Pester Lloyd, November 1896 (Jahrgang 43, nr. 267-291)

1896-11-01 / nr. 267

»­szsp uhr des Auslandes zu unterbreiten, jenseits unserer Grenzen den Haß, gegen die eigenen, Doc nur Durch politischen Gegenjaß getrennten Landsleute zu­ schliren, das m wirde eine Gesinnung befunden, für die wir einstweilen noch nicht den rechten Namen suchen wollen ; — wir werden ihn aber nöt­igenfalls sehten zu­ finden " wissen. Auch Die Gegnerschaft des Kleritalismus sol­len Kampfregeln, die alle anständigen Parteien acceptiven, unterworfen sein. Es ist im Lautexeffe der Bolfspartei, Daß sie dieses jus gentium, Dieses öffentliche Hecht des Parteienkampfes anerkennt. Ausz geschlossen ist im Folge dessen für immer jeder Appell an eine fremde Macht, jeder­ Bersuch, im Auslande Bundes­­genossen zu werden, oder dem innern Gegner dort Feind­­schaften zu erwecken. CS wäre eine verhängnißvolle That, sie von­­ diesem angeschriebenen Gesebe unseres öffentlichen Lebens freventlich zu emanzipiren. Dieses unwirdige Kofettiven mit gewissen Einflüssen in Oesterreich, das an­maßende Prob­en auf die hohe Gönnerschaft in Nom hat die neue Partei schon in ihrer Wiegenzeit verdächtig ge­ macht, das gefährliche Spiel, wenn es fortgeseßt wird, könnte­ leicht dereinst einen Strem des nationalen Unmillens entfeffeln, welcher die neue Partei rammt all ihren hohen Patronen und Konnerionen einfach Hin­wegfegen wide­r die Spreu in alle vier Winde". . Budapest, 31. Oktober­­(?) Bis zur Stunde hat es die Bolfspartei »auf ein­undziwan­zig Abgeordnete gebracht und wenn es sehr gut­­ geht, wird möglicherweise das zweite Dußend voll werden. Wahrscheinlich ist selbst das nicht, allein auch wenn es ein teute, wir unsererseits und mit uns wohl die gesammte öffentliche Meinung fühlen: uns frei von jeder Ar­mwandlung her­ Tacht und Schwäche. Anfangs Freilich erschien die Aussicht einer konfessionellen Partei im Parlament unerfreulich, fast drückend, denn wie Fürst Bismarc einst bemerkt hat, „wir gerathen dadurch auf einen iikommensurablen Boden und wir machen die Theologie Yun nachdem jedoch der gefürchtete steinerne Gast erschienen ist, lößt er so wenig Schreden ein, wie im „Don Juan“, wo er ganz respektlos zum Sonder geladen wird, nur mit dem­­ zucige11 stan­deu«parlamentarischen Diskussion«. vElkunterschied,daß Unser steinerner Gast binnen recht kurzer rift allein in der Bek­enfung verschwinden wird, ohne sonft jemanden mitzunehmen. Die neue Partei, Die bis jeit mit der ominösen Zahl von eimundzwanzig Mandaten auftritt, wird schließlich die parlamentarische Welt auch nicht aus allen Fugen heben. Er so bescheidenes und leicht zu verwirklichendes Programm, die Nevision der kirchenpolitischen Gefege, erhöht gewiß/ nicht ihre Stärke; denm in der Politik ist mit Derjenige wahrhaft stark, der das Erreichbare anstrebt­­ und­ nich­tunfastbaren Chimären nachagt.Ja,wenn wir’s genau überdenken, so hat die Stonstituirung der klerital­­reaktionären Elemente zu einer gesonderten Fraktion sogar mancherlei Gutes für sie. Fene illegitimen und nur wider­­willig adoptirten Söhne des Liberalismus, welche sich der Regierungspartei nur äußerlich und nur mit allerlei Mental­reservationen angeschlossen, welben­ fortan eine bande A­part bilden. Von diesen „unsicheren Santonisten”, welche Die liberale Bartei so oft fontrefarrirten, auch wohl fompro­­mittirten, wird das Lager der Lepteren nunmehr befreit und erlöst sein. ‘Die liberale P­artei, so weit sich der Charakter der neu hinzugetretenen Elemente schon fest beurtheilen läßt, hat nicht bies au­s immerer Homogenität, sondern au­ an moralischer Zuversicht und an Selbstvertrauen gewonnen. Denn noch niemals seit dem­­ Ausgleichsjahre i­ Die Negier­­ungspartei in den Wahlkampf gezogen, ohne des Succurses des überwiegend auf dem Boden des Dualismus stehenden Klerus versichert zu sein. Diese kirchlichen Alliierten, welche sie dem Lager der Vertreter des Dualism­us angeschlossen, verfehlten dann ihrerseits nicht, " einen gewiissen Einfluß auf « a Haltung der Partei in allen Freiheitsfragen auszuüben. Eine gewisse Zaghaftigkeit und Aengstlichkeit machte sich dann hie und da geltend und aus Nacsicht für den werth­­vollen Alliisten Hat man sich bezüglich der Pflichten gegen den Liberalismus zuweilen mit einer etwas weniger strengen Observanz beschieden. Das war nun allerdings kein ganz­­gesunder Zustand, allein die Vertheidigung der staatsrecht­­iden Grundlage schien Dieses Opfer von dem Liberalismus zu fordern, denn ziemlich allgemein herrschte die Ansicht, daß die Partei in der Vertheidigung des Dualismus die wohlwollende Unterfrügung des ausgleichsfreundlichen Klerus schlechterdings nicht entbehren­­Tünne. Seit Beginn der Konstitutionellen era ist der eben zu Ende gehende Wahlkampf der erste gemesen, in welchem der Klerus der Regierung nicht nur jede Unterfrügung versagte, sondern alle ih­n zu Gebote stehenden Feuerschlünde der Seindseligkeit gegen sie gerichtet hatte. Umd fiche ba­t sie Hat ohne d­iese manchmal zu dri­denden Gegenleistungen verpflichtende und es genossenschaft einen Sieg ersuchten, wie er glänzender­aum mehr gedacht werden kann. Der Dualismus ist, wie ich jeit klar gezeigt hat, auf­ derlei onerose Bindnisse nicht mehr angewiesen; er hat sogar eine bedeutende propagator riische Kraft befundet, indem seine Anhänger die Unabhän­­igigkeits-Partei in vielen angestammten Bezirken der legieren aus dem Sattel zu heben vermochten. i­ Diese fostbare Erfahrung sind wir der neu erstandenen Partei sehr­ ver­­bunden, deren Konstituirung das Negierungslager von vielen aungefunden Elementen und von vielen ungesimden Ab­­­sichten befreit hat, um sie gewissermaßen in einer Neinkultur des reaktionären Klerikalismus gesondert darzustellen. Nicht das fünfreie Programm der Partei, so weit sie überhaupt ein solches besißt, sondern nur der ausströmende Odem­ des Konfessionalismus vermochte im Anfange einige Besorgnisse zu erwecken. Unserer ohnehin duch mancherlei Klaffen­­und Nationalitätengegenlage zerklüfteten Gesellschaft würde salch ein konfessionelles Ferment gar nicht gut bekommen. Die greifbaren Resultate, welche die Volkspartei erzielt, werden wohl gleich Null sein, aber es ist nun ein Seuchen­­herd eröffnet und man muß ihn sorgfältig troliven, damit er nicht die k­rankheit erregenden Sporenpilze konfessioneller Achetracht in alle Windrichtungen entsende. Die Ueberzeugung­­ von der Gemeinschädlichkeit jener’ Tendenz ist glücklicher Weise eine so allgemeine, daß die parlamentarischen Parteien , sich . wohl hüten werden, mit dem ununwilk­ommenen Neugebilde öffentlich­ in irgend eine Berührung zu treten. Im Geheimen werden vielleicht hie und da flüchtige Händedrücke ausgetauscht, es wird ein oder das andere Mal die Eler­tale Feindschaft gegen Die der­gierung vorü­bergehend für den Zwed dieser oder jener Partei ausgewügt werden ; aber die Ehre, sich Arm in Arm mit dem interessanten Fremdling vor der Welt zu zeigen, ist der Löblichen Volkspartei bisher noch nicht ermiejen worden und wird ihr wohl auch nicht so bald erwiesen werden. Nicht ohne Grund enthält ja der Name Ultra­­montanismus den Hinweis auf die Frei­de, auf das Aus­­land, nach dessen Hilfeleistung er auch jegt eine so unbän­­dige Sehnsucht verräth. Der Ultramontanismus ist that fächlich der schärfste Gegenfall des Nationalen, er gilt auch als die gefährlichste Internationale, welcher jeit in Ungarn eine Guccurfale errichtet worden ist, deren Z­ühlfäden fi nicht mit nach Rom, sondern an nach Wien, ja sogar nach Moskau erst reden. Um nun, wie es scheint, diesem kosmopolitischen Charakter auch vollauf zu entsprechen, wird in­ einem Elek­­­talen Organ ein Aufruf erlassen, der die Einsendung von Daten fordert behufs Herausgabe eines Wertes in den vier europäischen Hauptsprachen über die „Liberalen Wahlgräuel in Ungarn“. Die aus allen Winkeln des Landes zusammen­­getragenen faulen Aepfel, mit denen in dieser Weise Die Regierungspartei beworfen werden sol, zählen indessen nur zu jenen Unannehmlichkeiten, deren man von Geite jeder widerwärtigen und ohnmächtigen Gegnerschaft gewärtig sein muß. Welch grausige Mähren auch die Hek­falen P­amphle­­tisten der liberalen Partei andichten mögen, das ist Herzlich gleichgiltig. Von solcher Seite kann der gute Ruf des ungarischen Liberalismus nicht gefährdet werden, jede Bes­chimpfung wird im Gegentheile den Glanz seines Ehren­­schildes nur noch erhöhen. In Deutschland, Frankreich und England, in deren Sprache das Libell verbreitet werden sol, fan­ı die Elek­fale Verleumdungskampagne auf seinen Erfolg rechnen. Aber das DBrandmal der Baterlandslosigkeit ist solchem Beginnen glühend roth auf die Stirne gedrüct. Noch können wir nicht glauben, daß Diese ab­­surde und frevelhafte Absicht verwirklicht werden wird ; aber dann wäre es sehr zu wünschen — in ihrem eigenen Sys­temefie zu wünschen —, daß die Parteileitung sich äußere, daß sie der Verlautbarung ihres offiziellen Organs wider­­spreche. Was gegen den Kleritalismus von unserem Stande­punkte eingewendet wird, daß wir ihn für etwas Gemein- Schädliches, für ein Krebsübel an dem Leibe unserer Gesell­­schaft Halten, das gehört auf ein anderes Blatt. Aber auch in seinen mißbilligten Tendenzen halten wir dafür, daß die N­acksichten des P­atriotismus ihm Maß und Schranfen auf­­erlegen, daß er nicht die Absicht hat, sich seiner Pflichten gegen Nation und Vaterland zu entschlagen. Nun denn, der Berjud­, um dere inneren Kämpfe dem Urtheilsspruche Dentfehlans und Frankreich ív 3,1875, H. Bl. Mit staunenswerther Na­chheit war es dem französischen P­atriotismus gelungen, den vaterländischen Boden von der feindlichen Okkupation zu befreien. Niemand fühlte sich darob mehr betroffen als der eiserne Kanzler, der, wie jeder Andere, nach den fürchterlichen Schlägen eine so kräftige Erholung in so kurzer Zeit für unmöglich gehalten hatte. Eine Sorge quälte ihn nunmehr ohne Unterlaß : die­­ si stetig Konsorm­irende Republik werde fortan Alles daran fegen, die Schmach de großen Nationalunglücks ehestens von sich zu wälzen. Mit eifersüchtiger Wachsan­keit verfolgte er darum die Entwicklung der Dinge in Frankreich, fest entschlossen, der Gefahr, wenn sie drohende Gestalt annehm­en sollte, doch einen kühnen Eingriff zuvorzuformen. So kam denn, was unausbleiblich war: jeder auf die Kräftigung und Sicherung Frankreichs abzielende Beschluß der französischen Regierung und Volksvertretung, jede dem Fürsten Bismarck verdächtige A­uße­­rung der öffentlichen Meinung in Frankreich trübte in gefahrdrohender Weise die Beziehungen der Nachbarstaaten zu­einander, es schien, als ob man wieder am­ Vorabend eines neuen Zusammenstoßes jener Mächte stünde, die erst vor kurzer Zeit sich in einem so schweren Kampfe gemessen hatten. Wie sich die gemitteltch­wangeren Wolken auf dem Horizont der Diplomatie zusammenzogen und wie sie sic. wieder " zum Teile­ der europäischen Kultur zerstreuten, das’ erfährt man nun aus dem, menn au in mancher Hinsicht mit Vorsicht zu benügenden Buche eines Mannes, der bei dem Eintritte jener Spannung einer der MWebmeister der Geschichte seiner Zeit gewesen und mit dem Vertreter Frankreichs in Berlin, mit Herrn v. Gontaut-Biron, in inniger Be­ziehung und in regem Briefmechtel gestanden hat. (Le duc de Broglie,La mission de M. de Gontaut-Biron, Berlin. Paris 1896. Calman Levy.) Der „Kulturkampf“ war in vollem Gange; der Erzbischof von Posen, Kardinal Ledochomsk­, ward seiner Würde entregt, zu zweijähriger Haft und zur Zahlung einer sehr beträchtlichen Geld- Strafe verurtheilt. Da wandte sich Bapst Pius IX. in einer gehar­­nischten Gncyklifa an die ganze christliche Welt und protestirte mit heftigen Worten gegen diesen Eingriff in die inneren Angelegenheiten der katholischen Kirche und gegen diese Verlegung des religiösen Gewissens seiner Gläubigen. Die katholischen Bischöfe der außer­­deutschen Staaten fühlten sich verpflichtet, dem Schmerzensschrei ihres­­­berhauptes ein lautes Cho zu verleihen; so widerhallten denn auch in den Hirtenbriefen der französischen Kirchenfürsten die Klagen ob des Attentats, das von­­ der deutschen Negierung an der Kirche verübt ward; daß darin auch der patriotische Schmerz zu Worte kam, mag wohl nicht opportun gewesen sein, man wird es jedoch leicht begreifen. Die französische Regierung war sich sofort über die Trags­­eite dieses V­orkommmisses ar geworden; ohne exit weitere Vors­­tellungen abzuwarten, erließ der Kultusminister Fourtou an Die Bischöfe ein Rundschreiben, in dem er ihnen die Wiederholung von Angriffen untersagte, welche „die Empfindlichkeit benachbarter Negier­­ungen“ zu verlegen geeignet sind, Der französische Botschafter in Berlin, Herr v. Gontaut, 108 dem preußischen Minister der aus­­wärtigen Angelegenheiten, Herrn v. Bülow, den Inhalt dieses Ministerialerlasses vor, und Herr v. Bülow zeigte sich durch D­ieses loyale Vorgehen der französischen Regierung vollkommen befriedigt. Allein Für Bismarc war es nit und fand es für angezeigt, davon den französischen Botschafter ungeräumt in Kenntniß zu fegen. Er ließ Seren v. Contaut zu sich bitten. Mit gemessener Höflichkeit begegnete er ihm und schlug sofort einen sehr entschiedenen Ton an. „Die deutsche Negierung,” sagte er, „findet die Öenugthuung nicht ausreichend, die Sie ihr durch das Zirkular des Herrn v. Fourton zu geben geglaubt haben. Sie wü­nscht noch einen weiteren Schritt. &3 genügt ihr nicht, daß die Bischöfe verwarnt wurden, sie müssen bestraft werden; das ist die einzige Art zu bemeisen, daß Sie seinen Theil haben an der uns von den Geistlichen angethanen Ver­leidigung, und daß Sie jede Gemeinsamkeit mit denselben ablehnen. Täuschen Sie sich darüber nit, das it für und eine Frage der Sicherheit. Ihre Bischöfe nähren den Aufruhr im Kaiserreiche; das können wir nicht dulden­. Das ist besonders der Fall des Bischofs von Nancy, dessen geistliche Gerichtsbarke­it noch­ gemischt ist und sich auch auf annek­irte Distrikte erstreckt. Wer Sie dieses Vorgehen fortießen lassen, dan sind Sie es, die den Krieg unvermeidlich werden gemacht haben, und wir werden ihn führen, bevor die Eeritale Partei an die Macht gelangt und im Namen der verfolgten katholischen Kirche in­­ den Krieg erklärt. Das in der Grund — fügte er mit bei ihm nicht ge­­wohnten Freimuthe Hinzu —, warum mir Ihre monachiichen Restau­­rationsproteste niemals gefallen haben. Ach mißtraue dem Einflusse, den Ihre Klerikalen auf den Grafen von Chambord nehmen würden.“ Herr v. Contaut bemerkte, daß es seines Wissens sein Straf­mittel gegen Bischöfe gebe, die nichts Anderes verbrechen, als daß sie von der öffentlichen Freiheit Gebrauch machten. „Nein“, ermiderte Bismarc: „Sie haben zwei solche Strafmittel. Sie können die Schul­­digen vor den Staatsrat­ laden durch das Rechtsmittel des begangenen Mißbrauches. Sie kürnen sie aber auch vor das gewöhnliche Tribunal wegen der Beleidigung eines fremden Souverains zitiren, und wenn Sie nicht selbst sich dieses Rechtes bedienen werden, werden wir direkt davon Gebrauch machen, da hr Gejeh dies dem Vertreter eines bes­leidigten Herrschers einräumt.“ Herr v. Contaut sah ein, daß eine weitere Diskussion un­­möglich sei, er 309 sich darum zurüc, nachdem er die entschiedene Er­­lärung des N Reichskanzlers entgegen genommen hatte, daß das Minimum der Genugthuung in der Vorladung des Bischofs von Nimes bestehe, dessen Sprache beleidigender als die irgend eines Anderen gemesen. Bismarc trug dafür Sorge, daß der Inhalt dieser Unterredung nicht lange geheim bleibe. Herr v. Gontaut hatte Faum die Zeit gehabt, darüber nach Paris zu berichten, als er ihn in der „Nord­­deutschen Allgemeinen Zeitung“ eine Gnunziation lesen konnte, die den Bismarck’schen Stempel trug. „Iu dem Augenblicke,“ so hieß es dort, „da­ss Frankreich mit Nom identifizirt, ist er unser geschrmorener Feind geworden. Der Weltfriede fan nicht bestehen mit einem Frankreich, das der bischöflichen Theokratie unterworfen ist.“ Da der Kanzler er­­klärte öffentlich: , 30 bin Frankreich nicht feindselig gesinnt; ich habe dies genügend dadurch bewiesen, daß ich den Kaiser zur Anfahme des von Herrn Thiers bezüglich der vorzeitigen Räumung Frankreichs ge­­machten Vorschlages bestimmt habe; allein ich erkläre, wenn Frankreich die Katholiken in Deutschland unterjtügt, werde ich nicht warten, bis es kampfbereit sein wird. Es wird dies in zwei Jahren sein ; ich werde früher die günstige Gelegenheit ergreifen.“ Ja, einige Tage nachher nahm Bismarc den Anlaß wahr, um in­ offener Neichstagsfisung darüber zu sprechen. — „Man hat mir vorgeworfen,” sagte er, „daß ich im Jahre 1866 ungarische Deserteure gegen Oesterreich verwendet habe ; das ist das Kriegsrecht; und wenn wir und eines Tages im Kriegszustande befinden werden mit grant: reich, dessen Oberhaupt dann Heinrich Graf von Chambord­ sein könnte, würden wir nichts sagen künnen, wenn er eine päpstliche Legion­ aus den Katholiken Süddeutschlands bilden wir Desertion gedrän­gt wi­­den­ von­ Bischöfen,die den Ungehorsamsgeen die Gesetze lehre11.«!« ·· \ h Der Mäßigung und Klugheit der französischen Regierun­g gelang es jedoch,den­ unliebsamen Zwische­nfall glü­cklich beizulege11. ·,allein das gegenseitige Mißtrauen war nicht so leicht aus der Welt zu­ schaffe11.Wenn einerseits die Neig­ung dazu vorhanden ist,an­dererseits die Berechtigung oder wenigstens der natürliche Wunsch nach Rache bei dem Gegner vorausgesetzt wird,dann wird es dem Ver­­trauensdirveg eine Stätte in dem Herzen der Feinde voll gestern zu finden. „Im zwei Jahren wird Frankreich kampfbereit sein“. Diese Worte waren dem Fürsten Bismarc entschlüpft. Sie zeugen am besten für die peinliche Aufmerksamkeit, mit welcher der Reichskanzler die fortschreitende Negeneh­rung Frankreichs begleitete. Und so wie er, wenn nur noch wachsamer, blieten die militärischen Kreise Deutsch­­lands auf die im Interesse der französischen Wehrkraft getroffenen Maßnahmen der jungen Republik, so Wie hätte der Beschluß der französischen Volksvertretung,die Zahl der Bataillotte eines jeden Infan­terie-Regimentts auf vier zu erhöhen,unter solchen Umständen die argwöhnischen Geister in Deutschland gleichgiltig lassen können?Ein Weck unt ertönte in den tonangebenden deutschen Zeitungen,zumal in den dem Auswärtigen Amte nahestehenden.Damals erschien in der Berliner»Post«der nachmals berühmt gewordene,,Krieg in Sicht?"­Artikel.Die Alarm­­rufe schienen auch dami­,ihre Begründung gefunden zu haben,daß nur wenige Wochen vor der erwähnten Vermehrung der Bataillone die Führer der verschiedensten Parteien, eingefleischte Noyalisten und fanatische Republikaner sich bezüglich der Stabilisirung der Verfassung geeitigt hatten. Man schrieb dies in Deutschland dem­ Umstande zu, daß dem gemeinsamen Feinde gegenüber der innere Hader verstumme, um Sigy mit vereinten Kräften auf den gehabten Sieger von geltern stürzen zu können. Die Situation war aufs höchste gespannt. Alles Ding von der Nüchternheit und Ruhe der entscheidenden Faktoren ab, wie dies auf's trefflichste Herr v. Gontaut ausgedrückt hat. Ex befand sich damals auf Urlaub in Bari und Fiehrte, als die Dinge sich so sehr zufolgten, auf Wunsch des Ministers des Aus­wärtigen, des Hexen Decazes, nach Berlin zurück. Am Tage seiner Abreise ward er von einem Abgeordneten über Frankreichs Verhältniß zu Deutschland befragt; er antwortete: „Das Vertrauen muß die Furcht hinter sich raffen ; doch für wer Lachen kann ich nicht gut Stehen, fr­eure Klugbeit in Baris und für die Nerven des Seren­ow Bismond“ Nach seiner Ankunft in Berlin galt es Gontaut vor Allen, das Mißtrauen der Deutschen Regierung zu bannen. CS war dies eine sehr Heille Aufgabe, denn er mußte auch das Necht und die Würde seines Vaterlandes und seiner Regierung wahren. Mit vielem Takte war er ihm alsbald in einer Unterredung mit Herrn v. Bülow gelungen, diesen von der Grundlosigkeit der Anschuldigung, daß Frankreich Nevan die gelüste Hege, zu überzeugen. 63 scheint, dass Bülow auch den Kaiser vollständig beruhigt hat; denn wenige Tage nachher bemerkte Wilhelm I. zu Gontaut,­­dem er auf einem Feste begegnete: „Man hat uns entzweien wollen ; allein das ist vorüber.“ Gontaut war jedoch noch nicht vollständig beruhigt, denn er wußte noch nit, wie Bismarc nunmehr über den Zeischenfall denke; und in der That, bald sollte er es inne werden, daß die Gefahr noch nicht befeitigt sei. Die Presse begann wieder den alten Ton anzuschlagen; die militärischen Kreise befundeten Gereiztheit und Ungeduld ; die diplo­­matischen Berufsgenossen Sontaut’s riet­en zur­ Vorsicht und Wach­­samkeit. Noch von einer anderen Seite wurden ihm die Augen über den Ernst der Situation geöffnet. Bei einem Diner beim englischen Bot­­schafter begegnete er Herrn v. Radomib, der als Vertrauter Bismard’s galt. Nadomwis war eben aus Petersburg zurücgeführt, wo er, obgleich er bereits zum Gesandten nach Griechenland ernannt war, den abiiesenden Botschafter als Geschäftsträger zu vertreten hatte. Er galt für aus­­gemacht, daß Herr v. Nadomiß in besonderer Mission nach Petersburg geschickt wurde, denn es ist nicht üblich, einen auf Urlaub befindlichen Botschafter durch einen Diplomaten von so hohem Mange vertreten zu lassen. Allen vergeblich suchte man dahinter zu­sommen, was für einen Antrag N Radowiz dem Graf­ gestellt haben mochte Man begreift es leicht, daß Gontaut mehr, als jeder Andere das Verlangen trug, den Schleier dieses Geheimnisses zu Lüften. Er führte darum in seiner Unterhaltung mit Radomwis die Rede auf den peinlichen Zwischen­­fall und gab seiner Befriedigung Darob Ausdruch, daß es ihm gelun­­gen sei, Herrn v. Bilow zu beruhigen, „Ich weiß dies“, antwortete. Nadomwis, „mie auch, daß ss der Kanzler über den Bericht, von ihm der Minister über die Unterredung mit Shen erstattet hat, befriedigt zeigte. Geben wir jedoch zu, daß ohne die Erklärung die Ueber­­raschung gerechtfertigt war ob der unerwarteten Ergänzung Ihrer verstärkten Regimenter. Sie haben diese Erklärung nunmehr, gegeben und sie ward für hinreichend befunden.“ Mit Nahprud fügte er hinzu: „wenn ich nicht ermächtigt worden wäre, es zu sagen, würde ich ge­schwiegen haben." „Wozu also“, „bemerkte Gontaut, „diese beständigen Herausforderungen der Presse, da es Ihnen doch ein Leichtes wäre, denselben ein Ende zu machen 2“ „Das ginge nicht so leicht, wie Sie glauben,“ antwortete Rados­chs; „diese Zeitungen sind sehr angesehen, besonders die „Norddeutsche Allgemeine“ und wenn man auf sie einen Einfluß nehmen wollte, der ihnen nicht zusagt, könnte dies leicht der Gegenstand einer Hinterpellas­tion in der Kammer, ja selbst heftiger Debatten werden. Und ist dieser Einfluß, selbst der Negierung, denn so leicht geltend zu machen wie Sie glauben? Daß man uns nicht ohne Unterlaß im Namen der Parteien, welche die Mehrheit ausmachen, sage,­hr seid vielleicht für die Gegenwart beruhigt, allein stehet She dafür in der Zukunft gut? Seid Ihr heffen sicher, Daß Frankreich nicht dann, wenn es seine frühere Blüthe wieder» sewonnemw und. Jene K­riegsna,­t. GOT ganifirt hat, Allianzen finden wird, die es heute entbehrt, und daß das Nahhegefühl, welches es natürlicherweise ob des Verlustes der zwei Provinzen liegt, es nicht unvermeidlich dazu drängen wird, Deutschland den Krieg zu erklären ? Haben wir nicht, wenn mir Frankreich sich wieder erholen und stärken lassen, Alles zu befürchten? Und wenn die Nevande der geheimste Gedanke Frankreichs ist— und es kann dies nicht anders sein —, mozst mit dem Angriffe warten, bis es Allianzen genu­pft hat?" „Die,“ erwiderte Gontaut: „Sie erkennen es an, daß unsere Politik weise, gemäßigt und in jeder Beziehung tadellos ist! Sie haben also gegenwärtig seinen Grund, uns zu beunruhigen und und den Krieg zu erklären. Und dies genügt Ihnen nicht! Und weil Sie vorand­­ielen, daß Sie möglicherweise eines Tages von uns beunruhigt werden können, was fest nicht der Fall ist, wollen Sie sich zum Angriffe auf uns anfinden! Bitte, prüfen Sie doch, wohin eine derartige Doktrin führen würde, wenn sie allgemein befolgt würde : die Welt hätte seinen Tag lang Frieden, und, der Krieg würde die Erde unaufhörlich ver­­w­ütten. Was man Ihnen uns betreffend sagt, kann sich in gleicher­­­eise auf alle anderen Mächte beziehen. Heute eben Sie, beispiels­­weise, mit Rußland in Frieden : allein eines Tages können Sie Örlinde haben, es zu fürchten , würde dies in Ihren Augen ein genügender Grund sein, es anzugreifen ?" h = , DB!" fiel Nad­o mit ihm ins Wort, „das wäre nicht dasselbe. Warum sollten wir daran denken, Rußland den Krieg zu erklären, mit dem wir niemals aufgehört haben, ausgezeichnete Beziehungen zu unterhalten? Mit Frankreich verhält es sich jedoch nicht so: sehr oft haben mir mit ihm Krieg geführt.“ Gontaut war noch immer nicht über N­adomis’ Mission im Klaren­ Exit einige Tage nach dieser Unterredung erfuhr­ er die Wahrheit ; sie ward ihm von einer hochstehenden russischen Dame mitgetheilt. Danach hatte Bismard Rußland die folgende Proposition gemacht : Rußland läßt Deutschland in Europa Alles thun, was es zu seiner Sicherung für nothwendig hält, und Deutschland wird Rußland im Orient Alles gestatten, was dieses zu thun als in seinem Interesse gelegen erachten wird. Also Deutschland erhält freie Hand in Europa und Rußland im Orient. Allein der Borschlag wurde nicht angenommen.­­68 sei hier nebenbei bemerkt, daß Bismard biese Version dementiert und sich in nicht gerade schmeichelhafter Weise über Radomit geäußert hat. „Er war niemals mein Vertrauter,“ soll er gesagt haben, „er hat von seinem Vater die bei einem Diplomaten unheilvolle Gewohnheit geerbt, viel zu sprechen und nach dem dritten­­ Glase Alles zu jagen.”) Dow bald sollten die französischen Staatsmänner von der schweren Sorge, die auf ihnen lastete, befreit werden. Der französische Botschafter in Petersburg, der General Lefle wurde von dem Präsi­­denten der Republik, Mac Mahon, beauftragt, dem­­ Carl Alexander II. über die Gefahr, die Frankreich bedrohe, nähere Mit­­theilung zu machen. Der Czar fand, daß man in Frankreich dem Sturne Der Pfesse zu große Bedeutung betreffe, und die bösen Adsichten, die man dem Fürsten Bismarc zumuthete, zu ernst nehme. „Seien Sie ruhig,” sagte Alexander II. zu Leile, „wenn Sie ernstlich bedroht werden sollten, werden Sie es zeitig genug erfahren. — Sie werden es," feßte er nach wenigen Augenblicken des Nachdenkens Hinzu, „von mir erfahren.” Allein Decazes befürchtete, daß auch der Graf durch die Ereignisse überrascht werden könnte, und daß er in Folge dessen beim besten Willen nicht. seine versprochene Mahnung an die französische Regierung werde gelangen lassen können. „Ich würde diesbezüglich seine Furcht hegen,“ so schrieb er unter Anderem an Lefle, „und mein Sicherheitsgefühl wäre ein absolutes an dem Tage, an dem der Graf erklären würde, daß er eine Ueberraschung als Beleidigung auffallen, und daß er dieses Unrecht nicht zugeben würde. Dieses Wort könnte den Weltfrieden sichern und es wäre des Kaisers Alexander würdig, es auszusprechen. Ge. Majestät hat geruht Ihnen zu sagen, daß mir an dem Tage der Gefahr durch ihn werden verständigt werden. Allein wenn der Kaiser selbst nicht zur rechten Zeit benachrichtigt sein wird, wird er es begreifen und zugeben müssen, daß er gleichfalls hinter­­gangen und überrascht wurde, daß er sozusagen der unfreiwillige Mitsehuldige des Fallstriches sein würde, den man ums gelegt hat, und ich muß also das Vertrauen haben, daß er rächen werde, was auch eine Beleidigung gegen ihn bildet, und daß er mit seinem Degen Lene deden wird, die sich seinem Schuge anvertraut haben.” Der General Leflö las die wichtigsten Stellen dieses Schreibens dem Fürsten Gortschakoff vor, der jedoch den ganzen Inhalt kennen zu lernen wünschte, wie auch die Dokumente, die denselben bekräftigten; er verlangte, daß all’ diese Schriftstüce in seinen Händen bleiben, damit er sie dem Graf vorlege. „Der Kaiser muß die ganze Wahrheit erfahren,“ sagte er; „ich kenne meinen Hören, er wird Ihr Vorgehen würdigen.” Blos die Stelle, wo von einem kriegerischen Eingreifen des Grafs die Mode ist, machte Gortschakoff einen Augenblick nach­denklich. „Das it wohl ein wenig stark,“ sagte er, „allein einerlei, lasfen Sie es. Wir werden nicht den Degen ziehen, mir werden es nicht nöthig haben, wir werden auch ohne dies zum Ziele gelangen.“ Zwei Tage später fchichte Gortscharoff die Schriftstüde mit den fol­­genden Zeilen zurück: „General, der Kaiser hat mir heute die Doku­­mente zurückgeschidt, die Sie mir anvertraut haben; er hat mich beauftragt, Ihnen für diesen Vertrauensbeweis zu danken. Le Majestät hat hinzugefügt, daß er Sie all’ dessen versichert, was er Ihnen mit eigenem Munde gesagt hat." · Einige Tage später,vor der Abreise Alexander’sII.nach Berlin wurde der General Leflö von ihm empfangen.Der Kaiser rühmte bei dieser Gelegenheit die Ruhe und Weisheit Gontaut’s,die dieser de­r sonderbaren Ansichten Radowitz’gegenüber bekundet hatte.Bei der Bemerkung Leflö’s,zu welce sonderbarngerirrungen blinde Leidens­­chaft führe,fiel ihm der Czar mit Lebhaftigkeit ins Wort und fügte hinzu:,,um nicht mehr zu sagen,alle ist dies Alles wird sich beruhigen, ich hoffe es;in jedem Falle wissen Sie,was ich gesagt habe und Ich werde es halten Auf Wiedersehen,ich merde daran denken mich hoffe,daß es keine Ueberraschung geben wird.« Decazes war über alle Maßen erfreut,als er am 4.Mai­ die Depetche Lefle’s erhielt,dam­it ihm der Inhalt von des Gesandten Unterredung mit dem Czar mitgetheilt wurde.Nunmehr sah er mit einem­ gewissen Gefühl der Sicherheit der weiteren Entwicklung der­ Dinge entgegen.Die positive Zusage des russischen Kaisers ließ ihxt die vollste Ru­he bewahren­,als der deutsche Botschafter in Paris,der Fürst Hohenlohe,am folgenden Tage(5.Mai)sich)unerwartet melden —ließ-er sollte schon den Tag zuvor seine Urlaubsreise antreten——— und ihm folgende Mittheilung machte:,,Ich bin durch Her­rn v.Bülow davon benachrichtigt,daß Herr v.Gontautixif einen ihnen erstatteten Berichten zu optimistisch war.Herr v.Bülow ist nicht so befriedigt durch Die Erklärungen der französischen Regierung, über ihre Rüstungen, als es Herr v. Gontaut gesagt hat... Herr v. Bülow glaubt es wohl selbst, daß Frankreich seine feindlichen Absichten hegt, allein der deutsche Generalstab meint, daß der Krieg gegen Deutsch­­land das Endziel Ihrer militärischen Reorganisation ist. Eine andere Bescherde, die in Berlin Anlaß zur Beunruhigung gibt, besteht in der Anhäufung von 600 Millionen in den Kaffen der Bani von Frankreich, die einen veritablen Kriegsschag zu bilden scheinen. Und endlich wird eine Beruhigung insolange unmöglich sein, als die französischen Journale mit der Verdächtigung der Absichten Deutsch­­lands fortfahren werden.” Die Situation war auf's högste gespannt, denn so sehr sich auch die leitenden französischen Staatsmänner bemühten, ihrem Vater» lande den Frieden zu erhalten. Keiner hätte es gleichwohl magen dürfen, der Vollevertretung die V­erwerfung des neuen Wehrgeseht­­entwurfes vorzuschlagen; wie Spreu hätte ihn sofort der dadurch entfeffelte Sturm hinweggefegt. Da durchbrach mit einem Male ganz unerwartet ein freundlicher Lichtstrahl das dunkle Gehölt. Am­ 10. Mai erschien in der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung” ein Artikel, darin der Verminderung darüber Ausdruck verliehen ward, daß sie Europas eine gewisse Unruhe und Besorgniß bemächtigt habe, die umso unbegründeter sei, „al z zwischen der deutschen und der französischen Negierung — die war mit gesperrten Lettern gedruct — sich nicht der geringste beunruhigende Zwischenfall ereignet habe”. Zum Beweise dieser etwas Fühnen­ver­leugnung der Wahrheit wies das Organ V­ismarc’s auf die Abreise des Fürsten Hohenlohe aus P­aris hin, natürlich verschwieg es wohl­­weislich die exit vor fünf Tagen von Hohenlohe erhobenen Bor fteilungen. Diese halbamtliche Beruhigung fand ihre vollständige Bestä­­tigung duch die Versicherung, die Gontaut vom Fürsten Gottscharoff erhalten hatte. „Sie sind beunruhigt," sagte dieser, , raffen Sie Muth. Der Kaiser, der Sie zu sehen wünscht, wird Sie noch weit mehr ber­­uhigen. Bismarc hat sich von den friedlichsten Absichten beseelt gezeigt; er versichert, daß die Beziehungen zu Frankreich, niemals bessere gemesen seien.“ Was war geschehen, daß der deutsche Reichskanzler so plöglich zum Rückzuge blafen ließ ? Einige Tage vor der Ankunft Alexander’­ II. in Berlin war daselbst der Graf Schumaloff angelangt, der ss auf seinen Posten nach London begab. Schumaloff theilte nun sowohl Bismarc als Wilhelm I. den entschiedenen Entfehlun seines Deren mit; darum fand er der Erstere für angezeigt, die Front zu ändern und die Inszenirung des Kriegslärmes den Börserpelulanten und Ilorifaten nteignen in die Schuhe zu schieben. So war denn urplöglich die Stimmung umgeschlagen. Gontaut wurde vom Czar Alexander II. empfangen und hatte eine lange Unterredung mit ihm. Am Ende derselben erklärte der Kaiser feierlich: „Die Welt hat den Frieden nöthig, Jeder hat zu Hause zu thun. Zählen Sie auf mich und seien Sie ruhig. Drüden Sie dent Marsichall Mac Mahon meine Achtung vor seiner Berson aus und meine Tün­de, daß seine Regierung sich befestige. Ich hoffe, daß unsere Beziehungen immer herz­­lichere sein werden, denn wir haben ge­­meinsame Interessen: wir müssen ver­erm.t Diet.d­em.“ Fürst Bismarc konnte es Contaut nicht verzeihen, daß er ihm seine Zirkel gestört hatte. Er war nicht mehr gut auf ihn zu Sprechen. Er machte alle möglichen Bersuche, um die Abberufung des Bot­­schafters aus Berlin zu erwirken. Niemand wäre darob früher ge­­wesen, als Gontaut selbst, allein die Zeit war, dafür noch nicht gekommen, erst im Jahre 1877 konnte er die Stätte verlassen, auf der er nicht blos für sein Vaterland, sondern auch, man fanıt es ohne Medertreibung sagen, für die ganze Menschheit und für die menschliche Kultur so Großes geleistet und sich um sie ein Dauerndes Berdienst er­worben hat, heimnißvoll, dundel, zugenöpft, « e«Gelegenheit­ wayrs Allein er fand ihn ger · j

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