Pester Lloyd, Januar 1900 (Jahrgang 47, nr. 2-26)

1900-01-03 / nr. 2

| ja I 7 « ha. » Theil x ‚jeldruf zu Abgeordneten) Österreichisch - ungarische Ausgleich), wäre nun di­e Kraft gejeßt, aber ihm fehlt die parlamentarische­n Gáten und so lange er diese nicht hat, hängt Alles in der Luft, — das Zoll- und Handelsbü­ndniß, die Bant- und Banita-Angelegenheiten, die Quote und das Ueber­­weisungsverfahren. Kein Zweifel, jeder Staat wird sich, wenn Eines oder das Andere, ja wenn Alles von der anderen eite verworfen werden sollte, zu helfen: a und auch das umbestrittene miegt zur­­ Selbsthilfe befigen., Aber besser ist besser, und in diesem Falle ist entschieden die ete gejebliche Sanktion des einmal P­erfekten das Aller­­beste, und wie das am einfags­ten und sichersten gescheßen Tann, das soll versucht werden, darzulegen. . Dieser Ausgleich­ ist, wie jeder andere, das Produkt einer langen Reihe von Kompromissen, er ist also Für jeden nur ein relativ guter, und wenn der politisch s­chwächere, zerfahrenere Umlchaber den Kürzeren gezogen hatte so wäre eskethunder Egrst auch heute ein­­­ ganzmüßiges Beginnen,über die Vor- und Nachtheile des Ausgleichs Worte zu verliere nach der österreicrischen Berfaffung hat das Ministerium die auf Grund des § 14 der Berfaffung in Kraft gelegten kaiserlihen Verordnungen dem Reichsrathe sofort nach dessen Zusammentritt zur nachträglichen Genehmigung vorzu­­gen Dieser selbst kann weiter nichts thun, als diese Genehmigung zu ertheilen oder zu verweigern, ein Drittes gibt es nicht. C’est 4 prendre et a laisser. Ein Blick auf die Handelsstatisttt»etgtung daß .."..—«Oesterke—Ich und Ungarn ichrer Produktion in ihrer Kmkf­kraft Und Aufnahmefahigkeitemander in einer Weise ergänzen, wie selten zwei Staaten, so daß, wenn sie nicht schon beisammen wären, sie sich durch die engsten Bande aneinandergezogen sehen würden. Was dem einen fehlt, produzirt und liefert ihm der andere Theil. Also das Zoll und Handelsbündnis ist im beiderseitigem Interesse gelegen. . Die Quotenerhöhung ist ein Herzenswunsch Oesterreichs, ein­angjähriges Schlagwort, das die Maffen gern hören. Die drei Perzent Erhöhung spielen freilich mit den 3%, Mil­­nen Gulden Mehreinnahme im Österreichhschen Staats­­haushalte eine sehr untergeordnete Rolle; ein kräftiger Wolkenbruch hoftet oft an Nothstandsaushilfen" weit mehr als diese Mehreinnahme, und Ungarn hat mit dem Ueberweisungs­­verfahren die erwünschte Kompensation erhalten. Wenn man­­ sich österreichischerseits auf den volkswirthschaftlichen Stand­­punkt stellt, so wird man unwünschen müssen, daß Ungarn recht große Einnahmen aus dem Weberweisungsverfahren von Desterreich bezahlt erhalte, denn nicht die Steuer ist für die Bollswirthieheft das Wichtigste, sondern die erzeugten und zur Ausfuhr­ gelangten Werthe: der Gewinn aus dieser Produktion und Dieser bleibt doc dem Lande, welches — — produzirt. Dem beiderseitigen Standpunkte muß man also mün­den, daß der Ausgleich nicht nur thatsächlich vollzogen werde, sondern daß er auch je eher die parlamentarische Sanktion erhalte, und zwar von Diesem Parlament. Man fann ja den $ 14 auf den Ausgleich ein, zwei Jahre­­ fortwirfen lassen, dann kommt man aber damit in die Bahk­ampagne und der Kommende, unter dem Ausgleichs­­zusammentretende Reichsrath würde ihn ohne jeden Zweifel verwerfen — man denke bieten Gedanken doc nur aus, beispielsweise nach der Richtung des Geld- und Kreditwesens, das ja Heute schon unter der bloßen Mög­­lichkeit, daß dies eintreten könnte, zu einer schon unerträg­­­­lichen Stagnation gekommen ist. Die V­arteien der Nehten waren unter Der Regierung des Grafen Thun bereit, den Ausgleich telquerzu wollten Das 30IfL und Handelsbankdönig hat die Sanktion des Subtomités und des Aus­gleichs-Ausschuittes erhalten­ und das Banftstatut wurde von der Mehrheit des Bant-Ausschusses angenommen. Da kam das Kabinet Clay, welches einen modus­­ vivendi mit der Zinsen zum Zwecke der Perfektionirung des se duchführen sollte. Es ist recht shade, Daß es zur Abstimmung über den Aus­gleich unter G lary nichtsam,denn diese Abstimmung Hätte ermwiefen daß daß Gros der Linien für den Ausgleich nicht haben wor, Hüätte ermiefen, Da im bierreigtigen Parlament der dfter­ die­­­b so­er­­­n re­der, in Da aber unter Glary die Parole galt: „Die Linke soll regieren, Die Nechte sol votiren!", so brachte auch die Achte den sogenannten Staatsnothwendigkeiten nicht Die verlangte­ Begeisterung entgegen, zumal man ihr immer vor­­sagte, daß sie, sobald sie nach dieser Richtung ihre Schul­­digkeit gethan Hätte, zu Gunsten einer Koalitionsregierung zu abdiziven Hätte. So wurde Obstrustion Creden, welche die abstimmung ü die Staatsnotabmendigk­eiten verhii­derte und somit Die aufgelegte A Iechnung des Ausgleichs durch de­n österreichischen­­ Reichsrath­ee geradezu eine Raatsrettende, eine Rantserhaltende T hat. Ein vom Parlament abgelehnter Ausgleich kann auch mit $ 14 nicht mehr gemacht werden. Das Grundübel besteht in Oesterreich darin, das man die parlamentarische Regierung perhorreszirt und dennoch mit dem Parlament regieren will. Wer ein Parlament will, Der muß das Botum der parlamentarischen Ri­gik anerkennen, der muß aber an eine dieser Mehrheit entnommene, mit derselben einige Regierung wollen Es­tt bei uns zu einem fürmlichen Dogma geworden, daß in Oesterreich eine aus der Mehrheit Des P­arlaments hervorgegangene Regierung unmöglic­te. Mit diesem Dogma gründlich­ aufzuräumen, wird der erste Schritt zur Sank­ung der parlamentarischen, der Staatskrise in Oesterreich sein. Um Gegentheile, selbst in dem Yale, als sie die Majorität weigern w­­rde, ein Ministerium aus den Mehrheits­­parteien zu bilden, müßte sie Diezu gezwungen werden. Denn wer die Rechte haben will, muß auch Die Pflichten tragen, — und die unter schwierigen Verhältnissen zu regieren und unpopuläre Vorlagen duchyzubringen. Als das gegenwärtige Parlament nach den Neuwahlen zusammentrat, da bemühte sich Graf Badeni, eine M­ehrheit zu bilden aus Boten, Erechen, Deutschkonservativen und dem feudalen und verfassungstreuen Großgrundbesige. Der legtere war jedoch mit Ridfigt auf den Terrorismus der deutschen Parteien zum Beitritt zur Menjgrität nicht zu bewegen, und Badeni überreichte, als er sah, daß er einem Parlament gegenüberstehe, in dem er seine Majorität hatte, ganz Fiorrelisterweise seine Demisfion. Während nun das Demisfionsgesuch Badeni’S beim Kaiser Tag, vollzog sich die Bildung des vierunddreißig Mitglieder zählenden flavisch­­ristliche nationalen Verbandes (Südslaven) und dessen Beitritt zu den Rechtsparteien, womit die Majo­rität, gegen den Willen und hinter dem Rüden Badeni "8, der einer der überzeugtesten Anhänger einer nach der deutschen Seite Hinneigenden Regierung immer war und bis zum Schluffe blieb, troß Spracenverordnungen, gebildet war. Badeni hat Diese Majorität niemals anerkannt, sich nie mit ihr identifizirt, und wenn sein Nachfolger Graf Thun­aug seflütte, sich auf Dieselbe­fragen zu wollen, so verstand er das so, daß die Majorität zu seiner Politit Ja und Amen zu sagen habe, im Webrigen jedoch um nichts gefragt werde. Clary aber bemühte sie Direkt, die bestehende Majorität — die einzige sichere Stage des österreichisch- ungarischen Ausgleichs — zu zertrümmern und eine neue zusammenzuzimmern. Beides ist ihm mißlungen. Aus dieser Darlegung erfieht man, Daß s­eit drei Jahren in Oesterreich nicht nur ein Kampf zwischen Mehrheit dieses Zustandes wird man und Minderheit des Parlaments bes­­teht, sondern daß auch roh ein mehr oder minder intensiver Antagonismus swhfbhben allen einander ablösenden R­egierungen und­­ der P­arlamentsmehrheit besstand. Das Heraus und Heranwachsen der Obstruktion wird man nur durch diesen unnatürlichen Zustand erklären, der Einflüssen zuzuschreiben ist, die außerhalb des Parlaments thätig sind. Das Unhaltbare nirgends besser verstehen, als in Ungarn, wo man ein sogenanntes Beamtenministerium, Dieses unfehlbare Mädchen « tretüng und ingen, und das ge­stimmung, so muß a Die BIT át­haben enfolg Männer es Bebtrauens die von ihr gefaßten Beichlässe auszuführen und hiefün auch die volle Verantwortung zu tragen. Diese Umkehr zur Urform des Parlamentarismus ist der einzige Weg zur Sank­ung des österreichischen Parla­ments ; alles Andere ist sinn- und inhaltlose Phrase.. Jeder andere W­eg führt vom Ziele ab und nicht zum­ Ziele. Seit aber die Obstruktion von links erneut ein, welche Möglichkeit nicht geleugnet werden soll, dann können, wenn Majorität und Majoritätsregierung zus­ammenstehen. Diese nicht nur der Objten­tion weit wirksamer­­ entgegentreten, als dies bisher möglich war, sondern dann kann man auch der­ Opposition weit höhere Kompromißanbote machen, als dies bis jet. möglich war. Die Wiederherstellung der reinparlamentarischen Ma­­joritätsregierung in Oesterreich liegt aber auch im Iinteresse der Opposition, denn jede Majorität geht­ früher bei später an den Fehlern zugrunde, die sie hat, und ebnet so der Opposition den Weg, zur Regierung zu gelangen. Welches K­nteresse Hat gerade die österreichische Opposition, diesen natürlichen Entwicklungsgang aufzuhalten Wer kann heute berechnen, welchen Schaden si Die Linke dur die Obstruk­­tion selbst zugefügt hat, und wo sie heute stünde, sich auf die einfache Opposition beschränkt hätte ? — Weiter, gewiß viel weiter, als sie Heute steht. Zur Sani­ung der Parlaments, jn der Staa­tsfrise führt der Weg neuer Experimente nicht. Der einzige zum Biele Führende Weg ist der der Nachkehr zur Urform der parlamentarischen Mehr­­h­eitsregierung, und auf d­iesem — und nur auf Diesem Wege wird der öster­­reichisch-ungarische Ausgleich die par­lamentarische Sanktion erhalten, ohne meide er ’ein­ Dasein von heute:auf morgen jriftet. ‚trieb, e­e­n „= u­alék. es leichteste Pflicht ist es nicht, wenn sie & — Budapesst, 2. Jänner, +8 US eined­ der Testen gelangt morgen das Budget des Ministeriums fürnltus und Unter­richt im Finanz-Ausschusse zur Verhandlung. Der Refe­­rent Graf Aerander Trelesi, der sich nun schon seit Jahren duch eifriges Studium und­ scharfe Beobachtung in die Ziffern und in die verschiedenen Zweige dieses Ressorts vollkommen eingelebt hat, dürfte wahrscheinlich durch seine Referenten-Aufgabe im Marine-Ausschusse der­ Delegation verhindert sein, hier seines Amtes zu walten. Wer immer jedoch die improvisirte Vertretung des Referenten über­­nehmen sollte, seine Aufgabe wird seine Schwierige sein. Gibt es doch wenige Gebiete unserer staatlichen Verwaltung, wo die Ziele und Die Erfolge so­gar zu Zage treten, wie eben im Seife unseres Unterrichts- und Kultuswesens.. Mi­­nister, Wlassijk­s Rat gleich mach Uesernahme seines Portefeuilles ein umfassendes Programm entwickelt. Daran hält er seither fest und, someit die materiellen Kräfte des a e3 gestatteten, war und it er­ immer bestrebt, in logischer Reihenfolge einzelne Theile des Programms zu verwirklichen, die [den an sich wesentliche Fortschritte be­­deuten, zugleich aber als feste und sichere Grundlagen der weiteren Entwicklung dienen. Mit dem Kultusrefsort übernahm Wlaffics von­ seinen Amtsvorgängern die gewiß nicht leichte Aufgabe, Die neue fiächenpolitische Gejeggebung zu finalisiren und die bezüg­­lichen, in dieses Nesfort einschlägigen Gefege ohne unnöthige Beilegung der betheiligten Interessen, ohne jede Erschüt­­terung ins Leben einzuführen. Dies legte ihm aber auch die weitere Verpflichtung auf. Das nun vollständig zur Geltung gebrachte Prinzip der N Reziprozität und Gleichheit unter den Konfessionen auch in der Brazis zu ver­wirklichen. Wie weit ihn dies­ bisher gelungen ist, das zeigen die Thatsachen deutlich genug. Die Kongrua der nichtkatholischen Seelsorger wurde in einer alle Theile befriedigenden Weise gelöst, und bezüglich der Katholiken Hat er die Fragen der Kongrua und der Autonomie ihrer Lösung so weit zugeführt, daß es nunmehr fast­­ ausschließlich Sache der katholischen Kirche ist, doch wasches, weises und gemäßigtes Vorgehen die end­­gültige Regelung zu ermöglichen. Meberdies läßt all das fal , deren Einkommen wenig folgern der anderen Konfessignen als das a ebene­ minimum, und er trachtet hier , Thunlichkeit in­­ Form von staatlichen Unterftügungen jede Ungleichheit um­ Ungerechtigkeit zu beseitigen. Dieses Bestreben findet über volle Anerkennung, wie denn auch Fein Gall bekannt ist, in m welchem­­ selbst seine engaginierten prinzipiellen Gegner dem Minister bezü­glich eines der erwähnten Momente einen­ tonfreien, begründeten Vorwurf Hätten machen können. Unter solchen Umständen dürfte auch­ die morgige Beva Handlung tau ein Gravamen auf diesem Gebiete zu Tage fordern; sie wird dem Minister nur Gelegenheit zur Dar­legung dessen bieten, was er bisher gethan,­­und zur­ Be­­zeichnung der näch­sten Etapen, die er seinem Programm getreu­en erreichen beabsichtigt. Bezüglich des Unterrichtswesens läßt sich das P­rogramm Des Minsters MWlaffics dahin zusammenfassen, daß er, Diesen­heil der­­­erwaltung zu einem mächtigen Vaster des na­tionalen einheitlichen Staates ausgestalten will. Deshalb wendet er sein Augenmerk hauptsächlich den Volks-Bildungs­­anstalten zu, ohne jedoch auch­, nur ein einziges Moment, des höheren Unterrichts unberücsichtigt zu lassen. Difrig­ ist er bestrebt, das Niveau und die Leistungen der Volksschule zur heben und zu fördern, weil Die unteren­ sozialen Schichten einer­ weiteren Ausbildung als eben in diesen Schulen kaum theilhaftig werden. Deshalb richtet sich seine Fürsorge schon hier auf das nationale Element und er läßt nichts unver­sucht, um Schon in die zarte empfängliche Brust der Kinder den Keim des Bemwußtseins von der B Zusammengehörigkeit aller Söhne dieses Vaterlandes niederzulegen und in ihnen die Erkenntniß zu erwecken, daß Dieses DBaterland jedem seiner Söhne die gleichen Wohlthaten zumendet und den gleichen Schub bietet. Natürlich kommt­­ all dies aus den Kindern der anderen­ Gesellschaftsklassen zugute, die von aus diesen Schulen wahren patriotischen Sinn in die höheren Lehranstalten mitnehmen. Hier wird dieser­­ fortwährend gepflegt, so daß in dem Hochschüler Diese Tugenden zu voller Reife entfaltet sind. Doch wird darüber das intellektuelle Ziel des Unterrichts Dachaus nicht über­sehen. Gleichmäßig werden Geist und Körper gestählt. Auf allen Stufen­ des Unterrichts­ gilt der­ Grundtag, daß die Jugend geistig und körperlich für die Kämpfe, welche­ jeder Beruf mit sich bringt, vorzubereiten und widerstandsfähig zu machen sei. Da es aber wesentli­cuf die lebendige Ausgestaltung des Prinzips ankommt, sorgt der Minister auch für­­ entsprechende Lehrkräfte, und für deren materielles Wohlergehen, nicht minder aber­ auch für Lehrräume,, die shon .vermöge ihres angenehmen inbrudes, und ihrer zwemäßigen Einrichtung die Neigung der Kinder und das Vertrauen der Eltern erwecken. Alle diese Bestrebungen und Reformen finden in dem vorliegenden Budget ihren ziffermäßigen Ausdruck. Dieses schließt mit einem namhaften Mel­zerforderniß,was bei dieem Parte­­feuille gewiß von Jedermann mit Freude aufgenommen wird.Denn das ist der beredteste Beweis dafür­,daß unsere Unterrichtsleitung fortwährend an der Förderung und He­­bung dieses hochwichtigen Ressorts arbeitet;andererseits läßt er aber auch erkennen,daß unsere finanziellen Verhält­­nisse sich stetig bessern und auch sehen eine intensive Ent­­wicklung der Kulturellen Anstalten gestatten. Die Hauptziffern dieses Budgets haben wir sofort, nachdem es dem Hause vorgelegt worden war, gruppirt und erörtert. Hier genüge also die Konstatirung der Thatsache, daß das Streben nach Verbesserungen sich in allen Zweigen des Kultus- und des Unterr­ichtswesens fundgibt. Bei den Hochschulen stehen wir vor der Reform des medizinischen Studiums, das umso dringender geworden, da in Oesterreich eine ähnliche schon demnachst durchgeführt werden sol. Ebenso soll das Reisstudium gründlich umgestaltet und den Bedürfnissen des täglichen Lebens mehr angepaßt werden. Bezüglic des Bolytechnikums, wo in den jüngsten Jahren zahlreiche Reformen betreffend das Studium und die Prüfungen ins Leben traten, steht nun der Bau der neuen, allen billigen Anforderungen ent­sprechenden Motalitäten in dem Vordergrund. Der Professoren­­bildung wird immer­ regere Aufmerksamkeit zugewendet, die nicht nur die staatlichen, sondern auch die konfessionellen Anstalten betrifft. So wurde für das laufende Sahr ein Betrag von 24.000 Kronen als Unterftügung für die in Budapest und in Staufenburg bestehenden P­rofessoren- Bildungsanstalten der Piaristen aufgenommen. Es braucht wohr nicht besonders wiederholt und gewürdigt zu werden, was dieser Orden seit Jahrhunderten für das Unterrichts­­wesen Ungarn geleitet hat, und was er auf Ba­­ spdfeuilleton Pariser Brief. Maris, 31. len gas ‚waren, ungentu­ ihrer Ueberruderung, recht Bittere Pillen­, die der Marquis Costa de Beauregard in der Testen­digung "der Necademie Francaise seinem, mit herkömmlicher Feierlichkeit in Die Reihe der „Unsterblichen” aufgenommenen jungen Kollegen Henri « »­ Lavedan retchte Ursprünglich enthielt die Rede des savoyischen Edel­­­mannes der das Schwert seiner Ahnen mit der Feder des Historikers und Essayisten vertauschte noch eine größere Artzahl besagter Pillen :Was Wunder,wenn der Verförster des , Vieux Marcheur" von der­­ Perspettive, dieselben sämmtlich in einer brillanten Seance verjehln den Ben müssen, nicht besonders entzüdt­bar? Er soll gedroht haben, wie man in eingemeihten reifen muntelte, sich einer solchen öffentlichen­­ Durchhechelung nicht auszufegen. Nim, Costa de Beauregard, Der nie Die Absicht Hatte, Die Dinge auf die Seite zu treiben, willfahrte in galanter Weise dem Wunsche seines Kollegen, die ihm unangenehmsten .— — — Wahrheiten aus seiner Nede auszumerzen. Trosdem verblieben irt derselben tüchtige Staheln. CS wurde Henri Lavedan mit seiner Ironie gejagt, daß er geradezu die Fote Kultivive: „Sie bilden sich ein a­n eine dieser Stellen —, daß es, um ihnen folgen zu können, 10 einfac­ it, den Frad abzuskreiten für jene weiblichen ABB­HEN“ der­ Liebe in Korfet und Unterrod, die in ihren „Vivents“ mit einem sc­­hönen Sch­wunge über die Tische und den Anstand hinmeg­­springen? . . . Nein, ich muthmaße, daß es sich um eine Wette has­­­­delte. Zweifellos metteten Sie, daß Sie vor einem gelißelten und verd­en mußten: Saale jene fanıose Theorie Dumas’ zum Siege führen werden, dergemäß es nur schlecht­ verjahte, " aber keine ummoralischen und wie anständigen Stüde gibt. Wäre dem so, so hätten Sie in zu glänzender Weise Ihre Made gerettet, damit man es­­ verarge, daß Sie so viel Talent besigen.“ Ihnen nicht es wenig. Midgt Fonderlich Schmeichelhaft war es für Lapedan auch zu ver­nehmen, daß in seinem „Nouveau Jen“ Moral and Psychologie, wie die Müden am Blafond, mit den Füsen und dem Kopf nach oben gerichtet, herumoostigiren, daß er das Publikum bezr­ingen wollte,­­ aber selbst zum Gefangenen desselben wurde, in dem Sinne, gab er­ demselben, um seinen Erfolg zu behaupten, noch mehr „Kaviar“ bieten, oder — wie der blaublütige Akademiker sie allegorisch ausdrückt, „noch höher emporklettern, mit Souquets Eichhörnchen wetteifern mußte”. Er fügte, dann, ob­ immer von jenem Stücke spiegend, Hinzu, daß nun Zavedan’3 „Leute“ so viele Betten auf die Bühne zerren, als «3 ihnen möglich­st, dort die einer solchen Situation angemessensten­ Ge­spräche führen und sich schließlich vom Porzeilanmiitär überraschen aifen, dem ein inmitten all dieser Ehebruchsfreuden ehrlich bellender Heiner Hund, der wider Willen in diese Handlung vermittelt ward, beisteht. Recht malitiös heißt es Dann weiter, daß Fräulein Hlempir eine im „Vieux Marcheur“ vorkommende Berson — höchrt be» gierig dein Düfte, zu wissen, wie man in der Academie Francaise über ihren sauberen Senator, jenen alten „Nachzeiger“, denkt, seitd­em sie unwahrnahm, dab . favedan auf den sich auf jenes Stud beziehenden­ Theaterzetteln als Mitglied der Academie bezeichnet ward. Und Bofta de Beauregard feste wörtlich Hinzu: „Man spricht oft, ohne besonders daran zu glauben, vom „embarras des richesses“.. Bei Ihnen mut man sich aber vor der Evidenz beugen. Sie besigen zu viel Get! Er stört Sie bis zu Ihrer Verwirrung. Nicht sich ‚damit begnügend, daß Sie Ihren Esprit ausgeben, oder vielmehr in Form von Geistes­­tateten und in einem Funkenregen verschwenden, gefällt er ihnen au­ no, denselben als Irrlichter in den schlimmsten Sümpfen herumzu­­führen. Seit jener ‚Handakdten „Reine d’Espagne“ des Chevalier de la Touche, welches Stüd im Jahre 1831 in so tragischer­­­eise ausgepfiffen wurde, erinnert man sich nicht in Paris, ein 10 zügelloses Phantasiestüc gesehen zu haben, als ihren „Vieux Marcheur*“. Das sind recht sonderbare Komplimente und man muß sich­ fragen, wie Costa de Beauregard - Nede eigentlich in ihrer ursprüng­­lichen Form aussah, da sie auch noch fehr bedenklich an eine in Glück­­handschuhen bemerkstelligte Steinigung erinnert. Aber hatte der aristo- Iratische Akademiker etwa Unrecht, als er seinem jungen Kollegen zurief: „Schenken Sie uns etwas aus dem menschlichen Leben, anstatt uns so viel Bariierleben zu fabriziren. Bei ist man Herz und Geist, welche Ihnen Niemand abspricht, so’ sollte man aus dem Leben andere Dinge erzählen, als die Unter- Haltungen einiger Keinen Zafterhaften oder die ranzigen Liebschaften einiger Öreise mit verfaulter Seele.“ Hürmalehr, es ist mitunter unter der fup­pel des Balais Mazarın sehr nöthig, , bonne mine d. mauvais jeu‘ , machen zu können und die ungeachtet, ihrer eleganten Form überaus jpisigen Bfeile eines die Antrittsrede des feierlich aufgenommenen neuen Unsterblichen beant­­wortenden Afadenilers mit einem oly­mpischen Lächeln aufzunehmen. Das bestrebte sich auch Henri de Lavedan zu thun. Er flocht übrigens seinem Vorgänger Meilhac, dessen Fauteuil er nun einnim­mt, aus ver­­herrlichen­den Worten einen driftenden, leuchtenden Kranz der Ans­erfemuuig, wobei er­­ freilich einige seiner puritanischen Kollegen durch­ das Einführen der „petite femme“ denn ö ztentlich konsterniere. Ex betonte, Borliche Henri Meilhacs für. Diese, Stil spierende Vertreterin des weiblichen Geschlechts. Allerdings, Meilhac ariif stets die Gestalten Dieter Bene , femme“, Dieser „büb- Sehen Marionetten des Lebens, dieser der Laune eines Tages und den Leidenschaften einer Nacht dienenden Puppen“ für feine Stüce hervor: „Ex liebte sie in unglaublicher Weise, auf jede Act, mit feinem Cette, mit feinen Talente, am wenigsten freilich mit feinem Herzen, das, am Grunde genommen, argwöhnisch und schüchtern mass, fast mit­ feiner Seirung und zugleich beinahe mit seiner Beratung. Er liebte sie als Dichter, als Freund, als älterer Bruder, als versch­wenderischer Vater, als Repertoire-Onkel, als leichtfertiger Vormund , mit der etwas loderen Neugierde des ärztlichen Spezialisten und dem professio­­nellen Exrnpte des Gelehrten... Er war, mit einem Worte, der Vize- Dumas der seinen Prize-Baroninen D’Ange, der Moralist dieser in­­offensiven und wunderlieblichen Geschöpfe, die niemals jemandem ein großes Leid zufügten — nit einmal si selbst.“.. . Beurtheilt ein Akademiker in seiner feierlichen Antrittsrede so nahsichtig jene Dämchen, umhüllt man diese „deliereuses vibrionnes“ in einer Lisung der Academie Francaise mit Weihrauchmoden : wie sollte man sie in der Welt d­ Von s’amuse nit mit Blumen befränzen ?-Gerade jegt, 10 fid. mied er­ alle Börsen weit öffnen und Die Mode, nein, die unerlägliche Pflicht, Étiennes zu spenden, fehrere Millionen in Umlauf bringt, wandert ein beträchtlicher Theil des in den Magasins der „Fleuristes“ aufgestapelten faszinirenden Blumen­­reichthums in die Appartements der euphemistisch als „petites femmes" bezeichneten galanten Dämchen. Dabei dienen die Sträuße und Blumenlörche weitaus kostbareren Geschenken, die aus den Läden der Jumeliere, der Couturières und der Kunsthändler stammen,­­ nur als Eskorte. Obwohl­ allmälig Alles theuerer in Paris wird­­ die Schattenseiten der Weltausstellung ! — und die Kohlenpreise.in ‚Folge des Ausbleibens der englischen Kohle und no anderer ‚Ursachen rapid emporschnellen, herrscht . in. den . Magazins..das lebhafteste Betriebe. Erst wenn man nachforscht, bemerkt man, daß ‚Doch nicht Alles fo it, wie in früheren, besseren Jahren, ob Bulls Guineen gehen diesmal dem Pariser Neujahrsmarkte stark ab. Der­ böse Krieg und bag in den nationalistischen Blättern , erschallende schadenfrohe Hohngelächter entführten das Gros der britischen Kundschaft. Man verspürt dies in pen partout: in den Hotels, in den Bars, in den Kaufläden und, nicht am­ mindesten... in . den Zeitungstreffen, „Regardez moi ca “ bemerkte unlängst die wirdige Dame, die in ihrem Kiosk, gegenüber dem Cafe de la Bair, und­ die Nummern d­ieses Blattes verläuft, auf mächtige Stöße, englischer­ Journale, ilhútrirter Blätter und Reviews hinweifend —rien ne marche! Wir verlaufen fast gar: Keine fremden Zeitungen mehr. Man hat­ die Gaaländer mit den­ Angriffen gegen­ ihre Königin, cette, pauvre vieille femme qui­ n'y est pour rien — die nichts dafür han — gründlich verscheucht.“ Möglicherweise denkt an­ ein Bruchtheil der von Meilhac mit 10 großer Vorliebe auf die Bühne verpflanzten Dämchen so, falls sie im Allgemeinen im Stande sind,­­ darü­ber nachzugrübeln, weshalb die Insulaner von der jenseitigen Rite der Marche gegenwärtig in so beträchtlich verminderter Anzahl im Casino de­ Baris und in ähnlichen Set vermag Baris das­­ Wegbleiben der­ Engländer freilich noch­­ so ziemlich verschmerzen. Blieben aber die Massen der britischen Touristen im nächsten Sommer aus, so­ wäre dies ein harter Schlag für die Weltausstellung und für die ungezählten Leute, die es ii Fängst vormahmen, in einer Spanne-Zeit stattliche Summen ins Trockene­­ zu bringen.­­­ Man projeltirt­ und spekulirt, baut und miethet, wie noch nie am Vorabende einer Welt­­ausstellung, Ungeheuere Hotels, oder vielmehr aus Reihen von Zins­­palästen’ hergestellte Gasthöfe Harren "der aus­ allen Herren Ländern erwarteten Fremden. Tausende hoffen dur Miethen und Möbliren von Appartements, andere Zehntausende durch­ den Handel mit Ep mwaaren, Durch Lieferungen aller Art, weich zi­ werden. Optimisten glauben, wie es scheint, steif und fest, daß man sich nach einigen Monaten nur baden werde müssen, um Die Louisdors vom Boden aufzuklauben. Daneben stellen kühne Unternehmer, zumeist freilich mit­­ dem Gelde des hoffnungsfreudig fetten Dividenden entgegen­­bildenden Rubiikums, die verschiedensten Bergnügungs-Etablissements herz gigantische Bauten, wie das für zehntausend Zuschauer beredlt­­oder Das Hippo­­drom unfern von der Zehne des Montmartre. Auch die Vorhut des Heuschredenshmwarmes von spekulativen armen Teufeln aus unter­­schiedlichen Staaten ist, bereit, da. Werden Troß von Glücksjägern, Imenstr­erittern, Abenteurerinen werden uns erst Die nächsten Monate Beingen ? — —­ee nete Stadium in der Avenue de la Grande Armee, Noch sind die Kränze, welche man auf Lamoureur’ Grab fegte, nicht völlig vermelst und son­st dem ausgezeichneten Orchester- Dirigenten, dem begeisterten D Verehrer von Richard Wagner’s musi­­kalischem Genie auch ein anderer, um die Aufführung französischer und fremder, Tonmerte hochverdienter Mann, Eugene Bertrand, der Direktor der Großen Oper, im Tode gefolgt. Abergläubische Leute, deren Anzahl hier eine erklebliche ist, werden möglicherweise behaupten, daß Lamoureur seinen­ alten Freund „nach sich) 3097. Allein Bertrand, den­ eine Lungenentzündung­­ im Alter von fünfundsechzig Jahren rasch dahinraffte,­ war­ bereits erfüllet, als er dem Sarge des Mannes folgte, der Das. Kommanditen befser verstand als manche Generale. Hinter dem weich gewordenen Directeur der­ Oper lag eine ziemlich belegte Vergangenheit, eine lange Reihe von Wanderjahren, Tournees, die den , von seinen , wohlhabenden. ‚Eltern ursprünglic­­he, den Nichterstand bestimmten jungen Man,‘ Der einige Zeit hindurch­ dem Odeon angehörte, in fast alle­ Staaten Amerikas führten. Später übernahm­ er das Grand Theatre von Lille und konnte sich rühmen, der erste Theaterdirektor gewesen zu sein. Der Abdelina Patti dem französischen Bublitum vorstellte. Mod­heller begann sein Glücsstern zu leuchten, als er im Jahre 1867 Wächter und Direktor­ der Bariétés ward. Glänzende Erfolge knüpfen sich an die rastlose Thätigkeit, welche er in diesem Musentempel und gleich­­zeitig auch noch in anderen Theatern, dreiundzwanzig Jahre hindurch, entfaltete. Er führte die von seinem Vorgänger, dem Kinder Coignard begonnenen Aufführungen der „Schönen Helene" weiter, brachte „Blau­­bart", „Die Großherzogin von Gerolstein“­, „Die Räuber“, „Die dreißig Millionen Gladiators", „Niniche“, „La femme a papa“, „Lili“, „Mam’zelle Nitouche“ u.­­­. w. auf die Bühne der Barrétés und machte die P­ariser im Eden-Theater, dem er in gleicher Zeit mit Gantin und Plunkett vorstand, mit dem Ballet „Grcelfior” bekannt. Er verließ die Stätte seiner langen Wirksamkeit Anfangs 1892 nur, um die ihm von Léon Bourgeois übertragene Leitung der Großen Oper zu übernehmen. Hier, wo er sich zwei Jahre später Gaillard als Mitdirektor­­ beigesellte, erwarb er ich namentlich duch die Aufführung Teagner der Opern, durch, die Ausstattung von­­ „Samson et Dalila“, „Theis“ u. j. m. Berdienste. Die Zugvögel der Kunst,­­ die in den legten Monaten fast ganz Europa duchflatterten, sind nun wieder vorgählig da. Madame Rejane, welche die Neihe der Heimgefehrten beschloß, zeigt si entziicht­ über die Huld, welche ‚Kaiser Wilhelm und die Kaiserin, hei in Berlin bewiesen. Galant sagte­ ihr nach der Vorstellung von „Madame Sans-Gene” , der ER nachdem er die Schönheit und­ hitorische Treue der K­ostüme und die Vorzüge des Stüdes gerührt­ hatte­. PATH­ liebte bereits sehr das Stüd, das mir im Deutschen aufführen ließen, aber erst seit heute Abend wü­rdige und kenne ich dasselbe vollständig.“ Und er fügte so hinzu: „Ich danke Ihnen für die ausgezeichneten ehren, die Sie unseren deutschen Künstlern gaben . . .“ Das überaus kompathische Bild, das eine französische Künstlerin­ in einem großen P­ariser Blatte gerade heute vom deutschen Kaiserpaare entwirft, der Triumph, den eine­ hervorragende deutsche Schauspielerin soeben in der französischen Metropole errang — für mahr auch das sind neue gehen einer erfreulichen Wendung. Ferdinand Borostyány,­ ­­ ­­­in den Gitungsfans der Ata vielleicht mehr als nöthig, die im Bariser Leben eine so große . " . . Versammlungsorten der Demimonde erscheinen. Br . x a ae 2 N « Bé. Sa Be “ | 7) Br) = « E ő 3 3 = Bi EN Bi ény A 7 | a Bi « Pa; Be 238

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