Pester Lloyd, Dezember 1901 (Jahrgang 48, nr. 289-313)

1901-12-01 / nr. 289

"­­ "stände niß für die wirthschaftlichen Elemente Budapest, 30. November. * Walten lebendige Wechselbeziehungen zwischen dem A­bgeordnetenhause und der Nation ? Die bloße Trage muß als bösartige Kederei erscheinen, zumal jei, da die Volksvertretung in unbefleckter Empfängniß neugeboren, kaum erst den Mutterschoß verlassen hat. Und doch: selbst wenn Jemand gleich und mit verzückter Andacht sich in Die tiefsinnige Abreßdebatte versenfte, wird er darin seine Note erlauscht haben, die im Volksgemüthe wiederklingen kann. Wessen Sinn auf eircenses gerichtet ist, der­ mag an dem mit­­unter glänzenden parlamentarischen Kampfspiele seine Freude gehabt haben; aber das Verlangen nag Brod hat dabei wahrlich seine Befriedigung gefunden. Und nach Brad freien nicht allein die Arbeiter, die Armen und Elenden, denen die Nährquelle versiegt ist, nein, schreit heute das ganze Land „von den Karpathen bis zur Adria”. Magen, nichts als Klagen! Die Landwirthschaft jammert über fortschreitenden Verfall. Die Industrie in­ ihren be­­deutendsten Zweigen mag vielleicht zu stolz sein, um sich selber ein Armuthszeugnis auszustellen; doc Die massen­­reifen­arbeiter-Entlassungen verkünden überaus eindring­­lich ihren Nothstand. Und der Handel — die erschredend sich mehrenden Zusammenbrüche Heiner und mittlerer Existenzen, welche ja die Mehrzahl bilden, erzählen seine trübselige Geschichte. Wie sonderbar nun, d­a man in unserem Parlament fi mit der flüchtigen Bescheinigung der „wirthschaftlichen Depression” begnügte, und dann mit ver­hängtem Zügel in bag­ade politische Gezünfe hineinritt! Warum hat man sein Wort darüber verloren, wie den Folgen dieser Depression zu begegnen sei? Sind die Abgeordneten, die als einzelne Persönlichkeiten Die materielle Noth ihrer Wähler zumeist am eigenen Leibe mitempfinden, gleichsam auf xgolir­­fchemel gestellt, so­bald sie zu Parteien sie zussammen- Schließen? Oder sind sie noch immer von dem guten alten Täblabiregen­te so sehr ummittert, daß ihnen das Ber­­beg modernen Staats- und Gesellschaftslebens nicht aufgehen kann? Wenn nichts Anderes, die Thatsache eines machenden Ausgaben­­etats bei rüdläufiger ökonomischer Bewegung hätte sie frügig machen müssen. Ueppige Finanzen bei blutarmer Boltswirthschaft — das ist ein eben solches Wunder, als wenn man Feigen von einem Dornenstraubhe pflüden würde; und wenn in unserer realen Welt kein Mensch an Wunder glauben kann, so muß man doch zum Nach­­denken angeregt werden, wie lange ein solches Ma­ßverhältnig ohne schwere Gefährdung auch der Staatsfinanzen Torte gefristet werden kann ?­ Und indem wi wir von wachsenden Staatsausgaben sprachen, lag uns die Absicht, damit auf nur einen leisen Tadel zu verbinden, unendlic fern. Der ungarische Staat ist eben ein lebendiger Organismus, der in das von augen­­bii­licher Not geschmiedete Profruftesbett nicht gezwängt werden kann, auch gar nicht gezwängt werden darf, wenn er zugleich seine wirthschaftliche Mission, die ihm unter un­­seren Verhältnissen zugefallen ist, sol erfüllen können. An eine Einschränkung der Ausgaben ist so wenig zu denken, daß man vielmehr mit der Wahrscheinlichkeit einer Steigerung der Erfordernisse rechnen muß. a. Die Wiener Minster- Konferenzen rüden diese Wahrscheinlichkeit in die Sphäre der unmittelbaren Betrachtung. Man braucht in die Geheimnisse der Berathungen nicht eingeweiht zu sein und wird body das Richtige treffen, wenn man aus der Zusammenlegung der gestern unter dem Borsige St. Majestät­­ abgehaltenen Konferenz den Schluß zieht, daß es sich vorzugsweise um jene Armee-Ref­ormen handeln dürfte, auf welche schon vor geraumer Zeit die P­erspektive eröffnet wurde, an welche auch ein bedeutsamer Bafsus der Thronrede anklang und deren Ausführung vor allen Dingen Geld und noch einmal Geld erheirscht. Diejenigen freilich, die sich hoch und theuer verschwören, daß sie über den bisherigen Bedarf seinen Mann und seinen Groschen bewilligen werden, können­ frohen Mythes sein; sie jagen einfach Nein und ziehen sich vor allem Ungemach in den Schatten Fühler Ablehnung zurid. Was kann in der großen und Kleinen Welt weiter Schlimmes passiren, wenn die gesinnungstüchtige Opposition in ihrer negativen Tugend verharrt! Aber die ersten Leute, die in ihrer Verantwortung bewußt sind und vor den politischen und sittlichen Nothmendigkeiten die Flucht nicht ergreifen können, sie haben es nicht ebenso leicht, sie müssen sich unter allen Umständen positiv bethätigen und sie werden darnach sicherlich auch die Armeefragen behandeln. Hat man also, wie gesagt, mit dieser Wahrseinlich­­keit zu rechnen, so wirft sich das unwirthschaftliche Problem nur umso bezwingender auf. Fast seheuen wir uns den Semeinplag niederzuschreiben, aber die elementare Wahrheit, die darin liegt, kann durch seine philosophische Formel ver­drängt oder­ erregt werden: Neue Leitungen sind nur möglich, wenn die Leistungsfähigkeit gehoben wird. Und noch einmal: diese ist auf der ganzen Linie im Ni­chgange begriffen. Wäre ein Zweifel hieran möglich, die immer lauter ertönenden Klagen wirden ihn zerstreuen, denn grundloses Kammern und Winseln über Die Noth der Zeit war niemals ungarische Eigenart. Im Gegentheile:, eine­­ gewisse stolze Zuversicht und­­ ein Patö-Pal-mäßiger Gleic­­muth bilden einen starren Einschlag. 008 mugarischen Wesens, Wie [hwer muß nun der­­ Drud auf Allen und den Einzelnen lasten, wenn Hilferufe immer dringender durch das Land ziehen. Und da gilt es eben zu Helfen! Bon Seite des Staates zu allererst. Da es gut, ob es schlecht sei, daß­ immer und immer wieder der Staat in Kontribution gejegt wird — das zu untersuchen, wäre re&t­müßig. Dies ist nun einmal sozusagen, ein Gewohnheitsrecht geworden und man kann es nicht aufheben. vierlei, ob die Gesellschaft darum an den Staat appellirt, weil sie noch nicht mündig geworden, oder weil ihr die Mittel materieller Selbsthilfe nur unzureichend gegeben sind, geändert kann vorerst daran nichts werden, und wer zumarten wollte, bis die Gesellschaft sich selber erzieht oder aus eigener Kraft emporhilft, der würde wohl eher den allgemeinen Nieder­­gang, als den allgemeinen Aufschwung erleben. Ganz ent­schieden ,vertreten wir Daher Die Ansicht, daß der Staat werkthätig einzugreifen habe, um, sei e8 neue Eximwerbe­­quellen zu erschließen, sei e8 darniederliegende Kräfte auf­­zurichten, sei es den­ Druck zu Beseitigen, der auf Produktion und Handel lastet. Die dies anzufangen sei — wir fühlen und nicht berufen, mit fontfreien Vorschlägen zu debutigen. Smeierlei nur wagen wir mit aller Bestim­mtheit auszusprechen. Einmal, daß es mit sogenannten Nothstandsarbeiten nach den bisz­herigen Mustern nicht gethan sein kann. Heute kann nicht mehr von der Unterfrügung der­ Arbeiter allein die Nede sein; jeßt gilt es eine umfassende Nettungsaktion in großem Style zu entfalten und die Hilfe für die arbeitenden Klassen ergibt es dann von selbst. H3weitens, daß man vor einer großen Kreditoperation zu Diesem BZwede nicht zurückscheuen darf. Getroff Tan man jegt an Den europät­­igen Geldmarkt herantreten ; er ist außerordentlich, ausnahms­­fähig für solide Ansehen und je sicherer es ist, daß Ungarn von seinem Kredit nur zu produktiven Investitionen Gebrauch machen würde, desto weniger ist ein Fehlschlag zu besorgen. Und hat der Staat nur erst den Anfang gemacht, so wird alsbald auch die gesellschaftliche Unter­­nehmung fi) beleben, denn im Ende derzeit gebundene Faktoren würden sich zu kraftvoller Bethätigung regen, wenn der Kampf gegen die „wirthschaftliche Depression" in Wahrheit aufgenommen wird. Wir dürfen ja an die Zeit nach dem großen Wiener „Krach“ erinnern. Schlimmer haben seine Folgenwirkungen hierzulande gehauft. Schlimmere Verheerungen hat er angerichtet, als selbst eine exnite Krise heutzutage in Ungarn, dessen wirtscchaftlicher Orga­­nismus ein unvergleichlich kräftigerer geworden, zu kaufen und anzurichten vermöchte, und doch das Zusammenwirken von Staat und Gesellschaft, des damals schwächlichen Staates und der damals nor weniger entwickelten Gesell­­schaft, wurde doch bald genug die Misere beseitigt. Darum “auch sei weiter sein Zögern und Feine Bedenklichkeit! von der Negierung, deren Chef Koloman Széll heißt, der einen scharfen und geübten Blick für die finanziellen und ökonomischen Nothwendigkeiten und Möglichkeiten besitz, und diesen eben nach dem Debacle von 1873 so­­ glänzend be­wiesen hat, kann man zuversichtlich­ eine entscheidende That erwarten, wenn nur das Parlament Hinter seinen Sonten­­tionen nicht zurückbleibt. Das Parlament, sagen wir, das­st die Dorfsvertretung in ihrer Gesammtheit, denn in diesem alle würde eine P­artei, die um des Prinzips willen Opposition bat, sich schlechtweg mit der ganzen Nation, ja mit wichtigen Lebensbedingungen der Nation in Widerspruch­ fegen. Und trog aller üblen Erfahrungen haben wir von unseren­ oppositionellen Parteien eine weit bessere Meinung, , als­ daß wir einer, von­ ihnen die schnöde Absicht zumuthen könnten, aus der Noth des Landes partei­­politisches Kapital zu Schlagen. Darum sind wir Schlechter­dings nicht im Stande, zu glauben, daß, wie hie und da vermuthet wird, die Volkspartei darauf ausgehen künnte, die Thatenfähigkeit der Regierung duch parlamentarische Erzeife zu lähmen. Auch das Bolt der Volkspartei braucht Hilfe, und diese ist weder von frommen Sprüchlein, noch von unfrommen Verwünschungen zu erwarten. » " Der „alldeutsche Verband“, — Antwort an den Herrn Abgeordneten gut KRorodi. — Im Klausenburger P­rofessorenclub Habe ich vor einen Jahre eine Vorlesung über die pangermanischen Vereine gehalten. Ich hielt es an der Zeit, daß die gegen den ungarischen Staat gerichteten offenen und geheimen Angriffe der seit 30 Jahren gegen uns arbeitenden reichs deutschen Vereine einem weiteren Publikum besser­­ bekannt gemacht werden, und das and­ Andere sich mit Dem Studium in Trage beschäftigen. Mein Vortrag ist, beträchtlich erweitert, aug in der Form einer Flugschrift erschienen und die zweite Auflage | Tomtte — dank der Gefälligkeit der Maurenburger Gámán fdjen Buch­bruderei — in mehreren Tausend Exemplaren verbreitet werden. Die Professorenklubs befassen sich nicht mit Politik und die Verlefung, die Slugschrift Hatte nur den Zwec, auf gesellschaftlichem und literarischem Wege eine Gegenbewegung hervorzurufen und zur Abwehr anzer­­spornen, Daß der Inhalt der Flugschrift zu einer politischen Waffe gegen unser Bündniß mit Deutschland benütz wurde, ist nicht meine Squid. Schließlich it Jedermann berechtigt, aus den Daten der Flug­­itell Schlüffe abzuleiten. Dieselben anzunehmen oder zu widerlegen. Auch der Herr Abgeordnete Luk Korodi bat sich beeilt zu widerlegen, richtiger eine Nachfertigung zu veröffentlichen. Er t­at dies in der Nummer vom 22. November des „Beiter Lloyd“ in einem so meisterhaften Style der DVerstellung, als wenn nur von dem drohenden Rangermanism­us, sondern von einem harmlosen Gesellenverein in Stoderau die Rede wäre. Er nicht die Dinge so hinzustellen, als wollte die Flugschrift, oder als wollten die Zitate Mafovsíya „dem Protestantismus Eins am Beuge flieen”. Dieses Bemühen wird jedoch dem Herrn Korodi kaum gelingen ; denn wenn von illiberalen konfessionellen Angriffen und schmusigen Kraft ausdrücken die Mode ist, dann finden mir diese eben im pangermani­­fen Lager. Oder meiß Herr Korodi nicht, Daß die „alldeutschen” ungarfeindlichen Pamphlete, die bei den Sachsen so beliebten Wolf­­fschen Zeitungen ein ganzes Wörterbuch von „Subaeo-Magyaria”" — „Subdapest” — „Magyarisches udengefindel“ und ähnlich über­schriebenen Artikeln besigen? Weiß er nicht, daß im Wiener Parla­­mente gerade die alldeutsche Gruppe die häßlichsten Tonsessionellen Standale macht ? Auf meinem Tische liegt ein 200 Seiten starkes Buch „Ungarns Fünfendjährung in deutschem Lichte von 9. Waftian“. Dieses Buc ist unter den fcinigenden Fittigen des „alldeutschen Verbandes“ zur Schmähung unserer Milleniarfeier geschrieben worden. Eine tendenziöse Zeichnung „ziert“ das Titelblatt dieses Buches: die Karikaturen eines Magyaren und eines uden, wie sie das Wappen Oesterreichs zerreißen. Kennt Herr Korodi diese Schmähsschrift? Er muß sie rennen, denn sie ist ja mit reichlichen Zitaten aus sächsischen Blättern geschmüdt. Nun demmt indem Dieses Buch. Kdaffen Agitationsmaterial gewiß nicht von den Herren Sachen geliefert wurde, oder do?) — indem dieses Buch die tausendjährige Vergangen­­heit Ungarns in den Rath zerrt, die staatsbildende Kraft des ungarischen­ Volkes lächerlich zu machen sucht, die Nechte dieses Boltes leugnet, das ungarische Parlament als eine bestechliche Körperschaft brand­­markt, indem­ dieses Buch auf Seite 165 ganz offen mit der Auf­­wiegelung des „Sachsenwolfes“ droht und sich schließlich in folgendem Ausbruche gefällt: „Er mache doc endlich, deutscher Michel, und zeige dem mongolischen Gesindel jenseits der Leithe, daß germanische Kraft, titanisch gereift, noch ragen wird, menn­ vom ritterlichen­ Magyarenpolfe auch nicht ein Stiefelsporn mehr aus d­em jüdbischen Sumpfe in dem ec immer mehr versinket, hervorlugen dürfte!” (S. 112) — da darf ig­ wohl fragen: Was meint Herr Lug Korodi dazu? Mas Soll, Herr Abgeordneter,­­die Spiegelfechterei mit dem Protestantismus, dessen Heiligste s christliche See, die Duldsamkeit, von den alldeutschen Herren durch grenzen­­losen Antisemitismus längst gefälscht wurde? Ueber die gegenwärtigen Absichten des Gustav-Adolf-Vereins halte ig alle meine Daten aufrecht, ebenso meine Ansicht über die neuere pangermanische Richtung dedsel­ben. Hier sind entweder die mündlich beschafften Daten des Herrn Zus Korodi lüdenhaft und oberflächlich, oder die Mittheilungen des offiziellen alldeutschen Schriftsteller Dr. Suntram Schultheiß unrichtig. Ich befise das Werk des Lebteren: „Deutschnationales Bereinsmejen. Ein Beitrag zur Geschichte des deutischen National­­gefühls. Herausgegeben vom alldeutschen Verbande, 1897. München. Verlag Lehmann.‘ .,Siebenbü­rgen«1nitderkt Hauptverein in Hermannstadt hat für die Unterstützung von 139 Gemeinden erhalten 511.316 Mark,davon­ jedoch selbst aufgebracht 234.700 Mark;die evangelische Kirche der Siebenbü­rger Sachsen zählt rund 200.000 Seelen.Die Zuwendungen des Gustav-Adolf-Vereins dienen dort für ausschließlich dem Schusbe des Deutschthums, doch vers­chmäht er unter Umständen auch eine magyarische Gemeinde helvetischen Bekenntnisses, wie die in Sächsisch-Negen nit. Die Unter­­tasung von den sonftverh­öhnten Deutschen anzunehmen. Das eigentliche Ungarn hat vom Gustav- Adolf-Verein für 372 Gemeinden im Ganzen 1.260.083 Mark an Unterstügungen erhalten. was dortige Bmeigvereine in Zusammen­ er Kennt Herr Zub Korodi Diese 82 Seiten starre pangermanische Schrift? Wenn er sie nit fennt, wolle er sie sefen. Wenn er sie aber rennt, wie konnte er bei dem ehrenmertschen „Petter Lloyd’ Einlaß begehren, um die, angeblich ‘,,falschen” Daten Hangay’s öffent­­lich zu widerlegen ? An der Rubrik „Antisemitische Vereine" (S. 65 dieser Schrift) glänzt abermals die alldeutsche Duldfamteit ! Seine sämmtlichen Daten über den­­ Gustav-Adolf-Verein zitigt Professor Schultheiß aus Oslar Zenters Werz: „Der Gustav- Adolf-Verein in Haupt und Oliedern. Leipzig 1882.". Dazu gibt er folgenden Kommentar :­­­­­« dem­ Zentralvorstande geleistet haben, beträgt als Erbe laufender Bosten nicht mehr als 53.885 Mark. D­ie belvet­ste Kirche hat sich stetsaß rein magyaris­ch gefühlt und mit dem Gustav-Wololf-Verein Höcstens diplomatische Beziehungen gepflogen, in dessen Rechnungsablage für 1895 erscheint eine Zu­­wendung des reformirten Distrifts jenseits der Theik von 28 Mark nur mie ein fgledyter IB i b." , .« Wozu wird im offiziellen alldeutschen Werk so raisonnirt, wenn die Unterstützung nur richtig nur kirchliche Zwecke verfolgt? Wozu dienen dann auf Seite 13 dieses Werkes jene bitteren Klagen, daß die Magyarisirung bei einign. Sirdem behhörden solche Dimensionen angenommen hat, daß eine dringende Abänderung des Systems der Spenden­­vertheilung nöthig it? Welchen 3med hat es, daß das Augsburger Glaubensbekenntniß als „deutsche Konfession“ dem Calvinismus gegen­­übergestellt s­ird, dessen Anhänger in unserem Vatterlande ausfließ­­lich M Magyaren­ sind? Die Siebenbürger unitarische Kirche wird von englisgen­ und amerikanischen Glaubensgenossen oft unterttückt, es fällt diesen aber nur im Entferntesten ein, die Unterftügung von nationalen Faktoren abhängig zu machen. Das it wichtig. Die alldeutsche Auffassung aber schreibt über die Unterftügungen folgendermaßen: .. »Neu­erdings haben sich die obersten Kirchenbehörd­en ist aller­ Form dazu erboten, Die Magyarisirung au. beför­­dern um den Judaslohn der Erhöhung der­ staatlichen.. Zuschüffe! Unter solchen Umständen wird der Gustan-Adolfeverein früher oder später die bisherige Gepflogenheit der Unten­lüsungen ändern und den Gesichtspunkt der Er­haltung der deutschen Sprache undfkultur in Ungarn f­ürfel ins Auge fallen.“ (Seite 13.) Dies kann n­ur einen Sinn haben,geehrter Herr Lixßhorodi, nämlich den Sinn:Ihr erhaltet eine Unterstützung,wenn Ihr die ungarische Sprache verabscheut­ Im JubiläumsiJfahrbuxch des Vereins ist nachgewiesen,daß sich die Summe der seit 64 Jahren in der ganzen Welt vertheilten Spenden an 30.590.417 Mark belief.Das ist in der That lobenswerth,weshalb meines aber beschönigen muß,daß bei der Vertheilung der Summe fast 95 Perzent deutschnationalen Zwecken zugewendet würden,«das könnte ich—wenigstens vom sächsischen Standpunkt»kgu«zxx,.e«rklären.­­ Daß ich»»nach Deutschland reisen möge,um den,,alldeutschen Verband«zi«ts»stru·diren,wie mir Herr L1Itz Korodi mit ziemlich viel Naivetä träfh,halte ich schon gar nicht für nöthig-Ich hatte Jahre lang Gelegenheit,no ich in vornehmen Kreisen Berlins bewegen­ Iu können und als Geographies Professor war ich bestrebt,ü­ber­ ganz Europa umfassende Reisekenntnisse zu erwerben.Die alldeutschen Kreise und ihre Mitglieder haben mich nicht interessirt,»ihre­ W­erke aber haben im Interesse unseres,,g­eliebt­e»nVat­erla­ndses«« wie der Herr Abgeordnete sagt)meine Aufmerksamkeit sehr auf sich gezogen. Und in dieser Hinsicht mundete ich mich über die Unorientirt­­heit des Heren Cut Körodi; denn er Stellt den „alldeutschen Verband“ so dar, als ob­ dieser ein unschuldiger Krampus wäre, mit welchem man die armen ungarischen Kinder schredt. Es gehört viel Kühnheit dazu, Herr Abgeordneter, um ein solches Bild zu malen! Denn au­ch, al) Andere haben erfahren, daß in jenem Vereine die abscheu­­lichsten Attentate begangen werden, nicht nur gegen das „verhaßte Ungarn“, sondern auch gegen Die ganze österreichisch-ungarische Monarchie. Von den zahllosen Werken, die in München mit der amt­­lichen Bezeichnung: „Herausgegeben vom alldeutschen Verbande"­erschienen sind, kann ich dem Herrn Abgeordneten (und allen Mit­­gliedern des ungarischen Abgeordnetenhauses) mit folgenden Dienen: 1. Hugo Grell: Der Alldeutsche Verband, seine Geschichte, seine Bestrebungen und Erfolge. (26 Seiten.) 2. Hungarius: Das magyarische Dreibund. (61 Seiten.) 3. Großdeutschland und Mitteleuropa um das Jahr 1950. Von einem Alldeutschen. Ungarn­ und der 4.Jusms Pekth­es:Alldeutscher Atlas. Die mehr als Hundert anderen Bücher und Artikel, die Ungarn angreifen, lasse ich jeßt unberücksichtigt. Wenn jemand Mitglied eines Vereins ist, so muß in seiner Seele die mannhafte Meberzeugung leben, daß die Ziele, die sich jener Verein gesteht hat, richtig sind. Der „alldeutsche Verband“ hatte schon 1891 21.000 Mitglieder, die gegen die , Thütigkeit" des Vereins seine­ Einwendung zu erheben­ hatten. Der­­­ Judenhaß — dieser Hauptcharakterzug des Alldeutschthums — brachte Später den Verein in eine Prise, welche duch die mehrere Tausend Mark betragende Beschuldung noch­ gesteigert wurde. Nachdem ein pangermanischer Mäzen Namens Heydt die Schulden ausgezahlt hatte, nahm der Verein im Jahre 1894 den Hangvollen Namen „alldeutscher Verband“ an und wählte den Reichstags­vertreter der Stadt Leipzig, Professor Haffe, zum Präsidenten. Das Familienwappen dieses Herrn scheint die Devise: „Ich haffe" zu tragen, denn unter seiner Leitung begannen Die waghalfigsten Entstellungen und die ungestü­men Angriffe gegen unser Land. Die Agitation wurde mit solchem Erfolg fortgefeßt, daß der Verein 1898 15.179 Mitglieder hatte, welche Zahl sich seither fast verdoppelte. Die großen Verbandstage wurden bisher in Berlin und­­­ Rang mit dem­ Feuilleton. O Biedermaier undxäomp —Wiener Kunstgewerbe.— Wien,29.November. L.H.i.In der Wintereinsstellung d­ Oesterreichischen Museums hat diesmal ein echtes Biedermaierzimmer den größten Erfolg.Ein echtes,s d.h.ein kopiixes.Die Originale der Möbel befinden sich im Hause eines Privatmannes zu Atzgersdorf bei Wien. Sa, auf dem Lande, auch in der Provinz, leben die Menschen und die Möbel länger. Herr Mar Y­ara­ng hatte den gemüthlichen Einfall, einen ganzen solchen Raum w­iederauferstehen zu lassen. Yest strömt Alles hinein­­ und ist entzüdt. „Nein, so was Neizendes!” „Der Ratten ist ganz, wie bei der Großmama, wo ich das Aufe und Zu­­machen von Rattenthüren gelernt habe!" „Nein, dieser Glodenzug ; ich hab’ als Badstich' noch ämer solde stichen müssen, einen in Chenillen und einen in Berlin! Das war doc­h höner, als ein elektrischer Taster, den m­an nicht einmal stichen kann !“... So gehen die Ausrufungen der älteren Damen, die so in diesem Stil geboren werden. In dem Stil von unser Aller Großeltern, ehe die Fabrik­möbel der Möbelfabriken kamen in angeblier Gothik und vorgescrtigter Renaissance. Aber dieses altväterlich-ungeb­eue Wohnzimmer ist auch wirklich reizend, Wände und Dede fast weiß vor Helle, hie und da als Rahmen ein Senkrechter Streifen, in dem ein mageres hellgrünes Pflanzenornament hinaufgeht, mit satter einzelnen Blättern, wie zum Abzupfen, „er liebt mich, liebt mich nicht”. Die Möbel in hellem Kirschhals, fournirt, politt. (damals sagte man ,politirt"). Der Schranz ein famoses Gebäude, an den Edken mit schmarzgebeizten, mit nicht gar echt eben­­belgernen Säulchen und vergoldeten Kapitülchen daran; die Schranf­­tbüren mit Glasscheiben hinter zwei großen, lattenhaft aus Holz aus­geschnittenen Cyrus;­ der Auffab ein solider, massiver Stufengiebel. Und der Kamin aus dem meißelten weißen Marmor, mit nur ganz roenigen, aber zierlichen Gliederungen, und vorn ein paar messrige Bronzene Anpsisen angebracht, ausgeschnittene Neliefchen mit Figüchenszenen im puigen Nahempiregeschmad, Die Kaminnische mit Spiegelmand, der obere Bogen wie ein Negenschirm in Segmente abgetheilt und ein wenig mit dünnen­ Guirlanden von­ vergoldetem Holz behangt. Der Tisch mit feinen Säulenpaaren. Die fischgereihten Gigmöbel, das Nähtisc­hen mit den dünnen, nach außen gebogenen Spreizbeinen, die aber so fest zusammenhalten. Und der Kanarifäfig eine vollkommene Eiform, wie von einem vorsintfläthlichen Riesen- Tanavienvogel gelegt. Und die apostitlichen weißen Mollvorhänge mit ihren zierlichen Stangen.... und die Stobuhr mit aufhodendem Figürchen.... und an den Wänden die Nahmen voll, Furioser Silhnretten... und über dem Sanapee natürlich das Porträt des guten alten Kaiser Franz in gediegenem Del. Und so weiter. .Es ist ein gar­­ anbeimelndes, beziehungsvolles, veninis genzenhaftes Ensemble, das in jedem Besucher mit absoluter Sicherheit die Wiener Saite anfchlägt. Sa, heißt es, und baz haben die Büchergelehrten der vorigen Jahrhundertmitte, die alle Kunst aus der Bibliothek holten und die Biffer 9 des 19. Jahrhunderts mit Teufelsgemalt in eine 6 verfehren wollten, als fchnödeste Ausartung des Geschmaches, als Versimpelung und Verblödung, kurz als bedingungslos verbrennenswerth ver­­urtheilt. Sie spürten es nicht, daß das Alles divert aus dem Leben kam, in der bürgerlichen Griftenz murzelte und darum wirklich einstirte, lebte. Sie­ hatten einen Sinn für diese naiv-großartige Ehrlichkeit des Materials, in der gediegenen Pallisanderzeit. Und für diese furcht- und tadellose Solidität der Handarbeit, im­ Zeitalter der „Meisterstücte”, doch die einer erst Den Meisterbrief erwerben mußte. Und sie sahen auch nicht, daß dieser Hausrath immer­ streng seinem Ziwed entsprach, mit einer V­oll­ommenheit, daß ein „Großvaterstuhl“ noch heute etwas dogmatisch Unbezweifelbares Hinsichtlich der Git bequemlichfeit it und sich im Wörterbuch festgerourzelt hat. Und daß alle diese Dinge nicht im Geringsten schablonenhaft waren, trat der Pariser Muster, sondern den Typus Wien an der Stirne trugen, und neben diesem Typus aug noch mancherlei private und privateste Züge. Stand man doch im Zeitalter der Handarbeiten, mo jede Dame sich in den Fünftlichsten Tapisserien, Dobelinfu­chereien, Applik ‚rationen und auf Familien-Spezialitäten von Handarbeit aus­­zeichnete, wo z. B. das Ausheben und Komponiren von pilant gearbeiteten Duodlibets selbstständigen Geist und Geschmad erforderte. Das Alles ist seit den sechziger Jahren in einer allmächtigen Schul Schablone untergegangen, die sich mit der Großindustrie verband, um den Geshmad, die wir mehr sagen dürfen, zu verstaatlichen. Unter den £. Ts. Geshmadswachaufsehern (mit Professoren- und Direktoren­­titel) versam das mienernde Aninıo, dm Selber-Mitthun, der Funke erlos&, das erste Mal seit Jahrhunderten. In der Kongreßausstellung ging den Wienern das Licht auf, daß ihr Biedermeier denn doch eine sanıose, bodenständige und lebens­­fähige Sache war, an die sich wohl gar noch einmal anknüpfen ließe, über die ganze hochaufgethürmte Schulneurenaissance hinweg. Bieder­­meier selber hat ja folche langarmige Uebergriffe gethan. Da hat jett ein Tüchler einen Biedermaier-Lehnstuhl Eopirt, der noch das ganze Rokoko im Leibe hat, mit feiner schnörtelhaften Anlage, aber­ ins Dieredige, Fournirte und Polirte umgedeutet. Das it ein Griff über das ganze zwischenliegende steife Empire hinweg, Auch dieser Leffel macht fest Furore, Natürlich wollen­ wir nieht, daß man sich jet wieder in Freund Biedermaier vernarre und verbeiße und ihn fopire, so weit er nicht niet- und nagelfest ist. Auch er it heute ein historischer Stil, der Ausbruch einer meit enger horizontirten Zeit, als die des Telephons und der Röntgenstrahlen. Er hatte seine Spießbürgerlichkeit und Sonntagsreiterlaune und jedes Möbel war eigentlich eine heimliche Sparbücse. Das it nun vorüber. Gestern waren wir in Paris, wo man Anno dazumal überhaupt nicht hinkann, außer in Hundert Jahren einmal als f. £. Belagerungstruppe, und zum Testen Namenstag haben mir eine Tiffanyvase aus Nem-Dort geschentt bekommen. Es wäre also närrisch, si heute biedermaierisch einzurichten. DBiedermaier ist todt, aber seine gesunden Grundfäße sind lebendig, denn sie haben ihn vor ihm gelebt und gewirkt. Dreifache Einheit: ziedecht, stoff­­echt, zeitecht, und dazu das denkbar tügtigste Hand­werk. Damit ist die ganze Zukunft garantirt. Eine Zukunft der Ehrlichkeit, des künstlerischen und handwerklichen Gemissens. Dieser Sonnenaufgang hat Die Nebel- Schichten zu durchdringen gehabt. Und diese Sonne ist nir nur in Wien aufgegangen, sondern auch in England und Amerika. An Deutschland noch nicht, dort beherrscht noch der spekulative Lösfel, die symbolische Kommode, der­ ästhetisch-philosophische Spudnapf, den Möbelmarkt. Die Medertreibung des Tünstlers,che dekorativen Prinzips, die Ber­­chwendung am unregten Orte hat einige Schaffende zur Besinnung gebracht. Gerade auch in der Winterausstelung des Museums hat die Birma Friedrich Otto Schmidt ein modernes Schlafzimmer aus­gestellt, das sie „a la 2008” nennt. Mahagoni mit matter Bronze­­montirung.. Reine Erofilirungen, alle Kanten abgerundet, die gold­gelben Beschläge alle in das Holz eingebettet, so daß die Hand glatt darüberfährt. Ein Kasten ebenso handgerecht anzufühlen,­ wie ein englischer Koffer, ein Bett nicht weniger inoffensiv als eine Zigaretten­ dose. Das ist der Stil, der si sagt: warum soll der Mensch in seinem Heim weniger behaglich figen und sich an seinen Möbeln blaue Siebe stoßen, als in einer Koje der Hamburg-Aanerifa-Linie ‚oder in einem Salonwagen der Pacific-Eisenbahn? Warum sol die Thüre des elektrischen Trammaymagens eine plastischere, griff­­mäßigere Klinie haben, als die feines Studierzimmers? Amerifa, dem Tiffany Vater und Sohn einen neuen, nie dagemesenen Lurus ge­schenkt haben, hat auch die Typen für jenen einfachen, streng logischen ‚Komfort geschaffen, dessen Apostel in Wien seit mehreren Jahren Mol 80083 ist. Don Haufe aus Aroitekt, als solcher jahrelang in Amerika thätig, hat­ er von dort dieses streng rationalistische Prinzip mitgebracht. Der Kampf war hart, zumal er ja all in die Jahre fich, mo Dibrich'3 glänzendes deforatives Talent zur ersten üppigen Blüthe gelangte. Seitdem haben sich die Wafler geschieben, die­ Ansichten geklärt.. Sedes in seiner Art, an­ seiner Stelle, zur feinem Zmed. 2008 hat seitdem in Wien viel Boden gewonnen. Er hat Kaffeehäuser, Wechselstuben, Kleiderfirmen, Privatmahnungen in seiner Weise eingerichtet und ein Theil des Publiku­ms beginnt auf ihn zu schwören. Andererseits geht von Professor Zoff Hoffmann eine gewissermaßen parallele Strömung aus. Er ist heute, an der Kunst­­gemwerbeschule, einer der stärksten Erzieher der kunftgemerblichen Jugend. Er will nur „Schule“ machen, nicht jenen Geschmach. An­deren auftrainiren, sondern Andere anleiten, ebenso zu suchen und zu finden, wie er. Gerade jehr veröffentlicht er in der Zeitschrift: „Das Interiene” (von Dr. Ludwig A­bel 8) einen geharnischten Begleit­­artikel zur „einfachen Möbeln“ seines Entwurfes. „Diese Skizzen“, schreibt er, „sollen, Gott behüte, nicht alle Vorbilder dienen, sondern als Beispiel, wie ich den Bedürfnissen nachspüre und danach)­ meine Entwürfe nahe." Einfache Möbel — „ein berüchtigtes Schlagwort“, sagt er, offenbar eingedent all des Plunders, der unter der Etikette „Sprießelstil“ oder „Brettlstil“ bereits in die Welt gelegt worden. In den legten Jahren haben alle Ausstellungen Arbeiten gebracht, die den Weg Hoffmann’s zu dem immer Harer erkannten Ziele zeigen. Er hatte mit ihnen große Erfolge, er mar­ktete einer der Meist­­gekauften, praktischer Sinn, natürliches Empfinden, produktives Stilgefühl eignen ihm in ungewöhnlichem Maße. Dazu der Muth zur Konsequenz.. Er ist nut englisch und nicht amerikanissh, vielmehr wienerisch, ein Urenkel Biedermaier’s, und doc von einer internationalen Modernität. Die eingerichteten Häuser, die ex jekt auf der Hohen Warte baut,­ werden in der Wiener Baugeschichte eine Station bilden. Wie vorurtheilslos er denkt, hat er seit Kurzem an einem so verrufenen Materiale, wie das „gebogene Holz“ gezeigt. Die Thonetstühle hatten sich die Welt erobert und waren dann in­nig selbst erstarrt. Sie blieben auf Restaurants und Konzertsäle beschränkt. Sest hat Hoffmann dem gebogenen Holze eine neue Bedeutung ver­liehen. Aus seiner Sphäre bezieht die Firma Jakob und Sosef Kohn die modernen Anschauungen, von denen ihre Fabrikation geleitet ist. Ihre Ausstellung in Paris, wo die „Gefühlslinie” der Sezession si­co naturgemäß im gebogenes Holz überlegte, hat großes Aufsehen erregt. Seitdem sind diese Möbel veredelt, vervollkommnet, sie haben einen jenen Sinn, eine neue Eleganz erhalten. Voriges Jahr war ein musterhafter Lehnstuhl ausgestellt, an dem das Problem gelöst war, mit blos drei strustiven Bestandtheilen auszulommen. In der jegigen Winterausstellung hat die Firma drei Tomplete Zimmer aus­gestellt, welche diese ganze Industrie auf einer neuen Stufe zeigen. Seit hat sie wieder eine Zukunft. Die jungen Leute aus der Hoffmannschule haben ihre „einfachen Möbel“ diesmal im Kunstgewerbeverein ausgestellt. Drei ganze Zimmer. Alles nach den Grundlagen des Meisters, ohne ihn Direkt abzuschreiben. Sie haben von ihm gelernt, selbst zu denken und aus den Bedürfnissen des Lebens zu schöpfen. „sehler,“ sagt Hoffmann: „Sind unvermeidlich, wir wollen schon froh sein, daß wir uns an gewöhnt haben, unbedingt ehrlich zu denken.” Diese jungen Leute: Sumegberger Bollmer, ®. Schmidt und Genoffen sind der gute Nahmuc­h. Auch junge Damen gehen diesen Pfad. Die weiblichen Talente in den Schulen Hoffmann, Moser, Myrbach sind jeder zahlreich und sie verlegen sich Tennessegs blos darauf, dem Starken Geschlecht Konkurrenz zu­ machen. Diese Tischwäsche von Marietta Benfus ist in Erfindung und Durchführung musterhaft, desgleichen allerlei Leibmärsche, die sie ausgestellt hat. Auch ein Ballkleid von heilblauem, pfiffirtem Gaze­­stoff, an Taille und Aermeln mit einem Filet aus dünnen Goldborten, ist eine gelungene Erfindung. Nach den deutschen und belgischen Modellen, die der tanzlustigsten Dame den Habitus einer Kinder­gärtnerin oder freiwilligen Krankenpflegerin gaben, ist diese­ Tracht endlich wieder etwas Emigmeibliches. Schade, daß die Strömungen im Wiener Kunstge­werbe, faum das das Neue seinen Sieg errungen, nieder auseinanderstreben. Zw­ischen dem Oesterreichischen Museum und seiner eigenen Kunstgewerbeschule wollen­ die prinzipiellen­ Differenzen nicht aufhören und es ist nicht abzusehen, wie Die innere Harmonie hier wieder zu Stande kommen sol. «« ’

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