn getroffenen Verfügungen auszuführen. Die Opposition im General­­rathe des DBar-Departements wurde getauft. Dan verlieh Unter- Präfektenstellen und gab Geld. Alles wurde vom Bautenminister nachdrüdli unterfragt. So wird Yves Guyot, der jebr nicht mehr dem Parlamente angehört und Herausgeber des opportunistischen en, it, eine der Hauptpersonen D dieses sfancalösen Prozesses werden. sDie,,Deutsche Rundschau«veröffentlicht in ihrem neuesten Hefte Erinnerungendechwet als Verdy du Vernois aus de Jahrcls 70.Sie enthalten einen inter­­essanten kurzen Depeschenwechsel zwischen dem General-Adjutanten des Königs,v­ Tresckow,aus Ems und dem Kriegsminister v.Roon,woraus hervorgeht,wie wenig man damals in Bericht an einen unmittelbaren Krieg dachte.­­ Am 1.Juli ging dem Kriegsminister General­ Roon in Berlin folgende Depesche des General-Adjutanten v.Tresckow aus Emns zu:»Die Nachrichten aus Paris,welche an·Exzellenz dur­ch das Auswärtige Amt mitgetheilt worden sind,erfordern,daß­ die­­jenigen Maßregeln vorbereitet werden,welche zur Sicherheit der Rheinprovinz,von Mainztnnd Saarlouis nothwendig werden können.Se.Majestät der Köttig erwartete umgehend ent­­sprechende Vorschläge,eventuell telegraphisch­«·»Die Antwort lautete:»11·Juli,Mittags4 Uhr-A11destntgs Majestät, Ems.Nach Erwägung der durch das Telegranthen heute Früh erwähnten Angelegenheit im Einvernehmen mit den hier anwesenden Staatsministern, dem Geheimrath v. Thiele, dem General, v. Pod­­bielstt und dem Oberst v. Stiehle stelle Em. Majestät isch unter­­thänigst anheim, von Spezialmaßregeln Abstand zu nehmen, weil Saarlouis binnen 24 Stunden sturmfrei und das fünf Märsche von der Grenze gelegene Mainz in 48 Stunden mit Hinreichen der immobiler­ Befaßung versehen sein kann. Militärische partielle Maß­­regeln unsererseits milden aber dergleichen feindlicherseits hervor­­rufen, und mir würden unaufhaltsam in den Krieg treiben. Halten Er. Majestät, nach bestimmten Nachrichten von offensiven fran­­zösischen Maßregeln, den Krieg für unvermeidlich, so würde nur die Mobilmachung der gesammten Armee mit einem Schlage als rathsam angesehen werden künnen. (ez. :) v. Roon.‘ -nüdert der Bau einer großen Kaserne in Ang Korr.” wird die im Gouvernement Lublin Festung Atwangorod in == Mad­ einem­ Petersburger Berichte der „Bol­ liegende nachjfter Zeit ausgestaltet und verstärkt werden. Auch,in sonstiger Bes­tiefung, namentlich in Betreff des Bane: Militärmagazinen wird gegenwärtig auf 3 besonderes Augenmerk gerigtet. — In % m H­andelsminifer Dániel unter § Maählern, Groß-VBecsferet, 31. Mai. Bei dem gestrigen Bantfet 33 Ehren des Ministers Dániel eröffnete den’ Reigen der Toafte Obergespan Ronan mit einem Trinfspruch auf den König und “das Herrscherhaus. , „Minister Dániel ließ den Obergespan hochleben, Vizegespan Dániel die Säfte, Boropfay toastirte auf die Mutter und die Gemahlin des Ministers, Münnich auf den Einklang unter den Nationalitäten des Torontäler Komitats, Gustan Laura ließ die Söhne des Ministers hochleben, Géza PBaß den Minister- Präsidenten Baron Desider Bánffy, Franz Bertenyey erhob sein Glas auf das Wohl des Vizegespans Dániel als zukünftigen Abgeordneten, Bürgermeister Christicz toastirte auf den Staate= :sekretär Eseörged, Obernotär Delimanics auf Baron Nikolics. Nach dem Banket fand im Komitatshausen ein glänzender Bar statt, an welchem auch der Minister sammt Gemahlin theilnahmen. " Heute Morgens besichtigte der Minister unter Führung des Obergespans Rónay und des Direktors Hadzjk­s die Teppichfabrik, welche demnächst erweitert wird. Um 11 Uhr empfing Ge­ Crzellenz Deputationen, und zwar die­­­ertreter der Konfesstionen und Melis­sionsgemeinden, Korporationen und Munizipien. Der Deputation der hiesigen­ Lloydgesellschhaft, welche um eine besondere Handels- und Gewerbekammer bat, ermiderte der Minister, daß er dieses Bestreben zwar für motivirt halte, daß aber die Realisiruing desselben erst anläßlich­ der geplanten radikalen Reform und Neu­­eintheilung der Kammern möglich sein wird. Der Deputation der jüdischen Religionsgemeinde gegenüber erklärte der Minister, die Regierung, sei entschieden entschlosfen, die liberalen Reformen, welde nur die Realisirung der einfachen Menschenrechte bedeuten, ohne Verlegung der­ntegrität , der Prinzipien durch­­zuführen. — Um 12/2 Uhr ist der Minister nach Banczova gereist. Bancsova, 31. Mai. Minister Dániel war auf der Fahrt zu seinen Wählern Gegenstand­ lebhafter Ovationen. An Torontál Bájárbely waren die serbischen, slowakischen und ungarischen Einwohner der Gemeinden Debeljacsa, Dzora und Ali­bunár masfenhaft in dem prächtig geschmückten Bahnhofe erschienen. Auf eine an den Minister gerichtete Ansprache hob dieser in seiner Antwort die patriotisc­he Haltung dieser Gemeinden zur Zeit des Freiheits­­kampfes hervor und gab der Hoffnung Ausdruck, daß ihre Bewohner auch in Hinkunft die­dee der vaterlandsliebenden Nationalitäten reprä­­sentiren, werden. In­erenczhalom begrüßte den Minister an der Sorge einer riesigen V­ol­smenge „im Namen der guten Patrioten der reinkorporirten Grenze“ Oberstuhlrichter Jablon­ Ely; im Namen der liberalen Wähler sprach Seelsorger Zatfalis, welcher­ dem Minister für den eifrigen Kampf im Dienste des Liberalismus dankte. Der Minister dankte seinen Wählern, welche ihn nach­ seiner Ernennung zum Minister einhellig wiedergewählt haben. Darin er­­blicht er­ einen Beweis dafür, daß sie seine Thätigkeit billigen, und dies eifert ihn an, auch in, Zukunft für Dieselben Prinzipien zu en politisdes , halte und entschlosfen sei d Dasselbe durchzu­führen. (Stürmische Elfenrufe.) :sümpfen. Se. Exzellenz erklärte, daß Die Regierung ihr imr Programm unversehrt aufrede. hielt er:" Der Minister sonvertirte dann freundschaftlich mit einigen Wählern und setze seine Neffe nach Bancs­oo­n fort. Am Berron des rchön geschmindten Bahnhofes begrüßten den Minister sein Oheim DObergespan Alexander Nifolics und Bürgermeister fün­ Rath Mattanovich. Nachden Ge. Erzellenz gedankt hatte, gefolgt von einer endlosen Wagenreihe, seinen Einzug in die Stadt. Ueberall wurde er mit begeisterten Elsenrufen empfangen. Um 44/2 Uhr empfing er im Stadthause die liberalen Wähler der Stadt und des Bezirkes Pancsova, in deren Namen Bürger­­meister Mattanovich und Senior Bulyoo$fy Ansprachen an ihn richteten. Hierauf ermiderte Minister Dániel: Nehmen Sie meinen besten Dant für den herzlichen und begeisterten Empfang, welchen Sie mir bereiteten. Der Hauptfmed meines Besuches war, Ihnen zu danken für das mir neuerdings beiwiesene Vertrauen, welches sich imposanter denn je manifestirte, als Sie mich neuerdings zum Abgeordneten wählten, nachdem ich der parlamentarischen Gepflogenheit entsprechend ihnen nach meiner Berufung in das Kabinet das Mandat zur Verfügung gestellt hatte. 30 täusche mich gewiß nicht, wenn ich meine neuerdings einhellig erfolgte Wahl als eine Billigung jenes Programms auffafse, welches das neu konstituirte Kabinet als Rechtsnachfolger der zurücgetretenen Regierung proklamirt hat. Der Kardinalpunkt dieses Negierungs­­programm it der, daß die Regierung ihre gesammte Thätigkeit auf die staatsrechtliche DBasis des 1867er Aus­­gleiches stellen will. (Zustimmung.) Diese­ Basis hat langen Streitigkeiten ein­ Ende gemacht, sie hat all jene Kräfte befreit, welche lange Zeit in diesem Lande schlummern mußten. Auf dieser Basis ist die Vedjüngung des Landes vor sich gegangen, namentlich aber jene Ent­wicklung und jener Aufschwung unserer volfswirth­­schaftlichen Verhältnisse, welchen wir uns früher auch nicht hätten träumen lassen können. Die Regierung und mit ihr auch ich inner­­halb des Wirkungskreises meines Nefforts werden dahin streben, daß diese als segensreich bewährte 1867er staatsrechtliche Basis unversehrt aufrechterhalten und in der Weise und in dem Sinne vollzogen werde, deren Heilsamkeit die Resultate der achtundzwanzig­­jährigen Praxis beredt genug bemessen. (Elfenrufe.) Der zweite hervorragende Punkt der Regierungspolitik it der, daß sie sich die Neuhaltung der kirchenpolitischen Reformen in ihrer vollen­ntegrität zur Aufgabe gestellt hat. Der größere Theil dieses Reformprogramms ist bereits realisirt, denn drei Vor­­lagen haben scdon Gefegeskraft erlangt und Hinsichtlich dieser hat Die Negierung nur die Aufgabe, sie zu vollziehen und im praktischen­­ Leben einzubürgern. Zwei Vorlagen aber, die über die ‚freie Religionsübung und über die Rezeption der Israe­liten sind noch in Schwebe. (Hört!) Obgleich deren Gefegmerden auf viele Schwierigkeiten stößt, bin ich doch der Üeberzeugung, daß auch diese Geiege, welche die Realisirung der angeborenen Menschen­­rechte bilden, zustande kommen. Wenn auch die Hindernisse groß sind, so it es doch unmöglich, daß wir mit zäher Ausdauer und un­erschütterlichem Festhalten an dem Prinzip nicht auch diese Reform­en zu dem gewünschten Erfolge bringen könnten. In naher Zukunft, vielleicht noch in diesem Jahre wird unsere Hoffnung al berechtigt erscheinen, daß auch dieser noch rückständige Theil des Reform­­programms realisirt werden wird. Gegenüber den vielfachen Ein­­­wendungen, welche gegen den Vollzug der bereits Gefeh gewordenen Reformen erhoben werden, widerlegt der Minister die Beschuldigung, als würde durch die neuen Insstitutionen das religiöse Gefühl der Bürger erschüttert. Diese Behauptung ist eine völlig unbegründete. Die Negierung wird darauf bedacht sein, daß bei dem Vollzuge dieser elege Fein Moment auftauche, welches Die konfessionelle Empfindlichkeit verlegen künnte, sie wird eifersfüchtig Darüber wachen, daß den religiösen Gefühlen seinerlei Abbruch geschehe. Allgemeine Zustimmung und Beifall.­ Wenn wir uns einmal rühmen können, daß dieses Programm vollständig realisirt ist, Harrt unser eine andere große Aufgabe: die Reform der Verwaltung. Diese bildet seit Jahrzehnten nicht blos den Wunsch der einzelnen Bürger, sondern auch den der Munizipien des Landes. Bisher haben es uns die Verhältnisse nicht gestattet, an die b­es dieser Reform zu gehen. Sobald aber die kirchenpolitischen Vorlagen in ihrer Gänze Gefegeskraft erlangt haben und ins praktische Leben verpflanzt­ sein werden, wird die Regierung es für ihre allererste Pflicht halten, die einleitenden Schritte zur Verwaltungsreform zu unternehmen. Das im ganzen Lande mit elementarer Kraft zur Entwicklung gelangte Gefühl der Nothmendigkeit dieser Reform wird die bezüglichen Bestrebungen der Regierung unwirksam fördern. (Lebhafte Zustimmung.) BEN. Nach Beendigung dieser Reformen harıt unser eine neuerliche große Aufgabe, nämlich die Befriedigung der volksunwirtsc­­haftlichen Interessen und Bedürfnisse im weitesten Sinne des Wortes. Diesen Angelegenheiten hat die Negierung auch bisher schon ein lebhaftes Interesse entgegengebracht, in Hinkunft wird sie si aber noch unmittelbarer mit ihnen befassen, weil sie der Webter­­zeugung ist, daß die drei Zweige der­­ Vol­swirthschaft, Aderbau, Industrie und Handel nur zusammen, einander unteriragend und, ergänzend blühen und den materiellen Wohlstand der Bürger ‘herbeiz führen können. Eine erhöhte Thätigkeit hart im dieser, Beziehung gerade meiner, der ich in erster Neihe­ berufen bin, mich mit der Frage der Volkswirthischaft zu beschäftigen. Sch­laffe meine Aufgabe in dieser Beziehung stets so auf, daß in der Nation unzählige Kräfte schlummern, welche mangels der­ erforderlichen Bedingungen nicht zur Geltung kommen können. Die volkswirthischaftliche Politik der Regierung hat daher den Zied, bdiese schlummernden Kräfte und­ Faktoren zum Leben zu erwecken und im Untereffe­ des Baterlandes nukbar zu machen. Eine sehr HR Nolle spielt in dieser Hinsicht die Vermehrung der Verkehrsmittel. (Lebhafte Zustimmung.) Auf die Verkehrsangelegenheiten Bancsovas übergehend, vers­teift der Minister darauf, daßs diese Stadt bisher Einfigtlig der Kommunikationsmittel stiefmütterlich bedacht war; in legterer Zeit­­sei zwar gez­worden, allein dies könne die gerechtfertigten Ansprüche der Stadt, Pancsova nicht befriedigen. Medner erklärt, die bezüglichen Be­strebungen Bancsovas allezeit zu fordern. (Eljenrufe.) Der Minister betonte dann die Wichtigkeit der Förderung der Industrie und sagte, auch die Förderung der gewerblichen Interessen bilde einen Kardinalpunkt der B­estrebungen der Negie­­rung. Seine Ansicht in die, daß ein Land, wo die Industrie nicht blüht, auch des allgemeinen Wohlstandes, der Bites­a freuen künne. ‚Die Inndustrie muß je weitere Reife, je breitere­ Schichten umfassen, und in dieser Beziehung dürfe Bancsova stolz, auf seine Vergangenheit und auf seine Gegenwart blicen. Nicht nur feine Fabriksindustrie, sondern auch sein Kleingewerbe sei ziemlich. in dieser, Beziehung etwas die­nitiative merkbar: - ij |

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