Pester Lloyd, Oktober 1903 (Jahrgang 50, nr. 236-263)

1903-10-03 / 238. szám

agents-Jede-,,ii·fltrxtoy"zur El­­.238.5qmø«tag,3.Mälier 1903. .Zommutcalsgugelegenh­eitem (Die hauptstädtische Baukommisskon) hielt heute Nachmittags unter dem Präsidium des Vizebükgeknlekskeks Rözsavölgyi eine Sitzun­g,in welcher die folgenden Ans­gelegenheiten zur­ Verhandlung gelangten. Die Sektion für öffentlichemeten unterbreitet das bereits bekannte Pflaster­ungsprogramm,demzufolge innerhalb der nächsten fünf Jahre Pflagerungen im Gesammtbetrage von 200 Millinen Kronen durchgeführt werden sollen Dieser Betrag wäre im Wege eines kurzbefristeten­ Am­ortisationsdarlehen­s aufzubringen.Die Moti­­vUIUNg der Vorlage verweist mit Nachdrick auf dent desolaten Zus­stand des Budapester Straßenpflasters.Seit Jahren werden keine Neupflasterungen vorgenommen ; das vorhandene Pflaster verfällt. Handel und Industrie, der gesammte Öffentliche Verkehr leiden schwer unter der griff die so zur anderen million zur Skalamität den mit die man nicht Besuchen BZustand gelangen, in gemordenen Zustande. Der BPrivatbauten, Magitratsratd Kun, großer S Heftigkeit an. Gr bemängelt es, Daß sie der Budapester Wenn ein Und doch Fremder Chef in die Vorlage Heft, so muß er glauben, daß Budapest eine vermahrloste Stadt sei, von einer Gasle besißt Budapest großartige Straßenzüge; so läuft einer Länge von 12 Kilometern ein Straßenzug von der Fäßberingi­ut bis Altofen, der mit Keramit, Asphalt, Basalt vortrefflich gepflastert ist. Er beantragt­ theilt, der zufolge die meisten Gassen der Hauptstadt softem Zustande des sich in vermahr­ befinden, und daß bei Vergebung von Lieferungen ausschließlich nur vaterländisches Material angenom­men werde. Wenn das Legtere nicht expressis verbis in die Vorlage aufgenommen wird, so werde wieder mit Mauthausener Granit und ausländischem Asphalt gepflastert werden. Unser heimisches Pflasterungsmaterial it so gut, daß es zur Verwendung sehr geeignet ist. Zum Schlusse ber anstandet e8 der Medner, daß das Programm der Seltion Die zu pflasternden Straßen und Gassen nicht entspregend Elaslifizit und somit eine einheitliche­dee vermifsen lasse. Nun­­ergriff. der Kollege € 3 üt Alles daß Vorrednerd, der der Seltion für öffentliche Bauten, Magitratsratd Bojfit8 das Wort, recht ichön — sagte er —, was Kun­da geäußert hat. MS Chef­ der Sektion jedoch, Die ich seit drei vollen Zuftren lette, und ich kann sagen, i­ch immer die Zufriedenheit der Kommiliton und des Magistrats erworben habe, darin manifestirte, daß man der Sektion die sichh eben mich so lange an der Spibe Dieser Sektion beläßt­­— als langjähriger Chef für öffentliche Bauten muß ich die Sache besser verstehen als der geehrte Herr Borredner. Wenn man 20 Millionen Kronen zu Bflasterungs­­zmeden­ fordert und bei diesen Unlasse behauptet, daß Das vor­­handene Pflaster vortrefflich sei — glaubt der Herr V­orredner, daß dann die Generalversammlung das Geld bewilligt und wenn sie es bewilligt, daß der Minister des Innern den Beschluß genehmigt ? Die Dinge stehen durchaus nicht so, wie Run­e3 behauptet. Das Pilaster ist thatsächlich schlecht. Man solle nur die Kaufleute, die Industriellen über den Zustand­ der Straßen befragen — beispielsmeise den der Báczi­ ut — und man merde erbauliche Dinge vernehmen. Die Zustände sind unhaltbar. Gibt es doch selbst im Intravillan zahlreiche Macadame­straßen, die doc nach allen ‚Richtungen verwerflich sind: ihre Er­­haltung it enorm b­ewer; .der­ Verkehr auf ihnen ist unerträglich Schlecht ; ihre große Stauberzeugung it in hohem Grade sanitäts­­widrig.. Die Gestionsvorlage ist keineswegs in unerlaubt düsteren Farben gehalten, sondern entwirft ein nur zu getreues Bild der Situation. Was die ausschließliche­ Verwendung hei milden Materials anbelangt, So fonstattet ‚Redner vor Allen, daß er ein, ebenso guter. Patriot, sei, wie Run. Doc je eine Kun nicht zu willen, was ein Unternehmerfartell sei. Nun denn, um diesen theuren Kartellen ein Paroli zu biegen, dürfe man die Ver­­wendung ausländischen Materials nicht grundtäglich ausschließen, da selbst bei dem bisherigen Usus, der die ausländische K­onkurrenz nicht ausschließt, die heimischen Unternehmerkartelle die Materialpreise in unerhörter Weise in die Höhe getieben haben — bis zu einer Höhe, daß jeht das Kartell die Konkurrenz; mit dem ausländischen Material nigt" bestehen kann. Um doch liefern zu können, habe eine Steinbruch-Unternehmung ihre riffigen, brüchigen Steinmürfel mit Cement verpagt und derart halbwegs präsentabel gemacht. Was die Einheitlichkeit des Programms, die Strassifizieung Der zu pflasternden Straßen und Gassen "anbelangt, so sei ja nicht das legte Wort gesprochen. Hier können ohne Weiteres entsprechende Modifikationen vorgenommen werden. Sigmund Quitther begrüßt die Vorlage»mit lelhafter Befriedigung­.Er accept irt sie voll inhaltlich.Thatya dieser,»daß Budapest zahlreiche arg verwahrloste Gassen zähle,besonders»jene, die macadaänisirt sind.Mit Bezug auf die Verwendu­ng hermischen Materialsst heile er den Standpunkt K11n’­s.»Rehner fendet,daß eine Gattung Pflasterungsmaterial,das Keraxn1t,in der Vorlagenietzt gehörig,mit nur SVZUXa des Gesamnjtprogramms,berücksichtigt sei. Dort,w03-4 Granit-oder Basaltwü­rfel,oder Kopfsteinkrzerrgendet werden,m’o·gem­ an auch dem Keramit die Konkurrenfähigkeit zus erkennen.Keramit sei nicht nur heimisches,sondern auch Budapester Ma­terial.Es gäbe Budapester Industrien,­·Bu­dapester Arbeitern Erwerb,­wodur­ch die Hauptstadt direkt und indirekt an Einnahmis­quellen gewinne. » » » ‚Bela Zsigmondy äußerte sich in ähnlichem Sinne; er empfiehlt Keramit besonders vom Standpunkte der Neinlichkeit. Bachrektor Heuffel erklärt, daß das Ingenieuramt sein Vorurtheil gegen Keramit hege und es Dort. verwende, mo nicht erstltafliges Material nothwendig. tft, es Dr. Sigmund H­a­j­ó­k empfiehlt, man möge ein- für allemal tarativ aufzählen, in welchen Fällen Keramik verwendet werden kann, damit die ewigen Kontroversen über diesen Gegenstand endlich aufhören. Zur Gabe sprachen: noch WMolf Haußmann und Alexander Erös, ferner Zosef Szabó, der er bemängelt, daß in einer und derselben Straße verschiedenartiger Unterbau verwendet werde: an einer Stelle Cement, an einer anderen Schotter, eine heu­te erhalte gar feinen Unterbau u. s. w. Hiedurch erfolge eine ungleichmäßige Abnäßung des Streaßenpflasters, was wieder den Zustand der ganzen Straße ungünstig beeinflusse. Er beantragt, daß jede Straße nur einen einheitlichen Unterbau erhalte. » MagistratsrathKin tritt nochmals für seinen Antrag ein und plaidirt für die aussch­ließliche Verwendung heimischen Mate-­rials­,damit endlich der Passus.,nach Möglichkeit heimisches Material"«aus den städtischen Ossertausschreibungen verschwinde- Die Kommission acceptirte sodann das vor­­liegende Pflasterungsprogramm sammt der Ein­­theilung der Arbeiten in fünf Jahresraten: auch wurde die Vorlage bezüglich der Kontrahirung eines Bilasterungs-Ansehens in der Höhe von zwanzig Millionen Kronen angenommen. Die Anträge Kun’s hinsichtlich der Milderung der Darstellung des vermwahrlosten Zustandes der Straßen und der ausschließlichen Verwendung heimischen Materials, der Antrag Duitmners Hinsichtlich der Konkurrenzfähigkeit des Keramits und der Antrag Szabós betreffend den einheitlichen Unterbau wurden gleichfalls acceptirt. Der Sektionsantrag, den bewaldeten Theil des alten Wett­­rennplanes im IX. Bezirke zu einem Erholungsorte umzugestalten, wurde mit der Motivirung abgelehnt, Daß Die schmache Frequenz dieser Gegend außer allem Verhältnisse mit den großen orten dieser Arbeit stehe. Die Kommission hat jedoch nichts dagegen, daß in diesem M­äldchen einige Bänke aufgestellt werden. Ein Theil der Harmincza deutcza im V. Bezirke wurde probe­­nweise mit Trinidad-Asphalt gepflastert. Auf Antrag des Ingenieur­amtes wurde diesem Asphalt die Konkurrenzfähigkeit mit dem Neuchatel-Asphalt zuerkannt. Der Baurath ersuchte die Stadtbehörde, die Szemelynöf­­utcza und den Bozsonyisüt im V. Bezirke im Sintereife des elektrischen Bahnverkehrs auf 20 Meter zu verbreitern und die Breite­ des dortigen Abschnittes des Donauquais mit 30 Meter zu bestimmen. Die I. Sektion des Ingenieuramtes beantragt, die Straßenbreite mit 23 Meter, die Dualbreite mit 38 Meter fest­­zustellen. Franz Devecis bemerkt, daß der Baurath, wenn er irgendwo seine elektrische Bahnlinie gestatten wils, sich darauf berufe, daß die betreffende Gafse zu schmal sei.r Damit dem Baurathe im­ vorliegenden Falle d­ieser Motivirung unmöglig gemacht werde, beantrage Nedner, Die­ von der I. Sektion des ngenieuramtes " empfohlene, größere Breite festzustellen. UWebrig eng m­ürden die dort gelegenen Grundstücke des Baurathes durch Die größere Straßenbreite nur an Werth gewinnen. Die vom Baurathe empfohlene Dimension des Duals, eine Breite von 30 Metern, sei ganz unverständlich gering. Redner hat in Heinen deutschen Städten, an recht unbedeutenden Flüssen, Dualbreiten von 60 Metern und darüber gefunden. — Sigmund Duittner äußerte sich im Sinne Devedid’. Zur Sache sprachen noch Baudirek­tvr Heuffel, Bibtor Szigler und Sek­ionsrath Hugo ZIAE Der Lestere empfahl, im Berichte zu betonen, daß es nicht Aufgabe des Baurathes sei, die großen Negalirungsaufgaben der Hauptstadt vom Iinderischen Standpunkte zu betrachten; der Baurath müßte von einem hohen Standgunkte die Entwicklung der Hauptstadt leiten. 63 sei beschämend, daß der Baurath sich immer mit Kleinigkeiten befasse, ‘anstatt mit Schöpfungen in großem Gryle. — Die Konmission acceptirte sodann den Devecis’schen Antrag: Straßenbreite 23 Meter, Dualbreite 38 Meter. Zum Schluffe wurden laufende Angelegenheiten ohne wesent­­licheren Belang erledigt. (Die hauptstädtige Finanzkommisstion) hielt heute Nachmittags unter der Leitung des Prizebürgermeiters Matuskta eine Gütung, in­­ welcher die folgenden Ange­­legenheiten erledigt wurden : "Der Vertrag mit Michael Huf hinsichtlich eines städtischen Standes, auf welchem der Genannte eine Weißhaltfabrik errichtete, wurde auf sechs Sahre verlängert. — Der Vertrag mit den Grben Ludwig Orley’s hinsichtlich eines, 18 Foch umfassenden Grundstückes im X. Bezirk wurde auf drei Sahre verlängert. — Die Mafadamie­firung und Installation der Wasserleitung in der Grap­nieza im I. Bezüt wurde beschlossen. Die Kosten betragen 1150 k. — Für die Erwerbung einer Grundertension auf der Festungsbastei- Promenade im I. Bezirk wurde die Behebung der Kosten von 2980 k nachgemiesen. — Das alte Pfarrgebäude im X. Bezirk Toll zu einer Elementarfiliale und Direktorsmohnung adaptirt werden. Die Kosten betragen 10.000 k. Nach den Bemerkungen Dr. Béla Felekis wurde die Kostenbededung nachge­wiesen. — Die Kostenbedekung für Die Erwerbung einer Grundertension im Filatorfried im III. Bezirk (1655 k) wurde nachgewiesen. — Die Kosten der Verbindung des israelitischen Friedhofes in Steinbruch mit der Wasserleitung (10.150 k) wurden votirt. — Die Kosten der Kanalifisung der Dezjö­uteza im I. Bezirt (2400 k) wurden votirt. — Die Kosten der Adaptirung eines Haufes auf der Esemdri­ut im VII. Bezirk (2000 .k) wurden­ bemillig.­t Die Gestion beantragt, 34.804 k zur­­ Errichtung einer Umfriedungsmauer für a8 Steinbrucher Wasfermerf zu bemilli­­gen. Vetr v. Herzog und Dr. Béla Felefi hegten Bedenken, ob die aus Gifenbeton zu errichtende Mauer auch die erforderliche Widerstandskraft und Dauer besiten werde und forderten, Dab die Unternehmersaution entsprechend erhöht werde und drei Jahre hindurch beim Magistrat" als Sicherstellung gegen etwaige Mängel zurückbehalten werden solle. Der­ Sektionsantrag wurde mit dem Herzog-Feleki’schen Amendement angenommen. Hierauf wurde die Sigung geschlossen. Die hauptstädtische Gewerbekommission­ hielt heute Nachmittags unter dem Präsidium des Magistratsrathes Zung eine Gisung, welche folgenden Verlauf nahm : Der Handelsminister richtete an die Hauptstadt ein Deskript des Sinhaltes, daß er die Absicht hege, ein Gebäude zu errichten, welches, dem derzeit sehr unzureichend untergebrachten Staatliche A­rbeitvermittlungsamte Unterkunft zu bieten hätte. Dieses Gebäude it als Monumentalbau für W Arbeiterwohlfahrt gedacht. Nicht nur das­­ Arbeitsvermittlungsamt sol hier eingerichtet werden; diese Zentrale für Arbeiterwohlfahrt werde an ein Arbeiterheim bilden, Referate, Bibliotheken, Museum für Arbeiter-Sanitätsunwesen, "einen Arbeiterschußverein und andere­nstitutionen die Arbeiterwohlfahrt umfassen. Der Minister bittet nun die Hauptstadt, zu diesem Fmede ein geeignetes Grundstück unentgeltlich zu überlassen. Moriz Gelléri, der die Arbeiter-Wohlfahrtseinrichtungen des Auslandes studirt hatte, empfiehlt das­­Brojek­ des Ministers aufs märmste und beantragt, seinem Ansuchen Folge zu leisten. Dr. Karl Ma­ne­dello üt der Ansicht, daß das Projekt des Ministers im Prinzipe mit Freuden zu begrüßen sei. Hinsichtlich der Wederlassung des Grundftndes könne jedoch ovt dann eine meritorische Entscheidung getroffen werden, wenn der Minister ein Detaillirtes P­rogramm jener Institutionen gegeben haben wird, welche er in dem projektivten Zentralgebäude für Arbeitermohlfart unterbringen will. Die Kommission fate ihren Beschluß im Sinne der Ausführungen Dr. Mandello's. — Das Komitat Bozsony richtete an­ das Abgeordnetenhaus eine Petition, in welcher um die Erweiterung des Gesäßes über die obligatorische Sonntagsruhe nach der Richtung gebeten wird, daß auch an den hohen cr­itlichen Feiertagen die Arbeit obligatorisch feiern solle. Das genannte Komitat mendete sich gleichzeitig mittelst einer Kurrende an sämmliche Munizipien um die­­ Unterfrügung Dieser ‘Petition. Die Sektion beantragt, Diese Unterfrügung zu verfagen, da bei der Schaffung des Gefeges über die Sonntagsruhe nicht konfessionelle, sondern­ ausschließlich soziale Gesichtspunkte maßgebend waren. Mori­ Gelléri erklärt sich gleichfalls gegen die Unterfrügung der Petition. Er faßt den Fred des Gesäßes über die Sonntagsruhe dahin auf, daß jeder Arbeiter wöchentlich einen freien Tag haben solle, an welchem Leib und Seele ausruhen können. Was nun der Arbeiter an diesem Tage thut, ob er die Kirche, das Wirthshaus oder eine Bibliothek besuche oder etwas Anderes unternehme, gehe Niemanden an. Die Konsequenz der obligatorischen Sonntagsruhe — welche zur Folge habe, daß am Sonntag die Geschäfte geschlossen sind — wird nie bedingt dahin führen, daß dem Arbeiter außer dem Sonntag auch der Samstag Nayhmittag freigegeben werden wird. Damit er seine Einkäufe besorgen könne. Ei­e Erweiterung der obligato­rischen­­ Sonntagsruhe it daher ganz überflüssig. Ein weiteres Argument gegen­­ die Arbeitsruhe an den christlichen Feiertagen ist die Nothwendigkeit, die ungarische Industrie gegenüber der österrei­ Sischen Konkurrenz nicht zu Schwächen. Wenn in Ungarn an den ristlichen Feiertagen nicht gearbeitet werden darf, in Oesterreich aber an diesen Tagen die Arbeit gestattet ist, so wird Die Schwächung der K­onkurrenzfähigkeit Ungarns die unausbleibliche Folge sein. Die weitere Verkürzung der Arbeitszeit würde ferner eine Erhöhung der Arbeitslöhne nach sich ziehen, ohne daß der Arbeiter Hieraus Nugen ziehen­­­ würde. Nach den Ausführungen Cellérts beschloß Die Kommilston, Die Pozsonyer Kurrende einfach zur Kenntniß zu nehmen. — Auch eine Kurrende des Bereger Komitats befaßt sich mit Der Frage der Sonntagsruhe. Mit Rücksicht auf das Umsichgreifen der Trunksucht will das Bereger Komitat, daß auc die Wirthshäuser und Brannt­­meinschärfen­ den Bestimmungen des Geheges über die Sonntagsruhe zu unterwerfen seien. Sämmtliche Redner­ Hugo Wodianer, Heinrich Schwarz Moriz Gelleri u. A. äußerten sich gegen die in der Kurrende enthaltenen Wünsche, worauf auch diese Kurrende einfach zur Kenntniß genommen wurde. — Das Deskript des Handels­­ministers, in welchen er einige Mo­difikationen der Geschäftsordnung des Staatlichen Arbeitsvermittlungsamtes zur Kenntniß der Stadt­­behörde bringt, wurde zur Kenntniß genommen. — Gonft bot Die Eißung sein bemerkenswerthes Moment. (Der Baurath­ tadelt nie Dezires­vorstehungen.) Der hauptstädtische Baurath hat an sämmtliche Bezirksvorstehungen ein geharnischtes Zirkular gerichtet, in welchem die baupolizeiliche Thätigkeit der Bezirksvorstehungen nag mehrfachen Richtungen hin einer [harten Kritik unterzogen wird. Dad. Zirkular. legt dar, daß G.A. XXXIII .1893 die Agenden der Baupolizei den Bezirksvorstehungen offenbar aus dem Grunde übertragen habe, damit D dieser Zweig der Adm­inistration je intensiver gepflegt werde. 3mijden dem Ergebnisse und den mit Necht erhobenen Erwattungen Klaffe jedoch eine große Siche. Der Baurath fordert demzufolge die Bezirksvorstehungen auf, in ihrem gefeglichen Berufe mit möglichst großer Wachsamkeit und Umsicht vorzugehen. Da­mir jedoch­ — fährt das Zirkular fort — in den, im Nesursmege an uns gelangten baupolizeilichen Fällen wiederholt Gelegenheit hatten, zu erfahren, daß in­folge der Berichte der Fach­­organe (Bezirksingenieure) die erstinstanzliche Entscheidung Den thatränlichen Verhältnissen nicht entspricht und demzufolge diese Entscheidung ihren 3ried verfehlt und anderer­­seits an zu der nicht zu rechtfertigenden Vera­­tion der Parteien geführt hat, machen wir es auch aus diesem Anlasse sämmtlichen Bezirksvorstehungen zur Pflicht, in den baupolizeiligen Angelegenheiten erster Instanz mit der Umsicht und Sorgfalt vorzugehen, melde das Gejäß fordert und melde das Publikum von ihnen mit Necht erwarten kann. Bau des neuen artesischen Bades im Stadtwäldhhen. Der hauptstädtische Munizipal-Ausschuß bat den Architekten BViltor Czigler, ohne Ausschreibung einer öffentlichen Konkurrenz, mit der Anfertigung von Plänen zum Neus­bau des artesischen Bades im Stadtwäldchen betraut. Der Stadt­­repräsent Beier Ka fji­s und Genoffen haben gegen diesen Beschluß an den Minister des Innern refuriert. — Wie bekannt, hat Bro­­fessor Czigler bereits vor geraumer Zeit dem Auftrage der Stadt­­behörde entsprochen und seine Pläne unterbreitet. (Die Kommunalsteuer der israelitischen Lehrer.) Die Hauptstadt beitesteuerte die im Waisenhause der iraelitischen Religionsgemeinde wirkenden Lehrer und hat­­ diese Steuern auch thatsächlich eingetrieben. Die Lehrer mnwendeten sich da­­gegen­ an den Magistrat, der — auf Grund eines, in einer Ähnlichen Sache gefällten Mrtheils des Verwaltungsgerichtshofes — Die Waisenhauslehrer "von der Pflicht enthob, Kommunalsteuern‘ zu entrichten. (Der 6. Oktober) Wie mir bereits berichteten, bat die Universitätsjugend dem Magistrat die Bitte unterbreitet, ihr am 6. Oktober den Nedoutensaal behufs u­m Veranstaltung einer Matinte zu überlassen. Der Magistrat hat diesem Ansuchen Folge geleistet. Untersuchung des Leuchtgases.­, Das haupt­­­städtische­­ Ingenieuramt und das hauptstädtische chemische Institut Tophus —, Blattern —, Barivlois —, Schafblattern —, Scharlach 1, Masern —, Diphtheritis und Group —,­­Dysenterie —,­­ Kende husten —, Influenza —, Buerperal-Fieber —, Rothlauf —, Mening. cerebro-spin. —, Mump —, Anthrar —, sonstige­ranr­beiten 7. Zusammen 21. diesem, _ Sektion für Vorlage düsteren Farben schildert, zu möge könne, da es unmöglich­st, Straßen die Chef Kom­­be schließen,, daß sie die Auffassung der Sektion nicht ! unterbreiteten den Magistrat den Antrag, zur Untersuchung des Leuchtgases einen Fachmann anzustellen. Der Magistrat unterbreitet diesen Antrag befürwortend der Generalversammlung des haupt­­städtischen Munizipal-Ausschussses und empfiehlt, dem zu engagirenden Fachmanne ein Monatsgehalt von 200 k zu gewähren. Ausweis des hauptstädtischen Oberphysikats über den Gesundheitszus­tand in der Hauptstadt vom 2. Oktober. Infektionskrankheiten: Typhus 1, Blattern —, Dariolois —, Schafblattern 4, Scharlach 14, Maiern 5, Diphtheritis und Group 8, Dysenterie —, Keuchhusten —, Influenza —, Buer­­peral-Fieber —, Rothlauf 5, Trachoma 1, Mumps 2, Mening­­cerebro­spin. —, Krankenstand im St. NRphusspital 2265, im St. Johannezspital 801. Todesursachen: Gehirn- und Nervenkrankheiten 1, Zungenschmindruht 2, Lungenentzündung 4, sonstige Krankheiten der Ahmungsorgane 1, B Zirkulationskrankheiten 1, Magen- umd Darmiatarıh 3, sonstige Krankheiten der W Verdauungsorgane 1,­­ Berkorbene in Budapes, Anton Genzin, 51 9., Tischler, VI. Bezirk, Szerecsen-utega 5. — Therese Kise, 56 X., Wäscherin, IX. Bezirk, Szvetenay-uteza 12. — Fran Michael Makranczy, Schneidersgattin, VIII. Bezirk, Lojonczy­­útcza 8. — Julius Menoti, 27 %., Kommis, IX. Bezirk, Sorokjäris utcza 43. — Frau Franz Unger, 84 %., VII. Bezirk, Als Erdösor­­utcza 7. — Witwe Asidor Wolf, 68 %, Private, VIII. Bezirk, Kenyermezösutcza 4 — Stefan Szalanczy, 34 %., Tr. u. E. Teldmebel im FR. Nr. 44. — Franz Szabó, 24 %., Offiziersdiener im. uf. Divisionskommando Nr. 31. — Johann Kozma, 24 %., Schneider­­gehilfe, zugereift. — Ludwig Andrafet, 29 3., D Vizehausmeister, VI. Bezirk, VBäczi­förut 19. — Susanne Tóth, 67 3., Taglöhnerin, I. Bezirk, Budafoki­ ut. — Frau Johann Pozsgai, 45 $­, Taglöhnerin, VIII. Bezirk, Nagytemplom­uteza 30. — Sojef Bolanetty, 55 3. Taglöhner, II. Bezirk, Bomba­ter 4. — Frau Johann Bach, 73 3, IX. Bezirk, Soroffart­ut 58. Getreide­ und Meßsverfehr. Das kön­ ung. Statistische Zentralamt veröffentlicht der folgenden Ausweis Über die vom 30. September Abends 6 Uhr 518 1. Oktober Abends 6 Uhr in Budapest mittelst Eisenbahn und Dampfe­rschiff eingelangten und von hier versendeten Getreide- und Mehlmengen : Angekommen Versendet Eisenbahn| Schiffe Totale ||Eisenbahn| Schiffe | Totale Meterzentner: ihenter- a, Vergnügungs-Anzeiger, ri E 5, Adelaı ni. € . Gazsi M. ‚Nemzeti Szinhäz. Balkán mama. . Makróezyné Berlet 143. szäm. Hanne d’Orlcans . . Varga A. Montretout gröfno . Kész R. Személyek: — Don Diego. . . . Császár MASINKA. Rodrigo, szolgája. . Rözsahegyi Eredeti nagy operette 8 felvonäsban, Donna Beata . . . Cs. Alszeghy I. Irta: Rössel Nándor. Zenéjét szerzette 3 Ines, ko:ınornäja . . Ligeti J. Erkel Jenö Donna Klára . „ . Länezy I. « Sára, komornája . . T. Delli E. Személyek: Don Felix . . a, :. Dezső Rozmusow Bogumil . Kovács Don Leonello . . . Pethes " Butow . Ujväri Don Sancho „ .„ . Gabanyi Lurkow. a o . . Kiss Csendör , . Magyari Muszkow . Szerdahelyi Kezdete 71/2 órakor. Özv. Glugow Afinya Láng E. Jeromowka, fia . Pázmán F, Rk Orlow Masinka . Komlóssy E, Magy. Kir. Operahäz. Jelena, unokahuga . Harmath E. Vaszilejevics Fedor . Szirmai Évi bérlet 103. sz. — Havi bérlet 1. sz. | Dimitri . . Kápolnai I. A walkür. Kezdete 7 órakor. A ,Nibelung gyürüje“ zenedráma tri­­logia első része, 3 felv. Irta Wagner Richárd. Forditotta Csiky (Gergely. Személyek: Siegmund « s . Bochnicsela Hunding 4 . Kornai Wotan a o s e Ney D. 100-szor, A drótostót. Nagy operette előjátékkal 2 felvonás: ban." Irta: Leon Viktor. Forditottäk : Sieglinde . » . Vasqueznd Ruttkai György és Mérei Adolf. Zend Brünhilde . . Diósyné jét ae Lehár Ferencz. Fricka . . 0... N. Válent V. , .­­Helmwiege . e Kaczer Az előjáték szereplői: Gerhilde . . Blätterbauer Blasek Milos . . . Girdth Ortlinde. 2°. s s Kann M. Milos, fia, 12 éves. . Meszärog Waltraute . „ e. .. Szilágyiné Vojtek, drótostót „ .. Iványi Schwertleite , a u. P. Bartolucei V. Babuska, felesége. . Sziklainé Siegrune . a a Flattné Zsuzska, leányuk. . Halász I. Grimgerde. „ „ e Berts M. Jankó, neveltfiuk . Tóth Rossweise. . e ". N. Välent Y. Pfefterkorn Farkas L. Sziklai Kezdete 7 órakor, A darab szereplői : Günther . . . Fényéri ri Miczi, leánya-. „ . Kornai B. Vígszinház. Janko, üzletvezetöje . Rubos Először : Pfefferkorn Farkas 1. Sziklat Zsuzska, eseledleäny . Szentgyörgyi B, Milos, huszárkáplár . Ráthonyi Örmester her pÍVányi Kezdete 7!/, órakor. Dr. Nebäntsviräg. Bohözat 3 felvonásban. Irtäk Mars és Desyallieres. Forditotta Hajó Sándor. Személyek: Robert Lachevrette (Góth Bois d’Arcy . Tapolezai Francine . .. . . Kertész E. a Krisztinavärosban. Chambaudier . „ . Hegedüs Marcelle u. PesiiB. Bob herczeg. Leopardy . , . . Tanay Regényes nagy operett 3 felvonásban, Pimbert . a s" 0°". Balassa Irták Martos F. és Bakonyi K. Z"néjét Partagas . e . . Vendrey szerzette Huszka J, Jojotte . ő s. . ..Harmath Kezdete 7!/, órakor, Bepertoive des Untionaltheaters. Sonntag, 4. Oktober, Nahmittags: „Egy szegény ifju története" ; Abends (I. N. Nr. 144): , Két szék közt a pad alatt", — Dontag, 5. Oktober (3.-A. Nr. 145), , Coriolanus". Bepertoive Des königl, Opernhanfes. Sonntag, 4. Oftober (3.-A. Nr. 104, M.-A. Nr. 2), „Götz von Berlichingen“, Bepertoire Des ZLultfpieltheaters. Sonntag, 4. Oktober, Nahmittags: „Az igazgató úr", „A korbács"; Abends: „Dr. Nebäntsviräg“. Vepertoire Des Bolkeihenters,. Sonntag, 4. Oftober, tadgmittag : "Rip van Winkle" ; ABendS: „Masinka*. Bepertoire des Magyar Srinharn Sonntag, 4. Oktober, Itadmittagg und Abends: „A drötostöt*. Ket szek közt a pad alatt. Vigjätek 3 felvonäsban. Irta: Calderon dela Barca. Forditottäk: Huszár Vilmos és Makai Emil. Kezdete 712 órakor. Népszínház. Magyar szinház. Fövärosi nyäri szinhäz Laseiate oeni speranza, voi ch’entrate! Bor dem Gefängniß hemmte Lady Molly ihre Shhritte, Tief Tenkte sie den Kopf und preßte die Hand auf das mildflopfende Herz, fest waren ihre Lippen aufeinander gepreßt, in den in ihr unwühlenden, unsügbaren Qualen jedweden Ausgang zu verwehren. Der Aufseher drüben auf der Straße warf einen gleichgiltigen Eid zu ihr hinüber und Schritt mit unbeweglichem Gesicht vor dem Hause des Direktors auf und ab; mahrjeinlich war sie nicht die erste Frau, die sich vor diesen Thoren in Verzweiflung trammte und wand. Das Kind an ihrer Seite, so Klein eg war, fühlte inftinktiv, daß die Mutter Lit,­­­eg schmiegte sich fester an sie und drückte seine Wange gegen die Hand, die es umflammert hielt. Ketten gesprengt! Bon Frank Barrett. Autorisirte deutsche Bearbeitung von ©. Spiegel. Erstes Kapitel. freundlich aussehender Wärter ließ die Beiden in die geräumige Halle treten, die an jeder Seite durch schwere Thüren, an denen die Riegel und Hängeschlösser von geschliffenem Stahl glngerten und gleißten, " Bit Du müde, Mammi?" fragte e. »Es geht schmt wieder besser,mein Liebling,«erwiderte sie und richtete sich auf.»Wir wußten nicht,daß der Hügel so steil war.«« ,,Mammidarkatdo nächstes Mal nicht m­ehr tragen.« "EBWax-ihr erstechfuch in Portlan­d.Lady Molly hatte das Anerbieten des Kutscher­s sie bis hinaufzufahren abgelehmt,theils ·aus Sparsam­keit,da ihre Mittel äußerst knapp bemessen waren, theils·aus Schamgefühl.Der Mann sollte nicht wissen,wo sie und das Kind hingingen­.Die Ersteigung der Anhöhe hatte sie furchtbar angestrengt,Dodo wollte oft getragen werden,und nun war sie zu Ende mit ihrer Kraft. Seit dem Ausspruch des Todesurtheils hatte sie den Gatten nicht wiedergesehen, jet, wo der so heißersehnte Augenblik heran­­nahte, verließ sie retundenlang der Muth. Wie würde sie ihn finden ? Erniedrigt, stumpfsinnig wie andere V­erbrecher ? Der kurze Schwäche­­anfall ging vorüber, sie raffte alle Kräfte für die bevorstehende Begegnung zusammen, und mit der festen Absicht, seinem harten Schiksal doch ihren Kummer nicht noch neue Bitterniß hinzuzufügen, 309 sie die Klingel. „Sit das Bapas Haus ?" fragte Dodo. „Papa wohnt hier, mein Herzchen.” „Bapa, Papa,“ murmelte die Kleine und versuchte sich ein Bild von dem zu machen, für den sie, seitdem sie sprechen gelernt hatte, täglich beten mußte. Ein Pförtchen wurde in dem großen Thor geöffnet, ein­geschlossen war. Nach einer kurzen Bemerkung über das Wetter führte sie der Mann in ein reines Wartezimmer und entfernte sich, um einen Boten mit der Besuchserlaubniß in die Kanzlei des Direktors zu schicen. Iin dem vieredigen, weißgetünchten Raum befanden­ sich nur zwei Stühle. Lady Molly lebte sie so, daß sie die Eingangsstelle im Auge behielt und liebloste das von der fremden Umgebung einges­chüchterte Kind. Ihre Wange gegen das Kleine Köpfchen sehnend, wartete sie auf das Kommen ihres Gatten; als mit einem Schlüssel gegen das innere Pförtchen geklopft wurde, sprang sie erregt auf ihre Füße. „Roc nicht, liebe Frau!“ rief ihr der Schließen zu und tritt mit rasselndem Schlüsfelbund an ihr vorüber. Knarrende Riegel, fallende Stangen, dann öffnete ich das große Thor. Unter der Aufsicht eines bewaffneten Wärters schleppten sechs Sträflinge einen Schiebfarren mit eisernen Röhren schmerfällig hinter sich in die Halle. Sie trugen braune, mit einem großen Pfeil gezeichnete Faden und Hosen,­ gestreifte Strümpfe und feine schirm­­lose Maben auf dem furzgefhornen Haar. Mit frechen Mienen schielten sie zu der Dame hinüber. Auf seinem einzigen Berichte zeigte er ein edlerer Ausdruch, alle waren sie brutal und abstoßend, alle hatten sie den jüdischen, hinterlistigen Blick wilder Thiere, die zu einer Vorstellung abgerichtet worden sind. Ob er wohl wie diese da aussah, mit der Zeit so aussehen würde, fragte sie sich bang. est wurde mit noch größerem Geräusch das Thor wieder geschlosfen, dann wintte ihr der Schließer und klopfenden Herzens folgte sie ihm. Klein-Dodo trippelte neben ihr ber. „Er wird gleich­kommen,” sagte der Mann und entfernte sich. Das Zimmer, in dem sie jebt stand, war in drei Theile getheilt. Der erste, für die Besucher, wurde von dem zweiten durch eiserne Stangen getrennt. Der zweite, für den Aufseher, war mit dem dritten durch eine hölzerne Schranze, in die ein eisernes Thücc­en eingelassen war, verbunden. In der Schranke befand sich eine verschließbare Deffnung, etwa vier bis fünf Fuß im Quadrat. Man hörte sich nähernde Spritte, noch mehr Schlüsselwaffeln und Verriegeln, dann trat ein M­ärter durch den eisernen Eingang und schloß ihn hinter fi ah, damit der Gefangene nicht in den zweiten Raum stürzen und vers­­uchen konnte, doch die Stangen hindurch seine Angehörigen zu umarmen. Hierauf [hob er das Brett von der Deffnung fort und nun erblichte der Sträfling, Dr. Munroe, sein Weib und sein Kind. Sie strebte die Hände nach ihm aus und preßte die Brust wider das alte Eisen, vergeblier Versuch, sie erreichte ihn­ nicht. „Oh Dich, mein Liebster, mein Alles,” rief sie verzweifelt. „Molly, Molly, Einzige, Süße,“ erwiderte er sehnsüchtig und breitete ihr die Arme entgegen. „Gott sei gelobt, Du bist nicht verändert, Herz.“ Er fuhr mit der Hand über die Stirne und wischte sie den Schweiß fort, dann leh ex sie langsam über seinen Kopf und sein Kinn gleiten und sah sie bedeutungsvoll an. Er war, gleich den anderen Verbrechern, Zahl geschoren und rafirt. Doch in ihren Augen gereichte ihm das eher zum Vortheil, anstatt ihn zu entstellen verschönte es ihn. Die steige Wölbung der Stirne, die feinen Linien seines Kopfes, der zärtliche Zug um den Mund, den sonst der Bart verdeckt hatte, und den nur sie allein rannte, traten jegt deutlicher als früher hervor. Er sah gealtert aus, sechs Monate Einzelhaft waren nicht spurlos an ihm vorübergegangen, tiefe Falten hatten sich in sein Gesigt gegraben, und die ehemalige sorglose Heiterkeit, die fröhliche Zuwericht waren verschmunden. Doch alle diese Zeichen inneren Leidens, die ihr tief ins Herz schnitten, vermochten nicht ihre Liebe und Ber­underung für den Gatten zu vermindern. „Sit das unser Töchterchen ?“ fragte er und­­ haute auf, Dodo herunter, die noch immer verwirrt und geängstigt, fest aus dem fishheren Berstede von Mamas Kleidern zu ihm aufsah. „Wellen sonst, Geliebter ? Sie ist allerdings im legten Halben Jahre bedeutend gemahlen. Sieh nur, welch großes, herziges Ding sie geworden ist." Lächelnd hob sie das Kind auf den Arm. „Sie kann auch­ schon sprengen — ganz lange Säte. Und sie hat Dich nit ver­­gessen. Dodo, ag’, wer ist das?” Einige innere Zweifel hielten Babys Mund noch einen Moment geschloffen, doch wie sie nun ihrem Vater ernsthaft ins Gesicht sah, ermwed­e die tiefe Zärtlichkeit in seinen Augen die vergangene Erinnerung. Sie f­lug beide Händchen zusammen und drähte­ voll freudigster Mederzeugung: „Papa !" Dabei drühte sie ihr Gesichtchen zwischen die Stäbe und fpiste die Lippen, als fönne er sie troß der grausamen Entfernung Tüffen. ga­­moly fühlte es heiß in sich aufwallen. Um die empor strömenden Thränen zurückzudrängen, redete sie weiter und erzählte Heine, reizende Züge aus den Leben der Kleinen. »vaie sie etwas Gutes hat,hebt sie ein Stü­ck davon auf und sagt:Das ist für Papa,wenn­ er zurückkom­mt.««Sie setzte Dodo nieder und fuhr voll tiefer Bewegung fort:»Es kann ja auch nicht mehr lange dauern bis Du frei wirst,Dick,sie müssen doch endlich einsehen,daß Du unschuldig bist.« Er nickte bejahen­d;eine Lüge,um ihm seine Verzweiflung zu verbergen,vermochte er nicht auszusprechen. ,,Keene meint,Du sollest um die Erlaubniß einkom­men,dem Minister ein Gesuch einzureichen.« ,,Ja,Kind,das habe ich bereits gethan,"doch es ist noch zu früh,um viel davon zu erwarten.«Er hatte schon drei Bittschriften um Wiederaufnahme seines Prozesses fortgeschickt,aber auf alle drei die gleiche Antwortt,,Abgelehnt«erhalten.»Früher oder später wird Alles in Ordnung kommen,nur was inzwischen mit Dir geschieht, mein Lieb, beunruhigt mich.” „Das hast Du nit nöthig, Then erster, Sieh, meine Hand» Ichabe find neu, ich Heide mich gut und unserem Rinde geht nichts ab. Wir haben ja so viele Freunde.” Nicht um die Welt hätte sie ihm gesagt, daß sie ihr Alle den Rüden gedreht hatten. „Ihren Beistand brauche ich nicht, und litte ich jemals Noth, so könnte ich mir selbst helfen.” In ihrem Leben hatte sie sich noch keinen Pfennig verdient und erst fest fing sie zu begreifen an, was Mangel heißt. „Auch habe ich Baby immer um mich, Liebster, Du weißt gar nicht, was sie mir ist — ein Theil von Dir! Wenn Du nur sold einen Trost hättest.” „Die Hoffnung tt mein Baby, süßes Weib, ich drüde sie des Nazts an mich, ich liebfofe sie tagsüber.“ Schweigend, geängstigt blicken sie sich in die Augen, sie an das Kind, er an seine Hoffnung dentend. Beide von Furt ergriffen, was aus ihnen werden solle, wenn Gott ihnen diesen Segen nähme. Sie war die Erste, die das lähmende Entgeßen von sich schüttelte. „Bu hast allen Grund, zu hoffen. Kein Mensch glaubt an Deine Schuld.“ „Wer wäre grausam genug, ihr das Gegentheil zu sagen ?" dachte er. Sie fuhr fort, ihm zu erzählen, was die Leute zu seiner Vertheidigung vorgebracht hatten, da er bemerkte, daß sich sein einziger neuer Beweis zu seinen Gunsten herausgestellt hatte und ward wiederum um eine Hoffnung ärmer. „Deine Unschuld wird Dir Kraft verleihen,” schloß sie endlich. „Sa, das wird sie, Molly,“ rief er mit ‚verstellter fröhlicher Stimme. Er wußte es besser, er mußte, daß es no­ einen anderen B Zustand gab, daß der Gedanke an eine ungerechte Strafe den Gefangenen das Leben so unerträglich machen konnte, dab mehr als Einer seinem Dasein ein vorzeitiges Ende gelest hatte­ , tod zwei Minuten,“ erinnerte der W­ärter und sah auf die Uhr. „Du, Dich, Einziger, kann ich gar nichts für Dich thun?" „Nicht mehr, als Du Schon gethan hast, meine geliebte Frau. Du hast nichts unversucht gelassen, um meinem Unglücke abzuhelfen.” „So Bielerlei wollte ich Dir sagen und nun habe ich Alles vergessen.“ „Da Du mir nicht sagtest, habe ich von Deinem lieben G­esicht gelesen. Meine Seele hat genügend Nahrung, bis wir uns wiedersehen.“ Der Wärter hob die Hand, um das Brett niederfallen zu lassen. „D>b5, nur noch einen Augenblick,“ flehte sie. „Lebewohl, Liebling , Lebemohl." „Warte, Dodo, Dodo, sage Papa Lebemohl,” rief sie scmerzlich und hob das Kind empor. Die Klappe war gefallen und schied Vater und Tochter — für immer. (Fortlegung folgt.)

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