Pester Lloyd, November 1900 (Jahrgang 47, nr. 262-287)

1900-11-01 / nr. 262

es"allc­eilkprivilegium odios 1m 1 der Angehörigen eines FÜVstSCHAUTET DAß ihre intimsten’Herzerst Angelegenheiten auf­ das Fort 1111 getragen werden,so kann die besere Empfindung sich mit der peinlichen Nothwendigkeit doch nur versöhnen,«wenn dabei die zarteste Sch­o­­nung und Rücksicht waltet und die unverkneidliche Erwstterung nicht in stimmungslose,nüchterne Satzschrift- Manier»verfällt.Sicherlich war der Minister-Präsident in der Schlußpartie seiner Ausführungen von lebhafter Gewächs­­erregung inspirirt und solch reitr Men­sch­lich»e­3hätte«a11f bbsojtderes Lob noch bei:1 e11A11spr11cl);.aber­ daß er diese Regung­ nicht unterdrückte,sondern in Huar:nenqudergrei­­fende­r Worte II ausströmen ließ,das ist ein staatsmännisches Verdienst welches volle Anerkennung heischt und z iu dem rauschenden Beifalle des Hauch auch volle Anerkennung fand.Dies schickten wir vor ihnm zunächst hervorzu Heben, mit welch auserlesenem Takte Herr v. Széll den Gegenstand besprach, aber dies ist nicht der einzige Vorzug der Nede. Sie war allg jühlich von außerordentlichem Werthe. Nachdem die Angelegenheit außerparlamentarisch bereits vielfach erörtert worden it, konnte der Minister-Präsident irgend­welche verblüffende Offenbarungen freilich nicht machen; aber er hat die staatsrechtlichen Wahrheiten, den Geist der Pragmatischen Sanktion und die Bedeutung der eidlichen Erklärung des Thronfolgers so plastisch bheransz gearbeitet, daß ihr Gepräge durch­ keinerlei juristische Gewalt­­thätigkeit mehr verwischt werden kann. Was zunächst die Frage der Erbberechtigung der aus der Ehe des Thron­­folgers etwa hervorgehenden Kinder betrifft, so Bot der Minister-Präsident aus dem Wortlaute der pragma­­tigen Sanktion nachgemiesen, daß in­ Diesem Punkte schlechterdings nichts fraglich und nichts zweifelhaft sen. fan. In Ungarn ist­ zur Erbfolge mr. der Erz­­herzog berufen, der auch in Oesterreich­ erbberechtigt it, die etwaigen Nachkommen des Erzherzogs Franz Ferdinand aber sind kraft der für Oesterreich geltenden Ordnung in den österreichischen Kronländern nicht erb­­berechtigt und können es daher auch in Ungarn nicht sein. Gegen diesen Zusammenhang nun sträubt ji das „Un­­abhängigkeitsgefühl” der äußersten Linien; der Gedanke ist, ihe umerträglich, daß die­ Qualität des ungarischen Thronfolgers von der Dualität des österreichischen bedingt sein­ sol, und Franz Rosfuth Hat dies gestern in dem sonderbaren Sache angedeutet, aus der „Gemeinsam­­keit und Unstrennbarkeit des Befiges" könne nom nicht Dedugzirt werden, daß der Thronfolger zuerst die Eignung zur Thr­onfolge in Oesterreich besigen müsse und alsdanıı auch in Ungarn­ erbberechtigt sei, sondern es künne auch Das Umgekehrte geschlossen werden, das nämlich ein Erzherzog vor Allem in Ungarn die Qualitäten des Thronfolgers haben müsse und alsdann auch in Oesterreich erbberechtigt sein werde! Wir begreifen ja das stolze, Selbstgefühl, sie in der These äußert, und wir windigen es auch. Nur kommt­­ diese Deduktion um etliche Jahrhunderte zu spät. Die pragmatische Santtion hat eben die­ Exrbfolge in Ungarn so begründet, wie sie jet besteht, und wir glauben nicht, Daß unsere äußerste Linie berufen jet, eine‘ neue pragmatische Sanction zu verfassen und­­ dem Reichstage vorzulegen. . Heberzeugend, hat der Minister-präsident . and. das­ Kapitel der morganatischen Ehen und der Ebenbürtigkeit erörtert; Gemiß, das ungarische Necht Feint ‚diese­ Begriffe nicht.” Aber läßt sich leugnen, daß die morganatische Ehe und die Unebenbürtigkeit Jahrhunderte Hinduch im Herrscher­­hauf je ein Hinderniß der Erbfolge bildeten und als solches Hinderniß in einer mehrhundertjährigen Brazis ebensowohl in Oesterreich, wie in Ungarn auch thatsächlich gegolten haben ? So, wie wir gestern bereits hervorhoben, zeigt denn nicht der Wortlaut der Pragmatischen Sanktion, daß dieses Grundgeset­z s den von jener Praxis beeinflußt war? Doch, selbst davon abgesehen, hat der Sradikalism­us unserer Naci­­talen ‚ganz w­er gründliche Geheimnisse. Anderwärts wird es radikalen Parteien bei aller Loyalität nicht gerade als Uebel erscheinen, wenn die Herrscherfamilie in ihren voll- oder­­ erbberechtigten Mitgliedern numerisch eingeschränkt wird; unsere äußerte Linke dagegen will den Kreis der erbberechtigten Erzherzöge durchaus gewaltsam exim­ei­­tern — warum ?. Wahrscheinlich weil sie sich verpflichtet fühlt, Opposition zu machen, nicht aber auch zu­­ denfen. Würde sie es mit der Logit etwas genauer nehmen, so wäre ihr gerade ein dynastisches Hausgeseh strengster, Wesentliche Britte dem Hause mittheilte. Diese­­ Bestim­­mungen sind nun so Harmlos und so selbstverständlich, da selbst das skrupulofeste unferstlinte Gemü­th ft mit ihnen ohnem weiters befremnden fan, und so war es unter allen Umständen eine dantenswerthe That, da­ der Minister- P­räsident sie an die Deffentlichkeit brachte. Es ist nun ein ganzer Schwarm pflichtgemäßer Danger Ahnungen unserer äußerstlinten Patrioten zerstreut. Und endlich hat der Minister-Präsident die Ber­hauptungen der äußersten Linken bezüglich der Stellung der Gemahlin des T­hronfolgers entkräftet. Es soll gewiß nicht bestritten werden, daß die Gemahlin des Thronfolgers, respektive des Königs von Ungarn rechtlich Königin von Ungarn ist. Allein in dem gegebenen Falle stehen wir der unzweifelhaften­ Thatsache gegenüber, das die­ Gräfin Esotel in vorheriger Kenntniß der­ eid­­lichen Deklaration des Thronfolgers diesem die Hand zum Chebfindnisse gereicht hat, und da gilt da der einfache Nedistag: Valenti non fit injuria. Dies haben wir übrigens gestern ausführlich genug aus­­einandergefegt und mir holumg verzichten. Nach von den Anfstelungen ‚Dirfen auf die Wieder­­alle dem aber, mas bleibt und Nekriminationen der äuß­ersten Linien aufrecht? „Und was kann nach diesem Resultat die Herren bewegen, die’ peinliche Debatte noch Fortzujegen ? Immerhin zugegeben, Daß dem einen oder dem anderen ihrer Hausjuristen das Kunststück gelingen fan, ein Schiffstau durch ein Nadelöhr zu ziehen — was wollen sie mit dem dicen Seil eigentlich anfangen? Das läßt sich in folk­­heiklen Beziehungen, wie die in Mode stehenden, doch wirklich nicht gebrauchen. Da wäre der Appell des Minister-Präsidenten wahrlich sehr wohl zu beherzigen. Nühret nicht daran! Man lasse Die intimsten Gefühle des künftigen Königs von Ungarn umangetastet! Selbst wenn die Debatte staatsrechth­­­in eben demselben Maße ver­gründet wäre, als sie unbegründet ist, so würde sie da an dem schweren Fehler leiden, daß sie schlechthin aussichtslos ist und nur einen trüben Niederschlag Hinterlassen Fanır. Wem soll dies frommen? Bedenklich, von allem­ Anderen zu schweigen, tt schon der Umstand, daß die weitgehende Rück­­sicht auf das P­arlament, welche mit­­ der Vorlage der Deklaration des Thronfolgers bekundet worden ist, nur mit unmotivirter Rücsichtslosigkeit erwiedert wird. Man hasse daher genug sein des grausamen Zeitvertreibs. Hat Die ankerste Linie das Bedinfuik gehabt, wieder einmal ihren Stolz vor Königsthronen­ zu dokumentiren, nicht nur gelehrt und nicht nur scharfsinnig, s sondern auf loyal und sentimental weichlich bewiesen und die allerschönsten Reden ihrer allerschönsten Redner künnten den Effekt nicht verstärken, künnten aber freilich­ auch den großen Eindruck der Rede des Minister-Präsidenten nicht abschwächen. Pro nihilo aber zu deflamiren und dadurch den Ernst der unga­­rischen Opposition in­­ Verruf zu bringen, scheint doch Fein Bier zu sein, das die äu­ßerste Linke über Hals und Kopf erjagen knnß, das’ 000). so hat sie dies [d . A ] mperialisten Ü­zen entgegenstellt. ‚bleibt auf lange hinaus’ der legte führende e Staats- ‚mann, der eine Volität der Nüchternheit und des Fühlen Berechnens verfolgte. An seine Stelle tritt­ der größe Un­berechenbare: Chamberlain. E e. 21 «­­ Budapest, 31. Oktober, A Wieder macht ein greiser Staatsmann von seinem Nechte, müde zu sein, Gebrauch. od Salisbury scheidet aus dem Auswärtigen Amte und bleibt blos M Premier. Veränderungen im englischen Kabinet Hat man vielfach erwartet; auch dieses Ereigniß war vorausgesehen und vorausbesprochen, und es über­­rascht nicht. Aber troßdem hat­ es seine große Bedeutung. Salisbury als Staatssekretär des Auswärtigen war ein befaimtes Programm, ein Elem­ent Ber Mubigung im un­­gestümen­ Strom des Imperialismus, er wirkte retardirend, er suchte Berführung der internationalen Gegensäße, und seine fette ausgleichende That, die dennwü­rdigste, war die deutsch­­englische Vereinbarung über die chinesischen Angelegenheiten. Mit diesem­ Traktat beschloß er gleichsam seine Laufbahn als­ Minister des Auswärtigen, und Die legte Note, Die er sich damit selbst in sein Zeugniß schrieb, war wirklich nicht die Schlechteste. Er hat England vor der splendid isolation gerettet und ihm gerade in China, wo seine Situation Die denkbar ungünstigfte schien, doch den Anschluß an Deutsch­­land,­­ welches von der englischen Bolität so häufig heimlich­ und laut als ihr gefährlichster­­ Seind verdächtigt wurde. Die Garantie verschafft, daß es im fernen Osten seine Interessen so gut wie jede andere Großmacht werde wahren können. I­ndem er das Staatssekretariat des Auswärtigen nunmehr verläßt, entzieht er nicht auch seine reichen Erfahrungen dem Dienste der auswärtigen Politik. Dieser und der Kolonialpolitik, versichern die Organe, die Heute seinen Nachtritt angekündigt haben, wird er auch ferner seine volle Aufmerksamkeit widmen, und seinen Kollegen will er jeder­­-­­eitkrvtig­­kett Aerzte«zu seinem Entschlusse«gedrängt­ wurde,sondern­ daß auch gewichtige politische·Gründe«ihn veranlaßten,einen großen Theil»des«Ballastes,den sein Staatsschiff mit sich führte,über Bord­ zu werfen,um leichter durch die gefähr­­liche Brandung zu kommen,der er entgegensteuert.Ein netter KItrBist es,den die großbritannische Politik ei 11­ geschlagen hat,ein ungewohnter,dort bisher unbekannter, der Kurs,t welcher zum Imperialismus führt Dieser­ fordert Salisbury als das erste Opfer Andere müssen nachfolgen, welcher alt oder zu schwach sind,um die Fahrt in­S Unberechenbare mitmachen zu können.Der Stern Josef Cham­berlaines ist aufgegangen und es erblassen alle anderen Lichter am englischen­ Himmel-Es ist ein­e stü­rmische Zeit angebroch­en,seit di­e Engländer in Südafrika den­ Krieg begonnen haben,"undies bedarf kühner und waghalsiger Männer, um glü­cklich das Ziel zu gewinnen.Nur ungern ist Lord Salisbury mitgegangen­,­alsz Chamberlain·x ins südafrikanische­ Abenteuer trieb. Er ist nun zufrieden, daß England, wenn auch mit den schwersten Opfern, wenigstens so weit gelangt it, Daß es nicht sein Prestige eingebüßt hat, und er berüßt den günstigen Augenblick, da die scheinbare Beendigung des Beerentrieges einen geriissen Erfolg bedeutet, abzutreten. Es wird ihm Niemand nachsagen dürfen, Daß er un­­patriotisch gehandelt, daß er sich demonstrativ zur­ezieht, um zu beweisen, er sei mit dem Imperialismus nicht ganz einverstanden. Nein, er hat ja alle Leiden geduldig mit­­gemacht, hat der neuen­dee treu gedient. Er geht nicht in einer Zeit der Mißerfolge, sondern in einer Zeit, da die Singos ihre Heißesten Wünsche der Erfüllung nahe sehen. Für England, das Neid­ Der greifen Staatsmänner, verläßt Salisbury, der Siebzigjährige, zu früh die Stätte, auf welcher er­ am bedeutendsten gewirkt hat: das Aus­­wärtige Amt. Nicht so bald wird in diesem ein Mann von der Art bereichen, wie Salisbury. Er war stets bestrebt, nur nach Erreichbarem zu trachten; als Schiller Lord Beaconsfield’S verfocht er immer seine Mederzeugungen, aber er stellte seine persönlichen Ansichten nie über das politische Sinteresse des Landes. Dies bewies am besten seine Haltung gegenüber Deutschland. Er, der Deutschenfeind zur Zeit des schleswig-holsteinischen S­rieges, sehte es gegen Gladstone durch, daß England sie mit Deutschland in der Kolonial­­politik­ ehrlich auseinanderlegte, weil ihm dies für­ England gut erschien, wenn es auch nicht seine Sympathie hatte. Er mwilligte in die Zession der njel. Helgoland an Deutschland. Als der Dreibund erneuert wurde, rief Salisbum­­ aus:: „Europa ist ein großes Heil widerfahren !" Denn er begriff als Erster und lange vielleicht als Einziger unter den nicht beteiligten Staatsmännern, welche Garantie des Welt­­friedens in diesem Bunde enthalten war. Es ist auch sein Geheimniß, wie sehr es seinen Ansichten entsprochen haben würde, wenn England selbst­­ig dem Dreibunde genähert hätte. Und er hat schließlich­ seinem Lande in der Gegen­­wart einen heute noch unschägbaren Dienst er­wiesen, als er die deutsch-englische Vereinbarung zu Stande brachte. Hart im Naume des S Kabinets stießen sich aber seit einiger Zeit die Gedanken eines Salisbury und eines C­hamberlain. War Salisbury stets ein Staatsmann, der nur das Erreich­­bare wollte, so ist Chamberlain ein Politiker, dem nichts unerreichbar scheint, der aus Großbritannien ein größeres und das größte Britannien schaffen möchte, ein Imperium. Die Wahlen haben ihm, die gewünschten Erfolge gebracht, die Zustimmung des­ Landes zu seiner Politik. Die Kolonien jubeln ihm und. seinen Plänen zu. Es ist sein Zweifel, daß Salisbury Scheider, weil er von Chamberlain verdrängt wird. . Lepterer ist der Mann­ der Zukunft, wie er, der Herr der Gegenwart­ ist.. ‚Freilich­ nennt­ man den ‚bisherigen Kriegsminister Lord Landsdowne als Nachfolger Salisbury’s im Staatssekretariat des Auswärtigen Amtes. Sollte die Ernennung wirklich stattfinden, so kann Lord Landsdowne nur als Pfabhalter betrachtet werden. Denn i­st undenkbar, daß ss dieser unpopulärste aller englischen Minister halten könnte. Lord Landsdomne partizipiert an dem Ruhm, den die Engländer aus der Zerschmetterung der beiden " südafrikanischen Boeren-Republiten für sich herleiten, nit nur nicht im Geringsten, sondern er wird für die schlechte Administration der Armee, für alle Mängel, die im Südafrika-Kriege zu Tage traten, verant­­wortlich gemacht, und er stand seit Monaten als Erster auf der Prostriptiongliste, welche die imperialistischen Stürmer angelegt haben. Sein Sturz war seit lange angekündigt, und selbst die regierungsfreundlichen­­ Blätter hatten ihn ber­­eit" geopfert. Käme er, den man aus dem Kriegs­­ministerium jagen wollte, nun in das Staatssekretariat des Auswärtigen, so würde Lord Salisbury dur­chiese Er­­nennung nur fundgeben, daß er andy die Bremserschaft bald abschütteln wolle. Denn unter den heutigen Verhältnissen ist es nichts als politischer Selbstmord, wenn man fi) den BudapethL Oktoberg .Seit langer Zeit ist­ die­ bulgarisch­e Sobranxe nicht mit einer so maßvollen und ver­­ständigen Thronrede eröffnet worden,wie diesmal.Mit anerkennenswerther Offenheit gedenkt diesolge des suzeränen Verhältnisses zwischen der Türkei und Bulgarien,und die ungewöhnliche Wärme,mit der von dem Wohlwollen des Sultans gesprochen wird,­erinnert an die besten Tage der auswärtigen­ Politik Bulgariens zur Zeit Stambulow’s.Es mag ja die Betonung solcher Beziehun­gen nicht ganz nach dem Geschmacke der eroberungslustigen Patrioten sein und doch gibt es für­ Bulgar­ien keine korrekten­,keine gesundere Politik,als die Aufrechterhaltung freundschaftlicher Be­­ziehungen zur Türkei.«Bulgarien ist nun einmal zu schwach, um den territorialen status quo auf der Balkan-Halbi­nsel zu verändern,­­ und dies wäre aug dann der Fall, wenn das gürstenthum in gericinten Momenten auf Die Unterftügung seiner­ Nachbarstaaten rechnen künnte — mas befanntlich gerade unter den jenigen Verhältnissen am wenigsten der Fall it. Dazu kommen noc die handelspolitischen Interessen Bulgariens, welche ohne das Wohlwollen oder gegen den Willen der­ Pforte seine erfreuliche Entwiclung erfahren können. Der Abschluß eines günstigen Handelsvertrages mit der Türkei gehört zu den V­orbedingungen einer solchen Ente­­icklung und man scheint in Sophia über die staatsrechtlichen und wirthschaftlichen Schwierigkeiten der bezüglichen Ver­­handlungen vollk­ommen im Klaren zu sein. Man wird wohl nicht fehlgehen, wenn man die oft angekündigte Reife des Fürsten Ferdinand nach Konstantinopel auch­ von diesem Standpunkte beurtheilt. am Dildizekios i it man­ für solche Aufmerksam­­eit, welche aus einer Torretten Auffassung des Suzeränitätsverhältnisses entspringt, überaus empfänglic­ Se mehr sich der Fürst mit dieser Reife beeilt und je mehr er.sein Unterthanenverhältniß in Stambul betont, desto sicherer, man er auf die Gewährung politischer und wirth­­schaftlicher Konzessionen rechnen. Die Betonung der Dankbarkeit gegenüber Rußland wird in der T­hronrede deshalb keine Mißdeutung­­ erfahren können. Dieses Gefühl entspricht durchaus den T­ra­­ditionen des bulgarischen Bolfes, das sich auch Heute dem Einflusse des Czarenreiches gern unterwirft. Das Petersburger Kabinet befolgt jegt eine konservative Politik in allen­ Ballanfragen und man scheint endlich in Sophia eingesehen zu haben, daß an der Nema die Aufrecht­­erhaltung des Friedens und des territorialen status quo ganz entschieden und aufrichtig gefordert wird. Es wäre nur zu wünschen, daß die bulgarische Negierung au in ihrer Handlungsweise diese Erkennin­g zum Ausdruch brächte und mit möglichster Energie den bekannten maze­­donischen Bestrebungen entgegentreten würde, welche ja auch die Beziehungen zu Rumänien so sehr getrübt haben. Die T­hronrede geht mit einer geshh­ten Wendung ü­ber den Konflik­t mit Rumänien hinweg; sie klingt überdies so fried­­fertig, daß man annehmen darf, die bulgarische Regierung werde die Affaire Mihaileanu nicht mehr auf das politische Gebiet hinübertragen. Die mohlmeinenden Rathschläge der meistinteressirten Mächte­ sind in Bukarest und Sophia be­­­folgt worden. Anfänglich hatte es wiederholt den Anschein, als ob Die u­nverantwortliche Thätigkeit der mazadonischen Komités zu­ politischen Weiterungen führen könnte, indessen gelang es doch, Die berechtigten Aufragen des Bukarester Kabinett vom Gebiete der Politik auf jenes der kriminellen Gerichte " zu übertragen. ebenfalls hat die energische Demarche der rumänischen Regierung eine sehr ernüchternde und abschiedende Wirkung geübt. Die­­ mazedonischen Komites dürften sich in Zukunft hüten, ihre Thätigkeit nach dem Auslande zu verlegen, und die bulgarische Negierung fünnte, wenn sie nur halbwegs guten Willen und etwas Energie besagt, den mazedonischen Komitee unter Hinweis auf die internationalen Verlegenheiten der rechten Zeit mit vollem Recht und gutem Erfolge entgegentreten. Drei von auswärtigen Besorgnissen kann ss nunmehr die bulgarische Regierung der Konsolidirung der inneren Verhältnisse, namentlich aber der Sank­ung der ziemlich zerrü­tteten Staatsfinanzen hingeben. Gewiß haben die legten Mißjahre Einiges dazu beigetragen, doch hat das Meiste die Läsfigkeit, um nicht zu jagen: Die Leichtfertigkeit ver­­schuldet, mit welcher jahrelang gegenüber den Stants­­gläubigern verfahren wurde. Wie es heißt, beabsichtige der Finanzminister vor Allem, das Vertrauen dieser Gläubiger duch die unbedingte Sicherstellung ihrer Forderungen wieder zu gewinnen. Hiezu soll ein Z­wölftel aller Staatseinnahmen in eine von einer gemischten Kommission verwaltete Saste fließen, aus der dann die Zinsen und Amortisationsquoten der Staatsschuld bezahlt würden. Der Finanzminister wäre, solange als jenes Einölftel nicht deponirt ist, gar nicht Feuilleton. Elektrische Enttäuschungen. Da las ich vor Kurzem in­ einem Tagblatte eine recht­ sonder­­bare Notiz. An derselben war vom „berühmten Nelvuten der Monarchie" die Rede, und zwar wäre dieser ein gewisser Jan­­ Sz­czepanef, der außer einen genialen Webstühle auch so nebstbei das „elektrische Sehen” erfunden hätte. Auf Grund dieser Erfindungen wird nun verlangt, der junge Mann, den man übrigens schon als­ „polnischen Edison“ bezeichnet, möge vom Militärdienste befreit werden. Der Name dieses „berü­hmten Mefruten“ ist übrigens seine Neuheit in der Tagespfesse, besonders in jener jenseits der Kar­­­pathen; es it ein Name, der al Sensation herhalten muß, wenn 28 zufällig nichts Neues vom südafrikanischen oder hineinschen­ Kriegs­­shanplage gibt. Ich fenne den Webstuhl nicht, den­ der junge Pole erfunden hat, und kann er deswegen meinethalben ein berühnter Mann werden. Was aber seine elektrischen Erfindungen­ anbelangt, so er­­scheint mir seine „Berühmtheit“ sehr fraglich der Natur. War da vor ungefähr einem­ halben Sachre­iz preife die Nachricht zu lesen, der geniale Jan Hal Sehen” erfinden und werde dasselbe auf der Bari vorführen. Vergebens suchte ih in Waris nach b­rochalen Er­­findung — sie war weder mit dem gewöhnlichen Aug­och aber auf elektrische­m Wege sichtbar. Auf dem internationalen­­ Elektrizitäts- Kongresse hatte ein Landsmann Jan eine­r Vorlesung, betitelt: „La vision electrique“ angekündigt und wir Ätröniten in hellen Scheuren nach der Rue de Stael, um das Wunder anzustaunen. Wie aber wurden wir enttäuscht! Gritens erfuhren wir, daß wenigstens zwanzig Leute Schon vor Ozczepanet das elektrische Sehen „erfunden“ hatten, und zweitens, daß­ auf der junge Bose in den­­­selben Bahnen gewandelt wie seine Vorgänger, und seine Erfindung auf dem Papier hatte Stehen Lassen. Apparate waren Feine zu sehen, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil ihre Konstruktion nur noch eklatanter bewiesen­­ hätte, daß das Problemt auf diesem Wege nicht zu Lösen sei. Aber der Jan hat de 11 noch(851ück.Obwohl er eigetlich gar s nichts erfunden hat,(so gilt er doch)in der Tagespresse als der Er­­finder des elektrische 11 Sehe er Und wer weiß,was man s ihm noch andichten wird Der Mami braucht vi mamra 11n11r zu sagen,er ·h­abe das elektrische Dchkelk oder das elektrische Gefühl erfunden,—und flxtgs wird es durch die­ Presse hinansposmmt und dem löblichen Publikum als vollendete Thatsache aufgetischt.­Der Erfinderruhnk ist «sehr billig geworden heutzutage,umso mehr,als die naiven Leicht­­gläubigen immer mehr anstatt weniger werden in unserem , zivilisieren Jahrhundert. Ein Leibgericht für die Herren Neporter aus allen Ländern is. auch Nicolas T­e 3 La, der im Anfange wohl Einiges erfunden hat, nun aber schon seit geraumer Zeit nur mehr auf dem Papiere arbeitet. Man kann sich erinnern, wie urpröglich Tesla von der amerikanischen Pfesse emporgehoben und in den überschwänglichsten Dithyramben gefeiert wurde. Nach unserem lieben Herrgott kam sofort Tesla an die Neihe, und man erzählte von ihm, er könne die unglaublich­en Dinge vorbringen, Dinge, wie man sie nur von einem gottähnlichen Wesen erwarten konnte, Monat auf Monat verfloß, und Tesla schwieg. Er, der Mann, der die Erfindungen nur so aus dem Nodärmel herans­­c­hütteln sollte, wurde nun auf einmal sehr fang in den Neuerungen seiner Genialität. Das war einer Ak­tengesellschaft, die sich eigens zur Ausbeutung der Fodeen Teslas gebildet hatte, nicht besonders an­­genehmt, und­ der Lärm in der Tagespfesse mußte von vorn anfangen. Alle Augenblicke hieß es, Tesla habe Dieses und Senes erfunden, aber die Erfindung­ blieb auf dem P­apier, sie war nichts als Rapier. Die Freunde Tesla’s, welche seinem Emporkommen aufrichtigen Beifall gezollt hatten, sahen mit Betrübung, in welch marktschreierischer­weise ein einfacher Gedanke, eine schüchterne Hypothese als vollendete Thatsache hingestellt wurde. Sie glaubten, Tesla stünde Dieser Neflame­­barcherei vollständig fern, und Alles, was über ihn und seine angeb­­lichen Erfindungen verlautbart werde, sei nichts Anderes als Dag Hirngespinnst sensationslustiger Reporter. Dennoch aber konnten sie Tesla den Vorwurf nit ersparen, Daß er dich seinen Mistizismus, doch jene sicherschwänglichen Hoffnungen der Neflametreiberei indirekt Anlaß gäbe. Nun aber hat Tesla vor einigen Monaten in dem»Century EI.­«Eadhzi­­­e««einen Artike­l,betitelt:"i,,’l’l­e problem of the reasing human energy with special reference to the harnessing of the sun’s energy" (Das Problem der Vermehrung der menschlichen Energie mit besonderem Hinweis auf die Bemeisterung der Sonnen­­energie) veröffentlicht, welcher die Phantasie der einbildungsreichsten Reporter weit überflügelt. Das menschliche Leben sei nichts Anderes als eine Bewegung. Wenn nun ein Körper in Bewegung ist, so , mühe es eine Kraft geben, die ihn bewegt." Die "menschliche Energie sei nun nichts Anderes als das Produkt einer Multiplikation, "in welcher der eine Faktor durch die Körpermaffe des Menschen, der andere Faktor aber dur eine gewisse Geschwindigkeit repräsentirt werde. Tesla warnt nun seine Leier, den einen Faktor, ihre Körper­­maffe, durch Unmäßigkeit, Unmoralität oder durch unreines Trink­­maffer zu verringern, er die Erde durch Elektrizität befruchten, indem er mittelst gewaltiger elektrischer Entladungen in der Luft den­ Stichstoff derselben mit dem Sauerstoff zu einer Verbindung zwingt, welche als Trüffiges­ Dung­­mittel verwendet werden man. von zweckmäßiger Nahrung sprechend, will epochale „Erfindung“ gemacht, die in der Tagespresse breitgetreten wurde, was umso mehr Wunder nehmen muß, da weder der Gedanke selbst noch die aus selbem gezogenen Konklusionen neu sind. Aber es lag 045 Bedürfniß vor, wieder einmal­­ von Tesla zu reden, und man wird das Spiel solange wiederholen, bis es endlich nicht mehr verfängt. Man hat es seinerzeit Edison sehr verübelt, daß er mit der Bellemetrommel handirte, aber wenn man bedenkt, mas Gbifon Alles Bei.dieser, Gelegenheit Spricht Tesla, auch vom Kriege. Er will denselben­­ so fürchterlich machen, daß man Die Luft an der Krieg­­führung vollständig verlieren werde. Dieses Problem miss Tesla durch „Teleautomaten“ Lösen, welche den Menschen erregen sollen. Dieser Teleautomat­­ bringt nach Willen fürchterliche Erplosionen hervor, schleudert Blige, entmictelt mit einem Worte eine außerordentlich destrustive Thätigkeit. Er hofft, einen Teleautomaten Zonfteuiven zu konnen, welcher seinen eigenen Geist haben werde und welcher wie ein Mensey unterscheiden werde können, was er thun und was er lassen solle. Ueber andere Pläne Tesla’s Habe ich schon seinerzeit berichtet. . Er will die Elektrizität in die höheren Luftsphären leiten, md sie ohne Draht dahin eilt über das weite Meer, um eventuell im Paris einen Motor zu bet­ätigen. Diesen versproc­henen Motor haben mir heuer in Paris nicht­ entdecken können. Er will die meitesten Entfernungen überbrüden, seine Elektrizität fennt seine Begrenzung mehr.­ Was nun die Pläne betreffs Fortpflanzung der Elektrizität ü­ber die Meere hinaus betrifft, erzählt man sich folgendes Begebnis: Tesla saß wieder einmal in einem der feinsten New-Yorker Restaurants und ließ si, in träumerischer Boje gelagert, vom Bublitum anftaunen. Nahte sich da ein junger Mann und stellte sich vor, wahrscheinlich um dem Halbgotte eine Huldigung darzubringen. Aber dem war nit so. Der junge Mann trug einfach: „Meister Tesla, Sie versprechen, Die Elektrizität ohne Draht über den Atlantischen Ozean­ zu­­ leiten. Warum versuchen Sie es nicht mit kleineren Distanzen ? Zeigen Sie einmal, ob Sie es zwischen New­ York und Washington zu Wege bringen können !* Tesla blieb die Antwort fluldig. Wieder verfloften Monate, die Energie der Sonne war nach unmeyg nicht bemeistert, die Elektrizität flog noch immer nicht durch die­­ Luftschichten, aber von Tesla mußte wieder einmal die Nede Diesmal sollte er das Mittel gefunden haben, die Elektrizität auf­­ Wege über ungeheure Distanzen zur leiten. Diese neueste „Erfindung“ hasirt auf­ der Thatsache, daß Eis - Leitungsdrahtes eine Rohrleitung zu verwenden, in welcher eine unter dem Gefrierpunkte befindliche Flüssigkeit zerfuh­rt. Se­hälter die Zeitung set, desto besser ifolite sie den elektrischen Strom. Aus diesem Gedanken, der nur in ganz vereinzelten Fällen und in beschränktesten Maßstäbe zur Anwendung gelangen kann, wurde man wieder eine ‚geleitet hat, muß man die für­ ihn aufgewandte Reklame ein Heine . Bwerglein nennen im Vergleiche zu jener, welche jecht für Grfinder- Schm­ädlinge geschlagen wird. Wer dann die Leistungen Edison’s alle in einem Athem herzählen ? Der Telegraph, das Telephon, das elef­­teisde Licht, der Phonograph werden seinen Ruhm ewig verkünden , das ist ein Mann, der seinen Namen in Wirklichkeit unsterblich gemacht hat. Bon Edison aber hört man­­ schon lange nichts mehr reden. Was aus ihm gemorden it, kann ich unseren Lesern verrathen. Er hat sich fest fast ausschließlich der Grzgeminnung zugewendet, und hat seine ganzen Sträfte an ein Unternehmen gewendet, das entweder ein ungeheures Fiasko oder aber ein ungeheurer Erfolg­ werden wirch. Im Bereice mit einigen ergebenen Freunden hat er große Streben Landes zusammengelauft, in welchem Eisenerze frei zu Tage liegen. Ess entfällt daher die Nothunwendigkeit, tiefe Schächte zu bauen, und der Abbau erscheint dadurch ziemlich verladend. Um man das Eisen aus den Erzen herauszulieformen, wendet Edison folgendes Verfahren an: Die Erze werden zu feinem Pulver vermahlen und dasselbe fällt aus einer rewisen Höhe herab. Seitlich befinden ich Elektromagnete von foloffalen Dimensionen, welche das im Pulver enthaltene Eisen ebenso anziehen, wie wir es in kleinerem Maßstabe Schon in der Elementarschule von einem reinen Magnetchen und Eisen­­feilspänen sahen. Edison vermahlt die Exte in Moleküle, der Elektro­­magnet zieht die Eisenmoleküle an, während die Gromoleküle in Form von feinem Sand gesondert auf einen Haufen allen. Dieser Gedanke, so einfach er auch erscheint, begegnete in seiner Ausführung unendlichen Schwierigkeiten, welche hundert Andere für immer abgeschredt hätten, um Edison nicht. Er verbiß sich in sein­e Problem­ und ließ von demselben nicht ab, trug dem dasselbe einen Theil seines Vermögens nach dem anderen verschlang.­­Unzählige Mor­delle von elektromagnetischen Maschinen wurden erprobt, bis sich eines Fand, das den feinen Eisenstaub aus dem erdigen Pulver im voll­­kommenster Weise herauslodte. Edison warf eine komplete Einrichtung von Mahlmühlen nach der anderen bei Seite, bis er endlich eine An­­ordnung erfand, die ihn befriedigte. An derselben drehen sie Die das Erz zermahlenden Cylinder mit unheimlicher Geschmindigkeit, so daß man im Anfang prophezeite, bei dieser gewaltigen Reibung würde Alles schon in der ersten Stunde in Hige und Flammen aufgehen. Die Mühlen sind Kolosse an Umfang, wahre Giganten aber sind die Krahne, welche die riesigsten Erzblöde vom Boden aufheben und mit einem Rud­in die Mühle befördern. " Unvermuthete Schwierigkeiten verursachte die Feuchtigke­itYl metil sie den Erzstaub zusammenkleben machte, so daß das gemonnene Brot duft unrein wurde. Diesem Uebelstande wurde dadurch abgeholfen,­ daß der Staub früher vorgemärmt und getrocnet wurde, bevor das­ Eisen aus ihm au­geschieden war. Ein großes Hinderniß bot auch der Transport des gewonnenen Gisenstandes, melden die Käufer im Dielen plben Tages“ „elektrische Hausstellung

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